Biographische Informationen über August Bauermeister erfahren wir aus der Feldpost fast gar keine. Bekannt ist nur, dass seine Mutter Marie Klieber hieß. Sie war mit dem Zivilingenieur H. Klieber verheiratet. Ihre Wohnanschrift in Hannover war Hildesheimerstr. 17 III. Hier befand sich, einer Zeitungsanzeige im Hannover Kurier vom 10. Juni 1920, das Ingenieur-Büro Klieber & Co. Das Büro machte als Vertreter der Firma Kaiser & Co aus Kassel Werbung für Drahtseilbahnen.
Wann genau Gustav Bauermeister als Soldat im 1. Weltkrieg gedient hat, geht aus der Feldpost nicht genau hervor. Während seiner gesamten Zeit von 1915 bis mindestens Oktober 1918 diente er im Preußischen Feldartillerie Regiment 4 in der 4. Batterie. Am 13. Januar 1917 teilte er seinen Eltern mit, dass er Unteroffizier der Reserve geworden ist.
Von 1915 bis 1918 war Bauermeister die gesamte Zeit an der Westfront eingesetzt.
Im Jahr 1918 war Bauermeister mindestens zwei Mal im Lazarett. Im Mai 1918 war er wegen Rheumatismus im Kriegslazarett 686, Station 7, Saal 19 („Villa van Gulik“ in Goch) in Belgien. Im September 1918 im Lazarett in Linz am Rhein und im Oktober 1918 im Reserve-Lazarett Henriettenstift in Hannover. Die Gründen über den zweiten Aufenthalt werden in der erhaltenen Feldpost nicht genannt. Allerdings scheint er an der Schulter oder am Arm verletzt worden zu sein, wie eine Fotografie vom September 1918 nahelegt.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben auch nicht alle Briefe die Adressaten erreicht, wie aus Bauermeisters Aussagen in mehreren Briefen zu ersehen ist.
Weit über 100 Feldpostsachen von Gustav Bauermeister sind erhalten. Aber sicherlich ist die Sammlung nicht mehr vollständig, da aller Wahrscheinlichkeit nach seit 1918 Briefe verloren gegangen sind.
Von den in der Feldpost erwähnten Fotografien ist nur diese eine undatierte Fotografie erhalten:


Feldpost von Gustav Bauermeister an seine Familie in Hannover
Undatiert [Sommer 1915?]
Liebe Eltern!
Gestern Abend erhielt ich Eure lieben Sendung mit der Büchse Kochkäse und den lieben Brief. Ich danke Euch für das Paket herzlichst. Inzwischen habt Ihr ja meine anderen Briefe auch erhalten. Mutter fragt in dem Briefe an ob hier noch etwas zu kaufen sei. Ich glaube hier gibt es mehr als in Deutschland, denn wir beziehen unsere sämtlichen Sachen aus Belgien. Dieser Tage gab es sogar Butter natürlich das Pfund zu 3,20 M in unserer Kantine, Eier 20 Pfennig; auch alles bei andern Artikel wie Honig, Wurst und Gemüse, Erdbeeren sehr billig.
Dann haben zwei Inf. Soldatenheime hier steuerfreie Zigarren u. Zigaret., Militärlieferung zu verkaufen. Das einzige ist die Seife die mächtig teuer ist. – Heute bin ich für einen Tag hier in Lens beim Regiment als Befehlsempfänger für die verschiedenen Batterieverbände. Vergangene Nacht versuchten die Engländer einen Angriff mit vorhergegangener Ausräucherung. Sie hatten eine ziemlich starke Dosis genommen aber zu ihrem Leidwesen einen guten Teil selbst von ab gekriegt. In meinem briefschreiben bin ich unterbrochen worden vorhin und will nun bis meine Ablösung kommt den Brief an Euch vollenden.
Hoffentlich geht es Euch noch recht gut und seid Ihr noch recht hübsch gesund.
Jetzt geht es wieder los und muß ich noch schnell fertig machen, denn einen Extraritt haben sie noch auf Lager für mich heute Abend und da heißt es Beine machen, daß es nicht zu spät wird. Nun schließt mit den herzlichsten Grüßen Euer Gustav
Undatiert [1916?]
Liebe Eltern! Gestern war ich in Douai, haben ein Geschütz wiedergeholt. Bei dieser Gelegenheit habe ich diese Karten gekauft. Für jetzt will ich schließen. Heute Abend schreibe ich einen Brief; hoffentlich brauche ich nicht als Gespannführer weg.
Für Paket mit Zigarren meinen herzlichsten Dank; es kam noch am 19. an, als ob ich es das gewußt hätte. Nun seid recht herzlich gegrüßt von Euerm Lausebengel
Undatiert [März 1917?]
Liebe Eltern! Meine Karte von Charleville, die ich gestern sandte habt Ihr hoffentlich erhalten. Heute sende ich Euch noch einige Ansichtskarten. Es war sehr nett dort gestern Nachmittag. Wir sind nach dem Mittagessen hier abmarschiert und waren nach einem Marsch von 1 ¾ Stunden in Ch. Dann haben wir dort anständig und den jetzigen Umständen nach billig gespeist einige Bier verdrückt und uns nachdem zur Besichtigung der Stadt aufgemacht. Die beiden Villen, welche seine Majestät daselbst bewohnt hat haben wir in Augenschein genommen das Quartier des Großen Generalstabes, welches anbei auf der karte zu sehen ist. Gleichzeitig habe ich mir einen neuen Kneifer mit Futteral gekauft um wenn nötig besser sehen zu können. Vor allen Dingen haben wir natürlich unserm Magen gedacht und sind schnell in ein Kaffee gewandert, indem es schönen Kaffee und recht billiger Torte und Apfelkuchen gab. Da staunt der Fachmann…; ja diese Etappenonkel führen ein Leben besser als in Deutschland. Darauf haben wir uns noch verschiedene Sehenswürdigkeiten der Stadt bewundert. Dann kam das schöne Abendessen: Rinderbraten und 2. Gang Paprikafleisch, o das war ein Genuß. Dazu wieder einige feine Biers und dann machten wir uns gelassen auf den Heimweg. Leider war die Marketenderei geschlossen und konnten wir nichts kaufen.
Anfang nächsten Monats sollen wir wegkommen, es fragt sich nur, wohin?
Mit den herzlichsten Grüßen schließt Euer Euchliebender Gustav
Von Euch habe ich schon lange keine Post erhalten. Sendet mir doch bitte eine Tabelle der abgesandten Sachen, daß ich Euch ungefähr schreiben kann was ich erhalten. Ichbefürchte meine Post kommt ebenso unregelm.
Undatiert [August 1918?]
Absender:
Bauerm., Kriegsl. Missionssch. Abteil A. Hal (Belgien)
Empfänger:
Frau M. Klieber
Bad Eilsen
Haus 14
Liebe Mutter!
Einige Tage muß ich mich noch gedulden. Denn ich bin noch nicht so recht auf dem Damm. Halte Du Dich nur recht dran damit wir nachher beide zusammen gesund sind. Sei herzlich gegrüßt von Deinem Jungen
10. Oktober [ohne Jahr]
Liebe Eltern!
Heute habe ich nur eine Postkarte als Briefbogen. Hier gibt es auch schrecklich wenig Neues. Jetzt habe ich noch genügend Arbeit mich in alles Neue genauestens einzuarbeiten aber ich befürchten es wird hier mächtig langweilig. In Flandern hat es mir beinahe besser gefallen. Da gab es was zu sehen und jeden Tag fast veränderte sich die Lage dort. – Schließlich ist jedoch besser und denke ich wir können uns für diesen Winter hier heimisch machen. Das Wetter ist jetzt äußerst übel. Auch unsere Post scheint umzuziehen. Merkt Ihr das auch so stark? In den nächsten Tagen gehts vielleicht in Ruhe.
Es grüßt Euch recht herzlichst Euer Gustav
Undatiert
XIII.
Liebe Eltern! Durch ein Versehen ist der gestrige Brief an Euch abgegangen und habe ich vielleicht unzutreffende Hoffnungen hervorgerufen. Wir kommen leider nicht nach dort wie es erst bestimmt war, sondern nur unsere erste Abteilung und bleiben wir hier nach neuesten nahrichten noch einige Wochen. Es waren schon Quartiermacher eingeteilt, die den Brief mitnehmen sollten u. der hatte denselben gestern in Kasten gesteckt als Nachricht vom Nichtwegkommen kam. Mit herzlichsten Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
Undatiertes Fragment
Nun will ich mit diesem Teile schließen und kommt jetzt die berühmte Wunschecke. Bitte sendet mir doch per Brief 10 M, ich bin mit meiner Kasse recht knapp geworden durch dies vielen Putzzeug kaufen, auch was unsere Verpflegung die eine Zeit nicht ganz auf der Höhe und gibt es bei uns jetzt allerlei schöne Sachen einiger maßen billig zu kaufen, da Militärlieferungen. Auch möchte ich Euch um Übersendung von etwas Tabak bitten, sowie Seife. Hier bezahlt man für diesen Artikel sehr viel Geld im Gegensatz zu anderen Sachen ein kleines Stück gewöhnliche Schmierseife 60 Pfennig, kl. Toilettenseife 1 M u. 1,30. Dennoch kostet eine Hemd auch 25 Pfennig zu waschen. Sendet mir nun bitte gewöhnliche Seife zu Drillzeug u. anderem Wäsche waschen. Nun muß ich schließen. Heute morgen von Munitionsfahren mit Zeug spät zurück gekommen. In d. nächsten Tagen mehr und seid recht herzlichst gegrüßt v. Euerm Gustav
2. Juli 1915
Geschrieben, de. 2. Juli 15.
Liebe Eltern! Nun komme ich endlich wieder dazu Euch einen Brief zu schreiben. Wir liegen also jetzt in der Gegend La Bassée und der vielbekannten Ecke. Die beste Stellung der ganzen Abteilung haben wir wohl noch erwischt. Denn es geht seit dem letzten vergeblichen Bemühen der Engländer hier direkt vor uns ziemlich ruhig zu.
Vaters Photographie würde mich sehr freuen zu erhalten. Mit der Post ist es so wie ich Euch schrieb, nur erfahren wir nie bestimmte Zeit der Sperrung. Die Post v. Euch kommt deswegen doch immer pünktlich es betrifft ja nur unsere Post. Dieselbe wird nur an den Verladestellen zurückgehalten. Ichglaube einmal wird dieselbe in der nächsten noch zurückgehalten und braucht Ihr nicht in Besorgnis zu sein wenn Ihr einige Zeit keine Nachricht von mir erhaltet. Die Regelung bei Verwundungen oder dergl. ist jetzt so gut daß Ihr sofort Nachricht erhaltet und ist es bei der Artillerie nur halb so schlimm wie bei der Infanterie. Für die dünne Unterhose sowie anderen Geschenken meinen herzlichsten Dank. Über die Sache mit L. bin ich soweit hinweg und habe ich ja jetzt doch den ganzen Sachverhalt erkannt. Ich hatte ihn doch noch für ein wenig aufwändiger gehalten. Seit Rücksendung seiner Papiere schreibt er mir garnicht mehr. Ich werde ihm heute schreiben ob er meinen Brief nicht erhalten darauf muß er nun doch wohl antworten. Ob er immer noch hoffte, daß ich die Papiere unterschreiben würde.
Etwas ruhiger ist es bei der Lorettohöhe jetzt doch geworden. Die Verluste die diese Höhe gekostet hat sind ja auch riesig. Ebenfalls sind aber auch die Verluste der Russen im Monat Juli groß und werden sie doch nun bald zur Einsicht kommen. Hier werden ja schon viel Russen beschäftigt mit Harken u. dergl. Arbeit. Nun seid alle recht herzl. gegrüßt auch Großeltern von Euerm Gustav
20. Juli 1915
Geschrieben, d. 169 Juli 15.
20.
Liebe Eltern!
Meinen herzlichsten Dank für d. lieben Sendungen; auch für Vaters hübsche Soldatenphotographie. Vater ist ja sehr hübsch getroffen. Unter Vaters Kameraden sind sehr stramme Kerls und wird es Vater wohl sehr schwer fallen mit denselben Schritt zu halten. Ich wünsche Vater, daß er doch ein etwas besseren Posten erwischt. Mit seinen Augen u. auch sonst wird er seinen Dienst wohl nicht so gut erfüllen können.
