Der unbekannte Tagebuchschreiber ist am 2. April 1941 in Bremen-Lesum in den Reichsarbeitsdienst eingetreten. Nach einer kurzen Grundausbildung fand die Vereidigung am 20. April 1941 statt. Anschließend kam er dann zur Abteilung 5/312 in Polen in die Nähe der damaligen russischen Grenze bei Brest. Bei seinem ersten Einsatz musste er beim Bau eines Knüppeldamms helfen. Am 21. Juni 1941 – dem Tag vor Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion – hat er dann Munition empfangen. Dies zeigt, dass der RAD auch militärisch hinter den Truppen der Wehrmacht tätig war! Unser unbekannter Schreiber war also ab dem ersten Tag am Überfall auf die Sowjetunion beteiligt. In den folgenden Monaten bis November 1941 war er mit seiner Einheit, wohl einer Radfahrtruppe, bis in die heutige Ukraine unterwegs. Während dieser Zeit war er an Bauarbeiten, wie z.B. dem Bau von Knüppeldämmen oder der Entschlammung von Straße beteiligt. Auch berichtet er, wie er auf Menschen geschossen hat.
Wohl am 4. November 1941 erreichte ihn der Rückmarschbefehl. Am 16. November begann die Rückfahrt per Bahn ab Orel mit einem elftägigem Aufenthalt in einer Kaserne bei Gomel. Am 1. Dezember wurde die Einheit dann in Gomel per Bahn auf die Rückreise geschickt. Unser unbekannter Schreiber kam am 12. Dezember 1941 in Bremen an. Damit endet auch das Tagebuch.
Das Kriegstagebuch selbst liegt nicht handschriftlich, sondern in einer maschinengetippten Version im Umfang von sechs DIN A4-Seiten vor. Wer wann diese Abschrift angefertigt hat, ist nicht vermerkt. Der Name des Verfassers wird nicht erwähnt.
Reichsarbeitsdienst.
Eingetreten am 2. April 1941 in Bremen-Lesum.
Vereidigung am 20. April.
Nach Ansprache des Generalarbeitsführers Blank Einsatz unserer Abt. ab 17 [Uhr] truppweise verteilt auf Abteilungen vom Gau 31 in Polen. Abfahrt nach Polen am 11. [Juni] über Berlin Warschau und Siedlce nach Biala Podlaska. Dort Ausladung und Marsch nach Plebanska 5 km von B.P. [Biala Podlaska] entfernt. Hier in die Abteilung 5/312 und gleich am nächsten Tag zum Einsatz an einem Knüppeldamm. Länge 1,1 km. Zwischendurch Empfang und Ausbildung mit der Waffe.
Am 21.6. höchste Aufregung. Munitionsempfang.
22.6. Morgens 5 Uhr wüstes Geknalle. Alles wacht auf. Gasmaskenempfang. Gegen 10 Uhr Abrücken. Die ersten russischen Flieger erscheinen, alles liegt flach. Unzählige Abschüsse. Russischer Fliegerleutnant erschiesst sich, als wir ihn gefangen nehmen wollen. Das erste Grab. Man schläft gut. (Friedhof)
23.6. Wecken 3 Uhr. Per Rad durch unzählige Kraftfahrkolonnen über die Eisenbahnbrücke bei Brest. Der erste Verwundete. Steckschuss im Bein. Schützenlinie hinter dem Bahndamm. Willi Loithmann fällt bei den Fahrrädern. Zurück nach Cerny, dort hundemüde ins Zelt.
24.6. 8 Uhr Aufbruch. Richtung Zalinska, Einsatz an der Strasse. Der erste Sonnenstich: Döll. Guter Schlaf.
25.6. 60 km sollen gefahren werden. In elender Sandwüste nur Schieben möglich. Der erste russische zerstörte Tank. Die Schinderei hat abends 9 Uhr ein Ende. 60 Mann sind ausgefallen.
26.6. Wir beobachten Luftkampf zwischen Messerschmitts und russischen Fliegern, die sich deutsche Hoheitszeichen angemalt haben. Alle sechs werden abgeschossen. Ein Fallschirm öffnet sich nicht.
27.6. Morgens um 6 Uhr Einsatz: Bau einer neuen 15t Brücke. Ich schleppe Bretter und Baumstämnme. Von Ferne das Donnern der Front.
