Alfred Krah – Soldat bei der Flugabwehr im 1. Weltkrieg – Teil 1 (Kriegstagebuch 11. Juli 1915 bis 22. Mai 1916)

Alfred Gustav Krah wurde am 20. April 1896 in Elbing (Verwaltungsbezirk Danzig) geboren. Am13. Oktober 1914 ist Krah als Einjähriger Freiwilliger in der stehende Heer bei dem 13. Rekruten Depot des Feldartillerie Regiments 48 eingetreten. So heißt es zumindest in einer von Krah angefertigten Abschrift seines Soldbuches. Er wurde am 5. Dezember 1914 vereidigt und am 22. März 1915 zur 3. Ersatz-Batterie versetzt.

Am 14. August 1915 rückte er als Kanonier mit dem M Flakzug 26 ins Feld. In seinem Kriegstagebuch erwähnt er, dass die zwei Ballon-Abwehr-Kanonenzüge am 11. März 1915 abmarschbereit waren. Sein erster Einsatz erfolgte in Amelécourt nordöstlich von Nancy. Am 2. Februar 1916 erfolgte dann ein Stellungswechsel zunächst nach Straßburg. Von dort aus ging es dann nach Heiligblasien (Saint-Blaise-la-Roche) in den Vogesen. Die Einheit hatte ihre Flugabwehrstellung am Hohenlohe-Turm. Bis zum Ende des Kriegstagebuches am 22. Mai 1916 erfolgte kein Stellungswechsel mehr.

Alfred Krahs Kriegstagebuch ist anscheinend nicht vollständig überliefert. Der erste Teil, der in diesem Blogbeitrag veröffentlich wird, deckt den Zeitraum vom 11. März 1915 bis 22. Mai 1916 ab.

Der andere erhaltene Teil geht vom 28. Juli 1918 bis zum 22. November 1919. Am 23. September geriet Alfred Krah in Palästina in englische Gefangenschaft und verbrachte diese dann im Kriegsgefangenenlager Tel el-Kebir im heutigen Ägypten. Dieser Teil wird in einem gesonderten Blogbeitrag veröffentlicht.

Im zweiten Band des Kriegstagebuches findet sich Krah militärischer Werdegang, den er wohl eigenhändig verfasst hat:

Militärische Personalnotizen

3. Okt. 1914 Eintritt bei F.A.R. 48 Rekr. Dep. III.

Mitte März 1915 Versetzung in III. Ers. Batt.

14. Aug. 1915 Ausrücken ins Feld mit M Flak Zug 26

27. Okt. 1916 Verleihung des F.A.R i Br

17. März 1917 Ernennung zum überz. Gefr.

4. Juni 1917 Verleihung des E.K. II. Kl.

1.-31. Juni 1918 Kursus für Eig. Bericht der Flakgruppe 40 der IV. Armee

18. Febr.-7. März 1918 Lazarett Ahlst

22. Febr. 1918 Versetzung nach Flakea I.

11.-31. März 1918 Flakea I Frankfurt/M

31. März 1918 Versetzung zu Flakzug 96

12. April 1918 Meldung bei Flakzug 96

28. Juli 1918 Abfahrt nach N. zu Flakjunker 55

8. Aug. 1918 Versetzung zu Flakzug 177

23. Sept. 1918 Gefangennahme

Militärische Personalnotizen von Alfred Krah im zweiten Band seines Kriegstagebuches

Kriegstagebuch vom 11. März 1915 bis 22. Mai 1916

Nachdem wir, d.h. die 2 B.A.K. Züge [Ballon-Abwehr-Kanonenzüge] von Mittwoch d. 11. Juli ab marschbereit waren, konnten wir endlich die Reise ins Feindesland am Sonnabend, den 14. Juli 1915 nachm. 622 ab Verladerampe des Neust. Bahnhof in Dresden beginnen. Kurz fast zu kurz war der abschied am Sonnabend morgen ½ 5h gewesen. Nachdem wir von der Regimentskapelle zum Bahnhof gebracht worden waren und Pferde und Geschütze verladen waren ging es unter Jubel ab. Nachts gegen ½ 11h kamen wir nach Chemnitz,  wo wir vom Roten Kreuz gespeist wurden. Bald ging es weiter. Am Sonntag morgen kamen wir in Hof, also schon in Bayern, an. Am Mittag waren wir in Nürnberg. Nachmittags fuhren wir über die württembergische Grenze. Den Rhein passierten wir leider nachts, so daß wir nichts davon sahen. Wir wußten nun wenigsten, daß wir nach Lothringen kamen. Gegen 10h vorm. kamen wir an unserer Endstation Schâteau-Salin [Château-Salins], einem kleinen, hübschen aber schon echt franz. Aussehendem Städtchen an. Wir luden die 16 Pferde aus und spannten sie vor unsere 2 Geschütze und 1 Munitionskarren. Zuerst möchte ich noch die Mannschaften angeben, mit denen ich mein weiteres Feldleben verbrachte:

Hauptw. + Zugführer: Herr Hauptm. Freund

Entfernungsw. Unteroff.: Einj. Hauptm. Frey

Entfernungsw. Gehilfe: Kriegsfr. Grothusen

I. Geschützbedienung:

Gesch.Führer: Einj.Freiw. Unteroff. Lewicki

Kanon. 1: Einj. Freiw. Schiebler

Kanon. 2: Gefr. Bäuchler

Kanon. 3: Kan. Zimmermann

Kanon. 4: Kan. Hofmann

II. Geschützbedienung:

Gesch.Führer: Einj. Freiw. Unterof. Feldhauer

Kan. 1: ich

Kan. 2: Einj. Freiw. Wittlinger

Kan. 3: Einj. Freiw. Reinhard

Kan. 4: Kan. Christmann

Weiterhin haben wir 6 Fahrer:

I. Gesch: Hartmann, Förster

II. Gesch: Werkling, Andres

Mundsack, Hauschild

Nachdem Herr Hauptmann mit anderen Offizieren Stellung gesucht hatte, fuhren wir bis ins nächste Dorf, d.i. Amélécour [Amelécourt]. Hier bekamen wir aus einer Infant. Feldküche Mittagessen. Nachmittags fuhren wir in Stellung (siehe nebenst. Skizze).