Von L. habe ich das bewußte Paket nicht erhalten. Eine Karte habe ich aber bekommen mit der Mitteilung die in Silberpapier gewickelten Sachen nicht zu essen, da dieselben gesundheitsschädlich seien. Wegen meiner Krankheit heißt es in der Karte mußte ich Opium nehmen und habe das Paket im Opiumrausch gepackt. Hoffentlich ist das Paket nun nicht in falsche Hände geraten und dadurch jemand zu Unglück gekommen. Da macht Euch man keine Kopfschmerzen um mich, das ist alles nicht so schlimm. Der Krieg hat mich doch in allerlei Sachen abgehärtet.
Jetzt bin ich auch Dogartkutscher [Sic!] geworden. Näheres nächstens; dadurch habe ich nämlich jetzt viel Arbeit.
Ich wollte Euch nur schnell schreiben damit Mutter beruhigt ist. Mir geht es tadellos und gut und hoffe ich dasselbe von Euch.
Endlich habe ich meinen Brief so einigermaßen vollendet. Es hat ja lange genug gedauert. An Onkel Karl Westberg habe ich gleich wieder geschrieben.
Nun muß ich schließen und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
2. August 1915
Liebe Eltern! Ich habe gerade hier in aller Frühe eines herrlichen Tages und warte auf einen unserer Offiziere ihn nach der Bahn zu bringen. Die Engländer haben die Freundlichkeit sämtliche Straßen und Feldwege mit Schrapnells zu überstreuen, aber leider alle zu hoch. Sie sollten man wissen wie gemütlich ich hier in meinen Dogart sitze und schreibe trotz ihrer Funkerei. Na die haben manchmal einen kleinen Anfall sie werden bei dieser Gelegenheit wenigstens Munition los. Gestern habe ich eine schöne Partie gemacht nach Henin Litard von unserem Dorfe hier (Wingles)[.] Muß doch auf der Karte zu sehen sein zwischen La Bassée u. Lens, in der Mitte der beiden Schlachtorte. Von L. habe ich sonst noch nichts gehört, hat aber auch nun weiter keine Bedeutung. Onkel Karl hat wohl auch noch keinen Bescheid. Mit recht herzl. Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
2. August 1915
Liebe Eltern! Meinen gestrigen Brief habt Ihr wohl inzwischen erhalten. Vaters Pakete sowie das Paket mit Kakao habe ich erhalten und danke Euch herzlichst dafür. Von dem Wurstpaket und Brief und was Mutter mir schrieb habe ich nichts erhalten. Ich habe augenblicklich Mutters Brief nicht hier, denn ich bin auf einer fahrt, habe Herrn W. nach unserer Abteilung gefahren. Sonst habe ich nicht mehr viel Zeit so schreibe ich Euch jetzt immer bei einem Halt wenn ich lange warten muß. Bei uns hier geht jetzt die Ernte los. In den nächsten Tagen fahre ich nach Lille mir eine Peitsche zu besorgen und verschiedenes andere. Jetzt kommen ich immer näher. Unser Hauptmann ist 14 Tage auf Urlaub kommt am 4. Aug. wieder dann gibt es noch mehr zu tun. Gestern sind wir zunächst gegen Typhus, heute alles dennoch einen dicken Besen.
Jetzt Fortsetzung v. 1. Brief.
Als erstes möchte ich Mutter bitten mir noch einmal eine Kartätsche zu besorgen, die alte ist schon vollständig alle und kann ich hier keine auftreiben. Es wäre sehr gut wenn Mutter dieses Mal eine etwas härtere und dichtere kaufen würde. Die wird länger halten und dann nimmt sie den Pferdeschmutz schneller fort; wäre also für mich auch viel bequemer. Dann habe ich nun noch eine Bitte und diese wäre an Vater; ich schrieb schon in dem anderen Briefe, daß ich nach Lille fahren werde. Da möchte ich Vater bitten doch etwas Geld an Frau D. zu senden. Dasselbe ich mir jetzt mächtig knapp geworden bei dem vielen u. weiten Fahrten. Meistens bin ich nicht zu Haus und esse u. trinke öfters unterwegs. Nun muß ich schon wieder schließen. Beim nächsten Halt wieder mehr.
Also wie aus dem vorigen Brief ersichtlich hat sich der Herr Gefreite herabgelassen den gemeinen Sauhasen zu bitten untertänigst. Schade das Vater kein Fahrer bei uns geworden ist.
Nun schrieb mir Mutter Ihr wolltet gern etwas über mein Leben als Kutscher erfahren. Um die Sache kurz zu fassen ich habe zwei Pferde, W. Hauers und mein Dogartpferd u. einen Dogart. Zu fahren habe ich nach der Bahn die Offiziere d. Wachtmeister oder alle möglichen anderen Sachen. Wenn nichts besonderes vorliegt muß ich des Nachmittags zur Post, meistenteils habe ich ja immer andre Fahrten. Ich hoffe nun wißt Ihr etwas von meinem neuen Beruf. Nun hoffe ich daß es Papa Klieber sowie Mama Karl recht gut geht, und verbleibe mit herzl. Grüßen Euer G.
3. August 1915
Liebe Eltern! Heute muß ich schleunigst die Nachricht von dem Nichtankommen d. ersehnten Würste widerrufen. Denn gestern Abend habe ich sie erhalten. Ich hatte auch gerade den nötigen Hunger seit morgens 9 Uhr nicht, zu Haus gewesen. Die Wurst schmeckt ausgezeichnet und muß ich Euch herzlichst dafür danken. So etwas feines zum Brote habe ich lange nicht gegessen, da unsere Verpflegung jetzt seit langer Zeit auf dem Nullpunkte steht und sind wir hier in einen höllisch teure Ecke geraten. Einige kleine Beispiele, 1 Pfund Magarine [Sic!] 3,20 M, 1 Ei 20 Pfennig, 1 Pfund Marmelade 2 Franc, aber etwa keine Fruchtwaren, sondern Zuckerkrams.
Dennoch ist immer noch das billigste diese Zuckersauen geblieben und leben wir außer den Sendungen von der Heimat nur von Brot und derselben Verpflegung d. Truppen in Deutschland gilt und hört man auch von Urlaubern besser als hier an der Front. Na deswegen kommen wir aber doch alle nach Haus wenn die lieben Nachbarn nicht so dumm sind und spielen mit ihre Schießgewehren.
Diesen Brief will ich beenden. Im nächsten mehr. Mit herzl. Grüßen Euer Gustav
3. August 1915
Liebe Eltern! Ich hoffe daß alles da heim bei bester Gesundheit ist. Wie aus dem vorigen Briefe schon ersichtlich hat mich die Leberwurst trotz einer kleinen Irrfahrt nun doch erreicht und mundet mir nun um so mehr. Morgen kommt unser Hauptmann vom Urlaub zurück und übermorgen fährt unser Wachtm. auf 14 Tage, einige von mir sind ja auch schon gefahren, aber nur alle die Grund hatten und sind ja noch so viele Leute die verheiratet sind noch nicht weg gewesen. Gestern unterhielt ich mich noch mit V. H. über die Zeit vor einem Jahr, er ist ja jetzt volle Freude, daß er auf Urlaub kommet. Vielleicht kommen wir bald alle auf Urlaub und ist mit der Bagage hier Schluß. Dann kann Mutter sich erst einen Schlüssel für d. Speisekammer anschaffen und sich ganz gehörig verproviantieren, denn zwei Soldaten zu füttern ist schon ein bisschen reichlich.
Ich träume schon immer von dem ersten Abend mit nachfolgendem gemütlichen Rauchabend.
11. Aug. 15 [Anmerkung jw: Poststempel vom 3. August 1915]
Aber wir schaffens noch, erst muß ich Unteroffizier [Textverlust unter der Perforation] Leutnant. Auf diese Hoffnung nehmen wir schnell auch einen [unleserliches Wort] herzl. Gruß Euer Gust.
10. August 1915
Liebe Eltern! Inzwischen habt Ihr wohl meinen Brief inbezug Urlaub erhalten. Ich muß Euch nun noch als Erklärung mitteilen, daß jetzt auch weniger dringende Fälle durch gehen, dennoch kann es glücken, daß ich den Urlaub bewilligt bekomme. Das heißt es muß schnell eingereicht werden beim Regiment, die Hauptsache ist wenn es von irgend einer Behörde unterstempelt oder befürwortet ist. Auf dem Lande ist der Ortsvorsteher schon zu ermächtigt u. nicht d. Landrat nötig wie ich im vorigen Brief schrieb! Es aber gleichgültig wenn nun ein Stempel drunter ist. Wenn Ihr keinen Stempel erhalten könnt durch eine Behörde so sendet es mit einem Schreiben v. Onkel Karl ein. Eben das mein Kommen dringend notwendig ist. All Heil, viel Glück vielleicht haben wir Glück. Mit recht herzl. Grüßen Euer Stromer
13. August 1915
Liebe Eltern! Gestern erhielt ich Euer liebes Paket. Meinen herzlichsten Dank für alles. Die Kartätsche müßte ja eigentlich von Borsten oder Pferdehaar vielmehr sein; aber es wird schon gehen. Sie sehr gut nur kann man sie mit einer Striegel zusammen nicht gebrauchen. Ich bin heute auf einer kleinen Tour mit dem Pferde zum Geldholen. Schreibe hier im Stehen und ab u. zu will mein Streitroß mit helfen. Dadurch müßt Ihr Euch die Schnörgel erklären. Ja, also mit d. Kart. wollen wir man warten vielleicht kann ich sie mir mit Euch zusammen selbst besorgen. Das Vater viel Dienst hat ist traurig, und ich bedauere ihn sehr. Hoffentlich bekommt er es bald einmal besser. An Großv. u. Onkel W. habe ich vor einigen Tagen auch geschrieben. Mit Aug. ist jedenfalls nur eine leichte Erkrankung. Mit herzl. Grüßen bis nächstens Euer Gustav
17. August 1915
Liebe Eltern! Euren lieben Brief sowie Schmalzsendung habe ich erhalten u. danke Euch herzlichst dafür. Vielleicht wird es mit meinem Urlaub. Augenblicklich vertrete ich neben meinem sonstigen Beruf unsern Batterieschreiber noch in seiner Arbeit, da er seit gestern krank. Übermorgen kommt ja Wachtmstr. Hauer wieder zurück. Euch geht es doch hoffentlich recht gut und macht Vater den Dienst nicht mehr so viel Beschwerden. Vielleicht hat er auch inzwischen einen besseren Posten erwischt. Nächstens mehr.
Mit herzl. Grüßen Euer Gustav
27. August 1915
Liebe Eltern!
Schweinefleisch, Zigaretten und die lieben Briefe habe ich erhalten und danke Euch herzlichst für dieselben. Das Vater beurlaubt ist freut mich sehr und ist ihm doch dadurch das Schützengrabenleben erspart. Auch ist die Beförderung garnicht so übel vom Infanterist zum Offiziersstellvertreter, hübsche Sache. Vielleicht hat Vater dann einen Burschenposten frei?
Das Urlaubsgesuch ist ja nun auch angelangt jedoch wird es wohl nichts werden da die Beurlaubungen laut Armeebefehl für 8 Wochen ein Ende haben. Entweder wird von uns der von feindlicher Seite eine offensive beabsichtigt. Sollte dieser Befehl wieder zurückgenommen werden würde es aber auch noch 3-4 Wochen dauern ehe ich fahren kann da vor mir schon zu viele Gesuche angelaufen sind und meist alle genehmigt werden. Na wir wollen die Hoffnung doch nicht verlieren, vielleicht komme ich diesen Herbst noch ganz nach Haus, wäre noch schöner. Zwar ist die Hoffnung darauf noch nicht so groß. Von L. erhielt ich bis jetzt nur eine Karte, Brief erhalten. Wie war es auf Urlaub. Schluß und Punkt. Ich weiß von einem Urlaub überhaupt nichts.
Meines Schreiberamtes bin ich durch Genesung des Schreibers wieder enthoben, aber seit einigen Tragen habe ich noch ein Pferd zubekommen.
Heute wieder großes Glockengeläut Brest-Litowsk gefallen. Nun muß doch wohl bald Schluß sein mit dem Russenvolk. Hauptsache ist daß wieder endlich etwas geschafft wird.
Hier herrscht jetzt eine unnötige Hitze und ist hier das beste Erntewetter. Mutter schreibt W. H. hätte das Eiserne Kreuz wohl noch nicht. Der hat es doch schon lange und muß ich Euch das auch geschrieben haben oder ist der Brief verloren gegangen.
