Das Tagebuch II von Oberleutnant Stollberg habe ich vor einigen Jahren bei Ebay ersteigert. Weitere Tagebücher Stollbergs wurden damals leider nicht angeboten. Der vollständige Name des Verfassers steht nirgends geschrieben und seine Biographie bleibt bis auf die Selbstaussagen im Tagebuch unbekannt. Das Tagebuch hat ein Format von 13 x 19,4 cm mit insgesamt 97 durchnummerierten Seiten. Auf den Seiten 5 bis 42 finden sich Einträge vom 14. Oktober 1915 bis 14. November 1915, wo sich Stollberg in Illuxt und Dünaburg aufgehalten hat. Die Seiten 42 bis 54 betreffen seine Zeit in Danzig. Von Seite 55 bis zum Ende (S. 97) berichtet Stollberg über seinen Einsatz in der Schlacht von Verdun. Am 13. März 1916 bricht das vollgeschriebene Tagebuch ab.
Dem Tagebuch liegen weitere lose Seiten in gleicher Handschrift bei. Auf einer aus einem anderen Tagebuch herausgerissene Seite (Format 9,4 x 15 cm), die beidseitig beschrieben ist, finden sich Einträge vom 23.1.1916. Drei weitere Bögen im Format 10,9 x 17,2 cm sind ebenfalls. Beschrieben ist hier nur der erste Bogen auf den ersten beiden Seiten sowie auf der Rückseite. Da diese beiden Zettel mit großer Sicherheit von Stollberg geschrieben wurden und die Informationen zum Tagebuch ergänzen, sind sie am Ende mit abgedruckt.
Das besondere an Stollbergs Tagebuch ist die Tatsache, dass er ausführlich über den Einsatz der Dicken Bertha, einem 42-cm-Geschütz, in der Schlacht von Verdun berichtet. Der Einsatz seiner Batterie kann nun bis zum 13.3.1916 im Detail nachvollzogen werden.
Die wenigen Worte, die nicht entziffert werden konnten, werden mit [?] gekennzeichnet. Sämtliche Unterstreichungen und Hochstellungen wurden von Stollberg übernommen, ebenso auch die Rechtschreibung. Auf die Auflösung von Abkürzungen wurde verzichtet. Die heutige Schreibweise der Ortsnamen wurde – wenn sie gefunden werden konnten – in eckigen Klammern eingefügt, um so ein schnelles Auffinden der Orte zu ermöglichen.
Die Kurze Marine Kanonen Batterie Nr. 3
Oberleutnant Stollberg war während des 1. Weltkrieges bei einer ganz besonderen Einheit eingesetzt – bei der Kurzen Marine Kanonen Batterie Nr. 3 (auch genannt Batterie Erdmann). Seit dem 2. August 1914 war er bei dieser Einheit. Das besondere an dieser Einheit war, dass sie für die Bedienung eines Mörsers mit dem Kaliber 42 cm zuständig war. Bei diesem Mörser handelt es sich um die sogenannte „Dicke Bertha“. Die Dicke Bertha gab es in zwei unterschiedlichen Bauweisen. Zum einen gab es das sogenannte Gamma-Gerät mit einer Gesamtmasse von 150 Tonnen, welches in zehn Eisenbahnwagen befördert wurde. Bis 1912 wurden von diesem Modell fünf Exemplare gebaut. Während des 1. Weltkrieges kamen noch fünf weitere dazu.
Das M-Gerät hatte dagegen nur eine Masse von 42,6 Tonnen und wurde in vier Teillasten gefahren. Bis 1913 gab es hiervon zwei Exemplare. Während des 1. Weltkrieges kamen nochmals zehn dazu.
Die Kurze Marine Kanonen Batterie Nr. 3 hatte zwei M-Geräte in ihrem Bestand.
Zu Kriegsbeginn dienten in dieser Batterie fünf Offiziere sowie 98 Mannschaften (1 Feldwebel, 1 Vize-Feldwebel, 4 Sergeanten, 7 Unteroffiziere, 20 Obergefreite, 1 Gefreiter, 81 Gemeine und 1 Oberfeuerwerker). Am 21. Oktober 1915 waren es vier Offiziere, ein Arzt, zwei Beamte sowie 260 Mannschaften, die für Transport, Aufbau und Bedienung der beiden M-Geräte zuständig waren. Hinzu kamen noch 6 Reitpferde und 20 Zugpferde. Batterieführer war bis zum 10. September 1915 Major Erdmann. Sein Posten wurde dann übernommen von Hauptmann Zacke. Wenn Zacke im Urlaub war, übernahm Oberleutnant Stollberg die Batterieführung.
Stollbergs Friedenstruppenteil war Versuchsbatterie der Artillerie-Prüfungskommission. Am 22. März 1916 wurde Oberleutnant Stollberg dann als Führer zur 5. Batterie im Fußartillerie Regiment 10 versetzt. Ob dies auf eigenen Wunsch geschah, geht aus dem Tagebuch nicht hervor. Unwahrscheinlich ist dies jedoch nicht, denn er stand seinem Batterieführer Hauptmann Zacke sehr kritisch gegenüber, wie im Kriegstagebuch an zahlreichen Stellen zu lesen ist. Auch war er z.B. mit der Anerkennung seiner Arbeit in der Batterie nicht zufrieden. Er hatte 1915 auf das Eiserne Kreuz gehofft, dies wurde ihm allerdings damals nicht verliehen – auch nicht bis zum Ende des Tagebuches am 13. März 1916.
Das Kriegstagebuch der Kurze Marine Kanonen Batterie Nr. 3 gehört zu den deutschen Beuteakten zum Ersten Weltkrieg und befindet sich heute im Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation (Bestand 500, Findbuch 12519 (1)). Digitalisiert kann es im Deutsch-Russischen Projekt zur Digitalisierung deutscher Dokumente in Archiven der Russischen Föderation eingesehen werden.
Das Kriegstagebuch von Oberleutnant Stollberg
Das Kriegstagebuch II beginnt am 14. Oktober 1915 mit dem Abtransport der Batterie aus Köln an die Ostfront. Am 19. Oktober 1915 wurde die Batterie am Bahnhof Jelowka östlich von Illuxt ausgeladen. Die Batterie Bezog Quartier in und um das Gut Schödern (Šēdere). Am 22. Oktober wurde mit dem Aufbau der beiden Geschütze begonnen. Am 23. Oktober verschoss die Batterie in den Kämpfen um Illuxt insgesamt 30 Geschosse mit dem Ziel Schlossberg wenige Kilometer östlich von Illuxt. Am 24. Oktober wurden die Geschütze gedreht, um das neue Ziel Skrudaliena
beschießen zu können. Zwei Tage später gab die Batterie insgesamt 20 Schüsse ab, allerdings wurde wegen fehlender Beobachtungsmöglichkeiten das Ziel Skrudaliena verfehlt. Wenige Tage später, am 2. November 1915, wurde dann der Abtransport der Batterie befohlen. Bis zum 9. Januar 1916 wurde die Batterie dann in Danzig-Neufahrwasser abgestellt, bis sie nach Longuyon transportiert wurde. Dieser Abtransport am 9. Januar 1916 erfolgte unter strengster Geheimhaltung, da die Batterie an der Schlacht von Verdun teilnehmen sollte.
Am 14. Januar 1916 wurde mit der Errichtung eines Hüttenlagers im Bois de Mangiennes begonnen. Ziel der Batterie sollte die Beschießung von La Wavrille sein. Ab dem 28. Januar wurde dann die Stellung für das erste Geschütz am Westausgang von Romagne vorbereitet. Ab dem 7. Februar wurde die zweite Feuerstellung im Thilwald gebaut. Am 12. Februar war die Batterie dann schußbereit.
Am 21. Februar 1916 begann die deutsche Artillerie die Schlacht um Verdun. Auch die Einheit von Stollberg feuerte an diesem Tag Schüsse ab. Auch in den folgenden beiden Tagen wurde geschossen – und das ganz erfolgreich, wie Stollberg schreibt. Dennoch wurden am 24. Februar Vorbereitungen zum Ausbau der Batterie getroffen, denn auf Grund der begrenzten Reichweite konnten keine weiteren Ziele Richtung Verdun, die noch in französischen Händen waren, mehr getroffen werden. Die Suche nach einer neuen Stellung dauerte einige Tage, bis schließlich eine Stellung bei Forges gefunden wurde. Allerdings wurde die Einheit dort durch französisches Geschützfeuer an der Arbeit gehindert, so dass sie auch diesen Ort wieder verlassen musste.
Das Tagebuch am 13. März 1916 – wenige Tage vor der Versetzung Stollbergs. Das Buch wurde bis auf die letzte Zeile beschrieben. Es ist davon auszugehen, dass es noch weitere Bände gab. Allerdings befinden sich diese nicht in meiner Sammlung.
Oberleutnant Stollberg: Tagebuch II (14.10.1915-13.3.1916)
Donnerstag, d. 14. Okt. 1915
Vorm. teleph. Priv. Nachricht, daß Prk. Kp. v. Cöln abtransportiert.
Nachm. teleph. Benachrichtigung durch L. Kdt. Elberfeld über sofortigen Abtransport. Telegr. Nachricht durch Hpt. Z. [Batterieführer Hauptmann Zacke] über Ziel pp.
Abds. 800 Verladen von Mannschaften u. Pferden, sowie Fhrzg., das sich jedoch durch Mißverständnisse beim Ablassen der fertig zusammengestellten Züge auch Bhf. Essen-Nord stark verzögert. Viel Hinundher: telephonieren bis endlich
Nachts 100 der 1. Zg. (Traktor) abgehen kann.
Inzwischen Nachricht v. Chef d. Feldeisenbahnwesens, daß die anderen beiden Züge mit je 12 Std. Abstand folgen sollen.
Freitag, d. 15. Okt. 15.
Früh Verpfl. in Wunstorf (vor Hannover) (ganz ausgezeichnet u. sehr reichlich). Dann weiter über Stendal-Rathenow (Verpfl.) bis Berlin-Moa., wo Nachricht vorliegt, daß Zug liegen bleibt bis Nachts 306. Abds 700 Verpfl.
Nachts 200 dsgl.
Besuch v. Fr. u. B´s.
Sonnabend, d. 16. Okt. 15.
306 ab Berlin über Lichtenberg Küstrin – Kreuz (Verpfl.) – Schneidemühl – Konitz (Verpfl.) – Dirschau – Marienburg
Sonntag 17. Okt.
Dort nachts 100 telegr. aus dem Zug geholt mit dem Befehl von A.O.K. Njemen-Armee: sofort nach Schaulen [Šiauliai] zu kommen.
Bis Elbing noch mit dem Zug mitgefahren, dann ausgestiegen u. auf den D-Zug von Berlin gewartet, der mit 1 Std. Verspätung einlief u. mich 700 über Königsberg nach Insterburg brachte. Dort umgestiegen bis Tilsit.
Hier bei E. I. wegen Autoverldg. nachgefragt, die jedoch erst den flgd. Tg. gehen sollte. Quartier beschafft. Graf Bülow von der E.I. getroffen, der mir sogleich ein Extraauto zur Verfgg. stellte.
Mit noch 2 anderen Herren (Lt. Frh.v. Boineburg u. Lt. Siemon (Zeithain)) in schneller Fahrt durch öde litauische Landschaft bis Schaulen [Šiauliai] (600); dort beim A.O.K. gemeldet u. über die Bttr. Auskunft gegeben.
