Kriegstagebuch eines unbekanntes Verfassers beim RAD 5/312 (April bis Dezember 1941)

Der unbekannte Tagebuchschreiber ist am 2. April 1941 in Bremen-Lesum in den Reichsarbeitsdienst eingetreten. Nach einer kurzen Grundausbildung fand die Vereidigung am 20. April 1941 statt. Anschließend kam er dann zur Abteilung 5/312 in Polen in die Nähe der damaligen russischen Grenze bei Brest. Bei seinem ersten Einsatz musste er beim Bau eines Knüppeldamms helfen. Am 21. Juni 1941 – dem Tag vor Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion – hat er dann Munition empfangen. Dies zeigt, dass der RAD auch militärisch hinter den Truppen der Wehrmacht tätig war! Unser unbekannter Schreiber war also ab dem ersten Tag am Überfall auf die Sowjetunion beteiligt. In den folgenden Monaten bis November 1941 war er mit seiner Einheit, wohl einer Radfahrtruppe, bis in die heutige Ukraine unterwegs. Während dieser Zeit war er an Bauarbeiten, wie z.B. dem Bau von Knüppeldämmen oder der Entschlammung von Straße beteiligt. Auch berichtet er, wie er auf Menschen geschossen hat.

Wohl am 4. November 1941 erreichte ihn der Rückmarschbefehl. Am 16. November begann die Rückfahrt per Bahn ab Orel mit einem elftägigem Aufenthalt in einer Kaserne bei Gomel. Am 1. Dezember wurde die Einheit dann in Gomel per Bahn auf die Rückreise geschickt. Unser unbekannter Schreiber kam am  12. Dezember 1941 in Bremen an. Damit endet auch das Tagebuch.

Das Kriegstagebuch selbst liegt nicht handschriftlich, sondern in einer maschinengetippten Version im Umfang von sechs DIN A4-Seiten vor. Wer wann diese Abschrift angefertigt hat, ist nicht vermerkt. Der Name des Verfassers wird nicht erwähnt.

Reichsarbeitsdienst.

Eingetreten am 2. April 1941 in Bremen-Lesum.

Vereidigung am 20. April.

Nach Ansprache des Generalarbeitsführers Blank Einsatz unserer Abt. ab 17 [Uhr] truppweise verteilt auf Abteilungen vom Gau 31 in Polen. Abfahrt nach Polen am 11. [Juni] über Berlin Warschau und Siedlce nach Biala Podlaska. Dort Ausladung und Marsch nach Plebanska 5 km von B.P. [Biala Podlaska] entfernt. Hier in die Abteilung 5/312 und gleich am nächsten Tag zum Einsatz an einem Knüppeldamm. Länge 1,1 km. Zwischendurch Empfang und Ausbildung mit der Waffe.

Am 21.6. höchste Aufregung. Munitionsempfang.

22.6. Morgens 5 Uhr wüstes Geknalle. Alles wacht auf. Gasmaskenempfang. Gegen 10 Uhr Abrücken. Die ersten russischen Flieger erscheinen, alles liegt flach. Unzählige Abschüsse. Russischer Fliegerleutnant erschiesst sich, als wir ihn gefangen nehmen wollen. Das erste Grab. Man schläft gut. (Friedhof)

23.6. Wecken 3 Uhr. Per Rad durch unzählige Kraftfahrkolonnen über die Eisenbahnbrücke bei Brest. Der erste Verwundete. Steckschuss im Bein. Schützenlinie hinter dem Bahndamm. Willi Loithmann fällt bei den Fahrrädern. Zurück nach Cerny, dort hundemüde ins Zelt.

24.6. 8 Uhr Aufbruch. Richtung Zalinska, Einsatz an der Strasse. Der erste Sonnenstich: Döll. Guter Schlaf.

25.6. 60 km sollen gefahren werden. In elender Sandwüste nur Schieben möglich. Der erste russische zerstörte Tank. Die Schinderei hat abends 9 Uhr ein Ende. 60 Mann sind ausgefallen.

26.6. Wir beobachten Luftkampf zwischen Messerschmitts und russischen Fliegern, die sich deutsche Hoheitszeichen angemalt haben. Alle sechs werden abgeschossen. Ein Fallschirm öffnet sich nicht.

27.6. Morgens um 6 Uhr Einsatz: Bau einer neuen 15t Brücke. Ich schleppe Bretter und Baumstämnme. Von Ferne das Donnern der Front.

28.6. Ruhe: Gewehrreinigen, Wäsche usw. in Sielec. Doppelposten wegen Heckenschützen.

29.6. 2,30 Uhr Wecken. Marsch nach Kosow. Man merkt schon mehr vom russischen Rückzug: Patronen, Mg’s, Kartuschen, Autos, dicke Geschütze aber auch deutsche Tote bedecken das Gelände, Quartier auf einem Friedhof. Sehr schöne Kirche. Stadt fast ganz zerschossen.

30.6. 2 Stunden: Alarm: Habe kein Auge zugetan‚ da ich Wache hatte. Abmarsch in die Nacht hinein, nach fluchwörterreichem Durcheinander im Dunkel[.] Pionierbatallion braucht uns. Ich falle morgens aus: Gabelbruch. Dolle Erlebnisse mit Heinz Kiehle. Wir erschiessen den ersten Russen beim Fluchtversuch. Kommen Mittags hundemüde auf einem alten, zerschossenen polnischen Schloss an. Bauen Zelte, legen uns lang. Alarm: Wir reissen die Zelte wieder ab, sollen Pionierbattallion rausschlagen.

31.7. Marschieren die ganze Nacht hindurch. Beschuss von hinten und von vorn. Unsere Mg´s schiessen wieder. Liegen 2 Stunden auf demselben Fleck. Leuchtkugeln und Geschützfeuer in der Nähe. Erreichen Slonim. Panzer hielten uns für Russen. Machen Quartier und pennen. Radieschen finden wir. Kolonnen fahren auf der Strasse, Wir schlafen in Alarmbereitschaft. Aber es geschieht nichts.

2.7. Wir reiten die laue Tour. Am Abend Abfahrt nach Albertin[,] sind aber nur 6 km. Müssen den Pionieren beim Bau einer Brücke helfen, Zur Abwechslung einmal Nachtarbeit.

3.7. Gegen Morgen ist die Brücke fertig. Wir rollen ab. Nachmittags, nach dem Erholungsschlaf, wird gebadet.

4.7. Grosse Hetzerei heute Morgen. 20 km durch Regen, Wald und Sand. Todmüde.

5.7. Früher Aufbruch von Tzeagkowichet. Gute Strasse. Schneller Vormarsch[,] da viele Russen überlaufen. Viel Durst. Zielort Hruskowo 60 km.

6.7. Jawohl um2Uhr nix wie raus. Ab. Zwischendurch Arbeitseinsatz. Man kann sich aber auch hinter ein Getreidefeld legen und schlafen. Um 8 Uhr Arbeit beendet, es geht noch 60 km weiter. Zuletzt noch Schieben: Sand.

Dazu 3 Scheiben Brot. In Swierzen Zeltebau.

7.7. 6 Uhr Wecken, Fahrradreinigen usw. keine Post. Wir sind an der Grenze Polen – Russland. Die grosse Pleite: Einsatz nach Mittag. Wir schleppen Bohlen aus einem Sägewerk. Abends sieben Säcke Post. Man lebt gut.

7.8. 2 Uhr Wecken. Ziel Simineowice. Affenfahrt über sehr schlechte Strasse. Poln.-Russ. Grenze überschritten. Falle bald mit Egon Meyer aus. Durst. 10 Mann vom ersten Zug erreichen das Ziel. Acht Säcke Post werden verteilt. Arbeit fällt aus.

9.7. Wir leben von Paketen. Mittags geht es unerwartet weiter bis Saack. Dies verdammte Pflaster, man kann kaum noch auf dem Rade sitzen. Unterwegs sehen wir ein ulkiges Bild. Ein russischer Soldat fährt auf einem ebenso schmutzigen und drolligen Traktor ein deutsches Geschütz. Wir übernachten auf einer sumpfigen Wiese, auf der sich die Mücken von ganz Russland ein Freudenfest geben, so scheint es uns. Kein Mensch schläft. Man haut bis 2 Uhr um sich.

10.7. Dann geht es weiter. Wir erreichen Dojnewa. Grosses Reinigen. Unterwegs Luftangriff: Volle Deckung.

11.7. Morgens Zeugdienst, mittags natürlich wieder Alarm , wie die Irren ab. Gegen 12 Uhr nachts am Ziel nach endloser Schieberei. Zelten.

12.7. 3 Uhr los. Wir sehen deutlich die Spuren des Kampfes. Auf der erfolgreichen Suche nach Wasser fahre ich platt. Erreichen dann aber endlich Polotino bei Beresino. Ungeheure Ausfälle.

13.7. Endlich mal wieder vernünftig Waschen. Einsatz an der grossen Beresinabrücke. Etwas eher als gewöhnlich Arbeitsschluss: Löhnung, Baden.

14.7. Grosser Einsatz.

15.7. Einsatz mit Fahrradputzen.

16.7. Früher Aufbruch. 90 km in Aussicht. Wegen Russendurchbruch anderes Ziel: Zababy. Fahre natürlich platt. Dann Lenkerbruch. Prost. Komme nachts ans Ziel.

17.7. Schlafen endlich mal bis 9 Uhr. Fahren dann 50 km nach Süden Ziel Dubrowo. Unterwegs Arbeitseinsatz. Am Ziel gibt sich ein Haufen Russen gefangen. Arbeitseinsatz.

18.7. 7 Uhr Wecken ab. Arbeitseinsatz unterwegs . 1. Zug baut Brücke. Müssen den anderen Zügen natürlich helfen[,] die Trottel werden nicht fertig. Abends 10 Uhr am Ziel. Zwischendurch noch ’n paar Häuser zerlegt. Erledigt.

19.7. Wecken 7 Uhr, ab nach Stary Bischoff. Zuerst viel Geschiebe. Kommen durch St. B. [Stary Bischoff] vollkommen zerstört. Treffe Bremer Flak. Ein russischer Flieger wagt es in 50 m Höhe über unsere Köpfe hinzukriechen. Unser Gewehrfeuer geht daneben, er verzieht sich mit beneidenswertem Selbstbewusstsein. Wir müssen noch 15 km weiter, bis an den Dnjipr. Auf allen Vieren in die Zelte.

20.7. Arbeitseinsatz : Brückenanfahrt und Knüppeldamm. Egon Meyer geht ins Lazarett. Nachmittags etwas Ruhe. Zeugdienst.

21.7. 7 Uhr Wecken. Wir sehen nachts Artilleriefeuer und Brände. Fahren 8 km zurück nach Mokroje an der Bahnlinie. Man fängt allmählich an, sich selbst zu verpflegen.

22.7. 7 Uhr Wecken. Russen lassen sich mal wieder sehen. Wir hören[,] dass wir von drei Seiten umschlossen sind. Abends gibt es Schokolade für die Arbeit an der Beresina. Grossreinemachen.

23.7. Anständiger legen. Wir spenden 16 Rmk. für die Einnahme von Moskau.

24.7. Es giesst aus den Wolken[,] wir nehmen in unseren Zelten ein Sitzbad. Apell, Apell, und nochmals Apell.

25.7. Wir beeilen uns mit dem Bau von Zeltgräben , sonst müssen wir schwimmen. Es gibt einen Sack Post.

26.7. Heute mal zur Abwechslung Ordnungsdienst: „Ehrenbezeigung durch erheben der rechten Hand im Gleichschritt – Marsch!“ Gewehrreinigen.

27.7. Wieder Ordnungsdienst, diesmal mit Knalleinlage, von oben natürlich. Wir müssen Feldwache Tag und Nacht aufstellen, es wird brenzlicher. Nebenbei mal „Singen“.

28.7. Ordnungsdienst. Abends Post, wird bei Kerzenschein gelesen.

29.7. Baustellendienst an einer weit entfernten Strasse, habe Wache und bleibe deshalb im Lager. Koche mir Kartoffeln von Wassersuppe allein kann man nicht leben. Unser Tross erreicht uns zum ersten Mal seit Polen. Abends auch Kartoffeln. Kein Brot.

30.7. Wieder Baustelle. Haus abgebrochen für Knüppeldamm. Wieder Kartoffeln.

31.7. Wieder Knüppeldamm. Abends wenig Post. Stahlhelmempfang.

1.8. Wir bleiben im Lager: Apelle. Dafür kommt abends der Knall: Abfahrt im Dunklen 25 km. Ziel Maninka. Kommen morgens erschöpft an[.] Liege die halbe Nacht noch im feuchten Gras. Es knallt wie toll um uns.

2.8. 11 Uhr Wecken. Denselben Tag gibt es noch russisches Bier. Es knallt ganz laut zum zweiten Mal in dieser Woche: Wir marschieren denselben Weg wieder zurück[,] den, wir in der Nacht gekommen sind, Regengüsse begleiten unseren aufgeweichten Weg. Zielort noch 15 km weiter: Dabuscha. Hinein in die Klappe.

3.8. 50 km weiter nach Gishuja. Heut zur Abwechslung mal: Kampf dem Morast. Seit Stary Bischoff scheinen sich Läuse in unserer Abteilung zu befinden. Wer Hunger hat[,] muss was essen; also ruck zuck und weg war das Brot.

4.8. 25 km bis Glin gefahren. Gute Fahrt. Leute dort sehr freundlich, es gibt Eier und Milch. Aepfel nicht zu vergessen. Auch Schokolade wird verteilt. Gute Verpflegung. Fahrräder müssen natürlich schon wieder gestriegelt werden.

5.8. Morgens grosse Wäsche, nachmittags leichte Arbeit.

6.8. Einsatz an einer Brücke, Nachmittags Rück[k]ehr. Abends plötzli[ch] „Fertigmachen mit Stahlhelm“. Wir fahren 15 km bis an den Schosch: Nachteinsatz. Unser Erscheinen löst wildes Gewehr- und Geschützfeuer auf der Gegenseite aus. Wir ziehen uns hinter Häuser zurück. Ich esse erst mal Abendbrot. Wir ziehen uns siegreich zurück. Und kommen nach für uns siegreich verlaufenem Fliegerangriff um 24 Uhr im Quartier an.

7.8. Morgens wieder Brückeneinsatz. Mittags Abfahrt zum Schosch. Legen uns hinter eine Schnapsfabrik in Deckung. Neben uns bekommt ein Panjehaus Volltreffer. Geht in Flammen auf. Genaues Artilleriefeuer zwingt uns beim ersten Versuch zum Rückmarsch. Nach 2 Stunden gelingt es uns an die Brücke heranzukommen und die Abfahrt zu vollenden. Es regnet stark, noch mehrmals müssen wir hinein in den Dreck, Schlafen in einem verlassenen Panjehaus.

8.8. 5 Uhr Wecken Abfahrt nach Glin zurück. Bis Mittag geschlafen. Grossreinemachen.

9.8. Ruhiger Tag. Nur Apelle.

10.8. Neue Baustelle. Sumpfloch wird mit Knüppeldamm ausgebessert. Eine Tafel Schokolade bekommt jeder am Abend.

11.8. Arbeit nach unserer Meinung überhaupt nicht wichtig. Kein deutscher Soldat ist hier vorbeigekommen. Murkserei. Trotzdem lange Arbeitszeit.

12.8. Am Schosch schon um 3 Uhr Kreide gekratzt. Mittags zu aller Entsetzen andere Baustelle. Brücke. Abends im Dunklen nach Haus geschoben.

13.8. 8 Uhr raus es geht weiter nach Tscherikoff. Elend langer Weg zur Baustelle. Bauen Abfahrt von einem Riesendamm. Vorsicht Blindgänger und Minen.

14.8. Um 3 Uhr raus, weil die Brücke fertig muss. Mittags geschafft, Nachmittags Wäsche. Aus.

15.8. 3,30 Abfahrt über Tscherikoff nach Sjabenij. Fahrt durch nur Wald. Roter Kommissar erschossen.

16.8. 6 Uhr Wecken. Es kracht wieder einmal hörbar im Gebälk einiger Führer: Wir fahren die Strecke bis Tscherikoff zurück. Fahre platt[.] Noch weiter nach Propojsk. Kriege die Abteilung aber wieder. Wir sehen viel zurückgelassenes Kriegsgerät. Wir zelten in einem Obstgarten[.]

17.8. Fahren ganz früh ab auf einer Schotterstrasse in Richtung Tschetschersk. falle bald aus. Versuche mit Wehrmachtswagen nachzukommen. Gelingt nicht. Uebernachte bei einer anderen Abteilung. Sämtliche Führer ausgefallen.

18.8 .Breche extra früh auf, dass ich die Abteilung erreiche. Als ich ankomme (Theater mit Klavier) will die Abteilung gerade wieder losfahren. Ich flicke wie ein Irrsinniger und rase hinterher. Schinderei. Zum Glück nur 10 km. Nach 1 km platt. Ich schiebe den Rest. Halleluja. Es wird schon Dunkel, als ich da bin. Umwege!

19.8. Frühe Abfahrt nach dem 30 km entfernten Bopowka. Neblig. Ueberraschend schnelle Fahrt zum grössten Teil auf Backsteinstrasse. Vor Gomel. Quartier in Zelten. Abends brennt Gomel. Bei der Löhnung Fliegerdeckung.

20.8. Fahren in Richtung Gomel zur Baustelle. Strassendurchlass auffüllen, mit Sand. In 100 m Strasse 8 abgeschossene Panzer. Gestern wurde hier noch gekämpft. Vorsicht Minen. Bei der Arbeit explodiert eine. 1,30 Uhr Mittag im Lager.

21.8. Nachts Alarmbereitschaft. Wecken 6 Uhr. Erst nach Mittag Abrücken nach Scherstin 20 km weiter. Abends Post.

22.8. Nachts Alarm. Packen im Stockdunkel. Nachtmarsch. Wir müssen schnell über eine Brücke. Warten aber 4 Stunden morgens auf den Uebergang. Auf der Rast bieten uns die Ukrainer Mais, Gurken und Wurzeln an. Wird dankbar angenommen, da unsere Küche stecken geblieben ist. Zwischendurch Arbeitseinsatz.

23.8. Morgens 10 km Weiterfahrt. Zurück bis zum letzten Mittagsort. Regen. Verpflegung: Aepfel, Gurken, Kartoffeln. Post.

24.8. Gegen Mittag Weiterfahrt 12 km. Dort Zeltbau. Verpflegung: Kartoffeln. Wache!

25.8. Wir holen mal Sonntag nach, Selbstverpflegung. Reinigen. Armbinden werden wieder verteilt.

26.8. Wir fahren weiter nach Antonowka. Passieren eine Eisenbahnlinie[.] Zelten.

27.8. Allgemeines Kochverbot. Grosse Wäsche. Gewehrreinigen. Milch wird organisiert, Birnen.

28.8. Abfahrt mit unbekanntem Ziel auf Rollbahn in Richtung Kiew. Minen. Wir warten unterwegs auf weitere Befehle, Lager auf einem Friedhof. Selbstverpflegung: Kartoffeln, Birnen.

29.8. Baustelle. Man stützt sich auf die Schaufel. Einige spielen Gärtner, Nachmittags Rück[k]ehr ins Lager. Man spricht[,] wir sollen nach Smolensk. Zu einem Panzerkorps. Kartoffeln.

30.8. Morgens Bratkartoffeln. 1. und 2. Zug morgens zur „Arbeit“. Abend wieder Kartoffeln.

31.8. Heute Morgen gehts los: Nördlich nach Smolensk. Rollbahn mit Schotter. Erreichen abends nach endloser Fahrt Gomel. Dort Quartier in einem Obstgarten. Auf der Rückfahrt zieht eine ganze Infanteriedivision an uns vorbei (Berliner). Zerstörungen an der Strasse.

1.9. Aenderung des Marschbefehls, es geht nach Osten. Sand!

2.9. Abfahrt nach Korop. Quartier bei einer Kirche. Platzregen.

3.9. Noch 30 km weiter nach Starodub. Arbeitsführer: Am 1. November seid ihr zu Hause. Wir trocknen unser klitschenasses Zeug in den Panjehäusern.

4.9. Späteres Wecken. Bekommen unsere Geräte wieder. Vorkommando unter Ivo fährt los. Gewehrreinigen.

5.8. Nach kurzer Fahrt Brückenbau. Viel Aepfel, Später Strassenentschlammung. Nasse Füsse. Gutes Quartier.

6.9. Wieder Einsatz auf der Strasse, Nachmittags Abfahrt nach Tscheikin. Quartier in einer Scheune.

7.9. Reinigungstag. Scheune zieht des nachts fürchterlich.

8.9 Arbeitseinsatz. Fällt für mich aus. da ich Wache habe. Ich werde mal wieder satt.

9.9. Auf der Baustelle haut mir so ein Esel einen Baumstamm auf die Schulter. Ich mache mir deshalb einen ruhigen Tag. Wir sehen den Abschuss von 5 russischen Flugzeugen, die vorher Flugblätter abgeworfen hatten. Täger fährt vorbei.

10.9. Ich mache heute blau. Gehe nicht mit zur Baustelle. Theater mit dem Heilgehilfen. „Anstrengender Küchendienst“ im Lager.

11.9. Nochmals ganze Ruhe für mich. Platzregen, Scheune hält nicht dicht.

12.9. Morgens Brief geschrieben im Panjehaus. Nachmittags Grossreinemachen. Apell in Unterhose. Nachmittags „Entlassungssingen“.

13.9. Wieder Apelle.

14.9. Neue Baustelle. Lange Fahrt. Knüppeldamm. Raserei nach Hause.

15.9. Nochmals Baustelle, und nachmittags Fertigmachen zur Weiterfahrt.

16.9. Abfahrt nach Adejewka. Gute Fahrt. Unterwegs Fliegeralarm. Unbequemes Quartier im ersten Stock eines Kollektivhofes. Treffen viele andere RAD-Abteilungen.

17.9. Weiterfahrt durch Regen nach unbekannten Ziel. In Obolonje Zieländerung von Süd nach Nordwest. Ziel : Sosnitza. Furchtbare Schinderei gegen den Wind. Ufm. [Unterfeldmeister] Ivo wirft mehrmals vor Wut seine Karre in den Dreck. Ueberholen aber wie Verrückte eine andere Abteilung[.] Unterkunft in einem Gerichtsgebäude.

18.9. Arbeitseinsatz bei Ufm.[Unterfeldmeister] Ivo. Muss Holz organisieren. Prima Reibekuchen.

19.9. Rückfahrt über Obolonje, dann über die Dessna, Ziel Baturin. Hier Bombenangriff ganz in unserer Nähe. Tote unter der ZiviIbevölkeru[ng.]

In den nächsten 14 Tagen Arbeitseinsatz für einen Knüppeldamm. Ich schlage Holz. Es wird schon recht kalt. Gute Verpflegung. Front sehr weit entfernt.

Weiterfahrt zu einem unbekannten Ort. Hier nehmen wir das erste Privatquartier. Lubjanka

Morgens frühe Weiterfahrt nach Gluchow. Wegen schlechtem Wetter Ziel nicht erreicht. Uebernachten in einer Fabrik. Morgens die ersten Schneefälle. Weiterfahrt bis Gluchow, über eine Behelfsbrücke. Liegen neben dem Stabsquartier von Guderian. Hier Arbeitseinsatz, Brückenbau.

1.10. Mittags Weiterfahrt bis in die Nacht ungeheure Strecke. Uebernachtung in einer Schule mit Panzern. Habe Wache.

2.10. Habe frei wegen Wache. Bekomme Eier. Fahren aber mittags schon weiter bis 5 km vor Sewsk beim Flugplatz. Uebernachten hier im Kollektiv. Auf der Fahrt versuchen uns zwei Bomber anzugreifen. Im Tiefflug wird der eine getroffen und stürzt 200 m von uns ab.

3.10. Rückfahrt zu einem Dorf (25 km zurück). Hier Arbeitseinsatz an einem Knüppeldamm. Liegen hier 3 Tage. Am 5. Okt. der unerwartete Kosakenüberfall bei der Arbeit. Es geht aber noch mal gut aus. Die Knarre raucht. Während der Nacht Alarmbereitschaft. Tolles Schiessen mit Mg.

6.10. Abmarsch mit Arbeitseinsatz zum Kollektivhof zurück. Wieder sehen wir einige Abschüsse.

7.10. Abmarsch über Sewsk. Kommen ganz schlecht vorwärts. Regen, Schnee, Hagel. Erreichen eine Ortschaft mit ungeheuer luftscheuer Bevölkerung. Hier 4 Tage „Schlammschippen“. Dauernde Luftangriffe.

11.10. Ausrücken zur Arbeit bei 5 Grad Kälte nur mit Geräten. Wir marschieren 20 km weiter nach vorn. Ungeheurer Schneesturm. Erreichen Wolubujewo. Haben hier 5 Tage schwere Arbeit bei starker Kälte. Vormarsch stockt gewaltig. Selbstverpflegung. Dauernd Fliegerangriffe. Vom Tross 2 Verwundete, 2 tote Pferde. Tross bring unsere Sachen nach. Die Hälfte fehlt.

19.10. Versuch eines Vormarsches misslingt kläglich . Wir schaffen mit unseren Wagen 800 m. Uebernachten im nächsten Ort.

20.10. Auch der nächste Tag bringt einen Misserfolg. Wir schaffen die gleiche Strecke und übernachten im selben Dorf.

21.10. Endlich entschliessen sich die Führer ohne Wagen zu arbeiten. Wir hauen auf eigene Faust ab. Spät am Abend erreichen wir einen Ort vor Kromy und bleiben hier. Die meisten haben Zugmaschinen und Panjewagen benutzt. Hier liegen wir 4 Tage, haben nur mässig Dienst und besorgen uns die besten Sachen zu essen: Honig, Butter, Eier, Milch. Ein Schuss = Zwei Gänse.

25.10. Abmarsch nach Orel. Obgleich die Strasse einigermassen fahrba[r] ist, fährt man am besten mit einem leeren Wehrmachtswagen. Ausserdem geht das auch wesentlich schneller. In Orel Einsatz mit Stalinwagen. Strassenausbesserungsarbeiten. Entlausung: Gott sei Dank. Viel Post.

28.10. Aufbruch nach Woin ein Ort 7 km vor Mzensk. Fahre mal wieder platt. Bleibe mit Bormann zurück. Uebernachte mit Panzern in einem verlassenen und zerschossenen Panjehaus. Morgens Weiterfahrt bis Mzensk. Immer noch nicht bei der Abteilung. Nehmen dort Privatquartier[.] Ergattern fabelhafte Konfitüre! Fahren am nächsten Morgen wieder zurüc[k] und finden endlich unsere Abteilung. Bei Mzensk notgelandete He 111 [Heinkel 111].

Hier Arbeit an Knüppeldämmen. Anmarschweg immer mehrer Kilometer. Der Rückmarschbefehl erreicht uns am 4. Okt. [evtl. Fehler des Verfassers: 4. Nov.?]. Wir fahren eiligst mit Kraftfahrzeugen der Pioniere nach Orel zurück. Beziehen dort Quartier und warten 2 Wochen auf das Verladen. Nebenbei Zeugdienst und wenig Einsatz. Wir Baden mal wieder. Einige Fahrräder brennen bei einem Benzinbrand auf.

16.11. Nächtliche Verladung auf dem Bahnhof in Orel in russische Waggons (65 Mann in einen russischen „Salonwagen“). In Dobrudscha vier Tage Aufenthalt wegen Maschinenschaden. Keine Verpflegung. 5 km vor Gomel nächtliches Ausladen ohne Rampe! Anschliessend Nachtmarsch mit Affen und Rad zu einer russischen Kaserne 30 km. Hier bleiben wir vom 21. Novemb. bis zum 31. liegen. Ordnungsdienst usw. Friedensbetrieb.

1.12. Letzte Radfahrt nach Gomel, dort Entlausung. In einem entlausten Quartier geschlafen. Auf letzter Fahrt Pedale gebrochen. Lenker wackelt. Morgens Verladung in deutsche Eisenbahnwaggons. Mittags Abfahrt in Richtung Minsk, Ich treffe Täger. Wir liegen mit. 35 Mann in einem deutschen Waggon.

Fahrtstrecke: Minsk, Baranowitschi‚ Brest, Lukow, Warschau.

Hier haben einen halben Tag Aufenthalt, ich esse für 30 Mark Abendbrot[.]

Abends Weiterfahrt; am 5.Dez. Ostrowo, Lissa, Glogau, Kottbus, Torgau, Halle, Erfurt, Fulda, Hanau, Worms, Kaiserslautern. Hier wird der Zug geteilt. Dann Weiterfahrt nach Rehweiler. Ankunft am 7. Sonntags. Herzlicher Empfang. Allmähliche Auskleidung. Der General hält Abschiedsrede. Am 12. Dez. morgens 6,13 verlasse ich den Ort Rehweiler, fahre bis Kaiserslautern.

Von dort im D-Zug Paris – Berlin bis Frankfurt. Hier 2 1/[2] Stunden Mittag. Dann D-Zug bis Hannover und Umsteigen bis Bremen.

Ankunft 11,15 Uhr in Bremen Hbf.

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Feldpostbrief von Rudolf an seinen Vater (25. Februar 1944)

In dem einzigen mir vorliegenden Feldpostbrief von Rudolf an seinen Vater äußerst der Verfasser eindeutig Kritik am Krieg – Er bezeichnet das alles als „Mist“.

Über den Verfasser und den Empfänger wissen wir nichts außer dem, was im Brief zu lesen ist. Weder Einheit noch Feldpostnummer sind überliefert.

Feldpostbrief von Rudolf an seinen Vater vom 25. Februar 1944

Russland, 25.2.43.

Lieber Vater!

Habe deinen lieben Brief vom 13.2. erhalten, und sage dir meinen besten Dank. Und von den schönen Bilde zu sprechen, es geht alles vorüber es geht alles vorbei. Kommentar überflüssig, da brauchen wir uns wohl nicht darüber zu unterhalten. Und Hansi hat auch sein Zeugnis erhalten, und Singen gut bekommen. Das ist ja sein bestes Fach. Na es ist ja auch egal. Und jetzt musst du schon Papier aus den Block nehmen. Na das ist ja auch egal. Deshalb geht aber der Krieg doch weiter. Aber wir wollen das beste hoffen, lieber Vater. Hoffentlich hat der Mist bald ein Eden. Damit man wieder nach Hause kommen kann. Und Fischer ist auf Urlaub, und ist noch in Frankreich. Ja manch einer hat gewaltiges Glück. Aber wir können ja nichts daran ändern. Man muß eben aus halten, und zusehen das alles gut an einem vorüber ziehen tut. Und das ist ja auch die Hauptsache. Und dann lieber Vater grüße man folgende Arbeitskameraden recht schön von mir, Hebelschorse, Richard Uelger, Albin Fritsche Karl Kromberg. An Richard Uelger habe ich auch heute eine Karte geschrieben. Liebe Eltern nun seid herzlich gegrüßt von Euern lieben Sohn Rudolf

Schreib bald mal wieder!

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Feldpostbriefe des Gefreiten Lages an seinen Sohn Hans Joachim Lages in Braunschweig (April-Juni 1944)

Über den Soldaten Gefreiter Lages ist bisher nichts Genaues bekannt. Die Feldpostnummer 01758 gehörte bis zum 30.12.1943 zum Regimentsstab des Grenadier-Regiments 252. Das Regiment wurde am 2. November 1943 aufgelöst, der Regimentsstab und das II. Bataillon kamen zur Divisionsgruppe 321 und zum Grenadier-Regiment 255. Zu welcher Einheit die Feldpostnummer 01758 dann 1944 gehörte, ließ sich bisher nicht herausfinden.

Vier Feldpostbriefe des Gefreiten Lages an seinen Sohn Hans Joachim Lages sind überliefert. Familie Lages wohnte in der Ottweilerstraße 125 in Braunschweig. 

Feldpostbriefe des Gefreiten Lages an seinen Sohn Hans Joachim Lages

Den 29/4.44.

Mein lieber Hanni!

Was machst du noch, alles gesund und munter! Wie Mutti mir geschrieben hat, unterstützt du ja Mutti mit allen Kräften bei der Arbeit im Garten. Das hat mich sehr gefreut, das ich so etwas Gutes von meinem Jungen lesen konnte. Mache man so weiter mein lieber Junge, Mutti kann doch nicht mehr so. Wie sie gern möchte, aber das Spielen das klappt noch immer. Immer noch das Alte, den ganzen Tag rumhocken und nur nach Mutti kommen und rufen, Mutti ich habe Hunger. Und dann werden die Karos weggeputzt. Das ist man gut, das es schmeckt so lange was da ist.

Alos mache es gut, mein lieber Junge. Und grüße unser Gold (unsere liebe Mutti)

Es grüßt dein lieber Papa

Vorderseite der Feldpostkarte vom 5. Mai 1944 mit Feldpostnummer des Absenders und der Adresse in Braunschweig
Rückseite mit Text

Den 5/5.44.

Mein lieber Junge!

Wie geht es dir, und unserer lieben Mutti. Seid ihr noch alle gesund und munter. Und kommen die Flieger nicht mehr so oft, das ihr immer in den Bunker müßt. Und hilfst du Mutti auch immer schön bei der Arbeit. Und was machen unsere Muckchen. Sind dieselben noch alle gesund. Also mach es gut mein Junge. Und grüße Mutti recht schon von mir. Es grüßt dein lieber Papa

Den 28/5.44.

Lieber Hanni!

Wie geht es dir noch, alles gesund und munter[.] Was ich von mir auch berichten kann! Bist du auch artig, und ärgerst Mutti nicht. Das mache ja nicht, sonst raucht es wenn ich nach Hause komme. Und was machen die Kaninchen versorgst du dieselben auch ordentlich. Das was daran kommen tut. Damit wir was zu essen haben. Also mein Junge mache es gut, und grüße deine liebe Mutti, von mir herzlich und sei selbst vielmals von mir gegrüßt

Dein lieber Papa

7/6.44.

Lieber Hanni!

Habe deine liebe Karte vom 27/5. Erhalten, mit deinen schönen Pfingstgrüßen und spreche dir meinen besten Dank aus. Ich sehe immer wieder, das du an deinen Papa denken tusst. Und das ist das schönste für mich! Wenn man hier in den weiten Rußlands einen Gruß von seinen Lieben, erhalten tut. Bestelle man schöne Grüße an Mutti und ich hatte mich auch sehr über ihre Pfingstgrüße gefreut, wenn auch etwas spät gekommen sind.

Lieber Hanni, ich hatte dir noch ein kleines Päckchen geschickt, wo ein paar Bonbons drin waren. Und ein Paket Tobak was du Opa geben solltest zu seinem Geburtstag, hast du dasselbe erhalten oder nicht.

Schreib mir doch bitte, mal etwas näheres darüber.

Es grüßt dich, dein lieber Papa

Viele Grüße an Mutti

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Zeichnungen von Lucie Chapel (1914-1916)

Vor einiger Zeit habe ich auf einem Internetportal das Zeichenheft von Lucie Chapel erworben. Es trägt den Titel „Souvenir de la Grande Guerre 1914-191“. Auf dem Titelblatt hat sich die Zeichnerin mit ihrer Signatur „LC“ verewigt. 

Leider ist über die Zeichnerin nichts weiter bekannt. Sie stammt aus Frankreich, was eindeutig aus den Zeichnungen hervorgeht, und hatte einen Bruder, der Anfang 1916 anscheinend als Soldat im Krieg gekämpft hat, wie wir aus der letzten Zeichnung erfahren. In der Widmung auf eben diesem Blatt hat sich Lucie Chapel auch mit ihrem Namen verewigt. Diese letzte Zeichnung ist datiert auf den 10. Januar 1916.

Insgesamt umfasst das Zeichenheft ein Titelblatt sowie 22 Zeichnungen. Die restlichen Seiten sind leer.

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Kriegstagebuch Musketier Dinkeldein vom 2.-27. Juni 1915 (Landwehr-Infanterie-Regiment 29)

Musketier Dinkeldein ist nach den Informationen auf der ersten Seite seines Kriegstagebuches am 2. Juni 1915 zum zweiten Mal ins Feld gezogen, und zwar mit dem Landwehr-Infanterie-Regiment 29 an die Ostfront im heutigen Litauen. Über seine erste Zeit an der Front sind in dem Kriegstagebuch leider keinerlei Informationen enthalten.

Über seine Familie erfahren wir nur, dass seine Mutter ihm Pakete u.a. mit Zigarren schickte. Er erwähnt auch den Namen Luise, wobei unklar bleibt, in welcher Beziehung er zu ihr stand.

Bevor er zum LIR 29 gehörte, war er wohl dem Ersatz-Bataillon 160, 3. Kompanie in Bonn zugeteilt. Dies lässt sich aus seinem Namenseintrag mit Truppenteil am Ende des Kriegstagebuches schließen.

Sein zweiter Einsatz begann am 2. Juni 1915 mit einer mehrtägigen Fahrt von Bonn nach Wilkowischken (heute: Vilkaviškis, Litauen), wo er 6. Juni 1915 ankam. Hier übernachtete er in der örtlichen Synagoge auf dem Boden.

Vermutlich in dieser Synagoge übernachtete Musketier Dinkeldein am 6. Juni 1915. Sie wurde nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1941 zerstört.
Karte der Front gegen Russalnd vom 13. Juli bis Ende 1915 [Ausschnitt] (Aus: Der Weltkrieg. 8. Band). Südwestlich von Kowno war Musketier Dinkeldein in Mariampol eingesetzt.

Am 7. Juni 1915 marschierte seine Einheit dann an die Front nach Mariampol (heute: Marijampolė, Litauen), wo sie an der Front eingesetzt wurde. Bis zum letzten Eintrag des Kriegstagebuches am 27. Juni 1915 hat Musketier Dinkeldein dort seinen Dienst versehen. Von einem Orts- oder Stellungswechsel berichtet er nicht.

Auf der letzten Seite des Kriegstagebuches hat Musketier Dinkeldein einen Bericht über das Leben im Schützengraben begonnen, der am Ende der Seite mitten im Satz abbricht. Die weiteren Seiten des Kriegstagebuches sind verloren gegangen oder wurden aus uns unbekannten Gründen entfernt. Von diesen nicht mehr vorhandenen Seiten zeugen noch die perforierten Rest.

Tagebuch

Erste Seite des Kriegstagebuches. Links sind der Namenseintrag Musketier Dinkeldein Landw. Inf. Reg. 29 Bonn a/Rhein sowie weitere Notizen zu erkennen.

Am 2. Juni 1915 zog ich zum zweitenmal ins Feld, nachdem ich 8 Wochen in Bonn war beim Ersatzbataillon. Diesesmal gehts nach Rußland u. zwar zum Landwehrreg. No. 29.

Am 2.VI. vorm. 11 Uhr fuhren wir in Bonn ab. Köln Elberf. Barmen Magdeb. Berl. Posen. Am 4.VI. 1915 vorm. 9.20 Grenze bei Skalmierzyce. Die erste russische Station war Kalisch. Nachm. 3 Uhr haben wir Lodz passiert, sehr viel Industrie hier viel beschädigt ist hier nicht, außer einigen Fabriken[,] welche schwer mitgenommen sind. Weiterfahrt nach Koljuschki [heute: Krolestwo, Polen] 1 Std. Aufenthalt (Verpflegung[)]. Von hier aus gings wieder zurück nach Lodz u. dann nördlich Gnesen Thorn, sehr befestigt. Am 5.VI.15 nachm. 2.35 überfuhren wir die Weichsel bei Thorn. Nachts ½ 12 Uhr kamen wir nach Allenstein, wo wir verpflegt wurden. Weiterfahrt nach Königsberg, wo wir 6.VI. 1915 vorm. 9.15 ankamen u. gespeist wurden. Abends ½ 7 Uhr kamen wir am Ziele an in der russischen Stadt Wilkowischken [heute: Vilkaviškis, Litauen]. Hier schliefen wir auf dem Boden in der Synagoge. Das Lager war allerdings sehr hart, aber ich habe trotzdem gut geschlafen. Von den berühmten Läusen habe ich noch nichts verspürt. Die Leute sind sehr arm hier. Sie bieten den Soldaten alles mögliche an, lauter deutsche Ware, wie sie sich ausdrücken.

7.VI. morgens Empfang von Lebensmitteln. Nachm. 12 Uhr Abmarsch nach Mariampol [heute: Marijampolė, Litauen][,] wo wir abends 8 Uhr ankamen. In einem früheren Hotel haben wir geschlafen[,] aber sehr dabei gefroren.

8. morgens 3 Uhr Weitermarsch an die Front 3 km hinter d. Front Einteilung zum Bataillon u. dann zur 5. Komp. Nachm. 2 Uhr Ankunft bei der Reservestellung.

Bemerkenswert sind die vielen Entlausungsanstalten, welche in jedem Dorfe u. jeder Stadt zu sehen sind u. besonders die schlechten Straßen[,] man muß beim Gehen beständig auf den Boden sehen, sonst könnte man ganz zufälligerweise den Hals brechen.

Nach der Ankunft kochten wir uns Erbsen u. Konservenfleisch (schmeckt gut). Beginn des Baues unseres Unterstandes. Wir arbeiten fest drauf los bis 10 Uhr abends[,] wurden aber nicht ganz fertig. Diese Nacht schliefen wir in einer zerfallenen Scheune, haben aber sehr gefroren. Die Artillerie schoß die ganze Nacht [,] aber trotzdem habe ich geschlafen wie ein toter. Waschgelegenheit haben wir in einem kleinen schmutzigen Teich. Nur das Trinkwasser ist schlecht, unabgekocht ist es nicht genießbar.

9.VI. Ein schöner Sommermorgen ist angebrochen[,] feierliche Stille, nur von einzelnen Schüssen unterbrochen. Wir kochen uns Kaffee u frühstücken auf dem Rasen wie die Zigeuner. Es beginnt die Weiterarbeit am Unterstand, der um die Mittagszeit fertig wird. Um 12 Uhr Mittagessen[,] das wir von der Feldküche bekommen u. sehr gut ist. Überhaupt ist die Verpflegung tadellos, besser als in der Kaserne.

10.VI. Abends 8 Uhr Abmarsch in die vorgeschobene Stellung zum Schanzen. Ich meldete mich freiwillig auf Horchposten[,] während die andern schanzten. Auf dem Horchposten war es sehr gefährlich. Andauernd pfiffen mir die Kugeln um die Ohren. Aber Gott ließ es nicht zu, daß ich getroffen wurde. Gegen Morgen glückliche Rückkehr. Den übrigen Teil des Tages frei. Ich nahm ein Bad in dem nahen Teich (sehr angenehm). Abends 7 Uhr Abmarsch zum Schanzen in sehr gefährliche Stellung. Wir bekamen Feuer von feindl. Feldwache, kamen aber alle zurück in unsern Unterstand[,] welcher mit 20 Mann belegt ist.

11.VI. Morgens 9-11 Uhr Arbeiten am Laufgraben bis abends frei.

Nachts von 7-12 Uhr Schanzen, wobei wir wieder schwer befeuert wurden.

12.VI. Morgens 7-11 Uhr schanzen bis abends frei. Mittag wurden wir schwer beschossen von feindl. Artillerie, als wir es uns gerade auf dem Rasen gemütlich machten. Die Geschosse schlugen aber alle 150-200 [Meter?] hinter uns ein, trotzdem mußten wir uns in den Unterstand flüchten. Aber unsere Artillerie hat es ihnen auch heimbezahlt. Um ½ 8 Uhr wieder Abmarsch zum Schanzen[,] während unsre Artillerie  in allernächster Nähe ihre Salven abgeben. Die Nerven wurden schwer dabei mitgenommen, trotzdem man sich in Sicherheit weiß[,] wenn unsre Artillerie schießt, aber ein solcher Knall läßt einen unwillkürlich zusammen fahren.

13.VI. Ein windiger Sonntagmorgen ist angebrochen[.] Von 8-11 Uhr gings wieder zum Schanzen in Reservestellung. Ich meldete mich freiwillig auf Lauscherposten. Diese Nacht vergesse ich in meinem ganzen Leben nicht. Um 10 Uhr abends zogen wir auf. Es regnete u. ein kalter Wind wehte. Als wir an das Lauscherloch kamen[,] war dasselbe zugeschüttet. Nun krochen wir im heftigsten Kugelregen auf dem freien Gelände herum u. suchten uns eine Deckung. Endlich fanden wir eine solche in einem Graben, wo wir uns hineinsetzten. Wir waren unser 4 Mann. Anfangs waren wir ziemlich sicher[,] denn die Kugeln pfiffen über unsre Köpfe weg. Aber nach einer halben Stunde gings los. Rechts u. links schlugen die Kugeln ein von 3 Seiten bekamen wir Feuer. Die russischen Maschinengewehre knallerten, unsre Truppen warfen Bomben, welche die Erde erzittern machten. Die Scheinwerfer suchten das Gelände ab[,] Leuchtkugeln auf dazwischen der Knall der Kanonen, Bomben u. Gewehre. Es war ein schauerlich interessantes Schauspiel. Wir lagen zusammengekauert frierend in unserm Loch, denn es bot uns nur einigermaßen Deckung. Um halb 12 Uhr sollten wir abgelöst werden. Aber die Ablösung konnte nicht weiter vor wegen dem Feuer. Ein Gefreiter[,] welcher uns Bescheid bringen wollte, wurde an der Schulter ganz leicht verwundet. Dadurch konnte er nicht zu uns gelangen. Wir blieben im unserm Loch bis der Tag graute. Dann gingen wir zurück. Ich hatte so steife Glieder[,] daß ich zweimal hinfiel[,] doch kamen wir glücklich im Graben an, wo sich die andern uns wunderten, daß wir so gut davonkamen. Ich kann meinem Gott nicht genug danken für die glückliche Rettung. Es war eine schreckliche Nacht u. werde sie auch nie vergessen. So arg wurde noch nie geschossen seit meines Hierseins. Aber ich lebe noch u. danke meinem Gott dafür u. bitte Ihn, auch meine Mutter u. alle meine lieben Angehörigen zu beschützen.

14.VI. Wir schlafen von morgens 3 bis gegen 10 Uhr u. haben frei bis abends. Um ½ 8 Uhr Antreten zum Schanzen an gefährlicher Stelle. Um 11 Uhr rücken wir ab u. kamen glücklich zurück.

15.VI. Beim Antreten um 8 Uhr wurde ich bestimmt zum Balkentragen für einen Offiziersunterstand. Wir waren gerade an der Arbeit, als ein Bote kam und meldete, wir müßten uns sofort fertig machen zum Abrücken. Sofort gingen wir zum Unterstand u. nach schleunigstem Zusammenpacken unsrer Sachen rückten die versch. Komp. ab. Zur Sicherheit vor d. feindl. Artillerie wird gruppenweise marschiert. Weitermarsch halbrechts querfeldein. Nach einer Weile Halt vor einer kleinen Anhöhe. Die Gewehre werden zusammengesetzt, Gepäck abgelegt. Dann kam die liebe Feldküche u. brachte uns Erbsen mit Speck. Bald nach beendeter Mahlzeit rückten wir heimwärts. Die Russen schießen mit Schrappnels, jedoch ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Gegen 3 Uhr kamen wir zurück in d. Unterstand. Der Zweck des Marsches soll gewesen sein, die zu erwartende Reserve eines Nachbarregiments zu ersetzen falls es nötig sein sollte. Offenbar war es unnötig gewesen. Abends 7 Uhr Antreten zum Abrücken in den Schützengraben, wo wir die Reserve bilden[,] falls die Russen einen Angriff machen sollten. Nach gemütlichem Schlaf im Unterstand rückten wir beim Morgengrauen wieder heim.

16.VI. Nach dem Aufstehen kochen wir uns Kakao. Abends ½ 8 Uhr Abrücken in den Reservegraben. Wir bekommen lebhaftes Flankenfeuer. Beim Tagwerden Rückkehr.

17.VI. Wir schlafen bis gegen 11 Uhr, Apell mit der eisernen Portion. Nach dem Mittagessen Befehl zum Packen[,] um in den Schützengraben zu rücken. Nach beschwerlichem Gang durch den langen Laufgraben erreichen wir das unsere angewiesenen Grabenstücke. Ich erhalte mit meinem Kameraden Karl Kriechbaum aus Rohrbach b/K. einen Unterstand, in dem man einigermaßen wohnen kann, er hat mehr das Aussehen einer Höhle. Abends von 11-1 Lauscherposten. Die Nacht vergeht mit der üblichen Schießerei.

18.VI.15 Morgens ½ 3 Uhr Kaffeekochen mit Frühstück. Dann Schlaf bis 10 Uhr[,] von 12-2 Uhr Posten. Kriechbaum fängt an einen Brunnen zu bohren. Die Nacht verging wie gewöhnlich.

19.VI. Nach dem Kaffeetrinken[,] de wir uns natürlich immer selbst kochen[,] Schlaf bis 11 Uhr. Nachm. habe ich Holz für unsern Brunnen auszuschalen u. zum Feuermachen in einem Gehöft[,] von 6-8 Uhr Postenstehen. Die Nacht ist dunkel, kalt u. regnerisch[,] geschehen wird wenig.

20.VI. 15 Nach dem Frühstück Schlaf bis ½ 8 Uhr. Posten von 8-10. Ich bin an der Reihe zum Essenholen. Es ist jedesmal eine beschwerlicher ¾ stündiger Gang[,] bis man an die Stelle kommt, wo die Feldküche anfährt. Bei dem Rückweg hänge ich die 4 Eßgeschirre auf den Rücken u. verschnüre meinen ganzen Rock, worüber sich die Kameraden höchst amüsierten. Nach dem Essen ausruhen. Ich denke mit Sehnsucht an die liebe Heimat u. an die lb. Angehörigen. Dabei schlafe ich ein. Gewaschen habe ich mich heute auch wieder mal seit 3 Tagen[,] denn unser Brunnen, der jetzt fertig ist, liefert mir soviel Wasser als man zum Kochen braucht. Beim Essenholen bot sich mir Gelegenheit zum Waschen. Denn bei der Feldküche ist ein schöner See. Vergl. das Leben im Schützengraben.

21.VI.15 Von gestern abend bis heute morgen durfte ich schlafen bis ½ 3 Uhr[,] denn ich habe Tagesposten 1 Nummer, dieselbe steht von ½ 3-6 Uhr u. darf deshalb schlafen. Es ist ein herrlicher Sommermorgen[,] die Vögel zwitschern so schön wir in der Heimat[,] ab u. zu fällt ein Schuß. Soeben fliegt ein feindl. Flieger über mir weg u. wird von unsrer Artillerie beschossen. In der darauf folgenden Nacht durfte ich wieder schlafen, weil ich freiwillig auf Lauscherposten ging von 9-11[,] Uhr da konnte ich dann schlafen bis zum nächsten Morgen 6 Uhr.

22.VI.15 Von 6-8 Uhr Posten. Während dieser Zeit koch ich mir Kaffee u. frühstücke. Darauf rauche ich eine Zigarre, die ich am Tage vorher von meiner lieben Muttererhielt u. die mir umso besser schmeckt, da sie doch von der lieben Heimat ist. Dann legte ich mich aufs Stroh u. schlief selig bis nachm. 2 Uhr. Ich flicke meine zer[r]issenen Kleider u. dann heißt es umziehen in die Stellung weiter links. Hier machte ich mich mit vollem Eifer daran unsern neuen Unterstand einigermaßen herzurichten, der sehr verwahrlost aussieht. In meiner Nähe explodiert eine Handgranate[,] durch die ein Kamerad getötet wurde.

23. Um 2 Uhr morgens Wasserholen auf gefährlichem Weg in einem nahen Gehöft, wo ich auch gleich Stroh für unsern Unterstand mitnahm. Dann Frühstück. Darauf erledige ich einige Korrespondenzen u. lege mich schlafen. Die Russen sind heute ziemlich brav, sie schießen nicht viel. Nachm. koche ich mir mit meinem Kameraden Kriechbaum einen guten Kakao, den ich von meiner Luise erhielt. Wir beide Kriechbaum u. ich[,] teilen überhaupt alles miteinander. Abends 9-½ 12 Uhr Lauscherposten. Die Russen sind besonders gut aufgelegt. Man hört sie in der Ferne singen u. ihre Musikkapelle spielen wirklich schöne Märsche.

24. Nicht besonders.

25. Die Russen schanzen u. werden von uns heftig beschossen. Im übrigen war alles ruhig. Abends Lauscherposten.

26. Ich habe die Nacht durch von ½ 12 Uhr ab gut geschlafen. Aber um 3 Uhr mußte ich schon wieder auf Posten. Nachm. 12 Uhr Essenholen. Den Nachm. vertreiben wir uns durch Kartenspielen.

27.VI. Der Tag verlief ohne besonderen Zwischenfall.


Das Leben im Schützengraben hat viel Schönes[,] aber auch manches Unschöne an sich. Seit 17.VI.15. bin ich nun im Graben. Jede Gruppe befindet sich in der Nähe ihres Führers. Die Unterstände sind für diese Jahreszeit ganz gut bewohnbar. Wir liegen zu zweien in einem solchen. Es gibt aber auch welche[,] in denen 3-6 Leute wohnen können. Unsre Tätigkeit ist die: Die [Rest fehlt]

Am Ende des Tagebuches finden sich mehrere Namenseinträge von Musketier Dinkeldein. In einem dieser Einträge wird als Regiment Ersatz Bataillon No. 160 Bonn a/Rh. angegeben. Auf der rechten Seite ist zu erkennen, dass zahlreiche Seite aus uns unbekannten Gründen entfernt wurden. Das Kriegstagebuch bricht mitten im Satz ab.
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Erinnerungen von Max Hecker an seinen Sohn Karl Hecker

Karl Hecker wurde am 8. Mai 1898 in Weimar geboren. Seine Eltern waren der Malermeister Max Hecker und Carolin Amalie geb. Greiner. Max Hecker meldete sich, wie dem Bericht seines Vaters mit dem Titel „Ein junger Held!“ zu entnehmen ist, als 17jähriger freiwillig zum Militärdienst. Er zog dann als Soldat beim 5. Thüringischen Infanterieregiment (Großherzog von Sachsen) Nr. 94 in den Krieg ein. Er starb am 13. Dezember 1917 an den Folgen zahlreicher Verwundungen, die er durch drei Granatsplitter erlitten hatte, im Lazarett in Iseghem (Belgien).

Ein junger Held!

Väter und Söhne Seite an Seite gemeinsam im feldgrauen Rock des Vaterlandes kämpfend sind keine Seltenheit in dem größten Kriege seit Menschengedenken. –

Darf ich Euch heute von einem jungen Helden erzählen, den sein Vater fand im Gewühle des Weltkrieges[,] um ihn auf ewig zu verlieren?

Als der Vater im October 1914 zum Landsturm einberufen nach Frankreich abreiste, ahnte ihm noch nicht, daß sein Sohn einem Herzenswunsche folgend, in einer Mil. Vorbereitungsanstalt Aufnahme gefunden hatte. Es war damals 16 ½ Jahr alt. Das Militairische steckte ja schon seit der frühesten Jugend in ihm und mit froher Begeisterung hatte er sich nach er Schulentlassung dem Jungdeutschlandbunde angeschlossen. Was Wunder, wenn in dem tapferen Jungen die schwache Flamme zum lodernden Feuer verzehrender Vaterlandsliebe wurde[,] als die ersten Siege auf den Schlachtfeldern geschlagen und in der Heimat verkündet wurden. Der Vater selbst hat jener Zeit, wo sein Sohn sich mit Plänen trug[,] die ihn seinem bisherigem Wirkungskreise entreißen sollten, nicht gerade mit Wohlwollen begegnet, doch glaubte auch er bis die Ausbildungszeit vorüber sei, ist der Friede ins Land zurückgekehrt.

Es sollte anders kommen.

Im März 1915 schrieb der Jüngling, daß die Auflösung der Mil. Vorbereitungsanstalt bevorstehe und da er nun bald 17 Jahre alt würde, bedürfe es der Erlaubnis des Vaters[,] um ins Feldheer eintreten zu können. Die abratenden Briefe des Vaters hatten nur den Erfolg, den Jungen in seinem Vorsatz immer mehr zu bestärken, er bat und flehte, bis der erstere schweren Herzen Ja und Amen sagte.

Der Jüngling kam nun ins Rekrutendepot eines Regiments[,] welches aus früheren Kriegen den Beinamen „Das Eiserne“ überkommen hatte. Hier erhielt er seine militärische Ausbildung nach allen Regeln der Kunst.

Als eine Gunst des Schicksals hat es der Vater betrachtet, als er, im August vom westlichen Kriegsschauplatz nach einem Ersatztruppenteil versetzt, seinen Sohn vor dem Ausmarsch nach Rußland noch einmal in der Heimat für wenige stunden sehen durfte. Mitte August zog der Sohn gegen Rußland ins Feld, doch schon gegen Ende September folgte auch der Vater nach, um bei einem anderen Regiment an der gleichen Front Kriegsdienste zu tun. Vier lange, schwere Monate langer Erwartung gingen ins Land, ehe durch Vermittelung der Feldpost die Verbindung zwischen Vater und Sohn wieder hergestellt war und die rückliegende Zeit ihren Schleier hob, um die Erlebnisse beider kundzugeben. Der Sohn hatte mit seinem Regiment den Sturm auf Grodno am 5. September 1915 mitgemacht und kam einige tage später als Leichtverwundeter in ein Feldlazarett in Bialystok. Als das Regiment im October nach dem westlichen Kriegsschauplatz übersiedelte, war er so weit hergestellt, daß er mitkonnte.

Der Vater hatte indessen mit dem Regiment[,] bei dem er sich befand[,] schwere Tage und Stunden an der Düna erlebt und befand sich jetzt Riga gegenüber in Stellung. Der Sohn schrieb aus den Stellungen bei Reims – Noyon – , bilder- und kartenreiche Briefe, welche einen guten Einblick in das Leben und Treiben dortselbst gestatteten. Den Winter 1915/16 verblieben sie in dieser Gegend, doch Ende März kam das Regiment in die Nähe von Verdun, wo sich der furchtbare Kampf zu einem Ringen ohne Gleichen auswächst. Alle die weltbekannten Namen: Höhe 304, Bärentatze, Toter Mann, Vaux und wie sie heißen mögen sind Ruhmesblätter für die Regimenter[,] welche dort kämpften. Und an allen diesen Kämpfen nachm der Sohn teil.

Im September kam das Regiment an die Somme. Doch zuvor sah der Sohn nach fast 12monatiger Abwesenheit die Heimat wieder und schickt dem inzwischen wegen Überalterung von der Front zurückberufenen Vater Nachricht nach der nahen Garnison.

Zwei kurze Tage nur ist es Beiden vergönnt, einander sich ins Auge zu sehen, den Vater ruft der Dienst, doch die Mutter ist überglücklich, daß sie ihren braven Jungen wenigstens 14 Tage wieder hat nach so langer schwerer Zeit. Doch auch für den Sohn heißt es wieder scheiden und während er zu seinem Regiment vor Verdun reist, ist auch der Vater wieder unterwegs nach dem Besetzten Gebiet Belgiens, zu einem an der holl. Grenze liegenden Batl. Der Sohn nimmt mit dem eisernen Regiment im Gebiet der Somme an den sich mehr und mehr steigernden Angriffs- und Abwehrmaßregeln teil. Der Chef des eis. Regiments, ein deutscher Bundesfürst, überreicht den aus der Schlacht kommenden Kämpfern die Verdienstmedaille mit Schwertern und der Vater ist stolz auf seinen Sohn, daß er sie nicht blos erhalten, sondern auch verdient hat.

Im Dezember 1916, als das Regiment von der Front zurückgezogen und Ruhequartiere für einige Wochen bezogen hatte, überraschte der Sohn den Vater freudig durch seinen Besuch an der holl. Grenze. Sie benutzten die Urlaubszeit zur Besichtigung der Hauptstadt Belgiens, Brüssel, welche das Sehenswerten genug bietet. Schnell genug verging die kurze Zeit des Zusammenseins, dann reist jeder wieder zurück zu seinem Truppenteil. Der lange und diesmal auch an der Westfront sich durch grimmige Kälte sehr fühlbar machende Winter ging verhältnismäßig ruhig und ohne größere Kampfhandlungen an den Fronten hin.

Dann kam das Frühjahr 1917 und der grandiose Rückzug von Cambray [Cambrai] trat in die Erscheinung. Der Sohn war im Januar zum Gefreiten befördert worden und bei der Sturmabteilung der Division hat er bei den Sicherungstruppen jenes Schauspiel ohne Gleichen mitgemacht. Äußerst interessant und spannend sind die Feldzugsbriefe über diesen Abschnitt des Krieges an den Vater, der inzwischen mit seinem Truppenteil in den Mittelpunkt Belgiens, die Provinz Brabant übergesiedelt ist zur Sicherung der strategisch wichtigen Bahnlinien. Hocherfreut teilt der Sohn mit, daß er bei der Rückzugssicherung, nachdem die Engländer unerwartet den Reservezug überfallen und gefangen hätten, mit seinen paar Leuten entschlossen das Masch. Gewehr unter dunklen schwierigsten Verhältnissen zurückgebracht und dafür das Eis. Kreuz II. Klasse erhalten habe. Dann sahen sich Vater und Sohn nochmals für wenige Tage in der Umgebung von Brüssel in einem mitten im herrlichen Buchenwalde belegenen Quartier. Darauf reist der Sohn das letzte Mal [in] die Heimat, die Geliebte Mutter und Geschwister zu sehen in Urlaub. In dieser Zeit fielen die Würfel im Schlachtenglück nicht günstig und als er wieder zum Regiment zurückkehrte, fand er dasselbe in der Neuformierung begriffen in die Nähe Antwerpens zurückgezogen, um dann später an der Scarpe wieder in Aktion zu treten.

Noch einmal, Anfang October ist es ihnen vergönnt einige Tage beisammen zu sein, dann nahmen sie Abschied von einander ohne dem Gedanken auch nur Raum zu geben, daß es ein Abschied für die Ewigkeit sein sollte.

Das Regiment kam wieder zwischen Ypern und dem Houtholster Walde in Stellung und hier ereilte ihn sein Schicksal. Hier will ich wörtlich den Bericht aus dem Briefe eines Kameraden wiedergeben:

„Da kam der 1. Dez.[,] der Tag[,] an dem wir uns das letzte Mal sehen sollten. Es war in Flandern und in Roulers lagen wir in Ruhe. Von hier aus rückte die Komp. noch Abends in Stellung. Karl war in Ordonnanz beim Komp.Führer. Ohne Verluste kam die Komp. vorn an, wo sie in vorderster Linie südlich Westroosebeeke [Westrozebeke] eingesetzt wurde. Am Morgen des 2. Dez. 300 setzte schlagartiges Trommelfeuer ein und gleich hinter den Feuerwellen kam der Engländer auf breiter Front und in starken Kolonnen.

In diese hinein feuerten unsre Masch.Gewehre mit mörderischer Wirkung. Den Engländern blieben jedoch Kräfte genug, um unsere Vorfeldlinien zurückzudrängen. Auch in Richtung K.T.K.[,] wo sich Karl befand, gingen die Engländern stark vor. Nachts davon bildete sich ein Engländernest. Der Angriff kam durch das Feuer unserer Gewehre zum Stehen, und am selben Tage noch wurde der Engländer restlos aus unsern Linien herausgeworfen. Im Laufe des Nachmittags kam dann die Meldung[,] daß Karl in der Nähe des K.T.K. von drei Granatsplittern schwer verwundet liege. Wir hatten bis dorthin Munition zu fahren, es wurde noch ein Uffz. Und drei Mann mitgenommen, welche Karl zurückbringen sollten. Sie kamen aber wieder zurück und berichteten, ihn nicht gefunden zu haben, da wird er wohl von der Sanitätskomp. aufgefunden und geborgen worden sein.

– – – – – – – –

Am 16. Dez. erhielt der Vater den Brief einer Krankenschwester, worin ihm dieselbe Namens seines Sohnes mitteilte, daß er mit Arm- und Körperverletzungen sowie leichtem Lungenschuß am 5. Dez. 1017 in das Feldlazarett 112 eingeliefert sei, sich den Umständen nach leidlich wohl befinde und um den Besuch des Vaters bittet.

Mit einem dankerfüllten Blick zum Himmel, daß nun endlich sein geliebter Sohn dem Schlachtgetümmel entrissen, giebt sich der Vater der Hoffnung hin, um die Weihnachtszeit seinen tapferen Jungen aufzusuchen.

Das das Schicksal hat es anders bestimmt, als er den Brief der Schwester erhielt[,] hatte sein Sohn, sein guter Kamerad schon seit drei Tagen die Augen für immer geschlossen und ein treues Herz aufgehört zu schlagen.

Da erschien auch ihm das Licht der Sonne verdunkelt und schwere Wolkenschatten zogen über seinen Weg.

Als dann durch den Kriegslärm der Welt die heilige Weihnachtszeit schritt, da stand er tiefbetrübt an einem Grabe im fernen Flandern, das die sterbliche Hülle seines geliebten Sohnes und Kameraden barg.

„So finden wir uns wieder mein treuer braver Sohn; du hast dein Herzblut für deine deutschen Brüder dahingegeben, wie so mancher Tapfere. Nun ruhe in Frieden in Gottes Erde, sie ist ja überall des Herrn!“ – –

Die tränenschweren Augen des Vaters gleiten über die nächste Umgebung, aus der im glitzernden Schnee ein Wald von Kreuzen herausgewachsen scheint.

Mehr denn 3000 gefallene Helden schlummern hier der Ewigkeit entgegen auf diesem erst vor wenigen Monaten angelegten Ehrenfriedhofe. Treue Menschen, welche ihr Herzblut hergaben für die Bestie Krieg. Und während der Vater sinnend der Tapferen gedenkt, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden, bereitet nun etwas weiter oben das Begräbnis von 5 Minenwerfern vor. Die Komp. hat ihre gefallenen Kameraden aus der Stellung mitgebracht[,] um sie der Erde zu übergeben.

Wie feierlich geht solch ein mil. Begräbnis vor sich und doch wie tief bohrt sich der Schmerz[,] als die Musikkapelle das Trostlied: befiehl du deine Wege. – intoniert, der ganze Jammer über den unersetzlichen Verlust bricht mit elementarer Gewalt hervor. Es ist ja so unendlich schwer, etwas Liebes auf Erden hergeben zu müssen, doppelt schwer fühlt man das Weh um die liebe Weihnachtszeit.

Die Komp. hat ihre 5 Kameraden dem kühlen Schloß der Erde übergeben, der evangelische und der katholische Feldpropst haben in ihren zu Herzen gehenden Ansprachen hervorgehoben, daß die gefallenen Kameraden ihr Leben ließen für die Brüder. Sie haben ein Opfer gebracht für uns und sind ein Opfer geworden für die Blutschuld der ganzen Welt.

Und dann trafen die Klänge des ergreifenden Soldatenliedes das Ohr des Mannes: „Ich hatt´ eine Kameraden, einen bessern findst du nit“ –

Ja er hatte seine besten Kameraden verloren und nie mehr werden sie sich ins Auge schauen können.

Oben in den Lüften ziehen drei deutsche Flugzeuge ihre Bahn und die Ruhe und Sicherheit, mit der sie den Luftraum durchsegeln, giebt auch dem Vater wieder Mut, sich in der Gegenwart zu recht zu finden.

Ein Kamerad war ihm behilflich, die letzte Liebesgabe an seinen Sohn, ein Kreuz, auf dem Grabe aufzustellen. Auf dasselbe hat er den Text mit wehmütiger Andacht geschrieben

„Hier ruht in Gottes Erde der

Gefreite Karl Hecker

  1. Masch. Gew. Komp.
  2. Thür. Inf. Regiment (Großherzog von Sachsen) Nr. 94

geb. 8. Mai 1898

zu Weimar

erlag seinen Wunden

am 13. Dez. 1917

zu Iseghem [Izegem] i Flandern.

und darunter:

Mein Sohn!

Du fielst in der Schlacht.

In der Jugend Reinheit und Pracht.

In Flandern brach dein treues Herz

Und ließ uns zurück in Leid u. Schmerz.

Zu früh´ starbst du.

Doch bleibt dein Gedächtnis

Für uns auf ewig ein heilig Vermächtnis!

– – – – – – – Und der junge Held[,] von dem ich Euch hier erzählt habe, das war mein Sohn. – – –

Max Hecker

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Feldpostbriefe von Siegfried Weniger aus Beeskow an seine Mutter (2. Nassauisches Infanterie Regiment 88)

Über die Biographie Siegfried Wenigers ist bisher leider wenig bekannt. Von ihm sind nur drei vollständige Feldpostbriefe, ein Brieffragment sowie ein Fotoalbum überliefert. Aus seinen Feldpostbriefen erfahren wir, dass er, vermutlich als Kriegsfreiwilliger, wohl im April 1915 beim 2. Nassauischen Infanterie Regiment 88 seine Offiziersausbildung begonnen hat.

In dem Feldpostbrief vom 18. September 1915 berichtet er von seinem Einsatz in den Vogesen bei Barbas. Aus dieser Zeit ist auch eine von ihm handgezeichnete Karte erhalten, die die Stellungen der 9. Kompagnie des IR 88 bei Barbas zeigt.

In dem Feldpostbrief vom 20. September 1915 berichtet er von dem Abzug seiner Kompagnie von Brabas, über Blamont und Réchicourt-le-Château bis nach Dann bei Pfalzburg. Das IR 88 lag dort bis 25. September 1915 in Ruhe. Anschließend wurde es bis Ende April 1916 an der Champagne-Front eingesetzt.

Anfang Oktober 1915 scheint Weniger verletzt worden zu sein, wie aus seinem Feldpostbrief vom 9. Oktober 1915 hervorgeht. Leider schreibt er dort nichts über die Gründe und die Art der Verletzung. Die erwähnte Depesche (vermutlich ein Telegramm) und der erwähnte Brief sind nicht überliefert. Aus seiner Zeit im Lazarett sind zahlreiche Fotos erhalten geblieben.

Aus den Erinnerungsblättern des 2. Nassauischen Infanterie Regiments 88 geht hervor, dass Leutnant Siegfried Weniger am 4. September 1916 an der Somme gefallen ist.

Den Deutschen Verlustlisten vom 11. Oktober 1916 ist zu entnehmen, dass Leutnant Siegfried Weniger (8. Kompagnie IR 88) aus Beeskow schwer verwundet wurde. In den Verlustlisten vom 26. Oktober 1916 heißt es,  Leutant Siegfried Weniger, der „bisher schwer verwundet“ war, sei verstorben.

Es ist also zu vermuten, dass Siegfried Weniger am 4. September 1916 an der Somme schwer verwundet wurde, ins Lazarett kam und dann Ende Oktober 1916 seinen Verletzungen erlegen ist.

Feldpostbriefe von Siegfried Weniger an seine Mutter

Mainz, den 17. IV. 1915.

Meine liebe, gute Mutter!

Entschuldige bitte, daß ich nicht früher geschrieben habe, aber ich hatte zu wenig Zeit. Am Freitag hatten wir Unterricht bei Lt. Kedor und immer Dienst bis abends 1 Uhr. Also ich bin glücklich angekommen, hatte in Halle 2 ½ Stde Aufenthalt und habe Karli in der Schule besucht.

Er hatte sich sehr gefreut und war dann, als ichwieder abfuhr von Halle auf dem Bahnhof. In Frankfurt mußte ich noch einmal umsteigen und war um 832 Uhr in Mainz. Inzwischen waren noch 3 Junker gekommen und alle mußten auf unserer Bude schlafen. Man hat keine ruhige Zeit, um mal etwas zu schreiben usw. Die erste Komp. hatte am Donnerstag grade eine schöne Nachtübung von 32 km. Wir hatten dann Freitag mittag bei Lt. Kedor Unterricht und nicht mehr bei Lt. Bertram. Der gab uns nämlich immer schöne Arbeiten auf. Dann bekam ich am Freitag Dein schönes Schmalzpaket. Ich danke Dir, liebe Mama, vielmals dafür. Heute am Sonnabend hatten wir Schießen und am Nachmittag in Niederwallof [Niederwalluf] (alle Offiziere und Junker) eine taktische Besprechung. Wir fuhren 2te Klasse (es kostete 90 Pf.) bis Niederwallof [Niederwalluf] und der Major hielt einen Vortrag an einer Pionierbrücke. Dann gingen wir in die „Krone“, wo eine Bowle angesetzt war und um 8 Uhr fuhren wir wieder zurück. Ich habe auch einen schönen Brief bekommen von Erich und habe ihm von Niederw. [Niederwalluf] eine Karte geschickt und will ihm morgen einen Brief schreiben. Sonntag mittag will ich meinen Lebenslauf schreiben. Liebe Mama entschuldige bitte, wenn ich nicht mehr schreibe, es ist jetzt schon 12 Uhr nachts und ich bin furchtbar müde von dem Ausflug. Also liebe Mama und liebe Mädels, seid vielmals gegrüßt und geküßt von Eurem treuen Siegfried.

Grüße bitte Mutti und alle Bekannte. Nicht wahr ich schreibe bald wieder. Melanie schicke ich nächstens für ihre Sammlung 2 russische Geschosse mit.

[Seite mit Beginn des Briefes fehlt]

Wann wir das Examen machen werden, ist noch nicht bestimmt. Na ich bin ja gespannt[,] was werden soll. Wir haben bei Lt. Kedor Unterricht. Der gibt uns schweinemäßig auf zu Lernen. Wir haben Montag, Mittwoch und Freitags Unterricht. Immer ungefähr 3-5 Stunden aus dem Exerzierreglement zu lernen. Wir kommen vom Dienst ganz kaput und sollen dann zum nächsten Tag noch ochsen, nun das ist ein bischen zu viel verlangt. Außerdem kann man hier auf der Stube (wir sind jetzt hier 11 Junker) nicht lernen, es ist zuviel Radau. Heute waren wir in Kientopp. Es war der Kientop tadellos eingerichtet, aber schön gespielt[,] nun das kann ich nicht behaupten. Im Zigeunerbaron war es am Sonntag zu schön. Wir haben doch auf dem Grammophon das Stück „Ja, das Schreiben und der Lesen“, das singe ich hier jetzt immer zum Steinerweichen, bis die andern kommen und mich wegen Ruhestörung aus der Bude schmeißen und verhauen wollen.

Ich weiß nicht, ich habe heute solche große Lust zum Schreiben an Euch, Heimweh ist es nicht, denn ich fühle mich hier unter meinen Kameraden wie zu Haus, und mir ist sauwohl zu Mute. Ich schicke Dir hier ein Bild mit. Es ist leider nichts geworden. Aber ich bin zu erkennen. Ein Junker ist nicht mir drauf. Ich stehe links vorn. Ja ich will jetzt Schluß machen. Schicke mir bitte das nächste Mal etwas mehr Geld, ja, bitte, liebe Mama. Sei mir vielmals gegrüßt und geküßt von Deinem treuen Siegfried.

An Melanie werde ich morgen eine Karte schreiben, es ist jetzt schon 12 Uhr nachts.

Gute Nacht

Seid nun nochmals herzlichst gegrüßt und geküßt, und grüßt bitte die liebe Mutti und Onkel Bruno

Barbas, den 18. Sept. 1915.

Meine lieben Mama und lieben Mädels!

Sind seit gestern abend wieder in Barbas. Ach, habe ich der nacht gut geschlafen in meinem Bett. Leider habe ich gestern keine Post von Dir, liebe Mama, erhalten, dafür aber 2 Kartellzeitungen. Gestern vormittag traf ich Fähnrich Metzner, er ist gestern Offizierstellvertreter geworden; er war nur 14 Tage Fähnrich. Hoffentlich werde ich bald Fähnrich und dann so weiter. Seine Kompagnie löste uns ab.

Vorgestern abend haben wir zu abend gegessen saure Milch, das hat aber geschmeckt. Lt. Neundorf schaffte seinen Teller nicht und ich mußte ihn essen. Au backe, da habe ich aber sofort zugegriffen. Es gibt hier viel besseres Essen als im Kasino in Mainz.

2x schon hatten wir Kartoffelpuffer. Haben auch vorzüglich geschmeckt. Für uns kocht ein eingezogener Wiesbadener Koch und er versteht seine Sache. 3 Tage hintereinander hatte ich nichts zu tun. Als ich die Patrouille ging, sagte ich zum Feldwebel, so, nun mache ich aber hier nichts mehr, und ich brauchte nichts zu machen.

Gestern abend gab es beim Oberleutnant Beafsteak [Beefsteak], hat auch gut geschmeckt. Dann kam der Bataillonsadjutant und der Doktor und dann wurde Wein und Sekt getrunken.  Um 12 Uhr konnte ich kaum noch die Augen aufhalten. Lt. Spieckermann war auch eingeschlafen und ehe ich mich versah[,] schlief ich und bekam eine Schachtel Streichhölzer an den Kopf. Ich wollte fort, durfte aber erst nach einer halben Stunde gehen, trotzdem ich zum Vergnügen der andern noch öfter einnickte.

In der Mühle habe ich ein französisches Buch gefunden. Précis historique de la Revolution francaise [Précis historique de la Révolution françoise]. Eine ganz alte Schwarte und stammt aus dem Jahre 1821. Ich glaube, es hat etwas Wert dieses Buch. Ihr könnt ja machen damit[,] was ihr wollt. Ich schicke es Euch, wenn wir hinter der Front sind.

Riesig gefreut habe ich mich, als Erich schrieb, er wäre vom Krankenhaus zum Eisernen Kreuz vorgeschlagen, dazu noch die anhaltische Verdienstmedaille, da wird er stolz sein. Kann er auch, verdient hat er es.

Heute habe ich wieder nichts zu tun. Er ist jetzt halb acht. Eben bin ich aufgestanden.

Ich will nun schließen. Grüße bitte alle Bekannte, Mutti, Onkel Bruno und Frau Beckmann.

Mir geht es gut, dasselbe von Euch auch hoffend, grüße und küßt Euch herzlichst

Euer treuer

Siegfried.

Das sollte aber nicht kommen. Ich muß nämlich bei Licht schreiben.

Von Siegfried Weniger handgezeichnete Karte zur Stellung der 9. Kompagnie IR 88 bei Barbas

Dann und Vierwinden

Den 20. Sept. 1915.

Meine liebe Mama, liebe Mädels!

Befinde mich seit heute morgen 4 Uhr hier in Quartier. Ich schlafe mit einem Untffz. Herrmann, einem Theologen, in einem breiten Bett und habe bis heute mittag 12 Uhr ausgezeichnet geschlafen.

Gestern mittag um ½ 5 Uhr wurde ich von der Wache abgelöst, für 8 Uhr war der Abmarsch bestimmt. Plötzlich bekamen wir in Barbas ein mordsmäßiges Art. Feuer, aber wir konnten in die Keller flitzen; es dauerte nicht lange, aber ab und zu kamen noch einige Salven. Um ½ 7 Uhr aßen wir bei Oberl. zum letzten Male in Barbas zu Abend. Um 8 Uhr marschierten wir ab. Durch Blamont zogen wir singend, trotzdem es jeden Abend beschossen wird, und uns die Franzosen hören konnten. Richtig auch, wir waren kaum eine viertel Stunde aus dem Ort, wunderschöne Stadt, von Hügeln umgeben, als die Franzosen wutentbrannt anfingen, schwere Granaten nach Blamont hineinzufunken. Dann kam eine wunderbare Nachtwanderung, der Mond war aufgegangen, die Sterne funkelten auch klar vom Himmel herab. Es marschierte sich so leicht, man merkte nicht den schweren Tornister, schwer war er. Und die Leute sangen so schön. Ab und zu hörte man die Art. Schießen, aber uns konnte sie nichts anhaben. Vor Rixingen [Réchicourt-le-Château] mußten wir in einem schönen Laubwald Halt machen, kein Lüftchen regte sich und es sangen die Leute wirklich schön. Es war doch ein schöner Sonntag, den ich verlebt habe. Um 1215 fuhren wir von Rixingen [Réchicourt-le-Château] bis Lützelburg [Lutzelbourg] und von dort ging es immer bergauf über Pfalzburg nach Dann ins Quartier, wo ich mich sehr wohl fühle. Schicke mir doch bitte Geld, ich bin vollständig abgebrannt. Die Adresse bleibt dieselbe.

Ich muß nun Schluß machen, eben bin ich zum Essen gerufen.

Nun, liebe Mama, jetzt sind wir hier vollkommen außer Gefahr.

Nun seid innigst gegrüßt und geküßt von

Eurem treuen

Siegfried

Speyer, den 9. Okt. 1915

Meine liebe Mama!

Du hast hoffentlich meinen Brief und meine Depesche erhalten. Ich werde jeden Tag verbunden und kann wohl bald wieder aus dem Lazarett entlassen werden. Sonst fühle ich mich ganz wohl bis auf ein bischen Magenschmerzen und Durchfall. Schicke mir doch bitte meinen Extrarock und Hose hierher. Mein Zeug wird gereinigt. Du hättest uns mal sehen sollen, wie wir aussahen, weiß wie Müllerburschen.

Gepflegt werde ich hier ausgezeichnet, würde aber natürlich gern lieber in Dessau sein. Vielleicht geht es zu machen. Wie geht es denn Mutti, hoffentlich gut.

Ich schreibe heute an meinen Feldwebel[,] daß er mir die Postsachen, Koffer und die letzte Löhnung noch schickt.

Nun liebe Mama, auf baldiges und gesundes Wiedersehen

grüßt und küßt Dich innigst

Dein treuer Siegfried.

Grüße bitte Erich, Mutti, die Mädels und alle Bekannte.

NB Ich fühle mich immer noch etwas schwach, wie du wohl auch an der Schrift merken wirst.

Siegfried Weniger 1. Reihe hockend 1. von links
Siegfried Weniger 1. von links
Fotos eines befreundeten Soldaten: "Z. Erinnerung Dein tr. Walther 1. Nov. 15."

Unbeschriftete Aufnahmen aus Siegfried Wenigers Album

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Kriegstagebuch von Kurt Wagenknecht (20. Juli 1915 bis 11. Oktober 1918)

Kurt Wagenknecht stammte vermutlich aus der schlesischen Stadt Hirschberg. Näheres zu seinem Alter und seiner Familie erfahren wir im Kriegstagebuch leider nicht. Im Juli 1915 arbeitete Kurt Wagenknecht in Berlin bei der bekannten Eisengroßhandlung Jacob Ravené. Am 20. Juli 1915 erhielt er seinen Gestellungsbefehl und erhielt beim Füsilier-Regiment 37. Rekruten-Depot II. Ers. Batl. eine militärische Grundausbildung. Bereits am 1. Oktober 1915 rückte er dann beim Infanterie Regiment 47 ins Feld ein. Bereits wenige Tage später erfolgte die Versetzung zum Grenadier Regiment 7. Am 25. Oktober 1915 ging er dann zum ersten Mal in die Stellung im Abschnitt Loclont im St Mihiel-Bogen. Im September 1916 wurde seine Einheit dann zur Höhe 267 bei Azannes nördlich von Verdun verlegt. Ende Oktober wurde die Einheit dann an die Aisne verlegt. Ende 1916/Anfang 1917 besuchte Wagenknecht die Minenwerferschule der 7. Armee in Sisonne. Anschließend ging er dann wieder in das Einsatzgebiet seiner Einheit an der Aisne bei Soissons zurück.

Ab dem 19. Januar 1917 befand sich Wagenknecht in Hirschberg, seiner mutmaßlichen Heimat. Per Telegramm wurde er am 26. Januar 1917 vorzeitig an die Front zurückbeordert. Bis Ende September 1917 war er dann nördlich von Soissons eingesetzt. Am 23. September 1917 kam er aus uns unbekannten Gründen ins Lazarett und wurde mindestens zwei Mal operiert. Auf dem Vereinslazarett Ehringhausen wurde Wagenknecht am 29. November 1917 entlassen und kam dann zum Grenadier Regiment 7., später dann zur Nachrichten Ersatz Abteilung, wo er eine Ausbildung als Funker absolvierte. Ab Mitte 1918 war dann wieder an der Front an der Vesle und Aisne eingesetzt. Am 11. Oktober 1918, dem Datum der letzten Tagebucheintragung, befand sich Kurt Wagenknecht in Thin le Moutier.

 

Erste Seite des Kriegstagebuches von Kurt Wagenknecht

Kriegstagebuch von Kurt Wagenknecht (20. Juli 1915 bis 11. Oktober 1918)

Tagebuch aus dem Weltkrieg 1914/1918.

Am 20. Juli 1915 war ich bei der Firma Jacob Ravene [Ravené] Eisengroßhdlg. Berlin C. tätig. Als ich an diesem Tage abends 8 Uhr von der Klavierstunde kam, überreichte mir bereits schon auf der Straße meine Wirtin Frau Rüdiger den Gestellungsbefehl. Ich mußte mich bereits schon am nächsten Morgen um 7 Uhr in Schöneberg auf dem Bezirkskommando, General-Popestraße melden. Dort wurde ich zum Füsilier-Regiment 35 nach Brandenburg verladen und kam denselben Tag noch in die Kaserne von ebengenanntem Regiment. Ich bekam sogleich Militärsachen und war natürlich die schöne Zeit als Civilist vorbei. Dort wurde ich nun 14 Tage ausgebildet und war nur die letzten Tage gestattet, die Kaserne auf ein paar Stunden zu verlassen, sonst waren wir wie in Gefangenschaft. Inzwischen kam die Parole heraus, daß der größte Teil der Mannschaften zu schlesischen Regimentern versetzt werden sollte, weil von den schlesischen Regimentern die Polen nach Brandenburg kommen sollten. Am 4. August 1915 morgens wurden wir auf dem Bahnhof Brandenburg a. d. Havel nach Goldberg/Schlesien verladen und kamen am 5. August 1915 mittags dort an. Ich kam dort zum Füsilier-Regiment 37. Rekruten-Depot II. Ers. Batl. Wir exerzierten dort auf dem Wolfberg & Taubenberg. In Quartier lag ich im Gasthof bei Mäusel auf dem Boden, (blauer Stern?). Es war ungefähr am 18. od. 19. September 1915[,] wo ich wegen einer Militärgerichtsverhandlung nach Ostrow fahren mußte. Am 27. September 1915 morgens wurden wir feldgrau eingekleidet und rückten am 1. Oktober 1915 in´s Feld. Wir wurden an diesem Tage morgens 8 Uhr vom Bahnhof Goldberg nach Mancieulles/Frankreich verladen und kam dort zum Infanterie Regiment 47 (L. 47). Die Bahnfahrt dauerte 50 Stunden. Am 8. Oktober 1915 wurde ich zum Grenadier-Regiment 7 (Liegnitz) nach Briey versetzt & sind nach dort 7 km marschiert. Dort hatte ich auch Gelegenheit in St. Privat die Schlachtfelder von 1870/71 sowie das Kriegsmuseum zu besichtigen. Am 20. November 1915 wurden wir vom Bahnhof Briey nach Vigneulles [Vigneulles-lès-Hattonchâtel] verladen und von dort aus über St. Maurice [Saint-Maurice-sous-les-Côtes ] nach Woel [Woël] marschiert. Die Fahrt ging über Conflans, Mars-la-Tour. Dort kam ich zur I. Komp. Gren. Reg. 7. 5. Korporalschaft. Das Quartier hatten wir in der Kirche in Woel [Woël]. Am 25. November 1915 ging es zum erstenmal in Stellung. Wir marschierten morgens 4.30 Uhr über St. Maurice nach der Côtes-Lorraines und war unsere Stellung im Abschnitt Loclont. Das Wetter war sehr regnerisch und die Unterstände miserabel. Die Ablösung erfolgte alle 5 Tage. Als Wachtposten stand ich am Unteroffiziersposten 2. (U.P.2.) Grabenposten U.P.1 & Horchposten. Postenablösung alle 2 Std. Waschgelegenheit hatten wir während der 5 Tage in Stellung nicht, sondern konnten uns erst immer nach dieser Zeit einer gründlichen Reinigung unterziehen. Am 23. Dezember 1915 als wir wieder in Ruhe waren, fand abends die Weihnachtsfeier statt. Zu diesem Fest wurde in einer Scheune nahe der Kirche ein Feld mit Zeltbahnen abgegrenzt. Die Seiten waren mit Tannengrün geschmückt und in der Mitte auf Tischen brannten 2 Christbäume. Ein Chor hatte Weihnachtslieder gesungen und jeder Soldat bekam eine kleine Gabe. Nachdem die Feier dort beendet war, wurde dieselbe in der Kirche fortgesetzt. Am 24. Dezember 195 war der Vormittag dienstfrei und nachmittags Gottesdienst. Die Kirche war Quartier, war an diesem Tage ebenfalls sehr schön geschmückt.

Am 25. Dezember 1915 morgens 4.30 Uhr wieder in Stellung. Am 31. Dezember 1915 Sylvesterfeier wieder in Ruhe.