Mit den herzl. Grüßen schließt Euer Gustav
12. September 1915
Liebe Eltern! Meinen herzlichsten Dank für die Pakete mit Wurst sowie Schmalz. Leider muß ich Euch die traurige Mitteilung machen, daß es meinen Urlaub leider noch nichts wird und war es Versehen des Herrn Wachtmeisters. Ich bin ja auch noch lange nicht an der Reihe, denn es sind noch 10-15 Mann mit ihren Urlaubsgesuch früher gekommen als ich. Es tut mir ja sehr leid, daß ich Euch unnütze Hoffnung gemacht habe, für mich selbst ist es das selbe und habe ich mich mächtig darüber geärgert.
Heute oder morgen mehr, ich habe jetzt leider keine Zeit mehr.
Mit recht herzlichen Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
14. September 1915
Liebe Eltern! Inzwischen habt Ihr wohl meinen Brief erhalten und Euch darüber gewundert. Erst hatte mir Herr Wachtmeister den Mund wässrig gemacht indem er sagte: Sie können fahren wenn Herrn Haupt. Bursche wieder zurück kommt. Ich war ja noch nicht an der Reihe sondern sind immer noch unsere Kameraden vor mir. Bis jetzt habe ich Herrn Wachtmeister über die Sache noch nicht sprechen können. Ich werde bei der nächsten Gelegenheit um Auskunft bitten wenigstens um Angabe der ungefähren Zeit. Ich habe mich ja sehr darüber geärgert Euch geschrieben zu haben da sich die Sache hier zu leicht ändert doch meinte Herr Wachtmeister bestimmt, daß ich am 11. fahren konnte. Nun müßen wir uns noch eine Weile vertrösten. Hoffentlich bleibt Vater noch recht lange zu Haus. Mit den herzlichsten Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
15. Oktober 1915
Liebe Eltern! Ich danke Euch recht herzlichst für die lieben Pakete mit Wurst sowie mit Rauchwaren. Ich werde mir alles gut schmecken lassen. Wie haben jetzt gehörig was zu tun. Gestern rückte die Batterie wenigstens ein Zug in Feuerstellung. Heute Morgen sind wir erst wieder zurück und eine prächtige Stellungen haben wir wieder. Noch nicht gebaut und ausgeschachtet u. so haben wir wieder viel Arbeit. Heute Abend vier Wagen mit Holz und so geht das jetzt fortlauernd. D. 2. Zug rückt nächste Nacht auch in Stellung und haben wir noch einmal das Vergnügen. Unsere Stellung ist eine neue vorgeschoben zwischen Loos u. Souchez, in einem Zipfel. Ja, ich muß nun schließen und verbleibe ich mit herzl. Grüßen Euer G.
28. November 1915
Liebe Eltern! Paket No 10 mit Mutters lieben Brief habe ich erhalten und dank Euch herzlichst dafür. Leider ist nun mein Brief zu früh angelangt. Ich hatte mir so schön ausgemacht daß er gerade am Geburtstagstage morgens meinem Mamachen überreicht würde.
Für die Wurst meinen besten Dank u. werde ich mir dieselbe gut munden lassen. Über kleine Weihnachtswünsche schreibe ich Dir in den nächsten Tagen denn es hat ja noch Zeit; es sind ja nur einige Lichter und etwas Watte. Ich schreibe Euch dann noch näheres. Vorläufig meinen herzlichsten Dank und die dicksten Grüße u. Küsse von Euerm großen Jungen der Euch gern noch selbst einen dicken Schmatz geben möchte
7. Dezember 1915
7. Dez. 1915.
Liebe Eltern! Wir sind gerade von unserer Feuerstellung zurück und lohnt es sich nicht sich noch einmal hier zu liegen. So will ich Euch in aller Frühe einen Brief schreiben. Zuerst für das ff. Gänseschmalz meinen herzlichsten Dank. Ich habe eben zwei Stullen verdrückt. Gestern Abend ist es wohlbehalten hier angelangt. Um 12 Uhr hieß es heute Nacht Munitionhochbringen. Um 10 Uhr war der erste Transport hochgekommen. Gestern haben wir nämlich einen kleinen Angriff gemacht, jedes Geschütz rund 100 Schuß abgegeben. Nun werde ich noch eine Stulle m. Gänseschmalz essen u. dann meine Zeitung durchlesen ob noch nichts vom Frieden darin steht.
Dann ist es auch soweit zum Kaffee holen. Um 7 Uhr jetzt muß Kaffee geholt sein, sonst gibts nichts.
Nun seid recht herzlich gegrüßt u. bedankt von Euerm Gustav
9. Dezember 1915
Liebe Eltern! Mutters lieben Brief vom 4.12.15. habe ich erhalten und muß ich ihn doch gleich beantworten. Ders. enthält eine sehr traurige Nachricht. Ich habe ja immer eine kleine Ahnung gehabt nur glaubte ich Vater sei zu stark mit Arbeit überhäuft. Da habt Ihr eine schwere Zeit hinter Euch, ich wünsche Vater eine recht gute u. schnelle Besserung. Habe leider nicht viel Zeit. Heute Pferderevision.
Meine anderen Briefe habt Ihr doch inzwischen erhalten. Ich und wir alle sind ja mächtig gespannt was es mit Griechenland wird. Über Urlaub habe ich leider noch nichts gehört, vielleicht komme ich auch nicht. Vater recht viel Besserung wünschend und Euch alle herzlichst grüßen schließt Euer Gustav
14. Dezember 1915
Liebe Eltern! Gestern erhielt ich Euer liebes Paket No 19. Meine Karte habt Ihr wohl auch erhalten, und habe Euch doch den Empfang der vorigen beiden Pakete bestätigt. Ich dank Euch für alle Pakete recht herzlichst. Bitte schickt mir bei nächster Gelegenheit etwas Schreibpapier mit, nur nicht so viel denn ich verschmutze es höchstens wenn es mit auf Reisen muß. In 10 Tagen ist ja nun schon Weihnachten und verlebt Ihr es hoffentlich recht vergnügt und bei bester Gesundheit. Gestern Abend haben wir unter uns eine kleine Übungsstunde mit Ziehharmonikamusik gehabt. Bitten möchte ich Euch noch um einige M zum Weihnachtsbier und grüßt Euch herzl. Euer Gust.
18. Dezember 1915
Liebe Eltern! Die große Wurst ist glücklich angelangt; auch die drei Weihnachtspakete habe ich bekommen jedoch Mutters Bitte gemäß noch nicht berührt. Alle Weihnachtssachen kommen zusammen in ein Paket u. werden aufbewahrt bis zum Feste. Auch den Empfang d. Käses u. des Fisches habe ich noch nicht bestätigt. Vor allen Dingen dank ich Euch für die schönen, reichlichen Geschenke herzlichst u. verzeiht bitte daß ich in d. letzten Zeit wenig geschrieben. Wir haben jetzt sehr wenig Zeit da sehr viel geschossen wird u. wir jetzt eine neue Stellung bezogen haben. Also die Sachen, ich meine die beiden letzten schmecken sehr gut u. ist wieder etwas anderes. D. Zigarettenetui habe ich auch erhalten u. wird sich mein Kamerad sehr freuen. Der Tabak, den Ihr mir zuletzt gesandt habt schmeckt tipp-topp.
Vater ist also doch viel ernster erkrankt gewesen als Mutter mir zuerst schrieb u. tut es mir sehr leid. Hoffentlich sind Vaters dumme Schmerzen bald weg, daß Ihr Weihnachten recht schön feiern könnt. Da denke ich eben an einen dummen Gedanken von mir. Nach Mutters Geburtstag hat ich immer das Gefühl als ob jemand krank ist zu Haus, ich vermutete erst es sei Mutter die erkrankt sei. So fällt wohl Vaters Krankheit gerade auf diese Zeit.
Mutter schreibt die Briefe wären im mit Bleistift [Sic!] geschrieben meine sind es ja auch immer. Ich freue mich doch von Euch Nachricht zu erhalten.
Mir geht es sonst noch sehr gut. Nächstens mehr. Ich wünsche Vater recht gute Besserung und hoffe doch im nächsten Jahr auf Urlaub zu kommen.
Mit herzl. Grüßen schließt Euer Gustav
20. Dezember 1915
Liebe Eltern! Heute morgen habe ich mich um 5 Uhr aus den Federn gewickelt. Ich konnte nicht mehr liegen; dauernd sausen mir die schönsten Urlaubsträume im Kopfe umher. Hoffentlich ist Vater zu Weihnachten wieder vollständig hergestellt und könnt Ihr Weihnachten recht vergnügt verleben. Mir geht es soweit sehr gut und haben wir immer unsere Beschäftigung. Die Sache bleibt immer dieselbe wir sehen uns vor einen Angriff feindlicherseits vermutend und befürchten einen von uns. Nun wünsche ich Euch ein recht fröhliches Weihnachtsfest und hoffe ich daß Ihr es im gemütlichen Beisammensein fröhlich verleben könnt. Mit herzl. Grüßen v. hier Euer Gustav
21. Dezember 1915
Liebe Eltern! Gestern Abend habe ich die beiden Zigarrenpakete und das ff. Mittagsbrot erhalten; ich danke Euch herzlichst dafür, auch für Vaters liebe Zeilen. Ich habe mich endlich gefreut wie ich auf einmal eine Karte von Vater geschrieben vorfand. Das ist ja sehr traurig, daß Vater nicht aufstehen kann zum Fest; aber wenn es geht ist doch der Stuhl hoffentlich zur Zeit angebracht. Mutter geht es wohl noch gut. V. Großv habe ich lange nichts gehört, ist er krank. Nun seid recht herzlichst gegrüßt und frohe Feiertage von Euerm dank. G.
21. Dezember 1915
21.12.15.
Liebe Eltern! Wie geht es Vater? Hoffentlich doch viel besser und vielleicht hat er den neuen Stuhl bei Erhalt des Briefes schon einmal eingeweiht. Ich möchte Vater so gern ein bisschen Gesellschaft leisten in den schlechten Tagen, aber leider geht es nicht. – Euer liebes Paket vom 14. mit Butter usw. (No 23) habe ich gestern Abend erhalten und dank Euch herzlichst dafür. Wir werden uns das alles recht gut munden lassen. Die Herzchen haben wir gleich auf frischer Tat verzehrt. Genau so wie es Euch geht geht es mir auch und muß ich oft an Euch denken, aber hier heißt es etwas anderes und darf man sich nicht von der Stimmung unterkriegen lassen, immer tüchtig hoffen. Wenn jetzt d. Krieg nicht gekommen wäre dann war alle vergangene Zeit vorbei und wäre alles wieder gut geworden. Aber lange dauerts nicht mehr dann müssen unsere lieben Nachbarn links u. rechts sich doch fügen und dann wird aber ein feines Wiedersehen mit einem dicken Friedenskuß gefeiert. Dann machen wir zusammen eine schöne Biertour zu Hause an unserm kleinen Tischchen mit der lange Piepe. Die Zeiten kommen alle wieder drum Kopf hoch der große Stromer kommt noch früh genug um Mutter die Speisekammer auszuräubern. Ich habe mir vorgenommen, daß Ihr zu jeden Feiertag einen Brief erhaltet, wenn nun die Feldpost fungioniert [Sic!] dann muß es stimmen. Nun bleibt recht gesund u. munter bis der alte Bengel wieder kommt und seid recht herzlich gegrüßt von Euerm Gustav
22. Dezember 1915
Liebe Eltern! Heute am 22. Früh um ½ 6 Uhr sitzt der Bengel bei einem schönen Feuer und schreibt. Ich konnte nicht mehr schlafen, da habe ich mich hochgemacht einen Feuer angezündet u. erhaltet Ihr dadurch bald wieder einen Brief. Wir haben heute Besichtigung im Fußdienst durch unseren Regimentskommandeur.
