Kriegstagebuch von Rudi Strampfer (Infanterie Regiment 25) vom 1. April 1915 bis Ende November 1917

Rudi Strampfer wurde am 8. Mai 1882 in Hamburg-Bahrenfeld geboren und verstarb am 16. Januar 1951 im Alter von 68 Jahren in Hamburg. Sein Beruf war kaufmännischer Angestellter (Kontorist). Seine Eltern waren der Lehrer Hans Friedrich Ferdinand Strampfer (*1. Feb. 1857 – †3. Jun. 1917) und Anna Christina Dorothea Strampfer, geb. Fehrs. Rudi hatte sechs Geschwister: Hugo (*21.10.1883 – †07.12.1931), Arthur (genannt „Adda“) (*14. Nov. 1884 – †26. Dez. 1936), Olga (genannt „Olli“) (*29.08.1886 – †02.01.1996), Edgar (*18. Dez. 1888 – †3. Feb. 1889), Walter (*18.03.1890 – †18.03.1915) und Else (*19. Apr. 1894 – †3. Aug. 1894).

Rudi Strampfer heiratete am 3. Juli 1909 Sophia Christine Elisabeth Regine, geb. Tramm (*4. Nov. 1885 – †18. Sep. 1941). Sie war die Tochter des Hamburger Schneiders Heinrich Bernhard Tramm und seiner Ehefrau Bertha Wilhelmine Ernestine, geb. Toode, die zum Zeitpunkt der Hochzeit ihrer Tochter bereits verstorben war. Trauzeugen waren der Kontorist Heinrich Strampfer (*21. Mai 1882 – †11. Apr. 1941), ein Verwandter Rudis (wahrscheinlich ein Cousin), sowie Rudis Bruder Arthur „Adda“. Rudi und Sophia (genannt „Anni“) hatten zusammen zwei Kinder, wie im Soldbuch von Rudi Strampfer (1915) vermerkt ist. Ob sie später noch weitere Kinder bekommen haben, ist nicht bekannt.

Rudis Eltern ließen sich zwischen 1909 und 1913 scheiden. Sein Vater Hans Friedrich Ferdinand Strampfer heiratete am 8. Juli 1913 Bertha Maria Elise, geb. Busch (*20. Okt. 1877 – †?). Rudis Vater verstarb am 3. Juni 1917 im Alter von 60 Jahren.

Walter Strampfer, der von Beruf ebenso wie Rudi und Arthur Kaufmann war, trat als Kriegsfreiwilliger in das 5. Garde Grenadier Regiment zu Fuß ein. Er wurde am 17. Juni 1915 durch einen Rückenmarkschuss schwer verwundet und verstarb an seinem 25. Geburtstag, am 13. August 1915, an den Folgen seiner Kriegsverletzung im Reservelazarett Wandsbek. Er wurde am 17. August 1915 mit militärischen Ehren auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt, wo sich das Grab immernoch unter den Kriegsgräbern des 1. Weltkrieges befindet. Der Grabstein ist hier zu sehen.

Arthur „Adda“ Strampfer wurde am 27. August 1915 Soldat bei der Etappen Hilfs-Kompagnie Nr. 45 in Preußisch Stargard. Am 21. Oktober 1916 wurde er zum etatmäßigen Gefreiten befördert, am 17. September 1918 zum Unteroffizier. Am 22. Januar 1919 wurde er infolge der Demobilisierung nach Hamburg entlassen. Von ihm ist ein Foto überliefert, welches er am 27. Januar 1916 an „Frau Rudi Strampfer“ schickte mit der Bitte, die Karte an Rudi zur Ansicht weiterzusenden. Arthur „Adda“ verstarb am 26. Dezember 1936 in Hamburg. Ebenso wie sein Bruder Rudi übte er den Beruf des Kaufmanns aus. Arthur „Adda“ heiratete am 3. April 1914 Amanda Henriette, geb. Clausen (*4. Sep. 1890 in Hamburg-Altona). Sie war die Tochter des verstorbenen Polizeisergeanten Klaus Heinrich Clausen und seiner Ehefrau Alwine Henriette Gesine, geb. Butendeich, verheiratete Hoffmann. Einer der beiden Trauzeugen war sein Bruder Rudi Strampfer.

Foto von Arthur "Adda" Strampfer (Januar 1916)

Rudi Strampfer im Infanterie Regiment 25

Rudi Strampfer ist am 1. April 1915 in der stehende Heer eingetreten. Seine Ausbildung zum Landsturmmann erfolgte vom 1. April bis 18. Juni 1915 beim Reserve Infanterie Regiment 75 in Bremen. Anschließend wurde er im Juni 1916 an die Westfront verlegt in die Nähe von Douai, in Tergnier. Hier wurde er dann im Juli 1915 der 4. Kompagnie des Infanterie Regiments 25 (IR 25) zugeteilt. Er wurde nach Chailvet verlegt und sein erster Einsatz erfolgte am Loire-Aisne-Kanal. Im August 1915 hielt er sich in der Reservestellung Soupir II auf. Als in der Heimat sein Bruder Walter wohl an den Folgen einer Kriegsverletzung verstorben war, bekam Strampfer 5 Tage und 5 Nächte Sonderurlaub. Am 16. August 1915 kam er in Hamburg an und kehrte dann am 20. August 1915 wieder in die Reservestellung Soupir II zurück. Dort hat er dann mit seiner Einheit bis 22. September noch gearbeitet, bis die Einheit nach Prouvais verlegt wurde. Am 15. Oktober wurde die Einheit dann nach Juvigny verlegt. Am 20. Oktober 1915 wurde Strampfer dann Schreiber beim Regimentsstab und war zunächst mit Abschriften von Kriegstagebüchern beschäftigt. Vom 18. bis 28. Mai 1916 war er auf Heimaturlaub in Hamburg. Bis zum 5. Juli 1916 lag seine Einheit im Raum Juvigny, wurde dann nach nach einigen Zwischenstationen am 9. Juli 1916 zum Fronteinsatz nach Le Mesnil verlegt. Am 20. August wurde die Einheit von der Front abgelöst und in den nächsten Tagen nach Sissonne verlegt. Das IR 25 wurde dann der 185. Infanterie Brigade zugeteilt und Anfang September 1916 an die Ostfront in den Raum Sarnyky verlegt, wo die Einheit dann bis Mitte Oktober verblieb, bis sie wieder an die Westfront verlegt wurde.

Von Oktober bis Dezember 1916 war Strampfer dann im Raum Vaulx eingesetzt, wo er auch wieder an vorderster Front mitkämpfen musste. Mitte Dezember wurde die Einhat nach Lokeren in Belgien verlegt. Vom 22. Dezember 1916 bis 6. Januar 1917 war Strampfer auf Heimaturlaub in Hamburg. Nach seiner Rückkehr verblieb seine Einheit noch bis Anfang April in Flandern. Dann erfolgte die Verlegung in den Raum Douai. Wegen des Todes seines Vaters fuhr Strampfer vom 4. bis 16 Juni 1917 auf Heimaturlaub. Seine Einheit wurde dann am 18. Juni 1917 nach Lucy verlegt. Im August erfolgte dann eine weitere Verlegung nach Flandern in den Raum Roulers, wo die Einheit bis Anfang Oktober 1917 verblieb. Am 9. Oktober wurde die Einheit dann in Frankreich bei St. Mihiel eingesetzt. Am 25. November wurden sie abgelöst und damit endet auch das vorliegende Tagebuch. Ob es noch weitere Seiten gab, ist leider nicht bekannt. Auf jeden Fall war Strampfer auch weiterhin Soldat, denn laut seines Entlassungsscheines wurde er am 2. Dezember 1918 nach Hamburg entlassen.

Rudi Strampfer wurde am 13. Februar 1917 das Hamburger Hanseatenkreuz verliehen und am 23. Oktober 1917 das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Am 29. Mai 1917 wurde Strampfer vom Landsturmmann zum überzähligen Gefreiten befördert, am 20. Oktober 1917 zum etatmäßigen Gefreiten.

Rudi Strampfer (undatiert, evtl. im Dezember 1915 entstanden)
Rudi Strampfer (links) und W. Mönnich (rechts) am 8. April 1915 beim RIR 75 in Bremen
Urkunde zur Verleihung des Eisernen Kreuzes II. Klasse an Rudi Strampfer
Erste Seite des Kriegstagebuches von Rudi Strampfer

Kriegstagebuch von Rudi Strampfer (4. April 1915 bis Ende November 1917)

Nachdem S.M. der Kaiser am 31/7.14 die allgemeine Mobilmachung des Heeres angeordnet hatte, um unser Volk und Land gegen die Misgunst unserer zahlreichen Feinde zu verteidigen, und viele unserer Brüder schon in siegreichem Vorgehen in Ost und West mutig ihr Leben in siegreichem Vorgehen hingegeben haben, erreichte Ende März 1915 auch mich der Aufruf, mich am 1.4. zu stellen. Ich kam mit vielen Hamburgern per Bahn n. Bremen und wurde dort bis zum 18/6. ausgebildet, an welchem Tage unsere Kompagnie nachdem sie 3 Tage vorher eingekleidet worden war, per Bahn nach dem Westen verladen wurde. Meine liebe Frau war nach Bremen gekommen u. gab mit das Geleit zum Bahnhof. Es war eine schöne Stunde, wie wir mit voller Musik zum Bahnhof durch die Stadt marschierten mit Blumen geschmückt und vom Publikum noch reichlich mit wunderbaren Spenden bedacht.; aber es war auch ein schwerer Weg, zogen mir dich recht schwermütige Gedanken durch den Kopf. Wirst du Frau und Kinder wiedersehen und wirst du wiederkehren und wie? Das steht alles in Gottes Hand, zur Verteidigung des Vaterlandes zu gehen. Daher nicht verzagen, Gott wird mein Schicksal schon günstig leiten.

Unsere Fahrt begann ca. 12 ½ Uhr in offenen Wagen, sog. Viehwagen, und ging über Osnabrück, Herbesthal u. dann durch Belgien, wo wir die ersten Spuren des Krieges merkten. Über Lüttich, Loewen, Brüssel, Mons, Valenciennes ging es nach Douay [Douai], wo wir am 19.6. nachts eintrafen und von wo wir gleich nach Ankunft nach Waziers marschierten und in leere Häuser einquartiert wurden. Es ist das ein Ort mit einer grossen Kohlenhütte und sämtliche Leute dort arbeiten in der Hütte. Alles ist schwarz, die Strasse, die Häuser, die Menschen und während der 6 Tage, die wir dort blieben und exerzierten, sehen wir stets sehr dreckig aus. Es gibt dort viele Wirtschaften (estaminets), wo wir Limonade, Wein, Cognac usw. gibt, und Läden, Erdbeeren, Kirschen und Marmelade zu kaufen gibt. Die Quartiere waren nicht schön, Steinboden. Man schlief auf Stroh, wie überhaupt stets für die nächste Zeit in Scheunen. Die Vorgesetzten waren dort ältere, gediente Leute, die im Dienst froh waren, nach 6 Tagen von Waziers wegzukommen. Die Fahrt ging wieder in Viehwagen durch schöne Gegend am 28.6. und am anderen Morgen stiegen wir in Remies aus, und gingen ca ½ Stunde bis zum Dorf gleichen Namens, wo wir in einer grossen Scheune Quartier nahmen, aber schon nachmittags weiter marschierten nach Comoron, ca. 1 Stunde, wo wir wieder in einer Scheune, zu einem grossen Schloss gehörend, untergebracht wurden. Hier blieben wir 2 Tage, und wurden am Sonntag von uns und mit uns dort seiende Rheinländer, zus. ca. 350 Mann, den Regimentern 68 u. 25 zugeteilt. Die ersten vier Abteilungen der 75er, die mit mir ausgewählt wurden, kamen zu den 25ern, und wir marschierten am folgenden Morgen um 70 los. –

Unsere Hoffnung wieder von Remiers oder von einer anderen, nicht sehr entfernten Station verladen zu werden, war jedoch eine irrige. Wir marschierten bei grosser Hitze bis La Fère (Mittag) u. weiter bis nach Tergnier, wo wir schon einmal bei unserer Hinfahrt nach Remiers nachts passiert waren und verpflegt wurden. Das alles mit vollgepacktem Affen und bei grosser Hitze. Wir waren sehr schlapp als wir endlich am Nachmittag am Bestimmungsort „Ville Quier Aumont“ eintrafen. Bei der Einteilung kam die 4te Abteilung der 75er zu der 4. Komp. des aktiven Inf. Regts. 25. Nachdem wir einen Tag Dienst mitgemacht hatten, einen Anmarsch über Berg u. Tal, der sehr anstrengend war, ging es am anderen Tag wieder weiter. Es ging zu Fuss nach Chenay und von dort per Bahn nach einer Station Chailvet urgel, von wo wieder marschiert wurde bis Montarcennes [Montarcène], einem Gutshof mit nur wenigen Einwohnern. Wir liegen in leeren Häusern, – Wohnungen der Arbeiter. Die Umgegend ist wunderschön, sehr hügelig. Man blickt von hier oben in hübsche Täler, die sehr schön bewaldet sind. Gestern beim Exerzieren wurde mit richtigen Handgranaten geworfen; das gab einen Krach, wie ich ihn mir nicht vorgestellt hatte. – Von der 3. Komp. hat einer das Pech gehabt, ein Stück auf den Kopf zu bekommen und hat ein grosses Loch in den Kopf erhalten. Am 3/7. – m. Hochzeitstag – machen wir einen Marsch nach Chailvet [Royaucourt-et-Chailvet], wo Besichtigung des Regts. durch Oberstlt. Hering war. Dieser hielt eine sehr lobende Rede dem Regiment und weiter erwartet, dass es sich brav schlägt. Wir exerzierten dann noch eine Stunde. Es war der heisseste Tag und wir haben buchstäblich geleckt; dann noch den Rückmarsch bergen. Oben angekommen waren wir aber fertig. Nachmittags kam endlich einmal die Kantine nach M…, und wir konnten uns Chocolade, Cigaretten etc. kaufen, aber keine Fettigkeiten, sodass nach wie vor trocken Brot gegessen werden muss, dass auch schön schmeckt. Wir kauften uns heute Apfelwein, der sehr schmeckte, kühl und milde, 20 Pfg. per Liter. Morgen, 4/7., Sonntag, ist Baden und nachmittags sind von 5-6 Turnspiele. Ich huste immer noch viel, besonders in der Nacht, aber Halsschmerzen habe ich nicht. Leute von uns, die sich wegen Hals- und sonstigen Schmerzen krank meldeten sind alle gesund geschrieben und dienstfähig und müssen zur Strafe Wache schieben, wovon ich bisher noch befreit gewesen bin. 5.7. hatten wir wieder Ausmarsch ins Tal und exerzieren. Es war wieder recht warm, und ich habe alles durchgeschwitzt. Von 11-50 Ruhe und dann eine Stunde Unterricht über die Stellung, in die wir nächstens kommen sollen, von Lt. Böddinghaus, der Führer unseres 2. Zuges geworden ist; er ist sehr nett und tüchtig trotz seiner Jugend. Am 6.7. morgens eine Stunde Unterricht, dann Kirchgang für die Katholiken. Wir haben frei bis 50, dann 1 Stde. Turnspiele. Solchen Dienst lässt man sich gefallen; aber nun gehts bald in Stellung und da heisst es tüchtig schanzen und sie weiter auszubauen. Sie soll nicht schlecht sein, aber wir sind recht wenig zur Besetzung, da früher 3x soviel darin lagen. Es heisst also scharf aufpassen auf die Franzosen. Ich hoffe Gott ist mit mir und lässt mich gut + gesund heraus kommen.