Z. [Hauptmann Zacke] war noch nicht da.
Mit B.B.A. (Hpt. v. Westernhagen) wegen drehen der Ss-Wg. gesprochen; nachher war es doch falsch von ihm angegeben.
Abds. ins Quartier: Offz. Heim 2, Schadowstr. beim Schaulen-See.
Montag, d. 18. Okt. 15.
Vorm. nochmal zum A.O.K., das mir jedoch kein Auto zur Verfgg. stellen will, um nach Komarischki [Komariškiai] zum I. Res. A. (Obst. Neumann) zu kommen. daher um ½ 11 mit Proviantzug gefahren.
Sehr langweilige Fahrerei auf der eingleisigen Strecke.
In Ponejewitsch [Panevėžys] die Herren d. Verpfl.-Station Wartenburg als Bhf-Kmdt. getroffen, die gleichzeitig als Orts-Kmdt. gerade bei Gerichtssitzung waren.
Weiter in geradezu trostloser, kalter Bummelfahrt im Packwg.. Stdlanger Aufenthalt in Radziwiliski [Radviliškis]. Die Nacht über im überheizten stickigen II. Kl.-Wg. langsam auf der Verschickung nach Sibirien weiter.
Dienstag, d. 19. Okt. 15.
Immer noch langweilige Weiterfahrt. Kalt, trostlos.
Endlich am Nachm. in Abeli [Obeliai]. Zug fährt nicht weiter, auf der Strecke vor uns jedoch ist ein Mun.Zg. stecken geblieben, den unsere Lokomotive, von hinten nachschiebend, weiter bringen soll. Der Packwg. fährt mit, u. so gelange ich mit noch einem Kommando v. rd. 30 M. glücklich gegen 500 nach Jelowka, der Endstation der Strecke nach Dünaburg.
Beim Staffelstab 203, gegenüber d. Bhf., erreiche ich telephg. das G.K. I. Res. A. in Komarischki [Komariškiai] u. erfahre, daß Z. [Hauptmann Zacke] schon am nachm. im Auto dort eingetroffen ist.
Ich lasse mich abholen u. bleibe die Nacht beim G.K. im Gen. Stb.´s Zimmer.
Mittwoch, d. 20. Okt. 15.
Erkunden der Auslademöglichkeiten am Bhf. Jelowka. Um 1000 trifft Prk. Kp. mit einem Teil der Traktoren ein u. wird gleich ausgeladen.
Hpt. Lichter macht Quartier bei u. in Gut Schödern [Šedere].
Wir suchen Feuerstllg. aus am Waldrand 1 km östl. des Gutes u. fahren dann zur Beob. nach Höhe 180 bei Osotschiniki.
Die Nacht in Gut Schödern [Šedere] dsgl. die folgenden.
Donnerstag, d. 21. Okt. 15.
600 trifft Ger. Zg. ein u. wird sogleich ausgeladen, war wegen der falschen Drehung der Bremserhäuschen gr. Schwierigkeiten macht, da immer umgeladen werden muß.
Ich suche mir Beob. in Schußrichtg. am Waldrand bei Vw. Neu Lassen gegen Schlossberg u. Illuxt [Ilūkste].
Die Fhrzg. werden noch vor Abd. bis zur Feuerstellg. gefahren, wo schon die vorbereitenden Arbeiten zum Einbauen des Gesch. getroffen sind.
Exz. v. Morgen kommt beim Ausladen u. lobt das gute Aussehen der Mannschaften.
Freitag, d. 22. Okt. 15.
Wieder vor zur Beob. u. Einrichtung der B.-Stelle (Bau von Hoch- und Unterstand).
Im Laufe des Vorm. trifft 2 Teil des Trakt. Zgs. ein mit Frspr.- u. Beob.-Ger.[,] Schanzzeug pp., sowie die Pferde. Sofort ausladen u. Ltg. legen. Beob.Ltg. durch den Wald hindurch, getrennt zuerst mit Pf. dann mit Mannsch. (Deichsel gebrochen). Auf dem Wege dahin Furt u. Hohlweg an Eisb. wstl. Neu Grünwald.
Sonnabend, d. 23. Okt. 15.
Schießtag (30 Sch.)
Ziel: Schlossberg v. Illuxt.
Sehr sorgfältige u. gründliche Art.-Vorbereitung mit Inf.-Feuerüberfall (neu!) in den Pausen. Der Sturm gelingt glatt. Geringe Verluste. 3500 Gefangene. 23 M.G.
Die Bttr. hat ihren Ehrentag u. zeigt sich mal wieder als die alte 3. Richtung Ia; Bedienung tadellos. Beob. recht günstig. Exz. u. Gen., Vorgesetzte a.A. u. Zuschauer sind einfach hin; nachm. tiefe Bücklinge u. können sich in Lobsagungen nicht genug tun.
Die Beob. von Vw. Neu Lassen am Waldrand war sehr schön. Ein prächtiges Bild, wie das Höllenfeuer auf die russ. Art. eröffnet wird, wie Schuß auf Schuß am Schloßberg einschlägt. Die Feuerpausen auf die Minute genau eingehalten u. einstimmig u. pünktlich prasselt wieder ein neuer Orkan von Eisen u. Blei, von Stahl u. Schwefel auf die in den Unterständen verborgenen Russen. Mienenwerfer krachen dazwischen. Ein Höllenspektakel bricht los, das sich von Min. zu Min. steigert. Ein Volltreffer von uns schlägt in das Gutshaus. Mauern stürzen, roter u. gelber Rauch füllt den Gipfel in Qualm. Neue Massen von Sprengstückchen prasseln in den Park, auf die vordersten Gräben, in die Reserven, in den rückwärtigen Grund. Da springt die Inf. auf u. stürmt vor, eine dichte prabbelnden Linie. Die ersten Russen eilen, die Hände hoch, aus den Gräben auf uns zu u. suchen Deckung in unseren Stellungen, von wo sie angstverstört in Trupps nach uns zu zurückfluten. Neue Inf. springt vor zum Sturm; die erste Welle langt am fdl. Drahthinderniß an, bricht durch, stößt weiter vor bis zum Parkrand. Eine 3. u. 4. Linie wächst aus dem Boden u. drängt hochstehend nach. Frspr. folgen mit ihren Kabeln; Reiter sprengen der Front zu. Einzelne Verwundt. kommen zurück. Bis unmittelbar vor dem Einbruch feuerten die Russen, dann warfen sie die Gewehre fort u. haben die Hände hoch. Graben nach Graben wird genommen. Die Brauerei, das Schloß sind in unserer Hand. Schon überschreiten die Vordersten den Höhenzug u. dringen ins Tal jenseits nach Illuxt vor. Was da geschieht, sieht man nicht. Ein letzter Schuß in die zurückflutenden Kasernen der Russen nach Illuxt hinein, u. auch dies wird unser.
Nur rechts am Waldrand halten die Russen. Starkes Inf. Feuer schallt herüber, die Kuppeln schlagen bei uns am Waldrand ein, klatschen gegen die Bäume u. fahren als Querschläger durch das Gebüsch. Ein Schuß streift meine Leiter, ein anderer geht durch die Protze, hinter der meine Leute geduckt hocken. S. u. St. kommen als Schlachtenbummler, verziehen sich aber schleunigst wieder, als die Kugeln ihnen um die Ohren pfeifen. Im Laufschritt zurück, so daß sie ganz echauffiert beim Chauffeur anlangen u. mit meinem [?] Reißaus nehmen! voilà, globetrotter!
Sonntag, d. 24. Okt. 15.
Nachts lebhaftes Inf. Feuer, da die Russen ihren Rückzug durch das Waldgelände sdöstl. v. Illuxt decken wollen.
Gesch. werden ausgebaut u. mit Rchtg. auf: Skrudelina [Skrudaliena] – W.W. wieder eingebaut (800 – 200). Bau u. Verstärkung weiterer Unterstände, Masken von Tannen u. Strauchwerk.
Ein russ. Flieger, der auf Bhf. Jelowka Bomben ohne Erfolg abgeworfen, überfliegt die Bttr. u. wird durch ein dtsch. Flugzeug vertrieben. Die Feuerstllg. ist nach Aussagen der Herren v. d. Feld-Flieger-Abt. 15 nicht erkennbar.
Ltg. aufnehmen. Dieselben Schwierigkeiten wie beim Legen.
Montag, d. 25. Okt. 15.
Erkdg. u. Wahl eines neuen Beob. Stelle in Schußrchtg. bei Gut Alt Grünwald.
Nachm. Ltg. legen von 122 in doppelter Rchtg.: 1) nach Alt Grünwald, 2.) nach 180.
Auf Höhe sdl. Alt Grünwald wird eine Scheinbttr. gebaut, nach der am nächsten Tg. auch die Russen ihr Feuer hinlenken.
Abds. die Herren v. Fl. Abt. 15 zu Gast. Gr. Saufski. Hpt. Bahr geht endlich aus seiner Reserve heraus, nachdem er mit stoischer Ruhe auch die größten Gläser voll Schnaps ohne Wimperzucken hinter die Binde gekippt hat.
Dienstag, d. 26. Okt. 15.
Nachts Schnee.
700 Bttr. besetzt. 800 Beginn des Schießens gegen Szaszali-W.W.-Skrudelina [Skrudaliena]. (20 Sch.)
Beobachtung nicht besonders günstig. Falsche Orientierung meinerseits; bedingt durch das kein Merkpunkt bietende Waldgelände. Ich halte Timschane [Timšāni] für Skrudelina [Skrudaliena]. Kann aber auch nach richtig eingestellter Orientierung das Schießen nicht unterstützen, da die Einschläge für mich im Wald verschwinden, obschon ich auf der Leiter (8m) sitze.
Das Schießen im allgem. ist auch nicht so stark wie am 23., obschon man einen gleich guten Verlauf erwartet. Wohl kommt eine Unmasse Eisen in die russ. Stllg., aber der gesamte Eindruck ist wesentlich geringer u. schwächer. Auch wie der Sturm der Inf. einsetzt, hat man keinen überwältigenden Eindruck. Nur 1 Linie u. die auch noch dünn, geht vor dringt durch die Drahthindernisse durch u. verschwindet hinter der Kirchhofshöhe vor Szaszali. Der Dunst wird allmählich so undurchsichtig, daß man nicht unterscheiden kann, ob die schwrz. Gestalten, die zurückkommen unsere eigenen abgeschlagenen Inf. ist, od. ob es gefangene Russen sind. Ein Bangen werde ich nicht los, daß der Angriff gescheitert ist. Auch kein Wunder bei der mangelhaften Vorbereitung, bei der geringen Stoßkraft der Inf., denn nur wenige Gruppen kommen nach geraumer Zeit als Reserve zum Vorschein. Rechts, von 158 her, schlägt Flankenfeuer in unsere Gräben, in die vorgegangene Inf.. Das Gefecht im Wald bei Szaszali wird auch immer lebhafter u. deutet auf keinen durchgehenden Erfolg. Die russ. Art. schießt immer heftiger auf unsere Gräben u. auf ihre eigenen flüchtenden Gefangenen, die sich immer noch mehren. Ich schwanke hin u. her in der Beurteilung der Lage. Ich hoffe auf guten Ausgang, ich fürchte es steht schlimm. Der Tg. neigt dem Ende zu. Unbefriedigt geht´s nach Hause. Der folgende Morgen bringt Gewißheit. Nur im N bei Szaszali ist etw. Boden errungen, im übrigen blutig abgeschlagen.
Mittwoch, d. 27. Okt. 15.