Zum Schießen kamen wir nicht, denn entweder sahen wir überhaupt keine Flieger oder weit entfernt vorüber. Trotzdem hatten wir viel zu tun, denn wir mußten wie immer richtig früh unsere Unterstände ausschachten. Der kleine Unterstand ist eingerichtet, wie nachfolgende Skizze zeigt:

Während der ganzen Woche konnten wir nun Flieger in großer Entfernung sehen, also kamen wir nie zum Schuß. Ein Tag glich also dem andern auch der erste Sonntag im Feld war ein Sonntag der Arbeit. Man steht um ½ 3h auf und legt nach getaner Arbeit wieder in einen alten verlassenen, zugigen Unterstand, in dem es von Mäusen wimmelt, schlafen. So kam denn endlich der 25. Aug. der denkwürdige Tag. Morgens bekam ich die erste Feldpost, einen Brief von Hans Naumann. Es war wohl gegen 10h als uns von allen umliegenden Orten Flieger gemeldet wurden. 20 feindl. Flieger und noch mehr oft wurden gemeldet. Bald sahen wir auch welche, von denen einzelne in unser Feuerbereich kamen. Wir schossen das erste Mal. Nach etwa 80 Schüssen hörten wir den Motor nicht mehrlaufen und sahen das Schwanzende in die Höhe klappen. Der Apparat senkte sich und ging in steilem Gleitflug nieder. Wie uns bald gemeldet wurde ging er vor unserer Artillerie nieder, un[d] das er gänzlich zerschossen wurde. Also den 1. Flieger hatten wir heruntergeholt. Ein schöner Erfolg. Bei der Beschießung eines . Fliegers bekam mein Geschütz leider eine Ladehemmung infolge schlecht gegurteter Patronen. – am 26. Bekam ich das erste Paket, meinen Regenmantel und eine Karte von Lotte. Sonst nicht besonderes. Am 27. hatten wir überhaupt nichts zu tun. Es war ein ganz fauler Tag.

Der28. Aug. brachte wieder Arbeit. Gegen 11h kam in Richtung Schâteau ein franz. Flieger. Ehe wir es uns versehen hatten, warf er 2 Bomben ab. Wie bald bekannt wurde explodierte nur eine Bombe. Die andere war ein Blindgänger, der im Pflaster stecken geblieben war. Die andere Bombe aber tötete 5 Personen darunter 2 Artilleristen und verwundete 2 Personen schwer. Einem Mädchen wurde der Leib aufgerissen, und der anderen Person ein Bein abgerissen. – Wir beschossen den Flieger. Leider trafen wir nicht, da er sich gleich in große Höhe begab. – Der Mittag war ruhig. Wie schliefen das erste Mal im neuen Unterstand.

Der 29. Aug. ein Sonntag, der 3. im Feld, brachte wenig Abwechslung. Während des Vormittags regnete es. Trotzdem machte sich ein Kamerad von 84en Art., die uns seit einer Woche zur Hilfe beigegeben waren, auf, um eine Eule zu fangen. Etwa 30 m von unserer Stellung befindet sich ein zerschossenes Gehöft. In diesem hausten 5 Eulen. Eine davon schoß er am Freitag vormit. und gab sie nach Straßburg zum ausstopfen. Heute brachteer nun tatsächlich eine lebende Eule an. Wir verwenden einen geräumigen Käfig, in den wir sie setzten, der Nachmittag war wieder eintönig.

Am 30. Aug. war das Wetter vorm. auch nicht viel besser als am Sonntag. Trotz des Regens und der Winde ging ich an die Quelle und wusch mich fast ganz. Ich zog der erste Mal im Felde reine Unterwäsche an, was eine Wohltat war, denn die alte Wäsche war durch Schweiß nahezu schwarz geworden. Nachmittags mußte ich mit Christmann und Reinhard nach Schâteau-Salins, um bei der Abteilung Art. 84 ein Rockgeschirr umzutauschen. Zuerst gingen wir in eine Weinstube, wo Christmann so viel trank, daß ziehmlich angeheitert daraus kam. Auch ich trank 1 ½ Fl. Dann gingen wir, aber ohne Christmann, da er Post hinauf schaffen mußte, Einkäufe machen. Unterwegs trafen wir Grothusen, der Frey Blutvergiftung durch Wespenstich im Lazarett besucht hatte. Wir gingen nun zusammen nach „Stadt Metz“ wo wir zu Abend aßen und wir einen Liter Wein tranken. Gegen 9h waren wir wieder zu Hause im neuen Unterstand.

31. Aug. Vormittags nichts besonderes. Nachmittags zogen wir in den neuen Unterstand ein. Nachts hatte ich von 9h-11h Wache. Nebenstehend unser neuer Unterstand.

1. Sept. Der Vormittag verlief eintönig. Nach dem Essen gingen Wittlinger und ich in den Wald und schossen unsere Revolver ein. Heute fasten wir auch unsere 2. Kriegslöhnung (5.30M) Abends flogen einige deutsche Flieger über uns hinweg. Feindliche bekamen wir heute nicht zu sehen.

