Kriegstagebuch Leutnant d. R. H. Reich 12. Bayr. Inf. Reg. (25. Juli 1917 bis 7. Juni 1918)

Über den Verfasser dieses Kriegstagebuches, Leutnant der Reserve H. Reich, ist leider nicht viel bekannt, weder sein Wohnort noch sein vollständiger Vorname.

Nach der Regimentsgeschichte des 12. Bayerischen Infanterie Regiments „Prinz Arnulf“ war H. Reich im Nai 1917 Vizefeldwebel der Reserve in der 1. Kompanie. Spätestens mit Beginn des Tagebuches, also am 25. Juli 1917, wurde er dann zum Leutnant d. R. befördert.

Während der Zeit von Juli 1917 bis Juni 1918 war Reich mit seinem Regiment an der Westfront in Frankreich eingesetzt.

Vorsatz des Kriegstagebuches von H. Reich mit Namenseintrag und Einheit
Erste Textseite des Kriegstagebuches von H. Reich

Kriegstagebuch Leutnant d. R. H. Reich 12. Bayr. Inf. Reg. (25. Juli 1917 bis 7. Juni 1918)

25.7.17. Keine besonderen Ereignisse. Heute früh die Franzosen an 3 oder 4 Stellen, doch nicht bei uns. Es ist ein Empfinden wie bei einem Erdbeben. Morgens wird L. Ittameier in Urlaub fahren. Ist ja nicht gerade angenehm, weil ich selber in Urlaub möchte u. auch dürfte u. infolge dessen hingehalten bin. Vielleicht wird bald ein anderer L. mit der Führung betraut, u. ich kann doch weg. Am Abend bei der linken Nachbarkomp. bis spät in die Nacht hinein Minen.

06.7.17. Früh 400 wieder eine Quetschung beim 15. Inf. Regt. Am Abend eine Gewehrgranate auf den Unterstand. Schöne heiße Sommertage.

27.7. Ittameier auf 3 Wochen in Urlaub.

28.7.17. Starkes Gewitter, der ganze Graben schwimmt.

29.7.17. Nichts besonderes.

30.7.17. Noch immer die alte Comp.

31.7.17. Nicht Neues.

Bis 3.8.17. In der Stellung.

Bis 7.8.17. Im Schreinertal als Arbeits-Kompagnie.

Bis 11.8.17. In Lager Bomaswalde. Regenwetter.

11.8.17. Nachm. wieder in Stellung u. zwar in U. Absch. Reserve mehr im Lager Küchental. Unterkunft gut, persönlich einen schönen Unterstand.

Bis 19.8.17. Hier. Es ist zum Aushalten. Stets Gewitterregen u. Sonnenschein.

Am 19.8.17 wird L. Ittameier eintreffen sodaß ich denn in Urlaub darf. Die Tage werden recht langweilig.

20.8. in Urlaub.

21.8.17. Das Wetter während des Urlaubs durchschnittlich sehr schön. Hute 29.8.17 Regentag.

 

[In anderer Schrift am 31.8.1917]

31.8.17. Mit Herrn Leutnant in Gersthofen, wunderschöner Regentag, beim Straßer im feuchten Eden besichtigt Herr Leutnant den Flugplatz von Gersthofen. Amen Julia Ebert

31.8.17. ½ 9 Uhr Herr Leutnant ist zur Zeit sehr stark in anspruch genommen, er träumt wie mir scheint von seinem früheren lieben Kußerl und ist infolgedessen mit einemal gänzlich verstreut. Hoffe Ihn wieder in balde aus seinem Traum erwecken zu können.

Mit Gruß Julia

 

1.9.17. Angenehmes Wetter.

Am 5.9.17. Abend bei strömendem Gewitterregen in Stellung Ulm II. mittleren (II. Zug) übernommen. Wetter schön. Stellung gut ausgebaut, wenig Feuer, links von uns heute 9.9.17 abend 9h starkes Feuer.

10.9.17. Nichts Besonderes.

11.9.17. Wie die Vortage, herrliches Wetter.

12.9.17. Wird die Komp. in I. Linie abgelöst u. kommt ins Mittellager.

Am 19.9.17. Komp. vom Mittellager (wo der Gegner einmal 10 Granaten 22,5 Kal. reinsetzte u. auch meinen Unterstand verschüttete) wieder in I. Linie (Ulm II). Im allgemeinen ruhig, nur nachts Ulm I. und M. IV. zeitweise starkes Artillerie- u. Minenfeuer.