28.6. Ruhe: Gewehrreinigen, Wäsche usw. in Sielec. Doppelposten wegen Heckenschützen.
29.6. 2,30 Uhr Wecken. Marsch nach Kosow. Man merkt schon mehr vom russischen Rückzug: Patronen, Mg’s, Kartuschen, Autos, dicke Geschütze aber auch deutsche Tote bedecken das Gelände, Quartier auf einem Friedhof. Sehr schöne Kirche. Stadt fast ganz zerschossen.
30.6. 2 Stunden: Alarm: Habe kein Auge zugetan‚ da ich Wache hatte. Abmarsch in die Nacht hinein, nach fluchwörterreichem Durcheinander im Dunkel[.] Pionierbatallion braucht uns. Ich falle morgens aus: Gabelbruch. Dolle Erlebnisse mit Heinz Kiehle. Wir erschiessen den ersten Russen beim Fluchtversuch. Kommen Mittags hundemüde auf einem alten, zerschossenen polnischen Schloss an. Bauen Zelte, legen uns lang. Alarm: Wir reissen die Zelte wieder ab, sollen Pionierbattallion rausschlagen.
31.7. Marschieren die ganze Nacht hindurch. Beschuss von hinten und von vorn. Unsere Mg´s schiessen wieder. Liegen 2 Stunden auf demselben Fleck. Leuchtkugeln und Geschützfeuer in der Nähe. Erreichen Slonim. Panzer hielten uns für Russen. Machen Quartier und pennen. Radieschen finden wir. Kolonnen fahren auf der Strasse, Wir schlafen in Alarmbereitschaft. Aber es geschieht nichts.
2.7. Wir reiten die laue Tour. Am Abend Abfahrt nach Albertin[,] sind aber nur 6 km. Müssen den Pionieren beim Bau einer Brücke helfen, Zur Abwechslung einmal Nachtarbeit.
3.7. Gegen Morgen ist die Brücke fertig. Wir rollen ab. Nachmittags, nach dem Erholungsschlaf, wird gebadet.
4.7. Grosse Hetzerei heute Morgen. 20 km durch Regen, Wald und Sand. Todmüde.
5.7. Früher Aufbruch von Tzeagkowichet. Gute Strasse. Schneller Vormarsch[,] da viele Russen überlaufen. Viel Durst. Zielort Hruskowo 60 km.
6.7. Jawohl um2Uhr nix wie raus. Ab. Zwischendurch Arbeitseinsatz. Man kann sich aber auch hinter ein Getreidefeld legen und schlafen. Um 8 Uhr Arbeit beendet, es geht noch 60 km weiter. Zuletzt noch Schieben: Sand.
Dazu 3 Scheiben Brot. In Swierzen Zeltebau.
7.7. 6 Uhr Wecken, Fahrradreinigen usw. keine Post. Wir sind an der Grenze Polen – Russland. Die grosse Pleite: Einsatz nach Mittag. Wir schleppen Bohlen aus einem Sägewerk. Abends sieben Säcke Post. Man lebt gut.
7.8. 2 Uhr Wecken. Ziel Simineowice. Affenfahrt über sehr schlechte Strasse. Poln.-Russ. Grenze überschritten. Falle bald mit Egon Meyer aus. Durst. 10 Mann vom ersten Zug erreichen das Ziel. Acht Säcke Post werden verteilt. Arbeit fällt aus.
9.7. Wir leben von Paketen. Mittags geht es unerwartet weiter bis Saack. Dies verdammte Pflaster, man kann kaum noch auf dem Rade sitzen. Unterwegs sehen wir ein ulkiges Bild. Ein russischer Soldat fährt auf einem ebenso schmutzigen und drolligen Traktor ein deutsches Geschütz. Wir übernachten auf einer sumpfigen Wiese, auf der sich die Mücken von ganz Russland ein Freudenfest geben, so scheint es uns. Kein Mensch schläft. Man haut bis 2 Uhr um sich.
10.7. Dann geht es weiter. Wir erreichen Dojnewa. Grosses Reinigen. Unterwegs Luftangriff: Volle Deckung.
11.7. Morgens Zeugdienst, mittags natürlich wieder Alarm , wie die Irren ab. Gegen 12 Uhr nachts am Ziel nach endloser Schieberei. Zelten.