2. Sept. Wie schon lange geplant wurden jetzt die Ruhetage eingerichtet. Wie ich wohl schon erwähnt habe, gibt es jetzt für jedes Geschütz Bedienungsmannschaften. Abwechselnd haben diese nun Dienst. So kommt es, daß die, die 48er Leute den ersten Ruhetag haben. Wir sitzen, da es ja einmal regnet, beisammen in unserm Unterstand und vertreiben uns die Zeit mit Kartenschreiben in die Heimat, Kartenspielen, Zeitungslesen (die neueste ist die vom Sonnabend). Sonst ist nichts besonderes.

3. Sept. Wieder schlechtes Wetter. Früh machte ich das Geschütz rein. Nachmittags bauten wir einen Knüppeldamm vor dem Unterstand zur Küche. Sonst nichts neues.

4. Sept. Es regnet von früh an ununterbrochen. Wenn man aus dem Unterstand in die Höhe kommt versinkt man bis an die Knöchel in den Dreck. Da hier alles Lehm- und Tonboden ist, ist nach dem wenigstens Regen eine furchtbare Schmiere. – Nachmittags gingen wir 4 Einj. nach Château Salins, um verschiedene Einkäufe zu besorgen und einige Lokale zu besuchen. Im großen und ganzen war es aber öde. Als ich abends nach Hause kam war ein Paket von Mutter, das erste, da.

5. Sept. Wieder ein Sonntag, der 4. Im Felde. Morgens standen wir 48er um 5h auf, denn wir hatten heute Dienst. Vormittags holten wir Knüppel, um den Weg weiter zu bauen, Machmittags wäre auch nichts besonderes zu verzeichnen.

6. Sept. Ein sog. Dienstfreier Tag. Morgens bauten wir unsern Knüppelweg weiter. Es war ein lebhafter Fliegerbetrieb. Wir schossen aber nicht, da alle zu hoch waren. – Nachmittags gingen wir alle zus. Nach der Saline in Château-Salins, um zu baden. Es war geradezu herrlich unter den Brausen. Abends kehrten wir zusammen zurück. Abends von 11h-1h hatte ich Wache.

7. Sept. Morgens reinigte ich mein Geschütz gründlich und baute dann den Knüppelweg weiter. Nachmittags schlief ich bis 4h dann weitergebaut. Heute nachm. Bekam ich 2 Pakete von Mutter. Sonst nichts besonderes.

8. Sept. Da Ruhetagerst im ½ 7h aufgestanden. Unteroff. und Hauptm. ritten bis Mittag spazieren. Wittlinger und ich bauten Orientierungstafeln. Nachm. nichts besonderes, als 84er, die Dienst hatten, beschossen feindl. Flieger. Dieser Machte schleunigst kehrt.

9. Sept. Nichts besonderes.

10. Sept. Nichts besonderes.

Morgens gingen Steffen, Wittlinger und ich in die Schützengräben und Unterstände vor unserer Stellung um Bretter zu holen. Nachmittags bauten wir unseren Unterstand weiter, d.h. den Anbau.

11. Sept. Vormittags Karabiner gereinigt, da nachm. Apell. Sonst nichts neues.

12. Sept. Wieder ein Sonntag. ½ 8h gingen Unteroffz. Feldhaber, Wittlinger, Schiebler, Zimmermann und ich weg, um in Amelécourt die Kirche zu besuchen. Unten gesellten sich noch die Fahrer Andres und Förster zu uns. Die Kirche war voll. Vorn saßen Offiziere. In der Kirche waren noch all die Schmuckgegenstände einer kathol. Kirche. Die Predigt war recht nett, wenn sie auch kurz war. – Dann gingen wir wieder hinauf zu unserem Unterstand. Hier fand ich gleich Post von Naumann, Trude Hachenberger und Siekwitz vor. – Nachmittags machten Schiebler, Wittlinger und ich einen netten Spaziergang zum großen Blockhaus, das einst die Bayern bauten. Dort wurden wir auch von einem zufällig anwenden bayr. Unteroff. photographiert. Dann gingen durch den Schützengraben der längs der Straße Château-Fresnes sich hinzog. Sonst war nichts neues,

13. Sept. Wir haben wieder Dienst. Also 5h aufstehen und alles in Ordnung bringen. – Eben sind wir mit Kaffeetrinken fertig, als Alarm gepfiffen wird. Wir rennen also zu den Geschützen. Leutnant Wiedmer von 84, der gleich Dienst hat, ist eben beim Waschen. Es hat den Oberkörper entblößt und kommt so, sich noch im Laufen einen ergriffenen Mantel anziehend, zu den Geschützen gerannt.

Also nun laden. Der Hptm. ist auch zugegen. Ich bin nun auch eifrigst bemüht ein Geschoss in den Lauf zu bekommen. Aber mein Zubringer will heute keine Patrone fassen. Bis ich endlich mit dem Hammer dreinschlage. Endlich geht es das andere Geschütz hat längst gefeuert. Der Hauptmann flucht und schimpft. Der Leutnant wettert und wirft die Kommandotafel hin. Bei mir gehts jetzt. Da stockts beim andern Geschütz, also heute Pech über Pech. Die Flieger surren über uns hinweg und wir treffen nichts. Endlich wird wieder Ruhe. Wie wir später erfuhren hat ein Flieger 3 Bomben über Château-Salins abgeworfen, ohne Schaden anzurichten.

Das war im Großen und Ganzen ein großer Witz. Vom Leutnant wurden ganz dämliche Kommentare gegeben, sonst hätten wir etwas treffen müssen. – Nachm. gurteten wir sämtliche Geschoße.

14. Sept. Um 7h standen wir erst auf. Ich hatte Stubendienst. Den ganzen Morgen schleppten wir Feuerholz herbei. Nachmittags fing es an zu regnen. Wir konnten nichts anfangen. Von 9h-11h hatte ich Wache.