Am 22.9.17 eine größere Unternehmung bei den 20 mit starken Artillerie- u. Minenfeuer jedoch ohne Erfolg. Am Abend vorher erwischte eine Patrouille der 8. Komp. links von uns 2 Franzosen.

Seit 21.9. bin ich wieder Komp. Führer, da L. Ittameier auf 8 Tage in [?] nach Berlin kommandiert ist. Während dieser Zeit bis heute 23.9.17 nichts besonderes.

26.9.17. früh abgelöst durch 2/12 u. nach Lager Eyach-Nord ([Keensagne?]) ein ungemütliches Lager, liegt namentlich nachm. unter ziemlich starken Feuer aus schweren Kal.

Bisher 28.9.17 sind wir ziemlich verschont geblieben. Würde ja nicht viel ausmachen, mal die Unterstände sehr gut sein. Mein Unterstand (Komp. Frhr.) steht allerdings ziemlich unter Wasser. Es muß ständig gepumpt werden. Werden bis 3.10.17 hier sein u. dann wieder nach Ulm II kommen; alsdann hoffe ich auf 7 Tage Ruhe in Bois Emont. L. Ittameier wird am 1.10. auch wieder eintreffen.

Das Wetter ist herrlich, ein großartige Altweibersommer. Zur Zeit nehme ich an einem mehrtägigen M.G. Kurs teil. Interessiert mich u. ist eine ganz nette Unterhaltung. Den Unterricht erteilt L. Welz 1. M.G.K. im Mittellager. Heute erhielt ich von meiner Braut endlich ein Contrefait, auf das ich schon längst wartete.

3.10.17. früh wieder Ulm II. 1. Linie. G. Lt. Hiller ist dem 1. Rgts. Battl. als stellv. Komp. Führer bestimmt; ärgert mich, aber es macht nichts. Ist noch ruhig, Wetter hat umgeschlagen; teilweise Regen.

5.10.17 1. Kp. übernommen. Auf wie lange weiß ich nicht. Eyach-Nord noch am Abend nach Eyach-Süd. Die Bude ist wenigstens trocken; bombensicher ist sie ja nicht.

6.10.17. Heute früh Regenwetter. Noch 8 Tage in Ulm II., dann abgelöst durch 6./12. und 8 Tage in Ruhe in Emont-West.

12.-13.10. Die Komp. ist Baukompagnie u. arbeitet in einer neuen R Stellung an Unterständen bei Very [Véry]. Während der 8 Tage ein flotter Kasinobetrieb.

Am 21.10. 11h abends Abmarsch in die Stellung (Unterstützungs-Komp. im Westend-Lager (Lustnau).

Am 25.10. früh 400 soll Unternehmen Müller stattfinden. Bin neugierig.

25.10.17. Unternehmen Müller mißglückte. Die Leute machten kehrt. Auf jeden Fall klappte nicht alles.

28.10.17. Löste die Komp. 3./12 in Ulm IV ab. Der Abschnitt ist recht schlecht. Zusammengeschossen u. eingefallen u. sehr viel Wasser. Feuer wenig.

Am 4.11.17 früh wird die Komp. durch 4./118 I.R. (Hessisch) abgelöst. Wohin es jetzt wieder geht weiß ich noch nicht. Auf jedenfall wieder in Großkampf. Große Freude u. Befriedigung lösen zur Zeit die schönen Erfolge der Deutschen u. Österreichischer an der Franzosenfront aus. Bisher heute sind über 180000 Gefangene u. 15600 Geschütze eingebracht. Für alle Fälle ist das noch nicht der Enderfolg. Wahrlich ein herrlicher Sieg! Obwohl diese Nachricht im Ententelager nicht ernüchtert?

Bin nur gespannt wo uns jetzt das Schicksal, d.h. unsere Oberste Heeresleitung, jetzt uns wieder hin versetzt. Gleichwol wohin tun unsere Schuldigkeit, dann wird es auch wieder recht werden.

Mit Gott, für König u. Vaterland!