Gestern erhielt ich Euer liebes Paket vom 16. mit Biergeld, Zig. u. Pfefferminz, meinen herzl. Dank dafür. Die drei Pak. No 16, 17 u. 18 habe ich erhalten u. habe ich wohl eins vorgestern zu bestätigen. Gestern eine große Portion Weihnachtspakete angelangt u. wird Bengel seins wohl bei sein. Im nächsten Briefe mehr u. grüßt Euch Herzlichst Euer dan[k]b. Gustav
9. Januar 1916
Liebe Eltern! Bin glücklich in H. angelangt. Heute habe ich gleich eine Pferderevision mitgemacht und jetzt komme ich vom Munitionsfahren. Nun habe ich wenigstens meine Arbeit gleich am ersten Tage hinter mir. Nun solltet Ihr doch schnell noch einen Brief haben und dieser geht morgen früh um 8 Uhr mit der Post fort. Hoffentlich geht es Vater recht gut und ist Mutter gut nach Hause gekommen. Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav
8.1.15. [Anmerkung jw: Poststempel 9.1.16]
12. Januar 1916
Liebe Eltern! Jetzt bin ich ja glücklich wieder im alten Gleise. Gestern haben wir eine kleine Fahrübung gehabt. Für Vaters liebe Karte meinen herzlichsten Dank, sehe ich doch auch daraus daß Mutter gut nach Hause gekommen ist. – Angeblich sollen wir jetzt Engländer vor uns haben; die Schießerei ist ja auch eine verrückte. In meiner Abwesenheit haben sie wieder einen großen Teil von Lenz [Lens] zerschossen. Sonst geht es mir ja wieder gut und hoffe ich daß auch Vater jeden Tag kräftiger wird. Ich hatte nur noch keine rechte Zeit sonst hätte ich schon mehr geschrieben aber die ersten Tage ist alles mögliche. Nun möchte ich Vater noch den guten Rat auf Mutter aufzupassen daß sie nicht zu viel schnäpst; u. Mutter daß Vater nicht soviel raucht. Bleibt recht schön gesund und übt Euch schon langsam im Trinken ein auf einen herzhaften Schluck zum baldigen Friedensschluß. Joffre hat mir im Vertrauen gesagt er habe keine Lust mehr. Nun seid alle recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
13. Januar 1916
Liebe Eltern! Meine Briefe u. Karten habt Ihr wohl inzwischen erhalten und habt daraus gesehen daß das alte Sprichwort: Unkraut vergeht nicht sich bewahrheitet, denn der Lausebengel ist immer noch im Gange. Hoffentlich ist Vater auch wieder recht gut auf den Beinen und geht es Mutter gut. Damit Mutter nun kein böses Gesicht mehr macht schreibe ich jetzt recht oft. Wenn Vater sich nun garnicht mehr zu helfen weiß, wo er nun allein ist so werde ich ihm brieflich ein bisschen helfen; vor Kummer über ihre beiden Jungen nimmt dann Mutter schnell wieder son kleinen Alten [Sic!]. Nun Schluß mit herzlichen Grüßen von Euerm Gustav
Lieber Vater! Vergiß das Trommelfeuer nicht; ich glaube es hilft. Die Engländer verziehen dann doch etwas schneller. Wieviel würden die Lehrkosten einer kurzen Lehrzeit bei dir betragen: Bitte um baldigen Bescheid möglichst mit Lehrvertrag.
Mit Gruß u. Kuß von Blanche
Euer Gustav
18. Januar 1916
Liebe Eltern!
Endlich ist einmal wieder anständiges Wetter bei uns. Natürlich sind die Flieger gleich mächtig am Gange. Mit und durch meine Brille habe ich ja jetzt ein klares Bild der allgemeinen Kriegslage. Leider hat sich dieselbe noch nicht viel geändert. Lenz haben sie immer noch kräftig unter Feuer; jetzt eben sind sie gerade wieder dabei und belegen es wieder mit schweren Geschossen. Im Nächsten Briefe und grüßt Euch herzlich Euer Gustav
18. Januar 1916
Liebe Eltern! Soeben haben wir unser Sonntagsmahl beendet und war das selbe heute sehr gut, denn wir haben selbst gekocht. Heute Morgen waren wir zur Kirche. Unser Hauptmann ist nun auch abgedampft bis zum 2. Feb. auf Heimatsurlaub.
Heute schicke ich die Blechdose ab mit diesem Brief.
Wie steht es denn mit Vaters Befinden, ich hoffe, daß er schon einen kleinen Parademarsch durch halb Hannover machen kann. Mutter Karl hat sich hoffentlich auch wieder erholt nach dem vielen Ärger. Ich muß bei jeden Brief, den ich schreibe immer an das Wort Vaters „Mutter mach den Finger gerade“ denken. Herzlichste Grüße von Euerem Gustav
19. Januar 1916
Liebe Eltern! Heute geht der Tag schon wieder früh los. Ein Fahrer von uns, der schon immer fahren sollte ist heute morgen um 4 Uhr weg gefahren. Der Mittelreiter bringt ihn und noch einen zur Bahn und noch einen zur Bahn und stehe ich dafür solange Posten v. 4-6 Uhr. Lieber wäre ich ja schon mit nach Deutschland gefahren, aber ich glaube da wäre Mutter gar nicht recht mit einverstanden wenn der Stromer wieder 12 Tage zum Dummheiten machen kommt. Jetzt wird auch erst mal Dienst gemacht und aufgepaßt, daß die Fr. u. Engl. nicht in Mutters Speisekammer geraten. Das besorgt nachher der Gustav mit seinem großen Magen. Hoffentlich geht es euch noch recht gut und habe ich an Petrus schon eine Note geschrieben u. wird das Wetter wohl bald besser werden in Deutschland. Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
26. Januar 1916
Liebe Eltern! Meine herzlichsten Dank für Paket 34 u. 35. Es schmeckt schon großartig. In einem Brief morgen oder übermorgen mehr. Jetzt haben wir sehr viel zu fahren und nebenbei Gespannführer. Jeden Tag muß ich mit meinen Pferden raus. Sonst geht es mir noch tadellos und wie ich aus Euren lieben Briefen sehe Euch auch. Bleibt man immer so recht schön gesund und seid recht herzlich begrüßt von Eurem Gustav.
Zeit ist Geld. (Arbeiten – Geldverdienen)
28. Januar 1916
Liebe Eltern! Für heute nur einen kurzen Kartengruß. Ich hoffe, daß noch alles im besten Zuge ist zu Haus. Bei uns ist jetzt auch wieder ein wenig Leben. Hoffentlich seid Ihr auch so gesund wie ich und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
1. Februar 1916
Liebe Eltern! Gestern Abend fand ich Eure liebe Post vor und zwar das Paket m. Mockturtel und Mutters Brief v. 27.1. Für alles meinen herzl. Dank. Ich schreibe ich Euch heute wieder in Kürze; vielleicht morgen mehr. Wir sind gerade von Stellung gekommen und es ist schon reichlich spät. Mein Rauchvorrat ist jetzt zur Neige gegangen, außer der Tabak; da hätte ich ja gern wieder eine kleine eiserne Bestandsauffrischung. Auf den Selleriesalat bin ich auch schon mächtig gespannt.
Nun muß ich erst mal in mein Bette gehen, es ist die zweite Nach. Morgen mehr. Mit herzl. Grüßen E. G.
3. Februar 1916
Liebe Eltern! Paket m. H. gestern in tipptopp Zustande angelangt; schmecken großartig und werden heute alle. Dose sende ich dann zurück mehr im Brief.
Mit herzl. Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
4. Februar 1916
Liebe Eltern! Ganz großartig hat d. Abendbrot gestern Abend geschmeckt und noch mal so schön habe ich geschlafen gestern. Geträumt habe ich von allem möglichen schönen, natürlich hatte ich den Schweinsbraten u. Sal. zu Hause verzehrt. Also alle guten Gaben kommen diesmal nicht von oben sondern von Han., denn heute Abend kam schon wieder eine Dose Salat an. Diese Dose habe ich ganz bescheiden in zwei Teile gemacht heute u. morgen Abend. Mutter schreibt: Da gab sie… da meint Mutter wohl ihr Fräulein. Unangenehm auffallen tut eine Ctr. od. F. sendung nicht denn sehr viele vom Lande bekommen reichlich geschickt davon. Im nächsten Briefe mehr. Mit recht herzlichen Grüßen von Euerm Gust.
4. Februar 1916
Liebe Eltern! Wie ich schon im vorigen Briefe schrieb liegt der Grund nicht an der Unannehmlichkeit sondern ist es lediglich der Grund sparsam zu sein, welches uns junge Kerls leichter wird als den Familien in Deutschland.
Mutter ist jetzt wieder viel allein und wird sie sich manches Mal recht einsam fühlen. Aber immer den Kopf hoch meine Offensive schmeißt die Kiste, wenn sie man erst los ginge. Die Hauptsache ist, daß Trommeln immer gut fungioniert [Sic!], dann bleiben wir auch lebst gesund. – Bei uns ist auch mäßiges Wetter; wir haben jetzt auch die großen Gasschutzmasken bekommen und kann es los gehen. Ich hoffe doch, daß es Euch allen recht gut geht, Vater sich auch nicht wieder krank arbeitet, und seid herzlichst gegrüßt v. Euerm G.
4.1.16 (II). [Anmerkung jw: Muss laut Poststempel 4.2.1916 sein]
21. Februar 1916
Liebe Eltern! Meinen Brief von gestern habt Ihr wohl schon erhalten. War ja nur ein Wunschbrief. Jetzt wird es hoffentlich wieder etwas besser. Unsere Batteriestellung wird ja auch umgebaut. Da heißt es fleißig Kies und Sand, Zement und Eisen fahren.
Etwas weniger Munition haben wir ja jetzt zu fahren, denn darin nimmt uns die Feldbahn einen Teil ab. Nur dadurch daß wir selbst bauen gibt es soviel zu tun. Hoffentlich geht es Euch noch recht gut und ist alles noch bei bester Gesundheit. Euch alle herzlichst grüßend verbleibe ich Euer Bengel Gustav
21.2.16.
23. Februar 1916
23.2.16. 6.
Liebe Eltern!
Butter, Wurst u. Mittagsmahl war gut angekommen; auch der Schweiz. Emmenthaler hat keinen Schaden gelitten. Für alle Sendungen dank ich Euch herzlichst. Wie geht es Euch denn noch; hoffentlich recht gut geht. Über mein Befinden und Appetit kann ich ja auch gerade nicht klagen. Für gute Verdauung sorgt das tägliche Flachrennen. Nachher geht’s wieder los ¾ 3 bis 415 Beine raus, Knie durchdrücken. Vater weiß ja Bescheid.
Ist Großvaters Befinden schon wieder besser. Mit herzlichen Grüßen schließt Euer Gustav
5. März 1916
Liebe Eltern! Leider mußte ich gestern Abend fort und heute Abend auch. Da will ich Euch schnell eine Karte schreiben und muß ich Euch mit dem angekündigten Brief auf morgen vertrösten. Mit den herzlichsten Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
19. März 1916
Liebe Eltern! Für die übersandten Pakete meinen herzlichsten Dank; Morgen Abend schreibe ich Euch einen Brief, bis dahin nur diese kurzen Grüße. Hoffentlich ist alles noch wohlauf. Mir geht es auch gut und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
21. April 1916
21.IV.16. 22.
Liebe Eltern! Vorm verderben u. umkommen ist der Inhalt des Paketes No 87 glücklich bewahrt, denn er ruht schon in unergründlichen Tiefen . Nun kann ich doch aber behaupten das Mutters Kochkünste immer noch dieselben sind und ich garnicht so abgeneigt bin wenn ich jetzt nach Hause könnte um Mutters Speisenkammer zu räubern. Meinen herzlichsten Dank für die liebe Sendung und der liebe Brief von Vater. – Mir geht es wie Ihr seht noch tadellos und wünsche ich, daß auch Ihr so gesund und munter seid. Nun seid recht herzlichst gegrüßt u. bedenkt von euerm Jungen
22. April 1916
Geschrieben, den 22.April 1916.
Liebe Eltern!
Meinen Brief von gestern habt Ihr hoffentlich bei bestem Wohlsein erhalten. Ich wünsche Euch was ich ganz vergessen ein recht fröhliches Osterwetter als wie hier augenblicklich ist. Heute dachte ich zu meinem Schrecken erst daran daß morgen schon Ostern ist darum in Eile eine Karte. Es grüßt Euch und Großvater Euer Gustav
23. April 1916
23.IV.16. 22
Liebe Eltern! Der Himmel hat doch Einsehen gehabt und uns mit einem schönen Osterwetter beglückt. Hoffentlich habt Ihr in Deutschland auch so schönen Sonnenschein. Meine Karte ist doch wohl zu spät gekommen, man kommt hier ganz aus der Zeitrechnung. Großvater und Onkel habe ich keine Karten gesandt, da wir doch unsere Post die so schon genug zu tun hat nicht noch unnötig Arbeit aufbürden dürfen. Habt Ihr d. Feiertage recht schön verlebt, bei uns ist es nicht allzu viel Unterschied da die Arbeit doch nicht liegen bleiben darf; aber etwas weniger Dienst gibt es heute doch. Nun lebt recht wohl u. seid herzlichst gegrüßt v. Euerm Sohn
30. April 1916
30.IV.16. 25.