15. Sept. Heute wieder mal Dienst. Ich werde als Telephonist ausgebildet, da einer auf Urlaub ist. Die Franzosen beschießen heute vormittag stark Salonnes. Nachmittags Holz gehackt.

16. Sept. Vormittags Holz gehackt. Nachmittags nach Amelécourt gegangen, wo der Stabsveterinär Pferderevision über unsere Pferde abhielt. Sonst nichts besonderes.

17. Sept. Heute vormittag gefaulenzt. Von Erich die erste Karte erhalten. Nachmittags auf Flieger gewartet, die nicht kamen.

18. Sept. Vormittags Holzstämme für Feuerholz herbeigeschleppt. Nachmittags mit Feldhahn, Schiebler und Wittlinger in die Saline bei Château Salins in Wannen gebadet. Wache von 11h-1h. Herrliche Mondnacht.

19.Sept. Heute Dienst. Im Laufe des Vormitags klärt sich das Wetter auf. Wir warten auf Flieger. Wir bekommen aber nichts zu sehen, da starker Wind weht. Nachmittags gegen 4h hören wir feindliche Flieger. Wir können aber nicht schießen, da alle zu weit sind. Alle kreisen über Hampont, da dort im Walde schwere 38cm Geschütze aufgestellt sind. Davor sind Scheinstellungen. Darüber kreisen jetzt die Franzosen. Plötzlich hören wir einen starken Kanonenschuß. Einige Zeit danach sehen wir bei der Scheinstellung eine graue Rauchwolke aufsteigen. Dies wiederholt sich gegen 40 Mal. Die französ. Batterien beschießen also über uns hinweg die Scheinstellung. Am Horizont sehen wir 2 französ. Fesselballons. – Sonst nicht besonderes. Abend weht ein kalter Wind. Es ist recht kühl.

20. Sept. Nichts besonderes zu melden. Die Franzosen beschießen wieder Scheinstellungen Hampont.

21. Sept. Vormittags sind wir bei den Geschützen. Wir sehen auch Flieger. Sie kreisen wie in den letzten Tagen immer über Hampont. Aber kein Deutscher läßt sich sehen. Wir können nicht schießen, da sie zu weit sind. 3h nachm. kam der Schimmel (Löhnung). Sonst am Tage nichts neues.

22. Sept. Vormittags nichts besonderes. Gegen ½ 11h klingelt das Telephon. Herr Hauptmann wird dem A.O.K. gewünscht. Dieses befiehlt, daß wir unsere Stellung wechseln. Wir sollen nachm. 5h auf dem Marchant dem Standplatz von B.A.K. 18 (franz. Lewy. rohrgeschütze). Das hieß es nun schnell alle Sachen zusammenpacken, denn um 2h war Abmarsch. Vor 5h waren wir da und stellten unsere Geschütze auf. Diesen Abend konnten wir nicht mehr schießen, obwohl einige Flieger kamen. Auch große deutsche Kampfflieger kamen und schoßen mit den Masch.-Gewehren.

23. Sept. Heute hat wieder 48 Dienst, gegen 11h beschießen wir mit nur 5 Schuß einen franz. FarmanDoppeldecker. Nun eine Skizze unserer neuen Stellung:

Nachm. war nichts besonderes.

24. Sept. Morgens schossen wir wieder. Unsere Schüsse lagen besser als sonst. Nachmittags gingen Unteroffz. Feldhahn, Wittlinger und ich nach Vic. Um 2h marschierten wir ab, quer auf die Straße, die von Château-Salins nach Salonnes führt. Über der Straße hinwegsteht ein größeres zerschossenes Haus, wohl früher eine Mühle. Natürlich gingen wir hin um sie zu besichtigen. Das halbe Dach fehlte. Einige Granaten hatten hinein geschlagen. Innen war es zum Teil ausgebrannt. Doch gab es auch noch leidlich erhaltene Zimmer. Wir fanden auch den in franz. Häusern typischen Raum der durch einen Lichtschacht der durch´s ganze Haus geht. Wir gingen dann weiter über Salonnes, wohin die Franzosen vor einigen Tagen hingeschossen hatten. In 1 ¼ Std. erreichten wir Vic. Ein interessantes Städtchen, getrennt durch die Seille, ein kleiner Fluß. Wir kamen zuerst in die sog. Altstadt, die z.T. sehr zerschossen war. Auch eine Brücke war versenkt, die aber durch provisorische ersetzt war. Dann kamen wir zum Quartier der 1. Bayr. Pioniere einem früheren Kloster. Sehr interessant. Dort bekamen wir auch bayr. Bier. Jetzt ist in dem Kloster Schule. Das übrige sehenswerte der Stadt war auf dem großen Platz, das Denkmal, der Jungfrau von Orléans (Pucelles d´Orléans dort genannt), das alte Tor, das Schloß, das Rathaus (l´hôtel de ville), die kath. Kirche und besonders die alte Münze am Palast Platz. 1910 wurde sie erneuert. Kaiser Wilhelm II. war bei der Einweihung sowie auch 3 Jahre später zugegen und schrieb sich auch eigenhändig in das Fremdenbuch ein, worin auch wir uns eintrugen. Auch von den Franzosen die 3 Tage in Vic waren hatten sich viele Offiziere eingetragen. Merkwürdigerweise hatten sie dort überhaupt nichts zerstört. – Riesig befriedigt von all dem Interessanten gingen wir wieder heim. Dort wurden wir nicht gerade sehr nett empfangen. Der Hauptmann schnauzte uns an, daß wir uns ohne seine Erlaubnis wohl einen Ausweis nach Vic geben ließen. Na, wir hatten ja 2 Ohren, da gings zu einem herein und zum anderen heraus. – Nachts hatte ich von 3h-5h Wache.