Einige Tage in Stenay. Im dortigen Offiziersheim einige ganz volle Tage verlebt. Die Unterkunft geht an. Habe ein Zimmer u. eine Matratze.

Stenay ist ein ganz altes kleines Städtchen: Es sind dort noch ziemlich Zivil. jetzt auf Hilfsdienst. Nach 4 Tagen abtransportiert nach dem Sündgau (Oberelsaß). Die Komp. ist in Waldighofen untergebracht (Fabrik). Sind jetzt 16.11.17 circa 8 Tage hier. Obwohl nur 7 km von der Front entfernt ist die ziemlich große Ortschaft noch bewohnt. Die Zivilisten aber nicht besonders gut auf die Soldaten zu sprechen. Die dauernde Einquartierung aller möglichen Truppen wird sie natürlich recht verstimmt haben. Bin hier schon 3 mal umgezogen; jetzt mag ich nicht mehr; habe jetzt eine leidliche Bude mit einem ganz guten Bett. Leider fehlt es an Braumaterial.

Machte heute einen größeren Geländeritt nach Pfirt. Diese Ortschaft ist zwischen Burgen gekrönten Bergkegeln schön gelegen. Führe ab gestern 16.11.17 wieder I.V. die Komp.

17.11.17 früh 645 steht die Komp. am Bahnhof Waldighofen verladebereit gegen 1000 dann Abfahrt. In Schlettstadt gegen 400 nachm. gute Verpflegung. 18. Mittags Ankunft in Chauvency [Chauvency-le-Château] bei Montmedy [Montmédy], hier Landmarsch (ca. 15 km) nach Thonne la Long, größere Ortschaft nahe der belgischen Grenze.

19.11.17. Ruhetag. Die Quartiere sind durchwegs sehr schön.

20.11.17. Vormittags Exerzieren.

21.11. Exerzieren. Regentag.

22.11.17. Entlausen u. Baden in Breux ca. 1 Stunde entfernt. Dort ist die 2. Kp. untergebracht.

23.11.17. Übung bei Virton (Besichtigung einer Abtlg. vom 9. Feld. Art. Regt. I/12 (3. Kp.) benötigt)

24.11.17. Ruhetag.

25.11.17 marschbereit. ½ 12h kam der Abmarschbefehl, kurz vor dem Essen 130 nachm., sollten wir in Montmedy [Montmédy], Kleinbahnhof Süd sein; kamen infolge der knappen Zeit (Es sind 2 Stunden Marsch) ¾h zu spät. Von hier mit Kleinbahn nach Damvillers. 600 abends. Marschierten dann nach Etraye [Étraye] wo wir einquartiert werden sollten. (Die Ortschaft lag übrigens unter starkem Feuer) Doch gleich darauf kam der Befehl wir würden mit Autos nach Flabas gefahren u. kamen gleich in Stellung. So war es auch. Der Anmarschweg von Flabas nach der Stellung lag unter starkem Feuer, hatten auch ziemlich Verluste bis heute 27.11. sind mir als Offiziersverluste bekannt H. Lt. Dresler, †, H. Lt. Schütze verwundet, Oberarzt †, H. Lt. Kauz. H. Lt. Schmidinger verwundet. Sind am linken Flügel des Batl. bei Samogneux in Granattrichtern in Stellung, zu Essen bekam heut 25.11. Mittags die Komp. bis heute noch nichts. Heute Abend soll Verpflegung eintreffen. 21.11.17. nichts besonderes: Verpflegung traf endlich ein. In der Nacht vom 30.11. auf 1.12.17 wird das Batl. durch I/R.I.B. 245 (Sachsen) abgelöst. Ablösung vollzog sich ohne Verluste. Marschierten nach Etraye [Étraye] wo uns Mittags 12h Autos abholten u. nach Grand Failly verbrachten. Quartiere gehen an.

2.12.17 hier großer Reinigungsdienst.

3.12.17. Nachm. Grand Failly. Abende 700 bei H. Hauptmann. „Belohnung?“ über Äußerung meinerseits die ich am Abend vorher gemacht hatte. Abend wurde nunmehr die H. Komp. Führer zum Bierabend geladen. Macht auch nichts.