Am 4. Januar 1916 in Reserve-Stellung. Arbeitsdienst von 8-11 Uhr, während dieser Zeit wurde geschanzt. Von 1.15-2 Uhr Gewehrreinigen. Von 2-5 Uhr schanzen. Unterstände waren für je 1 Gruppe eingerichtet. Nachts ein Patrouillenposten, 1 ½ Std. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch erwähne, daß, als wir am 30.12.15 aus Stellung nach Woël kamen, sofort nach dem Essen flüchten mußten, da das Dorf beschossen wurde. In Woël mußte ich auch zeitweise an der Straßenkreuzung Posten stehen, um die vorüberfahrenden Autos zu kontrollieren. Vom 14.-29. Januar 1916 in Reserve-Stellung. Davon am 17., 18. & 19. Januar nach Remy eine Wasserleitung bauen. Arbeitszeit von 7.30 Uhr – 2.00 Uhr. Am 23. Januar 1916 mußte ich in den Pionierpark & Munitionslager[,] es war ein klarer sonniger Tag. Die Grande-Tranchée wurde infolge befahrens mit Feldküchen von französischen Fliegern beschossen. Am 27. Januar 1916 Geburtstagsfeier S.M. K. W.II. Nachmittags frei in Stellung. Am 31. Januar 1916 wurde wir alle zur Entlausung nach Thillot geschickt. Am Nachmittag fand die eigentliche Geburtstagsfeier unter Aufführung von Theaterstücken statt. Am 8. Februar 1916 kamen wir mittags von Stellung zurück und mußte [ich] abends sofort in die Ortskrankenstube von Woël eingeliefert werden, da ich sehr hohes Fieber hatte. Am 14. Februar 1916 wurde ich wieder entlassen. Am 28. Februar 1916 waren wir in Reserve Stellung. Um 12.10 Uhr mittags mußten wir uns marschbereit halten und kamen dann in die Stellung des Inf. Reg. 154 bei Les Esparges [Les Éparges]. Gleichzeitig mußte ich das Essen mit herbeischaffen und fand, als wir in den Annäherungswegen zur Stellung waren[,] eine heftige Beschießung mit Artillerie statt. Für einige Tage später war ein größerer Angriff vorgesehen, alle Anordnungen waren dafür bereits getroffen. Die Sturmleitern waren ebenfalls schon an die Gräben gestellt. Ein anderer Zufall wollte es, daß der Angriff nicht ausgeführt werden konnte. Die Stellung auf der Côtes-Lorraines sowie bei Les Esparges [Les Éparges] sah sehr wüst aus. Kein Baum kein Strauch war mehr zu sehen. Die feindliche Artillerie hatte alles weggefegt. Am 3. März 1916 wieder abgelöst. Am 10.3.16 in Stellung I. Linie (Loclont)[.] Am 17. März 1916 wieder in Ruhe[.] In Saint Maurice fand auf dem Kriegerfriedhof die Beisetzung des Offz. Asp. Gefr. Gensel, welcher auf dem Patrouillengange 16.3. tötlich getroffen wurde[,] statt. Da wir bei dieser Feier von englischen Fliegern bedroht wurden, mußten wir uns alle auf dem Kirchhof hinlegen. Ein Unglück ist nicht passiert. Am 3. April 1916 mußte ich nach Thillot. Unterwegs konnte ich beobachten, wie feindliche Flieger deutsche Flieger bekämpften. Nach längerem heftigen Kampfe mußte ein deutscher [F…?] infolge eines Defektes landen. (Quartier Mühlenstr. 37). Am 19. April 1916 abends 8.30 Uhr bezogen wir die Stellung der Bayern, welche auf dem Loclont links von uns lagen bei Vaux les Palameix [Vaux-lès-Palameix]. Es war eine sehr gefährliche Stellung, da die Franzosen wußten, daß in diesem Abschnitt die Bayern lagen & daher die Stellung immer heftig unter Feuer nahmen. Am 9. Mai 1916 fand eine dauernde heftige Artilleriebeschießung unserer Stellung statt. Der Graben des 2. Zuges war fast vollständig zu. Nach vieler Arbeit konnten wir die verschütteten Unterstände wieder frei bekommen. Am 11. Mai 1916 waren wir in Reserve-Stellung, genannt Weberstützpunkt. Ich war dort auf Relais-Posten. R.P. 285. Wir hatten dort die Aufgabe, die Verbindung mit der vordersten Linie aufrecht zu erhalten. Teilweise wurden wir auch von der Artillerie und schweren Minenwerfern beschossen. Am 15. Mai 1916 abends 6 Uhr versuchten die Franzosen bei uns anzugreifen[,] ich war noch auf Relais-Posten 2[,] mußte mich aber auf Befehl v. R.P. 2 zurückziehen und die Stellung vom Schleichgraben Ecke des Weberstützpunktes mit besetzen. Die Franzosen waren teilweise in die erste Linie eingedrungen und mehrere von uns gefangen genommen. Durch das heftige Artilleriefeuer war die Stellung vollständig zerschossen. Handgranaten & Gewehrmunition war viel zur Stelle. Nach erfolgtem Angriff mußte ich den R.P. 2 wieder beziehen.

Kriegsbericht!

Die französischen Angriffe bei Combres!

Als ein Zeichen für die Unerträglichkeit unseres stärker und stärker werdenden Druckes auf die im Raum von Verdun kämpfenden französischen Truppen kann es angesehen werden, daß die Franzosen, wie der heutige Heeresbericht meldet, nun den Versuch machten, sich östlich der Maas südwestlich von Combres auf den Höhen der Côtes-Lorraines Luft zu schaffen. Hier steigen unsere alten, festen Stellungen südwestlich von Les Espargnes [Les Éparges] auf die Höhe[,] überschreiten die große Straße, die von Hattonchâtel südwestlicher Richtung bis zum Schnittpunkt der Straße von St. Remy nach Lacroix-sur-Meuse und biegen dort knapp östlich des Dorfes Vaux-les Palameix durch das Bois des Chevaliers in Richtung auf Seuzey nach Nordosten ab. In ihrem weiteren Verlaufe wenden sie sich wieder nach südwest und umgreifen als Spitze die Städte St. Mihiel und Chauvoncourt. Gegen den so entstehenden flachen Buckel bei Vaux-les-Palameix, dessen Gräben durch umsichtiges hügeliges Waldgelände gehen und der die Möglichkeit flankierenden Einwirkungen von beiden Seiten bietet, richteten die Franzosen am 15. Mai einen größeren Angriff. Es schien ihnen anfangs auch einige Erfolge zu verheißen, und es gelang einzelnen Teilen[,] Teilen ihrer Sturmtruppen[,] bis an unsere Gräben heranzukommen, stellenweise sogar in die Gräben selbst einzudringen. Unsere sofort einsetzende Gegenwirkung war diese eingedrungenen Franzosen sogleich und restlos wieder aus unseren Stellungen hinaus und trieb die Angreifer in ihre Ausgangsstellungen zurück. Auch dieser Angriff östlich der Maas hat den Franzosen also nur blutige Verluste und keinerlei Erfolg gebracht.

Am 17. Mai 1916 wurden wir in die Bayern-Kaserne (Friedenstal) abgelöst. Am 22. Mai 1916 drohte der Franzose wieder bei uns anzugreifen, alle Stellungen am Schleichgraben mußten besetzt werden. Der Angriff erfolgte jedoch nicht. Am 23. Mai 1916 wurden wir wieder auf 4 Tage nach Woël abgelöst. Am 26. Mai 1916 mußte ich mich wegen Anpassen eines Bruchbandes in das Lazarett (Kriegsschule) nach Metz begeben, am 27.5.16 wieder zurück, 14 Tage Schonung. Am 26. Mai 1916 wurde Leutnant Koch beerdigt. Am 16. Juni 1916 als wir in Ruhe waren, wurde Woël von morgens ½ 10 Uhr bis abends 7 Uhr beschossen. Am 6. August 1916 bat mich Feldwbl.-Leutnant Reich und noch einen Kameraden mit auf Patrouille zu gehen. Wir machten uns also abends gegen 10 Uhr alle drei auf & verließen die 1. Stellung, um bei den Franzosen zu spionieren. Wie lagen auf der einen Anhöhe. Die Franzosen vis-à-vis auf der anderen. Zwischen beiden Stellungen war ein schönes Thal gelegen, welches auch noch mit Bäumen & Sträuchern bewachsen war. Nachdem wir das Thal durchquert hatten, schlichen wir uns an den auf halber Anhöhe vorgeschobenen Posten der Franzosen heran. Nachdem wir die Drahtverhaue zerschnitten hatten, schlichen wir uns direkt bis an den Posten heran. Da wir jedoch bemerkt worden waren, hatte sich der französische Posten zurückgezogen. Französische Zeitungen (Gazette des Ardennes)[,] welche bei uns gedruckt wurden, legten wir in den Sappenkopf hinein und zogen gegen 1 Uhr nachts uns wieder zurück. Einige Leuchtkugeln wurden in der französischen Stellung abgeschossen, & einige Gewehrschüsse fielen. Zu Unglück ist niemand gekommen. Am 18. August 1916 wurde dieselbe Patrouille mit noch weiteren 2 Mann fortgesetzt. Ich war mit 1 Pistole, Fernglas, Drahtscheere & 4 Eierhandgranaten ausgerückt. Gegen 5 Uhr morgens verließen wir die Stellung und hielten uns weiter links von dem französischen Postenloch[,] welches angeblich nur des nachts besetzt war. Einige Meter weiter links hatten die Franzosen eine vorgetriebene Stellung[,] der sogenannten Blinddarm; und war an dieser Stelle die beiden Fronten nicht weit auseinander. Wir suchten uns dort sichere Verstecks aus & konnten so mittels Fernglas die Franzosen direkt in ihren Stellungen im Rücken beobachten. Wir machten dort noch wichtige Aufzeichnungen & waren auch zeitweise noch weiter an die Unteroffiziersposten vorgerückt. Wir nahmen dort noch verschiedenes Beweismaterial mit & kehrten gegen 2 Uhr mittags wohlbehalten in unsere Stellung zurück.

Skizze zur Patrouille vom 18. August 1918

21.8.1916 Morgens 6.15 Uhr Fortsetzung der Patrouille, 1 Leutnant & 10 Mann, Feldwbl.-Leut. Rust wurde dabei leicht verwundet abends nach Hannonville-au-Passage in´s Lazarett.

26.8.1916 Nach Droitaumont.

11.9.1916 Ging ich von der Côtes zurück nach Woël. Die Kompagnie löste gegen 9 Uhr abends ab.

12.9.1916 Waren wir marschbereit & marschierten abends 7.45 nach St. Benoit [Saint-Benoît-en-Woëvre], wo wir auf dem Bahnhof verladen wurden nach Margut. In der Nähe befand sich Stenay. Gr. H. [Großes Hauptquartier] des Kronpr.

16.9.1916 Marschierten wir von Margut nach ( – ) und wurden nach Landres verladen. Abmarsch 6 Uhr morgens Ankunft 1 Uhr mittags.

Von Landres marschierten wir nach Preutin und wurden dort einquartiert.

17.9.16 Morgens 10 Uhr fand die Parade vor Sr. Exellenz General v. Lochow statt.

19.9.16 Morgens 7 Uhr Umquartierung nach Higny.

30.9.16 Morgens 4 Uhr Abmarsch nach Preutin von dort nach Spincourt gelaufen, dann mit der Bahn nach Deutsch-Eck gefahren. Von dort nach Höhe 267 bei Azannes. Staffettenläufer beim Feld.-Artl. Reg. 41. Brühle-Schlucht [Brûle-Schlucht], Chapitre-Wald, Bezannvaux [Bezonvaux].

5.10.16 Station aufgelöst, zurück nach Höhe 267, dort beim Telegraphen-Batl. Leitungen gelegt: Herbebois-Süd.

8.10.16 Auf 6 Tage abgelöst nach Rouvrois [Rouvrois-sur-Othain].

19.10.16 Regnerisches Wetter bei Telegr. Trupp. Draht suchen, vollständig durchnässt.

24.10.16 Angriff der Franzosen bei Verdun. Kasemattenschlucht, Douaumont, Vaux, Abends 9 Uhr von Wache auf den Apellplatz.

30.10.16 Marsch nach Arrancy [Arrancy-sur-Crusne] von Rouvrois [Rouvrois-sur-Othain], dort verladen[.] Fahrt über Sedan, Margut, Laon nach Landrecourt [Landricourt]. Von dort nach Leuilly [Leuilly-sous-Coucy ] marschiert.

1.11.1916 Mittags 5 Uhr Abmarsch nach der Stellung, Ankunft ½ 12 Uhr nachts. Feldwache 3. Pendelposten. Stellung links von Soissons Fontenoy La Roche Höhle, Chatillon Ferme, La Roche-Mühle U.P. Ch. Ferme Feld-Wache 2- Ostly, Pappelwäldchen, Mittelwäldchen, Aisnewäldchen, Aisne-Fluß, Strasse Soissons-Compiègne, Tatius-Tal (Wald)[.]

8.11.1916 Abends Feldwache 2. Quartiere im Keller. Posten 1. Mittagessen 11 Uhr abends, Kaffee 3 Uhr morgens.

12.11.1916 Morgens 6 Uhr zurück von Feld-Wache 2 nach der La Roche-Höhle[,] dort vorläufig geblieben.

17.11.1916 Mittags kam ich an die Fernsprechstelle beim Batl. und wurde dort ausgebildet.

20.11.1916 Mittags um 2 Uhr abgelöst nach ferme de Mareuil, dort Station besetzt.

27.11.1916 Mittags gegen 4 Uhr in Stellung, Station beim Batl. besetzt.

12.12.1916 Abends mit dem Parkwagen gegen 8 Uhr nach Trosly-Loire dort übernachtet, denn am Morgen um ½ 8 Uhr nach Coucy le Chateau[,] von dort mit der Bahn über Laon nach Amifontaine[,] von dort nach Pouvrais [Prouvais] zur Minenwerfer Komp. 432, 222 I.D.

13.12.1916 Mittags 12 Uhr nach Amifontaine[,] von dort mit der Kleinbahn in Stellung. „Minenburg“ (kaltes Wetter)

Gegen ½ 12 Uhr waren wir in Laon und haben uns am Tage die Stadt angesehen. Elektrische-Straßenbahn. Abends 10.10 Uhr sind wir weiter nach Amifontaine gefahren[,] wo wir nach Prouvais gelaufen und kamen gegen ½ 1 Uhr nachts dort an.

20.12.1916 Mittags 2 Uhr marschierten wir nach Prouvais und kamen dort gegen 5 Uhr an.

21.12.1916 Morgens 7 Uhr nach St. Erme[,] von dort mit der Kleinbahn nach Sisonne zur Minenwerfer-Schule der 7. Armee.

24.12.1916 Weihnachten in der Minenwerfer-Schule in Sissone. Keine Postsachen da. Sehr traurige Weihnachten.

31.12.1916 Sylvester Postsachen am 30. eingetroffen. Keine besondere Feier. Am Abend im Soldatenheim der Minenwerfer-Schule.

13.1.1917 Mittags 2 Uhr Abmarsch von der Minenwerfer-Schule Sisonne. Mit der Bahn über St. Erme-Laon-Cuisy le Chateau [Coucy le Château] -Trosly Loire. In Trosly-Loire bei der Bagage übernachtet.

14.1.1917 Mittags 2 Uhr Abmarsch nach er Stellung über Vezaponin [Vézaponin], La Roche-Höhle.

19.1.1917 Abends 6 Uhr auf Urlaub. Morgens 7 Uhr von Laon. Gegen 6 Uhr Abfahrt von Coussy le Chateau [Coucy le Château], Ankunft in Hirschberg 21.1.1917 abends 12 Uhr.

26.1.1917 Telegrafische Ordre sofort zurück.

27.1.1917 Sonnabend früh 10 Uhr von Hirschberg abgefahren, 3 Uhr nachmittags in Berlin-Friedrichstr. Dort 9 Uhr abends wieder abgefahren über Elberfeld M.-Gladbach, Lüttich, Namur, St. Quentin nach Coucy le Chateau [Coucy le Château].

28.1.1917 Nachts 12 Uhr angekommen[,] von dort nach Trosly-Loire gelaufen[,] dort übernachtet & am 29.1.1917 abends in Stellung in die la Roche-Höhle.

30.1.1917 mittags zum 2. Batl. in´s Wangenheim Lager zum Minenwerfertrupp. Dort wurden Werferstände gebaut. Sehr kalt. Gute Unterstände.

12.2.1917 Von Soissons abgelöst nach der Mareuil-Ferme.

13.2.1917 abends gegen 10 Uhr Abmarsch von Mareuil-Ferme nach Pont-sa-Mard [Pont-Saint-Mard]. Dort auf Autos geladen bis kurz vor Laon.

14.2.1917 Von dort bis hinter Laon gelaufen und auf der Verladerampe nach Vigneulles-Wald verladen.

15.2.1917 Von Vigneulles-Wald bis St. Maurice nachts in´s Waldlager gelaufen (Neu-Posen) Barackenlager.

16.2.1917 in Stellung als Minenwerfer Combres-Höhe Linke Waldecke.

19.2.1917 abgelöst in die Combres-Tunnel. C.4. Stollen sehr gut. Ruhequartier Scheinwerferbaracke St. Maurice.

5.4.1917 Auf Stand Lina Sprengungen auf Combres, 6 Trichter wurden gesprengt. 7.45 abends einsetzen der eigenen Artillerie & Scheinwerfer, ½ 9 Uhr bis ¼ 10 Uhr einsetzen der franz. Artl. & M.W. Ich als Telefonist auf Stand Lieschen. Um 10 Uhr noch einmal Sperrfeuer der franz. Artl.

20.4.1917 Auf Beobachtung im Steinbruch. Essen holen im Combres-Tunnel C.4.

24.4.1917 Von Combres abgelöst.

25.4.1917 morgens 7 Uhr noch einmal in Stellung abends 6 Uhr wieder retour.

26.4.1917 mittags 4 Uhr nach Vigneulles-Wald gelaufen, nachts gegen 1 Uhr abgefahren mit der Sanitätskompagnie über Sedan nach Novion-Porcien, dort umgestiegen.

28.4.1917 morgens 11 Uhr in Montcornet angekommen, mittags gelaufen nach Lislet, wo auch die Komp. hinkam, dort auf einem Gut auf dem Heuboden übernachtet.

29.4.1917 morgens 10 Uhr weiter ca. 10 km nach Bucy [Bucy-lès-Pierrepont]. Von Bucy am 30.4.1917 ca. 18-20 km nach Mauregny [Mauregny-en-Haye][,] von dort am 2.5.1917 morgens gegen 9 Uhr Abmarsch nach Sissonne auf den Truppenübungsplatz. Abends in Zelten übernachtet.

6.5.1917 morgens 4 Uhr geweckt[,] 6 Uhr Abmarsch in´s Waldlager (Ritterlager)[.]

8.5.1917 abends Komp. in die 2. Linie. Als Vorkommando den Weg erkunden. Minenwerfer als Trägertruppen. Abends 7 Uhr war der Abmarsch. Franz. Sperrfeuer. Morgens 6 Uhr retour.

10.5.1917 in ein anderes Waldlager. Komp. Winterberg, Artl. Schutzstellung.

24.5.1917 abends gegen 7 Uhr Abmarsch von St. Tomas [Saint-Thomas] nach Montaigu in Ruhe.

28.5.1917 Als Vorkommando in Schutzstellung. Ruhequartier der Trägertrupps in St. Tomas [Saint-Thomas].

30.5.1917 abends in´s Waldlager bei St. Erme wegen beschießen des Dorfes.

5.6.1917 abends in Waldlager St. Erme nach dem Waldlager bei Montaigu abgelöst.

6.6.1917 mittags verladen von Montaigu bis Montcornet von dort nach Chaourse marschiert.

7.6.1917 Von Chaourse Abmarsch gegen 5.30 Uhr nach Harcigny.

14.6.1917 Abmarsch von Harcigny morgens nach la ville aux Bois [La Ville-aux-Bois-lès-Dizy] teilweise marschiert & gefahren.

15.6.1917 7 Uhr morgens Abmarsch von la ville aux Bois [La Ville-aux-Bois-lès-Dizy] nach la Selve in´s Waldlager.

17.6.1917 Vom Waldlager la Selve nach dem Waldlager bei la Malmaison. Baracken. Joffre-court-Ferme.

22.6.1917 Vom Waldlager Abmarsch gegen 9 Uhr in Stellung bei Berry-au-Bac (Damary-Ferme)[.]

Vom 23. Zum 24.6.1917 Patrouillen-Unternehmungen (Abteilungswald). Ich auf Minenwerferstand 1.

20.7.1917 Abends gegen ½ 11 Uhr in Stellung des Inf. Regts. 19.

23.7.1917 Morgens gegen 7 Uhr wieder retour. Stellung beim Regts.-Gefechtsstand Amifontaine, Res. Stellung.

Amifontaine, Prouvais, Jouvincourt [Juvincourt-et-Damary], La Malmaison, Joffrecourtferme. M.W. Stände 1-4. Küche in der Damary-Ferme.

Vom 7. zum 8. Sept. 1917 nachts ½ 1 Uhr aus Stellung abgelöst über Amifontaine, St. Erme, Marchais, Liesse b/Laon [Liesse-Notre-Dame] nach Gizy.

Am 8.9.1917 morgens ½ 9 Uhr in Gizy angekommen, Quartier auf dem Heuboden[.]

23.9.1917 mittags ½ 2 Uhr in´s Res. Feld-Lazarett 47 nach Liesse[.]

24.9.1917 mittags 12 Uhr operiert.

1.10.1917 wieder operiert.

2.10.1917 morgens mit dem Auto nach Missy [Missy-lès-Pierrepont?][,] dort um 10 Uhr in den Lazarettzug verladen[,] über Herbesthal, Aachen, Köln nach Ehringhausen.

4.10.1917 morgens 9 Uhr in E. angekommen. Vereinslazarett bis 29.11.1917.

Vom 1.11.1917 bis 28.4.1918 beim Grenadier-Regiment 7 Liegnitz.

29.4.1918 Versetzung zur Nachrichten Ersatz Abtlg. 5. Liegnitz. Ausbildung als Funker.

8.6.1918 morgens 8.15 Uhr Abmarsch aus der Funker-Kaserne nach dem Bahnhof. 9.18 Uhr Abfahrt nach Sagan. Gegen 11 Uhr dort. 1.18 Uhr weiter nach Halle über Cottbus, Finsterwalde, Torgau, Eilenburg – Halle. 9 Uhr abends dort übernachtet und Sonntag früh gegen ¾ 9 Uhr nach Cassel über Eisleben, Sangerhausen, Kyffhäuserwald mit Denkmal, Nordhausen. Sonntag nachmittag Fahrt durch den Thrüingerwald, herrliches Wetter. Eichenberg (Thüringen) Hann.-Münden, Limburg (Lahn) 6 Uhr früh (Marburg) vorher Nieder-Lahnstein Bad Ems, Burg Lahnstein, Stolzenfels am Rhein. Rheinbrücke Rhein bei Coblenz gegen 10 Uhr früh in Coblenz[.] Burgen & Schlösser Rhein-Mosel, herrliche Gegend. Tunnel-Durchfahrt 15 Min. Länge 4,9 Klm. Der größte Tunnel Deutschlands. Gegen 4 Uhr in Trier. Luxemburg gegen 10 Uhr abends.

11.6.1918 7 Uhr morgens Sedan & Charleville, Liart, 11 Uhr morgens[,] nachmittags wieder zurück nach Charleville ½ 7 Uhr abends an Ort & Stelle. Armee-Nachrichten-Park 1. Funker-Mannschafts-Depot, Quartiere in Charleville la rue-Avennue-Gustav-Gailly [Avenue Gustave Gailly] 39.

22.6.1918 nachmittags 2 ½ Uhr v. Charleville nach Liart, Hirson, Valenciennes. Ankunft 11 Uhr abends. Sonntag nachmittag gegen 4 Uhr weiter nach Douai gegen ½ 7 Uhr dort & übernachtet. In Douai verpflegt in der Caserne „Duriette“[,] geschlafen in der Rupprecht-Kaserne, Montag gegen 6 ½ Uhr abends wieder retour nach Valenciennes. ½ 9 Uhr Ankunft. Verpflegt in der Kaserne Viencent. Sonntag das Aufziehen der Wache Parole Musik am Rathaus.

Dienstag 25.6.18 ½ 10 Uhr vorm. von Valenciennes nach Charleville ½ 6 Uhr Ankunft.

Mittwoch 26.6.1918 2 ½ Uhr nachmittags nach Rethel 6 Uhr Ankunft. Dort übernachtet.

Donnerstag 27.6.1918 morgens ½ 9 Uhr mit der Kleinbahn nach Asfeld. ½ 10 Uhr Ankunft, von dort nach Vieux-les-Asfeld gelaufen[,] in Asfeld verpflegt. ½ 3 Uhr nach Hermonville mit der Feldbahn. Aisne-Tal, Neufchatel, Pignicourt, Berticourt, Hermonville nach Pevy [Pévy][,] von dort zu Fuß nach Montigny [Montigny-sur-Vesle]. Gegen 10 Uhr abends in Montigny angekommen. Quartier in einem ehemaligen französischen Barackenlager. Grufunka 537.

29.6.1918 Ehrenurkunde durch Leutnant Berner überreicht.

1.7.18 kamen 3 französische Flieger gegen ½ 7 Uhr abends (Löhnungsappell) & stürzten sich auf einen deutschen Fesselballon, welcher hell in Flammen aufging. Der Beobachter rettete sich mittelst eines Fallschirms, soll aber abgestürzt sein, da sich der Fallschirm überschlagen hat.

Dienstag 30.7.1918 Um 7 Uhr morgens Abmarsch v. Montigny nach Avaux über Boucy, Berry-au-Bac, Condé, Guignicourt, Menneville, Neufchâtel, Evergnicourt [Évergnicourt], Avaux. Nach ca. 20 km Marsch mit einem Auto gefahren, gegen 2 Uhr Ankunft, Bagage gegen 4 Uhr. Quartiere ganz gut. Quartiere Rue de Malmaison 9. Centrale. In Montigny mehrfach Sprengungen feindl. Munitionslager durch Flieger. Feindl. Geschwader in Stärke von 30-40 Flugzeugen. Mehrere Abende öfters Fliegerangriffe. Flugplatz ca. 30 Tote, Bahnanlagen[,] Munitionslager etc.

29.8.1918 abends ½ 8 Uhr mit dem Lastauto von Avaux nach Alincourt über Asfeld, Poilcourt, Rouvy [Roizy], Neuflize, Alincourt. ½ 11 Uhr dort Abteilung in Baracken um 1 Uhr schlafen gegangen.

30.8.1918 Leitungen gebaut.

1.9.1918 abends 7 Uhr v. Alincourt nach Neuflize, gegen 9 Uhr Abfahrt nach Givet[,] dort Ankunft gegen 8 Uhr morgens Montag, dort verpflegt. 10 Uhr Abfahrt über Namur Lüttich nach Herbesthal, verpflegt gegen 5 Uhr in Aachen um 7 Uhr Köln-Ehrenfeld in Köln um ½ 12 Uhr. Dom Hohenzollern-Brücke Köln-Deutz nach Haspe Ankunft Dienstag 3 Uhr verpflegt, gegen 4 Uhr Abfahrt. Lippstadt Dienstag gegen 9 Uhr Paderborn. Wurst, Brot, Kaffee.

Neuenbeken, Altenbeken, Driburg, Carlshofen, Northeim verpflegt Dienstag ½ 5 Uhr nachm. in Nordhausen. Sangerhausen, Eisleben ½ 8 Uhr abends Mittwoch früh ½ 7 Uhr in Cottbus. An Hirschberg 3.51 Uhr.

20.9.1918 abends 6 Uhr nach Leipzig über Görlitz gegen 1 Uhr in Leipzig. Dann weiter über Sangerhausen, Paderborn, Siegburg, Stacken, Lüttich, Namur, Siveh, Neuflize. Montag 9 Uhr vorm. b. d. Abteilung.

27.9.1918 morgens 7 Uhr von Alincourt nach Neuflize über Roberchamp Ferme nach Laon, dort übernachtet abends Kino.

28.9.1918 mittags 1 Uhr nach Crepy [Crépy] gefahren, von dort nach Couvron, für Grufunka 531 einen Apparat umgetauscht.

29.9.1918 morgens 2 Uhr nach Crepy [Crépy]. 3 Uhr nach Laon.

30.9.1918 morgens 3 Uhr bei der Abteilung angekommen.

5.10.1918 Von Alincourt 8 Uhr vorm. nach Rethel 11 Uhr dort. Baracken auf dem Berge, Baracken gut.

11.10.1918 mittags ½ 1 Uhr von Rethel Abmarsch nach Thin le Moutier abends 8 ½ Uhr angekommen. Bürgerquartier, Strasse überfüllt von Flüchtlingen.

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Kriegstagebuch von Gotthilf Ammen aus Bleckede (10. August 1917 bis 1. Januar 1919)

Gotthilf Ammen war Zigarrenfabrikant und Besitzer einer Buchhandlung in Bleckede. Er war Landsturmmann im Infanterie Regiment Nr. 184, 10. Kompanie. Wann genau sein Einsatz im 1. Weltkrieg begann, geht aus dem Kriegstagebuch leider nicht hervor. In den Verlustlisten vom 4. Oktober 1916 ist er als leicht verwundet bezeichnet.

Das vorliegende Kriegstagebuch beginnt am 10. August 1917 und Ende mit der Rückkehr nach Bleckede am 1. Januar 1919. Ab August 1917 war Ammen zunächst an der Westfront in Belgien im Einsatz, bevor die Einheit am 21. August 1917 nach Frankreich nordöstlich von St. Quentin verlegt wurde. Bis Oktober 1918 war Ammen dann an verschiedenen Orten in Frankreich im Einsatz, bis er dann am 20. Oktober 1918 wegen Rheumatismus ins Lazarett kam. Am 7. Dezember 1918 wurde er nach Bleckede verlegt. Das Reservelazarett Schützenhaus konnte er am 1. Januar 1919 nach Hause verlassen konnte.

Kriegstagebuch von Gotthilf Ammen aus Bleckede (10. August 1917 bis 1. Januar 1919)

Erste Seite des Kriegstagebuches von Gotthilf Ammen

Landsturmmann Gotthilf Ammen 10/184 aus Bleckede b. Lüneburg

Am 10. August 1917 erhielt ich dies Buch mit Briefmappe von Hause nachgeschickt.

In Baslieux b. Pierrepont Longwy sind wir als Sturmtrupp ausgebildet und am 2. Aug. ausgerückt. Vom 3 zum 4 gings von Menin mit Autos bis zur Stellung, von dort zu Fuß zum Kalve-Lager. Bald jeden Morgen vorrücken vor uns liegt die 50. + 79. Div. der wir als Sturmtruppe zugeteilt sind.

Meine Uhr bei dem Alarm verloren. Menin – Ypern.

15/16 Aug. Stellung

  1. Aug. zurück. Langemark
  2. Aug. Abfahrt nach Fresnois [Fresnoy-le-Grand?] beg.

___ Aug. Eisernes Kreuz

1/2 Sept. Stellung Bereitschaft.

5/6 Sept. 1. Graben

10/11 Bereitschaft

Bin als Läufer abkommandiert. Boni [Bony] b. Le Chatelet [Le Catelet]. Überdeckter 7 km langer Kanal der 140-160 Stufen tief liegt. [Kanal von Saint-Quentin]

Riga u. Dünamünde fallen 3/5 Sept.

  1. Sept. Beaurevoir in Ruhe

21-22 Sept. Kantinen Einkauf in Brüssel. Varité Kerman. 1500 Personen Raum Zillerthal

22/23 I Linie Stellung. In Brüssel kann man alles kaufen, aber heftiger, Schokolade 2 Tafeln 8-10 Fr. Pralline 100 gr. 2,50 Fr.-5,- Fr, Speck 10-12 Fr. Würste 12-15 Fr. Schinken 20 M. Kartoffel Pfund 1.40 M. erzählte mir eine Wirtsfrau, wenn sie außerhalb kaufen + holen, dann wird der Verkäufer nach Deutschland geschickt und muß 2 Wochen brummen der Käufer bzw. 1 M. fürs Pfund Strafe. Einzelne sehr schöne Bauten gesehen und Menschen. Es herrscht großes Leben, nachts wird man viel von Weiber angehalten.

In Bereitschaft 2x abkom. auf Wasserpatrouille bei der Pumpstation.

Vorne bis 12 Stunden Posten stehen ohne Ablösung die ganze Nacht.

—————

Eingezahlt           190 Mark

7 Okt.                   55 Mark.

  1. Okt. 5 Mark

410 K. Sparkasse Bleckede

—————

12/9                      5500 A 1

3/10                      5500 8000

7000 A 2              11900 8000

A 3 3950 A

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  1. Okt. Kontributionsgelder 7.40 M.
  2. Okt in Ruhe Beaurevoir
  3. Okt. Vorbesichtigung

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Wona-Karten-Verlag

Königswartha (s.)

Marsa Wona Karte 30 Pf.

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  1. Okt. Kirchgang

nachmittags Kirchenconcert sehr gut

22 Besichtigung

  1. Dienstag: Stellung m. Dockhorn Läufer
  2. Speckaal. hochfein!

Italien   10000 Gefangene Ital.

  1. Italien 30000 Gefangene
  2. Italien 80000 Gefangene
    670 Geschütze

1. Nov. 180000 Gefangene 1500 Geschütze

230000 Gefangene         2500 Geschütze

9. Nov. Ablösung in Ruhe

Ina Paket N. 10

  1. Nov. Patrouille

Unternehmen, ich bin zufällig auf Ortswache

I Linie Sappe 5

Regenwetter, die Gräben sind nicht wieder zu erkennen. Geschwür.

II Linie

Läufer. Gehe zum Arzt. Nach 2 Tagen Zellgewebsentzündung (vom Schanzen) am r. Mittelfinger. Auf Veranlassung des Komp. Führers komme ich ins Revier, der Stabsarzt schneidet den Finger nochmals, das Ausstopfen m. Gaze schmerzt sehr und das Reinigen mit der Pinzette.

Die Division wird am 30 Nov. 1. Dez. zum Angriff eingesetzt, wir haben fast keine Verluste und machen 1000 Gefangene.

3. Dezember 17

Nachmittags bei der Brigade bringt der Feldw. Wegener die Nachricht „Russland hat mit Deutschland Waffenstillstand beschlossen.“ Ein Hurra und allgemeine Freude. Ich bringe gleich die Nachricht weiter, die verschieden aufgenommen wird.

Otto ist nach dem Westen gekommen.

8. November [Irrtum: muss heißen Dezember] aus dem Revier entlassen. Einige Tage bei der Komp. in Ruhe.

10/11. Stellung

  1. Dezember als Waschfrau kommd. [kommandiert]

16.Dez. Krüger bei der Brieftaubenstation abgelöst.

Paket 12 Ina W.

  1. Die Friedensverhandlg. m. Russland bis zum 14. Jan. erweitert.
  2. 11 Br. Ina

Am 30/ Nov. Neptun Teklenburg

  1. Dez. 17

4.43 Egestorf     44,60

253 Dtsch. Kali  25,45

1,71 Adler Zement          17,20

aufgegeben.

  1. Dezember 1917

Abfahrt mit 5 Brieftaubenträgern um 8 Uhr von Marez [Maretz]-Beaurevoir.

½ 1 in Stellung 9. Komp.

  1. Ablösung gegen 4 Uhr 9+10 Komp.
  2. Rückmarsch 3.40

Vendhuille [Vendhuile] 4.15

Beaurevoir                         5.40 S Std.

ab                                                          6.-

an           Marez                                  8.- 2 Std.

Unterwegs W. Orth 1 Komp. 440 getroffen.

Trotz des Marsches schlecht geschlafen.

  1. Dezember

Um 4 Uhr aufgestanden, die Tauben geholt + losgefahren. Vor Beaurevoir ausgestiegen, weil es zu kalt war. Die linke Hand erfroren. Es ist sehr kalt.

Nachmittags

Einsam + verlassen hockte ich in einem Karnickelloch, der Artilleriebeobachter ist nicht da. Ich habe das Glück + finde nur unsere 1. Linie im Steinbruch 1 Minenholz. Zum dritten Male in meinem Leben muß ich Heiligabend allein begehen, dank des Rums von Johannes Böttcher und des schwer gemachten Feuers wärme ich mich durch. Das Einsamsein ist zu häßlich, noch dazu an so einem Tage als verheirateter empfinde ich es deshalb schwer. Als Junggeselle in Dresden ging ich um 7 abends zu Bett und heute wird es noch früher. Die Kälte wird sich über Nacht wohl noch sehr bemerkbar machen. Schade, daß ich nicht bei den Ordonanzen liegen kann, oder daß noch 1 od. 2 Mann in meinem Loche liegen, es ist geselliger + wärmer. Die Butter + Mettwurst von Blohms schmecken zur Feier des Tages sehr gut. Nun merkt man erst, was gute Freundschaft bedeutet. Der Engländer wird uns wohl noch die Feiertage verderben, es ist so ruhig. Die armen Kameraden sind zu bedauern, die haben es noch schlechter als ich, die müssen 2 Stund. bei der Kälte (6-8/°) Posten stehen und haben auch keine bessere Unterkunft. Es gab Linsen, ein seltenes aber gutes Gericht, ich bekam den Rest, die Ordonanz. garnichts, dafür den Marmeladeneimer zum reinemachen. Hoffentlich ist morgen nachmittag trübes Wetter, damit ich früher fortgehen kann. Orth besuchen nach der Schreibstube vorgefunden. Von Th. habe ich seit Tagen keine Nachricht, sie wird wohl sehr viel zu tun haben. Die Mäuse + Läuse sind meine einzigste aber unangenehmsten Gesellschaft. Nach dem Mittagessen (5 Uhr) habe ich noch einige recht nette Stunden bei den Ordonanzen verlebt. Die Nacht fast garnicht geschlafen, wegen Läuse.

1. Weihnachtstag 1917

Der Komp. läßt mich trotz des vielen Schnees nicht früher fort. Ich lege mich zum Schlafen hin und wache erst um ½ 4 auf gegen 4 Uhr gehe ich zurück und komme als letzter um 9 Uhr an. Orth war zum Empfang, ich begegnete ihn unterwegs. In der Bude haben sie einen Tannenbaum gemacht. Die Kameraden müssen zu Fuß nach Stellung, es schneit.

Die anderen Weihnachtstage gingen ergebnislos, wie alle anderen.

Von der Komp. erhielt ich 5 Mark und 1 Päckchen Stadt Braunschweig.

Orth habe ich besucht und alte Erinnerungen ausgetauscht. Wir brauchen nicht mehr in Stellung, weil das Rgt. in Ruhe liegt. Sylvester + Neujahr haben wir nicht gefeiert, keine Einigkeit + Kameradschaft.

Weihnachtspakete sind von allen Seiten gekommen. Die Kameraden sind nicht alle freundlich.

1918

Die Friedensaussichten mit Russland sind gut. Der Zwischenfall wegen Verlegung des Verhandlungsortes nach Stockholm wird wohl nicht viel auf sich haben.

4 Januar

7h gehe ich zur Komp. zurück.

5./ Ich gehe nach Maretz und will Dig. kaufen, leider hat der Kantinenuntoff. alle von der guten Sorte verkauft, ich muß unverrichteter Sache nach Beaurevoir zurück.

Paket, Zeltboten!

6 Morgens zur Komp. in Stellung Wendhuille [Vendhuile], der Komp. Führer schickt mich zur Taubenstation zurück, ich muß Krüger ablösen.

7. Einzug in d. Brieftaubenstation 63/II 2046 d. F.P. [der Feldpost?]

10. Januar 1918

Abends ½ 8 in Stellung. In Beaurevoir übernachtet.

10.-12/1 In Stellung b. d. 10. Komp.

15. Januar. Ich wollte nach Villers Outraux [Villers-Outréaux] zur Komp. mußte des vielen Regens wegen umkehren. Ich gehe nach der Buchhandlung um ein Zeitung zu holen, muß wegen Regens ins Soldatenheim einkehren und bleibe etwas länger bis ich zurückkehrte, da fangen Siegmund + Bitsch an zu reden. ich dürfte nicht die Stube allein lassen, einer müßte zu Hause bleiben, weil sonst leicht etwas gestohlen werden könnte. Eine recht sonderbare Rede!

16. In Stellung. 17. zurück.

Bei Orth eine gemütliche Sunde verlebt. Rgt. abgelöst. Dem Kameraden Gabow sind die Schnürschuhe gestohlen! Die Feindschaft gegen mich wird immer größer. Ich glaube, sie werden mich hinausekeln, denn sie wollen mir den Diebstahl in die Schuhe schieben. Es giebt doch recht viele schlechte Kameraden. Den ersten Verstoß habe ich wohl dadurch erregt, daß ich mich versch. wollte, wie ich aus Stellung kam, und daß ich etwas auf Reinlichkeit halte. Das Rest muß Recht bleiben und ich habe eine reines Gewissen.

Ina Nr. 13 Pfeffernüsse.

20. Jan

1. Weinrot Moirée Rock 25,-

1 m schwarzseiden Stück 16,-

1 schwarz Wollkostüm 110,-

Anbezahlt 20, M

Pajer die Mark

——

Albert Schwerdtner 670,- M

Berlin N.39 Höhrerstr. 12

——

14/1 v. hier        250,-

Bleckede             3800,-

Hannov. B.          4150,-

M 8200

25. Jan. 1918

Meine an die Komp. zur Aufbewahrung gegebene Butter konnte ich nicht bekommen, weil zu wenig empfangen wurde, ich erhielt dafür Schweinefleisch.

27. bezahlt 38 Mark

Ein Taschentuch 80 Pf.

Rheumatismus sehr schmerzhaft.

Gestern eines schönen Schweinchens beraubt, Dieb gefangen, habe ihn mit beiden Händen gegriffen, hat gestanden, sofort ins Loch geschickt. Hängt jetzt, Wiederbelebungsversuche erfolglos.

Division: Kaisers Geburtstag.

K. Kögel Bühlertal 440

Albert Schumacher Eichstetten 5/440

/184 Gabow Kehren 1/440

/184 Richard Bitz /184

/440 Bunzelweier

/184 Plummeyer Sigismund /440

Theen /184 Altmüller /184

Lilienthal /440

3. Februar 18.

Zum letzten Male in Stellung, wir haben ausgelost und ich mußte die neuen Posten vorbringen. Flachmeier hat die Verpflegung verbummelt. Entlaust.

4. Febr. Für 2 Tage Verpflg. erhalten. Abends Pellkartoffel m. Fleisch hochfein. Nachher ein sehr gemütlicher Gesangs + Abschiedabend, wie noch nie so schön.

5. Febr. Mittags 2.24 Abfahrt nach Le Chateau. Ich muß bis Landrecies fahren und dann nach Pleux au Bois [Preux-au-Bois] gehen.

Anne Kämpf 6.20 + 16.20 M

6. Febr. Preux au Bois

Nachmittags schanzen.

8. Febr. 18.

Zur Nachrichtenkomp. abkommandiert.

11/2. Grosse Übungs-Besichtg.

6.15-5.30 nachmittags.

13 II. Ina N. 16 W. + B.

Regiments-Übung

Viel Regen

23. Febr. 18.

Abmarsch von Preux au Bois über Le Cateau nach Reumont. Nachmittags gebadet und dann mit den Dreckstiefel ins Theater. Abends auf dem Strohsack einen auf Th. Gesundheit getrunken.

24/II. mit dem Auto nach Villers Outreau [Villers-Outréaux]

26.II. Mit der Bahn nach Maretz zum Taubenschlag. Schlechtes kaltes Quartier auf dem Boden. Ordonanz.

27. Tauben von Le Cateau geholt.

3. März. Russland hat die Friedensbedingungen unterschrieben. Endlich der erste Schritt gemacht. Cig. kam man in den Kantinen fast nicht mehr bekommen. Meyer, Breetge.

5+6. März 1918.

Es werden sehr viele Truppen hauptsächlich der Artillerie nach Maretz gebracht und nach vorne durchgeführt. Allem Anschein kommt der Aufmarsch.

Paket + Brief-Sperre.

9 März. Abends 7 Uhr Abfahrt zur Stellung. Villers Outreaux. Soldatenheim. Umweg gemacht. Stellung sehr lebhaft, hauptsächlich beim Fortgehen.

11/III. Von Abendcheul [Aubencheul] m.d. Auto zurückgefahren. Der Verkehr wird immer stärker, hauptsächlich Artillerie. Langrohr

16. März einen Tag in Stellung. Das Batl. wird abgelöst.

19. März. Abmarsch nach Hurtebise Ferm 569. Wir sind viel umgelaufen. Die Nacht im taubenwagen geschlafen. Der Tornister ist sehr voll und schwer. Im Sandsack die eiserne Portionen für 4 Tage.

21. März 1918.

4.30 Anfang des Trommelfeuers. Abends m. 4 Mann /184 in Stellung.

22.III. Freitag. Nachmittags 1. + 3. Batl. nimmt Epehy [Épehy] Heudicourt.

23.III. Sorel. Equancourt Manancourt. 4.40 die Tauben aufgelassen. In Honnecourt im Stollen übernachtet. Bohnenconserven Schinken

  1. Nachmittags um 3 Uhr zurück.
  2. Montag. Maretz – Busigny.

Meyertöns Paket

M. der Bahn von Walinkurt [Walincourt] bis Clary, dann zu Fuß bis Maretz und zurück zu Fuß über Elincourt [Élincourt] Deheries [Dehéries] 2 ¼ Std.

Dienstag 26.III

Empfang für 4 Tage. Sauerkraut + Dörrgemüse.

Sonnabend 30/III. 18

In Chatelett [Le Catelet] wird nochmals für 3 Tage empfangen.

Ostern 31.III.19

Wir sollen wandern.

Ostermontag 1. April 18.

Dörge kocht Bohnen, schmecken gut und sind um ½ 10 dick u. gar. Nach dem Essen gehen wir nach Malincourt und fahren nachmittags um 4 nach Caudri [Caudry], wo wir die anderen Kameraden der Div. treffen.

An den Hochzeitstag gedacht.

Dienstag 24. Okt. 2021 Ich habe meine Nudeln gekocht m ¾ Fleischbüchse, hochfein. Der Zug fährt statt um ½ 12 Uhr um ½ 6 nach Cambrai. Lebensmittel empfangen! Kürassierkaserne auf dem Boden geschlafen.

Mittwoch ¾ 18.

Cambrai besehen, es ist manches entzweigeschossen seit Juni 16. In der Nacht Bomben geworfen. Noch niemals bin ich so schnell aus einem Quartier gekommen wie hier. Es hieß nämlich: Wir sollten gesammelt und mit einem Transportführer fortgeschafft werden, da haben wir uns schnell dünn gemacht und sind nach dem Mittagessen nach Fontaine gegangen. Büttner fuhr m. d. Auto und kam von uns ab mit einem Bahnauto gefahren. In den Ruinen ein Lager gesucht. Wasser gefunden, übernachtet.

Donnerstag 4/4. Mittags Nudeln gekocht.

5/4 Nachmittags über Bapaume nach Transloy [Le Transloy].

6. April Doras Geburtstag. Im Barackenlager übernachtet. Für 1 Tag Lebensmittel empf. Fliegerküche: Kaffee. Andere Küche kocht unsere Nudeln mit.

Post ist nicht los zu werden. Bietz + Krüger gehen am 5. alleine fort, Stunk. Wir kochen alleine (Dröge) und gehen nach dem Essen los. In Transloy [Le Transloy] treffen wir die beiden Ausrücker wieder, sie haben für Quartier gesorgt. B. soll nicht wieder kochen, weil er betrogen hat und voll Mucken ist. In der Nähe von Ginchy schlagen wir unser Nachtlager auf. Bitz macht wieder Stunk wegen Schlafen. Aus Granatlöchern wird Wasser zum Kochen genommen, es schmeckt sehr schlecht.

So etwas Trostloses und Verrücktes habe ich noch niemals gesehen, als in dieser Somme-Gegend. Ein Granatloch neben dem anderen, zwischendurch Gräber, kein Baum, kein Haus, manchmal nicht mal mehr Ruinen, Alles entzwei.

Sehr fruchtbare Gegend, wann kann hier einmal wieder geerntet werden? Wieviele Millionen Frank kostet es, um diese Wüsten einigermaßen wieder in gleichmäßigen Boden bringen zu können. Wann wird hier wohl einmal wieder ein Haus stehen? Der Franzose erleidet den größten Schaden im Kriege, wenn er es doch endlich einsehen wollte, daß England ihn am meisten schädigt.

Sonntag, den 7/ April 18.

Wo liegt eigentlich das Rgt.? Nach dem Mittagessen (Grabenkost) gehen wir sachte los und kommen über Longueval nach Bazentin, wo am Wege die 4/440 liegen. Nach kurzer Pause erreichen wir in ¼ Stunde, den Feldw. Oppermann.

Er ist ganz erstaunt, daß wir Taubenträger dasind und weiß nicht, was er mit uns anfangen soll. Nach kurzer Besprechung m. d. Lt. Schroth, Nachricht. Offz. bauen wir ein Zelt in der Nähe des Feldw. auf, von 9 Uhr abends – mittags Regen.

1 Brief von Nienburg ist da, ebenfalls einer aus Celle (Oster-Hochzeitsfeier) weiter nichts.

Löhnung bekommen wir sofort für 2x ebenfalls Verpflegung, bei anderen Komp. erh. sie nur für 1x Löhnung. Man freut sich jedesmal, wenn man zur Komp. kommt, die freundl. Worte + Blicke verraten einem, daß man gerne gesehen ist. An Th. Karte + Brief geschr.

Montag 8/4.

Neue Wohnung bezogen. Holz gemacht und gut geschlafen. Von Ina Paket 17 Sp.

Dienstag – Das Regt. geht in Stellg.

Mittwoch, den 10.

Morgens um 6 Uhr wecken, in 10 Minuten feldmarschmäßig sein. ½ March. Ein großes 3teiliges Zelt bauen. Mein Messer verloren, welches ich 25 Jahre bei mir trug. Mit dem neuen Ersatz der Nachricht. Abtlg. u. dem Feldw. 23 Mann. Die Küchen und Bagagen kommen auch in die Schlucht von Monteban [Montauban-de-Picardie]. Meine Stiefel werden sehr schlecht, nasse Füße. so viel Läuse habe ich auch nicht gehabt, wie von der Hurtebise Fe. bis jetzt. Bei Lille sollen wir in 20 km. Breite durchgebrochen sein und 3 Divis. gefangen genommen haben. Es sieht sehr nach Regen aus.

20/21. Ablösung. Wir gehen zur II. Staffel.

1. Mai, kalt. Einige Tage Sonnenschein. Dann wieder feucht kalt. Der Arzt schreibt mich nach 3tägiger Behandlung gesund, aber ich habe noch ebensolche Schmerzen im Oberarm (Rheuma). Wir sollen in Ruhe kommen. Arbeitsdienst + Fundsachen des Nachts bewachen. Die Taubenschläge sind in allernächster Nähe.

Entlaust: 246 Stück im Hemd. 4-500 St. m. Eiern in der Tuchhose, nachdem ich diese und das Hemd ausgekocht habe, etwas Ruhe.

5/5. Abends Skat gespeilt.

11/5. Paket zur Bahn gebracht.

13/5. Wir werden abgelöst. Abends um 8 Uhr langten wir in Suzanne an.

1 Paket Cig.

15/5. Ina Paket Ba Sp Nr. 18

17/5. Gebadet.

22. Mai Abmarsch nach [Cerlu?] (Lager 23nord.)

23 Nach Carnois und zurück, der Zug ist schon früher gefahren und später fährt keiner. ¾ 10 – ¾ 12, dann weiter nach Templeuve la Fosse

24. [Rancois?]

Über Vendhuille [Vendhuile] bis Aubencheul; von dort mit dem Zug nach Clari [Clary] dann zu Fuß weiter nach Honnechi [Honnechy] abends um 7 Uhr. [Anmerkung am Rand: 25.]

Wir sollen nur 2 Tage bleiben und dann mit der Bahn weiter befördert werden. Die Strecke des öden Sommegebiets haben wir nochmals kennen gelernt, es war jedoch sehr zerschossen. Wir mußten große Märsche machen, damit wir ein größeres Lager zum Übernachten fanden. Es war ein großes glück, daß wir mit dem Zuge fahren konnten, sonst hätten wir verschiedene abbauen müssen, zu denen ich auch gehört hätte.

Auch Sonntagmorgen habe ich wieder im Grase gelegen und von vergangenen schönen Tagen geträumt. Es war schönes Wetter, auf den Weiden graste das Vieh und ich hörte nichts vom Kriege, schöne stille Stunden.

Beim Zeugverpassen bekam ich nur 1. Halsbinde + Schuhe, dafür rief mich der Schreiber in d. Stube, da mußte ich m. Heimatsbahnstation angeben wegen Urlaub. In dieser Nacht habe ich wenig geschlafen, aber viel über den Urlaub nachgedacht. Immer + immer zu waren meine Gedanken zu Hause.

29/5. Abfahrt. Nachmittags zu Fuß über Troisvilles, Briastre nach Solesmes. Dann mit der Bahn über Mons. Namur in dem herrlichen Maastal bis Sedan nach _______ zu Fuß nach St. Julien

31. Mai 1918. Strafexercieren ohne Grund. Allgemeine Abneigung gegen Feldw. Voigt.

1/2 Juni. In __________ + ___________ Thiaucourt. Dieselbe Nacht II +III Bat. in Stellung. Tauben sind nicht angefordert, wir schlagen im Wald eine Lichtung durch zum Blinken.

Wir bleiben in Thiaucourt und arbeiten im Walde.

17 Juni

6 Taubenträger müssen nach Cheville zum Schlag. Ich bleibe zurück, da ich auf Urlaub fahren soll.

23. Verschiedene Kameraden sind an der Spanischen Krankheit erkrankt.

Röhrrup aus Bleckede getroffen, das seit Juni bei der 8 Komp. ist, er machteinen M.G.-Kursus.

27. Juli 18.

Nachmittags um 2 Uhr gehe ich in Stellung als „Störer“ beim I Batl. weil Leute fehlen, das III Batl. geht in Ruhe. Um 6 Uhr sind wir in Herzogstein-Karlsruhe. Wer weiß, was gut für ist.

1. Juli 18.

Beschießung von Thiaucourt. Ein Glück, daß ich als Telefonier in Stellung war! K. Dietrich leicht verwundet, Kopf und Hand. Buttner tot, ebenfalls Lindemeyer.

2/7. 3.15 Uhr nachmittags Fernspruch: „Ldst. A. sofort in Marsch setzen wegen Urlaub.“ Leider kann ich den Zug bis 5 Uhr nicht mehr erreichen und büße einen urlaubstag ein.

3/7. Die Komp. ziehen alle ins Ruoff-Lager. [Chantin?] entlaust. Mittagessen: Antreten nrichten. 5 Uhr nachmittags Abfahrt nach Wappingen über Metz.

Ina N. 19

3-18 Juli 1918

Am 3. fuhr ich erst aus Thiaucourt, weil ich den Zug am 2. nicht mehr erreichen konnte. Leider ist mir mein Urlaubsbeginn trotz m. Bitte nicht umgeändert und so büßte ich 1 Tag ein. Am 5. morgens kam ich in Wunstorf an und fuhr von dort nach Nienburg. Leo erkannte mich nicht wieder. Die Heitmänner freuten sich sehr. Frieda bratete zur Feier des Tages Pfannkuchen, der ganz ausgezeichnet schmeckte. Nachmittags Spaziergang nach Langendamm. Abfahrt 12 Uhr nachts. Ankunft in Bleckede morgens gegen 9 Uhr. Annelise griff zuerst nach dem Körbchen. Vater, Dora, Johanne, Emma + S. Beutner waren dort.

Über die ungesunden + teuren Verhältnisse mußte ich mich sehr wundern. Junge Burschen verdienen 10-12, ältere -18 Mark täglich. Der Lebensunterhalt wird durch die Arbeit wie angewachsenen Preise in die Höhe getrieben. Eier 50 Pf. Bickbeeren bis 1.20 das Pfund. Ab + zu bringen + tauschen Landleute Fettigkeiten + Eier gegen Tabak ein, der kaum mehr aufzutreiben ist. Cig. kosten 40 Pf. die billigsten. Cigtten 10.12.15 + 20 Pf. das Stück. Neune Kartoffel 30 Pf. das Pfund. Eier 25 Pf.

Die Bahn wird vollspurig gebaut. Gartenland ist nicht zu kaufen.

Annelise bereitet mir sehr viel Freude, sie ist recht vergnügt und groß + kräftig geworden. Th. hat gut gewirtschaftet in allen Teilen und macht mir das Leben sehr gemütlich. ich vergesse ganz, daß es Krieg ist. Recht unangenehm ist es, daß man alten Kunden keine Cig. verkauft kann, im Laden werden nur 5 Stück verkauft, Kautabak gibts nur gegen Fettigkeiten, sonst könnte Th. auch nicht auskommen, leider muß sie zu solch schlechten Mitteln greifen. Die Ernte scheint gut auszufallen. Die Zeit vergeht sehr schnell. In Kartoffeln habe ich mich ordentlich satt gegessen und war in den letzten Tagen ausgefuttert. Th. sorgt außerdem für die gute Zubereitung. Recht schöne Stunden habe ich in Bl. verlebt.

16, Reise ins Lazarett.

19. Morgens um 5 Uhr fuhr ich wieder ab und wurde in Celle von Vater + Otto Böttcher von der Bahn geholt. Nach mächtiger Rennerei fuhr ich abends ab, ohne Heimann K. zu sprechen, und fuhr 8.13 von Hannover ab. Am 21. kamen wir mit dem Urlauberzug in Wappingen an + erfuhren, daß unsere Div. in Ruhe wäre. Nach mehrtägigen Fahrten kamen wir über Charleville, Valenciennes, Douai, Cambrai, Bapaume in (Tremicourt)-Grevillers [Grévillers] an 24/7.

26. 1 Tag in Grevillers [Grévillers].

1 Tag nach vorne + zurück. Miraumont

27. Wieder nach vorne. Essentragen.

30. Wilhelm Paket m. B.

31. Elise Paket m. B.

5/8. Frieda Paket m. B.

8/8. Sehr schlimmer Tag (Grevillers [Grévillers])

11/8. An Calmann 50,- / Sonntag

An andere denken für sie sorgen, ihnen Liebes erweisen, das macht das Leben schön und bringt uns das Glück in Herz und Haus.

10./ Durch Dröge ein Paket (Vater)

12/13. Elise Zeug f. Schuhe.

21. Aug. 1918

Großer Angriff des Feindes ¾ 6-11 Trommelfeuer. Dann Sperrfeuer. Wir sollten nach Feldw. Oppermann, können aber nicht vorkommen.

21/8.18

Abends um 6 b. mächtiger Hitze nach Grevillers [Grévillers]. Alles ausgeflogen. Wir müssen in einen Unterstand flüchten. Nach 9 Uhr weitermarschiert. Ankunft ¾ 1 in Bancourt (3 B.). In einer leeren Baracke übernachtet.

22. Aug. Wir sollen nach dem Taubenschlag 147. Große Hitze. Es hat wieder allerlei Verluste gegeben, auch bei uns wird immer übertrieben, wir müssen die Wahrheit abwarten.

Paket Zwieback an Vater.

Abends gegen 10 Bapaume Süd Taubenschlag 147.

23.8. Mittag gekocht. Hafergrütze m. Rindfleisch. Es wird tüchtig geschossen. Leider kamen die Schüsse näher. Die Brigade zieht sich aus Grevillers [Grévillers] zurück. Abends kommt die Meldung, die Div. wird abgelöst. Der Taubenwagen Nr. 147 wird fortgeschafft, wir kommen zu Schlag 70W. Lebensmittelempfang von d. sächs. Fernsprechzug 183.

24. Aug. Um ½ 1 Uhr Abmarsch m. d. Schlag 70 nach Haplincourt. Unter den Anhängerbrettern geschlafen. Nach dem Mittagessen werden wir zur Truppe entlassen. Wir gehen nach Velu [Vélu] und fahren m. d. Feldbahn nach Itre [Ytres]. Von dort m. d. Kleinbahn nach Heudecourt [Heudicourt]. ½ 10. Im Keller übernachtet.

25/8. Ruhetag

26. August

Abfahrt von Heudecourt [Heudicourt] ½ 10 Ankunft in Cambrai gegen 5 Uhr nachm. Geräucherte Heringe aus dem Eisenbahnwagen geholt. In der Auskunftstelle bekommen wir die Nachricht, daß wir uns nach Gent begeben sollen. Schöne Aussicht einige Tage in Brüssel bleiben zu können. Leider kommen vier Mann von uns u. gehen zum Reg. zurück. Wir bleiben in der Marwitz Kaserne über Nacht und werden nur von einem Flieger einmal gestört.

27/8. Groschopp + ich melden uns zur Abt. zurück, die anderen Taubenträger sind schon gestern angelangt. Aus dem schönen Abstecher wird nun nichts mehr, durch die Dünnmache? der 4 Mann. Wir bleiben in Cambrai.

Abends ½ 11 kommt Befehl: „Alles fertig packen, dann weiter schlafen.“

Um 3 Uhr: Wecken. Tornister werden mit Auto befördert. Wir marschieren bis dicht vor Douai und bleiben in Goulzin [Gœulzin]. Krüger, Telefoner Paket an Brockmann (Buch + Durchfallgegenmittel).

29. Aug. Morgens Abmarsch, dann 2 Stunden Bahnfahrt, darauf wieder Marsch (ohne Essen) nach Loos b. Lille.

31. Entlausung.

1. September 1918 Sonntag

Nachmittags nach Lille 200.000 jetzt 120.000 Einwohner. Cakao 32 Mark das Pfund. 1 Ei 1.80-1.90 Fr. Tabak 100 gr 4-5 Fr. Kartoffel 1.75 M das Pfund.

Soldatenheim tüchtig Bier getrunken. Vorträge im Saal sehr schön.

2/9. Nachmittags ins Theater. Nachher mit Groschopp ausgerückt. Wie wir zur letzten Elektrischen kommen ist mächtiger Andrang, wir heute Abend noch marschbereit

184 alarmiert.

3/9. Wir bleiben noch den ganzen Tag. Viele haben ihre Einlaßkarten zum Theater verschenken müssen.

4. Sept. Abmarsch von Loos. ¾ 6 wir Taubenträger müssen leider über Salomé Marais hinaus mit zum B.T.K. darauf werden wir zurückgeschickt und müssen ohne Angabe unsere Komp. + Küche suchen. Nach langem Fragen und wenden kommen wir in Annoeullin [Annœullin] um 5.15 Uhr an.

Es giebt keine Kaffe ü keine Verpflegung. Groschopp hat im Motorboot sein Brod liegen lasen. Dröge gebt ihm + nachher Krüger etwas. Die Essenholer der N.A. schlafen die Nacht bei uns und bekommen am anderen Morgen um 7 Kaffe zu, Brod hat Tiedemann schon geholt. Die Civiler müssen ausziehen. Die Füße schmerzen. Kartoffel gekocht und ordentlich gegessen.

Nienburg 1 Paket.

5. Sept. 1918

Morgens Großreinemachen beim Feldw.

Kartoffel gekocht.

2 Pakete an Vater 1 Leinen 1 Leder.

Mittagschläfchen gestört. Fertigmachen zum Taubenschlag 234. Lebensmittelempfang. 1 gr. Fleischbüchse bekommen. Wir können noch mit dem Zuge fahren, sofort packen. Im Laufschritt zum Bahnhof, gefragt, auf eine leere Maschine gestiegen, Abfahrt. Das ging alles so schnell, daß wir 3 Dröge, Theu + ich erst in Gondecourt zur Besinnung kamen. Wir müssen m. 6 Mann 3 Posten besetzen. Häuslich einrichten.

6/9. Ruhetag.

Elise Graupen

7/9. Morgens um 4.15 Uhr abmarschiert

– Annesmes                      30 Min.

55 Min                 – Annoeullin                      25 Min.

2 Stund.               – Hantey [Hantay]           60 Min.

2 ¼ Stund.          – Hantey [Hantay] Ort   20 Min.

3 ½ Stund.          – K.T.K.                                25 Min.

3 ¾ -4 Stund.     Komp. nach [Westening?]

2. Komp. Ltn. Wilke

Untoff. Elze Gefr. Kürbitz

Komp. macht 5 Gefangene 1 M.G.

Telefoner:          Fritz

Eberhardt

3 Uhr nachm. 2 Tauben

5/9.       10 Uhr vorm. 2 Tauben

5.05 nachm. 2 Tauben

Es giebt keinen Kaffe, nur für jeden 1 Trinkbecher, ich bekomme von der 3. Komp. ½ Becher voll.

8/9. Abends 5.05 die letzten Tauben m. Meldung fliegen lassen. (Bei der l. Nachbarkomp. war der Engl. im Graben, wurde wieder hinausgeworfen 5 Gefangene 1 M.G.)

Bei den 418 engl. Patrouille 10-12 Mann abgewehrt. Mit der Feldbahn zurück von Hantey [Hantay] aus über Bauvin.

10           gr. Paket an Hermann Brod.

Paket an Elise L.

Kartoffelfeld leer gemacht.

In diesen Tagen habe ich mich mal ordentlich in Kartoffeln satt gegessen.

10/9. Groschopp Urlaub.

12. Sept. 18.

12 Uhr mittags Abmarsch nach Genech. Wir sind jetzt ganz den Sächs. Fernspr. zugeteilt. Im großen Stall übernachtet.

—–

„Als der Flieger kam, mussten wir in den Keller und machten dort großen Lärm. Dann kam der Hr. Oberlehrer und wollte uns stillen, es gelang ihm aber nicht.“ (Jugend).

—–

13.9. Wir tun den ganzen Tag weiter nichts als essen, rauchen + spielen Karten.

15. Sept. Im Schloßpark viele Brombeeren gegessen. Rummler getroffen. Die Division wird aufgelöst.

16. Sept. Wir sollen zum Rgt. zurück. Nachmittags mit Rummler Serg. Orth in Bachi [Bachy] besucht, abends bis 1 Uhr Kantine.

17. Sept.

Nachmittags gehen wir Taubenträger zum Rgt. zurück, nachdem wir uns von den 418. + 440 verabschiedet haben, letztere kommen zur 111 Div. (Z 3) Bourghelles. Rgt´s Appell. Das Rgt. soll in Rethel neu zusammen gestellt werden.

18.9. Paket von Ina 20 (1)

19. Wäsche eingesteckt.

20. Sept. Mittags Abmarsch nach Somain.

22. Attigny morgens 12.5

Attigny 22. Sept.

9.30 Löhnung

Die Nachricht. Abt. wird auch aufgelöst. Die 10. Komp. soll geteilt werden. Die Verpflegung war sehr mäßig. Die 11. Komp. hat Kaffee u. Zucker eingesteckt, dafür ½ Fleischbüchse mit verdorbenen Zwieback ausgegeben.

23. Sept.

Ich komme zur 11 Komp. + mit dieser zur III/393. Morgens 7.30 Abmarsch.

Ich komme zur 1/165 Abmarsch 10.30 [Stempel mit Aufschrift: Postadresse des Absenders: Inf. Regt. Nr. 165, Nachr.-E[?]g I Bataillon]

Abmarsch 12 Uhr. 2x mal kommen Nachrichten, wir sollen schnell kommen- Wegen Regen sind wir 1 Uhr erst beim Feldwebel. Abmarsch zum Bahnhof 4 Uhr. Rückmarsch 7 Uhr. Them + ich müssen mit dem Wagen zu Fuß. Abmarsch 9 Uhr abends. Ankunft 4.30

24/9 Unterm Wagen 1 Std. geschlagen. Abends 9 Uhr zum Grenadier Lg. Zum Glück schlafen wir in Baracke.

25. Sept. Großer Angriff!

Mit der Bagage + dem Rest Telefoner + Blinker zum Dreiberge-Lager. In die Nacht gucken. Falscher Alarm.

26. Der Kampf ist im Gang. Feldwebel Oppermann fällt.

27/ Sept. Morgens packen. Mittags Abmarsch nach Machault Waldlager 7. Im Revier übernachtet.

28. An die Luft gesetzt. Schlechtes regnerisches Wetter. Ich schlafe jetzt auf dem Kutschersitz eines Packwagens und ziemlich warm.

29./9. 1 Paket Wolljacke Vater

1 Paket Strümpfe Vater

30. Die Post ist nachgekommen. Ein ewiges Wandern von einem Lager zum anderen, auspacken, einpacken, wenn fertig gepackt ist, dann wollen sie Gerätschaften haben. Weichsel-Königin Louisen-Weichsel Lager. 2/3.[Oktober] in Baracke wunderschön warm geschlafen.

4 Oktober Morgens um 4 Packen um ½ 6 Uhr Abmarsch. Ich bleibe bei der Gefechtsbagage. Kinfinsten Lager. 8 Uhr morgens. mittags 2 Uhr ins Ruhelager, sehr schöne Baracken. 8 Uhr abends, fertigmache.

5. Okt. Morgens 6 Uhr gehts erst los ins Schweriner-Lager. Die Komp. kommen zurück in Ruhe. Zum Stabs-Lager Tornister für Feldw. Gast. Mittags ½ 12 Uhr fertigmachen. 2 Uhr Abmarsch der Komp. nach vorne, wir bleiben hier. 3.30 Uhr fertigmachen, fort. Wittelsbach-Lager. G. Stegemann in der Baracke geschlafen. Wir bleiben liegen.

6. Okt. Morgens ½ 6 Uhr wecken + sofort abrücken. Kurz vor Anells [Annelles] im Tannenwalde übernachtet.

7. Okt. Morgens um 1 Uhr wecken + abrücken nach 3 stündigem Marsch m. Pause kommen wir ½ Stunde von unserem Lager hinter Anelles [Annelles] in ein Birkenlager. Allerlei Gerüchte über Friedens+ Waffenstillstand laufen herum. Der Kaiser soll ihn angeboten haben und zu Wilsons Bedingungen verhandeln wollen. Wir werden wohl klein geben müssen + hätten mehr erreicht, wenn wir es früher getan hätten. Die Alldeutschen haben viel Schuld.

10. Okt. Nachmittags 4 Uhr Abmarsch .

11. Okt. 2.30 Ankunft in Marscheromenil [Machéroménil]. Erbärmlichen Durchfall, Hunge[r]kur, Herr Stegemann sagt allen nur mir nicht Bescheid, wo geschlafen wird. Ich schlafe mal wieder unter dem Wagen. Nachmittags nach 5 Uhr weiter nach Vauxelles [Vauzelles] Die Nacht geschlafen.

12./10. Revierdienst ist nicht. Unser einer Kutscher Zeller kommt zur Komp.

13. Okt. 18. Sonntag. Wir sollen wieder vor. Viele Kameraden kommen von der Bagage zur Komp. zurück. Hoffentlich bleiben wir beiden Taubenträger b. Wagen.

Nachmittags 1 Uhr

Der Waffenstillstand soll beschlossen sein. Das Batl. rückt nicht nach vorne. In den Komp. herrscht große Freude, daß es endlich zum Schluß kommt.

14 Okt. Die Freude war mal wieder umsonst, die Kanonen donnern heute morgen wieder.

16. Der Durchfall nimmt ab und Rheumatismus zu. Wir haben eine warme Bude bezogen. In den Schienbeinen habe ich Rheuma, daß ich nachts nicht schlafen kann.

16. Okt. 1 P. von Dora Bluse

1 Paket von Elise Bluse

20. Okt. Sonntag

Mein Rheumatismus wird schlimmer. Ich kann kaum sitzen, liegen oder stehen.

Mittags ¾ 2 . ich gehe als Telefoner zum Rgt´s Vermittlung. 2.15 Uhr kommt Them und holt mich wieder fort. Ich soll ins Lazarett. 3.30 Abfahrt mit dem Wagen nach der Sammelstelle Launois. 5.30 Ankunft gr. Baracke. Bis gegen 4 Uhr große Schmerzen, an schlafen ist nicht zu denken.

21. Okt.

Sammelstelle Charleville. gut geschlafen, trotz Flieger gutes Essen. Die Schmerzen werden größer. Von Charleville -Mochon [Mohom?] fuhren wir mit der Bahn Givet, Dinant, Gremelle, Grußon, St. Hubert, Bastogne, Gerolstein. Sämmtliche Sachen mußten abgegeben werden. Was hatte ich mich zu den 3 Hemden + Schnürschuhe gefreut, leider mußte ich alles abgeben, selbst die Decken, trotzdem die Nächte kalt sind. Man ist viel zu ehrlich.

Mit anderem Personal gehts über Hillesheim, Ahrtal, Coblenz, Lahntal, Marburg, Cassel, Hann. Müden, Nordhausen, Eichenberg, an Halle vorbei, Torgau, Falkenberg. Wir werden nicht in Halle ausgeladen, sondern in Cottbus-Breslau. Leider sind meine Schmerzen zeitweise fürchterlich, ich kann dann nicht sitzen oder stehen. Beim Essenempfang muß ich durch das lange Stehen viel Schmerzen ertragen, die Verpflegung war zuerst schlecht + wenig, in Deutschland fuhr anderes Begleitungspersonal mit + da gab es reichlich + gut, Brod + Würste + Kaffee.

Sonnabend 26. Okt. 18.

Nun sind wir beinahe eine Woche unterwegs und ich bin in keine Behandlung gewesen + die Schmerzen lassen nicht nach. Es fahren viele im Zuge, die nicht mehr krank sind oder schon gesund geworden sind. Wenn ich man in Cottbus mit ausgeladen werde u. entlaust. Abends gegen 11 kommen wir in Muskau o/S. an, konnten uns dann mit einer Wäsche in Bett. Es gab noch Nudeln. Wir wurden mit 25-35 Mann gefahren, weil wir nicht laufen konnten.

Sonntag gabs gutes Essen. Es sollen verschiedene schon mit 14. täg. Urlaub abgeschoben werden. Meine Schmerzen werden größer und ich bekomme nichts zum Einreiben oder Einnehmen, weil sie nichts haben.

28. Okt. Wir kommen nach Baracke 3. Der Umzug verursacht große Schmerzen.

30/10. Heutenachmittags waren gebadet, nachher fest große Schmerzen. 1 Stunde am Tage außer Bett.

Sonntag, den 3. Nov. 18.

Jetzt bin ich eine Woche hier ohne ärztliche Behandlung. Die Schmerzen lassen wohl etwas nach, sind aber immer noch groß und halten mich im Bette fest. Manchmal kann ich 1-2 Stunden aufsein. Gestern habe ich ein Paket für E. Brockmann fertig gemacht, konnte es aber bis heute nachmittag nicht loswerden. Leider habe ich bis heute noch keine Nachricht von Hause, es dauert für Deutschland sehr lagen und ich sehne mich doch jetzt danach, da ich seit 14 Tagen keine Nachricht habe. Es ist draußen kalt, ich bin aber seit dem Umzug noch nicht wieder draußen gewesen.

5. Nov. Endlich etwas verordnetes, elektr. Lichtfußbad + Einreibung heute gleich gebadet. Die Schmerzen sind noch groß, hauptsächlich nachts. Draußen bin ich heute etwas im schönen Sonnenschein spazieren gegangen.

6. Nov. Die erste Post erhalten von unserem Wilhelm, es schreibt, daß Therese krank ist, deshalb bekomme ich auch von dort keine Nachricht.

7. Nov. 18. Heutemorgen Verlegung nach Lüneburg beantragt, der Arzt unterstützt es. Läuse im Hemd gefunden. Endlich abends 1 Paket von Hause. Leider ohne ein Wort geschriebenes.

8. Nov. 18 Kritischer Tag I Ordnung. Die Nacht noch weniger geschlafen und tüchtige Schmerzen. Wenn doch die Schmerzen etwas nachlassen wollten. Die meiste Zeit wieder im Bette gelegen. Der Bahnverkehr nach Berlin ist gesperrt. Entweder es sind Truppenverschiebungen oder es dreht sich wieder um den Kaiser.

9. Nov. Der Kaiser hat leider abgedankt. und der ___________ 38.5

Sehr große Schmerzen.

11./11. Rest gemütlicher Abend. Sehr viel gelacht. Die Kokarden müssen entfernt werden. Blödsinn!

Sonntag, den 17. Nov. Zum ersten Male nachmittags spazieren gegangen. Geschwitzt. Nachher große Schmerzen.

Donnerstag. Die Schmerzen lassen nach.

Sonntag, den 24. Nov. 18. Ich bin mehrere Male ohne Schmerzen spazieren gegangen. 12.50 Uhr Die Baracke neben uns brennt ab, auch die folgende, wir mußten räumen, aber glücklicherweise hielt der Wind von uns ab. Tüchtig geholfen.

3. Dez. 1918. Urlaub beantragt, nicht genehmigt, Entlassen.

4.XII

Leider sind die Papiere nicht fertig, muß 24 Stunden warten.

5. Dez. Erholungsurlaub bis zur Entlassung, ich brauche nicht nach Blankenburg. Über Berlin darf kein Soldat entlassen werden, ich muß deshalb Kottbus, Falkenberg, Halle, Magdeburg fahren, ein großer Umweg.

Dr. Harich

Dr. Brosinger

Schwester Agnes + Klara

Offstellv. Rumuler, Potreck, Recke, Sgt. Schnabel.

Abfahrt 7 Uhr abends.

Kottbus                an 9.10 Uhr

ab 10.40 Uhr

Freitag 6. Dez.

Falkenberg         2.10 Uhr

ab, Güterzug     3.50 Uhr

Halle                     9.30 Uhr

ab 10.10 Uhr

an Magdeburg  12.15 Uhr

ab 4.05 Uhr        1,10 M.

Braunschweig   7.15 Uhr (618) ab 810 9.56

ab Sonnabend  6.16

In Braunschweig herrschen böse Zustände. Bei Grashoffs nett.

Indeform.

7. Dezember 1918

Ankunft in Bleckede. Anneliese hat mich gleich wieder erkannt und ebenso freudig begrüßt wie Therese.

30/XII. Nachmittags: Aufnahme im Res. Lazarett Schützenhaus.

1. Januar 1919

Leider mußte ich Sylvester im Lazarett verleben. Morgens ging ich nach Hause, wo sie alle krank waren.

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Kriegstagebuch eines unbekannten Soldaten aus Schneeberg (1. August 1914 bis 9. August 1918)

Im Kriegstagebuch sind kaum Informationen zur Biographie des unbekannten Verfassers zu finden. Es steht fest, dass er aus Schneeberg in Sachsen stammte. Zu Beginn des Krieges verabschiedete er sich von Familie und Bekannten. Er hatte mit Sicherheit Geschwister und war seit dem 10. November 1910 verheiratet. Kinder hatte er vermutlich keine. Geboren wurde er am 4. Oktober, wobei wir sein Geburtsjahr nicht erfahren.

Seine Zugehörigkeit zu einem Regiment lässt sich auf Grund der fehlenden Angaben nicht genau bestimmen. Vermutlich war er Soldat in einem Artillerieregiment.

Am 5. Oktober 1915 wurde er mit der silbernen Friedrich-August-Medaille ausgezeichnet. Am Weihnachtsfeiertag 1914 wurde er zum Unteroffizier befördert. Am 27. Januar 1917 wurde ihm das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen. Mitte Februar 1918 wurde er zum Sergeanten befördert und am 1. Juli 1918 zum Wachtmeister.

Der unbekannte Soldat war bis April 1918 an der Ostfront eingesetzt. Im Anschluss daran erfolge sein Einsatz an der Westfront in Frankreich.

Kriegstagebuch eines unbekannten Soldaten aus Schneeberg (1. August 1914 bis 9. August 1918)

Die ersten Seiten des Kriegstagebuches des unbekannten Soldaten aus Schneeberg

I

Kriegs-Tagebuch

4. August 1914

Mit Gott

Schneeberg, den 1. August 1914

Es war am 1. August, wo die Kriegswirren das ganze Volk, auf höchste gespannt hatten, den Deutschland wollte nicht ins Gras beisen, bis am Nachmittag desselbigen Tages die Kriegsbereitschaft bekannt wurde, und am Abend gegen 5 Uhr die Kriegserklärung für unsere gesamte Armee, Reserve und Landwehr heraus kam.

Ungern, aber auch mit großer Freude, wurde dieser Befehl von allen Kameraden, und Bürgern der Stadt, entgegen genommen.

Mit großer Aufregung erwartete jeder, Sonntag den 2. August (als I. MobilmT) wo schon einige Kameraden und Freunde, die Heimath, Frau und Kind verlaßen musten, mehrere auch am 3. August.

Sehr feierlich war der Abschied aller Kameraden am 4. u.5. August, wo eine Abschiedsfeier von der Kirche und Stadtgemeinde auf dem Marktplatz angesetzt war, 7 Uhr früh, hatte sich alles nebst Angehörigen und der ganzen Bürgerschaft eingefunden. Herr Pastor Helm gab uns sehr tröstende Wörter, zum Abschied, und sehr erfreuliche auf Wiedersehn, mit auf den Weg, selbige Worte hörten wir auch aus dem Munde, des Kamerad Röser, im Namen der Stadt, mit dem Wunsche, auf ein gesundes Wiedersehn! Wir fangen mit Begleitung der [?] Kapelle, das schöne Lied: Ein feste Burg ist unser Gott!

Hieran schloß sich das letzte Lebewohl, von meiner Lieben Frau, Geschwistern u. Bekannten, ich bin gern und mit Gott für König und Vaterland ins Feld gegangen und konnte Allen, als letztes Lebewohl zurufen, auf gesundes Wiedersehen. Der Zug setzte sich in Bewegung, die Musik spielte das Lied: Muß ich den zum Städtlein hinaus: Es war ein schwerer Moment, die Heimat mit allen Verwandten und Bekannten zu verlaßen. Es tauerte nicht lange, hatten wir die Heimat hinter uns unter Begleitung der Stadtkapelle, und der Stadt-Behörde ging es bis nach Aue, wo wir uns 10 Uhr vormittags zu stellen hatten. In der Turnhalle wurden wir Bezirksweise eingeteilt, und der Transport zusammen gestellt. Dann ging es nach Hotel Stadtbark, wo wir Mittag machten, nachdem wurde Transportweise angetreten, wir wahren in unserm Bezirk zirka 30 Mann z. Fß.Art., weiter ging es unter Bekleidung der Auer Stadtkapelle nach dem Bahnhof, wo wir verladen wurden, die Führung unseres Bezirks hatte Feldwebel d. R. Schubart aus Schwarzenberg. 4 Uhr ging der Zug von Aue ab, es herrschte hier, unter den Kameraden schon ein ganz andere Betrieb, als wie die letzten Tage in der Heimath. Einen schweren Moment hatte ich noch in Niederlößnitz, wo wo ich unsere Kirche zum letzten mal sah, aber dann war alles wieder im Herz und im Sinn, und Alle wahren Sie begeistert für den Krieg. Nachts 2 Uhr kamen wir in Zeithein an, wir fuhren bis ins Barakenlager, und wurden daselbst verquartiert, sehr ermütet von der Aufregung des ganzen Tages, hatten wir kaum ein Stündchen geschlafen, abr leiter, ehr wir soweit kamen, sahen wir das Ungeziefer auf den Strohsäcken rumlaufen, und vorbei wars mit den Schlaf. Bei dieser herrlichen Sommernacht haben wir einen Halt gemacht, bis der Morgen kraute, dann haben wir uns die Barake und den Schießplatz angesehen, wir hatten Zeit bis Mittag. Es war 2 Uhr wo wir unsere Ausrüstung empfingen, und eingekleidet wurden, die Bilder die wir hier gesehen haben, waren einzig, nach dem haben wir unsere Zivilsachen gepakt. 7 Uhr, ging es von Zeithein weg, nach Frauenhain, wir wahren 2 Std mit vollen Gepäck marschiert, und wahren am Ziel angelangt, da hatten wir Alle, den Krieg schon satt, denn der 6. August war ein sehr heiser Tag. Herr Offz. Stellv. Fischer, welcher uns abgeholt hatte, übergab die Kolonne dem Feldwebel, welcher schon auf uns gewartet hatte, um uns die Quartiere anzuweisen, ich Obgfr. Zobisch Kan Riedel, Zeitzer u. ________ kamen in ein Bauerngut zu liegen, wo wir 4 magere Tage auf Stroh verlebten. Während dieser Tage wurden die Garnituren paßend gemacht, und ein Appell nach dem anderen abgehalten. Am 9./8. abends 7 Uhr, es war Sonntag, als wir in Frauenhain, mit voller Kriegsausrüstung, den Marsch nach Zeithein antraten, sehr ermattet kamen wir dort an, da es wiederum ein sehr heiser Tag war. Wir hatten 2 Stunden Pause befor wir Wagen und Pferde verladen konnten, dann kam das Siegnal zum einsteigen. Während dieser Tage lernten wir auch unsere Vorgesetze kennen, Bttrführer war Herr Hauptmann Lehmann, dazu noch Offzstv Müller Fischer u. Beier, Vzfeldw Feudel und 20 Utffz. Es war früh 3 Uhr wie wir in Zeithein abfuhren und kein Mensch wusste wohin, auf dieser Fahrt wahren wir alle erstaunt als wir auf sämtlichen Bahnhöfen die Einrüstung des roten Kreuzes sahen, und viel des guten geniesen konnten. Auf dieser Fahrt herrschte große Bekeisterüng für den Krieg, denn wir sind hier im ganzen Btl gefahren, und es ging mit Sang u. Klang, durch Stadt und Land, nah der Ost Front zu. Als wir am 10/9. abends 9 Uhr in Posen ankamen, hieß es aussteigen, mit Gepäck, auch wurden für sämtliche Fahrzeuge abgeladen und wir marschierten vom Bahnhof ab, bis in die Nacht, wo wir vom Btl absprengten bis zur Berliner Str (Jersitz) hier wurde Quartier weise eingeteilt, ich kam mit 30 Mann, in eine leere Wohnung Eliesabettstr 2. Es ging nun gleig ans schlafen gehen, da es früh zeitig wieder weiter gehen sollte. Kaum hatten wir 3 Stunden geschlafen, da hieß es wieder aufstehen, die Hausleute und Nachbarn, hatten uns etwas Kaffe gebracht, dann ging es wieder weiter, wir marschierten durch die Nacht am Bahnhof vorbei, über Lazerus nach Gurtschin, zum Battriebau, wozu wir mit vollen Gepack ausrücken musten. Wie wir bei Front 9 ankamen, hies es halt, hier war unsere Bttr schon abgesteck[t], es wurde sofort Schanzzeug empfangen, und die Bauerei nahm seinen Anfang. Als wir die Battriestellung mit Unterständen vertig hatten wurden Geschütze und Zubehör empfangen, dann ging das Exerzieren los. Wir hatten es uns hier, ganz heimlich eingerichtet, früh wurde ausgerückt. Küche hatten wir in der Bttr, und abends ging es wieder ins Quartier zurück, so wurde dann einige Wochen Exerziert, und ein Tag war wie der andere. Einige Wochen später bauten wir noch eine Bttr bei Front 7, dann Exerzierten wir wieder weiter bis ins unendliche, wars nicht in der Battr, so war es Fußdienst oder Arbeitsdienst. Ich habe die langweiligen Dienst unterbrochen, durch einen Urlaub, zu meinen Lieben in die Heimath, vom 16-21 Dezember 14. Vom Urlaub zurück, hatten wir das Weihnachtsfest vor der Türe. Die Bürger von Posen, hatten sich vorgenommen, uns Sachsen, vern von der Heimath, recht fröhlige Weihnachten zu bereiten, so war es auch, ich sowie alle meine Kameraden, waren bei Familien eingeladen, um das Fest mitzufeiern. Im Bürgerligen Familienkreise der Familie ___________ habe ich einen sehr schön heilign Abend, und I. Feiertag verlebt habe auch die Christbescherung mit gemacht, und wurde sehr reichlich beschenkt, genau, wie die Kinder des Hauses. Besondere Freude brachte mir, das Christkind, am I. Feiertag früh, wo ich zum U[n]teroffizier befördert wurde. Bis zum Neuen Jahr welches mir im Kreise der Kammeraden feiert hatten wir keinen Dienst, am 29/12. feierten wir in der Bttr im Saale des Restaurant Alt – Posen unsere Christbescherung, wurden durch, verschiedene kleine Geschenke überrascht, und verlebten im Kreise unserer Offiziere, einen sehr schönen Abend, mit dem Wunsche, nächste Weihnacht wieder in der Heimarth bei den lieben zu feiern. Nach dem Feste hatten wir wieder den alten Dienst, bis ich es wieder mal satt hatte, und nochmals, durch einen Urlaub v. 19. Februar – 2 März 1915 unterbrach, um wieder einige frohe z Stunden in der Heimat zu verleben. Als ich vom Urlaub zurückkam, ging es nach alter Weise weiter, hatte es aber etwas beßer, da ich Utffz. war. Am 15/4. kamm der Befehl, das, daß Btl am 30/4. Marschbereitschaft melden sollte, dieser Befehl wurde mit großer Freude begrüßt, und gleich ging es an die Arbeit, wir empfingen nun Garnituren, Stiefel und was sonst noch nötig war. Der 30. April kam heran, und wir warteten Alle, um endlich ins Feld zu kommen, aber leider, es verging der schöne Monat Mai, bis die Himmelfahrt und das schöne Pfingstfest vor der Türe stand. So wie die letzten 3 Wochen, bei schönen Spaziergängen und Promenaden im Botanischen Garten, hatte ich mir auch die Pfingsten vorgestellt. Am 13/5. zur Himmelfahrt, früh 3 Uhr unternahm ich bei herrlichen Morgen, einen Spaziergang, nach dem Eichwald, habe mich in diesen bar Stunden sehr wohl gefühlt, denn der Eichwald bildet ein schönes Plätzchen in der Natur. Ich habe im Eichwald Restaurrant, mein Morgenkaffee eingenommen, und mir den ganzen Betrieb angesehen, gegen 9 Uhr machte ich mich auf, am Kondelteich vorbei, über Wilda, nach der Kaserne zurück. Ich basiere selten ververgnügt, 11 Uhr, in der Kaserne ein, und wundere mich, das die Bttr nicht zur Parole angetreten ist, war doch jeden Sonntag der Fall ist. Ich gehe nach unserer Stube, und Staune, das alles leer ist, ich wuste nicht was ich denken sollte, bis mir entlich Utffz v. D. Müller, die freudige Mitteilung machte, morgen früh 10 Uhr, steht das Btl marschbereit, auf dem Kasernenhofe. Alle meine Kameraden, wahren schon nach der Bttr im Geschütz, Fahrzeuge und Material zu verladen, ich hatte nichts eiligeres zu thun, als mich sofort der Bande anzuschließen, und so schanzten wir den ganzen lieben Himmelfahrtstag bis spät in die Nacht hinein, und früh ging es gleig wieder weiter, bis wir 10 Uhr, Feldmarschmäsig auf dem Kasernenhofe standen, dann wurden noch Stuben gereinigt und an die Kasernverwaltung übergeben, sodas wir 1 Uhr marschbereit waren. Aber von Stunde zu Stunde warteten wir, auf den Befehl zur Abfahrt, aber leider, wir mußten uns mit Kasernenbeschränkung bis Montag, den 17/5. nachmittag 5 Uhr, auf dem Kasernenhofe rumtreiben, Tag wie Nacht. Am Montag früh 10 Uhr kam der Befehl zur Abfahrt, 1+2 Bttr. 4 Uhr, 3+4 Bttr 8 Uhr nachmittags, so rüsteten wir uns auf Nachmittag 5 Uhr zum Abmarsch nach dem Bahnhof, denn wir konnte es fast erwarten. Bevor wir abmarschierten, war sämtliches sächs Militär auf unseren Kasernenhofe eingetroffen, um Paradenmarsch zu üben, da am 22/5. unser König nach Posen kommen sollte, worauf wir uns auch gefreut hatten, hier war nochmals, die beste Gelegenheit, den allen Bekannten Abschied zu unseren, denn Sie wahren alle zur Stelle. Punkt 5 Uhr, ging es mit Sang u. Klang zum Tore hinaus, die Musik konnte uns nicht Bekleiden, da selbige Parade übten, kamen aber später nach dem Bahnhof, brachten uns noch ein Ständchen und den Abschiedsgruß, bei der Abfahrt. Es hatten sich sehr viel Menschen am Bahnhof angesammelt, und so verblauterten wir die Zeit bis 8.25 Uhr unser Zug abging. Es war noch vor Dunkelheit ehe wir die Posener Gegend verliesen, und konnten feststellen, das die Fahrt nach Rußland ging, wir fuhren über Ostrowo, Kalisch, [Papinnia?] wo wir verpflegt wurden, weiter über Siratsch, Lotsch, Lowitsch. Die ganze Fahrt war sehr fiedel und luftig, bis wir nach Kalisch und weiter rein kamen, wo es manchen, anders ums Herze wurde, wenn er die Ruinen und Gräber der armen Kameraden sah. Ich selbst habe gestaunt als ich die Brücke und den Bahnhof von Lowitsch sah, es war sehr viel von unseren Pionier wieder hergestellt, aber so unheimlich hatte ich nicht gedacht, so war es auch mit der ganzen Stadt. Es war 2 Uhr Mittags wie wir den Zug verliesen, wir legten unser Gepäck, hinter dem Bahnhof nieder, dann haben wir unsere Geschütze u. Fahrzeuge abgeladen, und da selbst mit aufgestellt. Hier haben wir uns bischen gesäubert und einen Kriegszug, aus unserer Feldküche zu uns genommen, anschliesent, durften wir uns Lowitsch ansehen, kein Haus war unbeschädigt geblieben, was nicht niedergebrannt war, war von unserer vorzüglichen Munition derart ruiniert, das es nicht mehr bewohnt werden konnte. Auf den Straßen war ein reges Treiben, es gab hier nur Militär und Juden, einen guten Eindruk haben selbige nicht gemacht, aber das gehandel und Schachern ging schon feste. Als wir uns satt gesehen hatten gingen wir zum Stellungsplatz zurück, denn die Nacht war sehr nahe, und wir bezogen Nachtlager in Holzbaracken. Am anderen Morgen, mußte die erste Batteriebesatzung, wo auch ich dabei war, mit Geschützen und Bettungswagen, geschloßen im Btl hier abfahren, es ging auf der Warschauerstraße entlang, es war eine sehr schöne Straße, bis wir links einbogen, und dann auf Feldwagen in großen Sanddünen, 4 Stunden weit zu fahren hatten, bis wir an das Dorf Jasieniece kamen, wo wir ein kleines Halt machten. Von hier hörten wir die ersten Kanonenschüße, und als wir noch 2 Std. Marsch hinter uns hatten, hörten wir auch Gewehrfeuer und Maschinengewehre, auch das Artilerie war sehr nahe, wir fuhren bis an ein großes Gut, wo wir halten musten, wir nahmen hier unser Mittagbrod aus der Feldküche ein, wie wir so gemütlich beim Mittagessen auf unseren Wagen sitzen, fängt es an zu pfeifen, und kurz vor unseren Wagenbark war eine Granate eingeflogen, eine zweite folgte gleig nach, aber zu weit, es war sofort vorbei mit Eßerei, denn das war unsere Feuertaufe, und war mir sowie allen meinen Kameraden in den Bauch gefahren. Es folgten mehrere nach aber Gottsei dank zu weit, wir waren gezwungen, unsere Pferde abzuspannen, und zogen uns Truppweise zurück, um aus den Feuerbereich zu kommen, wir gingen bis in das Dorf [Lypwice?] zurück, wo wir Quartiere beziehen sollten. Hier mußten wir aber 2 Nächte unter freien Himmel aufnehmen da unsere Batterie noch nicht da war, und unsere Quartiere noch von den 11. belegt war, die wir erst ablösen sollen. Am selbigen Abend ging es wieder raus zum Batteriebau, früh 3 Uhr wurden wir verstärkt, durch die ganze Bttr., und so ging es den ganzen Tag d. 20/7. weiter bis wir abends 5 Uhr, die nesten 3 Schuß abgaben, um uns auf ein Ziel einzuschiesen, kaum hatten wir einen Schuß raus, da platzen auch schon die Schrapnels über uns, wie wir das Feuer einstellten, hörten auch die Rußen auf. Nach dem Einschießen, wurden wir durch die 2. Bedienung abgelößt, und gingen ins Dorf zurück, um unsere Quartiere zu beziehen, und einmal ordentlich auszuschlafen. Dem 21. + 22. richteten wir uns unsere Quartiere ein, und Abends 5 Uhr, lößten wir wieder ab. Es war Pfingstsonnabend wie wir aufzogen, und mußten uns nach der Ablesung gleig wieder einschiesen. Der erste Schuß war raus, da hatten wir auch schon wieder Antwort, und eine Granate, saß in der Brustwehr, so ging es bis zum 4. Schuß, es war gerade das Komando gekommen, unter Deckung feuern, es war gerade alles untergetreten, da kam wieder wieder eine gesaust, es war ein Schlag, da lagen wir Alle in einer Sandwolke, es war Unheimlich, wie wir zu Verstand kamen, sahen wir, das es, das III. Geschütz mit samter Bettung auf den Kopf gestellt hat. Jetzt hies es Battrie räumen, denn die Rußen hatten sich zu gut eingeschoßen, wir machten uns schwach, bis Sie Ihr Feuer eingestellt hatten, dann ging es wieder in die Bttr., ich und alle meine Kameraden, wir dankten unseren Herr Gott, das alles so gut verlaufen war, denn es war ein Wunder Gottes, alle unversehrt aus der Bttr. zu können. Das war Pfingstsonnabend, und wir haben gedacht, die Feiertage etwas Ruhe zu bekommen, aber nichts war es, wir mußten jetzt mit 3 Geschützen Stellung wechseln, 1 war unbrauchbar, und 2 blieben hier in [Schwarociu?], in der alten Stellung stehen, es war der III. Zug, welcher sehr gut in einen Gehöfte eingebaut war. Wir gingen sofort aus Werk, und rüsteten ab, denn bei anbruch der Dunkelheit ging es mit 3 Geschützen nach [Broweslabi?], wo die Arbeit von neuen bekann, wir haben sofort abgesteikt, und das shippen konnte wieder beginnen, als der Morgen kraute legten wir unsere Arbeit nieder, denn wir wollten uns nicht wieder verraden durch unsere Tagesarbeit. Es ging in die Quartiere zurück, um etwas zu ruhen, denn am Abend sollte es wieder weiter gehen. Als wir abends ausgerückt waren, kam der Befehl, 2 Geschütze an 4 Bttr. zurückgeben, das wurde mit großer Freude begrüßt, da wir blos eins einzubauen hatten, es war am 2.Feiertag früh 3 Uhr als wir Schußbereit wahren. Ich und eine Bedienung, hatten wieder das Glück am Geschütz zu bleiben, und kamen zur Ruhe, wie die Feiertage vor bei wahren. In den nächsten Tagen kamen wir etwas zur Ruhe, es wurde sich noch eingeschossen und auch Wirkungsschießen gemacht, um unsere Freude etwas zu beunruhigen, später hatten wir jeden Tag 30 Schuß zur Verfügung. Es ging soweite bis zum 11/7., es wurde noch sehrviel Artillerie herbei geschaft, da der Angriff mit Art. Vorbereitung sein sollte. Das Feuer wurde Nachmittag 5 Uhr eröffnet und endete Nachts 3 Uhr, es war eine unheimliche Kanonade die hier stadt fand, nach selbige wurde der Angriff mit Gas gemacht, konnten aber blos, auf den rechten Flügel Fortschritte machen, den vor uns, an der Bzura, bei [Soratscheff (Sochaczew)?], waren die Rußen beßer verschanzt wie in einer Festug. Es wurde das Feuer von Tag zu Tag weiter unterhalten. Unsere Infanterie unter nahm auch einen Gasangriff ohne Art. Vorbereitung, welcher aber Mißglückte, denn die Luft hatte umgeschlagen, und die Gaswolke kam zurück, wo viele Kameraden des Rgt (Regiment) 8 den Erstickungstod sterben mußten. Am 18/7. sollte sich der Angriff zum zweiten male wiederholen, vor Beendigung des selben, stellte die Infanterie fest, das die Rußen, Ihre Stellung verlaßen hatten, und im Rückzug waren. Alles bis auf die schwere Art. ging den Rußen nach. Sehr gerne wären wir mitgegangen, mußten aber hier liegen blieben, bis 22/7. Es war früh 4 Uhr wie wir Alarmiert wurden, wir schieden ungern aus Lipnice, wo wirs uns die 3 Monate, so gemütlich gemacht hatten. 10 Uhr vormittag sollte das Btl geschloßen, auf der Warschauerstraße stehen, wir hatten Gelegenheit, uns die Stellung der Rußen an der Bzura zu besichtigen, und wahren sehr erstaunt über die Bauart der Rußen. 10 Uhr 30 ging es weiter über Soratscheff, welches nur noch ein Schuthaufen war, nach Wiskitki, wo wir eine Nacht, an, und in der Kirche geschlafen haben. Am anderen Morgen ging es weiter über Zyrardow, nach Grodzisk, ehe wir in die Stadt kamen, schwankten wir rechts ab [Sliazencie (Ksiazenice?)], wo wir bei Nacht ankamen, stellten unsere Geschütze in ein großes Gut, wo auch unser 19er Ldsturm lag (Inf), wo ich auch einige Bekannte traf, wir hatten uns vor Mütigkeit jeder ein kleines [?] zum Schlafen ausgesucht, konnten aber nicht lange ruhn, denn 3 Uhr hies es 3 Geschütze fahren weiter und eins geht hier in Stellung, wir machten 3 Geschütze marschbereit, und weiter ging es, bis Kostow, wo wir in Stellung fuhren. Wir bauten sofort unsere Stellung in ein kleinen Wald aus, die Bagage, und der der Stab lagen in einem Gut seitwerts von der Stellung. Trotzdem wir sehr große Märsche hinter uns hatten, kamen wir hier, wieder nicht zur Ruhe, wir haben Tag und Nacht durch gefeuert. Auch haben wir hier in dieser Stellung, den Verlust unseres Kameraden Oscar Decker aus Zwönitz zu verzeichnen, welchen wir, im Schloße, Mlochow, zur Ruhe gebracht haben, er liegt im Parke des selben Schloßes u. neben Ihm, liegen zwei Kameraden d. Rgt 133. Sein Grab, ist mit Blumen, und sehr guten Pflanzen, aus dem Wintergarten des Schloßes, geschmückt, und mit einen großen Birkenkranz mit Aufschrift versehen! Auch hatten wir hier noch einige Leichtverwundete, welche aber bald wieder genesen wahren. Hier in dieser Stellung, hielten wir uns immer Bereit, zum ausreisen, den die Übermacht war zu groß. Wir lage 6 Tage in dieser veregneten Stellung, als der Befehl kam, das Btl 19, wird durch Btl 5 abgelößt, und zwar sofort, da wir, an die Bsurastellung gerufen wurden. Als wir abgelegt hatten, ging es zurück über Mlochow, wo wir, die ganze Bttr, nochmals Abschied, vom Grabe unseres Kamerad Decker nahmen, bis Zyrardow, wo wir eine Nacht, im Trockenraume der großen Spinnerei schliefen. Es war grauhaft anzusehn, wie die Rußen, das deutsche Unternehmen zerstört hatten, den fast der ganze Betrieb, welcher circa 5000 Arbeiter beschäftigt hatte, war ruiniert. Am anderen Morgen früh 8 Uhr ging es von hier weiter, mit dem Marschziele Blenge, über Wiskitki nach Regow, wo wir 5 Uhr Nachmittag ankamen, Wir wurden hier im Gute einquartiert, und zwar, die ganze Bttr, auf einem Heuboden, da alles andere, von Offizieren, u. Stab belegt war. Abends 9 Uhr, fuhren wir, in [Bouneslawo?] in Stellung, wir haben hier die Zweier mit Haubitzen 013 abglößt, es war ein sehr schön, ausgebaute Stellung, in einen Obstgarten, wo wir uns, einmal richtig satt gegeßen haben. Am 2/8. zog ich mit meiner Bedienung auf, es war sonst eine sehr ruhige Stellung. Wir beschoßen hier nur Schützengraben und auch heute, es tauerte auch nicht lange, kam die Meldung, Feuer einstellen, da der Graben leer war. Es war am 3/8. wie die Rußen auf der ganzen Front zurück gingen, unsere Beobachtung ging mit bis Blenge, aber vom Feind, war niemand zu sehen. Wir durften hier wieder nicht folgen, und musten warten bis 5/8., früh zeitig ging es ab, wir hatten einen großen Marsh auf sehr schlechten Wagen bis nach Babice, wo wir sofort in Stellung fuhren, ohne zu bauen, wir beschoßen von hier aus, die Feldbefestigung, zwischen Fort 2a + 3 von Warschau. Es war festgestellt, das die Forts schon gesprengt waren, mit uns, ist unheimlich viel Artillerie aufgefahren, es war 5 Uhr als das Schiesen begann, es war eine Kanonade, noch größer, als an der Bsura, sie endete gegen 9 Uhr, da viele Bttr, selbst auch wir, Munition verschoßen hatten, nur 10em und Feldgeschütze feuerten weiter. Beim Morgengrauen wollte die Infanterie stürmen, Batrolien stellten aber fest, das die Schützengräben, und auch die Forts 2a + 3 leer waren, sodas unsere Infanterie, am 6/8. früh 4 Uhr, in Marschkolonnen auf Warschau zu marschierten. Wir rüsteten ab, und waren sehr begeistert für den Einzug in Warschau, aber leider, es war wieder nichts. Wir blieben hier liegen bis 8/8., nachmittag 2 Uhr rückten wir ab, auf dem Wagen nach Nowo Georgiewsk, wir kamen bis Januvick, wo wir in großen Gehölze in Stellung fuhren, musten hier auch die ganze Nacht bauen, um uns früh zeitig einschiesen zu können. Wir unterhielten hier immer das Feuer, und beschoßen die Zwischenstellung von Fort 5 + 6. Am 11/8. nahmen wir weit der Infanterie 2 Dörfer, sodas die Inftr, direkt vor den Forts lag. Am 13/8. machten wir, mit der gesamten Artillerie einen Scheinangriff, um es unseren Kameraden auf der Nordfront etwas leichter zu machen. An, und seit dieser Tage, bekamen wir immer tüchtiges Feuer, haben aber Gott sei dank nicht einen Verlust zu verzeichnen, bis auf ein Pferd, welches einen Halsschuß hatte, auch hatten wir ein Schweinchen, welches eins abgekriegt hatte, der Verlust, war aber nicht groß, habens abgestochen u. Abends, ein Wellfleischessen, veranstaltet, was uns große Freude bereitet hat. Wir lagen hier ganz verlaßen in einen großen Wald, mußten uns hier mit Unterständen begnügen, da kein Dorf, und nichts in der nähe war, haben uns aber, trotzdem sehr wohlgefühlt, und haben, beim größten Granatfeuer nicht auf gehört; Skadt zu spielen, oder Doppelkopf, da wir sonst kein anderen Zeitvertreib hatten. Sonnabend den 14/8. Hatten wir sehr starke Feuertätigkeit, und bekamen aber auch tüchtiges Granatfeuer, sodas unsere Bagage, und wir mit unseren Quartieren rücken mußten, es ging etwas 2 km zurück bis wir aus den Feuerbreich waren, und uns die Feldküche, nicht wieder verraden konnte. Es wurde sich hier wieder aufs neue eingebaut, so verging auch der 15/8., am 16. Nachmittag lösten wir wieder ab. Am 17. + 18. haben wir tüchtig geschoßen, und bekamen derartiges Feuer, das wir selbige Nacht Stellungswechsel vernehmen musten, und zwar 2 kam nach vorn, im Wald vom [Odainmunek?], wo wir ohne zu bauen, unsere Geschütze in einer Lichtung aufstellten, da wir keine Zeit hatten, denn früh 8 Uhr mußte Schußbereitschaft gemeldet sein, da ein Angriff geplant war, wir hatten uns nur, ein wenig Schrappneldeckung aufgeworfen. Es war gleig nach 8 Uhr, wie wir uns einschoßen, anschliesend begann das Wirkungsschiesen, welches den ganzen Tag fortdauerte, bis zum späten Abend, wo wir nur noch Beunruhigungsschüße abgaben. Gegen 11 Uhr zog sich die Infanterie zurück, bis an den Waldrand sodaß wir noch vor der Inf. lagen. Es wurde hier auf einen Gegenangriff gerechnet, und hatten deswegen unsere Protzen, auch schon bespannt, zum schnellen abrücken. Es war gegen 12 Uhr, als bei Strömenden Regen, schweres Artilleriefeuer des Feindes einsetzte, denn von Norden her wurde der Angriff auf die Festung vorgenommen, die Rußen hatten versucht ein süden einen Ausfall zu machen, da Sie keinen Ausweg mehr hatten. Wir erwiederten ein derartiges Feuer, das es der Kolonne nicht möglich war, uns die nötige Munition nach zu bringen. Dies war eine Nacht, die ich in meinen Leben nie vergeßen werde, es war unheimliches Wetter, die Gesichtsbeleuchtung, und das krepieren der Granaten und Schrappnels in den Hochwald, es war mir, als stände ich vor der Türe der Hölle. Gegen 4 Uhr wurde das Feuer rusiger, und unsere Infanterie ging wieder vor, es war alles ein Feuerschein, und mann hörte nur noch Sprengungen, bis früh 6 Uhr 15, die Festung Kapitulierte, mit große Freude, und einer Salutsalve wurde dieser Sieg begrüßt. Auch kam durch das Telephon, das durch die Festung, sehr viel Rußen und Material erbeutet sei. Es wird mir und meinen Kameraden, der 20. August ein gr Tag in der Geschichte bleiben. Am selbigen Vormittag machten wir uns noch marschfertig, um mit in die Festung einziehen zu können, aber leider es war wieder nichts. Am selbigen Vormittag, kamen unendliche Trups von Gefangenen, an unserer Stellung vorrüber, wir lagen noch hier bis zum 23., wo wir bespannt von Bespannung, nach Nowo Georgiewsk vorrücken. Wir kamen bis ans südliche Ufer der Weichsel, wo große Kaserne und Depots vorhanden waren, auch ein großes Lazaret war hier, die Forts, und alles, was man sich denken könnte, war gesprengt u unbrauchbar gemacht. Wir bezogen hier Quartier in sehr schönen Zelten, welche zu den Lazaretten gehörten. An dem Ufer der Weichsel, und wo man hin sah, war alles voll Rußen, rechts und links der Straße lagen unheimlich viel tode Pferde, und auf den Fluhren, dummelten Pferde und Rind, sich in unzähliger Maße herum. Am 24/8. mußte ich mit 20 Mann Pferde einfangen gehen, selbige brachten wir in einen großen Zwinger, dasselbe auch am 25., so hatten wir in 2 Tage über 400 Pferde gefangen. Am 26/8. mußten wir unsere Zelte räumen, es war schon Infanterie Ldst gekommen, u wollte hier einzihen, wir rüsteten uns wieder und wurden auf der Weichsel übergesetzt, in die eigendliche Festung, welche vom Weichselufer aus einen herrlichen Anblick bod, besonders die Zitatelle. Wir wurden auf großen Kahne übergesetzt, ohne Geschütze u Fahrzeuge, die sollten erst nachkommen, wenn die erste Brücke gebaut war, welche von unseren Bionieren schon in Angriff genommen war, denn sämtliche Brücken von Warschau bis Nowo Georgieswsk waren gesprengt. Am rechten Ufer der Weichsel angekommen, ging es an selbigen entlang, hier sah man wieder wie die Rußen gehaust hatten, die Zittate [gemeint wohl: Zitadelle?] an welcher wir eine halbe Stunde entlang gelaufen sind, war total aus gebrannt, von den vielen tausend Fenstern, war nicht ein Kreuz mehr zu sehen, es sind herrliche Festungsbauten, mit Mauerstärke von 1 ½ bis 2m. Am Haupttor ging es in die Zitatelle rein, haben selbige durch durchquert, und kamen in einen herrlichen Park, welcher mit großen Latzerretten, Kasernen, und einer großen Menge, stattlicher Gebaude, zu Offizierswohnungen, aus gebaut war, hier machten wir halt, um uns Quartier zu suchen. Hier bezogen wir sehr feine Gebaude, wahren von den Rußen noch verschont geblieben, bis auf sämtliche Fensterscheiben, das hat den Brüdern jedenfalls sehr viel Spahs gemacht. Hier hatten wir nichts eiligeres zu thun, als, uns Wohnungseinrichtung zusammen zu holen, welche doch in sämtlicher Quallität und maßen hier wahren, es wurde auch sonst mitgenommen was zu brauchen war. Wir hatten uns alles ganz fein eingerichtet, ich mit 20 Mann kam wieder zum Pferdedepot, alles andere von Bttr war täglich bei Artdepot comandiert. Beim Pferdedepot, haben wir, den ersten Tag, mit einen transport Rußen drei großer Schuppen ausgeräumt, und dann als Pferdeställe eingerichtet, dann ging es hier wieder an die Arbeit Pferde fangen, auch haben wir die Pferde vom anderen Ufer der Weichsel geholt, so das wir in wenig Tagen die 1000 voll hatten. Es gab hier die erste Zeit sehr viel Ärger mit den Schindern, aber später wurde es beßer, jede Bttr hatte dann einen Stall, ich hatte Stall IV mit einen Bestand von 170 Pferden. Hierzu wahren wir 20 Mann, und 25 Rußen, später mußten wir Geshirre zusammen suchen, und selbige auf unsere Pferde verbaßen, denn wir mußten für uns Futter empfang, und auch jeden Tag 20 Geschirre stellen, an die Kommandantur. Während dieser 3 Wochen haben wir auch 4x Blut entnommen, welches zur Untersuchung nach Warschau kam, das war jedes mal eine schlechte Arbeit und hat viel Schweiß gekostet. Als die Blutuntersuchung vorbei wahren, hatten wir, 40 Gespanne, mit vollen Geschirr zu versehen, um selbige nach Brest Litowsk abzugeben, es war am 1/10. wo wir 80 Pferde loswurden. Am 3/10. war auch noch eine Kolonne zu stellen, für Nowo Georgiewsk, welche aber meist aus Stall 1-3 gestellt wurde. Seit diese Zeit, hatten wir nur noch Kutschwagen zu stellen und bekamen es bedeutent beßer, Herr Ldtn Rothe, Führer des Pferdedepot, hate uns die Erlaubnis gegeben, zum Reiten oder Fahren, je nach dem, wir Luft hatten, und haben jetzt, den feinen Herren gespielt, bis der 4. Oktober rankam, wo ich meinen Geburtstag hatte, es waren verschiedene Glückwünsche aus der Heimat eingegangen, und als Geburtstagsgeschenk, erhielt ich am 5 Oktober die Friedrich August Medaille in Silber, ich habe mich sehr darüber gefreut und konde selbige zu Ehren unseres Vaterlandes u Königs und zu Ehren des Ldw Btl tragen, Gott mag geben, das ich selbige, auch nach dem Frieden, recht lange zu Ehren derer tragen kann. Am 20/10. war wieder eine Ordensverleihung, wo es für die Offiziere hohe Auszeichnung gab, und auch für einig Utffz. u Manschaften Eiserne Kreuze. So ging es denn, im alten Tempo, beim Pferdedepot weiter, bis wir am 29./10. durch 11. abgelößt wurden, denn das Ldw. Btl. muste sich marschbereit machen. Es gab wieder einen kleinen Umsturtz, und die Begeisterung war groß, wieder ins Feld zu kommen. Wir wurden am 30. beim Pferdedepot abgelöst und gingen am 31. zur Bttr. zurück, nach Pomjechvek, wo die Bttr seit 2./10. haußte. Wir schliefen eine Nacht bei der Bttr, und am 1./11. früh ging das Verladen loß. So das wir Mittag 1.30 Uhr, in Nowo Georgiewsk, unter Führung des Herrn Hauptmann Leuthold abdampfen, da das erste Halbbatallion 2 Stunden früher gefahren war. Die Kapelle des 39. Ldstrm, gab uns den Abschiedsgruß, und wir verließen die schöne Festung im Winterkleide, und war auch schon ziemlich kalt. Unser Marschziel war Warschau, welches wir in 3 Std. erreicht hatten, wir fuhren bis Hauptbahnhof, wurden an Rampe 2+3 anrangiert, und schon ging es wieder ans abladen, was uns nicht gerade angenehm war, denn wir wollten doch wieder ins Feld. Wir wurden bespannt, von Feldartillerie 49 und schon ging es vom Bahnhof ab, durch die Stadt nach der Zitatelle, welche wir, in 3/4 Stunde erreicht hatten, und bezogen hier Quartiere. Was wir hier sollten, oder was aus uns werden sollte, wußte kein Mensch. Als wir eine Nacht hinter uns hatten, wurde bekannt, das es in nächsten Tagen wieder weiter geht, da hatten wir nichts eiligeres zu thun, als uns Warschau mal anzusehen, 2 Tage sind wir rumgepummelt, und haben uns auch verschiedenes Beßere geleistet, was wir die lange Zeit empöhren mußten. Am 6. früh 5 Uhr, hatten wir die Zitatelle schon wieder hinter uns, um unsere Geschütze und Fahrzeuge, aufs neue zu verladen, 10 Uhr waren wir fertig, und mußten warten, wie immer bis 2 Uhr bevor unser Zug ging. Diesmal, hatten wir Glük, denn es gab III. kl Wagen mit Heizung, und Unteroffz. II. kl, haben es mit Freude begrüßt, da es doch schon ziemlich kalt war, und hatten auch etwas Schnee. Es war 2 Uhr Mittag, wie wir in Warschau abfuhren, und kein Mensch wuste wohin, es war 5 Uhr wie wir in Nowo Minsk einfuhren, haben hier, eine Reissuppe und Kaffee zu uns genommen, und dann ging es weiter bis Schittleck, wo wir von 8-1 Uhr nachts liegen blieben, wir habens uns, in unserer II kl sehr bequem gemacht, im süßen Schlafe sind wir hier wieder weiter gefahren, über Biala nach Brest Litowsk (Ankunft 2 Uhr). Nach kurzen Aufenthalt ging es weiter, bis Regetiw, es war 8 Uhr Abends, und blieben wieder liegen bis 1 ½ Nachts. Weiter ging es bis Lysnaja, wo wir den ganzen Tag fuhren, und spät abends ankamen, im süßen Schlaf ruhten wir hier wieder eine Nacht, da die Strecke nicht frei war, mußten wir liegen bleiben bis Mittag 11 ¼ Uhr, wo wir noch eine Stunde fuhren, bis Baronowitsch [heute: Baronowitschi in Belarus], wo wir unser Ziel erreicht hatten, denn weiter kamen wir in den Feuerbereich der Rußen. Als wir den Zug verlaßen hatten, haben wir sämtliche Fahrzeuge abgeladen, und dann aus unser Feldküche welche uns auf der ganzen Fahrt gespeist hat, Mittag gemacht. Auf dieser 3 Tägigen Eisenbahnfahrt, haben wir eine sehr schöne zweikleisige Bahnstrecke benutzt, es lagen an selbiger, ganz wenig Ortschaften, nur Wald, Heide und Sumpf es war alles eine Ebene. Bei diesen schlechten Gelände, hat es, beim Kampf um diese Bah[n]linie sehr viel Blut gekostet, welches auch die vielen Gräber bezeugen, kein Bahnwärterhäuschen, kein Gehöfte und kein Bahnhof waren verschont geblieben, alles was man sich denken konnte, war unbrauchbar gemacht, um uns nichts im guten Zustande zu überlaßen. Ein sehr schönes Bauwerk, welches ebenfalls ausgebrannt war, ist der Bahof von Brest Litowsk, welcher schon wieder im Ausbau begriffen war. Noch mehr haben wir gestaunt, als wir in Baronowitsch, einfuhren. Hier hatten unsere Feinde, jedenfalls nicht genügend Zeit, oder wollen Sie sichs wiederholen, den hier war noch alles im guten Zustande. Es wahren hier einige kleine Bahnhofsgebäude, und einige Wohnhäuser, sonst alles andere war nur Bahnkleise, das Städtchen war nicht zu sehen, da es 1 Std entfernt, hinter einen großen Walde liegt. Dieser Bahnhof, welcher 5 km lang sein soll, und sich 5 Hauptstrecken hier kreuzen beweist, das es einer der Wichtigsten Knotenpunkte, für die Rußige Eisenbahn ist. Auch wahren auf diese Bahnhof unzählige Magaziene für Getreide, noch gut erhalten, aber leer. Es war 4 Uhr, als wir bespant von Feldart. 237, hier abfuhren, wir fuhren auf sehr schlechten Wegen, durch einen großen Wald nach Baronowitsch, wir fuhren durch die Stadt, welche mir, bei der Tunkelheit, einen sehr armsehlichen Eintruck machte, den die Straßen, war alles eine Waßerpfitze und unsere Fahrzeuge fuhren immer bis zu Achse im Schmand. Als wir durch das Städtchen wahren, kamen wir in einen Wald, wo die Rußen ein großes Barackenlager hatten. Wir haben gestaunt, den Deutschland wird kein derartiges Lager aufzuweisen haben. Wir machten hier halt, und parkierten unsere Geschütze unter einer großen Baumkruppe. Wir verbrachten die Nacht, vom 9-10 in der Kirche des selbigen Lagers. Am anderen Morgen bezog die 4. Bttr hier Quartiere, und wir rückten 7.30 Uhr, wieder bespannt von der Feld. Art, bis nach Malaki, es wahren 13 km, aber wir brauchten 5 ½ Stunde, denn die Wege waren kaum zum fahren. Hier sollten wir übernachten, hatten aber nichts weiter gefunden, als einige alte Scheunen, haben dort in der Nähe unsere Geschütze u. Fahrzeuge aufgefahren, und für Flieger gedeckt, dann gings in die Quartiere, es hat uns geschauert, als wir selbige sahen, blieb uns aber weiter nichts übrig, denn alles war noch gut war, war schon belegt. Dies auch noch heute am 10./11., wo ich mein 5 jähr. Ehejubeläum feierte. Wir wahren früh gut ausgefrohren, und hatten doch bischen geruht. Früh zeitig ging es wieder weiter, über Watetina nach Wodjatin, auf Wald und Feldwegen, wie man sich selbige gar nicht vorstellen kann, um hier in Stellung zu gehen. Wir sollten hier 2 Bttr. Feld. Art. ablösen, es wahren Ostreicher, denn hier wurde die ganze Front abgelößt. Eine Battr war schon abgereist, die andere blieb noch bis 13./11. Wir fuhren unsere Geschütze und Fahrzeuge in Dekung, und bezogen die Quartiere, der abgereisten Bttr, wir lagen hier zwei Nächte sehr änge, aber es mußte gehen, bis die andere Battr abging. Am 12 + 13. haben wir unsere Geschütze eingebaut, um, beim Abmarsch der Ostreicher, Feuerbereit zusein. An 14 bezogen wir dann unser Quartiere, welche aus Unterständen bestanden, u. direkt hinter der Bttr lagen, selbige waren sehr gut gebaut, aber in sehr vielen stand das Waßer sehr hoch darinnen, und mußten vorläufig vorlieb nehmen, bis es Zeit giebt neue zu bauen. Am 5 u folgende Tage haben wir uns auf 7 Ziele eingeschoßen, und bekamen auch Munition in Fülle, welche eingebaut werden mußte. Ich, Opitz und Orlovski, bezogen einen sehr schönen Unterstand, und hatten aber auch noch sehr viel Arbeit, um selbigen Salon fähig zu machen. So wurde denn immer gebaut u gebaut, bis endlich alles im trockenen war, und mitte Dezember herankam. Dann haben wir, Nordwestlich unsere Battrie, eine Scheinbattrie gebaut, welche auch wieder 8 Tage in Anspruch nach, 10 wahren wir bis an die Feiertage heran gekommen, ohne etwas besonderes an der Front gesehen zu haben, es war hier im allgemeinen, sehr ruhig. Auch hatten wir Vorbereitung getroffen um das liebe Weihnachtsfest, etwas festlich zu gestalten, viel war es nicht, aber jeder Unterstand hatte sein Weihnachtsbäumchen hergerichtet, schon die Vorabende wurden wurden mit großer Weihnachtsstimmung verlebt, da auch die Natur ein herrliches Winterkleid angenomen hatte. Es rückte der Heiligabend heran, es wurde schnell noch ein Plätzchen heraus gesucht, wo eine kleine Feier stattfinden sollte, direkt hinter der Bttr. stand eine dazu auserlese Fichte, etwa 6 m hoch. Es wurde ringsum, etwas Platz gemacht, der mit frischen Schnee bedeckte Baum mit Kerzen geschmückt, und nach der feindlichen Seite spannten wir 2 Wagenplanen, um uns dem Feinde nicht zu verraten, denn diese schöne Stunde, wollten wir in Ruhe und Frieden verleben, was uns „Gott“ auch beschenkte. Es war ½ 6 Uhr, als wir zu diesen auserwählten Plätzchen marschierten, um eine kleine Feier zu begehen. In Gedanken versunken, hörte ich natürlich das Läuten der Glocken, welche das schöne Feste ankündeten. Im Kreise aller Kameraden u. Offiziere, eröffneten wir die Feier durch einige Weihnachtslieder, unser Herr Battrfüh verschöhnerte das Fest, durch eine sehr schöne Ansprache, so das wir Alle, mit tränenden Auge, beim brennenten Weihnachtsbaum, im Gottesfreier Natur der lieben Heimat gedachten, mit dem Wunsche, die nächsten Weihnachten, in Frieden daheim zu verleben. Wir sangen noch einige Lieder, und gingen dann zur Christbescherung über, es waren nur Kleinigkeiten welche uns das Christkind brachte, freuten uns aber Alle, ebenso wie die Kinder in der Heimat, und verweilten uns am Baum bis selbiger aus gebrand war. Verschönert wurde der Abend, durch einen Punsch und Doppelkopf im Unterstand, bein Klanze unseres kleinen Baumes. Zum Schluße gab es noch einen Feiertagskaffee, und ein Stückchen Stollen aus der lieben Heimat, es war 12 Uhr geworden wie wir schlafen gingen. So verlebten wir die Feiertage sehr friedlich, denn es viel nicht ein Schuß während des Festes, natürlich mehr in der Heimat, als hier im Kriege. Nach dem Feste ging es in altgewohnter Weise weiter, bis ich am 30/12. Nachmittag 4 Uhr erfuhr, das ich mit 5 Kameraden sofort auf Urlaub fahren durfte, die Freude war natürlich groß u. die Sehnsucht, aufs hechste gespannt, zumal wir Weihnachten hatten. Kaum eine Stunde war vergangen, da waren wir unterwegs, auf dem Wege nach dem Bahnhof, Baronowitsch. Das war natürlich eine Leistung bei so hohen Schnee, wir hätten es gar nicht geschafft, wenn wir nicht auf halben Wege, einen Schlitten, fürs Gepäck erreicht hätten, so war es uns möglich den Zug nach der lieben Heimat zu erreichen; waren natürlich Glücklich, als wir uns im Bahnwagen befanden. Es war auch höchste Zeit, denn pünktlich 11.30 ging es ab über Prest-Litwosk nach Warschau, wo wir 3 Uhr Nachmittag ankamen, 5 Uhr ging es wieder weiter über Alexantrowo, Torn, Bromberg, Berlin, Silvester verlebten wir im Bahnwagen, und zwar in Bromberg, wo uns die Tannenbäume, vom Bahnsteig und Wartesäälen, im vollen Lichterklanze empfingen. Es war ein sehr troknes Silvester, waren aber frohes Mutes, denn es ging der lieben Heimat zu, wo ich am 1/1. Nachmittag 3.20 eintraf und zwar Aue. Auf mein Telegramm hin, wurde ich hier schon erwartet, mein liebes Frauchen und Schwieger Vater waren eingetroffen, nach glückseligen Empfang, ging es der Heimat zu, wo ich Alles gesund und munter begrüßen konnte. Nach glücklich verlebten Tagen, muste ich am 17/1. 16. die schöne Heimat wieder verlaßen. Ich fuhr auf derselben Bahnlinie wieder zurück, und war am 19. wieder bei der Bttr eingetroffen. Es ging nach alter Weise weiter, bis ich am 20/1. nach Baranowitschi, zur 4. Bttr. kommandiert wurde, um für beide Battrien Bespannungen aufzustellen. Ich hatte bereits mit 10 Mann v. jeder Bttr, Ställe eingerichtet, und bekamen am 23. die ersten Pferde, und zwar überzählige, von der Truppen der 3. L Div. So würschten wir weiter, bis am 31./1. Fahrer aus Posen kamen, und die Pferde übernahmen. Es wurden dann Pferde und Fahrer verteilt, sodas am 9/2. der erste Schupp nach Malucki abging, für meine Bttr., die daselbst schon Quartiere gemacht hatte. Dazu ging mit Vzwachtm Wolf u. Utffz. Paul, ich hatte weiter zu thun bei 4/19. Am selbigen Tage kam auch noch ein Teil Fahrer aus Dresden, ich konnte selbige gut brauchen, denn wir hatten 2x Blutentnahme, und bekam auch immer noch Pferde dazu. Am 11/2. verunglückte unser Bttrführer, auf der Fahrt zur Königsparade. Am 23/2. durfte auch ich mit den Rest Pferden und Fahrern zur Bttr zurück. In Malucki, muste ich das untere Gut, mit der Hälfte der Bespannung übernehmen, da gab es tüchtige Arbeit, denn es musten die Pferde, gründlich gereinigt und gepflegt werden, die Pferde kamen Alle, mit alten Geschirren, und erforderte viel Arbeit, die Bespannung Marschfähig zu machen. Am 25/2. hatten wir Wachmster wechsel, u. bekamen Wchmstr Thiele. Am 2/3. bekamen wir einen Teil unserer Geschirre durch neue ersetzt, es war auch höchste Zeit, da wir am 5./3. Stellungswechsel nach Baranowitschi hatten. Die Bttr für in Nordwald, in Stellung, daselbst blieben auch die Geschützpferde. Ich, Wachmsr Thiel, und der Rest der Bespannung, wir bezogen Quartier in Anisimowitschi [Anisimovichy], wo wir 3 Wochen in Ruhe und Frieden verlebten. Am 4./4. ging es wieder nach Baranowitschi, wo die ganze Bttr Quartiere bezog. Die Quartiere waren daselbst sehr schön, mit den Einzug in Baranowitschi, muste ich die Futtermstr geschäfte übernehmen. Hier hatten wir sehr viel zu fahren, da unsere Bttr., sich Bompensicher einbauen muste, als wir bald fertig wahren damit, bekamen wir eine neue Feuerstellung zugewiesen, und das bauen bekann von neuen. Die Fahrerei wurde noch toller, da die neue Stellung, in Beton gebaut wurde, selbige nahm ein halbes Jahr in Anspruch. Während dieser Zeit, hatten wir auch 2x Quartierwechsel, und hatten auch im Pferde bestand, die Räude durchgenaht, unter Tierärtzlichen Behandlung, des Herrn Obervetrinär Mai aus Lößnitz. Es war auch wieder ein halbes Jahr vergangen, und ich durfte von 27/9 – 14/10. 16. nach der lieben Heimat fahren, wo ich mich wieder einige Tage wohlgefühlt habe. Nach der Abreise aus der lieben Heimat welche bei jeden mal schwerer wird, ging es in alt gewohnter Weise wieder weiter. Im November verlohren wir unseren altbewährten Wachmst Thiele, welche zum Ersatzbtl. nach Metz kam, und daselbst Offz Stellv wurde, von hierweg ging Er ins Feld, und wurde Feldw. Ltn. An deßen Stelle, bekamen wir Whmst Große. An der Front, hatten wir am 2/7. einen Angriff unter nommen, welche auch sein Zeil erreicht hatte, am 26 – 28/7. arrangierte sich der Rußki, mit einen Zweitägigen Trommelfeuer, konnte aber nichts erreigen, da die Ldw. Rgt 6 + 7 [Teil der 17. Landwehr Infanterie Brigade, 3. Landwehr Division] zu fest standen, und sich daselbse Ihren Ruhm geholt haben. Am 15/8. unternahmen wir auch wieder einen Umzug nach den großen Ställen, und die Quartiere nach den Holzbaracken, die wir schon mit Pferden belegt hatten. Am 17 + 18/8. belegte der Rußki, die Ställe, das Lager u. die Stadt unheimlich mit Bompen, wobei wir mit unseren Stall großes Glück hatten. 11/10.  dagegen hatte große Verluste. Am 24./10. hatten wir einen Gasalarm, wir musten auch rücken, da sich Gas bei uns bemerkbar machte. Sonst hat sich, außer einen schön verlebten Weihnachtsfest, im Jahre 1916 nichts ereignet. Im Januar 17. wurde auch eine Kolonne für uns zusammen gestellt. Am 27 Januar, wurde mir anläßlich, des Geburtstages, seiner Maieität, das Eiserne Kr.I verliehen. Am 26. Marz hatten wir wieder einen Angriff welcher welcher zu unseren Siege entete. Vom 8 – 23. Juni, war ich auf Urlaub in der lieben Heimat, und habe denselben bei herlichen Wettr verlebt. Bis September, gab es nicht von Betäutung, im selbigen Monat, wurde ich entlich einmal von meinen Futtermstramt erlöst, um mich, wie die anderen Kamaden [sic!], etwas zu pflegen. Am 8/9. hatte ich Wache im Munitiondepot, und konnte von da aus, denn Absturtz eines Feßelballons sehr gut beobachten, selbiger wurde durch einen feindlichen Flieger zum Absturtz gebracht. Im Oktober, hatten wir wieder einen Wachmstrwechsel, warn sehr froh, das wir Wahmstr Maasberg, welchen wir ein ¼ Jahr hatten, wieder loswurden, es wurde Sergt Paul befördert, als ältester Utffz., so kam es, das ich die Futtermstrgeschäfte, wieder übernehmen muste. Im Dezember, kam es entlich, zu einen Waffenstillstand mit den Rußen, welcher unter großer Freude aufgenommen wurde, daraufhin hatten wir uns vorgenommen ein sehr fröhliges Weihnachten zu feiern. Mir wurde natürlich, die größte Weihnachtsfreude zu teil, denn ich durfte am 22. Dezember, einen 18 tägigen Urlaub antreten. Als ich in der lieben Heimat eingetroffen, traf ich auch meinen Bruder Mose u. Schwager Alex, welche sich ebenfalls im Urlaub befanden. Wir verlebten ein schönes Weihnachtsfest, im Kreise der Lieben in der Heimat. Im Intreße meines Geschäftes hatte ich Nachurlaub eingereicht, welcher mir aber nicht genehmigt wurde. So kam es, das ich schweren Herzens, am 8/1. die liebe Heimat wieder verlaßen muste. So kam es, das wir im Jahre 1918 wandelten, und noch in Kriegszustande lebten, mit Rußland, hatten wir die besten Hoffnung auf Frieden, aber auf den andern Kriegsschauplätzen, sah es noch böse aus. Am 9./2. kann es zum ersten Friedensschluß in diesen Kriege und zwar mit der Ukraine, am 11/2. folgte auch Rußland, welche aber nicht rechtskräftig wurde. So kam es, das am 18/2. die ganze Ostfront zum Vormarsch überging, und den Frieden zu erzwingen, was uns auch gelang, und derselbe am _____ in Brest-Litowst angenommen wurde. Hier in Baranowitschi war schon lange Zeit, vorgearbeitet zu dieser Offensive, alle Hände, hatten schon gearbeitet, um das Lager Baranowitschi als Gefangenlager einzurichten, so kam es, das auch wir am 15. das Lager verlaßen musten, wir zogen in die Nähe unsere Ställe. Am selbigen Tage, wurde ich auch zum Sergt befördert. Bei der Eröffnung des Vormarsches, durften auch wir mit 2 Geschützen mitgehen, durften aber am anderen Tag wieder zurück, da sich der Feind nicht zur Wehr gestellt hat, alle anderen Truppen gingen weiter noch voran. So verlebten wir einige sehr schöne Wochen den Krieg. Am 16.2 musten wir dreiviertel unsere Pferde abgeben, welche mit einen Transportkomanto von uns, nach Westen gingen. Während dieser Tage hatte sich auch das Gefangenlager überfüllt, ein großer Teil waren Ziviel Gefangene. Die Beute an Kriegsmaterial und Pferden war sehr groß. Es machte sich auch der Bahnbau erforderlich, wo auch Hunger Paul beschäftigt war, und konnten uns öfter einmal sprechen, zwar auf ganz kurze Tauer, da er ganz plötzlich, zum Ersatzbtl. versetzt wurde. Mitte März wurde die Beute so groß, das wir, sowie Alle Truppen aus Baranowitschi verträngt wurden, und bezogen am 20/3. Quartiere in Nowialisch. Hier richteten wir uns wieder häuslich ein, bekamen in den ersten Tagen Pferde, um unseren Bestand aufzufüllen, denn bis 1./4. sollten wir marschbereit sein. Ich hatte natürlich das Glück, während die Tage, den beurlaubten Futtermeister zu vertreten. Am 10.4. kam der Befehl zum Aufbruch, so kam es, das wir am 12. Mittags 12 Uhr den Bahnhof Baranowitschi verließen. Am 12. Nachts kamen wir in Kalisch an, daselbst musten wir gleig unsere Pferde an eine Trainkolonne abgeben, und wir gingen Mann für Mann in die Entlausung, wo wir die ganze Nacht zubrachten. 80 Morgens ging die Fahrt weiter, über Lissa, Taucha, Leipzig, wo wir nach einen kurzen Halt auf freier Strecke, unser geliebtes Sachsenland, wieder verlaßen musten. Es war früh morgens, des 14. April, wo wir die Sachsengrenze wieder pasierten, es ging über Sangerhausen, Nordhausen, Nordheim nach Köln; wo wir am 15/4. mittags entladen wurden. Es ging von hier aus, durch Köln, und kamen nach 3 stündigen Marsch, in Cleuel an, hier wurden nun erst Quartiere gemacht, und Fahrzeuge parkiert, sodas es spät Abends wurde ehe wir in die Quartiere ziehen konnten. Es war bereits 12 Uhr wie ich mit der Hälfte der Bespannung nach Burbach wanderte, um daselbst Quartiere zu beziehen. Die erste Nacht verbrachte ich in No 16, muste aber, wegen Platzmangel daselbst wieder ausziehen, und bezog mit Hechsteine u. Scheunert, Quartier in No: 28. bei Familie Pulheinis. In deren Familienkreise verlebten wir mange schöne Stunde, wovon einige Photographen Zeuge sind. Futterempfang hatte ich in [Colm?], und konnte mir dabei, die Stadt etwas näher besehen. Es war schade, das daselbst unser Aufenthalt so kurz war, auf dem schnellsten Wege musten wir Geschütze, und die dazu gehörigen Fahrzeuge empfangen, denn am 27./4. musten wir die schönen Quartiere verlaßen, und es ging weiter nach der Bahnhof Köln. Nachmittag 3 Uhr 15 Min. fuhren wir in Köln ab, es ging über Achen nach Lüttich, wo wir am 28./4. früh 6 Uhr ankamen, wurden daselbst entladen, und hatten einen 4 Stündigen Marsch, durch Lüttig nach [Essnau?], wo wir eine herrliche Gegend Belgiens, durchwanderten. Hierselbst wurde die Bttr einquartiert, die Bespannung kam nach [Fonton] zu liegen. Die Mannschaften, bezogen Maßenquartiere, die Pferde kamen in Scheunen und wir Untoffz. durften uns Bürgerquartiere suchen. Daselbst verlebten wir 10 ruhige Tage, und am 7/5. ging es hier wieder ab, nach Lüttich, wurden wieder verladen, und 950 0 ging unser Zug ab nach Namur, von hier ab führen wir südlich bis Charloville, dann wieder nach Westen bis Laon, wo wir, an den ersten frischen Granatdrichtern des Westens forbei fuhren, und 90 früh ankamen. Wir entluden, und kamen nach 3 Stündigen Marsch über [Molimhadt?], Cerny, Lucy in den Wald von Cesseries, wo wir das Waldlager Tannenruh bezogen. Es war spät Abends geworden, mußten unsere Pferde an die Bäume binden, und die erste Nacht unter freien Himmel zu bringen, und am nächsten Tag, wurde sich Biwak mäßig eingerichtet. Am 10./5 ging es zum Geschützeinschiesen nach den Schießplatz rückwärts, es war eine Leistung für Pferde und Mannschaften, da wir 65 km zurück gelegt hatten. Am 11. durfte wir auch schon Munitionieren am 13/5 gingen die Geschütze und zwar No: 357, hier waren sämtliche Stellungen Nomeriert. Ich durfte dazu nicht mit ausrücken, das ich wegen erkrankung des Vzwchtmstr, deßen Geschäfte, bis 17/5. übernommen hatte. Am selbigen Abend, hatte ich noch einen Munitiontransp. welcher unter Führung des Feldwebeltn. Kunze sehr intresant war, das selbe war mir beschieden am 18. nach unserer Feuerstellung, wo wir von feindlichen Fliegern verfolgt und pompatiert wurden, aber G. s. D. ohne Verluste. Auch die 3 Nacht am I Pfingstfeiertage durfte ich ausrücken, um die Protzen aus Feuerstellung zu holen, es waren herrliche [Pfingstauren?], denn das Wetter, war herrlich, und schön, war aber dabei, mehr in der lieben Heimat wie beim Dienst, am 2. +3. Feiertag durfte ich mich ausruhn und pflegen. Unsere Feuerstellung lag zwichen Molinchart u. Cessieres. Am 21/5 hatte ich wieder einen Munitionstransport von Bugny nach Grepy, wo wir von Abends 90 bis früh 100 unter Wegs waren. Am 25/5. zum Geburtstag unseres Königs hatte ich wieder Munitionstransport nach Stellung 382, welche in vordester Linie war. Wie wir an selbiger Nacht durch gekommen sind, ist mir ein Rätsel, denn es war die letzte Nacht vorm Angriff, es war ein Betrieb auf den Straßen, der unbeschreiblich ist. Und wie wir in die Stellung kamen die noch unbesetzt war, durften wir unsere Feuertaufe des Westens in Empfang nehmen, hatten aber Glück, und konnten ohne Verluste den Heimweg antreten, unter Wegs trafn wir unser aktives Rgt, welches in die genannte Stellung fuhren, um von da aus den Feind zu bekämpfen. Am 26.5. früh 1230 bekam das Trommelfeur an der ganzen Front, und entete früh 830, bis auf die weittragenden Geschütze die weiter Feuerten. Auch wir, in unseren Waldlage bekamen eine sehr gute Marke, hatten aber großes Glück, und keine Verluste. Am 27/5. ging unsere 1 Bttr. mit 10 cm Kanon, und sämtliche 3 Kolonnen mit vor, wir durften selbige Nacht Munition nach fahr. Am 28. Nachmittags 3 Uhr, ging auch 2. + 3 Bttr mit nach. Wir marschierten über die Feuerstellung, zur mitnahme der Geschütze u. Munition nach Anizy, wo wir den schwer erkämpften Kanal überschritten, die neuerbaute Brücke, war von den unserige Pioniere No: 22, erbaut, es ging weiter bis in den Wald von Pinon, wo wir Biwak bezogen. Am 29/5 muste ich mit Herrn Ltn Härtel, als Meldereiter nach Grouy, daselbst angekommen, muste ich gleig wieder zurück, um die Bttr nachzuholen. Es war 1 Uhr Nachts wie wir daselbst ankamen, musten gleig in einer Ferm in Stellung fahren um sofort zu feuern.Wir feuerten bis gegen 110 früh dann ging die Infantrie vor. Am 31. Mittag musten wir nachrücken, es ging über Sousson [Soissons] hinaus, und fuhren Nordlich Sousson [Soissons] in Stellung, wir protzten ab, und gleig bekann das feuern, das dieses Wäldchen, mit Art. voll besetzt war, hatten wir feindliches Feuer zu erwarten, welches auch gleig nach den ersten Schüßen eintraf, und auch in genügende Menge. Da wir mit unseren Protzen direkt in der Feuerstellung Befehle abwarten musten, verloren wir 3 Mann und 8 Pferde, ohne die vielen Verwundeten, auch die Battrie hatte Verwundete. Wir zogen uns natürlich 3 kg zurück, wo wir 3 Tage ohne Verluste im Feuer lagen. Am 3./8. Nachmittag, rückten wir wieder nach, und kamen bis Woux, wo wir Nachts 110 in Stellung fuhren, es verlief alles ganz gut bis auch den Rückweg zur Protzen stelle, wo wir durch düchtiges Feuer musten, und dabei unseren Wachmstr Paul, u. einige Pferde verloren. Auch unser Stabsarzt beim Btl. wurde in selbiger Nacht verwundet. Wir schlugen unser Quartier an einen Waldrande auf, da wir am Morgen erst in den Wald herein ziehen konnten, um uns für die Flieger etwas zu duken. Durch die Beschiesung der Dorfes, kam ein Handgranaten Lager zur explusion, welches einen herrlichen Anblick gab, leider aber sehr große Opfer forderte, selbst unsere Battrie hatte 4 Verwundete, darunter Herr Ltn. Härtel, welcher nach kurzen im Lazarett von Souson starb, und daselbst begraben liegt. Vom 4.6. an über nahm ich die Wachtienstegeschäfte, und hatte allerhand Arbeit. Am 8.6. musten wir wieder unser Protzenlager wechseln, und nach 2 tägiger Rast, verjachte uns der Franzmann bis nach Sousson [Soissons]. Trotzdem mußten wir 4 Tage lang, immer mit den Protzen in der Nähe der Bttr bereit stehen, musten aber jede Stunde ein anderes Plätzchen suchen, da uns der Eise[n]hagel immer verfolgte. Am 12/6. war der geplante Angriff, welcher aber wenig Erfolg hatte. Am 14. wurden wir durch Flieger heimgesucht, wo wir Tode und Verwundete hatten. Am 19. 6. kam der Befehl, die Battrie zurück zu ziehen, um entlich einmal in Ruhe zu kommen. Wir hatten die Geschütze zur Protzenstelle gebracht, und wurden am 21.6. der Armeereserve überwiesen. Wir wanderten 8 km. Rückwarts, und bezogen das Waldlager Marcyval, wo sich das ganze Btl. eingefunden hatte. Nach sechstägiger Ruhen, waren wir am 28/6 schon wieder Marschbereit, und fuhren im Hohlweg von _______ in Stellung. Dieselbe Nacht hatten wir noch 3x Munition zu fahren, wobei wir unseren Feldw. (Offz Stellf.) Lucas verloren, was von allen Kameraden sehr bedauert wurde. Am 1.7. wurde ich zu Wachtmstr befördert, und wurden aus dieser Stellung wieder entlaßen, wir zogen in unser altes Lager zurück, kaum angekommen, so erhielten wir einen neuen Marschbefehl, und musten abends 100 abrücken, wir wanderten die ganze Nacht, und kamen früh 60 in Norder damm an, am selbigen Tage Abends 100 ging es wieder weiter über Chery, [Devegni?], [Gesan?] in den Wald von ______ le Ponsart wo wir früh 70 ankamen, und bezogen daselbst Quartiere. Nach dem wir, von diesen Stapazen 2 Tage geruht hatten, ging es am 6.7. in Stellung, in die le Temple Fe., an die Straße nach Passi [Passy-Grigny? oder Passy-sur-Marne?]. Bei den vielen Munitionen hatten wir in dieser Stellung großes zu leisten, was uns eine stete Erinnerung bleiben wird. Am 14. war der Angriff, wo wir den Feind über die Marne zurück warfen, der Vormarsch begann, wir aber durften wieder zurück bleiben, Am 16.7. zogen wir uns in die Protzenstellung zurück. Der Vormarsch kam ins Stocken, so das wir am 17. Abends 100 wieder in Marsch gesetzt wurden, es ging auf dem selben Wege wieder vor, als wir bei unserer letzten Stellung, wo wir Munition mit nahmen, vorbei fuhren, kamen wir in ein Regenwetter, wie wir es noch nie erlebt haben, innerhalb 5 Minuten, wahren die Stiefel voll Waßer, und so Regnete es eine Stunde fort, trotzdem ging es weiter, über Passy Gringrey [Passy-Grigny] und fuhren in der Nähe von _________ in Stellung, daselbst blieben auch die Protzen. Am 20.7. mußte sich die Bagage 30 km nach Rückwärts bewegen, da mit einen Rückzug gerechnet wurde, denn wir hatten uns wieder einmal in unseren Feinde verkand. Am 23 mußten wir uns auch mit den Protzen 4 km zurück ziehen, in den Wald von Meuniere. Während dieser Tage wechselten wir 3x Stellung nach Rückwärts, da wir immer den großen Feuer wegen musten. Am 25. wurden wir auser Gefecht gestellt, aber nur einige Stunden, da wir wieder in Stellung fahren musten um den Rückzug mit zu halten, wir fuhren wieder in unsere letzte Stellung nach Arci le Ponsart. Nach zweitägigen Aufenthalt, ging es zurück in die Ferm le Grange au Boux, hier wahren wir einen tag und wir fuhren in [Golonges?] in Stellung, die Protzen kamen in die Nähe von [Drevenguiy?], hier war wir 3 Tage und wurden am 30.7 herausgezogen, und traten ein Marsch an, über St Gilles, Fissmes [Longueral?], wo wir einen Tag Rasteten. Es ging weiter über St Marck bis Jouy wo wir wieder einen Rast Tag hatten. Dann ging es weiter über Vaudoncourt nach [Joumencourt?]. Hier bezogen wir Waldlager, hatten 2 Tage Ruhe und fuhren am 3/8 in Stellung in die Nähe von [Tartieres?], wir hatten 3 ½ Std bis zum Protzenlager. Am 5/8. holten wir unsere große Bagage wieder zu uns, und hatten auch sehr viel zu Munitionieren, wodurch unsere Pferde die letzten Kräfte verlohren. Am 9/8 machte sich wieder ein Stellungswechsel nötig, da wir wieder ein Geschütz durch Volltreffer verlohren, wir zogen in die [Solpriere El?], und hatten nur noch den halben Weg bis ins Protzenlager.

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