25. Sept. Heute trübes Wetter. Mittags wird von A.O.K. telephoniert, daß wir unsere Stellung verlassen sollen und die alte wieder beziehen sollen. Um 5h waren wir wieder hin und lebten gleich wieder so gemütlich wie zu Hause. Jetzt gehe ich auf meinem Strohsack, denn ich bin verdammt müde.

26. Sept. Wir hatten frei,. Nichts besonderes während des ganzen Tages.

27. Sept. Es regnet heute. Wir können also nichts weiter beginnen.

28. Sept. Morgens Arbeitsdienst. Nachm. Nichts besonderes. 9-11h Wache.

29. Sept. Es regnet von früh bis abends, also ein Vorgeschmack für den Winter- Wir konnten also nichts besonderes anfangen.

30. Sept. Heute keinen Dienst. Hauptw. zu mir und fragt, ob ich mit nach Viviers fahren will. Gern tat ich das, weil ich da ein neues Stück Land zu sehen bekam. Um 8h kam Hartmann und wir fuhren los. Wir sollten Decken, Carbid und Taschenlampenbatterien [Ergänzung jw: holen]. Wir fuhren erst nach Oriocourt. An Laneuveville vorbei waren wir in 1 Std. dort. Nonnenkloster. Decken gefaßt. Weitergefahren nach Viviers. Pferd eingestellt. Einen gekümmelt. Bei der Feldküche gegessen. Abfahrt wieder um 1h an den vielen Franzosengräbern vorbei. Furchtbar dreckig alle die Dörfer. Hier großer Dorfplatz mit Kirche. 2h waren wir wieder zu Hause. Es war nur schade, daß es so geregnet hatte. – Nachts um 3- ½ 6h Wache.

1. Okt. Bis mittags nichts besonderes. Nachm. waren deutsche und franz. Flieger zu sehen teils über den Wolken. Wir kamen nicht zum Schuß. Abends Löhnung.

2. Okt. Morgens arbeiteten wir an dem Blockhaus das für den Hauptmann am Waldesrande (wo die Küche früher war). Nachm. fuhren Zimmermann und ich mit den beiden Fahrern Clemens und Hartmann  in den Pionierpark von Château Salins, um Bretter usw zu holen. –

3. Okt. Nichts besonderes.

4. Okt. Morgens und nachm. bauten wir an dem Blockhaus. Nachts Wache 11-1h.

5. Okt. Vor- und nachm. am Blockhaus gebaut.

6. Okt. Man baute.

7. Okt. Man baute von morgens bis abends.

8. Okt. Nachmittags in der Saline baden.

9.-11. Okt. Nichts weiter als bauen, Holz hacken usw. Auf der Front ist es jetzt ziehmlich ruhig. Auch Flieger kamen kaum mehr.

12. Okt. Heute keinen Dienst. Morgens nichts besonderes. Nachmittags gingen Bickel und ich nach Château-S, in die Saline zum Waffenmeister, um meinen Karabiner machen zu lassen. Dann trafen wir Frey und Grothusen. Mit diesen in Bahnhofrestaurant. Hier tüchtig getrunken. Einen Halben hatten wir hier schon weg. Wir gingen also ins Café d´Agriculture (Ackerbaukaffe) auf der Nancy-Straße. Hier wurden wir ganz besoffen, daß wir kaum stehen konnten. Nur noch nach Hause. 8h wars um 9h mußte ich auf Wache. Wir torgelten also im Finstern nach Hause. Plötzlich lagen wir 4 im Straßengraben. Ein Wagen kam und nahm uns mit rauf. Gott sei dank, daß wir oben waren.

13. Okt. 1 Jahr Soldat. Nichts besonderes.

14.-16. Okt. Nichts besonderes. Man machte Holz zum Feuern klar. Heute am 16. gehe ich zum Waffenmeister nach Château.

17. Okt. Nichts besonderes. Abends hatten wir Mondschein. Es klingelt am Telephon. Fliegermeldung. Wir waren also alarmiert. (½ 9h abends). Da hören wir es auch schon rauschen, doch sehen können wir nichts. Wir durften aber nicht schießen, da wir nicht ganz genau wissen, daß es ein feindl. Flieger ist. Das Geräusch verliert sich in der Ferne. Da plötzlich in Richtung Puttigny ein Feuerschein. Es waren Leuchtbomben auf dem dortigen Flugplatz. Wie wir später erfuhren. Nun platzen auch am Himmel fortgesetzt Schrapnells. Ein großartiger Anblick. Der Flieger fährt wieder heim. ¾ Std. darauf kommt er wieder. Dasselbe Schauspiel wiederholt sich. Außerdem wirft er auch noch 7 Bomben, die allerdings zum Teil in einen Misthaufen fielen. Trotzdem werden einige Mann verwundet.

18.-19. Okt. Nichts besonderes.

20. Okt. Nachmitt. baden in der Saline, danach Kaffee getr. (scharf), dasselbe im Bahnhofsrestaurant mit Frey Grothusen, Wittlinger den ganzen Tag. Von 9-11 Wache.

21. Okt. Nichts besonders als Löhnung.

30. Okt. Heute schossen die Franzosen lebhaft nach den Scheinstellungen bei Hampont und dem im oberhalb davon gelegenen Walde liegenden Forsthaus Hühnerhof. Bis dahin war es noch bewohnt. Heute war überhaupt das erste Mal wieder regere Fliegertätigkeit.

31. Okt. Heute wieder mal klares Wetter, deshalb auch am Morgen rege Fliegertätigkeit. Trotzdem kamen wir nicht zum Schuß. Sämtl. Flieger wieder den Telegraphenberg, als unser Stellung. Sonst nichts besonderes.