4.12.17. Warte auf meinen Urlaub. Der könnte heute kommen.

Ab 5.12.17 auf Urlaub. Mußte leider mit dem Batl. vorher noch den Umzug nach Lager _______? (bei Damvillers) mit machen, weil ich kein Fuhrwerk für meinen Koffer auftrieb, kam so leider 1 Tag später heim.

Heute 22.12.17 ist der Urlaub, der nur zu rasch wieder verging wieder vorbei. Muß jetzt um 10h weg. Bis 500 nachm. hier in Montmedy [Montmédy] warten bis das Kleinbähnle nach Damvillers fährt.

Bis 30.12.17 in Stellung als Komp. Führer i.V.

Nette Sylvester u. Weihnachtsfeier im Lager Morimont, aber sehr kalt.

Am 4.1.18 fuhr ich weg in M.G. Ausbildungskurs für Offiziere nach Waulsort bei Dinant. Sitze jetzt 4.1.18 nachm. 200 wieder im Offiziersheim in Montmedy [Montmédy] u. esse zu Mittag u. versuche mich etwas aufzuwärmen, bin auf der Kleinbahn schrecklich erfroren. Will sehen wann ich heute Nacht in Waulsort ankomme.

5.1.18. Beginn des Kurses. Kam am 5.I. früh 100 in Waulsort an; der Bahnhof liegt ¼ Stunde vom Ort entfernt. Meldete mich gleich an u. erhielt Quartier Unter Weg 5, Zimmer 1. Das Zimmer geht an. Licht, Bett, Ofen sind vorhanden. Bin der 2. Lehrkomp. zugeteilt.

Die Umgebung (Maas mit dem hohen, felsigen Ufer) sehr schön. Unterricht nicht zu viel. Das Leben endet aber heuer. Esse im Hotel Modana:

Kaffee 1 M

Dinner 4 M

Saufen 3.20 M

Es wird allerdings täglich ein Verpflegungsgeld von 8 M ausgezahlt. Aber trotzdem sitze ich heute 20.I.18 recht trocken. Freue mich auf die morgige Auszahlung.

7.II. Kursschluß. Nachm. 3h abfahrt nach Charleville. Dort Übernachten; annehmbare Unterkunft.

8.II. Fahrt nach Longuyon und Longwy. Hier übernachten u. abwarten der Ankunft meines Gepäcks (Hotel Cannace, Essen sehr gut u. billig).

9.II. nachm. Durch Gui mit dem Füchsen der Comp. abgeholt u. abends ankunft in Villers la Montagne. Dort Unterkunft leidlich bei Madame Frizou, die 1842 geboren ist. Dort Aufenthalt bis zum 18.III.18. Übungen in größeren u. kleineren Verbänden. Bei den Div.-Übungen meist sehr weiter Märsche, am weitesten von sämtlichen Truppen der Division. War in Villers la Montagne sehr nett. Eine große Ortschaft (vielleicht 1000 Einwohner) Zivilbevölkerung anständig.

Am 18.III.18 früh 700 abmarsch nach Constantine Ferme, wo wir nachm. 300 ankamen. Unterkunft den Umständen entsprechend. Während der Nacht feindl. Flieger auf den dortigen Flugplatz Bomben geworfen. 2 Bomben schlugen in nächster Nähe (80-100 m) ein. 1 Telephonhäusl zerstäubt. 1 Mann tot 2 schwer verwundet. Derselbe Flieger bewarf auch Longwy. Der dortige Bahnhof abgebrannt. 17 Waggon eines Munitionszuges in die Luft geflogen.

19.III. früh Abmarsch nach Morimont. Nachts 1100 Abmarsch wieder nach Constantine Ferme 300 früh ankunft Villers la Montagne in die alten Quartiere. Dort am 21.III.18 früh bewegung, sollen bereits die 8. Division sein, die diese Manöver machte. Hoffe noch auf einige schöne Tage hier, werde das Bett noch tüchtig ausnutzen. Das Wetter hatt sich wieder gebessert. Morimont am 19.III. regnete es ungeheuer. Die Straßen schwammen; bin meiner guten Stiefel froh.

22.III.18. ab 1200 Mittags marschiert.

23.III.18. abends 8oo Abmarsch in Villers la Montagne. Am 24.III. früh 400 in Audun le Romagne verladen.