12.7. 3 Uhr los. Wir sehen deutlich die Spuren des Kampfes. Auf der erfolgreichen Suche nach Wasser fahre ich platt. Erreichen dann aber endlich Polotino bei Beresino. Ungeheure Ausfälle.
13.7. Endlich mal wieder vernünftig Waschen. Einsatz an der grossen Beresinabrücke. Etwas eher als gewöhnlich Arbeitsschluss: Löhnung, Baden.
14.7. Grosser Einsatz.
15.7. Einsatz mit Fahrradputzen.
16.7. Früher Aufbruch. 90 km in Aussicht. Wegen Russendurchbruch anderes Ziel: Zababy. Fahre natürlich platt. Dann Lenkerbruch. Prost. Komme nachts ans Ziel.
17.7. Schlafen endlich mal bis 9 Uhr. Fahren dann 50 km nach Süden Ziel Dubrowo. Unterwegs Arbeitseinsatz. Am Ziel gibt sich ein Haufen Russen gefangen. Arbeitseinsatz.
18.7. 7 Uhr Wecken ab. Arbeitseinsatz unterwegs . 1. Zug baut Brücke. Müssen den anderen Zügen natürlich helfen[,] die Trottel werden nicht fertig. Abends 10 Uhr am Ziel. Zwischendurch noch ’n paar Häuser zerlegt. Erledigt.
19.7. Wecken 7 Uhr, ab nach Stary Bischoff. Zuerst viel Geschiebe. Kommen durch St. B. [Stary Bischoff] vollkommen zerstört. Treffe Bremer Flak. Ein russischer Flieger wagt es in 50 m Höhe über unsere Köpfe hinzukriechen. Unser Gewehrfeuer geht daneben, er verzieht sich mit beneidenswertem Selbstbewusstsein. Wir müssen noch 15 km weiter, bis an den Dnjipr. Auf allen Vieren in die Zelte.
20.7. Arbeitseinsatz : Brückenanfahrt und Knüppeldamm. Egon Meyer geht ins Lazarett. Nachmittags etwas Ruhe. Zeugdienst.
21.7. 7 Uhr Wecken. Wir sehen nachts Artilleriefeuer und Brände. Fahren 8 km zurück nach Mokroje an der Bahnlinie. Man fängt allmählich an, sich selbst zu verpflegen.
22.7. 7 Uhr Wecken. Russen lassen sich mal wieder sehen. Wir hören[,] dass wir von drei Seiten umschlossen sind. Abends gibt es Schokolade für die Arbeit an der Beresina. Grossreinemachen.
23.7. Anständiger legen. Wir spenden 16 Rmk. für die Einnahme von Moskau.
24.7. Es giesst aus den Wolken[,] wir nehmen in unseren Zelten ein Sitzbad. Apell, Apell, und nochmals Apell.
25.7. Wir beeilen uns mit dem Bau von Zeltgräben , sonst müssen wir schwimmen. Es gibt einen Sack Post.
26.7. Heute mal zur Abwechslung Ordnungsdienst: „Ehrenbezeigung durch erheben der rechten Hand im Gleichschritt – Marsch!“ Gewehrreinigen.
27.7. Wieder Ordnungsdienst, diesmal mit Knalleinlage, von oben natürlich. Wir müssen Feldwache Tag und Nacht aufstellen, es wird brenzlicher. Nebenbei mal „Singen“.
28.7. Ordnungsdienst. Abends Post, wird bei Kerzenschein gelesen.
29.7. Baustellendienst an einer weit entfernten Strasse, habe Wache und bleibe deshalb im Lager. Koche mir Kartoffeln von Wassersuppe allein kann man nicht leben. Unser Tross erreicht uns zum ersten Mal seit Polen. Abends auch Kartoffeln. Kein Brot.
30.7. Wieder Baustelle. Haus abgebrochen für Knüppeldamm. Wieder Kartoffeln.
31.7. Wieder Knüppeldamm. Abends wenig Post. Stahlhelmempfang.
1.8. Wir bleiben im Lager: Apelle. Dafür kommt abends der Knall: Abfahrt im Dunklen 25 km. Ziel Maninka. Kommen morgens erschöpft an[.] Liege die halbe Nacht noch im feuchten Gras. Es knallt wie toll um uns.
2.8. 11 Uhr Wecken. Denselben Tag gibt es noch russisches Bier. Es knallt ganz laut zum zweiten Mal in dieser Woche: Wir marschieren denselben Weg wieder zurück[,] den, wir in der Nacht gekommen sind, Regengüsse begleiten unseren aufgeweichten Weg. Zielort noch 15 km weiter: Dabuscha. Hinein in die Klappe.
3.8. 50 km weiter nach Gishuja. Heut zur Abwechslung mal: Kampf dem Morast. Seit Stary Bischoff scheinen sich Läuse in unserer Abteilung zu befinden. Wer Hunger hat[,] muss was essen; also ruck zuck und weg war das Brot.
4.8. 25 km bis Glin gefahren. Gute Fahrt. Leute dort sehr freundlich, es gibt Eier und Milch. Aepfel nicht zu vergessen. Auch Schokolade wird verteilt. Gute Verpflegung. Fahrräder müssen natürlich schon wieder gestriegelt werden.
5.8. Morgens grosse Wäsche, nachmittags leichte Arbeit.
6.8. Einsatz an einer Brücke, Nachmittags Rück[k]ehr. Abends plötzli[ch] „Fertigmachen mit Stahlhelm“. Wir fahren 15 km bis an den Schosch: Nachteinsatz. Unser Erscheinen löst wildes Gewehr- und Geschützfeuer auf der Gegenseite aus. Wir ziehen uns hinter Häuser zurück. Ich esse erst mal Abendbrot. Wir ziehen uns siegreich zurück. Und kommen nach für uns siegreich verlaufenem Fliegerangriff um 24 Uhr im Quartier an.
7.8. Morgens wieder Brückeneinsatz. Mittags Abfahrt zum Schosch. Legen uns hinter eine Schnapsfabrik in Deckung. Neben uns bekommt ein Panjehaus Volltreffer. Geht in Flammen auf. Genaues Artilleriefeuer zwingt uns beim ersten Versuch zum Rückmarsch. Nach 2 Stunden gelingt es uns an die Brücke heranzukommen und die Abfahrt zu vollenden. Es regnet stark, noch mehrmals müssen wir hinein in den Dreck, Schlafen in einem verlassenen Panjehaus.
8.8. 5 Uhr Wecken Abfahrt nach Glin zurück. Bis Mittag geschlafen. Grossreinemachen.
9.8. Ruhiger Tag. Nur Apelle.
10.8. Neue Baustelle. Sumpfloch wird mit Knüppeldamm ausgebessert. Eine Tafel Schokolade bekommt jeder am Abend.
11.8. Arbeit nach unserer Meinung überhaupt nicht wichtig. Kein deutscher Soldat ist hier vorbeigekommen. Murkserei. Trotzdem lange Arbeitszeit.
12.8. Am Schosch schon um 3 Uhr Kreide gekratzt. Mittags zu aller Entsetzen andere Baustelle. Brücke. Abends im Dunklen nach Haus geschoben.
13.8. 8 Uhr raus es geht weiter nach Tscherikoff. Elend langer Weg zur Baustelle. Bauen Abfahrt von einem Riesendamm. Vorsicht Blindgänger und Minen.
14.8. Um 3 Uhr raus, weil die Brücke fertig muss. Mittags geschafft, Nachmittags Wäsche. Aus.
15.8. 3,30 Abfahrt über Tscherikoff nach Sjabenij. Fahrt durch nur Wald. Roter Kommissar erschossen.
16.8. 6 Uhr Wecken. Es kracht wieder einmal hörbar im Gebälk einiger Führer: Wir fahren die Strecke bis Tscherikoff zurück. Fahre platt[.] Noch weiter nach Propojsk. Kriege die Abteilung aber wieder. Wir sehen viel zurückgelassenes Kriegsgerät. Wir zelten in einem Obstgarten[.]
17.8. Fahren ganz früh ab auf einer Schotterstrasse in Richtung Tschetschersk. falle bald aus. Versuche mit Wehrmachtswagen nachzukommen. Gelingt nicht. Uebernachte bei einer anderen Abteilung. Sämtliche Führer ausgefallen.
18.8 .Breche extra früh auf, dass ich die Abteilung erreiche. Als ich ankomme (Theater mit Klavier) will die Abteilung gerade wieder losfahren. Ich flicke wie ein Irrsinniger und rase hinterher. Schinderei. Zum Glück nur 10 km. Nach 1 km platt. Ich schiebe den Rest. Halleluja. Es wird schon Dunkel, als ich da bin. Umwege!
19.8. Frühe Abfahrt nach dem 30 km entfernten Bopowka. Neblig. Ueberraschend schnelle Fahrt zum grössten Teil auf Backsteinstrasse. Vor Gomel. Quartier in Zelten. Abends brennt Gomel. Bei der Löhnung Fliegerdeckung.
20.8. Fahren in Richtung Gomel zur Baustelle. Strassendurchlass auffüllen, mit Sand. In 100 m Strasse 8 abgeschossene Panzer. Gestern wurde hier noch gekämpft. Vorsicht Minen. Bei der Arbeit explodiert eine. 1,30 Uhr Mittag im Lager.
21.8. Nachts Alarmbereitschaft. Wecken 6 Uhr. Erst nach Mittag Abrücken nach Scherstin 20 km weiter. Abends Post.
22.8. Nachts Alarm. Packen im Stockdunkel. Nachtmarsch. Wir müssen schnell über eine Brücke. Warten aber 4 Stunden morgens auf den Uebergang. Auf der Rast bieten uns die Ukrainer Mais, Gurken und Wurzeln an. Wird dankbar angenommen, da unsere Küche stecken geblieben ist. Zwischendurch Arbeitseinsatz.
23.8. Morgens 10 km Weiterfahrt. Zurück bis zum letzten Mittagsort. Regen. Verpflegung: Aepfel, Gurken, Kartoffeln. Post.
24.8. Gegen Mittag Weiterfahrt 12 km. Dort Zeltbau. Verpflegung: Kartoffeln. Wache!
25.8. Wir holen mal Sonntag nach, Selbstverpflegung. Reinigen. Armbinden werden wieder verteilt.
26.8. Wir fahren weiter nach Antonowka. Passieren eine Eisenbahnlinie[.] Zelten.
27.8. Allgemeines Kochverbot. Grosse Wäsche. Gewehrreinigen. Milch wird organisiert, Birnen.
28.8. Abfahrt mit unbekanntem Ziel auf Rollbahn in Richtung Kiew. Minen. Wir warten unterwegs auf weitere Befehle, Lager auf einem Friedhof. Selbstverpflegung: Kartoffeln, Birnen.
29.8. Baustelle. Man stützt sich auf die Schaufel. Einige spielen Gärtner, Nachmittags Rück[k]ehr ins Lager. Man spricht[,] wir sollen nach Smolensk. Zu einem Panzerkorps. Kartoffeln.
30.8. Morgens Bratkartoffeln. 1. und 2. Zug morgens zur „Arbeit“. Abend wieder Kartoffeln.
31.8. Heute Morgen gehts los: Nördlich nach Smolensk. Rollbahn mit Schotter. Erreichen abends nach endloser Fahrt Gomel. Dort Quartier in einem Obstgarten. Auf der Rückfahrt zieht eine ganze Infanteriedivision an uns vorbei (Berliner). Zerstörungen an der Strasse.
1.9. Aenderung des Marschbefehls, es geht nach Osten. Sand!
2.9. Abfahrt nach Korop. Quartier bei einer Kirche. Platzregen.
3.9. Noch 30 km weiter nach Starodub. Arbeitsführer: Am 1. November seid ihr zu Hause. Wir trocknen unser klitschenasses Zeug in den Panjehäusern.
4.9. Späteres Wecken. Bekommen unsere Geräte wieder. Vorkommando unter Ivo fährt los. Gewehrreinigen.
5.8. Nach kurzer Fahrt Brückenbau. Viel Aepfel, Später Strassenentschlammung. Nasse Füsse. Gutes Quartier.
6.9. Wieder Einsatz auf der Strasse, Nachmittags Abfahrt nach Tscheikin. Quartier in einer Scheune.
7.9. Reinigungstag. Scheune zieht des nachts fürchterlich.
8.9 Arbeitseinsatz. Fällt für mich aus. da ich Wache habe. Ich werde mal wieder satt.
9.9. Auf der Baustelle haut mir so ein Esel einen Baumstamm auf die Schulter. Ich mache mir deshalb einen ruhigen Tag. Wir sehen den Abschuss von 5 russischen Flugzeugen, die vorher Flugblätter abgeworfen hatten. Täger fährt vorbei.
10.9. Ich mache heute blau. Gehe nicht mit zur Baustelle. Theater mit dem Heilgehilfen. „Anstrengender Küchendienst“ im Lager.
11.9. Nochmals ganze Ruhe für mich. Platzregen, Scheune hält nicht dicht.
12.9. Morgens Brief geschrieben im Panjehaus. Nachmittags Grossreinemachen. Apell in Unterhose. Nachmittags „Entlassungssingen“.
13.9. Wieder Apelle.
14.9. Neue Baustelle. Lange Fahrt. Knüppeldamm. Raserei nach Hause.
15.9. Nochmals Baustelle, und nachmittags Fertigmachen zur Weiterfahrt.
16.9. Abfahrt nach Adejewka. Gute Fahrt. Unterwegs Fliegeralarm. Unbequemes Quartier im ersten Stock eines Kollektivhofes. Treffen viele andere RAD-Abteilungen.
17.9. Weiterfahrt durch Regen nach unbekannten Ziel. In Obolonje Zieländerung von Süd nach Nordwest. Ziel : Sosnitza. Furchtbare Schinderei gegen den Wind. Ufm. [Unterfeldmeister] Ivo wirft mehrmals vor Wut seine Karre in den Dreck. Ueberholen aber wie Verrückte eine andere Abteilung[.] Unterkunft in einem Gerichtsgebäude.
18.9. Arbeitseinsatz bei Ufm.[Unterfeldmeister] Ivo. Muss Holz organisieren. Prima Reibekuchen.
19.9. Rückfahrt über Obolonje, dann über die Dessna, Ziel Baturin. Hier Bombenangriff ganz in unserer Nähe. Tote unter der ZiviIbevölkeru[ng.]
In den nächsten 14 Tagen Arbeitseinsatz für einen Knüppeldamm. Ich schlage Holz. Es wird schon recht kalt. Gute Verpflegung. Front sehr weit entfernt.
Weiterfahrt zu einem unbekannten Ort. Hier nehmen wir das erste Privatquartier. Lubjanka
Morgens frühe Weiterfahrt nach Gluchow. Wegen schlechtem Wetter Ziel nicht erreicht. Uebernachten in einer Fabrik. Morgens die ersten Schneefälle. Weiterfahrt bis Gluchow, über eine Behelfsbrücke. Liegen neben dem Stabsquartier von Guderian. Hier Arbeitseinsatz, Brückenbau.
1.10. Mittags Weiterfahrt bis in die Nacht ungeheure Strecke. Uebernachtung in einer Schule mit Panzern. Habe Wache.
2.10. Habe frei wegen Wache. Bekomme Eier. Fahren aber mittags schon weiter bis 5 km vor Sewsk beim Flugplatz. Uebernachten hier im Kollektiv. Auf der Fahrt versuchen uns zwei Bomber anzugreifen. Im Tiefflug wird der eine getroffen und stürzt 200 m von uns ab.
3.10. Rückfahrt zu einem Dorf (25 km zurück). Hier Arbeitseinsatz an einem Knüppeldamm. Liegen hier 3 Tage. Am 5. Okt. der unerwartete Kosakenüberfall bei der Arbeit. Es geht aber noch mal gut aus. Die Knarre raucht. Während der Nacht Alarmbereitschaft. Tolles Schiessen mit Mg.
6.10. Abmarsch mit Arbeitseinsatz zum Kollektivhof zurück. Wieder sehen wir einige Abschüsse.
7.10. Abmarsch über Sewsk. Kommen ganz schlecht vorwärts. Regen, Schnee, Hagel. Erreichen eine Ortschaft mit ungeheuer luftscheuer Bevölkerung. Hier 4 Tage „Schlammschippen“. Dauernde Luftangriffe.
11.10. Ausrücken zur Arbeit bei 5 Grad Kälte nur mit Geräten. Wir marschieren 20 km weiter nach vorn. Ungeheurer Schneesturm. Erreichen Wolubujewo. Haben hier 5 Tage schwere Arbeit bei starker Kälte. Vormarsch stockt gewaltig. Selbstverpflegung. Dauernd Fliegerangriffe. Vom Tross 2 Verwundete, 2 tote Pferde. Tross bring unsere Sachen nach. Die Hälfte fehlt.