Liebe Eltern! Habt Ihr meinen Brief No 24 erhalten, denselben habe ich abgestempelt sofort nach d. Post getragen. Nun will ich heute Eure lieben Briefen, die schon einen kleine Haufen bilden beantworten. Wir waren jetzt voll Freude, daß unsere kleine Festung bald fertig; jetzt müssen wir schon wieder raus und eine neue Stellung bauen. So beginnt der Sport von neuem. Diese Woche bin ich doch um einige Pfund leichter geworden. 4 Nächte habe ich mich draußen rum getrieben, es war ja wunderschönes Wetter und machte es Spaß des Nachts. Jetzt ist die Sommerzeit bei uns, 5 Uhr raus aus den Federn bis abends 8 Uhr Dienst. Darum seid Ihr auch in der letzten Woche etwas zu kurz gekommen.
Also Eier u. Butter auch der Kuchen waren ein feines Festtagsessen und habe ich sie mit d. größtem Wohlgefallen verdrückt. Das Kraftfleisch hat mir in dieser Woche auch vorzüglich geholfen die Keks haben mir auch sehr gut geschmeckt. Wie mir der Sellerie geschmeckt unterliegt ja keiner Frage und auch der Braten war tipp-topp. Nur dürft Ihr davon keinen wieder schicken. Die Pakete sind 5 Tage unterwegs und ist schon eine anständige Hitze, ich glaube da könnte es leicht einmal 1 Flucht denken. Dafür könnt Ihr aber irgend welchen Fisch nur möglichst nicht in der roten Sauce, ich komme augenblicklich nicht auf den Namen der Frucht, senden. Den langersehnten Tabak habe ich natürlich auch erhalten. Für alles nochmals meinen herzlichsten Dank, aber das dicke Ende kommt erst, der große Wunschzettel. Mutter möchte ich bitten auch Zeug für Fußlappen zu kaufen u. zurecht zuschneiden. Strümpfe reiße ich bei diesem Wetter alle Tage und sind Fußlappen auch angenehmer am Fuße. Umsäumt brauchen dieselben nicht zu sein nur einfache Lappen. Dann muß ich zum zweiten Male in diesem Kriege um ein Taschenmesser bitten denn meins ist mitten durch gebogen. In den nächsten Briefen oder Paketen möchte ich Mutter auch um Beilage einiger Mark bitten zu meinem Geburtstage, sodaß ich zusammen 15-20 M hier habe.
[Rest fehlt!]
1. Mai 1916
24.
Liebe Eltern!
Heute wieder nur einen so kurzen Brief, aber ich komme jetzt garnicht dazu Euch immer sofort zu antworten da man mich zwecks Entfettungskur jetzt ordentlich bewegt. Paket mit Tabak, Eier, Kuchen, Braten u. Sellerie habe ich erhalten und dank Euch recht herzlich dafür. Sobald ich Zeit habe schreibe ich Euch einen ausführlichen Brief, hoffentlich morgen u. beantworte Euch alle die lieben Briefe. Bis dahin nehmt meinen herzlichsten Dank gnädig an. Ich hoffe, daß es Euch recht gut geht. Bei diesem schönen Wetter lebt man wieder ordentlich auf. Nun grüßt Euch alle herzlichst Euer Gustav
3. Mai 1916
3.V.16. 26
Liebe Eltern! Unsere liebe Feldpost beglückt mich jetzt recht oft mit Nachrichten aus der Heimat! Gestern erhielt ich Sendung No 95 und heute No 96, sowie einen Brief von Großvater, und die Marmeladensendung ist auch glücklich angelangt. Für alle Pakete sowie die lieben Briefe meinen herzlichsten Dank. Heute Abend sitze ich her auf Wache und kann den Abend und die schöne Nacht so herrlich genießen. Augenblicklich geht es recht lebhaft zu und ist es ein hübscher Anblick von hier. Etwas dunkel ist es schon und vorn blitzen die Leuchtkugeln und Einschläge, auch Abschüsse in kurzen Abständen auf. Bei solch klarem Wetter hört man jeden Infanterieschuß in weiter Entfernung. Mir fehlt das Talent die Eindrücke in Worte zu kleiden um Euch eine solche schöne Maiennacht zu beschreiben. Es kamen einem da so komische Gefühle. Einerseits bedauere ich die schönen verlorenen Tage auf fremden Boden, andererseits fühle ich mich doch stolz auch mit helfen zu dürfen an dem großen Werk der Verteidigung unserer lieben Heimat vor allem alle Lieben zu hause vor dem Greuel eines solchen Krieges zu bewahren. Das Donnern der Geschütze heimelt einem jetzt orndlich [Sic!] und prickelt es in allen zehn Fingern in Erwartung der kommenden Dinge, wenn dieser Monat ist doch Anfang des großen Sommerkrieges. Wollen wir hoffen, daß wir uns nachdem allen glücklich und zufrieden bei Muttern wiedersehen.
Vaters süßen Grüße habe ich also erhalten und hat es mir nur noch an Zeit gemangelt Vater ob seines Riesenhungers zu bedauern. Ich bezweifle aber noch sehr stark daß unsere liebe Küchenmutter einen von uns verhungern läßt. Die Grüße waren aber auch in Wirklichkeit sehr süß denn etwas flüssige Marmelade hatte doch ein Bächlein gefunden und sich an Vaters Karte rangemacht. – Schön im nächsten Briefe muß ich wieder von Vaters großen Appetit lesen, ich glaube Vater will das Versäumte nachholen; aber tüchtig essen und Schießübungen erhält Leib und Seel und sind daran wohl noch keine Menschen krank geworden. Mutter kann nur von Glück sagen, daß ich Schreihals nicht auch noch zu Haus bin. – Zwei der Eier werde ich morgen nach überstandener Nachtwache verdrücken und mich dadurch sofort wieder erholen.
Als Wachhabender hat man jetzt nämlich die schönen Aussichten wenn alles gut klappen soll mit Wecken und Bestellen des Nachts, auf zu bleiben. Das heißt bei diesem herrlichen Wetter ist das ein Vergnügen immer schöne Gelegenheit alle lieben Sendungen zu beantworten. Mit dem Backen der Eier wird natürlich nichts, sondern die Butter wird zu Brot gegessen und die Eier ebenfalls gesondert. Mit solchen raren Artikeln darf man doch nicht so verschwenderisch verfahren. Bei meinem furchtbaren Magenleiden fand ich es angebracht daß eine starke Dosis von Magenpulver nötig ist um Beschwerden gründlich für eine Zeit zu entfernen und habe ich dasselbe schon so eines nach dem anderen verputzt, nun hat die liebe Seele wenigstens Ruhe und ist die Zuckertasche leer. Das Pfeifchen schmeckt immer noch recht gut und ist das wohl ein Zeichen das meine Gesundheit durch das zeitweilig auftretende Magenleiden nicht gelitten hat. Nu ist aber Schluß sonst kommt Mutter überhaupt nicht zum Kaffeetrinken. Recht herzliche Grüße sendet Euch Euer Sohn Gustav
9. Mai 1916
9.V.16. 28.
Liebe Eltern! Jetzt haben wir hier seit einigen Tagen kühleres Wetter verbunden mit etwas Regen. Mit unserer Arbeit hat es ja nun etwas nachgelassen. Unsere neue Stellung liegt an der Kleinbahnstrecke da erspart uns dieselbe sehr viel Fahrerei. – Etwas lebhafter ist bei uns schon geworden, aber abgesehen von Trichtergefechten oder Patrouillengeplänkel haben unsere Feinde noch nichts rechtes gewagt. Die feindliche Heeresleitung sieht in diesem Jahre so schwankend und unschlüssig aus, sie wollen noch nicht ran an Speck. Nun seid herzlichst gegrüßt von Euerm Lausebengel
20. Mai 1916
20.V.16.
Liebe Eltern! Heute gibt es zur Abwechslung einen Kartenbrief. Hier ist immer noch das schönste Sommerwetter und hört das Gesumme in der Luft überhaupt nicht mehr auf. Gestern Abend hatten wir noch ein schönes Schauspiel in der Luft, ein feindlicher Flieger hatte sich reichlich weit nach hier gewagt und fast mitten im Artilleriefeuer, aber er gewandte Führer wußte immer wieder auszubiegen. Plötzlich schoß aus einer Wolke ein Flieger von uns auf den feindlichen herunter wie ein Habicht. D. f. Fl. machte sich dann auch sofort dünne leider ist er wohl doch noch entkommen. Heute habe ich zwei Pakete abgeschickt. Nun schließt mi d. herzl. Grüßen Euer Gust.
30. Mai 1916
Liebe Eltern! Alle Eure lieben Pakete habe ich erhalten und danke Euch recht herzlichst dafür. Ich kann Euch leider heute nur einen kurzen Kartenbrief schreiben bin in diesen Tagen noch garnicht zur Ruhe gekommen. Vergangene Nacht gefahren und zum Geburtstagstage gerade Pferderevision, dann morgen um 8 Uhr große Geschirrbesichtigung feldmarschmäßig u. Übungsfahren, übermorgen Abteilungsübung. Morgen hoffe ich jedoch einige Zeit abknappsen zu können, ich muß mich ja ordentlich schonen von allen Seiten und vor allen Dingen von Euch so reichlich beschenkt und dann einmal bedanken dafür. Also morgen ausführlicher, vorläufig einen herzlichsten Dank auch für die lieben Briefe und Geburtstagswünsche, ebenfalls die Einlage von Vater. In den nächsten Tagen wenn es einmal Bier gibt wird auch eins genommen. Bei uns ist das Bier jetzt noch viel sparsamer und ist das ja keine Schande. Nun muß ich schließen mein Geschirr in tadellose Verfassung versetzen damit der alte Krieger nicht auffällt. Seid recht herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav
7. Juni 1916
Liebe Eltern! Heute brachte mir die Feldpost Euren lieben Brief und Paket No 17 mit einer feinen Mettwurst. Für beides meinen herzlichsten Dank mein Bauch hat ordentlich gelacht als er so etwas seltenes sah.
Ja, das glaube ich das bei solch großen Erfolgen unsererseits jeder in der Heimat an einen baldigen Frieden glaubt. Jedoch ganz so schnell wird es doch nicht gehen. Unser Seesieg ist ein großartiger Erfolg und mehr wert als eine große genommene Landschlacht denn hierbei haben doch nur die lieben Nachbarn und Seebeherrscher eins aufs Dach gekriegt. Das macht unsern lieben Kameraden zur See soleicht [Sic!] keiner nach und müssen wir beinahe neidisch auf sie herabsehen. Hier im Westen haben sie auch gerade eins auf ihr großes Maul bekommen und sagt der Heeresbericht auf gut Deutsch sie rückten schon bevor unsere Infanterie ankam aus.
Wir üben uns schon zur Friedens- oder Einzugsparade. Jeden Tag wie in der Garnison Fahrübung und die anderen Fahrern dann noch nebenbei. Hoffentlich dauerts nicht zu lange und findet die Besichtigung bald statt, dann gibt es wieder gibt’s nachricht [Sic!]. Morgen mehr und mehr Ruhe.
Seid herzlichst gegrüßt u. bedankt von Euerm G.
Nun hat Wunschmacher wieder Wünsche und zwar möchte ich um ein Putzzeug bitten. Eine scharfe Striegel, ähnlich des vorigen nur größer und eine Kartätsche, auch wie die damalige aber auch größer und dichter. Letztere wird wohl teuer sein jetzt 4 M ungefähr, aber mit meinem Brett bekommen nichts mehr runter und neue [Rest fehlt!]
16. Juni 1916
Liebe Eltern! Jetzt ist endlich der Tag der großen Besichtigung heraus, also Montag ist der berühmte Tag. Vater wird ja derartige Tage auch etwas kennen und wird wissen mit welchem Mordsaufruhr diese Tage vorbereitet werden u. mit einer halben Stunde ist die ganze Geschichte beendet.
Hoffentlich fällt alles gut aus und ist es bald vorüber.
Im Hause Klieber ist doch noch alles in bester Ordnung und seid Ihr alle munter und gesund wie ich.
Für heute muß ich Schluß machen, nach der Besichtigung wird das Versäumte wieder nachgeholt. Mit herzl. Grüßen Euer G.
19. Juni 1916
Liebe Eltern! Endlich ist die große Besichtigung vorüber und hat das Fahrerkomitee der 4. Batterie mit einem glänzenden Lob abgeschnitten. Eure lieben Pakete habe ich erhalten, Putzzeug und auch Schweinefleisch; für alle meinen herzlichsten Dank. In einigen Tagen wenn es geht morgen schreibe ich Euch näheres.