25.III. nachm. ankunft in Cambrai. Quartier in St. Vaast rue No. 47.

26.III. früh Abmarsch in Cambrai nach Raillencourt (1h entfernt).

26.III. abends von hier Weitermarsch nach Havrincourt, dort im Schloßpark Biwack. Fror mich ungemein.

27.III. 18 früh Weitermarsch Bertincourt, Unterkunft in Baracke.

28.III. früh Marsch nach Ligny-Tylloi [Ligny-Thilloy], mir wohl bekannt aus der Sommeschlacht, dort Biwack bezogen. Abends 700 Rückmarsch nach Betincourt bei strömendem Regen. Dort die ganze Komp. in 2 kleine Baracke, völlig durchnässt zusammengefercht.

29.III.18. Weitermarsch nach Moisleins [Moislains] (auch wohlbekannt). Dort Biwack. Wetter bessert sich weiter. Das eroberte Gelände ist sehr interessant. Englische Ausrüstungsgegenstände der verschiedensten Art. Tote (Englische u. deutsche, Pferde, Gefangene etc.).

30.III. früh Weitermarsch nach Estrées im Gebiet der Sommeschlacht. An der großen Straße nach Amiens, in Deniecourt [Deniécourt] in Zelten u. alten Unterständen Unterkunft. Abends bei ekelhaftem Regen Marsch nach Herleville (noch nie deutsch). In einer kleinen zerschossenen Hütte 2 Komp. untergebracht.

31.III. 730 Abmarsch nach Beaucourt en Santerre 17 km südlich. Dort 2h ankunft. In dem Wäldchen östlich Verpflegung.

1.4.18. Hier Biwack, ebenfalls am

2.4.18 u. 3.4.18. Wetter geht an, Regen u. Sonnenschein. Fliegergefahr. Ein Flieger schoß unseren Feldballon ab u. wurde dann von unserem M.G. abgeschossen. Er soll erschlagen worden sein. Finde ich nach meinem Empfinden nicht recht. Heute früh sprang schon 1 Fuchs im Lager rum, war anscheinend im Wäldchen im Bau u. bekam Junge.

3.4. Abend 10h in Bereitstellung vor Ville aux Erables [Villers-aus-Érables].

4.4.18. früh 6h-810 setzte unser Artilleriefeuer ein. 810 trat unsere Artillerie zum Sturm I/12 Divisions-Reserve. Vormittags nachgezogen bis nach Morisel-Süd (Festung). Um 320 Nachm. treten wir zum Sturm auf die Höhen westlich Morisel an. Ziemliche Verluste durch Artillerie- u. Inf. Feuer.

5.6.7.8./4.18. in Stellung. Befehl zum eingraben u. die Stellung unter allen Umständen halten. Wetter sehr schlecht. Friert uns bis auf die Knochen.

9.4.18 früh bei Tagesgrauen durch Rgt 57 abgelöst. 1 Nacht 2 Lager bei Beaucourt.

10.4.18. Rückmarsch nach Rosières Biwack.

12.4.18. Seit heute abend eine Baracke.

13.4.18 heute windiges Wetter.

14.4.18. Noch hier (abscheulicher Sturm, fror uns ein)

15.4.18. Noch hier.

16.4.18. Ab nachm. so bereit halten, daß 1 Stunde nach Eintreffen des Abmarschbefehls abmarschiert werden kann. Ab heute nachm. I.V. Komp. Führer 1./12. I.R. H. Lt. Rösch fußkrank. H. Ittameier weigerte sich mich zum Verdienstorden 4. Kl. vorzuschlagen. Macht auch nichts. Bin es ja gewöhnt.