Unsere Stimmung ist nicht beruhigt. Das gestrige Schießen war nicht berauschend. Die Rchtg. wird geprüft; stimmt. Die Trigonometer werden angespannt u. messen die Bttr. ein. Wenngleich es sich herausstellt, daß die Waldziehung der Karte falsch ist, so ergibt die Rchtg. doch dasselbe Ergebnis.
Es wird umgebaut, was schon größere Schwierigkeiten bietet als beim 1. Mal, da der Waldboden durch das Schießen nicht besser wird. Gleichzeitig werden die Bremszylinder nachgesehen, die beim gestrigen Schießen Bremsflüssigkeit vorn herausspritzten. Am Nachm. wird, nachdem die Bettung noch etw. geschwenkt worden ist (Mitte Skrudelina [Skrudaliena]),auf aufgeweichtem Boden bei Schnee u. Regen das 2. Gesch. eingebaut, beim 1. die Bremszylinder ausgewechselt.
Donnerstag, d. 28. Okt. 15.
Das 1. Gesch. wird eingebaut, doch kommt es nicht zum Schießen.
Gleichzeitig wird ein Knüppeldamm mit Abzweigungen zu den Gesch. hin vom Wege aus gebaut als Vorsorgemittel bei noch größer werdendem Schmutz u. anhaltendem Tauwetter.
Auswahl einer günstigeren Beob. als bei Alt Grünwald in Höhe v. 180, jedoch nordl. davon.
Gr. Offz. Besprechung, bei der der Mißerfolg des vorgestrigen Tages zur Sprache kommt u. die Mittel erwogen werden, um einem neuen Fehlschlag beim Angriff am 31. vorzubeugen.
Durch die Ziehung eines Fus. Bts. stellt es sich heraus, daß unsere Schüsse recht gut in u. um den russ. Gräben lagen, wo sie von 3 Meßstellen aus angeschnitten wurden. Die Ehre der Bttr. ist also wieder mal gerettet, zum Überfluß beweisen Fliegerphotogr. dasselbe.
Abds. Leuchtraketen am Himmel.
Freitag, d. 29. Okt. 15.
Ruhetag
Nachm. Noch einmal Prüfen der Rchtg., da wir jetzt als Ziele die Kirchhöfe v. Szaszali. u. Timshane [Timšāni] zugewiesen erhalten. Schwenken des Laf. Schwanzes ergibt ausreichende Seitenrichtung. Vorm. Obst. Neumann u. Maj. Pothnagel von Alt Grünwald aus orientiert. Wunderschöner Wintermorgen.
Sonnabend, d. 30. Okt. 15.
Neue Mun. wird in die Bttr. geschafft.
Der angesagte Angriff wird abgesetzt, da Verrat vorgekommen ist u. Überläufer der Inf. die Russen aller Wahrscheinlichkeit nach unterrichtet haben.
Nachm. setzt starkes russ. Art. Feuer ein.
Sonntag, d. 31. Okt. 14.
Nachts verstärkt sich das Feuer. Die Russen versuchen Angriff, über Angriff besonders in Rchtg. Illuxt u. dann vor allem aus den Seen heraus zw. Swenten- u. Ilsen-See. Wurden abgeschlagen. Genaues hört man nicht. Den ganzen Tag über setzen die Russen ihre Angriffsversuche fort, die wir größtenteils stillschweigend übergehen. Nur ab u. zu antwortet unsere Art., im übrigen werden die russ. Angriffe vor unserer Front mit d. M.G. abgeschlagen. Einzelheiten sind nicht zu erfahren.
Allerheiligen Montag, d. 1. Nov. 15.
Das russ. Feuer läßt noch immer nicht nach. Illuxt brennt.
Nachm. plötzlich Alarm. Die Bttr. ist in ¾ Std. schußbereit. Die Beob. jedoch äußerst ungünstig u. hört mit vorrückender Std. gänzlich auf. Zum Schießen kommt es nicht.
Die Russen sollen im S bei der 35. I.D. durchgebrochen sein. Es finden Verschiebungen der Truppen statt. So ganz sicher sind die Leute nicht mehr. Man hört verschiedene ungewisse Gerüchte über die schlechte Haltung der vorderen Linien.
Allerseelen Dienstag, d. 2. Nov. 15.
Ltg. nach Ginowka [Ginovka] gelegt in fdl. Sicht u. im russ. Feuer.
Abds. Befehl zum Abtransport d. Bttr.
Mittwoch, d. 3. Nov. 15.
Gesch. abbauen bei Matsch u. Regen. Man gut, daß Knüppeldamm vorgesehen war. Mühsames Vorwärtsdringen der einzelnen Fahrzeuge auf den völlig aufgeweichten Wegen; z.Z. 2 Traktoren verlegt, Berge mit Seilzug hinauf, nachdem der Schlamm abgeschaufelt war. Am Abd. erst 2 Lasten oben; an 4 Stellen müssen Nachts Posten stehen.
Ltg. aufnehmen u. nachsehen des Frsp.- u. Beob. Ger.
Donnerstag, d. 4. Nov. 15.
Immer noch Tauwetter. Die Fhrzg. werden der Reihe nach unter Schwierigkeiten wie am gestrigen Tg. heraufgeschafft. Nachm. folgen die Lastkraftwg. nach, die von Zugmasch. gezogen werden.
Frspr. Kabel werden weiter nachgesehen u. geflickt. Elemente geprüft u. aufgefüllt, Kasten gereinigt pp.
Abds. bei Flg. Abt. 15 zu Gast.
Elende Bläue.
Freitag, d. 5. Nov. 15.
Total verrückter Tag. Regen, Regen, Regen. In den Stuben regnet es durch, der Kalk der Decken fällt herunter. Es zieht an allen Ecken, Türen, Fenstern. Öfen zu spät angemacht, Essen nicht rechtzeitig auf dem Tisch. Richtige Katerstimmung. Lampen brennen nicht. Azetylen stinkt. Verlorener Freitag.
Am Abd. improvisierter bal paré!
Ananasbowle! Kommersgesang! Melodramatische Vorträge der verrücktesten Art. Alles aus dem Stehgreif. Blödsinnig u. toll, dabei tropft der Regen noch immer durch´s Dach. Blitzlichtaufnahmen des Art. Fßr. 19.
Sonnabend, d. 6. Nov. 15.
Schnee. So ein Wetterwechsel! Langweiliges Warten auf die Ankunft der Züge; dauernde Telephongespräche deswegen, bis in die Nacht hinein. Wieder ein um die Ohren geschlagener Tag ohne rechte Beschäftigung, ohne angemessenen Tätigkeit. Wozu ist man da im Felde? Führen wir überhaupt noch Krieg? Zur fechtenden Truppe soll man da noch gehören, die eis. Krz. I. Kl. bekommen aber Stadtbauräte u. ä. Leutchen in der Heimat. Daß einer von denen aber draußen vorm Feinde gefallen wäre, liest man nicht.
Am Nachm. kommt Hpt. St. mit seinen empfangenen Sachen u. mit Liebesgaben zurück, die ausgesucht u. für Weihnachten aufgehoben werden.
Abds. trifft die Nachricht vom Falle Nisch´s [Niš] ein.
Sonntag, d. 7. Nov. 15.
Ruhe. Schnee. Der gestrige Brand Rchtg. Illuxt hat aufgehört.
Züge sollen ankommen, u. oh Wunder: der 1. Zg. für´s Gerät kommt auch wirklich gegen Mittag an. 200 Beginn d. Verladens., 630 beendet.
950 Abfahrt d. Ger. Zuges „76043“.
Beim Abfahren der Gesch. am Morgen waren die Radgürtel am Boden festgefroren u. mußten mit Feuer aufgetaut werden.
Montag, d. 8. Nov. 15.
Tauwetter. Regen.
Zu Pferd auf grundlosen Wegen über eingebrochene Brücken, durch moorige Wiesen, Schlamm, Schmutz, Dreck und Schmier nach Puschli [Pašuliene?] zum Empfang von 3 eis. Krz. Er war in Pusle, also umgeritten durch glitschigen Schnee, Löcher, in denen die reinste Schokoladenbrühe steht, u.s.w.
Schnee, weiteres Warten auf den 2. Zug, der jedoch noch immer nicht kommt.
Dienstag, d. 9. Nov. 15.
Zug ist im Einlaufen, also wird gepackt u. der Haushalt aufgelöst. Gegen Mittag geht es zur Bahn. Welch´ ein Weg! Durchweg braune Chokoladenbrühe, knöchel- bis knietief. Alle Löcher u. Rillen überdeckt u. jede Unebenheit wird naturgemäß pflichtschuldig vom schwer arbeitenden (1. Gg.) Auto ausgekostet.
Als wir glücklich beim Bhf. Jelowka ankommen, ist natürlich noch kein Zug da, aber Z. [Hauptmann Zacke] drängte mal wieder unsinnig. Schließlich kann bei Regen u. Schneewetter gegen 400 mit Verladen begonnen werden. Z. [Hauptmann Zacke] quasselt selbst dazwischen u. verwechselt mehr, als daß er voran bringt. Unseren gewandten Schirrmstr. hatte er schon mit dem 1. Zg. weggeschickt. Warum? aus Dämlichkeit natürlich. Doch was tut das? Es ist nicht das einzigste Verrückte, was er angeordnet hat. Es geht nur langsam vorwärts. Da holt er mich zur Aufsicht: „ihm wäre es zu langweilig.“ Oha! Also mit frischen Kräften ´ran an die verfahrene Kiste. Nach einigem Krachschlagen meinerseits gelingt es auch, in der Hälfte der Zeit wie vordem die doppelte Anzahl Fhrzg. zu verladen. Jetzt häufen sich die Schwierigkeiten: Schlechts, unvollkommenes Wagenmaterial, so daß ich 3 überhaupt ausrangieren lassen muß. Das Licht geht zudem aus u. an Fackeln mangelt es. Da kommt das Großmaul wieder, ärgert sich über meine Ruhe u. fährt, nachdem er mich erst mal angeblasen hat, mit seinen eigenen falschen Anordnungen dazwischen. Ein Fhrzg. soll drehen; ich sage „ Das geht nicht“. Er „Ich befehle es.“ Gut. Also dreht das Fhrzg. u. fällt im Dunkeln den steilen Hang der Rampe so unglücklich herunter, da0 das Vordergestellt nicht zu drehen geht. Voilà tout. Z. [Hauptmann Zacke] tobt u. schimpft. Das Fhrzg. rührt sich nicht. Wütend rennt er auf u. ab u. verzieht sich endlich wieder. Mit Mühe u. Not kriegen wir den Kasten wieder flott u., – da inzwischen wieder neue Beleuchtung geschaffen ist -, kann das Verladen weiter stattfinden. Um 1100 ist der letzte Traktor auf der Achse, nachdem uns noch vorher ein Rungenwg. beim Überladen aus den Schienen gesprungen ist.
War das ein Stck. Arbeit! 15 Mon. fahren wir auf 5 Kriegsschauplätzen herum, haben noch nie bei Nacht verladen, weil wir wissen, welche gr. Schwierigkeiten dies in der Dunkelheit auf schlechten Notwegen macht, wo man bei ungenügender Beleuchtung keinen Überblick hat u. bald rechts, bald links Gefahr läuft, vom Wgbord herunterzufahren; u. da kommt dieser unfähige u. unwissende Häuptling u. befiehlt Nachts zu verladen. Ja, „mit Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens“, Schiller hat schon Recht.
Mittwoch, d. 10. Nov. 15.