Ungeziefer soll in Hülle und Fülle daselbst vorhanden sein. Und auch eine Unzahl von Ratten, na das kann gemütlich werden. 7.7. Wir exerzieren morgens und nachmittags, 8.7. morgens hiess es, dass es mittags 2 Uhr los gehe, um nach einer Stellung zu marschieren. 1 Stunde. Wir trafen die anderen Komp. in Chailvet und von dort ging es bei grosser Hitze weiter, bis ca. 4 ½ Uhr; dann grössere Pause (2 Stunden) an einem Abhang, wo die von uns abzulösenden Kompagnien uns passierten. Dann ging es weiter, all ¼ Stunde eine Komp. (das ganze Bataillon). Wir waren die letzten. Es ging durch Wald, und wie nachmittags schon, am Loire-Aisne-Kanal entlang, wo auch Reserven auf sogenannten Elbkähnen liegen. Dann kamen wir durch einen in den Felsen gehauenen Tunnel, durch den der Kanal fliesst und an der Seite ein Fusssteig führt. Die Länge des Tunnels beträgt 2365 m, und wir brauchten zum Durchmarsch über ½ Stunde. Gegen 90 abends kamen wir bei der Stellung an, die auf einer Anhöhe liegt, zu der am Kanal ein Laufgraben führt. Wir wohnen hier in Unterständen, deren Dach aus Wellblech ist, das auch an der Seite bis zum Erdboden reicht. Die eine Hälfte ist zum Schlafen eingerichtet, oben 6 Mann und unten 6 Mann; die andere Hälfte enthält 1 Tisch, 2 Bänke, Gewehrständer usw. Die sind wunderbar, wie die älteren Kameraden sagen, aber für uns neuen eine sogenannte weitere Verschlechterung, besonders da sie verlaust sind, und die Ratten + Mäuse ein- und auslaufen. Es gibt hier ein wahres Labyrinth von Schützen- und Laufgräben und sie sind wunderbar gearbeitet, und völlig gegen Sicht verdeckt mit Zweigen u.s.w. Gestern Abend schanzte der erste Zug von 7-120, und der zweite, wozu ich gehöre von 12-3 nachts ein einem Waldrand. Ich hatte immer noch Durchfall und konnte kaum arbeiten u. hatte am 10.7. Schmerzen. Ich bekam mittags Opiumtropfen ein[,] dann ging es etwas besser, aber gegen 5 Uhr ging es wieder an, ganz dünner und rötlicher Auswurf. Abends sollten wir noch 9-12 schanzen, aber ich meldete mich + brauchte nicht mit + bekam nochmals Opium ein. Erhielt 2 Pakete von Mama und 1 von Stegemann mit Brief, nachdem als erstes Paket in Montarcennes [Montarcène] Anni‘s Paket (und Brief) mit Speck und Käse eintraf. Am Sonntag 11/7.: da mein Durchfall nicht besser geworden ist, ging ich zum Arzt; es wurde 37,90 Fieber gemessen, und er überschrieb mich ins Revier, wohin ich mit allen meinen Sachen aufbrach und auch gut ankam. Es liegt eben hinter dem Tunnel auf einem Schiff (U9), wo auf einfacher schmutziger Matratze geschlafen wird. Ich bekam Tannalbin-Tabletten. 5 Stück, nach 3 Stden 3 Stück und nach weiteren 3 Std. restliche 2 Stück, die wohl auch gut taten. Nachts musste ich aber noch 6x raus. 12.7. Fieber heute früh 370, u. der Arzt sagte, ich soll hierbleiben; wenig essen und Reis geniessen, was es heute Mittag auch gab. Alle viertel Stunde laufe ich aber trotzdem hin. Mal sehen, wie das wieder heute Abend wird; man fühlt sich sehr matt. 13.-15.7. Ich nahm wiederholt Opium + Tannalbin-Tabletten ein, und es geht langsam besser. Morgen werde ich wohl zur Komp. zurück müssen. Gestern brachte mir die Post Pakete von Anni, Mama Ottilie und Brief von Anni + Adda, woraus ich entnahm, dass Amanda einen Jungen gekriegt  und Tulita eine Tochter und beide Mütter und Kinder wohlauf sind. Mönnich brachte mir die Post. Am 16.7. war ich besser, wurde aus dem Revier entlassen + kam zur Komp. zurück; finde Post von Anni, Ziede + Pfau vor, schanze aber noch nicht mit. 17.7. Ich bin ziemlich wieder besser + habe letzte Nacht von 9 ½ – 30 mitschanzen müssen. Sonntag 18.7. hatte unsere Gruppe Ruhe. Gestern erhielt ich 2 Pakete von Anni und die Fotografie von ihr + den beiden Kindern, die sehr nett ist + mich sehr erfreut hat. 31.7. Bis heute war der Dienst fast immer derselbe, Schanzen, bei Tag und Nacht, eine ungewohnte harte Arbeit für mich. Jede 3. Nacht haben wir Ruhe und sind alarmbereit. Ich habe inzwischen reichlich Pakete bekommen mit und bin mit Fettigkeiten etc. gut versorgt. Von Rob. bekam ich eine nette Liebesgabe, ein 10 Pfund Paket, mit allerlei schönen Sachen. Das Art.-Feuer geht täglich hin u. her und ein paar Mal haben wir Splitter in unsern Graben bekommen. – Die Nachrichten von Osten sind in letzter Zeit sehr günstig, sodass man hoffen darf, bald mit den Russen fertig zu sein, und dann kommt die Sache hier im Westen auch wohl voran. 1/8. Heute sind wir aus der Stellung abgelöst worden und nach einem Dorf Monampteuil in Ruhe gekommen. Um das zu erreichen, mussten wir wieder durch den Tunnel marschieren und dann noch ein Stück am Kanal entlang, um dann rechts einen Berg hinaufzuklettern, der ziemlich steil war und wobei ich ziemlich in Schweiss kam. In dem Dorf lag Artillerie, und wir wurden in einer Schule einquartiert, wo wir auf dem nakten Fussboden schliefen. Am 2.8. wurden wir runter zum See geführt, wo bei herrlichem Wetter gebadet wurde, was eine reine Wohltat war. Nachmittags haben wir dann noch etwas Fussball gespielt, eine angenehme Abwechslung. Am 3.8. wurde exerziert, was lange nicht gemacht worden war + daher weniger angenehm. Am 4/8. wurde, wie tags zuvor gehabt, theoretischer Unterricht im Handgranaten-Werfen, wirklich ausgeübt, sehr interessanter Vortrag von einem Pionier. Nachmittags war Abmarsch in die neue Reserve-Stellung, Soupir II, oben im Walde, rechts vom Steinhang, wo die Unterstände schön eingebaut sind und nicht soviel Ungeziefer ist. Hier wird wieder tüchtig geschanzt und ausserdem müssen wir Wasser von der Quelle holen, die tief unten im Walde ist, was eine schrecklich schwere Arbeit ist. Mönnich[,] der vom Feldwebel beauftragt ist, die Wege, [?] usw. auszubessern, muss eine Menge Material haben vom Pionier Depot, und er hat mich als Hilfsmann vorgeschlagen. Ich helfe ihm nun den Kasten tragen und brauche daher keinen anderen Dienst mitmachen, besonders nachts nicht zu schanzen, dafür aber vormittags und nachmittags kräftig arbeiten. Dies ist mir aber lieber. Bis 7/8. war täglich dasselbe. Artilleriefeuer hin und wieder. Aber als wir heute Abend gegen 80 Uhr vor unserm Unterstand sassen, kommt plötzlich eine Mine von den Franzosen und schlägt auf den neben uns befindlichen Unterstand des Lts. v. Böddinghaus. Ich wollte gerade die russische Landkarte nachsehen als mit furchtbarem Krach die Mine krepierte. Ich hatte das Gefühl als wenn es direkt vor meinen Füssen geschah, da ich eine feurige Kugel bemerkte, wovon Strahlen nach allen Seiten gingen. Wunderbarerweise wurde weder ich noch einige Kameraden, die mit mir auf der Bank vor unserm Unterstand sassen und daneben standen nicht verwundet, nur dass wir Gesicht + Körper voll von Sand, Moos etc. hatten. Zur Besinnung gekommen, wischte ich mir den Dreck aus den Augen und sah die Kameraden in einen nebenliegenden Unterstand laufen, was ich auch sofort tat. Dann krepierte etwas weiter weg noch eine Mine. Von den Splittern der ersten Mine war links von mir Kamerad Gehlen so erheblich am Kopf getroffen worden, dass ein Teil der Schädeldecke weg war. Er erlag seiner Verletzung nach ca. 1 Stunde. Rechts von mir – ungefähr etwas weiter entfernt wie Gehlen (ca. 5 m) lief Trossen aus meiner Gruppe, der eben noch mit mir gesprochen hatte, und gab die Nachricht weiter, dass Lomza [Łomża] gefallen und 14.000 Gefangene gemacht worden seien, als auch er getroffen schreiend zusammenbrach. Er hatte zwei Splitter von hinten links in die Lunge bekommen und stönte schrecklich. Er wurde nach Abends heruntergetragen und kam ins Lazarett, wo er leider heute (8/8.) verstorben ist. Et war ein junges Menschenkind von 20 Jahren, ein wenig laut, aber sonst ein guter Knabe, der tüchtig schaffte. Gehlen war ca. 36 Jahr, verheiratet, hat Frau + 2 Kinder; dieser Fall ist sehr traurig. Persönlich war G. nicht recht sympatisch, da er zuviel redete und sehr sozialdemokratisch war, aber keine Schulbildung hatte. Arme Kameraden, Gott sei ihrer Seele gnädig. 9/8. Wir hatten in der letzten Nacht 2 französ. Überläufer, die aussagten, dass die Franzosen Kriegsmüde seien und wenn am 13.8. kein Friede sei, ihre Komp. zu uns überlaufen würde. Tagsüber hatten wir aber ziemliches Artilleriefeuer und dicht bei unserm Arbeitsstand, Treffer nahe der Wasserquelle, fanden wir (M.+ ich) einen grossen Splitter. Bei der 1. Kp. ist ein Volltreffer in einen Unterstand gegangen (Granate) und hat 1 Utffz., Vater von 7 Kindern, getötet und einen anderen das linke Bein mehrfach gebrochen. 10.8. In dieser Stellung habe ich durch Mönnich etwas „Druck“ bekommen, indem ich ihm bei seinen Zimmermanns-Arbeiten helfe und dafür nicht mit schanzen und auch sonst fast keinen Dienst mitmache. Im Übrigen heute und am 11.8. nichts Neues! 12.8. Das Feuer der Franzosen war heute heftiger, da unser Erdmörser in Tätigkeit getreten war. 13.8. Heute ist Walters Geburtstag. Wie es dem armen Jungen wohl gehen mag? Ich fürchte nicht gut, denn die Nachrichten von zu Hause lauten schlechter und Ottilie u. Adda sind hingefahren (14.8.). Am 14.8. hatten wir abends vom Kanal schwere Hürden und Bäume zu holen, was bei dem durch Regen sehr schlüpprig gewordenen Wegen sehr schwere u. saure Arbeit war. Leider konnte ich mich dabei nicht verdrücken wie Mönnich, der ja oben schläft (Pater Brinkmannes Bude) und nie geholt wird, nur morgens beim Alarm. – Unten am Kanal angekommen, bekamen ein Kamerad u. ich eine grosse Hürde zu tragen; beim Steilhang angelangt, waren wir, wie schon beim Hinwege, mehrfach ausgerutscht u. gefallen u. sahen schon bös aus. Ich schwitzte sehr; dann wurde es durch Herausnehmen von einigen Stäben möglich, die Hürde auf die Schulter zu nehmen, ich vorne, er hinten; das war schon eine wesentlich Erleichterung. Aber hinter uns, wir waren die letzten, trieb ein Unteroffizier „aufbleiben“, ihr faulen Kerle, natürlich wieder ein Hamburger, hat den schönsten Druck + will nicht, aber sich drücken, das versteht er!“ Ich antwortete, dass vom „Drücken“ keine Rede sein könne + ich mein Möglichstes täte, aber die Hürde sei eben zu schwer. „Na, warte nur, ich werde Dir Deinen __________ schon nehmen, und Du sollst ordentlich schanzen, dafür werde ich sorgen“, brüllte der Utffz. Dummer Kerl, der sich nur dem Lt. gegenüber aufspielen wollte und selbst nichts zu melden hatte. Lt. Bauermann liess sich meinen Namen sagen, erwiderte aber nichts. Ich hatte ihn nachm. gerade nach Hptm. Schultzes Adresse gefragt, die ich W. Ebell mitteilen wollte. Oben eingetroffen war ich wie aus dem Wasser gezogen. Es war 11 ½ pm. Sonntag 15/8: Wir arbeiten in der Stellung, es kam aber Artill.Feuer, und wir brachten uns daher schwer bis zum Unterstand. Nachm. gingen Mönnich und ich bei strömenden Regen nach „Waldesruh“, um Nägel, Draht usw. zu holen. Nur Draht bekamen wir. Beinahe oben angekommen, hörte ich schon, dass eine Depesche für mich dabei und befürchtete gleich, dass sie mir schlimmste Nachrichten von Walter bringen würde, was dann auch stimmte. Adda meldete, dass er sanft entschlafen, der gute Junge. Friede seiner Asche! Der Feldwebel hatte schon alles wegen Urlaub in Ordnung gebracht und ich erhielt 5 Tage + Nächte und machte mich gleich nach Erhalt des Urlaubscheines, was längere Zeit dauerte, auf den Weg nach Urcel. Mönnich begleitete mich netter Weise bis zum Tunnel durch den sehr nassen Graben der 3. Stellung. Die Wege weiter waren auch sehr nass und der Himmel stockfinster. Gegen 110 abends traf ich mit nassen Füssen und dreckigen verregneten Kleidern hungrig in Urcel an [sic!] u. schlief auf dem Boden bei der grossen Bagage, stand um 80 auf, bekam Kaffee u. Frühstück und meine Fahrscheine. Bei schönstem Wetter entlauste ich mich notdürftig auf einer Wiese und zog reines Unterhemd + Unterhose an, die dreckigen Sachen liegen lassen. Dann ging ich zum Bahnhof Urcel u. fuhr 10.28 am nach Chauny und von dort 12.45 pm weiter nach Herbesthal Höhe. Ankunft 10.30 abends + weiter von Köln 11.33 nach Hamburg, wo ich am 16.8. morgens 6.50 ankommen soll.

17.8. Rechtzeitig angekommen, ging ich nach Hause und fand alles wohl. Um 10 am fuhr ich in Rademachers neuem Anzug nach dem Barmbecker Krankenhaus u. sah Walter noch aufgebahrt. Er sah sich ähnlich, aber sehr leidend. Um 40 pm war die Beerdigung von Kapelle 5 aus. Herr Pastor Poppe hielt eine sehr schöne Ansprache. Viele Verwandte, Herr Paul Robinor, viele Damen und Herren vom Kontor und Freunde waren erschienen. Dann ging der Zug mit Militärmusik und Begleitung mit einem Feldwebel + 20 Mann zur Ruhestätte, wo der Herr Pastor noch ein paar Worte sprach, und die 20 Mann drei Ehrensalven abgaben. Dann allgemeines Händedrücken und die schöne, mir unvergessliche Feier war zu Ende. Den anderen Abend war alles bei uns versammelt. Dem Alten drückten wir in Ohlsdorf die Hand. Anni und ich verlebten den Tag sehr nett, wenn uns zu Allem auch wenig Zeit blieb. Ich ging am 18.8. ins Kontor und zur Börse und sah viele Bekannte, die mir alle kondolierten. Am 19.8. war ich nochmals zur Börse, bei Mönnichs Eltern + kurze Zeit mit Adda zusammen. Abends 11.14 fuhr ich über Köln zurück. Frau Schmidt + Frau Wolf gaben mir noch Pakete mit. Der Abschied am Bahnhof von Anni war kurz, da dort ein riesiges Massengewimmel war, fiel mir aber sehr schwer, besonders auch zu Haus von den Kindern.

20.5. 7 pm kam ich wieder in Urcel an, telefonierte mit dem Feldwebel, schlief bei der grossen Bagage sehr schön und machte mich am andren Morgen auf nach Soupir II. Erst hatte ich Glück ein Lastauto bis zum Tunnel zu finden und den Rest des Weges legte ich zu Fuss zurück. Es war inzwischen nichts Neues passiert, ausser dass einige Minen in die Nähe der Schreibstube gekommen waren, Schaden aber nicht anrichteten. Ich arbeitete dann noch mit Mönnich die letzten Tage etwas und am 24.8. rückten wir ab für 10 Tage auf die Kähne am Kanal. Da war es ja ruhig, d.h. es wurde exerziert, und es gab viele Kommandos, zu den Pionieren, M-Abteilung, Schützen u.s.w. Andere bereiteten die Buden für das Batls-Fest vor, und wir übten uns im Fussball, wodurch wir schönen „Druck“ hatten und keinen Dienst mitmachten; so habe ich nichts schlafen können, nicht geschanzt und nur am letzten Tag Wache geschoben. 31.8. Unser Fest verlief sehr schön. Nachdem wir in der Vorrunde gegen die 3. Komp. 3:1 gewonnen hatten, verloren  wir das Entscheidungsspiel mit demselben Resultat gegen die 2te Komp., die auch den Hochsprungpreis machte (Schröder, von uns aus Bremen). Stafettenlauf u. Handgranatenwerfen gewannen wir und das Tauziehen die 1. Komp., 100 m Lauf die 2. Komp., dann kam der Vergnügungsteil. Es gab eine Athletenbude, Haut den Lukas, Waffelbude, Grey‘s Arbeitszimmer, Schnellfotograph u.s.w. Dann noch das Indianerdorf, das Leute von der 4. Kp. machten. Sie hatten sich furchtbar bemalt und angezogen und sahen wie richtige Indianer aus; sie fingen die Offiziere und banden sie an den Marterpfahl, wo sie nur gegen Lösegeld losgelassen wurden. Der General gab M 5,-, Lt. Mittler auch, andere Offiziere M 2/3, und so kam der hohe Betrag von M 71.30 zusammen. Freibier gab es auch und Regimentsmusik, und war es dann ganz gemütlich. Beim Glücksrad gewann ich auf meine Nummer einen schönen Cigarren-Schneider. Am 2.9. übten wir nochmals Handgranatenwerfen u. mittags musste ich mit den anderen Spielern auf Wache ziehen. Die 8te Komp. sollte uns morgens 60 ablösen, tat es aber erst um 11.30 am (3.9.), sodass ich ausser 2×2 Std. von morgens 40 bis 11.30 = 7 ½ Stunden hintereinander stehen musste, wobei man schliesslich ganz flau wurde. Nach der Ablösung assen wir und gingen zum Steinhang, wo wir nun wieder 20 Tage in Ruhe sein sollen. 4.9. Hier wurde ich vom Feldwebel dem Flechtkommando zugeteilt, und wir müssen morgens von 8-12 und nachm. von 2-6 arbeiten, und zwar tüchtig unter Feldw. Lt. Traut. Das Wetter ist regnerisch und die Gräben sind scheusslich dreckig. Am 6. u. 7.9. war es wunderbar warm und wir haben tüchtig geschuftet. Ich hörte, dass Paul Schürer seiner schweren Verwundung erlegen ist und sprach meine Teilnahme aus. Bis zum 22.9. haben wir weiter in der 2. Stellung gearbeitet, sind in den letzten Tagen häufig durch franz. Art.-Feuer, das ziemlich genau auf unseren Graben gerichtet war, gestört worden, und mussten machen, dass wir wegkamen. Nachts war heller Mondschein, und es war unmöglich auf der Deckung zu arbeiten, da dann gleich franz. M.G.Feuer kam. Die letzte Zeit haben wir es uns bequem gemacht und nicht mehr so viel gearbeitet.

Wir werden hier abgelöst und kommen mehr nach Soissons hin, wo die Stellung auch nicht unruhiger sein soll. Am 20.9. erhielt Willy Sch. Nachricht, dass sein Vater gestorben sei, er fuhr am 21.9. auf Urlaub u. nahm meine wasserdichte Weste mit u. wird Anni sprechen. – Beim Arbeiten auf der Deckung erhielt eines morgens noch ein Kamerad einen Schuss in den Ellenbogen und das Knie; er kam ins Lazarett. Das Unglück war kurz nachdem wir den neuen Hauptm. Rübmann als Komp.-Führer erhielten, der ein sehr netter Mensch zu sein scheint. Ich hatte hier am Steilhang die ganze Zeit über tüchtig Pakete und daher immer gut zu leben. Am 24.9. (Mamas Geburtstag) wurden wir am Steilhang durch Jäger abgelöst. Wir marschierten bis zum Festplatz am Kanal, wo gelagert u. gegessen wurde. Von da ging es abends 8 Uhr weiter durch verschiedene Dörfer usw. Nach beschwerlichem Marsch und zuletzt noch bei strömendem Regen langten wir durchnass gegen 40 morgens in Chavigny an und in die anderen Dörfer resp. Stellungen die 1-3 Komp. Wir quartierten dort in grossen Höhlen aus Stein, darin notdürftige Holzbettstellen aufgebaut waren mit Strohmatten. Ich hatte mir ziemliche Blasen an den Füssen gelaufen. Andern Tags regnete es noch; wir mussten Strassen kehren, und wir wurden noch warm dabei; dann wurde Probe-alarmiert was ziemlich klappte. Am 26.9. mittags hiess es dann, dass wir wegmüssten und um 20 ging der Marsch wieder los. Nach einer Stunde kamen wir nach dem Dorfe Juvigny und von dort ging es dann 6 pm weiter nach dem Bahnhof Landricourt, von dem wir in der Nacht verladen wurden und um 2 am über Laon in St. Erme ausstiegen, und mit den übrigen Komp. u. anderen Infanterie-Komp. in 4 Stunden Marsch nach Prouvais kamen. Wir hatten von Mittags 20 bis nachts 60 nichts zu essen bekommen und nur von Chavigny viele Äpfel mitgenommen, die unterwegs eine schöne Erfrischung waren. In Juvigny hatten wir uns noch selbst Kaffee gekocht und etwas mitgenommen, sonst hatten wir garnichts gehabt. Hier in Prouvais liegen wir in einer Scheune auf Stroh mit einem ganzen Zug, und es ist schon recht kalt abends und nachts. Am 28.9. war gleich ein Probealarm, der klappte, da wir wieder Kaffee bekommen hatten. Wir sind hier in Armee-Reserve (7. Armee, 12. Armee-Korps – sächsisch – unter Generaloberst von Heeringen) und jedenfalls so plötzlich hierher versetzt worden, da man hier einen Angriff der Franzosen erwartete, der aber bis jetzt nicht erfolgte. Wir exerzieren hier morgens 2 Std., sehr genau unter Hptm. Rübmann, Griffe, Kloppen und Ehrenbezeugungen; bei ersteren fielen die Hbger [Hamburger] leider ab. Ich bekam für Kopfdrehen beim Stillstehen 2 Wachen hintereinander. Nachm. wird auch noch Unterricht abgehalten und manchmal Turnspiele; das Schlimmste ist aber das Schanzen nachts. – Am 1/10., 5/10. u. 10/10. gingen wir gegen 70 abends weg, marschierten fast 3 Stunden bis zur 3. Stellung und mussten dort zweimal den Graben vertiefen und einmal eine Verlängerung nach vorne machen. Am 5.10. wurde Musk. Rettig gleich zu Anfang durch Gewehrschuss zwischen Daumen und Zeigefinger verletzt, aber es soll nicht schlimm sein. Ich liess dieser Nacht meine Zeltbahn liegen, wofür Mönnich mir 2 Tage später eine neue besorgte, die aber – ohne daß ich es sah – keine Knöpfe hatte, sodass ich damit beim Appell schwer auffiel. Im Dorf Guvingcourt erhielten wir die beiden ersten Male Schanzzeug, während wir am 10.10. solches von hier mitschleppen mussten. Wir schanzten bis 2 am das 1. Mal, die beiden anderen Male bis gegen 30 am und kamen erst um 5 bzw. 6 zurück, sehr müde natürlich, und tranken gleich Kaffee. Ausserdem mussten einige Male abends 50 Mann schanzen, bei denen ich aber G.S.D. nicht war, da ich mir Blasen an den Füssen gelaufen hatte, wie ich angab, und zurückbleiben durfte. Sonntag, den 10.10. hatten wir Gottesdienst u. Abendmahl; der Feldgeistliche predigte sehr schön. An diesem Tag haben wir zum ersten Mal, ausser Gewehrreinigen, keinen Dienst, mussten ja aber abends zum Schanzen. 11.10. mussten wir nach 3 Std. Schlaf schon wieder auf und baden, was nach so langer Zeit sehr nötig war. Es geschah zu je 4 Mann in einem Kübel mit warmem Wasser worin sich alle abwuschen und dann gab‘s noch eine kleine Dusche. Am 12.10. marschierten wir zum Fesselballon und besichtigten ihn sowie seinen Aufstieg, womit der Vormittagsdienst hinging. Heute am 13.10. gab‘s nachmittags eine kleine Gefechtsübung und dann Vortrag des Luftschiffer-Hauptmanns über den Fesselballon, Einrichtung und Verwendung. Die erste Woche hatten wir hier keine Post, aber dann funktionierte diese wieder, und ich erhielt reichlich. In den Orten hier gibts noch viel Zivilvolk, aber meistens recht dreckige Leute wie überhaupt die ganzen Dörfer einen recht mässigen Eindruck machen, was Sauberkeit angelangt. Artil-Feuer hört man hier jeden Tag und viele Flieger gibts hier auch, aber das Dorf Prouvais blieb noch von allem verschont. Hier liegen sehr viele Truppen + auch in den umliegenden Dörfern (alle Gattungen). Wetter ist nachts schon empfindlich kalt, aber tagsüber geht es noch. Von Sietas erhielt ich einen blauen Damentuchstoff, der tadellos ist und den ich zum Zudecken benutze, da ich ja keine Decke besitze. Hier gibt es schöne Kantinen, wo man alles kaufen kann und auch Bier in Gläsern bekommt. Nachmittags (13.10.) stiegen mit dem Fesselballon auf der Oberstlt. Hpt. Hüttmann und der Adjutant. Abends mussten wir schanzen + zwar gingen wir nach Guignicourt, eine Stunde entfernt + schanzten gleich hinter dem Dorf. Schluss 20 am, das war nicht schlimm. Am 14.10. früh war kein Dienst, nachm. 2 Std. Exerzieren unter dem neuen Kp.-Führer, Lt. Dreissing, da Hptm. Rübmann krank ist. Abends gingen wir in die Pionier-Kantine, wo es billiges + sehr gutes Bier gab. Wir verlebten dort einen sehr gemütlichen Abend + tranken allerlei Bier, Glas 15 Pf., sodass wir fidel nach Hause kamen.