17.4.18 nachts 2h kommt Befehl, daß ich mit Herrn Lt. Spörl zum III. Batl. versetzt bin, gleichzeitig marschbereit. 530 früh antreten auf die Alarmplätze; wie verlautet, damit die die wieder vermutete französische Angriff erfolgen sollte, gleich antreten können. Melden uns nach Ausfindigmachen des III. Batl. gleich beim H. Kommandeur Hptm. Schäffer. Dieser teilt mich der 10., Lt. Spörl der 12. Komp. z. Herr Lauenstein, Führer 10./12. I.R. recht liebenswürdig, hoffe, auch mit ihm gut auszukommen. Der erste Eindruck ist recht nett. / Die Marschbereitschaft wurde 1100 früh wieder aufgehoben; sind wieder in die früheren Quartiere abgerückt. Hoffe, daß wir hier noch einige Tage sind. / Aß heute mit Herrn Lauenstein Roßleber u. Herz: schmeckte nicht übel. /

18.4.18 früh wieder marschbereit. 1000 wieder aufgehoben, um 1020 vorm. Aufstellung vor dem Kommandeur. (Fällt aus, Abmarsch nach Beaucourt).

18.4.18. Abend I.V. Komp. Frhr. 12/12. am abend noch in ein anderes Waldlager (wo wir vor dem 1. Einsatz waren) umgezogen (wegen Beschießung).

19.4.18 abend in Stellung. 10h Abmarsch.

20.4.18 früh 200 12./84.7 I. R. in  1a an der Straße Moreuil-Thennes abgelöst. Schönes Wetter. Will sehen was weiter geht. Komp. Abschnitt bisher ziemlich ruhig. Bisher Gottlob keine Verluste.

H. Lt. Lauenstein (10./18.) wurde verwundet, ebenso Spörl, der die Komp. übernehmen mußte.

21.4.18. Gefechtstätigkeit wie gestern. Heute früh 5-600 starkes fdl. Artilleriefeuer; 11. Komp. hatte eine Patrouille zu machen. Wetter gestern u. heute schön. Nachts Reif u. daher recht kalt.

22.4.18. Nichts Neues. abends u. während der Nacht leichter Strichregen.

23.4.18. Heute wieder schönes Wetter. Sonst ohne Neuigkeit.

24.4.18. Während der Nacht besuchte Pfarrer Auwander die Komp. Früh Angriff angesetzt. Um 600 vorm. beginnt der Artillerie-Wirkungsschießen. Um 700 vorm. beginnt rechts u. links der Angriff. Das verabredete grüne Leuchtzeichen zum Angriff bei 15. I.R. blieb aus. Starke Vergasung, die Luft undurchsichtig. 830 dann Vorrücken der Komp. in 2 Wellen, 1. Welle bis über die bisherige Vorpostenlinie hinaus, starkes M.G. u. Inf. Feuer von halbrechts. Rechts der Straße 15. I.R. kam aus der Stellung nicht heraus. Die Komp. blieb aber als dann liegen. Später einsetzen der eigenen Artilleriefeuer verursachte empfindliche Verluste, 4 Tote u. mehrere Verwundete, worauf sich der Rest des rechten Flügels der 2 Welle wieder in Ausgangsstellung u. nach links zog. Es kam dann der Befehl um 1200 abermals anzugreifen. Komp. drang vor bis 40 m vor die gegnerische Stellung 2 l M.G. Rechts abermals keine Unterstützung, links kam der angriff nicht nach u. ins Stocken. Komp. blieb in der genommenen Linie liegen u. hängte sich ein. Um 1100 nachm. Ablösung durch 7./12 die am weitesten vorgedrungen Teile wurden zurückgenommen. Verluste namentlich infolge eigener Artillerie u. fdl. M.G. u. Inf. Feuer recht empfindliche 9 Tote 13 Verwundete.

25.4.18. Komp. in Bereitschaft bei Lepigny Ferme. Fdl. Artilleriestreufeuer. Heute abend stürmt (wurde nichts) I. Batl. Sandgrube u. Wäldchen westlich davon. Von Ablösung noch nichts bekannt. Hoffe nicht mehr vor zu müssen.

26.4.18. Noch in Stellung bei Lepinoy-Ferme. Sonst nichts Neues. Einige Granaten auf die Stellung. Der Tag im Großen u. Ganzen ruhig, trübes Wetter. Von Ablösung vermerkt nichts. Ebenso heute den 27.4. noch nicht. Tag über starke Feuerüberfalle u. Streufeuer. Eigener Flieger abgeschossen in der Nähe der Komp. abgestürzt. Beobachter tot. Führer Bauchschuß, von der Komp. verbunden u. zurück gebracht. Am abend noch umziehen, weiter links, vorwärts, I. Batl. wird abgelöst u. kommt nach Beaucourt.