1. Nov. heute der kath. Feiertag Aller Heiligen. Die kath. Kameraden hatten die 3 Gräber von Bayern (1 Hptm. 1 Unteroffz. 1 Jäger) hergerichtet. Abends wurden darauf Lichter angebrannt. – Die neue Wachbestimmungen treten von heute ab in Kraft. Es wird Wache von 6h abends bis 6h morgens gestanden. 2x 2 Std.

2. Nov. Sturm, Regen und dgl. Annehmlichkeiten empfingen uns als wir ½ 6h aufstanden. Den ganzen Tag im Unterstand gehockt. Abends 6h Besprechung mit Ltn. Beck über Entstehung des Krieges und über allgemeine Kriegslage. Ganz interessant.

3. Nov. Morgens dichter Nebel. Nachmittags klärt es sich auf. Gegen abend kamen Flieger. Wir beschossen einen engl. Apparat. Während des Nachmittags fing ich 12 Mäuse, dies ist oft ein Hauptvergnügen.

6. Nov. Heute nehmen Art. Reg. 84 Stellungswechsel vor. Sie wechseln die Stellung mit Art. Reg. 25, die bisher bei Delme standen. Unsere Ablösungsmannschaft von 84 müßen uns daher auch verlassen. Wir sind also für einige Tage alleine. Heute haben wir auch an dem einen Geschütz (Nr. 9) die Räder abgenommen und Stützen unter das Geschütz gemacht. Somit können wir nun die Oberlafette um 3600 drehen.

7. Nov. Waschsalon (Beteiligte Unteroffz. Gläser, Wittlinger, Reinhard und ich) vergrößert. – Abends ½ 7h hören wir die Glocken in Chateau und Fresnes läuten anläßlich der Einnahme von Nisch.

9. Nov. Heute große Fliegerbeschießung. Großer Kampfflieger mit 2 Propellern überfliegt unser Stellung in 1800m Höhe. Schüße liegen gut. Leider beide Geschütze Ladehemmung. Sonst glatt getroffen. Elende Sauerei.

12. Nov. Furchtbarer Sturm. Fast alle Telephonleitungen sind zerstört.

13. Nov. Frey, ich und Fahrer Clemens fahren nach Habudingen [Haboudange] um Munition zu holen. Das sind von unserer Stellung bis Habud. ungefähr 19 km. Früh ½ 8h fuhren wir ab. Über Almerichshofen [Amelécourt], Château-Salins Gehöft Olimpré, wo einige 100 Russen einquartiert liegen, Hampont, Burlioncourt, wo der Flugplatz der Feldfliegerabt. Nr. 12 ist (8 große Zelte stehen dort) und Habudingen [Haboudange]. Am Bahnhof laden wir Munition. Dann Frühstück in der Schenke. Im Dorf gibt’s weiter nichts als Sardinen. Im Dorf fast keine Bewohner mehr. Russen liegen hier. Schönes Schloß (französisch) im Barockstil. Heimfahrt dichter Sturm und Regen. Wir sind durchnäßt. Im Château nehmen wir Pakete mit heim. ½ 3h zu Hause. – Wache von 6 h -8 h und 12 h -2h.

14. Nov. Nachts um 1 h kommt Befehl von Brig. Château daß Großherzog von Baden Division besichtigen will und daß so bald wie möglich Geheimbefehl geholt wird. Hauptw. Freund bestimmt mich. ¾ 6 h gehe ich. In Brig. schläft noch alles. ¼ 8 h bin ich wieder oben in der Stellung. ½ 9 h fällt der erste Schnee und zwar ziehmlich stark.

22. Nov. Bis dahin nichts besonderes. Immer kaltes z.T. Schneewetter. Heute ein wunderbar klarer Tag. Viel Fliegertätigkeit. Forsthaus Hühnerhof wird wieder beschossen.

28. Nov. Heute ist es verdammt kalt. -80, aber gutes Wetter, Fliegertätigkeit.

29. Nov. Es taut. Es werden Stellungen neben unserm Unterstand gebaut. ½ 5 h nachm. müssen wir im größten Regen Sträucher als Deckung pflanzen.

30. Nov. Es wird mächtig von einer Parkkomp. geschanzt. Art. Stellungen.

1. Dez. Es ist ein furchtbares Dreckwetter. Man versinkt bis an die Knöchel in den Dreck.

2. Dez. Es regnet durch unsern Unterstand. Nachts erwecke ich und sehr mich in er Pfütze liegen. Wir stehen bis über die Knöchel im Wasser. Tüchtig arbeiten. Schacht 2m tief graben zum Entwässern. Unterstand abermals mit Wellblech abdecken.

3. Dez. Es tropft nur noch wenig. Sauwetter.

4. Dez. Wir sitzen wieder im Trockenen.

5. Dez. Es wird während der letzten Woche von einer deutsch. Offensive gemunkelt. Geschütze werden herangebracht. Wir bauen Knüppelweg.

18. Dez. In den letzten Tagen besseres kälteres Wetter. Fesselballon bei Vaxy. 21cm Mörser schossen öfter Franzosen antworten stark. Vielfach beschossen wir Flieger.

20. Dez. Fahre nachm. mit Clemens nach Habudingen [Haboudange] Munition holen.

21. Dez. Nach den schönen Tagen wieder furchtbares Schneewetter und Schneesturm. Ich fahre mit Werkling nach Château Wein, Rum etc. fassen. Dann nach unserer Stellung, wo verschiedenes abgeladen wird. Dann um 4 h erst gehts nach dem ca 15 km entfernten Delme zu Abt. 84 (Art). Furchtbares Wetter, 8 h wieder in der Stellung.