1230 ab, zunächst bis Abeli [Obeliai], wo stdlg. Aufenthalt. Dann weiter. Der Morgen sieht uns in Poniewitsch [Panevėžys] u. in langweiliger Fahrt geht es bis Schaulen [Šiauliai], wo wir Abd. Verpflg. erhalten. Alte Erinnerungen steigen auf an die Zeit vor rd. 4 Wochen, wo ich die gleiche Strecke in entgegengesetzter Rchtg. zurücklegte, stille, frohe Gedanken im Herzen an Glück u. Auszeichnung, Ruhe u. Anerkennung. Und jetzt fährt man die Strecke zrck. Hoffnungslos, ohne I. Kl. u. daheim wundert sich wohl mancher und manch´ eine. Nur immer hübsch nach der Rangliste u. nach guten Fürsprachen, man ja nicht außer der Reihe. O heiliger Bürokratius, der du schon im Frieden so mäßig bist, auch im Krieg bist immer derselbe geblieben. –
In Rasziwiliski [Radviliškis] traf ich übrigens die Herren der Verpflg. Anstalt Wartenburg wieder. Bei ihnen auch einen alten Maj. d. Feldart., der durch seine ironischen Äußerungen mich herausforderte, ihm in recht deutlicher Weise andere Meinung über Fßart. beizubringen, woraufhin er schwieg.
Z. [Hauptmann Zacke] u. Siemons verlassen uns, um im Auto vorauszufahren u. für Quartier zu sorgen. Ich bin neugierig, war sie erreichen. Z. [Hauptmann Zacke] sicher nichts Berühmtes, wie die Beispiele von Brüssel, Cöln u. Berlin zur Genüge beweisen.
Donnerstag, d. 11. Nov. 15.
Vorm. in Prekule.
Achse. eines B-Wg. heiß gelaufen. Wg. m. 2 M. ausrangiert, kommt m. Zg. d. Prk. Kp. nach.
Nachm. in Bojahren.
Traurig öde Landschaft; flach, kahl ud. unregelmäßig bewachsen, dabei überschwemmt, sumpfig. Dazu Nebel, Regen, Feuchte. Höchst unfreundlich u. ungemütlich. Abds. in Memel.
Freitag, d. 12. Nov. 15.
Nachts 200 in Tilsit. Entlausung. Ewig langes Warten. 2x Verpflegung.
450 Nachm. weiter über Labiau. Endlos bummeliges Fahren.
Sonnabend, d. 13. Nov. 15.
700 Vorm. in Königsberg (Verpflg.)
1020 weiter in immer noch Schneckentempo über Braunsberg – (Verpflg.station Güldenboden wird überfahren. Grund? Fahrplan u. tatsächliche Fahrzeiten.) – Elbing Selbstverplg. aus eigenen Küchenbeständ.
Sonntag, d. 14. Nov. 15.
Nachts an in Praust [Pruszcz Gdański].
Von Z. [Hauptmann Zacke] natürlich keine Nachricht da, kein Bote. Die Kdt. Dzg. sagt teleph., daß Bttr. dort abgestellt u. einquartiert wird.
Ich rein mit Vorortzg. nach Dzg. Z. [Hauptmann Zacke] gesucht, der natürlich im verabredeten Quartier nicht ist u. ebenfalls daselbst keine Nachricht hinterlassen hat. Echt Z. [Hauptmann Zacke].
Also zrck. Allgemein Stinkwut. Wir wollen mit dem Ausladen von Pferden u. Autos beginnen. Da trifft Befehl ein, daß Zg. nach Saspe [Zaspa] soll.
Mittags eigene Küche.
1200 an Dzg., wo Z. [Hauptmann Zacke] sogar auf dem Bhf. ist. Beiderseits sehr frgl. Begrüßung. Wohnung bei Schnell mitgenommen. Pfefferstadt 52 b./ Zeuner.
Nachm. Heyertomen u. Kurd getroffen. Mit ihnen zusammen Kaffee getrunken u. alte Erinnerungen aufgefrischt, da wir uns seit 1909 nicht wieder gesehen hatten.
Montag, d. 15. Nov. 15
Vorm. nach Brösen-Neufahrwasser. Nachm. im D-Zg. nach Berlin, wo ich abds. eintreffe u. v. Tr. abgeholt werde.
Dienstag, d. 16. Nov. 15.
Vorm. nach Ihmmdf. wegen Pferdeersatz u. Wintersachen. dsgl.
Bußtag Mittw. d. 17. Nov. 15.
In Ihdf. Rauthe getroffen, der meine Kasernenwohnung besucht.
Bis zum Mittag d. Freitag d. 19.11.15 in Berlin. Buka´s u. Engelberg´s besucht u. Brükner´s, wo ich auch unvermutet ihn antraf, der gerade aus d. Feld auf Urlaub kam.
Mit Tr. in „Trudes Diele“, wo ich 2 Lts. v. 4. Rgt. traf, die 1913 Fahnenjunker waren u. in meine Wohnung Pestalozzistr. eingezogen waren.
Kurz u. gut ein sehr, sehr netter Berliner Urlaub mal wieder, der schöne Erinnerungen weckte u. neue knüpfte.
Auch traf ich m. Wesener zusammen u. konnte mich noch ´mal ordentlich mit ihm aussprechen.
Um überhaupt Deutsche mal wiederzusehen, ist Berlin das schönste Eldorado dazu. Bei Schlempinski der „Ober“ anfangs Aug. 14 eingezogen zur V.B. (Händedruck; giftiger Blick eines Hptms)
Nachm. nach Mgdbg. Hrzl. Wiedersehen mit L. Abds. im Wilhelm Theater „Wiener Blut“ („Franzi“-Li.)
Sonnabend, d. 20. Nov. 15.
Einkäufe. Pelz angeschafft.
Mittags m. Li. bei Danbo u. Richter´s. Nachm. auf meinen Hotelstübchen. Zu Abd. bei Franke, nachher Bols.
Totensonntag Sonntag, d. 21. Nov. 15.
Früh zum Kaffee bei mir.
Vorm. abgefahren.
Mittg. m. Tr. in Berlin, Hohenzollernrestaurant. Erinnerung an 1. Aug. 14
Straßenauflauf u. Umzüge v. Weitem unter d. Linden, die bald durch Polizei zerstört.
Nachm. zrck. nach Dzg.
Montag, d. 22. Nov. 15.
Z. [Hauptmann Zacke] auf Urlaub. Ich Bttr.-F. bis etwa End. d. Monats.
—–
Ruhige Dzg´er Zeit.
Theater: „Der Juxbaron“
„Gasparone“
„Nachtasyl“ v. Gorki (russ. Zustände, wie wir sie z.Z. auch kennen gelernt)
„Jung muß man sein“.
—–
Dumme Kartoffelträgergeschichte. Jeder Hundsfott kann einen beleidigen u. man muß sich womöglich totschießen lassen, nachdem man durch die Schlachten heil durchgekommen ist, nachdem man 100x dem Tod entgegengesehen hat.
Dez. 15.
Am 23. Weihnachtsfeier in Zoppot bei E.K.K. langweilig, zotig, keine Stimmung, obwohl Damen dabei waren.
Am 24. Feier in d. Bttr. Erst Kirchgang in Neufahrwasser (eigenartiger rein liturgischer Gottesdienst, Frage u. Antwortspiel, teils gesprochen, teils gesungen zwischen Pfarrer einerseits, sowie Schulkindern u. Gemeinde andererseits); dann Essen in d. Kaserne, wo ein kl. Bäumchen für uns Offz. brannte. Darauf im Kurhaus zu Brösen gemeinsam Feier mit den Mannschaften. Recht nettes Zusammensein. Gute Vorträge, vor allem ein vierstimmiger Chor. Vorzüglich improvisierte Erzählungen d. Obgfr. Ziegert aus d. Bttr. in satirischer Form, ohne zu verletzen.
Für mich noch keine Weihnachtsstimmung.
1. Feiertag: Sonnabend, 25. Dez. 15.
Vorm. im D-Zg. nach Breslau zu Rauthe´s Hochzeit.
Bis Posen zusammen mit Panic Dr. gefahren.
2. Feiertag: Sonntag, 26. Dez. 15.
Vorm. m Rauthe zusammen.
Mttg. bei seinen Schwiegereltern Dr. Herrmann Besuch gemacht u. mit ihnen gespeist. Sofort reizende Aufnahme gefunden. Sofort ein fröhlicher-herzl. Verkehrston, so daß die Mama selbst bedauert, nicht noch eine Tochter zu haben. Auch die junge Braut mit sehr sympatisch u. mir zugetan.
Kurzum alles nach Wunsch u. ganz allerliebst.
Abds. ein „erster Polterabd.“ im Haus. Gesangs- und Klaviervorträge der Damen, netter junger Mädchen, mit denen man auch erstere Gespräche, tieferen Inhalts führen kann.
Selbst vorgetragen: „Wette von Marienburg“ u. „Tod des Tiberius“. Dank durch Händedruck, dem liebsten Applaus des Künstlers. (Es erinnerte mich so an Li, die es beim 1. Mal auch so machte) Nachher noch mehrfach Anerkennung gehört.
Zum Schluß wurden am Christbaum die Lichter entzündet, u. jetzt zog im traulichen Familienkreise, in dem ich mich so schnell wohl, von Herzen wohl u. geborgen gefühlt habe, auch bei mir beim Gesang der alten Weihnachtslieder die richtige weihnachtliche Stimmung ein.
Eine junge Dame sang noch Rauthe´s u. mein Lieblingslied, das so schöne „mit dem rührenden Refrain: „Vogel fliegt in die Welt hinaus…“
Bttr. wird der 5. Armee zugewiesen.
Montag, d. 27. Dez. 15.
Auf allgemeinen Wunsch bereite ich mich am Vorm. noch für lustige Vorträge nach dem Festessen vor, denn getanzt durfte natürlich wegen der Kriegszeit nicht werden. Da trifft von der Bttr. der telegr. Befehl zur sofortigen Rückkehr ein. 100, u. um 400 sollte d. Trauung sein.
Während sich die Hochzeitsgesellschaft fröhlich versammelte, machte ich traurig meinen Abschiedsbesuch, der mit in d. Tat recht schwer wurde. Vor allem der Abschied von dem reizend, liebenswürdigen Elternpaar, u. beim Handkuß an die junge Frau Oblt., stieg es mir doch heiß in die Augen.
428 ab, nach Dzg. zurück, ungewiß, was los ist, denn auf meinen d.d. teleph. Anfrage hatte ich keinen klaren Bescheid bekommen können. Und dann der Gedanke an mein armes, armes Gretel. Den folgenden Tg. wollte ich noch 1/2 jhr. Trennung wird es mit ihr glücklich zusammentreffen, wollte wir beide unsere Sehnsucht stillen. Wie hatten wir uns gefreut auf dieses günstige Zusammensein! Was hatten wir uns alles zu erzählen! Und jetzt – ein harter grausamer Strich durch alle Liebeshoffnung: durch unseren Wiedersehenstraum….
Auch meine sonstigen Urlaubspläne wurden bös gekreuzt. ich gedachte, Sylvester in Berlin zu feiern u. die Neujahrsnacht bei meinem Tr. zu verleben. ich wollte nach Mdbg. hinüber u. Li überraschen. Ach, was hatte ich nicht alles vor bis zum 2.1.16!
Und nun saß ich im Zg. u. hinter Posen steigt unser Panic Dr. mit ein u. heim geht´s, dem Ungewissen entgegen.
- Dez. 15.