28.4.18. Der Raum in dem die Komp. liegt ist bisher auch noch feuerfrei.

29.4.18 Noch hier ohne besondere Ereignisse.

Ebenso 30.4.18. Nebeliges Wetter.

1. Mai 1918. Wetter trüb. Fdl. Artillerie sehr lebhaft. 1 Überfall kam sehr nahe. Sonst nichts Besonderes. Wie verlautet sollen wir erst 3 auf 4 abgelöst werden. Schöne Aussicht!

2. Mai herrliches Wetter, tagsüber starke Artillerietätigkeit (fdl.); ab 500 nachm. sehr stark bis Einbruch der Dunkelheit. Gott Lob ging es ohne Verluste ab.

3. Mai 1918. Hoffe, daß es heute wieder besser wird. Sollen heute endlich einmal abgelöst werden durch 80 I.R.

4. Mai 1918 früh 100 durch 4/80. I.R. abgelöst. Auf dem Rückweg wurde H. Lt. Wirth 9./12 noch ziemlich schwer verwundet. Stieß in Villas auf ihn u. ließ durch meine Leute ihn zurückschaffen in Lager Beaucourt nach Casse [Caix] gefahren, dann Weitermarsch nach Rosières.

Abend 800 auf einen Bauzug verladen u. nach Brie gefahren. Sollten nach Villers Carbonelle [Villers-Carbonnel] in Baracken kommen, als wir jedoch dort ankommen nach 1h Marsch, hieß es wir können nach St. Christ [Saint-Christ-Briost]. Blieb also nichts übrig als wieder zurückmarschieren.

5.5.18 früh 300 kommen wir in St. Christ an u. wurden leidlich in Baracken untergebracht. Ich selber hatte eine Zeltbaracke u. war zufrieden. (Kahnfahren, Fischen, Reiten).

6.5.18 u. 7.5.18 noch dort. Am 8.5. früh Marsch nach Peronne [Péronne] ca. 10 km. Um 10 kamen wir dort an u. mußten bis abends ½ 900 warten bis ein Bauzug kam der uns nach Cambrai brachte. Dort kamen wir am 9.5.18 früh 400 an. Von da Weitermarsch über Solesmes nach Bousies. Um ½ 300 Ankunft. Eine schöne große Ortschaft, gute Unterkunft.

10.5.18 hier und heute Nacht gut geschlafen u. ausgeruht. Bagage kam heute Mittag 100 an. 11.5. 12.5. 13.5. 14.5. 15.5. 16.5. 17.5. hier, ohne viel Neues. Dienst in der Komp. in dem sehr schönen Forêt de Mormal. Wetter sehr schön.

18.5.18. Paradeaufstellung der Division in Bahnhof Salesches wo Seine Majestät König Ludwig III. 1040 vorm. Einfahrt des Hofsonderzuges u. Königshymne. Abschreiten der Front durch Seine Majestät. Alsdann Verleihung von Verdienstorden u. Verdienstkreuzen durch S. M. an Angehörige der Division. S. M. unterhält sich lange mit den gesondert aufgestellten Inhabern der Tapferkeits-Medaillen E.K.I. Klasse. Dann Ansprache des Divisions Kdr. v. Zöllner. S.M. erwiderte.

Alsdann Abrücken der Truppen. Offiziere zu S.M. gerufen. Vorstellung der Kdr. und wieder Offiziere die sich besonders ausgezeichnet. Zog alle ins Gespräch. Nebenbei bemerkt Gefolge von S.M. Ministerpräsident Dandl ebenfalls. Als dann besteigen des Hofsonderzuges der dann gemächlich unter den Hurrarufen des Offizierskorps den Bahnhof verließ.

Das Wetter war sehr schön, leider zu heiß, sodaß manche Leute umfielen.

Vor der Ankunft waren fdl. Flieger in der Nähe, sodaß die Div. in Deckung ging. Aber Gottlob verlief die Aufstellung selbst friedlich.

6.6.18. Besichtigung der Komp. im Gefechtsschießen. Ausgezeichnetes Lob erhalten, vom [?] Brigadekdeur, Div. Kdr. [?], General.

7.6.18 Abtransport, verladen 1000 abends, Landrecies.

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