22. Dez. Baden in der Saline.

23. Dez. Vorbereitungen für´s Fest.

24. Dez. Morgens Ausschmückung des Unterstandes mit Tannenreißig. Um 5 h beginnt die Feier. Hptm. Freund und Ltn. Beitz sind anwesend. Ansprachen, B.A.K. Lied, Schnitzeltank beleben das Fest.

25. Dez. Wir, d.h. die Unteroffz. und einige von uns, hatten eine große Sauferei. Es war der lustigste Abend, den wir bisher im Felde hatten.

31. Dez. Nachm. dienstlich in Château. In die Gegend des Lazaretts, wohin schon einige Tage vorher (am 28. ds.) einige Schüsse gingen, kam auch wieder ein Schuß. Neujahrsfeier mit Hptm. u. Leutnant sehr lustig. –

1916.

1. Jan. Gegen Mittag schießt unser großes Geschütz (38 cm) nachdem der ganze Wald in große Rauchwolken gehüllt war. Der 1. Schuß fiel ¾ 11 h. Im Ganzen 12 Schüße nach Nancy, wo viel Schaden angerichtet sein soll. Als Erwiderung darauf beschießen die Franz. Château-S. mit mindest. 30 Schüßen. Reitpost zerstört, 2 Tote, diverse Verwundete.

2. Jan. 38 cm schießen 2 Schuß um ¾ 2 h nachm. Darauf die Franz. Etwa 15 Schuß nach Hühnerwald und 6 Schuß nach Château-S..

4. Jan. Starke Beschießung von Nancy. Nachm. starkes Schießen der Franzosen. Château-S. wird beschoßen. Fliegertätigkeit.

17. Jan. Bis dahin nichts besonderes. Frey u. Bäuchler fahren als erste 48er auf Urlaub. Heute wieder Fliegertätigkeit. Großer, franz. Farmanapparat kommt. Sehr beschossen. Kleiner deutscher Fokker kommt und nimmt den Kampf mit ihm 3 mal stürzt er habichtartig auf ihn zu, und beschießt ihn mit seinem Maschinengewehr. Im Motor getroffen muß er im Gleitflug bei Moyenvic niedergehen.

Insassen 2 engl. Unteroffz., die gefangengenommen werden.

19. Jan. Mit Lewicki und Wittlinger in Fresnes baden. – Übermeinem Bett treibt eine Ratte ihr Wesen. Wirft mir Erde und sonstigen Dreck ins Gesicht.

23. Jan. Früh ½ 9 h -9 h feuert das große Geschütz 11 Schuß nach Nancy.

27. Jan.1/2 9 h morgens fahre ich mit Hauschild über Gerbécourt, Vannecourt dem gänzlich zerschossenen Dahlheim [Dalhain], Bollingen [Bellange] nach Habudingen [Haboudange]. Hier fassen von verschiedenen Dingen. Rückfahrt ebenso. ½ 3 h wieder in der Stellung.

28. Jan. Munition holen in Hédival mit Clemens.

29. Jan. Proviant fassen in Habudingen [Haboudange]. Achsenbruch.

31. Jan. Baden in dem Lazarett Château-S. Bekanntmachung des Stellungswechsels.

2. Febr. Stellungswechsel. Nachts Abmarsch nach Bahnhof Château. 9 Std Fahrt nach Straßburg. In der Art.-Werkstatt in Bischheim Geschütze auseinandergenommen und ausgebessert.

10. Febr. Heute noch in Straßburg. Jeden Tag entweder morgens oder nachm. Arbeit in Bischh. Straßburg Kamerad Wittlinger angesehen. Abend entweder im Café, Kino, einmal im Stadttheater (Mona Lisa).

15. febr. Abmarsch von Straßburg nachts 12 h.

16. Febr. Morgens 8 h Ankunft in Heiligblasien [Saint-Blaise-la-Roche] in den Vogesen. 12 km bis nach Bellemont [Belmont]. Immer Steigung. ½ Std. bis nach unserm Quartier nach dem Hochfeld. Quartier ist eine alte Restauration. Gleich Wache. Schneesturm.

17. Febr. Weitere Einrichtung. Es schneit.

19. Febr. Fouragieren mit Hauschild in Heiligblasien. Sauwetter oben Sonnenschein unten.

20 Febr. Herrliches Wetter. Allgemeines Pferdeputzen (ich 5 Stck).

8. März Bisher nichts besonders. Hauptsache Einrichtung unseres Quartiers. Es ist eine herrliche Gegend. Wir haben viel Schnee. Folgend Grundriß u.a.m. des Hauses „Morel“

16. März In den letzten Tagen schönes Wetter. Schnee schmilzt. Es war sehr warm schon. Wir schaffen auf Schlitten das zerlegte Blockhaus für Hauptm. in die Nähe des Turms, wo es aufgebaut wird. Sonst nichts neues. Offiz. Stellvertreter Sewer kam als Ersatz für Lewicki in den letzten Tagen. Man wird wie ein dummer Junge behandelt. Schreckliche Zustände. Wenn der Krieg nur alle würde.

18. März Bei herrlichem Wetter das erste Mal einen Flieger der dicht über Gehöft „Morel“ flog, mit 35 Schuß beschossen.

3. April Morgens fahren wir die Geschütze neben den Hohenlohe-Turm [Champ du Feu] in Stellung. Nun geht es täglich hinauf arbeiten. Wir haben schon herrliches Wetter.

17. April Seit einigen Tagen furchtbarer Schneesturm. Schneehöhe im allgemeinen ½-1m. viel Wehen bis 1,50 u 2m. – Jeden 2. Tag verbringt man 1 Nacht als Wache oben.

20. April Mein Geburtstag. Kein Mensch erfährt etwas. Es stürmt und schneit immer noch. Wie sind auch zur Wache oben in der Stellung.