Heute meinen herzlichsten Dank für die lieben Briefe u. Pakete.
Gestern erhielt ich von der Redaktion d. Hannov. Tageblatts eine Rechnung über Juni u. Juli. Ist dies noch nicht bezahlt oder ist es ein Irrtum d. Redakt.
Nun seid recht herzlichst begrüßt u. bedankt von Euerm Gustav
Das Putzzeug ist sehr gut, Mutter hat fein eingekauft.
19.6.16.
25. Juni 1916
43. 24.6.16.
Liebe Eltern!
Vorgestern habe ich Büchsen mit Braten und Rhabarber erhalten u. danke Euch recht herzlich dafür. Meinen kurzen Brief von vorg. habt Ihr wohl auch inzwischen bekommen. – Ich vermisse nach Euren Briefen Kuchenpaket sowie das mit dem Pfingstbraten, dieses Mal habe ich versäumt nach der No zu sehen. Wie ich schon schrieb erhielt ich von Han. Tageblatt eine Rechnung über Juni u. Juli, seit drei Tagen erhalte ich sie täglich doppelt, da scheint auch keine rechte Ordnung zu herrschen. – Einige Photographien des abgestürzten Flugzeuges Immelmann sende ich in den nächsten Tagen; augenblicklich sind sie alle vergriffen. Heute ist unser Stangenreiter vom Hochzeitsurlaub wieder gekommen und gibt es jetzt wieder weniger Arbeit. 2 od. 3 Paar alte Strümpfe sendet mir bitte, bei diesem Wetter muß ich öfters wechseln. Also bis morgen oder übermorgen; jetzt schreibt der Lausebengel wieder fleißiger. Mit recht herzlichen Grüßen schließt Euer Junge
26. Juni 1916
44.
Liebe Eltern!
Heute ist ein etwas ruhigerer Sonntag als der vorige, auch scheint das Wetter heute schön zu bleiben. Der Sonnenschein ist aber auch sehr nötig, man merkte garnicht das es schon Sommer ist. Gestern Abend erhielt ich Euer liebes Paket mit rauchigem Inhalt und habt herzlichsten Dank für dasselbe, sowie den lieben Brief. In meinem Briefe bat ich um Tabak und kaum war er fort da hatte ich das Gewünschte in der Hand. Die dom. Zig. Ist eine sehr preiswerte angenehm u. gut schmeckende Zigarret. Bald wird nun das Rauchige im Preise anständig steigen und muß man sich auch darin etwas mehr einschränken. Großv. u. Tante habe ich gestern geschrieben. Im nächsten Briefe hoffe ich euch die versprochenen Photographien senden zu können. Für heute die herzlichsten Sonntagsgrüße von Euerm Gustav
28. Juni 1916
45.
Liebe Eltern!
Jetzt ist Sonntag bei uns langsam in Bewegung gekommen. Die Fliegerei ist außerordentlich rege meistens kommen sie in Geschwadern. So mancher geht ja hops durch unsere Fokker; das Neuste sind jetzt Brandbomben mit einer gemein scharfen Flüssigkeit, auch die Artillerie scheint wieder frischen Nachschub erhalten zu haben zum Teil eine sehr tolle Marke, 30 Schuß, 6 explodiert. Wenn die Herren Engländer hier in der Nähe einmal angreifen sollten können sie sich aber doch mal vorsehen; so wie im Herbst können sie es aber nicht wieder machen. Vorgestern glaube ich haben sie erst ihren Allerwertesten vollgekriegt, ebenfalls heute Nacht.
Nun Schluß für heute und seid herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav
5. Juli 1916
5.7.16. 60 [Anmerkung jw: Nummerierung des Briefes nicht schlüssig!]
Liebe Eltern!
Gestern Abend habe ich Euer liebes Paket mit Kuchen und Mutters lieben Brief erhalten, ich danke Euch herzlichst dafür. Im allgemeinen hat sich hier recht wenig geändert. Dauernd ohne Unterbrechung erfolgt Angriff u. Gegenangriff. Gestern und vergangene Nacht waren zwei recht starke Angriffe, aber sind im allgemeinen gut abgeschlagen.
Das Wetter ist ja immer einigermaßen und wollen wir wünschen daß es noch recht lange so bleibt, damit unsere Ernte gut ins trockene kommt. Morgen oder über Morgen wieder mehr, wenn es auch nur wenig ist aber doch wenigstens jeden Tag etwas.
Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav
7. Juli 1916
48.
Liebe Eltern! Wie schon auf der Karte schrieb habe ich heute Pak. No. 37 erhalten. – Es könnte jetzt der Fall sein, daß wir Post des öfters gesperrt würde oder wir keine Zeit bekommen zu schreiben so macht Euch keine unnötige Sorge, denn sollte etwas passieren so erhaltet Ihr doch sofort Nachricht. Mit solchen Gedanken braucht man sich ja aber nicht abzugeben denn es hat bis hierher gut gegangen und wird schon weiter gut gehen. Also näheres kann und darf ich ja auch nicht schreiben. – Um Tante Lenis Hund ist es ja recht schade, aber besser töten als lange quälen. Der Mißerfolg an allen Fronten der Österreicher ist ja recht traurig u. verdirbt das unsere ganzen Anstrengungen. Nun will ich schließen für heute, morgen ist Übungsanspannen der gesamten Batterie u. Bagage. Nun seid recht herzlich gegrüßt v. Euerm Jungen
8. Juli 1916
8.7.16. 49.
Liebe Eltern!
Schon seit einigen Tagen habe ich nichts von Euch gehört und geht es Euch vielleicht ebenfalls so mit meinen Briefsachen. Es ist eben mal wieder Krieg und will jetzt vorm Winter noch etwas erreichen. Bis jetzt haben die Engländer und Franzosen bei uns ja noch gerade keine ihren Anstrengungen entsprechende Vorteile erreicht nicht einmal das was die Russen erreichen konnten. Ich glaube es liegt doch an der Truppe die feststeht oder nicht, denn da können die Russen mit ihrer Munition und Mannschaftsverschwendung doch nicht dran tippen an 5 tägiges Artilleriefeuer hier im Westen. Vielleicht gucken wir uns bald den Sport auch wieder an. Hoffentlich geht es Euch noch recht gut was ich auch in jeder Beziehung noch von mir behaupten kann und seid recht herzlich gegrüßt v. Euerm Gustav
23. Juli 1916
23.7.16.
Liebe Eltern!
Gestern habe ich Eure lieben Pakete erhalten mit Bohnensalat u. Roulade, ich danke für das Übersandte und die lieben Briefe herzlichst.
Wo wir uns aufhalten habt Ihr wohl aus dem Deutschen Heeresbericht v. 19. d. M. erfahren. Es geht hier immer noch recht lebhaft zu, aber hat sich nun doch wenigstens das Wetter gebessert und hoffentlich hält es an. Mir geht es ja noch den Verhältnissen entsprechend gut und hoffe ich, daß auch Ihr bei recht guter Gesundheit seid. Wie geht es Großvater.
Bitte grüßt ihn von mir. – Ein klein wenig hatte sich an dem letzten Tage das Feuer gemildert aber heute geht es mit frischen Kräften dran und wird die zweite große Schlacht dieses Tages erwartet.
Allem Anschein nach bekommen sie dieses Mal schwächliche Ziele. Nun schließt mit herzlichsten Grüßen Euer Junge
26. Juli 1916
26.7.16. 60
Liebe Eltern!
Birnencompot und Braten tadellos angekommen, ich danke recht herzlichst für die übersandten Pakete und Mutters Brief. Die Birnen haben großartig geschmeckt da hat das Fleisch auch keinen Schaden gelitten. Natürlich mußt ich solchen schönen Braten schnellstens verdrücken; denn hier ist das beste Hochsommerwetter, regnen tut es äußerst wenig da ist das Einfahren jetzt von früh morgens bis abends im besten Gange. – Die Ballerei rechts von und ist wieder im vollsten Betrieb; wie lagen diese Schlacht eigentlich noch andauern soll möchte ich einmal wissen und was dann werden soll. Für heute will ich schließen und grüßt Euch hoffend daß Ihr noch recht hübsch gesund seid, herzlichst Euer Junge
29. Juli 1916
Liebe Eltern! Meinen Brief von gestern habt Ihr doch hoffentlich inzwischen erhalten u kommt auch hoffe ich dieser zur rechten Zeit. Wir erhalten jetzt wegen voraussichtlich Abmarsch keine Post, und es würde mich recht ärgern wenn meine Glückwünsche zu spät kämen. Mir geht es noch recht gut u. die Gerüchte über unsern Verbleib sind noch so grundverschieden daß man nichts darüber sagen kann. Vorläufig greifen die Feinde noch recht tapfer an. Gestern Nacht haben wir glücklich noch bis ½ 2 Uhr hinter der Batterie in einer wenig beneidenswerten Lage gehalten aber sie wollten uns sicher nicht treffen sondern nur bange machen. Heute Nachmittag heißt es Munition fahren u. bleiben wir voraussichtlich zur Reserve hier. Nun wünsche ich, daß es Euch recht gut geht, ihr bei bester Gesundheit seid nun meine Schweinerei entziffern könnt.
Meinem lieben Vater wünsche ich nun zu seinem Geburtstage eine recht lange und gute Gesundheit und recht langes Leben, daß wir alle nach einem glücklichen Ende in Lust u. Freude vereint im Hause Klieber bei Muttern recht lange u. viele Jahre verbringen können.
Weiter kann ich ja meinen lieben Vater nichts zu seinem Geburtstage senden aber dies wenige kommt ebenso von Herzen ebenso wie alle Geschenke.
Nun seid herzlichst gegrüßt i. einen dicken Geburtstagskuß für Vater von Eurem Jungen
1. August 1916
1.7.16. [Anmerkung: Poststempel 3.8.16] 67
Liebe Eltern!
Morgen werden es nun zwei Jahr, daß wir uns zu der großen Reise vorbereitet haben und abmarschierten und immer noch kann man nicht sagen wann es ein Ende nimmt. Man kann ja unmöglich glauben, daß es noch länger dauert, denn dieses ist doch ein Ringen wie es die Welt noch nicht gesehen hat; auch sind diese Verluste an Menschenleben in Jahrzehnten nicht wieder ersetzt. Uns jagen die Engländer auch an einem Platz auf den andern, einmal sind es die Flieger mir ihrem Eierlegen (Enfanterie [Sic!] ist garnichts dagegen) und das andere Mal bepulvern sie uns mit einer schweren Sorte Granaten. Gestern haben wir leider auch wieder 4 Mann und 5 Pferde Verluste gehabt, und waren nun gezwungen gestern Abend ein neues Biwak zu beziehen. Die Verluste im Schützengraben sind jetzt nicht mehr ganz so arg wie im Anfang und kommen wir glaube ich bald hier aus dieser windigen Ecke. Sonst geht es mir wie Ihr sehr noch ganz gut und grüße ich Euch recht herzlichst Euer Gustav
5. August 1916 [Poststempel]
2.7.16. 58 [Anmerkung jw: Datum und Briefnummer nicht schlüssig]
Liebe Eltern!
Seit dem 24. haben wir schon keine Post erhalten, unsere Feldpost hat uns vollständig verlassen, sie liegt hinten an der belgischen Grenze. Heute hoffen wir nun stark, daß wir einige Nachrichten von zu hause erhalten.
Bis jetzt haben uns die Engländer in Ruhe gelassen, nur die Flieger schwirren dauernd hin und her über uns. Unsere Flieger haben doch mächtig versagt bei dieser Offensive, viele kamen nicht über den Graben, dafür sind die feindlichen desto frecher.
Das Wetter ist recht passen für die Ernte, bei Euch in Deutschland ist es wohl das gleiche sonnige u. trockene Wetter und muß das Korn jetzt wohl mit Gewalt reif werden. Für heute will ich schließen und mich noch ein bisschen ausstrecken, heute Nacht war ich oben in Feuerstellung und bin dadurch um meinen schönen Schlaf gekommen. Nun grüßt Euch alle recht herzlichst Euer Gustav
10. August 1916
10.8.16. 69
Liebe Eltern!