Nachts, nach Mitternacht, kommen wir in Dzg. an. Bttr. ist noch da, von Abmarschbefehl noch keinen Dunst.
Als einzigen Trost finde ich einen Teil meiner Weihnachtspost vor, unter allem anderen besonders Grete´s so schönes Bild u. das so vornehme Cigarettenetui von ihr. Weihnachtsstimmung – Weihnachtsliebessehnsucht!
Und nun folgen die letzten Tg. des Jhr. langsam aufeinander. Warten, warten, warten; von Tg. zu Tg., von Std. zu Std. Bttr. ist verladen, die Koffer gepackt, u. kein Marschbefehl!
So rückt Sylvester heran, das ich mit Schnell zusammen zu Haus zu 4. feiere.
War hat das Jhr. gebracht? Keine Befriedigung für mich u. meinen Ehrgeiz, kein richtiges Arbeitsfeld u. keine Belohnung. Dank meiner Vorgesetzten nicht einmal die I. Kl., dafür aber Ärger u. Mißgunst, Unzufriedenheit u. Arbeitsunfreude.
Sonntag, 9. Jan. 16.
Vorm. Befehl zur Abfahrt bis Longuyon. Strengste Geheimhaltg.
600 soll 1. Zg. gehen. Bttr. hat z. Zt. Verladen. Abfahrt verzögert sich bis 804 ab Hptbhf.
2. Zg. 1100
3. u. 4. entsprechend später.
Nachm. nach kl. Abschiedsfeier à [?].
Kurd kommt noch zum Abschied.
Abds. 1000 Dirschau.
Schlaflose Nacht im kalten Abteil, das erst geg. Morgen warm wird.
Montag, d. 10. Jan. 16.
300 Verpflg. in Komitz.
Trüber, unfreundlicher Tg. In Gegend Schneidemühl Schneegestöber, nachher Regen, Nebel, besonders in d. Warthe-Niederung.
1200 Kreuz Mittags-Verpflgg.
Nachm. mehrfache Überholung durch D- und Personenzg.
Abds. 1100 Berlin. In Neu-Kölln (ehem. Rindorf) Verpflgg. statt 730 1030. O diese L. Kdtr!
Weiter über Grunewald.
Dienstag, d. 11. Jan. 16.
Güsten – Nordhausen (900 Verpflg.)
häßliches, naßkaltes Wetter. Weiter Leinefelde – (schnelle Fahrt, wie Personenzug) – Threysa (Bauern und Bäuerinnen in Tracht) – Marburg; 400 Verpflgg. 600 weiter. 1000 Limburg. 1200 Coblenz. mitternächtiger Rheinübergang. (Caule)
100 Cobern Verpflgg.
Mittwoch, d. 12. Jan. 16.
Cochem – Trier – Diedenhofen, 730 .
Z. [Hauptmann Zacke] kommt u. unterrichtet mich über die Lage u. Aufgaben der Bttr.
Er handelt sich um nichts geringeres als die Belagerung u. Einnahme von Verdun. Eine Aufgabe gleich groß im Erdenken, wie gewaltig in der Anlage u. genial im ganzen Plan der Ausführung. Das 1. Mal, das eine planmäßige, gründlichst vorbereitete Belagerung in diesem Riesenkriege durchgeführt werden soll. Z. [Hauptmann Zacke] und ich fahren im Auto über Longrey nach Longuyon voraus, um Quartier – wenigstens vorläufig – für die Bttr. zu besorgen. Anweisung für die Bttr. Stllg. durch Hpt. Friedel (Btl. Lautenschläger) hart westl. Romagne sous le Côtes.
Quartier bekommen wie in Sorbey durch Ul. 6, Rttm. Graf v. Schmettow, zurecht gemacht. – Abds. zrck nach Longuyon, wo wir beide einquartiert sind in einem confections-Laden; recht gut. – –
Nach langem endlich mal wieder Autofahren. Welch´ Genuß! Noch dazu auf sehr guter gerader Straße, so daß wir ordentlich Geschwindigkeit herausholen.
Wie anders waren die Chausseen (!) in Polen u. Rußland, wo man von einem Loch in das andere fiel.
Bei schönem Sonnenschein begann unsere flotte Fahrt, die sich an Feste Gentringen vorbei allmählich aus dem Moseltal aufwärtsstieg u. und schöne abwechslungsreiche Landschaftsbilder brachte! Da machte sich in der Erinnerung so recht der Unterschied gegen den Osten bemerkbar mit seinen weiten kahlen Ebenen ohne Bebauung, ohne natürliche Bewachsung. Auch die Häuser u. Orte so ganz anders. Dort ab u. zu ein einsames entlegenes Gehöft, ein elender Holzbau mit tiefem Strohdach, hier zusammenhängende Dörfer, Steinbauten mit Schindeldächern u. der typischen frz. Mauer um jedes Grundstück, wo vor jedem Haus nach der Straße zu der Düngerhaufen liegt. Erinnerungen aus der Metz´er Zeit seligen Andenkens.
Leider setzte Regen ein, der auch die folgenden Tage u. Nächte nicht nachließ u. teils als Graupeln, teils als Schnee od. in Gestalt von Nebel u. Feuchte fiel. Der Straßenschmutz war auch danach, aber ganz anders wieder als wir ihn zuletzt in Jelowka kennen gelernt hatten. Z. Zt. dunkel, leicht flüssig, hier hell, zäh, dicker Brei. Untergrund überall hier fest, wasserundurchlässig, daher auch im Sommer gr. Wassermangel, ja Wassernot herrscht u. mithin eine Unternehmung zu dieser Jahrzeit geg. V. ganz ausgeschlossen ist. Der Schaum ein dicker weißlich-brauner Brei, der schwer an den Stiefeln klebt. Im Walde sehr eisenhaltig u. Letteboden.
Donnerstag, d. 13.1.16.
Im Auto vor nach Romagne u. ins bois de Merles zur Auswahl einer Lagerstelle, wo wir unsere Hütten aufschlagen können. Regelung der Lieferungen von Dachpappe, Balken, Stämmen, halbhölzerne Nägeln u.s.w. u.s.w. Durch Pi. B. P. in Romagne, wo wir auch die Zeichnungen anfertigen lassen, u. uns einen Panzerturm zur Beob. sicherstellen lassen.
Zrck. nach Longuyon, um Bttr. zu erwarten, die mit der Mehrzahl der Mannsch. u. Schanzzeug pp. auf Wagen der E.K.K. eintreffen soll. Jedoch erst Abds. um 800 kommt sie endlich in Sorbey an.
Am Nachm. noch in St. Laurent bei der 10. Res. Div., der wir unterstellt sind. Liebenswürdiger Empfang durch Exz. v. Bahrfeldt!
Die Nacht nochmal in Longuyon, wo wir auf dem Bhf. recht gut zu essen bekommen. – Allgemein fällt hier hinter der 5. Armee die Ordnung u. Regelung der kl. und gr. Bedürfnisse auf. Kantinen u. Marketendereien, in denen alles u. jedes zu haben ist, sind fast in jedem Dörfchen, in jeder Stadt. In Longuyon gibt es sogar eine Feldbuchhandlung u. auf dem Bhf. frühs um 900 die Morgenzeitung vom selben Tg. aus Cöln u. Frankfurt. Ferner Waschräume u. Bad, Offz.-Zimmer u. dergl. m.
Genaue Bezeichnung von Ortschaften u. Wegen, Verwarung an eingesehenen Stellen, im beschossenen Gelände. Quartiervorbereitung für die Masse der Inf. Wegeausbesserung u. w. drgl. m.
Freitag, d. 14.1.16.
Zu Gen. Ziethen, Maj. Aust, Hpt. Delius u. Grund (Przemysl) nach Rouvrais, wo uns durch Obstlt. Kämmer 2. Bayer. Fßr. eine andere Hüttenlagerstelle im bois de Mangiennes zugewiesen wird. Auswahl derselben u. Unterweisung der Uffz. und Gesch.-Führer über Feuerstllg. Lagerplatz, Anmarschwege, eingesehen (!) auf Sachsenweg vom Dtsch. Eck aus (Masken daselbst), dsgl. von Pillon nach Mangiennes. Einrichten der Ortsunterkunft.
Zur Flieger Abt. 44 hin wegen Photographieren unseres Zieles: la Wavrille. Daselbst Wittkowski getroffen (Jüterborg). Im Pi. Haupt Park einen 11. Pi., ehemals Kriegsschulkamerad, Oblt. . . .
Sonnabend, d. 15.1.16.
Erkundung d. Beob. St. u. des Ziels auf der Côte. Anweisung durch Hpt. Friedel.
Großartige Anlage der schon eingerichteten Stände. Stollengänge 5m unter der Erde, betoniert, Stahlschwenken, Vorbeton, gepanzerte Sehschlitze u. ä. m. Erdhütten, z.b. „Stiegenhams Froschkeller“. Überhaupt die Bezeichnung von Wegen u. Gesch., z. b. „Kugelbahn“, „Gummikanone“.
Im Auto nach Longuyon zur Erkdg. der Rampenverhältnisse. Einlagen einer Weiche in angemessener Entfernung.
Zum Etpp. Magazin wegen Empfang von Lebensmitteln, die es hier auch reichlicher gibt, auch in Auswahl, als beim [?] Morgen. „Marmeladendivision“ (Herbstsammlung d. vaterländ. Frauenvereins, d. Rot. Krzs. u. a.)
Sonntag, d. 16.1.16.
Weiterbau am Hüttenlager, der z. T. gr. Schwierigkeiten macht beim Graben der Pfostenlöcher, die über Nacht immer wieder voll laufen. Beschränkung im Platz u. im Fällen der Bäume, da noch eine ganze Div. in das bois gelegt kommen werden soll.
Sonst Ruhe für mich. – Am Abd. Stumm zu Gast u. Hpt. Heims, der mit seiner Bttr. in Spingcourt steht. Stumm´s Quartier in Arrancy, café de la Meuse, Yvonne; Bruder frz. genie-Offz., Afrika.
trockenes Wetter.
Montag, d. 17.1.16.
Morgens Fliegerbesuch, der scharf beschossen wird, doch ohne Erfolg.
Nachm. bei Hptm. Delius u. Flg. Abt. 44.
Vorm. beim Lagerbau.
Sonnenschein, der gut abtrocknet.
Dienstag, d. 18.1.16.
Nachts Regen, dsgl. über Tag, der am Nachm. in dichtem Nebel niederfällt.
im Auto zum Pi. P. in Romagne nach Mureau zur Hpt. Luvas 16. u. über Lager-Baustelle nach Longuyon (Sekt kaufen), zu Maj. Aust nach Rouvrais (Anfordern d. Prk. Kp.) u. nach Hause.
Abds. Heims, Wolf u. E. K. K. zu Gast; Feier v. Dankworth´s gestrigen Geb.
Mittwoch, d. 19.1.16.
Dichter Nebel, der als Regen fällt.
In diesen Tagen einer gewissen persönlichen Untätigkeit, denn wegen Regen u. Nebel ist nichts zu erkunden od. zu beobachten, habe ich großen Drang zum Lesen, Bilder-Besehen u. ä. In Longuyon aus der Feldbuchhandlung erstehe ich mir den „Türmer“ u. Velhagen „Monatshefte“ u. finde darin ganz vorzügliche Stücke, so vor allem kraftvolle Bilder von Prof. Arthur Kampf, dem Ernst der Zeit angemessen. Prof. K. bringt ja immer Vorwürfe, in denen ein besonders markanter Zug des inneren Seelenlebens zur Darstellung kommt. Vor mir liegt z. B. sein ergreifendes Gemälde „Wir treten zum Beten…“, das dtsch. Krieger aller Altersklassen im andächtigen Mitsingen dieses – für mich schönsten – Kampfliedes zeigt, jeder Gesichtsausdruck typisch für den Sänger, typisch für den dtsch. Soldaten, typisch für das Volksheer.