22. Apr. Es fängt an zu tauen.

23. April Ostern. Dieser Tag wird ganz friedlich verlebt.

24. April Es ist wieder schönes Wetter. Deshalb wird tüchtig gearbeitet von früh bis abends an der Wachtmeisterhütte.

25. April Wetter schön warm. Der Schnee ist bald weg. Wir arbeiten tüchtig.

30. April Wir haben immer schwer zu tun.

2. Mai Die Flieger kommen nicht hoch. Wahrscheinlich Stellungswechsel. Ein heftiges Gewitter geht heute abend nieder.

6.- Mai Nachdem nach dem schönen, warmen Vormittag ein starkes Gewitter nachmittags niederging, war es am spätnachm. u. Abend wieder ganz herrlich.

Deshalb unternahmen auch Kamerad „Wittlei“ u. ich einen Spatziergang nach dem ca 6 km weit entfernten Hohwald. Ca. 500 m tiefer liegt dieser herrliche Kurort. Steil war der Abstieg durch die herrlich grünen Buchenwälder an der Andlau entlang. Lang hingestreckt liegt der Ort da. Außerhalb meistens sehr sauber aussehende Bauerngüter, und dann die vielen sich der Gegend recht gut anpassenden geschmackvollen Villen reicher Städter, die jedoch jetzt während der Kriegszeit alle leer stehen.

An dem einen Ende des Ortes liegt die evang. Und am andern die kath. Kirche. Ein Hotel, was z.Z. als Genesungsheim eingerichtet war, ist auch vorhanden. Frischgrüne Matten auf dem das Rindvieh weidet und die herrlichen Baumblut z.T. Apfelblut [wohl gemeint: Apfelblüte] erfreut das Auge ganz besonders. – Rückzu nahmen wir unseren Weg über den Andlauwasserfall [Cascade du Hohwald] der in 3 Teilen ca 10-15 m hoch von moosbewachsenen Felsen herunterfällt. Weiter ist zu erahnen die sog. „Stein Tanne“, d. i. eine große Fichte von ca 40-45 m Höhe und 5-6 m Umfang, dazu wunderbar schlank gewachsen. – Der Abstieg dauerte ca. 1 Std. dazu der Aufstieg 2 ½ Std.

7. Mai Sonntag. Abends ein Spatziergang nach dem zerschossenen Forsthaus Schirrgut. Von dem Hochfeldturm erreichten wir es auf herrlichen Waldwegen ca 100-150 m tiefer liegend. Schirrgut liegt an der Passstraße Foudey [Fouday]-Weiler Schlettstadt od Straßburg usw. Das Forsthaus ist ganz u gar ausgebrannt. Es wurde von den Deutschen so arg zugerichtet, da mit die franz. Alpenjäger, die bis dahin vorgedrungen waren, darin verschanzt hatten. Die Bäume ringsum sind zerschossen. Auf der Wiese nebenan liegt 1 deutscher Offiz. von den 8. Jägern, 29 Infanteristen und 14 franz Alpenjäger vom Alpenjägerbat. Nr. 11 begraben. Zurück führt uns der Weg ganz herrliche Weg über den Edelweißfelsen nach Hof Morel.

8. Mai Leider arges Regenwetter, jedoch es klar sich nachmittags auf und ich unternehme mit Frey u. Grothusen einen Spatziergang nach Forsthaus Kreuzweg. Es liegt auch ca 200 m tiefer als unsere Stellung. Der Weg führt uns wie immer durch die frischgrünen Buchenwälder bis zur Kälberhütte [Chaume des veaux]. Das sind 5 auf einer steilen großen Waldwiese gelegene Bauerngüter. Wir gehen jetzt nicht den kurzen steilen Weg sondern einen bequemen viel sichereren Hangweg. Steil vielleicht 100 m fällt es rechts ab. Am Hang befinden sich versch. Gräber von Deutschen u. Alpenjägern. – Bald kommen wir nach Kreuzweg wiederum herrlich gelegen. Wir nehmen hier Kaffee und einen Schoppen Wein ein. Rückzu geht es den steilen Weg hoch bis Kälberhütte [Chaume des veaux] dann jedoch wie wir kamen. Was herrliches man hier sieht lassen sich mit Worten nicht ausdrücken.

9. Mai Heute einen Plan unserer Stel[l]ung:

Stellung am Hohenlohe-Turm (rechts)

14. Mai Ahrens, Wittlei und ich gehen bei starkem Nebel nach Forsthaus Kreuzweg, wo wir Vzw. Frey u. Gläser treffen. Bei einigen Karaffen Wein verging die Zeit herrlich. Man wird wieder mal richtig Mensch.

15. Mai Starker Nebel. Trotzdem machen wir 3 Ahr., Wittl. u. ich uns auf, um nach dem 1 ¼ Std. weiten Forsthaus „Rotlach“ zu laufen. Ein nettes, sauberes Häuschen mit Bauernwirtschaft. Bei „gutem“ Kaffee und einigen Litern Landwein vergeht die Zeit angenehm. Bei furchtbarem Regen u. Sturm kommen wir bis auf die Haut naß auf dem Hochfeld an. –

18. Mai Fahrer u. Pferde kommen heute weg. Der erste Mal seit Straßburg gebadet in Hohwald. Wannenbad.

20. Mai Heute endlich mal wieder geschoßen. Abends gegen ½ 8h kommt ein franz. Voisin Doppeldecker auf den wir 124 Schuß abfeuerten. Schüsse lagen gut. Flugrichtung des Fliegers Donnon [Donon]-Schlettstadt.

22. Mai Es wird von einem Stellungswechsel nach der Gegend von Markirch [Sainte-Marie-aux-Mines] gemunkelt.

Dieser Beitrag wurde unter 1. Weltkrieg veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert