Kriegstagebuch eines Zahnarztes an der rumänischen Front (1. Januar 1917-31. Dezember 1918)

Das vorliegende Kriegstagebuch eines Zahnarztes umfasst den Zeitraum vom 1. Januar 1917 bis 31. Dezember 1918. Der Name des Verfassers ist nicht ganz klar. Ein Eintrag am Ende des Kriegstagebuches nennt den Namen Sebastian Mittea. Dieser Name wurde eindeutig mit einer anderen Tinte als der Rest des Kriegstagebuches verfasst. Handelt es sich hierbei um den Namen des Verfassers? Oder um den Namen desjenigen, der das Kriegtagebuch abgeschrieben hat? Wir wissen es leider nicht.

Klar ist, dass der Verfasser von Beruf Zahnarzt war. Zunächst sollte er als Militärischer Krankenwärter in Rumänien eingesetzt werden, bis er schließlich doch noch für eine Verwendung als Zahnarzt zugelassen wurde.

Im Kriegstagebuch findet sich auch eine Übersicht über die Ausbildung des Verfassers. Leider wird auch hier sein Name nicht genannt. Ungewöhnlich an diesem Eintrag ist die Tatsache, dass er überschrieben ist mit „Deine Assistententätigkeit“. Dies ist ein Hinweis, dass diese Zusammenstellung nicht vom Verfasser des Kriegstagebuches angefertigt wurde, sondern von einer anderen Person. Vielleicht hat diesen Eintrag die Person verfassst, die die Abschrift des Originalkriegstagebuches angefertigt hat.

Deine Assistententätigkeiten

Am Ende des Kriegstagebuches findet sich diese Seite "Deine Assisstententätigkeit"

Februar 1905. Examen

Mai – 1. Okt. 05 Zahnarzt Dunkel in Gelsenkirchen

1.Okt.05. – 1. Okt. 06 bei Zahnarzt Rümann in Augsburg

Jan/Febr. 07. bei Zahnarzt Bolten in Husum

1. April bis 1. Okt. 07. bei Riebeling in Cassel.

1. Okt.07 – 1. Juni 08. bei Lindewirth in Bielefeld

6. Feb. 08. – 1. April 11 bei Bahr in Hirschberg in Schles.

15. Mai 11 – 1. Okt.12 bei Zahnarzt Michal in München

1. Okt. 12 – Ende April 13. Wieder bei Bahr in Hirschberg in Schles.

13. Mai 1913 Tag deiner Niederlassung in Löwenberg in Schles.

Kriegstagebuch eines Zahnarztes an der rümanischen Front (vermutlich Sebastian Mittea)

Erste Seiten des Kriegstagebuches
Auf der letzten Seite ist der Name "Sebastian Mittea, Evgoroos" eingetragen. Es könnte sich um den Namen des Verfassers handeln.

Einberufung 1.I.17. an das Res. Laz. [Reserve Lazarett] Lauban als M.K.W. [Militärischer Krankenwärter] erhielt daselbst die Zahnstation. Chefarzt Stabsarzt Dr. Ronge (Görlitz). Sehr angenehmer Chef. Als Neujahrsgruß erhielt ich wegen einstünd. Verspätung vom Oberlaz. Insp. einen Anschnauzer. Später leidlich gute Behandlung. Oberarzt Dr. Dekler. zeitweilig Vertreter des Chefs. Von der Mordkom. K. d. geschrieben, später nach nochmaliger Untersuchung k. v. im Feld. (Oberlaz. Insp. Küster an der evang. Kirche.)

 

Abschrift meines Kriegstagebuches

 

Am 5.IV.17 Mitteilung, daß ich über Posen (Einkleidung ins Feld) nach Rumänien zu einer Krankentransportabt. kommen soll.

6.IV.17. (Karfreitag) früh 6.20 Abfahrt von Lauban über Kohlfurt – Hausdorf  – Sagan – Lissa nach Posen. Ankunft daselbst gegen 3 Uhr. Kalt, ohne Mantel!  Meldung in der Train*- Kaserne. Der dienstführende Unteroffizier bemüht sich vergeblich für uns (5 Mann) Unterkunft zu finden. Endlich gelingt es in der Wellblechbaracke einen Strohsack und 2 Decken a Mann zu erhalten. – Kälte, Schmutz, Massenquartier. Die Nacht schlaflos und frierend vollbracht. ½ 6. aufgestanden.

7.IV.17. Kaffee, 7.10 Apell. Erst bei tüchtigem Schneewetter und Schmutz auf dem Kasernenhof – Wagen geschoben – nette Arbeit, dann bis 11. Uhr auf der Kammer Gewehre reinigen. (Bisher noch nicht ein Gewehr in der Hand gehabt!) Der Sergeant Pertz, unser Berittführer, 2. Escadr.9. Beritt übt sich im Schnauzen. 11 Uhr Essenausgabe. Nudeln mit Fleisch – ganz gut – wenn auch Kriegsqualität, aber reichlich. Den um 12.30 angesagten Apell versäumte ich irrtümlicher Weise. Ich hatte 1.30 verstanden. Suche nach einem Zimmer in der Stadt darob ein fürchterlicher Anschnauzer vom Sergeanten, zum Schluß: „Sie melden sich um 5 Uhr auf der Schreibstube.“ Mir wird eine Stallwache mit seinen Annehmlichkeiten zugesagt. „Hängt.“ Meldung um 5 Uhr beim Wachtmeister, sehr anständiger Kerl, Ermahnung und „weg“! In der Stadt ohne Erlaubnis Wohnung gesucht und gefunden. Aug. Viktoriastr. 23 III., leidlich gutes Zimmer, aber ohne Heizung wegen Kohlemangel. Gut geschlafen!

8.IV.17. I. Osterfeiertag. ½ 1 Apell. Nachmittag Besichtigung der Stadt / Café / Kino / Abend zu Hause.

9.IV.17. II. Osterfeiertag 1Uhr Apell, Stadt – Urlaub – Karte. Spaziergang durch die Stadt, auffallend viel hübsche und elegante Mädels / Café, Kino / Abend Thomasbräu – Künstlerkonzert.

10.IV.17. Viel Dienst.

  1. ““ Mittwoch, Arbeitsdienst im Traindepot, alte Wagen abmontiert und kaput geschlagen.

12.IV. Donnerstag, endlich Einkleidung, im ganzen 149 Mann, Dienst fast den ganzen Tag.

13.IV. Freitag (Leo in der Stadt gesehen) Nichts besonderes. 3 x antreten täglich.

14.IV. Nichts besonderes.

15.IV. 12.30 Apell. Nachmittag mit Unteroff. Marquart-Hirschberg, Kaffee Steuferr + Gorgowsky, Mittagbrot Patzenhofer / Abendbrot Thomasbräu / Abend Alt Posen und in einem Kaffee in der Wilhelmstr….-

16.IV. Montag. Häcksel schneiden, Exzerzieren, Instruktionsstunde, furchtbares Aprilwetter.

(Wachtmeister Dworek!!!)

17.IV. Vormittag Gewehr reinigen, Nachmittag

15 Ctr. Kohlen reingeschippt und weggefahren. Auch eine nette Arbeit.

18.IV. Mittwoch. „Arbeitstag“ Vormittag Wagen zerkloppen Nachmittag Wagen putzen, Abend: Oper Zar und Zimmermann.

19.IV. Früh: Exzercierübungen + Ehrenbezeugungen, Nachmittag: Reinigen der Eßbaracke. Die schönste Arbeit bis jetzt!

20.IV. der Wachtmeister hat anscheinend gute Laune. Zum ersten Male Vormittag dienstfrei. Besuch des Zoo und des Hohenzollernmuseums. Mittagessen im Patzenhofer, Nachmittag: Exercierdienst, (abend Kollege Borchard – Berlin)

21.IV. Exzercieren und als Fahrballast auf Chaussee in schweren Trainwagen, lieber zu Fuß laufen. Bad genommen, Besuch des Schlosses. Abend: Czardaifürstin.

22.IV. Sonntag 12.30 Antreten / Kaffee / Kino Abends im Thomasbräu

23.IV: „Dienstfrei“ kaltes Aprilwetter seit einigen Tagen. Nichts besonderes

24.IV. Dienstag – Abfahrt ins Feld! 4.05 Nachmittag. Ab Posen über Bentschen – Guben. Großes

Hochwasser der Oder von Rothenburg [heute: Polen], Thiemdorf aufwärts. Wasser weit und breit. In Guben Ankunft gegen ½ 10 Uhr abends. Gute Verpflegung. Viel Wurst und Thee, was uns sicherlich nicht zustand. Weiterfahrt 12.26 Die Nacht in Kottbus auf einem toten Geleis abgestellt, keine Minute geschlafen. 6. Mann in einem Koupe!

25.IV. Mittwoch. Weiterfahrt von Cottbus über Falkenberg, Eilenburg – Leipzig. Ankunft 10.40 ab. 12.40 Weiterfahrt über Probstdeuben – Altenburg – Crimmitschau – Reichenbach nach Hof. Ankunft 6 Uhr abends. Verpflegungsstation: Rindfleisch mit Nudeln. In Weiden um 10 Uhr abends II. Verpflegung Wurst und Brot. Abfahrt von Weiden 1.17 Ankunft in Regensburg 5.15 Morgens

26.IV. Donnerstag / Die 2.te Nacht schlaflos verbracht/ entsetzliche Luft, viel zu warm und kein Platz zum Liegen. Regensburg ab. 10 Uhr an Landshut 1.30 über Freising nach München-Laim. Ankunft ½ 5 Uhr Nachmittag. Verpflegung das I. bayr. Bier getrunken! (nur 1. Glas!) Massenquartier. ¾ 12 Uhr nachts antreten. Ein Durcheinander aller Truppengattungen bei schönstem Sternenhimmel gegen 3 Uhr morgens. Tournister und Gepäck drücken mich so schwer, daß ich jeden Augenblick glaubte zusammen brechen zu müssen. Weiterfahrt in einem großen Transportzug von bayr. Offizieren des 22. Inf. Reg. Zweibrücken geleitet. ½ 6 Uhr Ankunft in Rosenhaim. Gute Verpflegung. Weiterfahrt über Traunstein nach Salzburg. Ankunft ¾ 11 Uhr. Gute Verpflegung, aber knappe Portionen. Herrliches Wetter, schöne Aussicht auf die Berge. Weiterfahrt über Tänneck, Werfen (Burg), Bischofshofen, Eben im Pongau, Radstadt-Schladming, Öblarn, Steinach – Irdning. Schöne Schlösser, herrlich gelegen – Salzthal. Verpflegung heimlich Wein geholt in Feldflasche. Nachher weiter über St. Michel-Leoben nach Bruck an der Mur.

Sonnabend 28.IV. Weiterfahrt über Fronleiten (Schlösser und Burgen) Peggau, Judendorf, nach Graz. Ankunft ¾ 10 Uhr. Abfahrt 12 Uhr. Graz liegt in näherer Umgebung ziemlich eben. Mittag Verpflegung. Weiterfahrt über Leibnitz mit Flüchtlingslager nach Marburg [Maribor, heute Serbien] in Steiermark 3.10, Große Weingegend. Abfahrt gegen ½ 5 Uhr. Österreich[isch]e Soldaten und ein russischer Gefangener betteln nach Brot!!! Bis jetzt noch nicht aus den Kleidern gekommen! Den ganzen Tag bei meist herrlichem Wetter auf dem Vorderperron zugebracht. Ankunft in Pragerhof gegen 6 Uhr, nachmittags, letzte Station in Steiermark. Ungarisches Fahrpersonal löst das österreichische ab. Abend. Verpflegung. Die „Verköstigungsstation“ in Pragerhof, a Mann eine  kleine russische Sardine und ein Stück Brot, erzeugte solche Juxstimmung, dass Alles in Zug mit Zweigen und Tannengrün schmückte. Österreichische Soldaten machen einen sehr schlechten Eindruck, keine Stimmung. Pragerhof, Abfahrt 7.30 Auf eingeleisiger Strecke kommt uns ein Zug entgegen. Wir fahren zurück. In unserem Transportzug sind alle Truppengattungen vertreten: Infanterie, Minenwerfer, Fußartillerie, Sanitätsformationen, Landsturmleute, Pioniere, Telegrafen, Husaren, Dragoner. (Unter den Landsturmleuten befand sich der Wirt des Bremer Ratskellers) Gegen ¾ 9 Uhr fahren wir bei Pettau über die Donau. Im Wagon, Durchgangswagon III. Kl befinden sich 46. Mann. Leider erwischte ich in München keinen Fensterplatz. Sonntag 29.IV. Weiterfahrt über Pettau – Friedau – Kotteri, Jakony, Lamoggy- Sobb nach Kaposvar, größere Stadt, schönes Wetter anhaltend, schöne Gegend das Ungarland. Großer, stattlicher, schöner Menschenschlag! Als Schlafgelegenheit, Bretter „geklaut“, durchgesägt und über das Gepäcknetz gelegt. Uydombovar, Verpflegungsstation 10 Uhr Vormittag. Kaffee + Mittagbrot, sehr gut. Abfahrt ¾ 12 Uhr, fruchtbares, leicht gewelltes Hügelland, in den Dörfern kleine, saubere Einfamilienhäuser, blühende Obstbäume. Bataszek Ankunft ½ 3 Uhr. Zwischen Bataszek und Baya  die Donau mit ihren Sümpfen überquerrt, herrliche Laubwaldungen dazwischen. Selbst größere Städte wie Kaposvar und Baya muten mit ihren ungepflasterten Straßen und kleinen Häuschen mit Altanen ländlich an. ¾ 6 Uhr Ankunft in Maria Theresiopel, eine sehr schöne, große Stadt. Abfahrt ½ 10 Uhr abends über Scegedin nach Makö.

Ankunft ½ 6 Uhr früh. Montag 30.IV. 20. Transportführer Hauptmann Erb, Oberamtsrichter in Kaiserslautern 22. Inf. Reg.

 

Ungarn ist ein sehr schönes fruchtbares Land mit herrlichen Buchenalleen, überall Ziehbrunnen. Ankunft in Arad ½ 10 Uhr: Abfahrt gegen 10 Uhr. Interessante Baumtypen, große Stadt. Weiterfahrt Cyorok-Meuer, Opallos-Megallo, Anfang des Siebenbürger Randgebirges, große Weingegend, große Obstgärten. Maria Radna, herrlich gelegen, anscheinend Wallfahrtsort am Maros  Mittagessen gegen 3 Uhr in Saborsin, Weiterfahrt über Zam, Kurrink, Kiterö, Piski (Simeria), Ankunft gegen 8 Uhr. Abfahrt ½ 9 Uhr. Früh gegen 5 Uhr Ankunft in Szerdahely.

Dienstag 1. Mai, Abfahrt gegen 6 Uhr, herrliche Laubwälder, Obstgärten, schöne Gebirgstäler, Weinberge. Große 20 km lange Steigung hat die Bahn zu überwinden. Dann ein ebenso langes Gefälle! nach Hermannstadt [heute: Sibiu]. Im Hintergrund werden die schneebedeckten Gipfel der transylwanischen Alpen sichtbar. Szelistl. / Orlat. / Hermannstadt. Schöne große Stadt mit elektr. Straßenbahn. Abfahrt von H. ½ 1 Uhr. Hier sieht man die ersten Spuren des Krieges, gesprengte Brücken (notdürftig repariert) über die Aluta. Herrliches Gebirgspanorama mit dem höchsten Berge, dem Negoi 2800 m. Ferner der Iguru. Große Viehweiden beiderseits der Bahn mit großen, büffelartigen, schwarzen, zottigen Tieren. Die Bauern fallen durch ihre besonderen Trachten auf. Gegen 5 Uhr Ankunft in Fogaras. Abfahrt gegen 10 Uhr abends. Um ¾ 2 Nachts Ankunft in Zeiden / Kronstadt [Brasov]. Hier mußte alles aussteigen und ½ Stund. Marsch in den Ort hinein, wo wir nach langem hin- und her ein armseliges Quartier bei einem Schuster auf der blanken Erde in seiner Werkstadt fanden. Ruhequartier! Schlafen war unmöglich. Die große Sehnsucht nach einem Bett blieb ungestillt. Der Rest der Nacht wurde, wie gewöhnlich schlaflos vollbracht. Ganz besonders anstrengend war nach der langen Reise mit vollgepackten Affen  und zwei Kisten der Fußmarsch zum Quartier.

Mittwoch 2.Mai. Ruhetag. Anschließend an Zeiden besichtigten wir eine Zigeunerniederlassung, unglaublich armselig und schmutzig. Diese Nacht schlief ich bei meinem Quartierwirt, unter Einwirkung eines tüchtigen Rausches, zum ersten Mal auf dem Heuboden.

Donnerstag 3.Mai. 6. Uhr Morgens wird bekanntgegeben, ¾ 8 Uhr antreten, 8 Uhr Abmarsch mit vollem Gepäck nach Kronstadt.

Unterwegs konnte ich Gott sei Dank auf requiriertem Ochsenwagen mein Gepäck verstauen. Ankunft an der Verladestelle bei Kronstadt gegen 3 Uhr. Abfahrt gegen 4 Uhr im Viehwagen, leider sehr schlechte Aussicht in Richtung Predeal-Pass. In Predeal und Sinaia große artelleristische Zerstörung, völlig zerschossenen Ortschaften. Herrliche alpine Gegend. Ankunft in Ploesti 12 Uhr nachts, wo unser Transport (5 Mann) ausstieg. Wir meldeten uns bei der Gruppe Ploesti der Kr.Tr.Abt. [Kranken Transport Abteilung] Nachtquartier auf Pritschen in einer Krankenbaracke. Kalt und unruhig, nicht geschlafen.

Freitag 4. Mai. Meldung beim Unteroff. vom Dienst, der mich besonders schlecht behandelte und mir befahl, meine beiden Kisten sofort nach Hause zu schicken. Vormittag Besuch der Zahnstation in Ploesti, Zahnarzt Veski. Nachmittag Weiterfahrt nach Buzau. Ankunft in B. gegen 5 Uhr. Quartier in der Krankenbaracke daselbst.

Sonnabend 5. Mai. Meldung beim stellvertretenden Chefarzt Stabsarzt Dr. Kramer. Überweisung nach der Station Giurgiu. Abends 10.40 Abfahrt mit dem Pendelzug (ein Etappenlazarettzug) nach Bukarest im Geisteskrankenwagon mit 2. Geschlechts. und 4. Geisteskranken. Eine fürchterliche Nacht in dieser Gesellschaft, da besonders letztere wegen häufigen Rangierens sehr unruhig wurden. Sonntag 6. Mai gegen 6 Uhr Ankunft in Bukarest, Abfahrt 7.35 nach Giurgiu.  Ankunft daselbst gegen 11 Uhr. Ein trauriges Nest in der Donauniederung gelegen, von den Bulgaren aufs äußerste zerstört und ausgeplündert worden, verseucht mit Malaria und Fleckfieber  

Als Sonntag Nachmittagsvergnügen eine Kammer nahe dem Hühnerstall geschrubbt und gesäubert, weil mich der Bursche des einen Arztes nicht in sein Quartier nehmen wollte, welches so schön und geräumig war, dass es leicht hätte zwei aufnehmen können. (Bursche des Oberarzt Dr. Wolff am Kriegslaz.) Auch Moskitonetze wurden hier für die Straße am Abend und über Nacht über das Bett zu stülpen ausgegeben. Wegen Seuchengefahr, glänzende Verpflegung, viel Butter. Schnaps und Wein, Kakao, reinen Bohnenkaffee, sehr gutes Mittagessen. Leitender Arzt der Gruppe dort Feldhilfsarzt Zühlke. Mit seinem Burschen Lenker, der sich mir anschloß, mich in seinem Quartier aufnahm (Küche) hatte ich Gartenarbeit zu verrichten im Kriegslaz. Da man nicht wußte, was man mit mir anfangen sollte, da ich nicht als Krankenwärter  ausgebildet war, konnte man mich nicht mit den Pflegern ins Seuchenlaz. abkommandieren. Dort sind von 25. Pflegern  9. an Fleckfieber gestorben! Wegen befürchteter Unruhen wurde jeder mit einem Gewehr bewaffnet. Große Temperaturschwankungen. Chinin musste prophylaktisch genommen werden. Alle drei Tage im Geschäftszimmer Telefonnachtdienst. Seit drei Tagen heftiger Durchfall

9./10. V. Wurde ich mit Desinfektion der Eßgeschirre im Seuchenlazarett beschäftigt und mit Beaufsichtigung rum. Kriegsgefangener. Meinen Darmkatarrh stoppte ich mit trocken Brot Kakao und Tannalbintabletten.

12.V.17 Fahrt mit Breber nach Rustschuck / Bulgarien zum Einkaufen. Überfahrt mit Fähre von Ramadan aus. Rustschuck, interessante Stadt mit Türkenviertel (Minaretts.) Jeden 2.ten Tag mussten wir baden und unsere Sachen entlausen lassen.

14.V.17 Erschien gegen 6 Uhr abends telegrf. Order, sofort nach Buzau zum Chef in Marsch zu setzen. Von hier aus ging mein erstes Gesuch an den Chef um Verwendung als Zahnarzt, welches, wie ich später konstatieren konnte, wegen nicht richtiger Abfassung, nur bis zum Chef nach Buzau gelangte und dort bei den Akten blieb.

15.V. Nachm. 3.55 Abfahrt über Bukarest nach Buzau. ½ 7 Ankunft in Bukarest. Rundgang durch die Stadt mit einem Pfleger der Kr.T.A. Auffallend in der Hauptstraße, eine ½ St. vom Bahnhof entfernt, eine sehr lange Straße (Calea Viktoriei) die mit Puder und Parfüm geschwängerte Luft. Viel angemahlte Huren und Damen! Hier giebt es für teures Geld uns alles zu kaufen.

16.V. In Buzau angekommen. Meldung beim Chef. Verwendung als Schreiber im Hauptgeschäftszimmer zwecks Bearbeitung der mediz. chirurg. Etats. Wohnungssuche. Eine scheußliche Nacht in einer völlig verwanzten Bude u. dito  Bett, ohne Beleuchtung zu haben, vollbracht.

17.V. heute erhielt ich den Auftrag ins Quartier des Chefs Oberstabsarzt Dr. Poddey (Kreisarzt in Lauenburg i. Pom.) als Wächter über seine Sachen zu ziehen (Villa eines früh. Bürgermeisters von Buzau) Sehr gute Verpflegung hatten wir in eigenem Kasino  neben dem Kasino unserer K.T.A.

Donnerstag 23.V. Makensen in Buzau. Seit Sonnabend vor Pfingsten wohne ich Ghita Dascalescu 43., erste Nacht Wanzenjagd in einem kleinen Häuschen zu ebener Erde. Zwei Zimmer mit einem Zwischenraum. Rechts Wohnt unser Gefr. Gottwald aus Traunstadt (Telefonist). Die Mitte war unser Toilettenraum, hinters wohnte ich. Rumänischer Landwein, ein gefährliches Getränk, aber ein gutes Schlafmittel. Heute hat mein Darmkatarrh, den ich seit meinem Aufenthalt in Buz. hatte wieder aufgehört. Poddey noch in Urlaub. Kramer tritt gleichfalls seinen Urlaub an, Oberstabsarzt Dr. Kronemeyer (Bremen?) vorübergehend Chef. Kommt plötzlich am 30.V. mit Krgr. Laz.129 nach dem Westen. Vertreter Assistenzarzt Pfaff.

1.Juni. Veiller, unsere tüchtigste Kraft, fährt in Urlaub. Ich erhalte zugleich den Postdienst. Überall werden die großen Reklamebilder, die den Straßen ein eigenartiges Bild gaben abgemacht. Die Straßen sehen direkt verödet aus. Die ganze Nacht – Hundegebell – und Floh-Wanzenplage.

2. VI. 17 Die Bevölkerung wird aufgefordert sich zum Hilfsdienst zu melden. Die Dirnen müssen die Straßen kehren!

Sonntag 3. VI. 17 Poddey vom Urlaub zurück.

4. VI. 17 Heute geht mein zweites Gesuch von Poddey befürwortet an den Etappenarzt weiter. Stelle am bakteriologischen Untersuchungsamt ausgeschlagen, da mein Gesuch weiter geht. Heute die ersten Kirschen gegessen!

7. VI. 17 Heute ging zwischen1/2 3 und 3 ein furchtbarer Hagelsturm über Buzau nieder, der viele Fensterscheiben zertrümmerte. Eisstücke über Kirschengröße. Riesige Wassermassen stürzten unter schwerer elektr. Entladung hernieder.

8. VI. 17 I.ste Choleraimpfung. Scheußlich ist das Kaffeeholen in der heißen Mittagzeit nach dem ½ St. entfernten Geschäftszimmer. Heute Nacht töte ich in meinem Zimmer neben Kellerasseln einen ungewöhnlich großen Tausendfüßler. Wegen Mangel an Getränken, Wasser darf wegen Seuchengefahr nicht getrunken werden, leidet man stark unter Durst.

27. VI. Thyphusimpfung. Schüsse des Nachts.

17. VII. – 24. VII. Eine Woche Nachtdienst im Geschäftszimmer. Wegen großer Fliegenplage, – Schlafen unmöglich.

17. VII. heute die ersten, neuen, Kartoffeln gegessen zu Mittag.

22. VII. heute höre ich das mein Gesuch beim Kriegsministerium bereits sein soll, nachdem es vom Armeearzt zurückkam.

  1. VII Urlaubssperre: Die Rumänen schlafen im Freien auf der Altane. Erste Kämpfe an der Front!

Die andauernde, große Hitze erzeugt eine lähmende Schlafheit und Müdigkeit.

1.VIII. Nachricht vom Kriegsminist. an Etappenarzt, daß gegen meine Beleihung nichts einzuwenden ist.

3. VIII. heute über 50° Cels. In der Sonne gemessen.

4. VIII. der erste Bierabend in unserem Kasino. Im Zimmer messe ich abends noch 28° Cels. Viele Truppentransporte kommen durch Buzau. Anscheinend steht eine neue Offensive bevor. Auch Türken und Bulgaren.

6. VIII. Differenz mit dem Chef, weil ich den Inspektor des Etappenarztes bat, telefonisch dem Chef meine Beleihung mitzuteilen. Ein großer dienstlicher Lapsus von mir. Wie ich zurückkomme[,] liegt auf meinem Platz der Marschbefehl als fliegender Telefonist für die neue Kr.Tr. Gruppe.

nach Rimnicul – Sarat in Marsch gesetzt. Wahnsinnige Hitze! Abfahrt 3 Uhr mit österreich. Transportzug. Unübersehbare Maisfelder und Sonnenblumen, weit und breit keine Dörfer. 5 Uhr Ankunft in Rimnic., trauriges, schmutziges Nest mit circ. 8000 Einwohnern. In der Ferne Kanonendonner. Abends Bier im Stadtpark getrunken. Quartier, echt rumänisch, mit dem Burschen vom Stabsarzt Kramer zusammen, Lehmboden mit viel Flöhen. Dienst von 7 Uhr morgens bis 10 Uhr abends, anstrengend aber interessant. Quartier im Verhältnis zu Buzau wesentlich primitiver, keine Fensterscheiben. Nachträglich Befehl, daß ich in Rimnic. bleibe, Stusser als Ablösung bestimmt.

8. VIII. Riesiger Andrang an der Sammelstelle, alles drunter und drüber. Wilder Krankentransport – Abends Donner schwerer Geschütze. Bis 12 Uhr nachts gearbeitet. Verpflegung sehr schlecht.

9. VIII. Dienst wieder den ganzen Tag bis ½ 12 Uhr nachts. Alles drunter und drüber, auch infolge Bildung der fliegenden Gruppe (Dr. Sturmköffel Landsturm. Arzt) Ausschlag am ganzen Körper infolge Chininschluckens oder Insektenstiches.

10.VIII. Ausschlag wieder völlig verschwunden. (oder entstanden auch dadurch, daß ich das ganze

Bett mit Globolpulver eingestäubt hatte!)

11.VIII. ½ 6 Uhr früh, sehr starker Kanonendonner. Verpflegung sehr schlecht. Hunger.

12.VIII. vom 11. zum 12.  keine Minute geschlafen, da von der Front die ganze Nacht hindurch große Umtransporte kamen. Es erschienen in ständigen Transporten sehr viel Verwundete und Kranke. 1300 Mann wurden den hiesigen Lazaretten überwiesen. Ein trauriges Bild, des Nachts bei Fackelbeleuchtung. ½ 3 Uhr zu Bett.

18.VIII. Heute kommt die Nachricht von meiner Beleihung.

19.VIII. Meldung beim Kriegslazerettdirektor 58. Oberstabsarzt Osaun, dann beim Abteilungschef Oberstabsarzt Järisch. Fahrt nach Bukarest mit Lkz. (Mobilgeld 550 M.). Schönes Coupe  II.Kl. allein mit weißer Wäsche. Leider nicht geschlafen. Um ½ 6 Uhr in Chitilla vor Bukarest ausgestiegen. Keine Bahnverbindung wegen Militärtransporten.

20.8. Nach 3 Stund. Aufenthalt in Chitilla Weiterfahrt auf einer Lokomotive. Ankunft dortselbst gegen 10 Uhr. Quartier bei Gottwald auf der Kr.S.Stelle der K.T.A. 15 Einkäufe im Offizierskaufhaus Trocadero, Kaffee Kronprinz. etc..etc…

21.8. Bummel durch die Stadt. Abend Kino. Gut gegessen und getrunken, besonders sehr gutes feines, Bier. Viel Schmutz in den Straßen. Großer Straßenhandel.

24.8. 17 Abfahrt 6.35 morgens nach Buzau zum Etappen-Intendanten. Bekleidungsfrage erledigt. Auf der K.T.A. Gruppe gegessen, um 3 Uhr Fahrt mit Etapp. Laz.15 nach Ploesti.

25.8. Rückfahrt nach Rimnic.

27.8. Meldung beim Kriegslaz.dir. Mittag im Kasino 58 g. Sofort nach 58 i. kommandiert. Abend im Casino 58 i. 30. 8. Bierabend, Feier meines Eintritts in das Kasino und meiner Beförderung. Sehr vergnügter Abend bis ½ 3 Uhr morgens. Gast des Kasinos – Physiologie-Prof. Krämer – Berlin. Chef: Oberarzt Zelle (Kreisarzt in Oppeln) Delegierter des roten Kreuzes Geheimrat Winter, Stabsarzt Prof. Beugsch, Stabsarzt Dr. Hornstein (Frauenarzt in Reydel) Oberarzt Dr. Pzell, Dr. Samuel, Unterarzt Knossella, Kollege Bunke, Inspektor Göhrden.

1.9. 17 Abkommandierung zum Korpsarzt I. Ins. Korps.

3.9. Früh 10 Uhr Abfahrt nach Focsani Meldung beim Korpsarzt Generaloberarzt Hildebrandt. Adjutant Oberarzt Fontaine. Werd der 89 I.D. Feldlaz. 264 als Stabsmäßiger überwiesen. Meldung beim Chefarzt des Feldlaz. Marinestabsarzt d. R. Dr. Steffen. Abends im Casino daselbst.

4.9. 17 Meldung beim Div. Arzt Oberstabsarzt Plöck. Nochmalige Meldung beim Korpsarzt. Ich soll für den erkrankten Kollegen Kaiser die Kieferstation übernehmen. Focsani, 15 klm. hinter Front, schöne Stadt, sehr gutes Qartier. Nachts 11 ¼ Uhr Fliegerangriff in mondheller Nacht. Maschinengewehre und Flakgeschütze treten in Tätigkeit. Mit Scheinwerfern wird der Himmel abgesucht. Um ½ 2 Uhr Wiederholung des Angriffs. Es sollen viel Bomben abgeworfen worden sein.

5.9. Meldung beim beratenden Chirurgen Oberstabsarzt Gollinsky, Leiter der Mund-chir. Station und gleich zwei Kiefer geschient. Meldung ferner bei Oberstabsarzt Scheffels, Chefarzt des bay. Feldlaz. 42, dem die Station angegliedert ist. Nachts 1 Uhr wieder ein Fliegerangriff.

6.9. ½ 6 Uhr nachmittags Geschwader-Fliegerangriff 6. Flugzeuge.

9.9. Fahrt nach Rimnic zur Besorgung meiner Sachen von dort. 9 Uhr abends Rückfahrt auf einem offenen, hoch mit Holz bepackten Wagen, kühler, aber herrlicher Abend. In der Ferne Mündungsfeuer und Aufsteigen von Leuchtraketen. Um 12 Uhr zu Haus. Rumänien ist ein sehr fruchtbares Land. Hier kennt man weder Kunstdünger noch Düngung mit Mist.

14.9. Schönes Sy[m]phoniekonzert in Stadttheater (Kappelmeister Hetzel – München) Im Offizierspeisehaus Sohn von Prof. Michaelis (Guben) als Art.Off. gesehen, aber nicht begrüßt.

18.9. Wagenfahrt nach Risipiti. Dortselbst interessante Aufnahmen. Die Verluste der letzten, mißglückten Offensiven werden auf 25000 Mann geschätzt, viel Tote!

21.9. Heute II. te Thyphusimpfung. Auf der Kieferstation der III. Todesfall. Morgen soll der Kaiser kommen! Abends 6 Uhr sitze ich im Offiziersspeisehaus als wieder feindliche Flieger erschienen, die lange Zeit beschossen wurden.

22.9. Heute soll der Kaiser in Odobesti gewesen sein. Früh um 8 Uhr machten wir eine Sektion. Abends erschienen wieder Flieger. Abend im Theater „Fledermaus“ gesehen. Die Fensterscheiben des Theaters sind durch Farbe abgeblendet. (grün angestrichen)

24.9. 17 Heute Eindruck geschunden. In Gegenwart des Chefarzt vom Feldlaz. 10 Stabsarzt Beneck (Görlitz) eine komplizierte Schienung mit schiefer Ebene (Matzeit) vorgenommen! Alles klappte tadellos, Zeiteinh. 1. Stunde. auf dem Operationstisch. U. starb leider später an einer nicht beobachteten Verletzung der Wirbelsäule, die Erscheinungen wurden für Tetanus oder eine Meningitis gehalten!

26.9. Theater „Weg zur Hölle“ ein Schwank, sehr lustig und nett. Neues Auftreten von Darmkatarrh. (Putna-Krankheit)

27.9. Heute Fieber und starker Darmkatarrh.

29.9. Postsperre. Besonders wurden sämtliche aus Deutschland ankommende Zeitungen auf telegraf. Befehl gesperrt.

1.X. Kieferstation, als selbstständige Station aufgelöst und im bayr. Feldlaz. 42. eingerichtet.

4.X. Morgens ¾ 4 Uhr Fliegerangriff. Nachmittag Wagenfahrt mit Insp. Schneider nach Carligele, herrliches Weingut. Die schönsten Trauben, so groß wie Pflaumen, direkt vom Stock weg gegessen.

6.X. Im Theater „Dollarprinzessin“ gesehen.

13.X. heute gab es einen herrlichen Puter zu Mittag (13 Lei /ä 0,80 n) = Kosten) 6. Personen haben 2 x davon gegessen.

14.X. (Sonntag) zwischen ½ 6 u. ½ 7 Uhr schwerer Fliegerangriff, bisher der Stärkste. Mehrere Tote und Verwundete am Bahnhof.

15.X. heute die ersten Läuse „geknackt“.

16.X. Meldung beim Div. Arzt bezüglich deiner Abkommandierung zur San. Komp. 64 nach Tifesti.

17.X. Wagenfahrt nach Tifesti, Meldung beim Chef daselbst. Besichtigung der für die Zahnstation in Aussicht genommenen Räume. Keine Fußböden (Lehm), keine Fenster. Nach Focsani zurückgefahren.

20.X. In einem Sanitätsauto bei hundsmiserablen Wetter nach Tifesti gefahren. Das Hämmern der Maschinen-Gewehre höre ich vom Bett aus bei Tag und Nacht.

21.X. heute Spaziergang nach der Surita, einem tief eingeschneiten Flussbett, in dem die Inf. Unterstände eingebaut und eine schwere Batterie bayr. Fuß. Art. 4 liegt. Hier sieht man die ganze Front mit seinen Stellungen vor sich. 3 km hinter Tifesti (Front 6 km.) Schlechtes, kaltes Wetter. Tifesti hat eine Belegziffer von 2400 Mann inclus. Brigadestab. Die „Zahnstation“ trifft im San. Unteroffizier Scholter, Techniker Schilling (Reichenbach – Langenbielau) einen Ordonnery, ein Schreiber, ein Bursche. Tafelrunde bei den San. Komp. 2. Stabsärzte, 2. Oberärzte, 1. Feldhilfsarzt, 1. Oberapotheker, 1 Zahnarzt, 1Zahlmeister 2. San. Vice-Feldwebel der etatsmäßige Wachtmeister, der kath. Dir. Pfarrer Schwanitz (Domprediger in Köln), der Div. Hilfspfarrer Thyssen aus Bremen (Pfarrer „Wunderbar“) „Authentisches“ aus dem rumänisch. Feldzug, der nach der Schlacht am Arges und bei Bukarest verloren worden wäre, da 5. Deutsch. Div. abgeschnitten waren, die nur durch das schnelle Heranholen einer türkischen Div. herausgeschlagen wurden. Generalstabschef Tappen flog sofort.

31.X. heute Abend wurde uns zum Abendbrot als kalter Aufschnitt Hundebraten vorgesetzt.

4.XI. 8 Uhr Morgens. Heute mit der ersten Reitstunde begonnen. Aller Anfang ist schwer! Zeitweilig sogar noch recht warm. Schönes Herbstwetter. An Regentagen fürchterlicher Schmutz. „Authentische Mitteilungen“ Während der Augustoffensive 1917 in Rum. standen am Nagrowalde 36 stundenlang 13. Battr. Artillerie untätig, während die Infanterie verblutete. Der Art. Kommandeur Oberst Schmid wurde daraufhin sofort abgesägt. Während des I. Teils des rum. Feldzuges mußten wegen Gewalttätigkeiten, Plünderungen etc… besonders durch bayr. Soldaten Buzau, auf höheren Befehl, zeitweilig von den Truppen geräumt werden. Die II. Offensive am [?] scheiterte hauptsächlich wegen Mangel an Artillerie und Truppen. Differenzen zwischen Mackensen – u. der obersten Heeresleitung

16.XI – 18. XI. in Focsani zwecks Einkäufe.

18.XI. Operette „Der Frauenfresser“

19.XI Zurück mit Postauto nach Purcelesti von dort zu Fuß nach Tifesti

20.XI. Ausflug bei schönstem Wetter auf die Magura Odobesti (Höhe 1001.) Artilleriebeobachtungsposten (2. Scherenfernrohre) mit Wagen bis Seanteia. Zu Fuß aufwärts 2 ¾ St. Abwärts den „Karrenweg“ herrliche Aussicht, besonders schön auf die transsylvanischen Alpen.

3.XII. der erste Schneefall.

4.“ herrliches Winterwetter. Die Artillerie darf nicht mehr schießen. Man munkelt von einem bevorstehenden Waffenstillstand.

5.XII. Schneidender Wind, Kälte, etwas Schnee. Heute Morgen erschienen bei der 2/2 I.D. ein rum. Art. Oberst zwecks Abschlusses eines Waffenstillstandes. Heute besuchten wir daraufhin die Art. Stellung der bayr. Fuß. A. 4. „Waffenruhe“. Unsere tägliche Fleischportion sind 250 g.

6.XII. heute wurde die Zahnstation von einer Kommission aus dem Kriegsministerium Oberstabsarzt Schmidt besichtigt.

8.XII. Ausflug nach den vorderen Stellungen und Höhe 151. Inf. Reg. 333. Abends Einweihung unseres neuen Kasinos

9.XII. Wagenfahrt nach Faucin, sehr kalt

12.00, ein kleines, herrlich gelegenes Örtchen, aber sehr zerschossen.

10.XII. heute wird offiziell von der Brigade bekannt gegeben, daß Waffenstillstand geschlossen worden ist. Alle Verteidigungsarbeiten sind einzustellen.

16.XII. Nach 6 Tagen ununterbrochenem Nebel heute wieder ein herrlicher Sonnentag. In den nächsten Tagen wieder Nebel mit schönen, milden Sonnentagen wechselnd, dann wieder Kälte mit scharfem, schneidenden Wind.

24.XII. Um 6 Uhr nachm. in der Barake Weihnachtsfeier der gesam. Korp. 7 Uhr Abendbrot und Feier. Große Besäuftheit an starkem Grogk ½ Wasser zu 2/3 Cognac.

27.XII. Frühlingswetter, dann wieder Regen, entsetzlicher Schmutz. Laut Bekanntmachung des Gasschutzoffiziers hatte Italien bei der großen Offensive infolge unseres Gasangriffs 5-6000 Tote infolge Gasvergiftung. Es werden abwechselnd Granaten mit den verschiedensten Gasen geschossen, die eine kombinierte Wirkung haben, die ersten neigen zu Erstickungsanfällen bei nicht dicht schließenden Masken. Die Betroffenen versuchen sich dann in ihrem Angstgefühl die Masken abzureißen und atmen dann das zweite tötlich wirkende (Clor) Gas ein. Von den in rum. Händen befindlichen circ. 40 000 Zivilgefangenen sind nur noch circ. 14 000 übrig geblieben. Die Meisten starben an Hunger u. Seuchen (Fleckfieber). In Serbien sind von circ. 70 000 österreich. Kriegsgefangenen nur noch circ. 5000 am Leben geblieben. Wetter im Monat Januar fast frühlingsmäßig – herrlich.

20.I. 18. Fußmarsch von Tifesti auf Höhe 1000 ½ 8 Uhr morgens Abmarsch, ½ 12 Uhr oben. Marsch über Gagerti- Jägerlager. ¾ 2. Zurück über Kloster Schitul – Tarnita – Gagesti – Tifesti. ¼ 6 Uhr

Abends zurück mit Oberapoth. Weinmann. Sehr schöne Aussicht (Wölfe) aber sehr anstrengend.

18.I. 18. Abends war bei uns der Brigadestab geladen. 1. Hauptmann + 2.Leutn. ¾ 11 erscheint per Auto. Unser Brigadier Generalmajor Siegner als Gast. Glänzendes Festessen: Tomatensuppe mit Reis, Krammetsvögel auf geröstetem Brot, Sauerbraten mit Wein-Sauce und Kartoffeln. Butter u. Käse. Später um 11 Uhr noch mehrere Platten mit Aufschnitt etc.. I.a. Wein mit gutem Bukarester Bier. Heißer Slivowitz! Eine Roulette wurde gedreht, jeder bekam eine Nummer, wems traf, der mußte einen Ganzen trinken.

Einige typische Unfreundlichkeiten unseres Div. Kommandeurs Exc. Melms: Pferdeappell am

Sonntag. Nach Waffenstillstand erscheint er vorn beim Drahtverhau, mißt die Breite nach und konstatiert statt 4 m. 3,60 m. Darob  großer Krach. Dieser Kleinigkeitskrämer!

26.I. 18 Ausflug nach Marasesti durch das zerschossene Dombrowawäldchen, an dem völlig zerstörten Dampfsägewerk Tisita vorbei, weiter die völlig zerstörte Zuckerfabrik (mit Weinmann)

Es wurden an diesem Tage Türken und Bulgaren (Dobrudscha) ausgetauscht. Sehr interessante Typen. Die rum. Offiziere fielen in ihren grauen Flauschmänteln mit ihren langen schwarzen und grauen Lammfellmützen ganz besonders auf. Viel Elend sah man da.

27.I. 18 9.15 Apell (Kaiser Geburtstag) 10.30 Feldgottesdienst

2.II. 18 Wagenfahrt mit Pfarrer Tomiak nach Jarestea. Von dort zu Fuß nach Odobesti und zurück nach Jarestea. Von dort wieder mit Wagen nach Tifesti.

5.II. Fahrt mit Stabsarzt Fast, Stabsarzt Scholz, Pfarrer Tomiak u. Oberapoth. Weinmann nach Focsani in zwei Wagen ins Theater „Dreimäderlhaus“. Sehr schöne Vorstellung. Nach dem Theater Einladung bei Pfarrer Schwanitz und dem Korpsintendanten. Sehr guter Wein und Rum. Sekt bis ½ Uhr getrunken bei Kerzenlicht.

10.II. 18 Heute einen historischen Moment miterlebt: den ersten Austausch deutscher und österreich. Kriegsinvaliden aus Rumänien. Von 17000 Gefangenen sollen nur noch circ. 3000 am Leben sein. Hunger und Seuchen, besonders im Lager Sipote sollen gewaltig unter ihnen aufgeräumt haben. Traurige, abgerissene, zum Skelett abgemagerte Gestalten, die vom Bahnhof Putna Seaga nach Bukarest mit Laz. gebracht wurden. Fußmarsch von Tifesti über Batinesti – Igesti – Patrascani und zurück mit dem Chef im Wagen.

12.II. Weilte bei uns der Zauberkünstler Conradi, sehr nett. Abends im Casino bis ½ 2 Uhr.

25.II. morgens 4.20 fand hier ein Erdbeben (ein tektonisches Beben) statt. Der 3.te Stoß war der Stärkste. Mein Wandkalender war in geruckt. Die Lampe pendelte hin und her. Nachmittags teilte uns der Chef eine geheime Mitteilung mit, daß wir stets innerhalb 24. Stunden marschbereit sein müßten. Es finden zur Zeit Friedensverhandlungen statt, mit deren Scheitern man rechnet.

1.III. Inzwischen ist den Rumänen ein Ultimatum gestellt worden. Wir machen aufregende Stunden durch. Heute Nacht 12 Uhr soll die Frist ablaufen. Innerhalb 3. Tagen soll dann der neue Kriegszustand beginnen. In den letzten Tagen sind bereits allerlei Vorkehrungen getroffen worden. Die Artillerie ging wieder in Stellung. Fußa. 4 [Fußartillerie 4] wurde abtransportiert.2. III. heute  kommt die offizielle Mitteilung, daß Rumänien die Bedingungen ablehnt.

3.III. 18 10.15 kommt Funkspruch, daß R. in letzter Stunde, nach Abbruch der Friedensverhandlungen, neue Verhandlungen angebahnt hat.

4.III. Abends ½ 11 Uhr kommt die telef. Nachricht, daß Rum. den Friedensvertrag unterzeichnet hat. Große Freude. Mal geht hier – mal da ein Haus in Flammen aus Dörfern. Brände wurden als rum. Signale angesehen. Wir waren nur noch 5 Stunden von neuen Kampfhandlungen entfernt. Erdleitungen, die die Rum. abhören konnten, waren gelegt, um sie zu irritieren. Angegriffen sollte bei Braila und Fundeni werden. Unsere Artell. sollte zur Täuschung 3000 Schuß abgeben. Vor uns lag nur ein Reg. 333. in Div. Breite auf 10 km. Wir hatten bei unserer Div. nur noch 5. leichte und eine schwere Batterie.

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Urlaub in die Heimat vom 22.III. bis 17. IV.

Die Zahnstation wurde inzwischen wieder nach Focsani verlegt. Ich bin wieder beim Feldlaz.

2.VI. 18 E.K. II erhalten. Die Rum. sagen, daß die Deutschen in Bezug auf Moral viel von ihnen gelernt hätten. Die tollsten Schiebungen sollen sich ereignet haben. Das Verhältnis der Stäbe zum Theater ist auch in moralischer, in vorbildlicher Beziehung auch wenig erfreulich.

4.XI 18 heute macht sich eine allgemeine Aufregung und Nervosität bemerkbar. Befehle überstürzen sich. Unser Abmarsch steht unmittelbar bevor, trotzdem der Div.Stab heute noch eine Schnitzeljagt abhält. Wir saßen bis ½ 2 Uhr im Kasino und besprachen die Lage. Ein Geheimbefehl bzg. Ungarn klärt die Lage. Wir müssen uns jedenfalls durch Ungarn durchschlagen. Alles nicht Abtransportierbare soll verkauft werden. Die Situation ist spannend und sehr ernst. Wie werden sich die Rumänen verhalten, die immer noch auffallend ruhig sind aber sehr selbstbewußt, manchmal sogar recht unverschämt auftreten. Auch der schamlose Waffenstillverstandsvertrag zwischen Italien und Österreich wurde heute Abend bekannt. Innerhalb 15 Tagen sollen wir durch Ungarn sein???

5.XI. heute wird alles nur entbehrliche verkauft. Überall wird Munition gesprengt.

6.XI. Schlechtes Wetter, keine besonderen Ereignisse.

7.XI. Abmarschbefehl für 8. XI. erhalten. Es soll über den Buzza-Paß in 9-10 täg. Marsch nach Kronstadt gehen.

8.XI. Nichts besonderes.

9.XI. Wird Abmarsch befohlen für 10. XI. Vormittag.

10.XI. Befehl: Sofortiger Abmarsch über Golesti nach Plaginesti 18 km. Dort Quartier. Wetter gut, kühl, windig. Man hört von einem rumänischen Ultimatum, daß wir in 8 Tagen Rumänien geräumt haben sollen. Abmarsch 9. Uhr Vormittag, Ankunft ½ 4 Uhr. In Plaginesti. Keine Verbindung mit dem Div.Stab. Die Rumänen haben die Bedingungen gestellt, daß Focsani bis 9 Uhr abends geräumt sein muß. Telefon ist abgebaut, wir haben keine Befehle. Der Etappenkommandeur Major Radke erscheint im Auto in Pl. mit den neuesten Nachrichten. Der Kaiser soll abgedankt haben. Funkentelegramm mit der Unterschrift „der Arbeiter- u. Soldatenrat“ sollen aufgefangen worden sein. Die Rumänen haben uns den Krieg erklärt. Der Abschnitt Golesti soll gehalten werden. Vor uns steht nur noch ein Regiment Infanterie und eine Batterie. Abend im Kasino sehr nett – Gänsebraten aus dem Wock und Sekt bis 12 Uhr.

11.XI. Aufbruch ½ 7 Uhr nach Rimnicul. Dort Verbindung mit der Div. 18 km. Marsch. Schönes, aber kühles Wetter, Quartier in einer Baracke des K. u. K. Spital 212. Auf einer Krankentrage geschlafen. Hier erreichen uns die verschiedensten Nachrichten aus Deutschland. Revolution, Soldatenrat etc… Die Rumänen sollen 8 Uhr morgens langsam in das mit Fahnen geschmückte Focsani eingezogen sein. Die Ententearmee soll von Giurgiu aus auf Bukarest marschieren. Ungünstige Nachrichten über das Verhalten der Ungarn. Eine wenig erfreuliche Lage. Abends eingeladen in der Messe des K. u. K. Laz. 212. Die Stimmung war sehr ernst. In der Baracke war es sehr kalt, da die Fensterscheiben kaput waren.

12.XI. ½ 7 Abmarsch nach Buzau (32 km.) Ankunft gegen 3 Uhr. Im Laufe des Tages wurde näheres über unseren Waffenstillstand bekannt. Hier sollen unter unseren Soldaten, besonders den Landsturmbat. Meutereien vorgekommen sein. Soldaten werfen Gewehre und Tournister weg.

Abends im Buz. Offizierspeisehaus guten Rotwein. Daran anstoßend ein Raum für die Manschaften.

Der General der 303. I. D., den ich beim Nachhause gehen vor dem Kasino treffe, ersucht mich zurückzugehen und allen dort befindlichen Offizieren zu ersuchen, nach Haus zu gehen.

Nebenan bittet er persönlich die Soldaten nach Haus zu gehen.

13.XI. Ruhetag in Buzau.

14.XI. Ruhetag. Sehr schlechtes Wetter. Unsere Leute Wählen einen Soldatenrat. 1. Unteroff + 1. Mann.

15.XI. Schneesturm und Regen. Scheußliches Wetter. Gott sei Dank, noch Ruhetag.

16.XI. Immer noch in Buzau. Schlechtes Quartier. Schnee und Kälte draußen. Im Ofen nasses Holz, Feuer, daß keine Wärme giebt. Im Zimmer in der Waschschüssel gebadet und selbst Wäsche gewaschen. Mein neuer Bursche in Vertretung des Erkrankten ist II. Vors. des Soldatenrats. Abend stets Dämmerschoppen – sehr guter Rotwein ½ Litr. 1,60 M. im Offiziersspeisehaus.

17.XI. Immer noch in Buzau. Heute haben wir Kälte. Gott sei Dank ist der Schmutz gefroren. Heute erfahren wir auch, daß wir am 19. XI. in Richtung Buzzapaß in Marsch gesetzt werden sollen. Es soll in einzelnen Gruppen marschiert werden. Wir gehören zur Gruppe Hauptmann Kallow, Inf. Reg. 375. Die Möglichkeit eines Marsches bis Oderberg soll ins Auge gefasst worden sein. Über Abtransportmöglichkeiten von Ungarn aus ist nichts bekannt.

18.XI. Letzter Ruhetag in Buzau. Schlechtes Wetter, kalt und regnerisch.

19.XI. Abmarsch 8.30 Morgens nach Cinderti (15 km) am Eingang des Buzzapasses. Scheußliches Wetter, Regen, Nebel. Quartier leidlich, aber nicht heizbar, kalt.

20.XI. Marsch (8 km) nach Ungurin. Quartier leidlich. Wetter immer noch scheußlich. Mein Bursche kündigt mir die Freundschaft, weil er des Nachts Wache schieben soll. Zwei Herren wurden des Nachts die Wäschesäcke mit sämtlichen Schuhwerk gestohlen. Kasino gemütlich, rauchige Bude.

21.XI. Aufbruch 7.30 (24 km) nach Aninoasa b/ Cislau Kalt, Frost, aber gutes Wetter. Schwieriges Fahren teilweise mit Vorspann. Herrliche Gegend.

22.XI. Aufbruch 9. Uhr nach Benga b./ Fartelege, Wetter schön, aber sehr kalt. 3. Stunden in der Kälte auf der Straße gestanden, ehe Quartier zu erhalten war. Quartier sehr dürftig ohne Ofen. Schöner Rotwein dortselbst gekauft, allgemeine Besäuftheit.

23.XI. Ruhetag und Ausflug nach Suditi auf die anderen Seite der Buzza. Alpenglühen!

24.XI. Abmarsch 9 Uhr über Nehoiu nach Nehoiasu 15 km. Sehr kalt und schneidender Wind, später schöner und wärmer. Herrliche Gegend. Wir mußten hier Feldlaz. 151 ablösen. Nehoin liegt wie Lähn aber mit alpiner Umgebung.

25.XI. Ruhetag.

26.XI. Abmarsch 7.30 (28 km) Krasna nach Brusso (Sägewerk) herrlicher, wildromantischer Engpaß. Wieder sehr schlechtes Wetter. Regen und Nebel. Im Laufe des Vormittags wurde uns gemeldet durch Div. Befehl, daß Rumänien um 6 Uhr geräumt sein mußte. Eine rum. – französische Kommission dicht hinter uns soll nach requirierten Sachen revidieren. 1.36 Mittag überschritten wir die rum. – ungarische Grenze, erkenntlich an einer im Feld befestigten bronierne Tafel. Quartier nur der blanke Boden, aber wenigstens ein Ofen, in einer Baracke des Sägewerks.

27.XI. Abmarsch 7 Uhr (29 km) nach Kreuzburg Wetter sehr schlecht, Schnee, Regen, Kälte, Nebel. Die Bevölkerung benimmt sich sehr unfreundlich. Quartier in einem Schulsaal. Hartes Lager auf einer Schulbank.

28.XI. 12 Uhr mittag 6 km Marsch nach Tartlau (Praszmar) Weg sehr schlecht, Schnee – Schmutz, aber wenigstens von oben trocken. Quartier heute wieder sehr schlecht, der blanke Boden in der Orts Kr. Stube. In einem Gasthaus herrlichen Schweinebraten gegessen und schönen Ungarwein getrunken. Nicht billig, aber sehr gut. Im Lokal Soldatenexess. Ein Sergeant reißt sich vor unseren Augen Knöpfe und Tressen ab.

29.XI. Gutes Quartier bei einer Sachsenfamilie erhalten. Über eventuellen Abtransport ist noch nichts bekannt. Vorläufig heißt es noch weiter marschieren. Allgemeine Stimmung sehr schlecht.

30.XI. Ruhetag. Sehr schlechtes Wetter. Tartlau ist ein sauberer Marktflecken mit vielen wohlhabenden, deutschen Bauern mit fast durchweg 150 – 300 Morgen. Interessante Kirche mit burgartiger Umwallung. Wohnung bei Johann Schmidt, Mühlgasse 688. Heute kommt ein Befehl, der auf bevorstehende Internierung und Entwaffnung schließen läßt. Ich verkaufe für 50 Kronen meinen Revolver.

1.XII. Unsere Internierung steht fest bis auf das Wie? Wir bekommen den Befehl mit einem Teil des Laz. des Nachts über Kronstadt nach Schässburg zu fahren. Alle nur entbehrliche Habe wird schweren Herzens verkauft. Abfahrt 8.45 bei großer Kälte in einem Wagen ohne Fenster. In Kronstadt gegen 1 Uhr Ankunft. Ohne Belästigung umgestiegen und nach Schässburg weitergefahren. Überall hört man Schüsse fallen von Radaubrüdern. Ankunft am  2. XII. gegen 7 Uhr morgens. Schässburg, sehr schönes, kleines Städtchen, ähnlich wie Marburg gelegen. Sehr gut gegessen und getrunken.

3.XII. Ruhetag. Wir sollen hier den Durchmarsch der Div. abwarten und die Kranken unterbringen.

Unter Führung des Realschuldirektors Both das Stadtmuseum und die Burg besichtigt. Ein begeisterter Sachsen – Deutscher. Ein nettes, kleines Weinlokal, daß wir die „Herberge zur Heimat“ tauften haben wir zu unserem Stammlokal gemacht.

4.XII. Ruhetag. Bei Dir. Both zum Abendbrot eingeladen. Ein herrlicher Abend.

5. u. 6. XII. / 7. XII. Ruhetag. Heute sehr schöner, kalter Wintertag. 12 Grad Kälte, was ich aber in meinem warmen, behaglichen Quartier nicht verspüre. Hier giebt es doch noch alles zu kaufen, wenn auch teuer. Sehr guter Kaffee mit Torte und Schlagsahne!

8. / 9. / 10. XII. Ruhetage.

11.XII. Abends 6 Uhr Abfahrt nach Pelvencz. Ankunft gegen 1. Uhr morgens. Bis 8 Uhr auf dem Bahnhof schlaflos verbracht. Dort Nachricht, daß rum. Banden einen unserer Proviantzüge überfallen haben, aber erfolglos. Quartier gut, Ehe – Schlafgemach mit Insp. Schneider, aber ohne Waschgelegenheit. Wein sehr gut. Einladung zum Schweineschlachten beim Kantor Peter Horvath. Unsere Leute benehmen sich dort übel als starke Alkoholiker. Man sieht doch allenthalben einen moralischen Verfall der sich auch in dem Offizierskorps sehr stark bemerkbar macht. Der Durch- u. Rückzug unser Truppen wird für lange Zeit einen üblen Eindruck hinterlassen. Die Kantortöchter sangen hübsche ungarische Volkslieder. Ein wohlhabendes, wie malerisches und evangelisches Dorf, daß starke Spuren der Revolution aufweist. Zerstörte Villa des Stuhlrichters. Die Nachmittage wegen Mangel an Beleuchtung im Bett gelegen. Pelvencz ist ein Weinort an der Marös [Mieresch] gelegen circ. 1800 Einwohner. 15. XII. (Sonntag) dem Gottesdienst in der Kirche beigewohnt, am Schluß sprach der Pfarrer ein Gebet in deutscher Sprache. 11.30 Nachts Weiterfahrt nach Banffy Hunyad, circ. 30 km hinter Klausenburg gelegen. Abschiedfeier beim Kantor, wo sich einige Herren wieder sinnlos betranken. (Fontaine wurde von mehreren Leuten in den Zug getragen) Sing viel aus dem Wagen!

16.XII. Früh Morgens 5 Uhr Ankunft in Baffy H. Kleine Stadt von circ. 6000 Einwohnern mit vielen jüdischen Familien. Sehr schwierige Quartierverhältnisse. Unterkunft im Komitatsspital. Dort freundlich und gastfrei  aufgenommen. Sehr gute Verpflegung. Leider müssen wir entdecken, daß wir verlaust sind und die Räume völlig verwanzt. Winterwetter. Geheim: Mitteilung über vermtl. Abtransport durch [Scha?] der Eisenbahnbehörden. Der Sonntag war für uns bedeutungsvoll. Sonntag Abmarsch von Focsani, Sonntag ab von Tartlau, von Schätzburg, von Pelvenecz, von Banffy. Ein großes Verkaufen begann wieder da das Gepäck für den Einzelnen sehr beschränkt sein soll.

2 Uhr Mittag Marsch zur Verladestelle am Bahnhof. Hier entwickelte sich allmählich ein wildes Kriegsbild, dass an Napoleons Rückzug erinnerte. Hunderte von Trainwagen, Feldküchen etc… waren zusammengefahren, wurden entzwei geschlagen, große Holzstöße wegen der Kälte angebrannt. Wir mußten bis ½ 8 Uhr abends im Freien stehen, ehe uns ein Wagon im Zuge angewiesen wurde. Die ganze Div. sollte hier in 7. Transportzügen abtransportiert werden bei großer Kälte und Schneegestöber. Wir waren im Ganzen 13 Personen im Wagon einschließl. der Offiziere der Fernsprechabt. 89 mit Oberrat. Waldhausen. Abfahrt gegen 10 Uhr. Allmählich wurde es ganz behaglich im Wagon. Der schnell eingebaute, eiserne Ofen spendete einige Wärme, der durch Alkohol nachgeholfen wurde. Wir lagen auf Heu.

23.XII. Gegen 6 Uhr Morgens in Großwardein, wo große Formalitäten zu erledigen waren. Major Wenke von O. K. Makensen wollte unsere Entwaffnung veranlassen, was aber verweigert wurde.

24.XII. Früh in Scolnok. Französische Posten marschieren an unserem Zug entlang. Einige Station vor Scolnok wurden wir für 10.000 Kronen entwaffnet. Wir fahren in Richtung Budapest weiter.

24.XII. abends gegen 7 Uhr auf dem Bahnhof in Budapest. Befehl; Alles soll sich mäuschenstill verhalten, kein Licht darf brennen, keine Öfen, die durch Funken auffallen könnten, dürfen brennen. Ich tröstete mich mit zwei Flaschen Wein. In Scolnok wurde unser Transport zum ersten Mal von den Ungarn aufgehalten, aber vergeblich.

25.XII. 7 Uhr Morgens Ankunft in Komorn. Gegen 11 Uhr kamen wir in Raab [Györ] an, wo uns das Schicksal erreichte. Ungarische Bürgerwehr kuppelte uns die Lokomotive ab und soll angeblich den Zug mit Maschinengewehren umstellt haben. Wir sollten von hier nach Fvoth b/ Stuhlweißenburg ins Internierungslager gebracht werden. Der Generalmajor Vogel, unser Div. Kom., der mit seinem Stabe in unserem Zug war, ließ die Führer der einzelnen Transporte zu sich kommen und entließ hier offiziell alle Offiziere und Mannschaften in die Heimat. Alles platzte auseinander.  Ein deutsch sprechender Eisenbahner half mir den Koffer tragen und führte mich in seine Wohnung. Mit meinem Wäschesack ging zu Eisenbahner der Soldat auf Nimmerwiedersehen ab. Nach einigem Suchen in Stadt fand ich freundliche Aufnahme bei einem ungarischen Kollegen. Nachtquartier im Hotel Royal. Der Kollege gab mir einen alten Filzhut, einen Lodenmantel hatte ich im Koffer. Meinen Koffer ließ ch dort zurück. Mit Rucksack und einem kleinen Köfferchen ging ich zur Bahn.

26.XII. Abfahrt früh 3.50 nach Wien. Ein riesiger Andrang. Der Zug wurde gestürmt. Ich konnte nur zum Fenster herein klettern und musste 5 Stunden stehen, fest eingekeilt. In Bruck, der ungarischen Grenzstation eine zweistundenlange, hochnotpeinliche zweimalige Gepäck- u. Leibesvisitation nach Lebensmitteln und Waffen, die aber für mich glücklich vorüber ging. Ankunft in Wien gegen 11 Uhr. Quartier im Hotel „Mariahilf“.

27.XII. Früh 7 Uhr Abfahrt nach Salzburg. Ankunft dort 8.30 abends. Quartier im

Hotel Helböck.

28.XII. 7.55 früh Abfahrt nach München, Ankunft gegen 3 Uhr.

29.XII. Abends 7.25 über Leipzig nach Dresden. Ankunft gegen 1 Uhr mittags.

30.XII. Abfahrt des Nachts nach Löwenberg. Ankunft daselbst am Sylvestermorgen.

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Sebastian Mittea, Evgoroos

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