Früh am 15.10. 80 marschierten wir von Prouvais ab nach Bahnhof St. Erme (11 km), von da per Bahn nach Landricourt + gingen dann in 1 ½ Std. nach Juvigny, das ist das Dorf, wo wir damals beim Alarm 1 Stunde Aufenthalt hatten. Hier liegen wir in leeren Häusern ziemlich schlecht und sollen einige Tage hier bleiben. Es gab kein Brot, und wir lebten bis zum 16.10. nachm. von Äpfeln und Birnen, die es hier reichlich gibt. Dienst 16.10. Gewehrreinigen und Turnspiele; die folgenden Tage wurde exerziert, Unterricht u. Turnspiele abgehalten. Hier bekam ich viel Post auf einmal, sodass ich jetzt gut zu leben habe. Am 19.10. gingen wir nach Bagneux zur Entlausung, ein Dorf ca. ¾ Std. von hier, das dauerte den ganzen Nachmittag. Der 1. u. 3. Zug kamen vor dem 2., sodass wir beinahe 4 Stunden zu warten hatten. Wir schoben Kegel, um uns etwas warm zu halten. Zwecks Entlausung wurden alle Kleider und reine Wäsche abgegeben und kamen in heissen Dampf. Wir nahmen inzwischen ein kleines Brausebad und gaben, dabei extra Hemd + Unterzeug ab, das wir anhatten, die dann auch entlaust wurden. Nachher war grosse Sucherei, um die letzten Sachen wieder herauszufinden. 20.10: Heute früh war Gefechtsübung + Patrouille, die ich aber nicht mitmachte, da ich mich beim Regt.-Stab als Schreiber melden soll. Dort wurde mir das Tagebuch des Regts. 25 vom 17.4. ab bis September zum Abschreiben vom Regts Adjutanten, Lt. Tigör, übergeben, was wohl 8 Tage dauern wird. Ich sitze bei den Telefonisten neben dem Regts.-Geschäftszimmer, wo schön eingeheizt ist. Am 22.10. früh 40 rückte meine 4. Komp. in Reserve-Stellung, und ich blieb hier, um meine Arbeit erst zu vollenden. Ich schlafe jetzt im Hause des Regts. Stabes bei den Burschen und habe eine Holzbettstelle mit Strohsack bekommen, dazu eine wollene Decke geliehen vom Unteroffz. Ich wurde hier auch mit verpflegt, und das Essen ist tadellos. 22/X. erster Tag: Gemüsesuppe + Schweinebraten mit Tunke u. Salat. Meine Komp. liegt im Hohlweg bei der Kiesgrube. 23/10. Essen noch besser: Ochsenbraten mit Apfelmus u. Kartoffeln und tadellose braune Tunke, wie zu Hause. Ich habe mich  daran gepflegt. Heute traf ich Gefr. Reinartz von 4/25., der mir sagte, dass in Reserve-Stellung wirklich tadellos sei. Wetter kalt; ich habe aber schön geschlafen. Von dem Regt. kommen 100 Mann nach D. zurück, die über 33 Jahre alt sind, grosse Familie haben, schlechte Gesundheit haben und schonungsbedürftig sind oder auch schon lange im Felde stehen. Es kommen also von jeder Komp. 8-9 Mann weg, und wir Hbg. [Hamburger] – die ja erst Ende Juni zum Regt. kamen – sind nicht dabei. Ich hatte Anni schon Hoffnung auf baldiges Wiedersehen in D. gemacht u. muss nun leider alles berichtigen. Laut A.f.C.-Blatt ist Peter Assmann gefallen. – Olli schrieb, dass sie zum 1.11. neue Stellung antritt bei Michaelsen in Ottensen. 24.-17.X. täglich dasselbe. – Fortsetzung des Abschreibens des Tagebuches. 26/X. zuerst Post erhalten hier, nachmittags Besuch von Mönnich, der hier einkaufen wollte. 27/10. kam Hintze hier durch, der aus dem Lazarett zurückkehrte. Noch weiter bis 30/X. an dem Tagebuch geschrieben, täglich dasselbe Leben; nichts Besonderes. –

 

Am 30.10.1915 habe ich die ersten Blätter an Anni gesandt. 31.10. Ich schreibe noch immer; die letzten Tage hat es unaufhörlich geregnet, und die Strassen sind unpassierbar. Am 2/11. erhielt ich durch Mönnich eine ganze Anzahl Pakete, die für mich bei der Komp. eingetroffen waren. 4/11. Anni hat Geburtstag, und ich habe soweit alles geschrieben + werde nun Lt. Krummacher fragen, ob er noch etwas hat für mich. 5-7.11. Ich habe noch einiges dem Tagebuch hinzuzufügen und bekam am __/11. von Lt. Tigör Bescheid noch nicht zur Komp. zu verschwinden. Er gab mir dann das Tagebuch von 1914, das ich jetzt abschreibe. Am 8/11 habe ich mich Mittags zur Komp. begeben. Ich ging um 2 Uhr weg, durch Tal bis vor Chavigny, dann durch den Hohlweg + herab und durch einen Graben bis nach Cuffies, wo ein Teil der 4. Komp. liegt und Paeske Schilde malte. Von dort ging es durch bis zum Dorf und dann aufwärts durch den Moltke-Graben in einen Tannenwald, dann eine grosse Treppe herab und ich war im Hohlweg in der Res.Stellung. Dort wohnen sie in schönen Unterständen, die mit Öfen geheizt sind, besser als in Soupir. Ich ging dann mit Mönnich durch einen Graben aufwärts zur Verrerie, wo ich in einem Keller in ganz gemütlicher Bude Sielas u. Schmidt am Telefon traf. Die Verrerie + Cuffies sind vollkommen zerschossen. Der Weg abends zurück war ungemütlich, da es neblig und stark dunkelte. Um 6 pm ging ich von Mönnich weg und kam gut bis Chavigny; dann verfolgte ich den Fahrweg, der ziemlich schmutzig war und viele Pfützen hatte, in die ich häufig geriet, sodass meine Stiefel bös aussahen. Durch die Bäume war der Weg noch dunkler und ich verirrte mich etwas und fiel dabei einmal in ein Loch mit Wasser, sodass ich ein nasses Knie bekam. Dann sah ich die Lichter von Juvigny und kam wieder auf den richtigen Weg und war um 7 ½ Uhr im Hause. Ich habe bös geschwitzt bei der Tour, die nicht sehr angenehm war. Bei der 4. Komp. war nur 1 Paket für mich von Pfau. An Anni schrieb ich ausführlich über m. Tour. 9/11. Es regnet stark, in letzter Nacht schlief ich unerwarteter Weise schlecht. Wir fingen eine grosse Ratte in der Falle, die die ganze Nacht stark am Holz nahte und dadurch viel Geräusch machte. Morgens haben wir sie rausgelassen und totgeschlagen. In mein Taschentuch haben die Ratten mehrere grosse Löcher genagt. 10.-14.11. habe ich weiter an dem Buch des Lts. abgeschrieben, und am 14/11. sagte er mir, ich solle Schreibmaschine üben (Adler), die ich gleich ganz leidlich kennen lernte. Am 11/11. kam die 4. Komp. wieder nach hier für 10 Tage in Ruhe, und ich sah alle Kameraden wieder. 15/11. In der letzten Nacht hat es zum ersten Mal gefroren, und es schneit heute Morgen, während es die letzten Tage immer stürmte und stark regnete. 20.11. Das Wetter bleibt nach wie vor kalt und ich schreibe noch Maschine. Am 19.11. erhielt ich von der 4. Kp. eine Wolldecke, Unterhose, Handschuhe, Pulswärmer + Kopfschützer; kein Hemd!, was noch kommen soll. Am 21/11. morgens rückte das I. Batl. wieder in Stellung und die 4 Komp. diesmal nach vorne. Die Artillerie der Franzosen ist letzthin tätiger besonders abends bis zum 22.11. – Bis 26/11. nichts Neues. Mönnich sprach vor; er geht nach Chauny wegen seiner Zähne. 27/11. nichts Neues. Sonntag 28/11. Art.-Tätigkeit bei den Franzosen sehr stark. Konzert und Fest beim Regts.-Stab. Frost, aber am 29.11. wieder den ganzen Tag Regen. – Wir essen immer noch tadellos, viel Fleisch und Kartoffeln. Bis 3/11 [sic!] nichts Besonderes. 4/12. Die letzten Tage war das Wetter wärmer, aber immer Regen. Ich habe noch weiter zu tun. Die Schiesserei der Franzosen hält an, besonders abends hört man es (bumbum), keine Verluste. 4.-9.12: Wetter stürmisch und regnerisch. Bei einer Patrouille über die Aisne, wobei ein Franzose gefangen wurde, kippte bei der Rückkehr über den Fluss der Kahn um; der Franzose + Feldw. Lt. Traut wurden vermisst, vermutlich sind beider ertrunken. Lt. i. R. Baurmann, 1 Uffz. und 1 Gefr. kehrten zurück, bezw. konnten sich retten u. letztere beiden werden wohl das E.K. II. erhalten. Die Franzosen hatten vor einigen Tagen 1 Untoffz. des 160. gefangen genommen und riefen nun herüber, ob dies die Rache dafür sei. Unser M.G. Feuer soll neulich, wie sie riefen, noch 4 Mann schwer + eine Anzahl leicht verwundet haben. Das Los von Feldwlt. Traut ist traurig, denn er ist Vater von 4 Kindern; persönlich war er für mich kein sympatischer Mensch. Am 11.12. kam die 4. Kp. wieder nach hier in Ruhe. Ich erhielt 2 Löhnungen + M 1.80 Beutegeld + vor einigen Tagen von Anni M 5.-, sodass ich jetzt fast M 20.- besitze. Ich habe mich kürzlich photografieren lassen + sandte davon Karten an alle Bekannten. 12.12. wieder fest beim Regts.-Stab, I. Batl. eingeladen. Schönes Militärkonzert. Tags zuvor musste ich spülen + hatte eine Aufwäsche für 20 Mann. Grosse Sauerei und sehr unsympatische Arbeit. Von Ebell hörte ich, dass er in Serbien ist. 14.12. Lichtbildervortrag in der Höhle (vorm Bad), sonst nichts von Bedeutung passiert bis 16/12. Am 17.12. traf von Aachen ein Transport von 30 Kisten mit Weihnachtsgaben + viele Fässer Bier ein, die auf die 3 Batl. verteilt werden. Bis 19/12. nichts Besonderes! Am 19.12. schoss m. Artillerie mächtig, und es sollten die verlorenen Posten bei Vailly wieder genommen werden, was geglückt sein soll. Abends war Weihnachtsfeier der 4. u. 1. Kp., die wunderbar verlief. Ich war bei der 4.Kp., die in der grossen Höhle feierte, – wo damals der Lichtbildervortrag war. Vom 20.-24.12. nichts Besonderes. Am 21. früh ging das 1. Batl. in Stellung. Am 24.12. abends feiern wir Weihnachten beim Regts.Stab und werden grossartig beschenkt. Genauer Bericht siehe meinen Brief an Anni. Mit den Meldern feierten wir dann noch bei Gesang, Vorträgen und Musik bis gegen 40 morgens. Die Offiziere feierten auch verschiedentlich. – (Am 20.12. fährt Mönn. auf Urlaub (8 Tage) und besucht Anni). Vom 25.-31.12. nichts Besonderes. Altjahrs-Abend feierten wir wieder mit den Meldern und bei Musik, Gesang + Vorträgen wurde es wieder 2 Uhr. – Um 12 allgemeines Prosit-Neujahr und Punschtrinken. Es wurde um 120 überall geschossen mit Gewehr + Revolver. Von Anker traf noch ein grossartiges Weihn. Paket mit 16 verschiedenen nützlichen Teilen ein. Der Feind verhält sich sowohl Weihnachten als auch Neujahr sehr ruhig und es passiert auch bis zum 6.1. nichts Besonderes. Am 6/1. erhält das Regt. einen neuen Kdeur, Major Beckhaus von I.R. 161, anstelle des erkrankten Oberstlt. Hering, der in Hannover ist. Major Martens übernimmt wieder das II. Batl. Am 4.1. ging Willy Schmidt auf Urlaub und wird dann Anni besuchen; es hat 8 Tage. – 5-7.1. nichts Besonderes. Am 7/1. bekommt der Reg.-Stab Gasschutzmasken und die Probe mit denselben findet in der in Juvigny errichteten Gasbude statt. 8-9.1. nichts Neues. Am 10.1. kommt die 4. Komp. wieder nach J. in Ruhe. Laut Funkspruch aufgefangen vom Eiffelturm soll in Russland Revolution ausgebrochen sein und Stimmung für einen Sonderfrieden für uns herrschen. Gallipoli ist von feindl. Truppen gänzlich geräumt laut Kriegsnachrichten. 11.1. nichts Neues. Am 12.1. werde ich Telefonist beim Stabe und habe zum 1. Male Nachtdienst von 2.30 -5.30 am. Behr ist über Urlaub geblieben und soll abgelöst werden (siehe Brief an Anni v. 13.1.). – Diesem geht nach Chavigny zurück und ich komme an seine Stelle hier beim Regt.Stab. Nach 3 Tagen muss Diesem auf Befehl des Lts. Tigör wieder nach J. zurück, und ich nehme meine frühere Tätigkeit wieder auf, mache also keinen Nachtdienst mit, helfe dafür abends im Geschäftszimmer. W. Schmidt vom Urlaub zurück, bestellt herzliche Grüße von Frau u. Kindern, die gesund und munter sind. Am Sonntag, 16/1. liess General v. Minckwitz uns Hamburger antreten und brachte uns Grüße von Hamburger Zivilisten und gab jedem 1 Paket  mit Kuchen, Cigarren etc., aus Hamburg gekommen. Vorher hatte der General alle in J. anwesenden Truppen versammelt und eine kurze Ansprache gehalten, mit einem Hoch auf den Kaiser schliessend. (Foto). Am 17.1. war die Artillerietätigkeit des Feindes stärker, und es kamen auch 8 grössere Granaten nach J. (am 16/1) und schlagen im Grund hinter den Brigade ein. Im Schloss der Brigade sprangen 15 Scheiben entzwei. Wir stellten uns eine Zeit lang hinten in den Raum, wo die Räder stehen, der mit einer dicken Erdschicht bedeckt ist und so etwas Deckung bietet. Unsere Artillerie erwiderte stärker, Verluste sind bei uns nicht zu verzeichnen. Am 18. u. 19.1. nichts Neues. Am 20.1. hielt der Major eine Rede im Garten zum Unterstab, die ich an Anni schrieb. Er sagte, dass er von jedem verlange, dass er seine Pflicht bis zum Äussersten tue, denn es seinen die Auserwählten des Regts, die zum Stabe kommandiert sind, denen es eine Ehre sein müsste, die sie zu schätzen wissen müssen; er sei ein gerechter Vorgesetzter, aber wenn etwas vorkomme, so schlage er sich nicht mit den Leuten herum, sondern – einerlei ob es sich um einen Feldwebel, Unteroffz. oder Musketier handle – der Mann fliege, denn er sei der Ehre zum Unterstabe zu gehören nicht würdig. Meistens sei aber wohl ein kleiner Verweis genügend, sonst aber raus. – Das I. Batl. liegt in der Morgenstunde wieder in Stellung.

Am 23.1. schönes Militär-Konzert u. nachm Lichtbildervortrag, der sehr interessant war, da von Pater Brinkmann die Bilder der verschiedenen Meldungen des I.R. 25 gezeigt wurden; Hartmannsweilerkopf, Arras, Souplir, Steilhang etc. Abends kam dann noch telefonisch Bescheid von einer Veränderung in der Stellung, der Regter der diversen Divisionen. Wir sollen aber hier bleiben. Am 26.1. Kaisergeburtstagsfeier der 7. u. 8. Komp. im Lützow Theater; abends kommt Fernspruch, dass keiner mehr beurlaubt werden darf. Am Kaisers Geb. schiessen die Franzosen u.a. auch 8 Schuss nach hier, wovon einer dicht bei dem Schloss, in dem die Brigade liegt, niedergeht und eine Mauer umwirft. Darauf zieht die Brigade am 28.1. aus. Die Schüsse gingen über uns weg, und wir hatten schon unseren Unterschlupf aufgesucht. Preuss erhält E.K. II am KaisersGeb. Am 28/1. abends Fest beim Regts.Stab. Wir wollen vielleicht ins Brigade-Schloss ziehen, was aber doch aus Vernunftsgründen verkehrt wäre. 29.-31.1. nichts Neues. Wir ziehen jedenfalls nicht ins Schloss, sondern bleiben wo wir sind. Täglich turnen wir jetzt am Reck + Barren und üben Springen. Am 30.1. haben wir den Hof hier gesäubert und mit gelben Sand bestreut, sodass er jetzt sehr nett aussieht. Wir sind angefangen,den Unterstand auszubauen, auch die nächsten Tage noch, sodass er am 5.2. so ziemlich fertig geworden ist. Am Sonntag, den 6.2. Kirchgang und Konzert. Heute soll das Wirkungsschiessen bei der 16. Inf. Div. sein, aber es scheint verschoben zu sein, denn auch am 7.2. war nichts davon zu hören. Wir hörten, das rechts bei der 16. Inf. Div. einige Leute zum Feind übergelaufen sein sollen, was wirklich gemein ist. Am 7/2. holte ich mir aus dem Brigade-Schloss eine eiserne Bettstelle mit Sprungfedermatratze und schlafe jetzt wunderbar weich. Am 8/2. sind 3 Mann von der 12/25 verwundet, worunter 1 schwer durch Granatsplitter, beim Schanzen im neuen Graben. Am 8. u. 9.2. kommt sehr viel Art.-Munition durch den Ort, es scheint, dass es morgen etwas gibt. Am 10. u. 11.2. geht es auch noch weiter, und die Übungs-Komp. macht an beiden Tagen Märsche nach rückwärts, und es wird so allerlei zum Schein gemacht. Am 12.2. geht der Regt.Stab in Stellung und nun scheint hier wirklich was vorgeben zu sollen. Am 13.2. 615 pm gehen 3 Patrouillen von der Verrerie vor, kommen bis in den feindlichen Graben, zerstören Unterstände und kehren mit 3 Gefangenen zurück, die wertvolle Aussagen machen. – Abends gingen nochmals 3 Offz. Ptr. vor, konnten aber nichts erreichen als einen Toten zu holen. Die franz. Artillerie erwidert unser besonders am 12/2. heftiges Wirkungsfeuer sehr stark mit Granaten, und Minen, und, die Verrerie wurde vollkommen zerstört u. auch die Gräben feindwärts schwer beschädigt. Verluste bei der Patr. 1 Pionier Lt. tot (?) lt. Aussage 1 Pioniers schwer verwundet im franz. Graben in seine Arme gefallen, sodass er annahm, dass er tot ist. (Franzosen melden 1 Offz. gefangen), 1 Pionier tot, 3 Pion. leicht verwundet, 4 Infant. tot, 2 Inf. Offz. leicht verwundet, 4 Infant. schwer verwundet, 6 leicht verwundet; 1 vermisst, wahrscheinlichverwundet in französ. Gefangenschaft geraten. Auch die folgenden Tage erhält – besonders die Verrerie – nochschweres Granat- u. Minenfeuer. Am 14.2. ein Mann tot, 1 schwer verwundet; am 15/2. 2 schwer verwundet, 1 leicht verwundet. Wetter sehr stürmisch. Am 16.2. morgens kommt das 1. Batl. in Ruhe. Ich habe Mönnich, Willy Schmidt, Sielas usw. besucht und alle wohl angetroffen. Vom 17.-22.2. nichts Besonderes. Am 23/2. feierten die 1.+4, Kp. Kaisers-Gebtg. Ich war bei der 4. Komp., wo es sehr nett, eine schöne Rede von Lt. Dreisung, dazu Gesang und humoristische Vorträge schliesslich hat man die Lts. und Feldw. alle hochleben lassen, hoch gehoben u. geschmissen. Am 24/2. Frost, sehr kalt; abends Konzert im Schloss, wo die Brigade wohnte; war sehr schön; 2 Violinen u. 1 Klavier Künstler. Am 25.2. Wetter schön, sehr viel Schnee+ alles nass. Am 24.2. noch gebadet u. gewaschen. – Der Erfolg vom 23/2. bei Verdun[,] wo in 10 km Breite und 3 km Tiefe vorgedrungen wurde und 3000 Gefangene gemacht worden sind, ist hoffentlich der Anfang vom Ende. An den nächsten Tagen wird der Erfolg ausgedehnt und gemeldet, dass über 15000 Gefangene unverwundet gemacht worden sind. Am 27.2. hat Annimaus Geburtstag; hier nichts Besonderen. Am 28.2. nachm. beginnen die Franzosen tüchtig zu schiessen und die ganze Nacht durch eine furchtbare Knallerei, die von uns erwidert wird. Im ganzen etwa 7/800 Granaten auf unseren Abschnitt und ebensoviel auf Abschnitt Schütz und auch auf Abschnitt Müller. Der Frost der letzten Tage ist alle und der Schnee wieder zu Wasser geworden. Vom 29.2. bis 2/3. einschliesslich schiessen die Franzosen häufiger mit Artill., ohne uns Verluste beizubringen, ausser einigen Verwundeten bei den 3 Regimentern. Am 3.3. ist wieder alles ruhig. – Diesem + Ruers ziehen nach der Centrale,u. Levy u. ich bleiben hier. Ich schlafe mit ihm zusammen im Telefon- + Arbeitszimmer, das wir ganz gemütlich gemacht haben. Wir haben jetzt nur einen Stations-Apparat, Am 4.3. nichts Neues. Am 5.3. bei Schütz grossere Schiesserei des Feindes, aber keine Verluste. 6/3. nichts Neues. Am 7/3. wurde unser Kino eröffnet, sehr nettes Programm. Ich war gleich hingegangen. Am 8. u. 9.3. nichts Neues. In der Nacht zum 10.3. starker Schneefall. Am 11. u. 12.3. sehr schönes u. sonniges Wetter; Gottesdienst; Begräbnis eines M.G.K.-Mannes, der durch Granatfeuer getötet wurde. Dann Militärkonzert. (Deutschland‘s Kriegserklärung an Portugal am 10.3.) Am 12.3. erhielt ich von SRS Mitteilung von der schönen Vergütung von M 1000. – 13-18.3. Wetter wärmer + die Sonne scheint seit einigen Tagen sehr warm. Am 19.3. schöner Spaziergang in den Wald gemacht und Blumen gepflückt. Major Beckhaus erhält EK I. Schönes Militärkonzert und Kino mit Musik. Am 18.3. kam das 1. Batl. wieder in Ruhe. Es geht allen meinen Kameraden gut. Am 20./21.3. wieder etwas kälter. Am 21. Batls. Uebung des I. Btl. Am 22.3. Kino „Alt Heidelberg“. Levy erhält E.K. II. Vom 23.-28.3. nichts Besonderes. Am 28.3. zum Zahnarzt nach Bagneux, der sehr nett war. Wetter ist besonders schön geworden und wärmer. 29.3-3.4. nichts Besonderes bei uns. Volltreffer in die Küche bei Glashaus, 2 tot, 4 verwundet. Wetter ist wieder schlechter und kälter geworden. Ich bin bis jetzt bei jedem neuen Kinoprogramm gewesen. Es geht jetzt Musik, die gegen Ende März ganz nach Juv. zogen. (24.3.) Ich bekam eine grosse neue Arbeit, das Kriegstagebuch von Nov. 14 bis März 15 noch den Batl. zus. zu stellen und zu schreiben. 5-6.4. nichts Neues. Ich war wieder in Bagneux beim Zahnarzt und muss jetzt auch noch das Tagebuch für das 1. Vierteljahr 16 abschreiben. 6-7.4. nichts Besonderes. Wetter schlechter. Am 8/4.geht das I. Batl. in Stellung. Ich arbeite fleissig an den Tagebüchern und habe sie endlich am 13/4.fertig, sodass sie nach Berlin weggesandt werden. Wetter ist bis 15/4. immer noch kalt. Es ist nur vom 11.4. zu sagen, dass Kardinal Hartmann in Concy und auch in Juvigny bei den Truppen war und feierlich empfangen wurde. Kino ist eine schöne Abwechslung. Am 15.4. zum Zahnarzt, der den Zahn plombierte und soweit bin ich fertig bei ihm. Am 16.4. Sonntag wieder besseres Wetter. Nachts kommen 7 Schuss mittl. Kalibers nach Juv. (Metzger H. Sch. heiratet am 19.4.) Wetter miserabel, Regen + Sturm. Levy ging am 18. u. 19.4. nach Chauny zum jüdischen Osterfest. 21/4. Untffz. Schneider aus Urlaub zurück. Wetter sehr regnerisch u. stürmisch. 22/4. nichts Neues. 23/4. Ostern. Wetter besser, Sonnenschein. 24.-27.4. nichts Neues. Wetter schön und wärmer. 27/4. kommt I/25 aus Stellung. Mönnich, Schmidt + Sielas gesprochen. In den letzten Tagen grössere Abschriften für Oberleutnant gemacht. 28.-30.4. nichts Besonderes. 1.5. Oberlt. um Urlaub gesprochen, darf fahren, wenn er zurück ist, also ca. 17/5. was ich an Anni schrieb. Am 1/5. Uhr eine Stunde vorgestellt. Vom 1.-4.5. täglich herrliches Wetter, ohne besondere Ereignisse, bis am 3.5. der Feind eine grosse Knallerei mit Minen und Granaten anfing, die unsere Stellung am linken Abschnitt schwer beschädigte, ohne aber Verluste zu verursachen, ausser 2 leicht Verwundete,. Etwa um 120 wird es wieder ruhiger. Am 4. u. 5.5. ruhiger. Am 5/5. morgens fährt Oblt. Tigör in dienstlichen Urlaub u. Lt. Siecg. vertritt ihn. Vom 6.-10.5. nichts Neues. Am 7/5. abends geht I. Batl. in Stellung. Am 8/5. mein Gebtg! Viele schöne Pakete und von Anni eine Uhr und schönen Lampenschirm erhalten, ausserdem viele Glückwünsche. Am 9.5. abends fährt Major Beckhaus in Urlaub für 3 Wochen, wird von Major Mertens vertreten. Vom 7.-10.5. tadelloses Kinoprogramm sehr lustig u. frei. Vom 11.-13.5. wieder sehr regnerisch und kälter. Geringes Artillerie- und Minen-Feuer. Sonntag, 14.5. Oberlt. Tigör aus Urlaub zurück; während seiner Abwesenheit wenig zu tun gehabt. 15.5. Es regnet immer noch stark. Mehrere Ratten gefangen + getötet. Am 16.-18.5. nichts Neues. Wetter ist wieder sehr schön geworden. Wenig zu tun. Ich fahre am 18/5. abends von Laon in Urlaub, Feldwebel Zahl auch. –

 

Vom 18. bis 28.5. war ich in Urlaub in Hbg. [Hamburg], was sehr schön war. In dieser Zeit ist im Abschnitt unseres Regts. nichts von Belang passiert. Das Quellbad ist eröffnet, ist sehr schön aber kalt, da Quellwasser. Vom 29.5.-4.6. ebenfalls nichts Neues an uns. Front; an einigen Tagen überhaupt kein Artil. Feuer. Am 2/6. ist Berg in Urlaub gefahren u. diesem als seine Vertretung zu mir gekommen. Bis 10.6. nichts Neues; wieder Regen u. kalt. Pfingsten, 11 u. 12.6. und folgende Tage bis 14.6. mal immer noch schlechtes Wetter; viel Regen + recht kalt. (Am 10/6. kamen Kruse u. Meyer als Feldwebel wieder ins Feld.) Vom 15.6. bessert sich das Wetter u. am 16.6. trat eine kleine Veränderung ein. Wir bekommen rechts etwas hinzu, geben dagegen links die Verrerie ab. Regt. 75 kommt links von Regt. 160. (R.I.R. 65 ist herausgezogen, dafür sind die Aktiven 65). 16.6. Levy zurück aus Urlaub; 17.6. Diesem in Urlaub; 18.6. grosses Fest beim Stabe, 3 Generale. Wetter schön. Dann bis 25.6. gutes, sonniges Wetter, fleissig Sonnen- und Quellbad genommen. 26. u. 27.6. wieder Regen. Ab 25/6. essen wir wieder in der Feldküche, die ganz gut kocht. Am ca. 24/6. wird eine französ. Patrouille bereits frühzeitig entdeckt und bei der Beschiessung ein Franzose – anscheinend Offizier – getötet – und eingebracht, ausserdem eine Reihe Gewehre mit Bajonett (3 u. 1 Karabiner), Handgranaten, Dratscheren usw. im Kahn gefunden der dann abgetrieben ist. Am 28.6. Wetter wieder etwas besser. Miede und Sielas zurück. Die Franzosen schiessen in den letzten Tagen andauernd nach Chavigny Bahnhof u. Bahngleis, ohne Verluste zu verursachen. Seit dem 29/30.6.-1/2.7. ist besonders rechts von uns sehr starkes Artill.-Feuer; speziell bei uns jetzt nichts los. Wetter alle Tage schön und heiß.

Am 2.7. kommt die Nachricht, dass das Regt. aus dem Verband ausscheidet und durch Landwehr ersetzt wird. Wir wissen noch nicht, wo es hingeht; scheinbar nach Norden. Am 4/7. kam us. Ablösung Bayerische Landwehr 8, die abends mit 2 Batl. in Stellung ging. Sehr viel Arbeit und dabei schlechtes Wetter. Es regnet immer stark. Die Franzosen haben nach Anizy geschossen und mehrere Schwestern getroffen und auch Civil verletzt. Wir beschiessen Sinzig (3/7.). Am 1/7. waren 2 französische Patrouillen am diesseitigen Ufer der Aisne; sie wurden vertrieben. Durch M.G.Feuer wurden von der 7/25 Gefr. Molls u. Musk. Salomon verwundet + starben + in Juvigny begraben. Letzterer wurde 2 Tage nicht gefunden da das Gras dort sehr hoch ist. In der Nacht auf den 4.7. wurde er dann gefunden, durch den starken Verwesungsgeruch. Er hatte Kopf-Augen- u. Beinschuss.

Am 5.7. kamen das Bayr. L.I.Regt 8, um uns abzulösen. Wir marschierten am 6.7. früh 60 ab und kamen gegen 120 Mittags in Chauny an, wo wir Rue La Jère 80 Quartier in einer schönen Villa bezogen. Wir schliefen in der dabei liegenden Remise auf Holzwolle und sollen ca. 14 Tage hier bleiben.Am 7. u. 8.8. [sic!] regnete es tagsüber stark. Sonntag, den 9.7. schönes Wetter. Das I. Batl. liegt wieder in V. au Mont, den Ort, wo wir Hamburger vor einem Jahr zum Regt. kamen. Das III. Batl. in der Umgegend u. das II. in Chauny. Hier ist viel Civilvolk, auch ein schönes Kino. Abends wurden wir in Chauny verladen über St. Quentin nach Cartigny, von wo wir noch  ¼ Stunde Marsch Quatier im Dorf Buire bezogen, ganz nett. Brigade in Bilecourt, 10 km rückwärts. Hier hört man mächtiges Trommelfeuer, ebenfalls am 10.7. Die Engländer u. Franzosen greifen anscheinend mächtig an. Am gleichen Tag kamen I. und II./25 in Stellung, III. Batl. nach Bouvincourt, wobei auch wir u. sämtliche Bagagen zogen. Quartier daselbst miserabel, mussten Betten u. Tische zimmern u. alles sauber machen. Der Stab u. die Telefonisten gingen sämtlich in Stellung. auf Bon Sejour Ferme, 2 Stunden Marsch von hier über St. Cren u. Le Mesnil bis zur Kriegsbrücke, die 550 m lang ist, über die Somme und die Ferme im Walde liegt. Das Essen für die Offiziere, Melder + Telefonisten muss jeden Abend heraufgebracht werden, was sehr gefährlich ist, da die Brücke unter starkem, feindlichen Art.-Feuer liegt. Am 15. u. 16.7. steigerte die Artillerie sich zum Trommelfeuer, und wir wollten angreifen, was die Franzosen auch vorhatten. Ich war am 15.7. gerade mit Essen unten, und wir mussten mehrfach Hinlegen üben, da die Brücke und die Station M. unter Feuer lagen. – Um 50 am zurück mussten Anton u. ich gleich wieder zum Gefechtsstand, um uns beim Lt. Krummacher um 7 Uhr zu melden, weil wir abends nicht zu um über die Brücke gekommen waren. – Um 11 am kehrten wir zurück u. waren hundemüde, haben bis nachm. geschlafen. Wir sollten nur die Post mitgenommen haben. – An diesem Tage hatte das Regiment ziemlich schwere Verluste durch Artill.-, M.G. und Infant.-Feuer; der Angriff misslang. Ich sah Nachts viele Verwundete auch schwere… Am 17.7. ruhiger, sehr regnerisches Wetter und noch keine Ablösung der Batle in Stellung, letzte Nacht III. Batl. auch dahin gerückt. Einige Komp. des I. u. II/25 kamen in Ruhestellung. Am 18. u. 19.7. wird das feindliche Feuer teilweise sehr stark, auch auf Le Mesnil und die Brücke werden stärker beschossen, sodass ich mit Essen und Mappe am 19.7. grössere Gefahr hatte, da (angeblich) auch mit Gasgranaten geschossen wurde und beinahe der ganze Regts-Stab vergiftet wurde. Die Kriegsbrücke wurde abends total zerstört, und wir mussten die Somme-Brücke, 500 m links die nicht beschossen wurde, dagegen andauernd der Regts Gefechtsstand. In Le Mesnil traf ich Willy Schmidt + Mönnich, die gut zu Wege waren, auch Sielas, aber Schlimmes durchgemacht haben. am 20.7. wurde Le Mesnil stark unter Feuer genommen und fast ganz zerstört; auch mit Gasgranaten geschossen, sodass viele Leute verwundet und durch Gas vergiftet wurden, und sogar einigen starben (Küche 8/25). Am 20.7. griffen die Franzosen wiederholt an, wurden aber jedes Mal blutig abgewiesen, teilweise im Handgemenge, was uns. III/25 erhebliche Verluste kostete. Wir machten auch eine Anzahl Gefangene, Schwarze + Franzosen. Nachts wird das regt. endlich abgelöst und der Stab kommt nach hinten. Alle sind übermüde + haben lange Bärte. Wetter seit 2 Tagen schön + warm. Am 21.7. haben sie alle Ruhe und in der Nacht zum 22.7. und morgens geht es G.s.D. von dieser schrecklichen Ecke, die uns. Regt. viel Blut gekostet hat. Es sind 5 Offz. gefallen und 100 Mann, 100 werden vermisst (wohl auch tot), 690 verwundet. – Tot auch 3 Offz., denen als Verwundete von den Schwarzen der Hals durchgeschnitten bezw. der Bauch aufgeschlitzt worden ist. Einfach grässlich.