Und als Gegenstück dazu sein Entwurf zu dem Mosaikbilde „Abschied“. Der starke, bärtige Landwehrmann, der mit treuem, beruhigendem Blick seiner schmerzerfüllten Frau die Hand zum letzten Abschied gibt reicht. Der alte Greis, der tiefernst, die Hand auf der Schulter des noch unmündigen, neugierig unwissenden Enkels, verloren der ausziehenden Wehrmacht nachschaut. Die Urahne, die den jüngsten Säugling auf den Beinen ihn wie eine Norne das Schicksal seines mächtigen Vaterlandes zu weissagen scheint; sie alle tragen die typischen Gesichter innerer Seelenstärke, die Züge starken Wollens u. sieghaften Vollbringens. –
Ähnliche packend wirkt Michelangelo´s „persische Sibyllen“, die lauschend die Runen der Weltgeschichte aufzeichnet, des Weltgeschehens künftige Lösung vorausahnend, bangend in erwartungsvoller Sehnsucht, in mitleidender Seele auf den Endspruch, den ihr wissender Griffel verkünden darf.
Donnerstag, d. 20.2.16.
Gegen Morgen Regen, der bis in den Vorm. hinein rauscht; über Mittag Sonnenschein.
Unterstellung der Bttr. unter Abschn. C, Rgt. III. Befehlsvergebung.
Weitere Sicherstellung von Baustoffen u. A., vornehmlich Bretter, Dachpappe u. Öfen; ferner Stallzelt.
Pferde treffen nach 2tg. Fußmarsch ein. Im Auto in Billy – Mazeray – Nouillon Pont.
Auf den Feldern viele Raubvögel (Bussarde, Sperber) u. Elster-Schwärme, sowie Scharen von Kolkraben. Ebenso Hasen und in den zahlreichen Waldstücken Wildschweine. Viel Mistelgewächs, Primeln, Schneeglöckchen, Christrosen im Garten.
Freitag, d.21.1.16.
Bau- bzw. Ausbesserung des Weges von der Chaussee zum Lagerplatz. Dazu Steinschlag Abfahren aus Haustrümmern von Mangiennes. 2 Wg. m. Pferden zum Abfahren u. A.
Sonnabend, d. 22.1.16.
Weiterbau am Wege.
Empfang von Knüppelrosten u. Hürden aus Russenlager Dimbley. Abfahren derselben. Versagen der E.K.K.
Gen. Schabel getroffen; dsgl. Hpt. Hasper 6. u. Maj. Neumann [?].
Trübes Wetter, ab u. zu Niederschläge.
2 Pers. Wg. aus Diedenhofen treffen Abds. ein.
Sonntag, d. 23.1.16.
Ich gewinne immer mehr den Eindruck, daß die Armee bisher hier geschlafen hat. Die Vorbereitungen u. Sucherstellungen für den Angriff sind gänzlich mangelhaft u. ohne organisatorische, weite Voraussicht angelegt.
Abds. Hasenessen. Dazu Fhjk. Sasse, Fldw. Hagen und Müller.
Montag, d. 24.1.16.
Reif. wenig Dunst. Sonnenschein. Nebelige Niederschläge.
Auswahl einer Beob. Stelle auf der côte. Weiterbau am Lager u. am Wege. Empfang eines Einheitszeltes. E.K.K. versagt immer mehr.
Nachts 1000 müssen Mannsch. nach Billy zum Abladen von Rundhölzern von der Bahn. Natürlich war es mal wieder nicht so ängstlich. Den nächsten Morgen wären sie auch noch zur Zeit gekommen.
Dienstag, d. 25.1.16.
Zur Verm. Abt. 3 nach Grand Failly. hochinteressant. Dann zur Baustelle. Ferner nach dem völlig zerschossenen Etain, das bös aussieht.
Sehr oft Sicht des Gegners; erst jetzt beginnt man mit Maskenbau, was schon vor 1 ½ Jhr. hätte geschehen können, nein müssen.
Wetter: in früher Morgenstunde Nebel, später Dunst u. Sonnenschein; im allgemeinen ein schöner trockener Tag. Gerade ausgezogen u. hingelegt.
Abds. 1100 Befehl zum sofortigen Abladen des zusammengestellten Per.- u. Trakt.-Zuges in Landres. Um 1200 Abfahrt d. Bttr.-Mannsch. unter mir auf 6 Wg. d. E.K.K. über Spincourt-Avillers. In Landres, 2000. Verfahren in Bertrameix nach Piennes zu infolge ungenauer Karteneinzeichnung.
Der Zug trifft statt 121 um 330 ein. 400 Beginn d. Abladens, das sehr gut von statten geht, wenngleich das Stichgleis zum Rangieren sehr lang ist u. so die Arbeiten verzögert werden.
Kalte Nacht; dunkel, jagendes Gewölk (Siegfried´s Leiche im Rheintal) Minutenland Mondschein. Gegen Morgengrauen Nebel. (Faust I. Ende)
Mittwoch, d. 26.1.16.
Um 900 Bttr. entladen. Auffahren der Fhrzg. auf Chaussee Landres-Ivory.
Gen. Stbs. Offz. v. 9. R. I. D. m. angeblich Gegenbefehl. Im Auto über Mercy-le-Bas – Longuyon zrck. Nachm. ausgeschlafen, da todmüde.
Wetter trocken.
Donnerstag, d. 27.1.16.
Marsch d. Bttr. v. Landres über Longuyon bis Ferme Constantin. Natürlich wieder am Feiertag, wie wir das auch nicht anders kennen. Anfangs gr. Schwierigkeiten trotz sehr guter Chaussee mit den Motoren, besonders mit Lanz-Maschinen. Es ist, wie Vischer sagt in seinem „Auch einer“: „Die Tücke des Objekts“. Bald ist es die Düse, bald der Vergaser od. Unterbrecher, immer die kleinsten Teile, die versagen. Nach der Mittagspause in Mainbottel ganz flotter Marsch bis 600. Die beiden Rohrwg. als letzte Fhrzg. bleiben sehr zrck. Durch Languyon glatt ohne Radgürtel marschiert, da zum Glück kein Steinpflaster.
Wetter gut; bis Mittag bedeckt.
Am Abd. auf der Heimfahrt treffe ich auf einen gr. Auflauf: ein Lastwg. der E.K.K. 6 war mit einem anderen zusammengestoßen. Der Fhr. Eichenberg schwer verletzt, stirbt während des Transports zum Laz. in Noyon Pont. Ein anderer Uffz. d. E.K.K. an Arm u. Hand verwundet, muß zur Heilung nach Dtschld. zrck. Unser Fldw. Glas Splitter in der Hand.
Abds. Sekt u. stille Kais. Geb. Feier.
Freitag, d. 28.1.16.
Ausheben der Bttr. Stllg. in Romagne-Westausgang.
Aufräumungsarbeiten im Hüttenlager.
Sonnabend, d. 29.1.16.
Weiteres Ausheben der Gesch.-Stände. Beginn des Ausbaus der Beob. St. u. des Stollens zur ihr.
Aufstellen eines Einheitszeltes als Stallzelt im Hüttenlager.
Sonntag, 30.1.16.
Fortsetzung des Aushebens der Geschützeinheiten. 2. wird fertig. Straßenausbesserung an den Gesch.
Einzug ins Hüttenlager.
Marsch d. Gesch. mit nur 25 M. Bedienung bis Mangiennes.
Montag, d. 31.1.16.
Die Deckung fürs 1. wird weiter ausgehoben. Marsch d. Gesch. bis Romagne in aller Frühe. Einbau muß wegen klaren Wetters u. der damit zu befürchtenden fdl. Lufterkundung verschoben werden. Ausgerechnet am letzten Jantg. muß das Wetter gut werden u. uns so einen Strich durch alle Pläne machen.
In der Dämmerung Erkdg. der 2. Feuerstellung für den Stellungswechsel bei Ville. Viele Geschoßtrichter längs des Weges, der am Nachm. stark beschossen wurde; ein Feldgesch. in der Wiese bei der Mühle durch Volltreffer vernichtet.
Am Abd. Beginn des Einbaues.
Zur Hülfe 100 M. v. 9/12. Aufbau des Hebezuges 2 Std. Weiteres Einbauen unmöglich wegen der schwierigen Bodens u. der mangelhaften Beleuchtung. Auch ist die Inf. ungeübt im zweckmäßigen zufassen. Der Mangel der angelernten Mannsch. d. P. D. macht sich doch unangenehm bemerkbar.
Dienstag, d. 1.2.16.
800 Beginn d. weiteren Einbaues.
Sehr gr. Schwierigkeiten wegen des zähen Lehmbodens, der die Radgürtel mit Ztr.-Last am Boden festhält. Die Lasten gleiten statt zu rollen, die Zugmannschaften glitschen u. rutschen hin u. her u. haben keinen festen Halt im Matsch u. Dreck. Die 12. Gren. helfen wieder. Große Schwierigkeiten mit dem Seilzug wegen der hohen steilen Bttr.-Deckung. Bäumen reißen mit Wurzelwerk aus; starker Verbrauch an Zugtauen u. Langtauen, Verschleiß von Drahseilen u. Ketten, S-Haken u. Seilrollen. Beide Gesch. gleiten mit Hebezug auf der Bttg. zrk., so daß Drahtseile der Bettg. nicht mit Sporn verbunden werden können.
Rohrung der 1. muß an allen 4 Rädern durch Schlitten- u. Klauenwinden herausgehoben werden. Bohlen haften so saugend am Boden, daß sie durch Brechstangen hochgekantet werden müssen. Viel unnütze Zuschauer, die umherstehen, aber nicht mit zupacken wollen.
800 Aufhören d. Arbeit.
Mittwoch, d. 2.2.16.
Ruhetag.
Die Traktoren u. Leeffrzg. wurden in der Mulde vor Mangiennes neben der Chaussee aufgestellt.
Abermaliges Anfordern d. P.K. zu Vorbereitungen eines raschen Stllgswechsels u. bei demselben.
Donnerstag, d. 3.2.16.
In 2 stg. Arbeit gelingt es nach Verkeilen des Hebezuges u. Hochholen des Sparens mit Laf.-Schwanz durch Ziehen m. Mannsch. u. Wuchten an den Lafrädern, sowie Unterklotzen der Radgürtel die Drahtseilabdg. herzustellen.
Die Erfahrungen beim Gesch.-Zusammensetzen haben gezeigt, daß zur Verhinderung des Zurückgleitens der Laf. auf d. Bttg. bei glitschigem Boden eine geeignete Lage derselben nach vorn sowie sofortiges Unterklotzen der Räder beim Einziehen der Laf. notwendig ist. Stellmuffen als Ger.-Verbesserung der Drahtseile!
Niederlegen des Hebezuges u. Stapeln derselben abseits der Bttr.-Stllg. Alles wird zugedeckt u. gegen Fliegereinsicht mit Käfig überdeckt.
Weiterbau an den Mun.-Deckungen sowie Beob. St. u. des Stollens u. Unterstand.
Am Nachm. sehr gute Fernsicht.
Freitag, d. 4.2.16.
Weiterbau an den Deckungen.
Beginn des Einbaues vom Panzerturm.