19.10. Versuch eines Vormarsches misslingt kläglich . Wir schaffen mit unseren Wagen 800 m. Uebernachten im nächsten Ort.
20.10. Auch der nächste Tag bringt einen Misserfolg. Wir schaffen die gleiche Strecke und übernachten im selben Dorf.
21.10. Endlich entschliessen sich die Führer ohne Wagen zu arbeiten. Wir hauen auf eigene Faust ab. Spät am Abend erreichen wir einen Ort vor Kromy und bleiben hier. Die meisten haben Zugmaschinen und Panjewagen benutzt. Hier liegen wir 4 Tage, haben nur mässig Dienst und besorgen uns die besten Sachen zu essen: Honig, Butter, Eier, Milch. Ein Schuss = Zwei Gänse.
25.10. Abmarsch nach Orel. Obgleich die Strasse einigermassen fahrba[r] ist, fährt man am besten mit einem leeren Wehrmachtswagen. Ausserdem geht das auch wesentlich schneller. In Orel Einsatz mit Stalinwagen. Strassenausbesserungsarbeiten. Entlausung: Gott sei Dank. Viel Post.
28.10. Aufbruch nach Woin ein Ort 7 km vor Mzensk. Fahre mal wieder platt. Bleibe mit Bormann zurück. Uebernachte mit Panzern in einem verlassenen und zerschossenen Panjehaus. Morgens Weiterfahrt bis Mzensk. Immer noch nicht bei der Abteilung. Nehmen dort Privatquartier[.] Ergattern fabelhafte Konfitüre! Fahren am nächsten Morgen wieder zurüc[k] und finden endlich unsere Abteilung. Bei Mzensk notgelandete He 111 [Heinkel 111].
Hier Arbeit an Knüppeldämmen. Anmarschweg immer mehrer Kilometer. Der Rückmarschbefehl erreicht uns am 4. Okt. [evtl. Fehler des Verfassers: 4. Nov.?]. Wir fahren eiligst mit Kraftfahrzeugen der Pioniere nach Orel zurück. Beziehen dort Quartier und warten 2 Wochen auf das Verladen. Nebenbei Zeugdienst und wenig Einsatz. Wir Baden mal wieder. Einige Fahrräder brennen bei einem Benzinbrand auf.
16.11. Nächtliche Verladung auf dem Bahnhof in Orel in russische Waggons (65 Mann in einen russischen „Salonwagen“). In Dobrudscha vier Tage Aufenthalt wegen Maschinenschaden. Keine Verpflegung. 5 km vor Gomel nächtliches Ausladen ohne Rampe! Anschliessend Nachtmarsch mit Affen und Rad zu einer russischen Kaserne 30 km. Hier bleiben wir vom 21. Novemb. bis zum 31. liegen. Ordnungsdienst usw. Friedensbetrieb.
1.12. Letzte Radfahrt nach Gomel, dort Entlausung. In einem entlausten Quartier geschlafen. Auf letzter Fahrt Pedale gebrochen. Lenker wackelt. Morgens Verladung in deutsche Eisenbahnwaggons. Mittags Abfahrt in Richtung Minsk, Ich treffe Täger. Wir liegen mit. 35 Mann in einem deutschen Waggon.
Fahrtstrecke: Minsk, Baranowitschi‚ Brest, Lukow, Warschau.
Hier haben einen halben Tag Aufenthalt, ich esse für 30 Mark Abendbrot[.]
Abends Weiterfahrt; am 5.Dez. Ostrowo, Lissa, Glogau, Kottbus, Torgau, Halle, Erfurt, Fulda, Hanau, Worms, Kaiserslautern. Hier wird der Zug geteilt. Dann Weiterfahrt nach Rehweiler. Ankunft am 7. Sonntags. Herzlicher Empfang. Allmähliche Auskleidung. Der General hält Abschiedsrede. Am 12. Dez. morgens 6,13 verlasse ich den Ort Rehweiler, fahre bis Kaiserslautern.
Von dort im D-Zug Paris – Berlin bis Frankfurt. Hier 2 1/[2] Stunden Mittag. Dann D-Zug bis Hannover und Umsteigen bis Bremen.
Ankunft 11,15 Uhr in Bremen Hbf.