Alles ist froh, dass wir auf diesem Hexen-Kessel rauskommen. Es geht nach Urvillers in Quartier vorläufig mit Stab, I. u. II/25, MGK und III/25 nach Benay und Hinacourt. Dort langten wir noch am 22.7. an und hatten das Geschäftszimmer in der Schule. Der Lehre war ein sehr netter Kerl, seine Frau auch sehr freundlich, auch die Lehrerin und ein kleines niedliches Enkelkind des Lehrers. Wir blieben bis zum 24.7. mittags und marschierten dann nach Bahnhof Montescourt, von wo wir über Laon (Verpflegung) nach Landricourt fuhren.Von dort Marsch nach Crecy au Mont, wo wir schlechtes Quartier bezogen. Am 25. u. 16.7. dort geblieben. Es kommt Ersatz für Regt. Abends 26.7. geht das III/25 in Stellung und am 27.7. morgens marschiert der Regts-Stab ab nach St. Léger-Ferme. Es war sehr heiß. Dort sind Holzbaracken, sehr heiß und viel Flöhe drin, die wir mit Naphtalin vertreiben, was auch geholfen hat. Am 27.7. abends geht das I/25 in Stellung. II/25 ist in Reserve seit 26/7. abends. 28.-30.7. heisses Wetter und schon allerlei zu tun. Die Ferme liegt sehr einsam u. nach vorne geht es tief ins Tal, wo ein kleines Schwimmbasin gebaut ist, und ich mich gleich mal gebadet habe, was sehr Not tat. Auf der Ferme liegen nur noch die Minenwerfer-Truppen. 31.7.-3.8. ist das Wetter sehr heiß, die Sonne brennt furchtbar und man schwitzt tüchtig. Am 4.8. kommt Wind auf, und es ist etwas kühler. Hier ist nichts passiert, aber im Graben sind leider 2 Mann (2.+5/25) durch Volltreffer getötet worden. 5.-7.8. nichts Neues, Wetter schön. 7/8. abends wird Batl. Stab III/25 und 11/25 zur Bildung einer Neuformation herausgezogen und die 4/25 rückte dafür in Stellung. Lindner, Preuss, Weber, Siegers + Tellenbach wurden Gefreite. Am 8.8. wird die 11/25 abgegeben an IV/160, und wir kommen auch wieder weg von hier. Einen Tag hatten wir Regen, dann war wieder schönes Wetter. Am 12.8. haben wir noch keine Nachricht über Abrücken. Es ist ruhig in dieser Stellung, nur Minengefahr, die aber ziemlich schwer. Am 13.8. (Walter‘s Gebtg + † Tag) verlief sehr ruhig und ich dachte viel an ihn, erhielt dann in den nächsten Tagen viele Briefe, wie schön sein Grab geschmückt an diesem Tage war. 13.-19.8. In dieser Woche regnete es häufig stark, sonst passierte nichts von Bedeutung. Am 20.8. morgens rückten wir endlich ab und kamen nach 3 ½ Std. Marsch nach Quincy-Basse, III/25 in Fresnes, II/25 in Landricourt und I/25 in Coucy la Valle [Coucy la Ville], Verneuil, Pignon-Je. u. Aumont-Je. Wir lagen hier wieder ziemlich elendig in kaputten Häusern; es sind aber noch eine Menge Zivilisten hier; Wetter bedeckt und nicht so warm. Arbeit ist genug da, aber sonst ist nichts los.

Am 23.8. früh geht es weiter. Verladung um 6 am von Landricourt nach St. Erme, von wo es in 5 km Marsch nach Sisonne [Sissonne] geht, ein ganz nettes Nest in der Etappe. Wir haben Quartier im Ort in einem Haus und schlafen auf Holzwolle auf Steinboden.

Es wird eine ganz neue Formation gebildet, und wir gehören der 185. Inf. Brigade an (keine Division). Hier ist ein Truppen-Übungsplatz, und die Mannschaften werden tüchtig rangenommen und müssen schiessen, marschieren und Gefechtsdienst üben. Man spricht davon, dass wir nach Russland kommen sollen. Es regnet einige Tage sehr stark; dann wieder Sonnenschein. Am 28.8. wird bekannt, dass Italien uns den Krieg erklärt hat und wir ihn an Rumänien. Arbeit ist gering im Geschäftszimmer. Am 29.-31.8. nichts Besonderes. Wetter abwechselnd Sonnenschein + Regen. Am 31.8. trafen 200 Mann ein, teils schon ältere und früher im Felde gewesene und damals verwundet. Ihre Verwendung im Regt.ist mir noch schleierhaft, vielleicht sollen sie auf Druckposten ablösen. 1/9. Sie bleiben in der Komp., sonst nichts Neues. Musik fährt auf Urlaub nach Aachen bis 16.9. –

 

Im Osten

Am 2.9.16 vorm. Abtransport des Regts I. u. II./25 nach Coucy les Eppes; III/25 M.G.K. u. Rgts.Stab nach St. Erme abmarschiert. Dort Abfahrt über Laon, Charleville, Sedan, wo 930 abends Verpflegung (Suppe); 430 nachts (3.9.) über Diedenhofen, Busendorf, wo es Kaffee und Wurst gab, weiter nach Saarbrücken (8.30 am), Homburg (Pfalz), mittags in Bad Kreuznach, sehr hübsch, wo es tadellose Kartoffelsuppe (2 Teller) gab; dort Waschen usw.1.15 pm in Bingen über die Rheinbrücke passiert, links Niederwald-Denkmal, wunderschöne Gegend, über Hanau 4.30 pm nach Bebra, wo um 9 pm wieder Verpflegung, nur Würste; dort trafen wir dann I. dann nachts (4.9.) durch Thüringen; schön geschlafen; 0.30 am Ankunft in Leipzig (verschlafen), 11.30 am in Dresden Friedrichstadt (Kaffee), 4.30 pm in Görlitz (Nudelsuppe), 7.30 pm in Liegnitz, 10.45 pm in Breslau (Kaffee, Brot). Am 5.9. 6 am Ankunft in Oderberg (Kaffee – Käse), wo scheinbar die Transport-Richtung geändert wurde; denn wir fuhren nun südlich und nachdem wieder nördlich, über Passau, Kraszno, Sillein, wo Mittagessen (Graupensuppe auf oesterr. Art). Herrliche Gegend, Berge, die Waag entlang, Burgen. 6 pm Wurst und misen Kaffee in Leopoldsstadt – wo alle Leute barfuss. Nachts (6.9.) über Galanta, Budapest, über Donau, vorbei östlich, dunkel. 90 am in Hatvan (Kaffee), um 30 pm Mittag in Miskolcz [Miskolc], 10 pm Kaffee und Käse in Satoraljauihely [Sátoraljaújhely], wo ich für 2 Kr. ein schönes Paprikaschnitzel ass und Wein für 60 h. trank. Am 7.9. morgens 60 in Mezölaboretz [Medzilaborce] (Kaffee), gebirgige Gegend. 110 mittags in Neuzagörz [Zagórz?] (Bohnensuppe, Fleisch + Maisbrot) – Karte an A. geschrieben. Schönes Wetter. 60 pm in Przemysl [Przemyśl], wo es Kaffee + Käse gab. Von Zeitung war nicht viel zu sehen; viel oesterr. Militär u. viele russische Gefangene, die dort arbeiten müssen. – Karte gekauft. Nachts (8.9.) über Lemberg [Lwiw], südlich, 7 am Kaffee in Chodorow [Chodoriw]; weiter um 9 am in Nowosilce [Novosil’tsi], wo M.G.K. und Regts.Stab ausgeladen wurden. Die Bataillone fuhren weiter bis Bukaczowce [Bukatschiwzi]. Dann im Marsch bei starker Hitze über Höhen und Täler nach Sievka-wojnilowska [Sivka-Voinylivs’ka] (M.G.K.+ III/25) nach Moszkowce [Moshkivtsi] (Regts.Stab + II/25) in Quartier bei Bauern, in Scheunen; Batle in Biwak. Der Marsch war 36 km und mit Tornister sehr beschwerlich; nach halben Weg hing ich meinen Tornister an den Wagen und fuhr die letzten 5 km auf Musikwagen. Die Dörfer bestehen hier meist aus niedlichen Lehmhütten. Die Leute sind sehr freundlich unterwegs und geben uns viele Früchte und auch stets zu trinken, freuten sich anscheinend sehr, dass Deutsche kamen und meinten, nun brauchten sie nicht raus. Trotzdem trafen wir viele Flüchtlingen an der Bahn und unterwegs. Teilweise hübsche Mädels in malerischer Tracht, alle barfuss, und daher ziemlich dreckig. Wir kamen gegen 80 abends im Quartier an. 9.9. Früh zwischen 4 u. 5 wurden die Bataillone alarmiert und gehen mit Regt. Stab weiter nach vorne in Biwak bei Demianow [Demianiv] (Bereitschaftsstellung), ausser III/25, die erst nachts im Quartier ankamen (Siwka). Gesch.-Zimmer bleibt hier, Melder müssen mit. 10.9. Wetter wie tags zuvor, heiss. Bataillone kommen zurück in ihre Ortsunterkunft und liegen in Ruhe. Wir haben unseren ersten Appell mit Gewehr. An der Front ruhig. 11.9. war Hauptappell im Anzug, Stiefel, Zeltbahn. Die erste Post kam an, Brief von Anni (30/8.); ich schrieb am (10.9.). Bad im Dniester [Dnister] genommen; Komp. auch. Abends kommt plötzlich Befehl, dass Infanterie der Brigade umquartiert wird. Die Batle. liegen im Biwak bei Demianow [Demianiv], das ca. 15 km nördlich liegt. 12.9. wird abends erreicht und wir liegen in Scheune. Im Haus, wo die Melder liegen, hat eine Frau ein Kind gekriegt und ist am andern Morgen schon wieder im Hof und wäscht! (13.9.) Am 14.9. Krach bekommen mit Oblt. Tigör, da kam davon, dass ich eine telefonische Meldung aus Gesch.-Zimmer des Führers der Gr. Bagage (Lt. Suermondt) über seinen Aufenthalt dem Uffz. Schneider auf einen Zettel auf seinen Tisch gelegt hatte u. dieser den Oblt. nicht davon benachrichtigt hatte. Der Oberlt. hatte den ganzen Tag vergeblich Verbindung mit der Gr. Bagage, auch durch Melder versucht, u. endlich am Nachm. bekommen, wo ihm Lt. S. sagte, dass er mir vorm. die Meldung durchgegeben hätte, was ja auch stimmte. Tigör schimpfte fürchterlich mit mir u. hörte meinen Einwand, dass ich Schneider den Zettel hingelegt habe, überhaupt kaum an. Schn. stritt dies ausserdem ab (Gemeinheit), weil er wohl überhaupt noch nicht am Vorm. im Gesch.-Z. war und meinen Zettel einfach unterschlug! Tigör sprach von Ablösung und ich war sehr niedergeschlagen, dass mit das mit Schn. passiert war. (Es folgte aber nichts). Abends resp. Nachts auf den 15.9. ging es weiter nach Sarnki Gorne [Sarnyky?]; schlechter Weg und dreckig, sodass ich mit Tornister sehr schwitzte. 15.09. morgens kamen wir an und liegen wieder in Scheunen um das Haus, wo das Gesch.Zimmer bei Bauern ist. Es sind neue Scheunen, von nicht ausgedroschenem Getreide[,]wenn man sich oben drauf legt, rutscht man im Schlaf tief hinein; aber es ist dadurch warm, während es draussen nach Dunkelwerden (früh) schon empfindlich kalt ist. Der Ort ist stark belegt, das ganze Regt. liegt hier. Nachm. ist Ausgabe von Bekleidungsstücken. Am 16.9. greifen Russen an, Regt. wird eingesetzt! Es scheint schlecht zu stehen, da die Russen vorgekommen sind. Wir sahen vom Gesch.Zimmer morgens durch Fernglas wie die Russen über einen Berg (Hügel) mit Autos vorkamen + alarmierten darauf Oblt. Tigör, der die Batl., von denen eins exerzierte, eins Sachen ausgab + eins am Mittagessen war, sofort alarmiert u. nach vorne beorderte. Die Bagagen im Ort, ca. 400 Fahrzeuge (mit unseren) rückten Hals über Kopf aus dem Nest heraus. Sehr schmaler u. schlechter Weg, auf und ab, nach U., wo wir notdürftig übernachteten. Strömender Regen. – Es kamen einige Gefangene durch. 17.9. Nachm. zieht der Regts.Stab wieder nach Sarnki Gorne [Sarnyky]. Es kommen uns dauernd russ. Gefangene entgegen. Das Regt. soll 2000 Gef. gemacht haben. Schlecht geschlafen. 18.9. Wetter besser; Stiefelsohlen verloren, suche neue bei Sammelstelle. Es sind von uns mehrere Offiziere gefallen (Lt. Wehner, Küster, Vonhoff, Fähnrich Thüle(?). 19.9.-22.9.: Wetter abwechselnd gut und Regen. Am 20.9. ging ich etwas mit in Stellung zum Regts.Stab stand in Sartski Dolna; der liegt in einem Hause ziemlich primitiv, wie wir hier. Unterwegs sahen wir noch deutsche und russische Leichen ab Abhang eines Berges liegen und viele Ausrüstungsstücke. 21.9. Im Gesch.Zimmer gearbeitet. 22.9. Ebenso. In der Nacht furchtbarer Wolkenbruch, der die Wege in Matsch verwandelte. Abends rückten wir nach Lipica Gorne [Verkhnya Lypytsya], sehr beschwerlicher Marsch, bei dem Praeger und ich ein Rad zu führen hatten; durch den Schlamm ging das sehr schwer. Wir blieben alle Augenblick stecken und mussten und mussten das Rad immer wieder reinigen. Kamen nachts 10 an, konnten aber nichts von den Wagen finden und legten uns aus Mangel an anderen Quartieren in ein offenes Gelass, wo es sehr kalt war. Am 23.9. morgens gingen wir abwechselnd auf die Suche nach dem Packwagen, hatten ihn aber bis Mittag nicht gefunden. Lipica Gorne [Verkhnya Lypytsya] ist stark mit Truppen belegt. 24.-29.9. Wetter tagsüber sehr schön war, nachts dagegen sehr kalt. Ich erhielt viel zu tun: Das Kriegstagebuch 1/4.-30/6. abschreiben und ferner den Gefechtsbericht über die Tage vom 16.-18.9., der sehr lang ist. Ruhmestage des Regiments. Am 29.9. wird Oblt. Tigör Brigade Adjt. der 185 Inf. Brigade; Lt, Krüger Regts. Adjt., Lt. Beckhaus kommandiert zur 208. Inf. Div. und Lt. Scheffel vorläufig Ordonanz-Offizier I.R. 25. Ich bin gespannt, wie Lt. Krüger sich machen wird und ob ich im Gesch.-Zimmer bleibe. Vom 30.9.-2.10. wird das Wetter schlechter. Es regnet u. ist sehr schmutzig. Am 3.10. auch; wir müssen ausziehen und gehen am 4.10. nach Lipica Dolna [Verkhnya Lypytsya]. Bei gutem Wetter ziehen wir um und finden eine ganz schönes Quartier. Präger, Schönemann + ich hatten eine Stube, in der 2 Betten waren, die mit Stroh gefüllt famos weich waren. Es wird aber dorthin geschossen und besonders nach dem Schloss (Meierhof), wo der Stab liegt. Ein Schuss kam direkt vor das Haus einer bei den Meldern durch die Wand. Es ist nichts passiert. Da die Russen auch den Bahnhof und den Talgrund beschiessen, soll das Geschäftszimmer wieder nach Sarnki Gorni [Sarnyky] ziehen.Das geschieht auch am 5.10. abends. Gerade bei der Abfahrt kommen noch 12 Schuss nach dem Meierhof und auf die Wiese; wir hielten gerade davor. In Sarnki Gorni [Sarnyky] ziehen ziehen wir nicht weit vom alten Geschäftszimmer, aber wir Melder usw. liegen in einem Häuschen mit ausgedroschenem Korn, zum Essen ist kein Platz und auch nicht für unsere Sachen. 6.-10.10. Nichts Besonderes. Lipica Dorna [Verkhnya Lypytsya] wird weiter beschossen[,] ohne dass beim Stab etwas passiert. Es regnet vom 8.10. ab ständig und alles ist ein Matsch! Da passiert am 9.10. das grosse Unglück beim Regts.-Stab. Im Meierhof I.D. gleich nach Mittag gehen in den Keller, während Lt. Krüger, Scheffel, Niemeyer, Stuke im Esszimmer bleiben. Da kommt ein Volltreffer durch die Decke und explodiert auf dem Tisch. Lt. Krüger verletzt an beiden Beinen und linker Hand u. hat noch einen Splitter im Bein. Lt. Scheffel riss die Granate fast die ganze linke Schädelseite bis zum Ohr ab u. er stirbt ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben in wenigen Minuten. Lt. Niemeyer erhielt einen grossen Splitter durch den linken Fuss; Knochen ist durch. Der Stabsarzt leistet sofort erste Hilfe. Lt. Stuke bleibt wunderbarer Weise unverletzt. Die Offz. ziehen in der Nacht zum 10.10. nach Sarnki Gorne [Sarnyky] ins Schloss, wo sie früher wohnten. Es ist das erste Unglück, das dem Stab im Kriege zustösst. Lt. Piecq wird Regts.-Adjt. und Lt. Geissler Ordonanzoffz. Am 11.10. u. 12.10. regnet es ständig und es ist ein fürchterlicher Dreck.

Am 13.10. werden I. u. II./25 durch R. 226, III/25 durch 1 Batl. R. 228 abgelöst. II. u. III./25 marschieren nachts nach Sarnki Gorne u. beziehen Ortsunterkunft. I/25 u. M.G.K. bleiben in Brigade-Reserve im L.D. und beziehen dort O.U. Wetter regnerisch. Am 14.10. wird die Division aus der Front herausgezogen und verladen, II. u. III./25. am 15.10. ab Bursztyn [Burschtyn], I./25, M.G.K. u. Regts.Stab am 16.10. ab Rohatyn. Wir marschieren mittags von S.G. ab (wo gerade vorne Trommelfeuer war, scheinbar Angriff der Russen, das von us. Artillerie heftig erwidert wurde) nach Rohatyn, wo wir gegen 50 pm ankamen und in Scheunen übernachteten. Abends noch nach einer Kantine gewesen, über Draht gefallen + Loch im Anzug gerissen. Wetter schön. Morgens 60 am 16.10. Aufbruch zum nahegelegenen Bahnhof, wo gegen 90 am Abtransport zus. mit M.G.K. und Teil des I/25. Wetter regnerisch. Gegen 12.45 mittags Ankunft in Chodorow [Chodoriw], woselbst Verpflegung: Brote u. Büchse Fleisch für 2 Mann. Wetter schön.

Abends 70 in Lemberg [Lwiw], wo es Kaffee und Wurst gab. Man musste über 20 Min. laufen bis zur Verköstigungsanstalt; um 8 pm weiter, vorher noch warmes Essen von Feldküche 1/25. Nachts Regen. Über Przmiszl [Przemyśl] nach Rzedzoch [Rzeszów?], Ankunft 70 morgens am 17.10., dort Kaffee, Brot u. Wurst. 9.20 am weiter. Morgens war es kalt. 1 Uhr mittags in Tarnow, wo es Bohnensuppe mit Fleisch gab. Regts.-Musik spielte auf dem Bahnhof. Um 20 weiter nach Krakau, wo wir um 60 pm eintrafen; Kaffee m. Brot u. Wurst. Wetter besser aber kalt. Am 18.10. 1 Uhr nachts in Sosnowice [Sosnowiec] ausgeladen, wo Entlausung mit Baden stattfand und jeder Mann neues Hemd, Unterhose und Strümpfe erhielt. Darauf Essen (Reissuppe) in der Kantine Bier + Cigaretten. Nach kurzem Marsch durch den Ort zum anderen Bahnhof. Um 80 am weiter per Eisenbahn (4. Kl. Wagen). Wetter schöner, Ankunft in Breslau-Brokau ca. 3 pm, wo wir Nudelsuppe bekamen. Wetter sonnig, schliefen ganz gut auf dem Boden oder auf Bänken, da ja in der Vornacht nicht geschlafen. Abends 10.22 in Görlitz (Brot u. Wurst). Wieder auf dem Boden gut geschlafen. Ankunft in Wurzen am 19.10. 7 Uhr morgens, dort Nudelsuppe und Kaffee; schön gewaschen. Wetter: schönes sonniger; weiter, um 60 pm in Wilhelmshöhe bei Kassel, wo es Kohlsuppe + Kaffee gab. Äpfel gekauft und Karten abgesandt (die richtig und sofort ankamen), dann geschlafen. 110 spät Wurst und Kaffee in Limburg a/ Lahn, ich stand aber nicht auf. 20.10. 7 am in Trier, wo es wieder Wurst + Kaffee gab. 80 weiter durch Luxemburg-Stadt 10 am, 30 pm in Sedan, wo es Reissuppe und Tee gab.