Heute Abend (9.) ist die Dose ff. Wurst eingetroffen die ist aber großartig und habe ich gleich ein paar Stullen mehr verdrückt. Gestern Abend erhielt ich die Dose mit Heringen und Vaters liebe Karte aus Magdeburg. Für alles danke ich Euch recht herzlich. Mutters lieben Brief beantworte ich in den nächsten Tagen aus führlicher. Wir müssen jetzt die paar schönen Tage wahrnehmen und da sind wir von morgens 8 – abends 9 Uhr auf dem Acker und unser Licht ist uns hier vollständig aus gegangen, gibt auch rein gar nichts zu kaufen. Das heißt wir kömmen voraussichtlich doch bald in andere Gegenden mitte dieses Monats treten wir allen Anschein nach eine größere Reise an. Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav
11. August 1916
Liebe Eltern!
Jetzt wird sich unsere Hoffnung die ich im letzten Briefe äußerte erfüllen. Dadurch stockt die Post wieder etwas, aber morgen hoffen wir regelmäßig Post wieder zu erhalten. Für heute nur diese kurzen Kartengrüße, in den nächsten Tagen mehr. Hoffend, daß Ihr bei bester Gesundheit seid grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
28. August 1916
28.8.16 65
Liebe Eltern!
Soeben erhalte ich Euer liebes Paket vom 23. mit Zigaretten und einer Dose Schmalz. Nun habt Ihr glücklich einmal etwas Schmalz erwischt da müßt Ihr es natürlich gleich Euerm undankbaren Lausebengel schicken anstatt es selbst zu essen. Das macht ja nicht wieder, denn ich kann es schon eher verschmerzen, junges Gemüse kommt doch durch. Also meinen herzlichsten Dank für Euern lieben Brief und Paket. Mit dem Frieden wird wohl nichts Rechtes werden in diesem Jahre; aber auf Urlaub möchte ich doch gern einmal kommen. Wenn man andere Kameraden fahren sieht, dann kommt doch so ab und zu das böse Heimweh wieder, welches aber beim alten Krieger mit einem herzhaften Ruck verschwinden muß.
Der Fettfleck ist vom neugelieferten tollen [unleserliches Wort]
Jetzt haben wir seit 3 Tagen Regenwetter und pflügen fleißig nebenbei Dünger fahren. Die Seife von Tante habe ich erhalten und schrieb doch vor längerer Zeit einen Brief. Hat Tante dies nicht erhalten?
Hoffentlich geht es Euch noch recht gut und seid hübsch gesund. Nun muß ich schließen mit den herzlichsten Grüßen von Euerm faulen Jungen
5. September 1916
5.9.16. 68.
Liebe Eltern!
Gestern Abend erhielt ich Euer liebes Paket mit Eiern und Brief sie sind sehr gut angekommen und ich dank Euch für beides recht herzl. Das Wetter ist bei uns trübselig wie in Deutschland und steht der größte Teil unserer Ernte auch noch auf dem Felde.
Daß muß aber hübsch sein wenn Vater einmal zu Haus ist und Familie Klieber zusammen.
Etwas gedrückte Stimmung herrscht ja immer noch bei uns und ist es schließlich nicht anders bei solchen Ereignissen zu erwarten; aber es wird schon bald wieder besser werden.
Nun seid alle recht herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav
12. September 1916
12.9.16. 70
Liebe Eltern!
Euer lieber Brief vom 8. d. M. hat mich gestern Abend erreicht, auch der Inhalt dazu. Ich danke Euch für beides recht herzlich. Im vorigen Brief habe ich Euch, glaube ich, den Empfang des Geldes nicht bestätigt, auch dasselbe habe ich bekommen. Von unserer Wanderlust habt Ihr wohl Kenntnis genommen, wohin? Da gibt es wieder Gerüchte und stimmen tut wohl keins richtig.
Der Erfolg in Rumänien ist sehr schön, hoffentlich folgen dem bald noch recht viel. Die Bulgaren und Türken sind überhaupt bessere Soldaten als die Österreicher, bei denen vergeht jetzt kein Tag, andem sie nicht aus strategischen Gründen ein Stück aufgegeben haben.
Nun seid herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
17. September 1916
17.9.16.
Liebe Eltern!
Mutters lieben Brief v. 12. habe ich gestern erhalten; auch den Inhalt von 1 M. Ich danke Euch herzlichst dafür. Wir sind heute auf dem Marsch nach dem Punkte, andem [Sic!] wir vor 4 Wochen waren; heute Abend geht es schon in Stellung. Unsre Post fungioniert [Sic!] natürlich wieder nicht mehr und gebe ich den Brief einem Kameraden von einem andern Truppenteil damit Ihr wenigstens fürs erste etwas habt. Mit dem Gelde macht es nur so, daß Vater u. Onkl [Sic!] hat doch einen besseren Überblick als ich über derartige Sachen. Es geht heute recht in Eile und muß ich mit diesen wenigen Zeilen schließen; bleib hübsch gesund in den nächsten Tagen wird der Bengel wohl nicht schreiben können und seid herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav.
Bitte lieber ab u. zu einen Brief denn der kommt eher als Pakete an.
22. September 1916
22.8.16.
Liebe Eltern!
Eure liebe Rauchsendung mit Brief habe ich gestern Abend erhalten und dank herzlichst dafür. Dieses Mal geht unsere Post noch recht regelmäßig und bleibt es auch hoffentlich. Unsere Wanderschaft ist schon seit mehreren Tagen beendigt und sind wir glücklich an einer recht lustigen Ecke angelangt.
Eingezogen wird scheinbar jetzt alles bis auf den letzten Mann, ich bekam erst einen Schreck, ich glaubte schon Vater sei auch weg. Dieses wollen wir natürlich nicht hoffen. Mir geht es den Umständen entsprechend noch recht gut und wünsche ich auch daß Ihr allzeit recht hübsch gesund bleibt. Euch alle herzlichst grüßend verbleibe ich Euer dankbarer Gustav
25. September 1916
25.9.16.
Liebe Eltern!
Mutters lieber Brief langte gestern bei mir an und danke ich Euch herzlichst dafür. Heute ist hier wieder eine Mordsschießerei und der Erdboden kommt überhaupt nicht wieder in seine ruhige Lage, einige Angriffe der Engländer sind glücklich abgeschlagen; aber die kommenden Tage bringen noch heiße Kämpfe für die Trümmer von Courabett durch welches wir beim letzten Hiersein gefahren sind hat wie Ihr aus der Zeitung ersehen habt der Engländer im Besitz. – Die Ansicht eines Friedens vorm Winter ist lachhaft, man scheint in Deutschland garnicht zu bedenken das wir auch verlieren können. Viele Hunde sind des Hasen Tod; immer von zwei Seiten muß man die Sache ansehen.
Heute ist nun die Hölle los auf der Erde und der Luft, 15 km hinter der Front dröhnen einem die Ohren. Die ganze Kunst und Wissenschaft wird jetzt angewandt, und kein Soldat kennt alle Waffen die gegeneinander angewendet werden, 38. und 42. Ist jetzt Losung, und die ganze Front voll Marinegeschütze schwerste und weittragenste [Sic!]. Hier wünschte ich den großschnäuzigen Herrn Meyer nur 2 Tag her, ich glaube er würde andere Gedanken bekommen. Der Kampf in der Luft ist jetzt auch schlimmer geworden und stürtzen [Sic!] täglich mehrere Flieger an in unserm Bezirk, leider natürlich auch welche von uns. Nun genug hiervon; also sollen sie Onkel jetzt als Höchstkommandierenden eines Schipperkolonne rausbefördern. Dieses ist der schlechteste Posten noch lange nicht und kommen diese Soldaten durchschnittlich nicht weit nach vorn.
Nun gibst den Schluß gesund und munter seid und bleibt Ihr, hoffe und wünsche ich, darüber kann ich ja dank eines guten Morgens und der vorzüglichen Ventilation nicht klagen.
Nun grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
28. September 1916
28.9.196. 75.
Liebe Eltern!
Vaters lieben Brief habe ich erhalten und mich sehr darüber gefreut. Ich weiß daß Vater sehr viel zu tun hat und keine Zeit zu Privatsachen, darum danke ich ihm doppelt für seinen lieben Brief. Gleichzeitig erhielt ich auch den lästigen SM Schein, der mir übrigens nicht im Geringsten zur Last liegt. – Ja eine Weihnachtsfeier zu Haus nach beendigtem Kriege wäre herrlich, aber mit diesem Gedanken darf man sich hier noch nicht unnötig beschweren, denn bis jetzt ist noch keine Aussicht vorhanden, daß wir dieses erleben werden. – Unsern Einsatz hier ist recht gemischt und haben leider die wenigen Tage unseres Hierseins viel Opfer gekostet, jedoch meist Verwundete. – Die Schlacht hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht und die Massen an [Rest fehlt!]
30. September 1916
30.0.1916. 76.
Liebe Eltern!
Honig und Vaters Zeilen habe ich erhalten und danke herzlichst dafür. Dieses Mal ist der Honig tadellos angekommen. Ich habe jetzt oft die Ehre von Vater selbst zu hören und freut mich dieses immer doppelt! – Ist Mutter der Hindenburgtrick gelungen und hat sie recht viele Gefangene hinüberfördern können. Mit Schreiben haberts [Sic!] bei mir immer noch ab und zu, aber da ist recht oft auch die dösige Stimmung daran schuld und mit solchen Briefen plage ich Euch auch nicht gerne. Jetzt hat es ja aber immer noch gegangen u. arbeitet die Feldpost einigermaßen. Nun schließt mit recht herzlichen Grüßen und Dank Euer Gustav
4. Oktober 1916
4.10.16. 18.
Liebe Eltern!
Seit zwei Tagen ist wieder eine kleine Postsperre, die aber bald wieder zu Ende sein wird. Meine Briefe erhaltet Ihr doch deswegen immer noch pünktlich. – Das Wetter ist inzwischen auch ungeschlagen und gebietet dieses wenn es noch länger so bei bleibt schon Schluß der großen Offensive, denn bei diesem Matsch hat Artillerie wenig Wirkung am Aufschlaggeschossen im Graben und kann sich die Infanterie auch nicht halten.
So langsam fangen wir wieder an auf Ablösung zu warten. Ersatz haben wir nun glücklich zum 3. Male erhalten bei diesem Hiersein und sind es jetzt rund 25 Mann. Beim vorigen Male sind wir doch etwas besser weggekommen. Daß Ihr bei bester Gesundheit hoffe ich immer und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
6. Oktober 1916
Liebe Eltern! Meinen Brief von gestern habt Ihr wohl bekommen und hat sich unsere allgemeine Kriegslage hier noch nicht verändert. Es wird uns wohl weiter nichts übrig bleiben als nochmals die selbe Zeit abzudienen hier, aber auch dieser Schreck geht vorüber. Familie Kl. erfreut sich doch noch der besten Gesundheit und geht es auch dem einbeinigen Rinderschwarm gut. Wir bekommen hier bald Kähne geliefert und dann wird hier Krieg zu Wasser geführt. [unleserliches Wort] als bis auf die Haut gehts ja doch nicht. Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav
Herzl. Grüße u. besten Dank für alles Gute
Hauer
Wachtm.
21. Oktober 1916
Liebe Eltern! Gestern Abend erhielt ich Eure lieben Sendungen (2 Büchsen) und danke Euch herzlichst für dieselben. Habe sie natürlich gleich heute in Angriff genommen und gefunden, daß Mutters Küche immer noch ausgezeichnete Fabrikate liefert. Heute nur diese kurze Karte meine Briefe v. g. u. vg. Habt Ihr wohl erhalten. In der Hoffnung daß zu Haus noch alles bei bester Gesundheit ist grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
29. Oktober 1916
29.10.16. 86.
Liebe Eltern!
Grützleberwurst, Tabak, Zigarren, Kochkäse, Kognak ebenfalls heute Gurken habe ich alles erhalten und danke Euch recht herzlichst dafür. Schmeckt mir alles recht gut. Heute ist der Befehl heraus gekommen, 4. Batt. arbeitet vorläufig in ihrer Stellung, heute ist die letzte Batterie unserer Abteilung abgerückt, recht erfreuliche Aussichten bei Verdun auch wieder eine recht dumme Geschichte für uns, eine ziemliche Anzahl Material und Mannschaften sind wieder in Feindeshand gefallen. Ich glaube diesen Winter gibt es überhaupt keine Ruhe denn hier ist immer noch keine Stillstand eingetreten. – Beim Erhalt meines Briefes ist Vater wohl wieder gesund und munter zurückgekehrt und geht es Mutter auch gut.
Mir geht es, nach den Umständen noch recht gut und grüßt Euch herzlichst mit bestem Dank Euer Gustav
30. Oktober 1916
30.10.16. 87.
Liebe Eltern!