Sonnabend, d. 5.2.16.
dsgl.
Sonntag, d. 6.2.16.
dsgl. Die Unterstände für die Bedienung u. der Frspr.- sowie Kartuschraum werden mit ɪ-Trägern eingedeckt, sowie mit Cement- und Sandsäcken.
Montag, d. 7.2.16.
dsgl. Erkdg. der 2. Feuerstllg. im Thilwald, also nicht bei Ville.
Dienstag, d. 9.2.16.
In der Nacht kommt Mun. Zg. beim Dtsch. Eck an. Durch E.K.K. soll Mun. in die Bttr. gebracht werden. Bis zum 900 Abd. sind 73 Sch. in der Stllg. Bei den sehr schlechten Wegen sind die Lastwg. der E.K.K. der Aufgabe nicht gewachsen. Die Wg. bleiben einfach stecken, die meisten Kupplungen reißen.
100 treffen 100 M. der P.K. ein u. werden im Zelt untergebracht, das durch eine weitere Bahn vergrößert wird.
Die 2. Feuerstllg. im Thilwald wird in Angriff genommen. Rchtg. ausstecken.
Ich lege mich mit Influenza zu Bett. Einbau des Panzerturms vollendet.
Mittwoch, d. 9.2.16.
Weiteres Einbringen der Mun. mit Beugelbahn; im ganzen 135 Sch. bis 900.
19 Sch. nachts durch ein Kmmdo. in den Pi.Pk. gebracht.
dsgl. im Thilwald.
Donnerstag, d. 10.2.16.
Weiterarbeiten in der Feuerstllg. u. an der Beob.-St. Mun. bis 154 Sch. i d. Bttr. bis 800.
Freitag, d. 11.2.16.
Eindecken der Räume mit Trägern. Durch Regen sind Teile der Geschoßdckg. umgestürzt, wie überhaupt der Lehmboden nachgibt.
Arbeiten im Thilwald.
Beob. St. dauernd besetzt.
Sonnabend, d. 12.2.16.
Am Abd. d. 11. trifft Nachricht ein, daß 42 Sch. in der Nacht am Dtsch. Eck. eintreffen. Ein Kmmdo. zum Ausladen geht heraus. Z. [Hauptmann Zacke] hat unterdessen alles rückgängig gemacht ohne unser Wissen, so daß es mal wieder zu spät ist. 14 Sch. sind bereits abgeladen. Der Rest geht nach Arrancy zrck., wo er durch E.K.K. aufgeladen u. bereit gehalten wird.
730 Bttr. schußbereit.
1100 Angriff um 24 Std. verschoben wegen schlechten Wetters u. mangelnder Fernsicht.
Die 14 Sch. werden im Thilwald niedergelegt.
Weg zum Hüttenlager ausgebessert.
Die Nacht im Unterstand auf d. Beob.
Sonntag, d. 13.2.16.
700 Bttr. schußbereit.
Angriff wieder verschoben.
Arbeiten im Thilwald.
Lt. Stumm tritt zur Bttr. zrck.
Montag, d.14.2.16.
715 Bttr. schußbereit, Angriff abgesagt. Wegeausbesserung in Romagne. Traktoren in Stand gesetzt.
Durch Armierungsarbeiten wird hinter dem 1. ein Knüppeldamm gelegt.
Dienstag, d. 15.2.16.
715 Bttr. schußbereit. Wiederum wird der Angriff um 24 Std. verschoben.
Sturmtruppen abgelöst. Es klärt sich auf; sehr heftiger Wind der schnell trocknet. Doch wird Angriff wieder verschoben. Abds. regnet es sich wieder ein.
Mittwoch, d. 16.2.16.
715 Bttr. schußbereit.
Angriff wieder mal abgesetzt,
Den ganzen Tag über heftiger Regen.
Abds. Mondschein, klarer Sternenhimmel, helle Nacht. Arbeiten an den Mun. Deckg. Der Frspr. Stand verläuft u. muß abgegraben werden.
Donnerstag, 17.2.16.
Erkdg. einer vorgeschobenen Beob. für Lt. Schnell bei Bttr. Caesar (Buschmann) u. bei 6/Bay. 2 auf 349.
Starke Schneeschauer, Regen, heftiger Wind. Abds. wie gestern. Geg. 800 Flieger, anscheinend Dtsch.
500 Bohlen werden in die Feuerstllg. im Thilwald gebracht.
Freitag, d. 18.2.16.
Einrichtung der vorgeschobenen Beob. bei Buschmann u. Legen einer Ltg. dafür.
Ab u. an Regen. Sollen wir denn garnicht mehr aus der Nässe herauskommen? Da war es ja bald in Rußland schöner, wenn dort nur nicht die trostlose Einsamkeit, die weiten öden Flächen gewesen wären! Ich erhalte Grüße von Oblt. Mundt Flg. mit dem ich vor 1 Jhrzehnt im Bismarck-Gmyn. die Schulbank drückte.
Sonnabend, d. 19.2.16.
Zur Beob., das Wetter ist immer noch schlecht. Wir bleiben im Schlamm mit dem Auto stecken u. wurden durch Lastkraftwagen herausgezogen.
Sehr klarer, heller Himmel u. Sternenschein.
Sonntag, d. 20.2.16.
Zur Beob. Gutes klares Wetter mit Fernsicht. Sonne, zum 1. Mal nach Wochen. Franzosen schießen stark auf C-Kap; wir antworten schwach.
Wunderbarer Mondschein gegen Morgen.
Montag, d. 21.2.16.
alea iacta est. 820 Vorm. Feuereröffnung der gesamten Belagerungsart. Im NO-Abschnitt. 908 eröffnen auch wir das Feuer geg. La Wavrille. 300-500 gegen Herbébois. 400-500 lebhaftes Feuer, bei dem wir etwa alle 2 Min. einen Schuß heraus jagen. Eine großartige Leistung für die tadellose Bedienung der Geschütze. 500 beginnt der Sturm geg. beide Stellungen, der – soweit ich sehen kann – auch gut voran geht. Das Feuer wird auf den Chaumes-Wald verlegt.
Dienstag, d. 22.2.16.
Wegen schlechter Sind erst um 915 Feuereröffnung geg. La Wavrille. 1230-430 Feuerverlegung geg. NO-Ecke Fosses Wald.
Die Franzosen schießen geg. den Ostausgang von Romagne auf die dort stehenden Mrs. von denen sie 2 durch Volltreffer außer Gefecht setzen, an der Blindgänger(!) Chaussee.
Mittwoch, d. 23.2.16.
Schneetreiben. Trotzdem schießt die Bttr. gegen Fosses-Wald. Dicke Bertha u. Bttr.-Plan! Wenn das jmd. vorm Kriege geäußert hätte, wäre er zum Tempel hinausgeflogen. schwrst. Steilfeuer ohne Beob.!
E.K.K. bringt 50 Sch. in d. Bttr., die gleich von Prk. Kp. abgeladen werden.
Bttr. wird Rgt. Weiss unterstellt u. beschießt d. wstl. M.G.-Stand im La Wavrille.
130 Feuerverlegung geg. Fosses Wald, Bttr. 519b u. sdl. davon. La Wavrille wird im Sturm genommen.
Etwa 20 Sch. fallen – genau Strich auf die Gesch. – in der Nähe d. Bttr. nieder. Anscheinend 155 mm Kal. 1 Sch. blind davon vorm 1. Gesch.
Donnerstag, d. 24.2.16.
In der Nacht wird eine vorgeschobene Beob. durch Lt. Schnell in d. SO-Ecke des La Wavrille eingerichtet. Leitung dahin gestreckt; 800 betriebsfähig. Gleich darauf jedoch zerschossen u. gelingt es nicht wieder eine Verbindung herzustellen.
1040 Feuereröffnung geg. Fosses Wald. Wieder ohne Beob. nach Plan geschossen. Ein vorgesch. Beob. von Btl. Bensieg II/20 auf Δ307 meldet richtige Lage der Schüsse.
1145 verlegt 1. Gesch. Feuer geg. Dorf Beaumont. Ballon meldet gleich den 1. Sch. bei der Kirche. 215 Feuer eingestellt.
Es wurden Vorbereitungen zum Ausbau der Gesch. getroffen. Völliges Ausbauen muß noch unterbleiben bis das sächs. Mrs.-Btl. v. neben uns Stellungswechsel nach C gemacht hat.
Erkundung einer neuen Bttr.-Stllg. am Cap u. an der Str. über Ville, da das als neues Ziel zugewiesen Ft. Douaumont aus der Stllg. im Thil-Wald nicht gefaßt werden kann.
Freitag, d. 25.2.16.
Bttr. baut aus. 400 marschiert im Dorf E.K.K. verlädt Mun. u. stellt sich in Sorbey bereit. Einige Schuß noch nach Romagne.
Vergebliches Suchen nach einer neuen Bttr.-Stllg. beim Cap u. bei Soumazzanes, sowie bei Gremilly. Es findet sich nur immer Platz für 1 Gesch. Die in Aussicht genommenen Stllg. sdl. Idicourt an Str. Ville-Beaumont (im Abschn. Stüve) kann wegen Einsicht von der Louvement-Höhe aus nicht genommen werden.
Am Abd. wird Ft. Douaumont gestürmt.
Sonnabend, d. 26.2.16.
Ruhetag. Apell mit Bekleidungsstücken.
Sonntag, d. 27.2.16.
dsgl. Besichtigung d. Punktes 310 im Herbébois u. des La Wavrille (M.G. Stand getroffen!). Recht gute Lage unserer Schüsse. Furchtbare Wirkung!!!
zersetzt, zerschossen, halb verbrannt u. viele Haufen toter Helden….
Das hätten auch dtsch. Nerven nicht ausgehalten.
Festgestellt, daß Karteneintragungen über die Stllgen am Südrand des La Wavrille sowie Bttr. 425 an Meßecke falsch sind.
Montag, d. 28.2.16.
Waffenapell.
Vor zur Erkundung des Anmarschweges über Mancourt nach Fromezey zum Instellunggehen geg. Ft. Moulainville u. sdl. Ein Durchkommen mit dem Auto zw. Azannes u. Gremilly ist völlig ausgeschlossen. Kolonnen sind Morgens aus Azannes abgefahren u. haben sich in 12. Std. glücklich bis Gremilly durchgeackert, wo sie endgültig festsitzen. Ein Lt. der Ordnung schaffen will, wird in dem furchtbaren Gedränge überfahren; tot.
Dienstag, d. 29.2.16.
Bttr. unmittelbar d. XV. A. K. zugeteilt, marschiert über Mangiennes – Billy – nach Vaudoncourt. Dazu die Prk. Kp. Unterwegs Abgleiten des W. u. Sg. Fhrzg. von der Str. Unsere Mannschaften gleich nach Foameix.
Erkdg. der Wegeverhältnisse über Etain hinaus u. Suchen einer Bttr.-Stllg. geg. Ft. Moulainville. Hinzu wird die ganze Linie von Braquis über Herméville [Anmerkung unten auf der Seite: Hüttenlager d. Afrikaner, rund und spitz, Wigwams ähnlich, Geflecht mit Lehmbewurf, nur 1 Tür, keine Fenster.] aufgerollt. Alles vergeblich, da von überall her eingesehen. Fdl. Stllg. mehr als 100 m rings um überhöhend. Es wäre Selbstmord die Bttr. leichtsinnig in dem flachen Gelände einzusetzen. Mldg. in diesem Sinne an Obst. v. Behrendt, der – gleicher Ansicht – ebenso an Gen. Schabel weiter meldet.