Abends 80 in Laon, Reissuppe; Nachts 2.30 am 21.10. Ankunft in Guise, Ausladen und Marsch auf schöner Chaussee u. durch ein Stück Wald nach Esquéheries, etwas über 3 Stunden, wo Quartier bezogen auf dem Boden in einem netten Haus; wie schliefen auf Holzwolle und Heu. Ein netter Ort, wo man Butter, Käse u. Milch in Hülle u. Fülle kaufen kann (M 2.20, 1. u. 20 Pf.) Der Bauer, in dessen Haus das Geschäftszimmer ist[,] verkaufte allein an 1 Tag nahezu 100 Pfund Butter. (Die Bäuerin wollte den Soldaten etwas gönnen u.nicht nur den Offz., aber wollte das Kettestehen vorm Hause, das wir leider nicht verhindern konnten, hörte der Verkauf bald auf.) Dann kommt der Befehl, dass an Soldaten nur noch Käse verkauft werden darf und alle bedauern sich nicht mehr gesichert zu haben. Ich sandte Anni Postpaket, kam gut an und dann durch Urlauber Käse u. Butter (24.). Das Wetter ist hier nicht schön, fast täglich Regen. Die Komp. werden tüchtig ausgebildet, bekommen Stahlhelme, wir auch, und müssen tüchtig ran. So geht es täglich vom 22.10.-3.11., an welchem Tag der kdierende General XII. A.K. das Regt. besichtigt. Oblt. Tigör und Major Beckhaus erhalten das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern. 4.-8.11. Exerzieren der Komp. und Besichtigung im Angriff etc. seitens des Regts.-Kdeurs. Wetter stets trüb u. regnerisch. Am 8/11. Abmarsch vom E. nach Guise und von dort 6.23 abends Verladung nach Sanscourt bei Cambrai, wo um 10.30 Eintreffen. Anschliessend Marsch nach Oisy le Verger, wo R-Stab und I/25 Quartier beziehen, während II. u. III/25 und M.G.K. in Epinoy liegen. Das Gesch.Zimmer ist im Hause eines Arztes, sehr nett u. wir schlafen oben auf dem Boden auf Stroh. Der Ort ist überfüllt mit Truppen. 9.-13.11. Nichts Neues. Exerzieren und Schanzen der Truppen. Lt. Telegramm am 11.11. hat sich Vizefelde. Vogel in Rheydt erschossen. – 14.11. abends von Oisy über Samly-Ouéant-Lagnicourt nach Vaulx, wo es überfüllt ist, und wir auf einem zugigen Boden Quartier beziehen; es war furchtbar kalt. Wo die Feldküche ist, ist auch kein Ofen und es muss im Freien gekocht werden. Nachts bei den Wagen Posten stehen. Alles liegt hier voller Truppen und ein unglaublicher starker Verkehr mit Fahrzeugen ist hier. Am 15.11. kaltes Wetter, nachts hat es tüchtig gefroren. Abends geht das Regiment in Stellung, u. der Regts.Stab auch. Es gab dabei schon Tote u. Verwundete. Feldw. Lt. Solter, Lt. Schoepke u. Oblt. Melious verwundet. Es herrscht andauerndes Trommelfeuer, im Übrigen scheint es vorne sehr unklar zu sein. 16.11. Der Gesch.Zimmerbetrieb wird aufgemacht. Es ist recht kalt, auch am 17.11. Ich habe gestern bei einem Art. Offz.-Burschen nebenan in der Küche mich an die Erde gelegt (schöne Pferdedecke unter) und brauche nun nicht zu frieren. In der Nacht auf den 18.11. fällt der erste Schnee u. morgens regnet es, sodass nun wieder draussen der schönste Dreck ist. Morgens Telefonleitung von der Division zum Gesch.Zimmer abgebaut, wobei ich recht nass geworden bin. Wir sollen nach Noreuil ziehen. Wir bleiben noch bis 21/11. in Vaulx und zogen abends nach N., wo wir ein sehr schönes Gesch.-Zimmer haben und obendrüber auf dem Boden schlafen, besser als in V., von wo wir, noch einige Sack Kartoffeln mitnahmen. 22.-24.11. Wetter ist ungemütlich. Von vorne mehre sich die Nachrichten über Tote u. Verwundete. Lt. Brand, Korndörfer, Offz.-Stellv. Garken, Vzefeldw. Pohlen u. Rademacher, Unt.Offz. Reiter u. 2 Telefonisten tot; über Verwundete noch nichts bekannt. Ich fuhr noch nicht nach vorn, es soll furchtbar sein. Die Wege sind schlecht u. ausgefahren; die Artillerie fährt einfach dazwischen + hat uns schon 2 Wagen kaput gemacht. Dann der Schlamm auf den Strassen u. die vielen Granatlöcher, die vollgelaufen u. dadurch nicht zu bemerken sind; es wird nur mit schweren Kalibern geschossen. 25. u. 26.11. Es regnet andauernd + die Wege sind furchtbar schlammig. Am 27.11. musste ich abends mit in Stellung; gleich hinter Mory war der Weg durch ein Fahrzeug, das in einem Loch festsass, gesperrt; nach einer Stunde konnten wir weiter und es ging einigermassen bis Achiet le Petit, dort abgeladen. Nun kam das böse Ende. Kurz vor Miraumont war die Strasse ein Schlammsee mit grossen (unsichtbaren) Löchern, die natürlich auch mit Schlamm ausgefüllt sind. Bald sass us. Gaswagen dann auch drin u. Balve und ich halfen, bis zum Knöchel im Dreck, ihn raus, was auch gelang. Das Pferd zog an, + wir mussten hinterherlaufen. Plumps lag schon Balve drin und ich, der hinter ihm ging, desgleichen. Der Schlamm drang in Hose, Mantel + Stiefeln. Ich sass bis zum Hintern drin u. der kleine Peter Balve bis zum Hals. Ich kam nur mit Mühe raus + half Balve auch. Wir stiegen nun auf den Wagen und kamen nach einigen Fährnissen gut beim Unterstand (bei Hecker) an. Was passiert wäre, wenn das Loch tiefer gewesen wäre, + wir uns nicht rückwärts wieder rausgearbeitet hätten?? Im tiefen Stollen bei Hecker wärmte ich mich auf + besah mich. Wie sah ich aus. Über all war der Schlamm durchgegangen, bis auf den Körper und dann durch die Kälte leicht angefroren. – Nachdem wir das Essen abgeliefert hatten, ging es wieder zurück. Ich ging anfangs nicht vom Wagen, G.s.D. kamen wir diesmal glatt durch mit Müller auf dem Bock. Mich fror aber scheusslich auf dem Wagen, da der Mantel doch durchnass war u. ich nichts zum Zudecken hatte. Teils bin ich später hinterm Wagen hergelaufen, nur um mich etwas zu wärmen. Gegen 60 früh kamen wir in Noreuil wieder an. Ich schlief bis mittags u. hatte dann am Tag viel zu tun, um meine Sachen wieder in Schuss zu kriegen. Durchfall habe ich etwas bekommen, aber kaum eine Erkältung, die dann aber vom Schlafen auf dem kalten Boden noch kam. Am 28.11. kommt Major Beckhaus runter und verlässt uns am 29.11. nach Deutschland. Auch der Div. Kdeur Hesse geht und bei uns kommt ein neuer Regts-Kdeur, Major v. Chanitzon und Generalmajor von Groddeck zur Div. 30.11.-2.12. nichts Neues. Wetter kälter, scheusslich kalt auf uns. Boden trotz mehrerer Decken. Am 1.12. müssen wir Leute zum Arbeits-Kdo. Noreuil stellen; es wurden Schönemann, Präger, Louis und Rechtenvald kommandiert. Abends wird viel Schnaps getrunken und zu Grog gebraut.- 3.-6.12. Nichts Besonderes; vorne ist ruhiger geworden. – Unsere Erfolge in Rumänien sind grossartig. Ich war noch nicht wieder vorne. Mönnich hat E.K. II bekommen; ebenso Vizefeldw. Kirense und Meyer (aus Bremen). Am 7.12. ist Bukarest gefallen bezw. von uns. Truppen genommen. 5.-9.12. regnerisch. Ich war am 9.12. wieder nach vorne in Miraumont, das gänzlich zerschossen ist. Es ging alles gut und war nicht so schlimm wie das erste Mal. 10.-11.12. regnerisch, nichts Neues. Am 12.12. soll der Stab runterkommen; es wird jedoch nichts, da bei RIR 65 ein Unglück passiert ist und Oberst Mersmann tot ist. 11/12. erhielt ich meine Uhr zurück, die scheinbar gut geht. Quartiere gemacht für den Unterstab. Am 12.12. kommt der folgende Befehl des Kaisers heraus:

 

„An das Deutsche Heer! Soldaten, in dem Gefühl des Sieges, den Ihr durch Eure Tapferkeit errungen habt, haben ich und die Herrscher der treu verbündeten Staaten dem Feinde ein Friedensangebot gemacht. Ob das damit verbundene Ziel erreicht wird, bleibt noch dahingestellt. Ihr habt weiterhin mit Gottes Hilfe dem Feinde standzuhalten und ihn zu schlagen. -“

Grosses Hauptquartier

12.12.16

Wilhelm I.R.

 

Dieser Befehl ist sofort allen unterstellten Truppenteilen bekannt zu geben. Darüber herrscht grosse Freude bei den Truppen der 208. I.D. 13.12. Wir sollen am 14/12. weg. Wetter kalt und windig. 1 Wagen wird nachts durch Feuer beschädigt, sonst passiert nichts. Am 14.12. 40 am wird abgelöst + aufgebrochen; wir marschieren bepackt + jeder mit einem Rad nach Quéant, wo wir um 6 ½ am ankamen. Der Zug fährt aber erst um 12 ½ mittags ab, u. wir haben in Waggon gesessen und nicht schlecht gefroren. Dann fuhren wir in einem halboffenen Güterwagen bis Cambrai; wieder tüchtig gefroren, wo wir gegen 30 nachm. eintrafen. Nach ½ Stunde ging es weiter nach Iwuy, ein grösserer Ort, wo ganz nette Quartiere, doch mussten wir 3x umziehen. Am 15.12. abends kam der Major, am 16.12. der Adjutant u. am 17.12. die übrigen Offze und unsere Melder. Wetter dieser Tage leidlich aber schmutzig. 18.12. verteilt der Major E.K. II. u.a. Scholz, Veber + Fischer sowie Sielas. Am 19.12. früh geht es wieder weiter. An einem der Vortage holte mich der Ortskdt. aus meinem Quartier. Ich lag mittags auf dem Bett u. las als er hereinkam. Als er hörte, dass ich nur Gefreiter, legte er los, wie ich dazu käme in einem Untoffzquartier zu liegen; ich solle machen, dass ich darauf käme. Dies tat ich dann auch mit Beschleunigung, da er darauf wartete.

 

Am 19.12. – 11 am fahren wir von Iwuy ab und kommen gegen 50 in Lokeren an, einem netten grösseren Städtchen, 20 km von Gent. Wir beziehen gute Quartiere u. schlafen alle in Betten, wenn auch manche zu zweien. Hier kann man auf dem Markt allerlei kaufen. Die Batl. liegen weit auseinander in Orten in der Umgegend von hier, nur II/25 hier in Lokeren. 20.12. Frost, nichts Neues. 21.12. regnerisch, Schnee gefallen. Um Urlaub gebeten und erhalten, will morgen fahren. Am 22.12. verschiedenes gekauft und abends mit Schönemann gefahren. Mit 5 Stunden Verspätung morgens (23.12.) 11 am in Köln, sodass erst 1 ½ pm weiterfahren konnte. Ankunft Hamburg 110 abends. Alle wohl angetroffen.—

In Lokeren war noch viel Civil. Die Menschen trieben sich auf den Strassen herum (Kinder + junge Mädchen stehlen wie die Raben). Nach Dunkelwerden musste alles von der Strasse sein. Aber nachts waren viele Mädels bei den Soldaten u. in unserem Quartier gab es jede Nacht eine ganze Reihe davon. Die Pferdeburschen hatten jedoch eine, die ihnen die Bude rein hielt, Essen kochte oder briet und nachts auch dort blieb. Sogar der unschuldige Lt. Geissler hatte sich eine aufgegabelt, die den Major im Park mal ansprach + nach Lt. G. fragte. Das war ihm sehr peinlich! Nachdem schon einige Leute sich infiziert hatten, drohte der Major den Urlaub zu sperren, falls noch weitere Geschlechtskrankheiten vorkämen. Zum Teil waren die Mädels auch nicht mit der Kneifzange anzufassen. Der Adjutant Lt. Piecq wohnte bei einer Gräfin mit 2 erwachsenen Töchtern in einem Schloss mit grossem Park umgeben. Ich musste eines Nachts (120) mit einem Befehl zum Adjt. fand mich im Park schlecht zurecht und konnte keine Tür entdecken. Schliesslich sah ich auf der Rückseite des Hauses einen Lichtschein (obere Teil einer Tür) und klopfte. Ich hörte Klavierspielen + klopfte nochmals, darauf hörte ich jemand die Treppe herunterkommen und englische Laute. Daher rief ich „open the door“, was auch geschah. Eine der beiden Töchter öffnete mit erstauntem Gesicht und bat dann auf französisch den Leutnant sprechen zu dürfen, dem ich oben im offenen Zimmer am Ende der Treppe sah + auf seinem Schoss die andere Tochter u. die Mama schien im Sessel sanft entschlummert zu sein. Der Adjutant kam und nahm mit meinen Befehl ab. Ich ging nach Haus. Am andern Morgen im Gesch.Zimmer sagte er mir, was ich blos angestellt habe; das Mädchen habe infolge der englischen Worte von mir geglaubt, die Engländer wären da! Wir haben darüber herzlich gelacht. —

 

Flandern:

Vom 22.12.16 bis 6.1.17 war ich beurlaubt, und es hat mir sehr gut gefallen. Am 6.1.17 fuhr ich abends ab und kam am 7/1. 9 pm in Gent an, wo ich übernachten musste, da ich nicht mehr nach Lokeren weiter konnte. Ich übernachtete in einem Hotel in Gent mit einem Soldaten von der 8/25, sehr nett. Am 8.1. gegen 70 morgens kam ich in L. an und fand „schöne Zustände“ vor. Die Melder hatten 2 Mädchen in meinem Zimmer, das ich mit Präger teilte (der ausgezogen war) – und haben während meines Urlaubs alle nette (?) Bekanntschaften gemacht und sich mal ordentlich ausgepumpt. Die Tür war natürlich verschlossen u. ich hörte nur „Hüsteln“ u. dachte mir mein Teil. – Ich hatte gleich viel Arbeit und ging am 9.1. nach Waesmunster zur Komp., um mir neue Sachen zu holen; ich bekam Hose, Mütze + Halstuch. Abends fuhr Präger in Urlaub und nahm ein grosses Paket für Anni mit (2 Pfund B., Zucker, Chocolade). Am 10.1. morgens musste ich als Quartiermacher mit nach Roulers, mit Musiker Vankouten und Tellenbach. Wir fanden bald alles, und waren dann im Kino, assen abends noch Kaninchen und tranken Bier (im Soldatenheim?). Am 11.1. mittags kam der Stab an. Wir liegen alle in einem schönen Haus, Offze, Geschäftszimmer, Telefonisten; nur die Melder sind vis-a-vis in Massenquartier, alle in einem gr. Saal. Ich schlief eine  Nacht mit Fischer in einem Bett, aber nur eine Nacht, dann ich musste morgens feststellen, dass meine Unterhose, die ich anbehalten hatte, morgens hinten nass war, was nicht von mir. Anscheinend ist F. ein Bettnässer! Ekelhaft! Wetter ist windig. Die Komp. sind vorne und arbeiten an der II. Stellung. 12.-16.1. Viel Arbeit. Wetter schlecht, am 16.1. schön. Am 15.1. eine Fliegerbeerdigung. Abends Spass mit Verkleidung von Levy u. Fussangel. in einem Wandschrank, in den ich durch Zufall geriet, fanden wir einen Tennisschläger (für mich), einen Herrengehrock u. Zylinder- passen für einen grossen u. dicken Mann – einen Damenumhang+ Capetthut. In der Verkleidung sahen die beiden Telefonisten zu ulkig aus. Sie stellten sich im Gesch.Zimmer vor; durch das dröhnende Lachen u. Trampeln fing der Cristall-Kronleuchter unterm Gesch.Zimmer, in welchem Zimmer die Offiziere assen, an zu wackeln. Sie sandten einen Burschen nach oben, zum nach der Ursache des Lärms usw. zu forschen, und die beiden mussten sich dann den Offzen vorstellen, die auch herzlich über den komischen Anblick dieser Typen lachten. In den vielen Läden gibt es noch alles, aber sehr teuer, sodass ich Anni noch nichts schicken konnte. Ich war mehrmals im Kino. Bis zum 20.1. viel Arbeit, Wetter kalt. Alle Tage assen wir in der nebenan liegenden Kriegsküche, die auch die vielen Urlauber, die von R. abfahren, verpflegt. Essen ist reichlich u. besser als bei uns und unterwegs. Schönemann halt sich immer 1 Portion extra. Am 21.1. Rückfahrt nach Lokeren, wo wir am Abend die alten Quartiere beziehen. Die Mädels sind rein doll in L. fast jeden Abend haben uns. Leute welche auf ihren Buden. Am 22.1. fährt Zehl auf Urlaub u. am 23.1. kommt Urlaubssperre raus. Ich habe ziemlich viel zu tun und komme fast garnicht raus. Wetter andauernd kalt u. Frost. Am 27.1. am Kaisers Geburtstag Parade und E.K. Verteilung durch Major von Quitzow, sehr feierlich. (Die Gräfin mit ihren beiden Töchtern, wo Lt. Piecq wohnt, sahen sich das auch an.[)] Am 28.1. geht‘s weg von L., was allen schwer fällt, da sie so gute Bekanntschaften noch garnicht hatten. Schon auf dem Bahnhof beim Verladen kniffen einige Melder aus, um sich nochmals mit ihren Mädels zu treffen. Wir fuhren mittags ab und kamen um 50 in Menin an, ein nettes Städtchen, worin noch viel Civilvolk ist. III/25 auch hier, II/25 kommt am 29.1. und I/25 am 30/1. Feines Quartier für Gesch.Zimmer, ich mit T. oben ein Zimmer + feines Bett. 31.1. Wunderbares Geschäftszimmer in feinem Hause mit Zentralheizung. Am ½. geht es weiter nach Amerika, ca. 2 Std. Marsch von Menin. Wir liegen sehr nett, direkt an der Strasse von vorne nach Wervicq. Die Quartiere sind fein ausgebaut. 2 Häuser und 2 Baracken. Im grossen Hause wohnen die Offze und daran anschliessend im kleinen wir. Praeger, Scholz, Scheunemann und ich haben eine Stube zusammen mit Holzbettgestellen. an der einen Seite, Mitte und an beiden Fenstern schöne Taschen und elektrisches Licht sowie schönen Ofen, u. Kohlen, was bei der Kälte die Hauptsache ist. Sonst ist es ziemlich einsam hier; nur einige Gehöfte in der Umgegend, aber noch viel Zivil und auch Zivilarbeiter vorne. Vom 1. bis 10.2. war die Kälte ziemlich stark, dann wurde es wärmer und taute am 11. u. 12.2. tagsüber etwas. Von unserm Batlen ist eins in Stellung, eins in Bereitschaft und eins in Ruhe, wechselnd alle 6 Tage. Mehrere Patrouillen wurden vom III/25gemacht und 4 Mann erhalten das E.K. – Unser Tischler Ernst Lindner verlässt uns am 5.2. nach Köln. Wir haben sehr viel Arbeit und kommen selten vor 1 pm zu Bett. 13/2. Seit gestern Tauwetter, viel Arbeit. Am 14.2. hat es wieder gefroren, sonst nichts Besonderes bis 18/2. Seit 16.2. taut es wieder u. hat sogar geregnet. Feuertätigkeit vorne seit 16.2. ziemlich stark. Vom 18.-20.2. täglich Feuerüberfälle, am 20. sogar ziemlich heftige. Es regnet alle Tage. Bei 65. und 185. sind die Engländer im Graben gewesen und haben Gefangene mitgenommen. Vom 20. bis 28.2. täglich dasselbe milde Wetter und nur vereinzelte Feuerüberfälle, aber meistens rechts von uns, immer abends. Sonst nichts Neues. Immer viel zu tun bis 10-20 nachts. Am 1.3. gehen wir weg + fahren nach Wachtebeke, nachdem das III/25 bereits am 26/2. abfuhr und das I/25 am 28/2., II/25 am 2.3. Am 1.3. – 3 pm rückt der Regts.Stab ab. Schönemann und ich mit der Kuh voraus nach Verwicq, wo wir nach ¾ Std. gut ankamen. Das Zug fuhr zwischen 6 u. 70 pm und langte gegen 11 ½ pm in Selzaete an. Von dort ging es wieder mit der Kuh voraus 12 ½0 durch den Ort gut, dann die Landstrasse entlang, die wir bis zur holländischen Grenze irrtümlich verfolgten, dann vom Posten richtig zurechtgewiesen worden, nämlich den Weg rechts am Kanal entlang. Einige Offiziere und die Musik hatten sich ebenso verlaufen, da keine Schilder am Wegesrand vorhanden waren. Wir langten dann gegen 3 am im Wachtebeke an, wo alle schon da waren; mussten aber noch ½ Std. nach den Leuten suchen. Wir fanden dann gute Quartiere u. gingen gegen 40 zu Bett. Der Ort ist ganz nett, aber nicht viel los; auch nichts Besonders zu kaufen oder teuer. Es ist bedeutend kälter geworden, und es fehlt uns noch an Heizmaterial; auch noch am 2.-4.3.Wir sind deshalb schon mit dem Gesch.Zimmer umgezogen; unser Schlafzimmer sind aber noch in einer schönen Villa eines Advokaten. Mein Bett muss ich mit Praeger teilen. Am 5.3. schön; abends kommen EK‘s und HanseatenKreuze. Diese wurden vom Major bei der grossen Brigade am 6/3. verteilt. Hans. Kr. erhalten: Mönnich, Sielas, Scholz, Miede, Feldw. Meyer, Müller (10/25) und ich; im ganzen kamen 14. Da ich die Übung nicht mitzumachen brauchte, erhielt ich es erst am 7.3. um Gesch.Zimmer durch Lt. Piecq. Die Übung verlief bei schönem Wetter zur Zufriedenheit, alles musste mit, Melder, Telefonisten, Stab und Fahrzeuge. Vom 7.-13.3. nichts Besonderes, nur viel Arbeit, sie meistens bis 10-20 dauerte. Am 10.3. Lützow Verein Zus.-Kunft in Gent, wohin fast alle Offiziere fahren. Leutn. Piecq fährt in Urlaub. Wetter milder; am 11.3., Sonntag wunderbares Frühlingswetter. Vom11.-18.3. täglich dasselbe, viel Arbeit, Wetter wieder abwechselnd Regen u. kalt. Am 15.3. fährt Scholz in Urlaub. Er soll für den Major 1 Paket besorgen und hat anschliessend gleich 14 Tage Urlaub erhalten. Er nimmt Anni ein schönes Fettpaket mit (das am 18.3. gut abgegeben wurde). Sch. nahm auch 30 Eier mit, die Annis fein zu statten kamen. Am 19.3. Sonntag war wieder wunderbares Wetter und Praeger u. ich machten einen schönen Spaziergang nach Langelede; Arbeit in den letzten Tagen nicht viel. Vom 19.-21.3. nichts Neues. Brig.-Kdeur hat befohlen, dass Fahrer u. Schreiber auch exerzieren müssen. Daher haben wir am 22.3. Appell und Exerzieren. Es war nicht schlimm; 1 Stunde Ehrenbezeugungen, Schwenkungen usw. Ich machte nicht mit, da unabkömmlich.Vom 22.-30.3. war das Wetter teils regnerisch, teils gut; wir arbeiten stets spät. – Eier kosten 32 centimes, Butter schon 5 u. zuletzt 5.50. Rechtenwald ins Lazarett wegen Tripper. In einem Mannschaftsquartier entdeckte ich, dass die Frau wohl viel mit Holland schmuggelte; denn sie hatte auf dem Boden Speck, Schinken und Butter + Eier. Das Offz.-Kasino bekam mehrere 100 Eier auf einmal von ihr geliefert durch mich + es kamen Burschen von den Kasinos in Gent angeradelt mit Korbkiepen auf dem Rücken und kauften uns vieles weg, indem sie die Preise trieben. Am 30.3. nachts geht III/25 weg und in der nächsten Nacht die beiden anderen Batle. Regt.Stab geht in der Nacht vom 30/31.3. – 2.30 weg und wird morgens 60 von Selzaete verladen nach Westrosebeke [Westrozebeke], dort Eintreffen nachmittags und Marsch zum Stabsquartier Stadendreef, mehrere Gehöfte nicht weit vom Bahnhof 10 und Vyfwege (20 Minuten). Quartiere sind ganz gut, aber nicht so schön wie in Amerika. Es wird am 1.4. gleich stark gearbeitet, aber um 10 nachts geht das Licht aus, da mussten wir aufhalten. Wetter kalt, teils aber schon wärmer. III/25 in Stellung, I/25 in Bereitschaft und II/25 in Ruhe, lösen sich alle 6 Tage ab. Am 4.4. geht uns. Bäcker Hassel wegen Hodenentzündung ins Lazarett, und es kommt ein älterer g.v. Mann als Ersatz. Sonst ist bis 6.4. nichts Besonderes zu melden. Stellung ist ziemlich ruhig. Am 6.4. morgens Fliegerangriff auf Vyfwege. Es waren 12 feindliche Flieger in der Luft, die 7 Bomben abwarfen, wodurch 2Pferde u. 4 Mann (R. 65) verwundet wurden. Auch in der folgenden Nacht (7/4.) flogen feindliche Flieger in die Gegend und das Lager suchen und warfen 5 Bomben ab, ohne Schaden anzurichten. Am 8.4. Ostern ist herrliches Wetter, richtiges Osterwetter; grösseren Spaziergang gemacht. Arbeit ist immer genug vorhanden. 9.4. Ostermontag regnet u. schneit es dauernd. Major v. R. erhält in der Stellung von Div. Kdeur das Ritterkreuz des Hohenz. Ordens mit Schwertern. Am 10.4. nichts Neues. Ein englischer Flieger hat am 8/4. einen Fesselballon von uns abgeschossen und ist dafür von unsern Kampffliegern runtergeholt worden.

 

Am 10.4. kommt die Nachricht, dass wir abgelöst werden durch 23. I.D. und wird III/25 bereits am 11.4. morgens früh abtransportiert, Richtung Douai. (Bei Arras soll es hoch hergehen, und die Engländer Erfolg gehabt haben – sie schreiben von ca. 6000 Gefangenen usw.). Wir werden die Karre dort wohl aus dem Dreck ziehen helfen müssen. II/25 fährt am 12.4. früh u. Regts.Stab am 13.4. früh. Am 12.4. kollossaler Schneesturm, draussen alles weiss u. sehr windig. Am 13.4. schönes Wetter; wir marschieren um 110 morgens nach Bahnhof Westrosebeke [Westrozebeke] und wurden von dort um 2.20 pm abtransportiert. Fahrt geht über Roulers, Ingelmunster, Tourcoing, Roubaix, Lille bis Marchiennes la Ville[,] wo Ankunft um 9 ½ pm erfolgt. Nach Abladen geht der Marsch über Pecquencourt nach Sin le Noble bei Douai. Marsch von ca. 3 17“ Stden, stockfinster u. schlechte Strasse, daher schlechtes Marschieren. Nach einigen km. hing ich meinen Tornister unter einen Wagen. Angekommen fanden wir ein nettes Quartier, müssen aber auf dem nackten Boden schlafen, was ziemlich hart ist. 14.4. Wetter kalt u. windig. Eingerichtet und nachmittags schon etwas gearbeitet. Hier ist alles voll Truppen und viel Civilvolk, mit denen man mal wieder französisch sprechen kann. Sie haben es alle dick! Sonntag, 15.4. Es regnet dauernd. Das ganze Regiment liegt nun hier im Ort. Ich besuchte Mönnich und holte meinen neuen Rock und Löhnung. Das Regt. soll anscheinend hier nur schanzen; die Lage soll vorne wieder günstiger sein u. wir schon viel zurückgeholt haben. Es wurde ein englischer Doppeldecker runtergeholt, der beim Div.Quartier landete – nahe bei der Kirche und die Drähte der Strassenbahn nach Douai zerriss. Ein Toter, 1 schwer Verwundeter, Flugzeug geborgen, fast unbeschädigt. Am 16.4. ist das Regt. in höchster Alarmbereitschaft, aber es geht am 17.4. nicht los. Am 17.4. abends hatten wir eine grosse Kneiperei in Rotwein. Er war nämlich in einer Scheunenmauer versteckt beim Div. Stabsquartier ein grosses Fass Rotwein gefunden worden, wovon wir uns abends einige Eimer holten, die dann in der Küche gemeinschaftlich ausgetrunken wurden, wobei viele zuviel kriegten. Ich ging um 3 am zu Bett, und war nur angenehm voll! Einige haben aber sehr gekotzt; mitten in der Nacht kam Befehl zum Abrücken des Regts, was für einige Melder etc. sehr fatal war mit ihrem Brummschädel.

Am 18.4. nachmittags 30 rückten die Komp. ab; die Geschäftszimmer bleiben hier, aber 65er nimmt unser, und wir müssen uns ein anderes suchen, finden auch ein viel schöneres u. grösseres in einem estaminet. Ich fand dann auch noch ein kleines Zimmer mit Bett (Matratze auf Fussboden und Betttuch) das ich mit Praeger teilte; der dann aber zur Div. geht, sodass ich es allein habe. Sind einfache Leute. Die Melder haben die Küche auch in einem estaminet, nicht weit vom Gesch.Zimmer, auch bei netten freundlichen Leuten. Olli teilt mir am 19.4. mit, dass sie eine Stellung in Brüssel gefunden hat mit M 225 per Monat. Der Stab liegt in St. Gonois bei Brebières, in welchem Ort die Batle liegen. Am 20.4. nichts Neues. Abends etwas mehr Feuertätigkeit; uns. Truppen schanzen. Am 21.4. kommt das Regiment zurück (nachm.). Wetter etwas besser. Sonntag, 22.4. schönes Wetter, nicht viel gearbeitet.

Am 23.4. um 80 wird das Regt. alarmiert u. rückt in 1 Stde ab, teils per Autos, teils per Bahn (Angriff wird wohl befürchtet). Das Regt. Gesch.Zimmer u. Gr. Bagage bleiben hier. Wetter schöner. Die Feinde griffen an u. der Regt. wurde eingesetzt + hatte auch bald Verluste. Bestimmte Nachrichten kommen noch nicht nach hinten zu uns. Täglich vom 24.-28.4. hin u. her tobende Kämpfe. Die Verluste an Verwundeten mehren sich. Tot ist Lt. Niemoeller (MGK), Springer + Wolf. Am 28.4. früh starker Angriff. Der Feind ist bei uns eingebrochen, wird aber durch Gegenstoss wieder herausgeworfen. Wir machten einige 100 Gefangene, haben aber auch entsprechende Verluste. Bereits vom Feind Gefangene wurden von uns beim Gegenstoss wieder befreit! Wetter gut an all‘ diesen Tagen. Wir liegen noch in Sin le Noble. Weber hat „Kopfschuss“ und geht ins Lazarett, nachdem er tags zuvor aus Urlaub kam. Am 29. u. 30.4. ist das Feuer schon geringer, Wetter schön, 30/4. warm. Ich war am 30.4. mit Essen oben, und es ging gut; aber gerade als wir abgeladen hatten, beschoss die feindliche Artillerie die unsrige, die hinter dem Regts. Gefechtsstand liegt, ca. 20 Min. lang. Es kamen auch einige Schuss ins Nebenhaus, sodass uns Steine usw. um die Ohren flogen. Dann kamen 8 Flieger von uns (Richthofen-Staffel) alle rot, und wir benutzten die eingetretenen Feuerpause, um schleunigst abzufahren, was auch gut ging. Die Chaussee war auf 100-200 m voller Löcher und wir mussten dadurch balanzieren bis hinter die Batterie-Stellung im Sumpf rechts von Vitry. Abends 100 waren Ingenfeld u. ich glücklich zurück. Am 1.5. wieder famoses Wetter. Nachts haben die Feinde wieder mächtig den R.G.Stand beschossen; es ist aber alles gutgegangen. Nachm. ziehe ich allein mit dem Offiziers-Gepäck nach Brebières, wohin das Regt. in Ruhe kommt. Wir erhalten als Quartier das Schloss Gonois bei Corbehem zugewiesen, wo wir bis gegen 11 pm anlangen, um 10 früh sind alle Sachen drin und allmählich kommen Melder, Telefonisten und Offiziere an, was die ganze Nacht durch anhält, daher bekam ich wenig Schlaf. Am 2.5. eröffne ich das Geschäftszimmer im Parterre des schönen Schlosses, in einem sehr feinen Zimmer – früher Bibliothek – und habe nachm. u. abends sehr gut zu tun. Nachm. 30 ist Beerdigung des gefallenen Lt. v. Altegraven in Douai und Besichtigung vom Major des Regts in Brebières, wo am anderen Tage der Div. Kdeur 75 E.K. II verteilen wollte. Es wird jedoch nichts daraus, da das Regt. gegen Morgen alarmiert wurde infolge heftigem Trommelfeuers der Engländer. Am 3.5. wieder herrliches Wetter.

Alles rückt gegen 60 früh nach Brebières ab, und ich soll mit dem Gepäck nach Sin le Noble zurückziehen, falls die Offz. bis heute Nachm. nicht wieder da sind. Da ich sehr starke Zahnschmerzen hatte, ging ich nach Brebières zum Stabsarzt, konnte aber nicht behandelt werden, da dort zuviel Verwundete waren. Eben wieder weg, schlug eine schwere Granate in Brebières ein und richtete viel Unheil an, u.a. wurden ca. 12 Mann getötet und ca. 38 Mann verwundet. Vizefeldw. Kroll 6/25 tot, sonst meistens Bayern. Es erfolgte ein grosser Angriff der Engländer, die zurückgeworfen wurden, wobei Gefangene u. Beute gemacht wurden. Nachm. stürmt das Regt. mehrere Male und zeichnet sich sehr aus. Dafür kommen 200 EKII u. 4 E.K. I. – Da die Offiziere nicht zurückkommen, bleiben wir (Präger, die Küche u. ich) im Schloss. Am anderen Tage (4.5.) kommen die Offze zurück und abends kommt Befehl, dass das Regt. abgelöst wird. Vorher hatten wir noch Regts.Musik im Schlossgarten + die Staffel Richthofen flog Kurven darüber.

Abmarsch vom Schloss am 6.5. nachm. Ich ziehe mit dem Gepäck nach S. le N., wo die Sachen vorm Gesch.Zimmer abgeladen werden, und wo wir dann um 6 pm nach Bahnhof Cantin abmarschieren. (ca. 1 ½ Std.). Nach Verladung mit III/25 fährt der Zug gegen 11 ½ pm ab und kommt morgens gegen 60 in Guise an. 7.5. Von dort marschieren wir nach Origny Ste. Benoite, ca. 10 km, und kommen gegen 10 am dort an. Wetter war schön und warm. Gesch.-Z. bei einem Advokaten ganz schön. Wir schlafen aber auf dem Boden auf Schilf, ziemlich hart. Hier ist nichts zu angeln (kaufen). 8.5. Mein Gebtg. Es hat gestern Abend bis heute früh stark geregnet, sonst nur viel Arbeit. Vom 9.-12.5. andauernd schönes Wetter, warm, das die Natur mächtig auf die Beine hilft. Es ist fast zu heiß und besonders auf unserm Boden kaum auszuhalten. Am 12.5. kommt die Nachricht, dass das Regt. wieder in Stellung rückt und zwar hier vorne. Es soll eine ruhige Stellung sein. Sonntag, 13.5. wieder das herrlichste Wetter, schade, dass man so wenig von der Natur hat. Man hört etwas mehr Schiesserei von vorne. Sie schiessen in Ribemont hinein. Am 14. u. 15.5. nichts Neues. Am 16.5. ziehen wir nach Lucy früh morgens u. wohnen dort in einem herrlichen Landschloss (eines Pariser Banquiers), umgeben von einem schönen Park und ringsherum von einem fliessenden Wasser (Fluss Oise). Wir haben alle Betten. Ich wohne neben dem Gesch.Z.- Wetter ist tadellos. Am 17.5. Regen, der Natur + Menschen gut tut. Alles ist grün und der Flieder erblüht. – 18.5. Warm, aber bedeckter Himmel. Am 19.5. grosses Sport-Wasser-Fest des II/25 nebenan auf der Wiese. Wetter bedeckt und schön zum Spielen. Abends Regen. Vom 19.-26.5. andauernd gutes u. heisses Wetter; es passiert nichts Neues, die Stellung ist ruhig. Am 22/5. hält S.M. Parade über Arras-Kämpfer ab und wurden dazu auch 7 Offz. und 13 Mannsch. des Regts kommandiert. Der Kaiser hat einige persönlich das E.K. angeheftet. Am 25.5. ertrinkt 1 Mann der 1/25 beim Baden im Mühlenteich; scheinbar hat er getaucht und ist dabei ins Gestrüpp geraten und hat sich nicht wieder daraus befreien können. Am 27. u. 28.5. Pfingsten, herrliches Wetter, aber immer viel zu tun. Da ein Mann ertrunken ist, hat der Kdeur das Baden nur mit Aufsicht gestattet. Wir gründen wieder eine Übungs-Komp., da der letzte Ersatz sehr unvollkommen ausgebildet ist. Zusammentritt am 29.5., an welchem Tage Oberlt. d. R. Kutscher zum Regts.Stab tritt als Nachrichten-Mittel-Offizier u. Ordnz-Offz., Lt. Kiefer wird Regts. Stellungsoffizier. Am 29.5. wurde ich zum Gefr. ernannt, am 31.5. Esser u. Scholz. Sonst nichts Neues. Wetter sehr schön. 1/25 hat 2 Tote und 2 Verwundete durch Art.-Feuer. Am 1. u. 2.6. nichts Neues Unteroffz. Schneider geht am 1/6. in Urlaub; Levy soll im Gesch.Zimmer mithelfen.

Am 3/6.17 erhielt ich Telegramm, dass Vater gestorben. Ich erhielt darauf Urlaub und fuhr am 4/6. nachm. ab. Kam am 5/6. gegen 60 abends in Hbg [Hamburg] an. Am 6/6. morgens machte ich mit Arthur einen Besuch bei Bertha und nachm. mit ihm und Olli die Beerdigung des Alten mit nach dem Kirchhof am Diebsteich. Es waren viele Leute erschienen und die ganze Sache verlief ziemlich nach Schema F. Nachher waren wir bei Mama alle zusammen. Adda musste dann am 8/6. schon wieder weg und Olli am 10/6. – Ich hatte am 14/6. Unterhaltung mit Bertha und nahm die Grundstück-Sache mit, nachdem ich am 12/6. mit Justizrat Warburg sprach, der mir sagte, dass wir Kinder Erben von ¾ und Berta von ¼ des Vermögens seine. Bertha sagte mir aber, er hätte bar Vermögen nicht am 16/6., dass ich die Sache in die Hand genommen hätte, nachdem der Alte † sei.