Bttr. wird nicht eingesetzt.
Obstlt. Scheck u. Hpt. Hintze getroffen.
Abds. wieder ins Hüttenlager reu, de- u. wehmütig zrck.
Mittwoch, d. 1.3.16.
Ruhetag. Sehr viel Fußkranke anläßlich des ungewohnt langen Marsches von rd. 50 km.
Donnerstag, d. 2.3.16.
Ruhetag. Im Auto nach Longuyon zur Pferdesammelstelle.
Freitag, d. 3.3.16.
Überführung 3 kranker Pferde zur Sammelstelle Longuyon.
Verhandlung aufnehmen.
Zum Pisten revidieren nach Vaudoncourt. Über Longuyon u. Laurent (Post) zurück.
Wittkowski getroffen.
Sonnabend, d. 4.3.16.
Ruhetag.
Sonntag, d. 5.3.16.
Erkundung der Anmarschwege über Etain-Weg nach Morgemoulin für die nächsten 5-6 Tg. unpassierbar, da die dort schneidenden Gräben u. Stützpunkte erst zugeworfen werden müssen. 100 Russen an der Arbeit. Weiter über Foameix – Gincrey – Maucourt bis Ornes. Von dort zu Fuß nach Bézonvaux, das völlig zerschossen ist. Zahlreiche Pferdeleichen auf den Straßen, z. T. noch an umgestürzten Fhrzg. od. Protzen. Eingebrochene Brücken. Für unser Gerät sind die Wege in u. um Bézonvaux nicht fahrbar, ebensowenig die Straßen von Azannes über Gremilly nach Ornes.
in Gremilly Maj. Wiening u. Hpt. Schäfer getroffen.
Montag, d. 6.3.16.
über Montmédy nach Belgien hinein: Lamorteau wegen unseres Mun.-Zuges. Wundervolle Fahrt. Schnee.
Bttr. erhält am Mittag von A.O.K. 5 den Befehl, in Gegend Brabant s. M. in Stllg. zu gehen. Erkundung der Wegeverhältnisse über Stenay – Dun C. u. v. d. Maas bis Consenvoye; Höhe 265 ist gerade genommen.
Die Gesch. rücken bei starkem Schneetreiben von Vaudoncourt ab. Plötzlich einsetzender Frost u. Unmassen von Schnee erschweren den Marsch ungemein, so daß in 7 Std. harter Arbeit nur 2km zrck. gelegt werden. Die Chaussee ist völlig vereist, so daß die Fhrzg. hin u. her gleiten. Bei den Zugmaschinen frieren dauernd die Benzolleitungen u. Ölzuführungen zu u. müssen stets von neuem aufgetaut werden.
Die Bttr. sollte bis Longuyon kommen. Wir finden sie endlich hinter Spincourt zwischen Souillon – Pont bis Vaudoncourt eine völlig eisige Zone, dichtester Schneenebel u. grimmige Kälte, alles stark verschneit, als wäre ein Blizzard niedergegangen allerdings ohne dessen sturmreichen Begleiterscheinungen.
Mannsch. übernachten neben Verwundeten in Kirche Spincourt.
Nachts 130 endlich im Hüttenlager.
Dienstag, d. 7.3.16.
Bei wärmer werdender Luft rückt Bttr. weiter nach u. marschiert im Laufe des Tages bis Longuyon (730) 5 Zugmsch. sind zu Bruch gegangen bei der enormen Inanspruchnahme auf dem vereisten Wege.
Quartier in wiederhergestellten Kasernenräumen am Bhf. Erkdg. Der Maas-Brücken bei Consenvoye. Beim A.O.K. wegen Zuteilung von Zgmsch. der Bttr. Scharf (M7), die jetzt – nach dem 2. Rohrkrepierer – völlig verwendungsunfähig ist.
Es wurden 5 Zgmsch. zugesagt, die auch am nächsten Morgen mit Personal in Marville zu uns stoßen.
Letzte Nacht in unserem so lieb gewordenen, warmen, gemütlichen Hüttenlager, das aus 5 Wochen lang so angenehm behütet hat.
Mittwoch, d. 8.3.16.
Glatter Marsch der Bttr. Auf sehr guter Chaussee über Marville – Jametz – Baalon – Stenay bis Mouzay / 40 km); daselbst recht gute Ortsunterkunft. Die Bag. vermag die Bttr. nicht einzuholen u. verbleibt mit der Prk. Kp. in Marville. Sie hatte gr. Schwierigkeiten, erst mal aus dem Lager auf dem miserablen Wege auf die Chaussee zu kommen u. dann den Berg hinter Villers hinaufzukommen.
E.H.K. 6 fährt nach Stenay, wo 3000 Gefangene abgezählt werden. Erkg. Einer Btr.-Stlg. bei Forges an der Brücke.
Donnerstag, d. 9.3.16.
Bttr. rückt bis Sivry vor u. bei einsetzendem Nebel gleich weiter über die eingesehenen Höhen sdl. dessen bis Conyenvoye.
Bag. erreicht nur Dun.
Erkdg. des Zieles: Ft. Marre u. Belle Epine von Höhe 265 sdl. Forges. Dabei stark beschossen.
Freitag, d. 10.3.16.
Ausbau der Bttr. Stllg. Leitungen legen
1) von der Feuerstllg. nach A.K. Consenvoye,
2) über Gercourt nach Maj. Lindenborn als Vermittelung mit Romagne, Gen. Meckel,
3) zur Beob. Stelle.
Ausbau der Beo. St. bei einem alten frz. Unterstand.
Am Nachm. wird die Sicht völlig klar. Der Weg zur Forges-Brücke wird von dem noch immer nicht genommenen „Toten Mann“ eingesehen, u. so kommt starkes frz. Feuer anscheinend 155 mm Beifang in die Bttr. Stllg. Ein Volltreffer schlägt in die Deckung beim 2. Gesch. 9 M. z. T. schw. verwundet. Ein 2 Volltreffer schlägt beim 1. Gesch. ein. Pferde v. Beob. Wg. gehen durch. Ich führe die Bttr. aus dem Feuer zurück. Alle Ltg. zerschossen.
Unterdessen Maas-Überquerung der Gesch.-Fhrzg. Anhalten derselben. Ein Einbauen der Hebezüge kann unter den Verhältnissen nicht stattfinden, bevor nicht der „Tote Mann“ genommen ist.
Frspr. Patr. im Forges-Wald mit Gasgranaten beschossen.
E.K.K. 6 rückt nach Brenilles.
Sonnabend, d. 11.3.16.
Nach persönlicher Rücksprache mit Gen. Meckel Befehl zum Zurückgehen der Bttr. über die Maas. Im Abd.-Dämmer wird das letzte Fhrzg. zrck. gezogen. Ein weiteres Zurücknehmen der anderen Fhrzg. lassen die völlige Dunkelheit u. der gesteigerte Kolonnenverkehr nicht zu.
Sonntag, d. 12.3.16.
630-845 Warm. werden alle Fhrzg. über die Maas zrck. gebracht u. in Consenvoye aufgestellt. Sehr interessanter Fahrversuch, der zeigt, daß die Wiege- u. Spann-Fhrzg. sich am besten steuern lassen, weil dann ihre Lasten auch sinngemäß verteilt sind: die leichtere Last vorn. Am schwersten sind beim Rückwärtsfahren Bettungs- u. Opr.-Wg. zu lenken.
Erwägung eines Instellunggehen beim Orte geg. den „Toten Mann“. Abgelehnt wegen Gefährdung der 6. A.
Zur Regelung des Mun. Nachschubes nach Montmédy zum Bba. u. zum Abstellbhf. Lamorteau. Also zum 2. Mal in Belgien. Den Nachm. auf Friedhof II. in Dun, wo Hpfldw. Müller begraben liegt: 582.
Montag, d. 13.3.16.
Instandsetzen des Radgürtelgeräts u. Reinigen der Fhrzg.
Erkundung einer seitl. Beob. bei Brabant s. M. u. Samogneux geg. Ft. Marre.
Prk. Kp. beschafft Holz zum Bttr.-Deckungsbau.
Lose im Tagebuch liegende Seiten
D. 23.1.16
Bei hellem Mondschein lag früh morgens die Gegend in dichten Nebel gehüllt. Schwer wollte er in den Tälern, braute dick in den Ortschaften, lag zäh um jeden Baumwipfel, jede zackige Erhebung. Allmählich schaffte die aufgehende Sonne Tageslicht, aber die grauen Schwaden wichen nicht, lasteten nur schwerer über der dampfenden Erde.
Bald zogen sie lichter um den Gang einer Höhe, ballten sich dieser im Grund warm nächsten Hügel, bald ließ der Boden die Umrisse eines nahen Berges unscharf erkennen, dessen schwarzen Baumtraum wie ein dunkler Atollring sich in weiter Runde zum Kranz vereinte.
Den ganzen Traum währte dies stille wechselnde Ziel, dauerte dieser stumme wogende Kampf zwischen Sonne u. Nebengebilden, zwischen dem strahlenden Licht des Tages gegen die dunklen Schemen der weichenden Nacht. Die unfaßbaren jagenden Nebelreiter glitten lautlos über jedes Hindernis, zogen in geschlossenen Zügen über Höhen u. Hügel, ballten im grauen Knäuel sich wogend wirbelnd um die zackigen Dornenhecken, um kahles Astwerk, um rostiges Drahtgewirr…
D. 23. u. 24. ohne Beob. geschossen wegen Nebel. Trotzdem gut gelegen, seitlich wie der Länge nach; z.B. geg. Beaumont gleich mit d. 1. Sch. an der Kirche gelegen. Dsgl. gut im Fosses-Wald nach Angaben des Beob. auf Höhe 307. Bald werden wir noch zum nächtlichen Schießen übergehen. Planschießen m. dem schwst. Kal.! Wer hätte das je gedacht?
Als wir am 24. geg. 430 zur Erkdg. der neuen Feuerstellg. vorfahren, treffen wir unterwegs den Stb. d. 25. I.D. der m. d. Auto festsitzt, weil der Tank ausläuft. Wir nahmen Exz. . . . m. 1 Adj. nach Ville mit. Unterwegs begegnen uns unsere Bttr.-Fhrzg. Nachher zahlreiche Franz., die in kl. Gefangenentrupps uns entgegen kommen. Viele Afrikaner darunter, Turkos m. rotem Fes, Zuaven m. weiten Pluderhosen; z. T. m. engl. Mänteln bekleidet, z. T. alte blaue. Alle den Stahlhelm auf, der weithin blitzt.
v. d. Osten (Kons.) im Preuß. Landtag[:]
am 23.2.16: Da hat die Dicke Bertha schon 3 siegreiche Kampftage vor Verdun gehabt!!!
„… Der Abgeordnete Ströbel hat von einer Maske für die Interessenpolitik in einem Augenblick gesprochen, wo mit überwältigender Einmütigkeit festgestellt worden ist, daß unsere Industrie u. gerade unsere Rüstungsindustrie, den Neid u. die Bewunderung der ganzen Welt erwirken u. Außerordentliches geleistet haben. Wie jämmerlich sind doch die Angriffe auf die Firma Krupp wo deren gewaltigen Leistungen zusammengebrochen. Denken Sie daran, wie die Dicke Bertha im Sturm die fdl. Festungen niedergeworfen hat. Wie kann man sich im Landtag hinstellen u. sagen, das sei die Maske für die Interessenpolitik. (Stürmische Zustimmung bei den bürgerlichen Parteien)