Am 16/6. abends fuhr ich zurück nach herzlichem Abschied, und zwar erst nach Brüssel zu Besuch bei Olli, wo ich am 17/6. nachm. 30 eintraf. Wir (Olli, H___u. ich) machten eine schöne Fahrt ins Gehölz und essen abends schön zusammen und klönten viel, sodass die Zeit schnell hinging bis 11 ½0. Sie ist sehr nett untergebracht und nette Umgebung, nicht so Kleinstädtisch. Brüssel hat mir gefallen. Ich schlief in einem Hotel dicht beim Bahnhof für M 2- sehr schön und fuhr am 18/6. 11 ½ am über Charleroi-Le Cateau – Guise – Origny zurück und kam in O. um 11 ½ pm an und um 12 ¼ nachts in Lucy und fand alles unverändert vor. Kuchelkorn ist an seiner Krankheit gestorben (Bursche von Lt. Geissler Ord.Offz.). Levy arbeitet neben mir, und ist die Arbeit dadurch weniger. Wetter heiß; täglich Gewitter, wodurch etwas Abkühlung. Gefechts-Tätigkeit: ruhig am 18-20.6., am 21/6. wieder mal gebadet; hatte am 23/6 Kopfweh und ging daher früh schlafen. Am 24/6. wieder besser. Heute grosses Sport- und Wasser-Fest des III. Batl. mit Verträgen, ist aber nicht mehr so schön wie 1915. Vom 20.-24.6. vorne ruhig; vom 25. bis 30/6. Wetter kühler nach Gewitter, vorne ruhig. Vom 1.-7.7. wieder teils regnerisch, teils schön, im ganzen etwas kühler. Ab 2/3.7. muss ich Levy vertreten, der in Urlaub gefahren ist. Vorne ist es ruhig und heiß geblieben bis zum 15.7. absolut nichts Neues. Wetter abwechselnd Regen + Sonnenschein. In der Nacht auf den 16/7. wurde ein Unternehmen gemacht, der Reichskanzler zurückgetreten und Dr. Michaelis seinen Posten übernommen hat. Vom 17.-25/7. vorne nichts von Belang, ruhig. – Wetter kühler. Am 25/7. nachm. starkes Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen. 2 Bäume im Park umgeworfen, einer an der Oise und der andere, der durch das neulich im Park heruntergekommene Geschoss stark in Mitleidenschaft gezogen war, fiel an der Stelle eingeknickt um.

Seit einigen Tagen haben die Deutsch-Oetr. und Türkischen Truppen die Offensive in Galizien ergriffen und die Russen mächtig zurückgeworfen. 26-30.7. Die Erfolge in Ostgalizien werden stark erweitert und bis zum 8/8. ist fast ganz Ostgalizien und die Bukowina wieder vom Feinde befreit. Am 31/7. Beginn der grossen englischen Offensive in Flandern, die aber – abgesehen von kleinen örtlichen Erfolgen bei Ypern – fehlgeschlagen ist, besonders durch das tapfere Verhalten unserer Truppen und durch das sehr regnerische Wetter, das alles unter Wasser setzte. Am 5.8. werfen feindliche Flieger Bomben in Origny dicht bei der Brigade, wodurch Oberlt. Tigör am Kopf und an beiden Beinen verwundet wird und ist Lazarett kommt. Vorne bei uns ist alles unverändert ruhig, während die St. Quentin-Nachbar-Divisionen Erfolg gegen den Feind haben und Gefangene machten, besonders am 10/8., wo fast 200 Mann gefangen genommen wurden. Wetter abwechselnd gut aber meistens Regen und starke Gewitter Anfang August. (Paul Grönbold ist am 5/5. in französ. Gefangenschaft geraten, schwer verwundet, linkes Bein abgenommen). 11-15.8. nichts Besonderes. Wetter meistens Regen.

Am 15.8. kommt die Nachricht, dass die Division aufgelöst wird und das Regiment vorerst in kleinen Ort östlich von Lucy untergebracht wird, Brigade u. Division in Guise. 16.8.-19.8. alles unverändert; die Ablösung beginnt, 18/8. wird I. Batl. abgelöst und geht nach Audigny, am nächsten Tag II. Batl. nach Penieux, am 20/8. III. B. nach Landifay. Am 20.8. fährt das Vorkommando, ich bin dabei. – Wir marschierten 6.45 am von Lucy nach Origny- Bhf. Rampe, Abfahrt 10 ½ am nach Guise, weiter nach Mons-Bergen, wo um 5 pm warm Verpflegung eingenommen wurde, und über Gent nach Wareghem [Waregem]; dort eingetroffen gegen Mitternacht.

21/8. Lt. Dietrich und 2 Mann gehen nach Wakken – unserm Unterk.-Ort weiter. Ich bleibe mit 3 Mann am Bahnhof bei den beiden untergestellten Fahrzeugen, schlafe auf einem Heuwaggon bis [Kellwarden?], ziehen dann mit der Eselskarre los nach Wakken. 1 bleibt als Wache bei den beiden Wagen zurück. Treffen in W. um 8 ½ am ein und finden dort die Quartiermacher von uns + I. u. II. Batl. vor. Vormittags mit Quartier gemacht, was sehr langweilig und umständlich Lt. D. gemacht wurde und häufig durch Lt. Kanner + Othegraven umgeschmissen wurde, was Lt. D. sich gefallen liess. Nachm. traf I. + etwas II. ein. Verpflegung für uns war nicht da; wir kauften uns bei den Bauern einige Eier. Nachm. sandte mich Lt. D. nach Wareghem [Waregem] zurück, um die Wache abzulösen, was aber zu spät war und ich nicht nach Wakken ging. Abends hörte ich, dass die 208. Inf. Div. nach Roulers durch sei und der Regts.-Stab auch durchgefahren sei (bis Lichterfelde). Nachts bei den Wagen gewacht bis 4 am am 22/8., dann B. bis 7 am, um welche Zeit ich mich nach Wakken auf den Weg machte, da ich keinen Befehl in der Nacht erhalten hatte. Dort traf ich nur noch Lt. d. R. Siegel, von dem ich mir Anweis für mich und B. nach Roulers und einen für die Bahnhofs-Kommandantur Wareghem [Waregem] und für Verpflegung und Unterkunft für die Orts-Kdtur Wareghem [Waregem] geben liess und dann wieder nach W. ging, wo gegen Mittag bei dem B. landete. Ich sprach dann mit dem Stat.-Vorsteher, der mir für den anderen Morgen 80 einen Waggon versprach. Dann ging ich zur Ortskdtur und erlangte nach vieler Mühe für mich + B. für 1 Tag Verpflegung. Wir hatten schon vorher wegen Hänger die Kiste mit den eisernen Portionen aufgebrochen und jeder 1 Dose verzehrt. 23/8. Der Stat.-Vorsteher ist krank geworden, und ich erhielt den versprochenen Waggon nicht, gab daher einen Fernspruch zum Regt. auf + bat um Instruktionen. Mittags machen wir uns von Dosenfleisch und gekauften Kartoffeln warmes Essen mit Bohnensalat dazu. Dann traf ich am Bahnhof Wehrm. Hauft gr. Bagage, der mich suchte und mir sagte, dass abends oder für den andern Morgen die Wagen abgeholt würden. Wegen Regen hatten wir die Wagen untergestellt und schliefen nun die Nacht an den 24/8. auf Stroh. 80 vorm. kamen dann die Pferde und holten die Wagen ab. B. und ich fuhren gegen 100 am mit dem D Zug nach Courtrai und von dort nach Roulers, wo wir gegen Mittag beim Regt.Stab eintrafen, die Wagen nachmittags. Wir haben in Roulers schönes Geschäftszimmer, das wir am 25/8. aber für die Brigade räumen mussten, bekamen aber ein ebenso gutes wieder und schliefen jetzt dabei auf Holzwolle, nachdem ich mit Levy 1 Nacht im Bett schlafen in einem Hause, wo er aber von Wanzen gestochen wurde, weshalb wir wieder Reissaus nahmen. 25/26.8. nichts Neues. Der Stab liebt bei [Ostrienvekake?] in einem Hause, wo sie aber auch mit grossen Kalibern hin schiessen. Am 27/8. furchtbares Trommelfeuer, wie ich es noch nicht hörte, aber der Feind hat nichts erreicht. Am 28/8. wieder ruhiger. Am 29.8. kam der Stab u. I. + II. Batl. nach R. und beziehen Orts-Unterkunft, das III. Batl. am 30/8. als Reserve. Wetter ist nicht schön, Regen u. Wind. In Roulers ist noch fast alles zu haben, wenn auch nicht mehr so, wie im Januar 1917, denn viele Leute sind durch die Beschiessung weggezogen. 31/8. Wetter besser. Grosse Übung im Regiment. 2 Infanterie-Flieger verunglückt, beide tot. ¼.9. Wetter gut + wärmer; vorne ruhiger, dafür rege Fliegertätigkeit. Am 3.+4.9. abends warfen Flieger Bomben auf Roulers + zwar am 4/9. sehr dicht beim Geschäftszimmer, ein Dutzend circa. – Es gab einige Verwundete +viele zerbrochene Fensterscheiben. Wir verloren 2 Tote durch die Bomben und ca. 6 Verwundete. Am 5/9. zogen wir nach Hooglede auf ein Gehöft und  wohnen dort ganz nett,die Off. sind auf dem Gefechtsstand. Wetter schön. Am 6.9. wird Gefr. Euer bei einem Meldegang verwundet und kommt nach Hooglede ins Lazarett. Geht ihm ganz gut bis auf den rechten Arm. Am 7/9. nachm. passiert das grosse Unglück beim Regts.Stab wodurch der Major, Adjutant, M.G. Offizier und N.M.O. getötet sowie Lt. Stuke u. Dietrich verwundet wurden, ausserdem Huppertz getötet. Lt. St. u. D. kamen ins Lazarett hier und es geht ihnen ganz gut. Am 8.-11.9. nichts Besonderes; einige Verluste täglich vorne, abends immer feindliche Flieger über uns, keine Bomben bei uns geschmissen. 10.9. findet Beerdigung der 5 hier auf dem Friedhof statt, die sehr feierlich war; es wurden Aufnahmen gemacht. 12.9.-15.9. nichts Neues, Wetter schlechter. Am 15.9. werfen 2 Flieger Bomben ganz in unserer Nähe, wodurch Pferde von MGK getöet und 2 Mann schwer u. 4 Mann leicht verwundet wurden. Ausserdem vom II. Batl. 4 Pferde getötet; ferner im Ort H. auch noch ca. 10 Pferde tot und einige Mann verwundet. 16.-18.9. regnerisch; am 18. wird es etwas unruhiger vorne + hält das bis zum 19. an, ohne dass Besonderes vom Feind erfolgt. Der Gefr. Staus wird am 17. ziemlich beschossen und geht die gesamte Leuchtmunition in die Luft und die Melderäder kaput und verbrannt. Am 20.9. Wetter besser, aber windig. Es ist Grosskampftag, nachts Trommelfeuer; die Engländer kommen links bei Gren. Regt. 5 und 185 vor; unser II. Batl. muss stürmen und macht die Sache wieder gut. Verluste sind ziemlich bedeutend, aber beim Feind noch grösser, der mächtig ausgerissen sein soll. Fliegertätigkeit sehr rege, auch am 21/9., wo morgens nicht weit von uns ein Engländer abstürzt. In Roulers schmissen die Flieger wieder mächtig Bomben und sollen viel Civil getötet haben und viele Verwundete sein. Am 22.-26.9. Wetter ist schön, daher reichlicher Fliegerbeschuss, die hier in der Nähe und in R. Bomben abwarfen, unheimliche Löcher. Vorne geht es vom 22.9. ab sehr lebhaft zu, der Feind griff an und wurde zurückgeschlagen; wir sollen aber auch viele Gefangene verloren haben. Es sind gefallen: Lt. Thalheim, Lt. d.R. Scheu u. Brauer. von der 4. Komp. wird Lt. Selmbert vermisst, soll tot sein. Eine ganze Anzahl Offiziere, des. II. Batl., ist verwundet und auch viele Mannschaften. Am 26.9. schiessen sie in Sleyhage [Sleihage] hinein, trafen am Wegekreuz ein Haus, das ganz zerstört wurde und eine Menge Leute unter sich begrub. Es wurden 18-20 Leute vom Regt. verwundet und einige getötet. Denklich kommen wir nun bald weg von hier. Vom 27.-30.9. täglich Fliegerbesuch, die auch Bomben abwerfen, so am 28.9. in der Strasse nach Roulers, wodurch 1 Mann tot und 1 schwer verwundet vom II. Batl. sowie 3 Pferde getötet wurden. Die Ablösung ist im Gange seit 29.9. Es kamen 250 EK II und 10 EK I, die 1 Musketier, 3 Unteroffz. u. Lt. d. R. Kiefer, Oberarzt Pfoertner, Lt. d. R. Woldfritz,Lt. Metzdorff, Fricke u. Geissler + Steiner erhielten. Am 1/10. morgens kommen die B. und lösen uns ab. Wir ziehen gegen 10 am ab von Hooglede bei ziemlich warmem Wetter und kommen gut heraus. Nach ca. 2 Std. Marsch kommen wir in Ardoye [Ardooie] an, einem ganz netten Ort, wo ich mit Levy zus. ein Bett hatte, war in einer Kneipe bei Zivil, recht viel los, 4 Mädels, sonst trostlos.

In der Nacht vom 3. auf 4.10. zogen wir ab nach Lichterfelde [Lichtervelde], wo wir gegen 8 am ganz durchnass vom Regen verladen wurden und abfuhren. Die Fahrt ging bei leidlichem Wetter über Gent, Brüssel, Marloie, Uckingen – in letzteren 3 Orten waren Verpflegung- nach [Wautem?] bei Metz, wo wir am 5.10. nachmittags gegen 3 Uhr ankamen; wir hatten dann noch einen kurzen Fussmarsch nach Borneu [Borny], wo wir einquartiert wurden. Ich habe mit Praeger im Lothringer Hof ein feines Bett.

Am 6/10. gab‘s schlechtes Wetter, Regen und Sturm, und viel Arbeit bis 40 morgens, da die Ablösungsbefehle kamen. Wir gehen nämlich schon wieder in Stellung. II. Batl. wird am 7/10. verladen, Regts.Stab am 8/10., III am 8/X. und I. am 9/10. Bagage Fussmarsch, wir Fahrt bis Vigneulles resp. St. Mihiel. Am 7/10. 6 pm fuhren wir a. Lastauto mit dem Offiz.-Gepäck nach Borneu [Borny] bei strömendem Regen ab nach Vign., wo wir um 2 Uhr nachts ankamen. Schliefen dort auf dem Heuboden der Ortskdtur und fuhren morgens 11.30 weiter, nachdem wir gerade noch u. Bagage dort getroffen hatten. Es war am 8/10. trocken und wir kamen gut an, im letzten Ort ging es teils bergab durch eine Schlucht, da wir am Tage nicht über den Berg durften, da dort vom Feind eingesehen werden kann. Zwischen 3 u. 40 kamen wir in St. Mihiel an und bezogen Quartier in einem Schloss, Gesch.-Zimmer II. Etage schön, aber nicht praktisch. Obgleich der Ort nur einige km hinter der 1. Linie ist, liegt noch Zivil darin. Stellung ist aber sehr ruhig. Die Bagage kam gegen 6 pm und wurde dann das Gesch.Zimmer noch eingerichtet. Wetter wurde schlechter u. die nächsten Tage noch stürmisch u. es goss in Strömen bis 13/X. Am 9/10. hatten wir gleich Antreten des U. Stabes, wo der Adj. Lt. Krüger eine Ansprache hielt zum Jäger Ers. 3 und Krender zur Komp. Am 13/X. ist bei uns der 1. Appell in Anzug, der gut verläuft. Wie immer in ruhiger Stellung,gab es in den ersten Tagen viel zu tun, teils bis 2-3 morgens, die die Befehle immer erst gegen Mitternacht kommen. Der Ort ist sehr gross, teils ziemlich zerstört, teils schön, Zivil war überall dreckig. – Arend,Vogel + Klepatz E.K. II. 14.-17/X. nichts Besonderes. Am 16/X. Kino besucht. – 17.X. 2ter Appell von Lt. Stuke in Waffen. Gutes Wetter, aber am 18.X. gleich wieder Regen + Sturm. Am 19.X. u. 20.X. kaltes Wetter und teils Regen. Sonntag 21/X. Hugo‘s Geburtstag, schönes Wetter. Ich wurde zum etatm. Gefr. ernannt. Appell im Ausgeh-Anzug, viel zu tun. 22/23.X. nichts Neues. Am 23/X. wurden 200 E.K. II und 4 E.K. I. verliehen, unter anderen auch das Meinige, das mir von Hpt. Hüttmann am 24.X. abends überreicht wurde mit einigen Worten wie „tragen Sie es in Ehren“ u. „bringen Sie es gut nach Haus“. „Tapferkeit und Pflichttreue werden stets belohnt“. Wetter schön aber kalt. 25-17.X. nichts Neues. Wetter unbeständig. Am 26/X. wird unser grosser Erfolg gegen die Italiener bekannt, wogegen der Vorteil, den die Franzosen an der Aisne erreichten, immer nur klein zu nennen ist. 28.-30.X. schlechtes Wetter, furchtbarer Regen, abends gut und hell. War im Kino, sehr nette Vorstellung. 31/X. -2/XI. teils schön, teils schlechtes Wetter. Nichts Neues; sehr stark gearbeitet. Praeger kommt wegen Hoden-Entzündung ins Lazarett am 2/11. 3-4.XI. Nichts Neues. Annis Geburtstag im Kino gewesen. 5-6.X. nichts Neues, Wetter kühl aber trocken. Am 7/11. wird Major von Quitzow in Aachen beigesetzt, wozu Hptm. Hüttmann + Lt. Stuke hingefahren sind. Major Fouck II/25 trifft ein am 4/11; Hauptm. Pfeifer kam v. d. Türkei. Vom 8-22.11. ist das Wetter abwechselnd gut + schlecht mit Regen und teils auch etwas Frost. Vorne alles unverändert ruhig. Hpt. Hüttmann + Lt. Aschmann erhalten Ritterkreuz vom Hohenzollern Orden. Hpt. Retior das Wilh. Ernst Kriegskreuz des Grosch. v. Weimarer Hausorden. Eine grössere Patrouille in der Nacht vom 20-21.XI. bleibt ohne Erfolg. Grosse hat sich verlobt. Ich war mehrmals im Kino, was eine nette Abwechslung ist. Durch Altmaterialsammeln haben sich viele ein gutes Stück Geld verdient (Metzen, Horn, Preuss). Ich habe leider dazu keine Zeit. Die Nachricht von Italien sind inzwischen immer besser geworden und die Gefangenenzahl ist enorm, dito die Beute, wie noch nie! Da kommt am 22/11. die Nachricht von dem grossen Angriff der Engländer zwischen Arras + St. Quentin (Cambrai), der ihnen einen ziemlichen Erfolg gebracht zu haben scheint. Wir erhielten daher auch schon Andeutungen von Abtransport. 23/11. Der Urlaub wird auf 10 Tage gesperrt, und die Urlauber zu Hause erhalten 10 Tage Verlängerung ihres Urlaubs. Bis zum 25/11. ist das Wetter kalt und regnerisch. Am 25/11. abends wird das Regt. durch Bayern abgelöst. ———————-

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