Meinen Brief, in welchem ich den Empfang Eurer lieben Pakete bestätigte, habt Ihr doch, nun erhalten und muß ich heute noch hinzusetzen das die Gurken 1a geschmeckt haben. Da hat Mutter wieder recht ihre Kunst von Neuem bewiesen und muß ich wieder sagen daß es bei Muttern doch am besten ist. Mutter frug vor einigen Tagen an was ich gern möchte. Da kann ich nur darauf antworten es ist bei den jetzigen Zeiten ganz gleichgültig ob es Fisch oder Grützwurst, die übrigens auch sehr gut schmeckte ist, oder irgend etwas anderes. Die Honigsache ist nur, daß es etwas zum Brote ist. Heute gab es hier bei einer neu angekommenen Kantine ja wieder allerlei, auch Kunsthonig in Paketen und sogar Lebkuchen. Von diesen Sachen gibt es dann meistens nur 1 Paket pro Person zu kaufen, aber mit Hilfe einigen Tricks kommt man auch oft zu 2 oder 3. Es ist ja blos alles zu teuer; trotz alledem haut sich hier beinahe alles darum und werden oft Wege nach weit weggeliegenden [Sic!] Kantinen unternommen. Hier ist aber die Verpflegung immer noch ganz gut gegen ruhigere Stellungen. Vor Arras bekamen wir Brotbelag für 1 oder höchsten 2 Stullen dabei wurde uns oft von der zustehenden Brotration etwas abgezogen. Die bessere Verpflegung ist der Beste der Sommeschlacht. Gestern waren es glücklich 6 Wochen, zuerst in Stellung gekommen und zuletzt wieder raus. Das schlimmste ist hier der eingestellte Urlaub.
Nun seid recht herzlich gegrüßt von Euerm Sohn Gustav
7. November 1916
7.11.16. 90.
Liebe Eltern!
Nach langer Zeit ist wieder eine große Stille um uns; hier fällt fast kein Schuß, auch hört man hier sehr selten das Surren u. Brummen in der Luft. – Der große Plan hat sich wieder geändert und heißt es wir bleiben 3 Wochen hier. Das geht in diesem Jahre immer hin und her an keiner Stelle lange Ruhe. Ich glaube, daß macht unser Hindenburg, der zieht immer hin und her mit seinen Truppen. Euch geht es doch wohl wieder gut. Ich kann jetzt auch nicht klagen, meine Erkältung ist vollständig geheilt, auch komm ich mich jetzt wieder ruhig ausschlafen denn jetzt zwicken mich doch die alten Viechters [Sic!] nicht mehr.
Seid recht herzlich gegrüßt und grüß Großvater von mir, Euer Gustav
9. November 1916
9.11.16. 91.
Liebe Eltern!
Gestern Abend erhielt ich Euren lieben Sendungen Sauerkraut, Kognak, Tabak, Hustenbonbon und dann noch etwas später Vaters lieben Brief. Da könnt Ihr wieder was der gestrige Tag für ein schöner Tag für mich war [Sic!]. Vom Felde zu Haus gekommen war der halbe Tisch voll Sachen für mich. Ich danke Euch für das Übersandte recht herzlich. Den Kognak haben wir uns gemeinschaftlich beim Rübenfahren heute zu Gemüt gezogen u. das Sauerkraut mit Schweinefleisch habe ich heute nach getaner Arbeit verdrückt, dann noch eine kräftige Marmeladenstulle, eine Tasse Tee und eine Liebesgabenzigarette und schon hat der hungrige Magen seine Befriedigung.
Daß Vater wenig Zeit hat weiß ich ja genau und bin ich für seine Zeilen doppelt dankbar. Wir verstehen uns darin schon und freue mich wenn ich eine Nachricht von Euch erhalte daß Ihr hübsch gesund seid. Daß will ich auch weiter hoffen und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
Schickt blos keinen Selleriesalat, das Zeug mag ich doch nicht. – zwei Tage vorher hat mir Vater schon den Mund wäßrig gemacht.
12. November 1916
8. 12.11.1916.
Liebe Eltern!
Mit der Postverbindung ist noch keine Besserung eingetreten. Beefsteak erhielt ich glücklich vorgestern in schlechtem Zustand natürlich. Paket v. 2. Ist noch nicht gelandet.
Ich weiß garnicht woran gerade die Verzögerung der Hannoverschen Post leidet. – In Italien hat es ja nach dem gestrigen Bericht eine kleine Schlappe gegeben. Über Rußland liest man nichts, demnach scheint sich die mißliche Lage wieder mehr ausgeglichen zu haben. bei uns gibt es jetzt von oben herab sehr viel zu tun. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
14. November 1916
14.11.16. 92.
Liebe Eltern!
Gestern Abend habe ich Euer liebes Paket mit der schönen Wurst erhalten und vor zwei Tagen erhielt ich Euern lieben Brief, einliegend 5 M. Ich danke Euch für die lieben Gaben recht herzlich und auch nicht weniger für die schöne Wurst. Mit der Seife meinte ich ganz richtig Gesichtsseife und ist es sehr lieb von Tante wenn Sie mir wieder welche sendet. Handschuhe hätte ich gern möglichst dauerhafte, warmhaltende Fingerhandschuhe, welche sich bei der Arbeit nicht so leicht durchscheuern od. zerreißen; vielleicht gefütterte Lederh.
Bei uns war jetzt hier ein Mordbetrieb Einstellung von neuem Geschirr neuen Sachen, Pferderevision, Wagen und alles möglich, dazu noch sehr viel Fahren u. Ackern. Vor zwei Tagen war hier plötzlich aus sicherer Quelle ein Gerücht über Waffenstillstand in Rußland rund und allgemein große Freude. Wir warten ja täglich auf ein Wegkommen und ist jetzt alles ein unbestimmtes unruhiges Spannen, wohin? Nun muß ich schließen morgen mehr, bis dahin seid recht herzlichst gegrüßt von Euerm Gustav
16. November 1916
16.11.16. 93.
Liebe Eltern!
Jetzt ist es für einige Tage Winter bei uns geworden und ganz schön kalt. Trotz alledem geht es jeden Tag wieder lustig weiter im Bebauen des französ. Ackers. Besser war es schon wir bauten und säten zu Haus. – Jetzt sind wir immer noch am alten Platze aber auf recht unbestimmte Zeit und wohin es geht: Da munkelt man schon wieder alles mögliche. Jedenfalls steht fest daß wir hier nicht bleiben denn ein Regiment wird schon abgelöst. Nun möchte ich Euch bitten mit möglichst bald 10 M zu senden, bei mir ist nämlich höllisch mauer Bestand in meiner Geldbörse und ich habe mir hier eine kleinen Vorrat an Marmelade für eine Woche gekauft, denn d. Marmelade ist hier auch recht rar. Und wir wissen noch nicht wo wir hinkommen. Mit den herzlichsten Grüßen bleibe ich Euer Gustav
19. November 1916
19.11.16.
Liebe Mutter!
Zu Deinem Geburtstage sende ich Dir herzlichste Glückwünsche. Ich wollte Dir zu gern meine Wünsche selbst überbringen und hoffte noch bis heute es möglich zu machen, aber es geht nicht. Also bin ich doch gezwungen die Feldpost zu Hilfe zu nehmen. – Möge Dich der liebe Gott munter in unserer Mitte lassen und hoffe ich, daß Du Deinen Geburtstag in bester Gesundheit verleben mögest. – Jetzt sind wir wieder auf Wanderschaft; hoffentlich es mir dieses Mal die Feldpost behilflich, daß mein liebes Mütterchen meinen Brief noch zur rechten Zeit bekommt.
Euch recht herzlichst grüßend verbleibe ich Euer Bengel Gustav.
Übrigens wir sind auf d. Marsch nach einer ruhigen Stelle
21. November 1916
21.11.16. 95.
Liebe Eltern!
Heute hat unser liebes Mütterchen Geburtstag und wünsche ich, daß er recht fröhlich und bei bester Gesundheit verläuft. Ich hatte mir es schon so schön ausgemalt heute Mutter mir einem zarten Kriegerkuß persönlich ins Haus zu schneien, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Es liegen augenblicklich zuviel dringende Urlaubsgesuche v. Kameraden vor daß es nicht möglich ist meine Bitte zu berücksichtigen.
In Gedanken bin ich bei Euch und hoffe, daß wenn ich auch in diesem Jahr nicht mit zu Hause sein kann uns der liebe Gott doch noch recht viele Geburtstage von Mutter u. Vater zusammen verleben läßt. – Wir sind jetzt in unserm neuen Quartier angelangt und ist es die Ecke in welcher wir die vorige Septemberoffensive mitgemacht haben, nur etwas rechts.
Euren lieben Brief mit 5 Inhalt habe ich erhalten und danke recht herzlich und seid herzlichst gegrüßt von Euerem Gustav
25. November 1916
25.11.16. 97.
Liebe Eltern!
Hurra, Selleriesalat mit Gänsefeines ist das; das wahr aber ein feines Abendbrot, den ganzen Nachmittag hatte schon nichts gegessen da ich draußen am Arbeiten gewesen und da habe ich schleunigst alles mit Stumpf und Stiel verdrückt. Ich danke Euch recht herzlich für das Übersandte und vor allem Mutter, unserer lieben Kochkünstlerin. – Mein Brief No. 91 ging hier am 9. dieses Monats ab und müßtet ihr denselben lange erhalten haben, Sellerie u. Wurzeln habe ich erhalten und erinnere mich noch genau wie fein es mir geschmeckt hat. Ich glaubte erst es seien Schwarzwurzeln und war offen gestanden etwas enttäuscht da ich doch kein großer Freund davon bin; aber als ich öffnete war ich doppelt erfreut. Mit dem Frieden stimmen wohl die ganzen Gerüchte nicht und geht die alte Leier lustig weiter. Nun seid recht herzlichst gegrüßt mit d. herzl. für Großv. von Eurem Gustav
9. Dezember 1916
Liebe Eltern! Von einer kleinen Spazierfahrt zurückkehrend fand ich Eure liebe Zigarrensendung vor. Nach einem kleinen Nachtmahl haben wir uns in Ruhe mein Stangenritter und ich eine von der kleinen Feinen angesteckt. Nun könnte ich es doch nicht übers Herz bringen mich ohne Dank an Euch ins Federbette mit Sprungfedernmatratze zu legen. Schnell habe ich mir noch eine von den Zigaretten angesteckt und muß sagen schmeckt alles großartig. – Also hat jetzt Mutter viel zu tun, hoffentlich geht es Euch trotz allem recht gut. Vater ist ja auch dauernd unterwegs und wird es ihm doch wohl nicht zu viel. Euch alle herzlichst grüßend verbleibe ich Euer dankbarer Gustav
Gute Nacht. Könnt Ihr mir nicht einmal ein solch schönes Frauchen in Natura schicken wie auf der Zigarkiste.
16. Dezember 1916
16.12.16.
Liebe Eltern!
Das ich gut angekommen und mir die Reise dieses Mal gut bekommen hat, schrieb ich Euch schon. Nun möchte ich Euch weiter mitteilen, daß die Kur bei Muttern doch recht viel genützt hat denn man kannte mich hier bald nicht wieder und waren alle über mein gutes Aussehen erstaunt. – An die kleine [Weppens?] habe ich heute auch eine Karte gesandt. – Hier ist es jetzt Frostwetter geworden und fühle ich mich in Vaters feiner Weste und den Strümpfen von Mutter recht mollig. Wachtmeister H. kommt am 19. d. M. wieder zurück voraussichtlich. Unser früherer Batterieführer ist schon an der Somme mit seine Abteilung. Bis jetzt haben wir noch keinen neuen wieder und geht es jetzt einigermaßen gemütlich her. Nun wünsche ich Euch, liebe Eltern beste Gesundheit und seid herzlichst gegrüßt von Euerm Jungen
17. Dezember 1916
17.12.16.
Liebe Eltern!
Heute zum Sonntag gibt es wieder einen Brief. Jetzt habe ich mich schon wieder einigermaßen eingewöhnt in allen Sachen hier. Heute haben wir auch einen neuen Stangenreiter bekommen. – Von dem abgegebenen Ersatz schrieb ich Euch schon, wie verlautet müssen wir im Januar nochmals 10 Mann abgeben. Jetzt 6 Fahrer mit Pferden zur Maschinengew. Abteilung da bin ich ja doch nicht bei. Nach unserer Ersatzabteilung zu wandern wäre ich nicht abgeneigt, vielleicht habe ich da auch mehr Glück.
Nun wüßte ich weiter nichts Neues und muß ich darum schon schließen. Mit den herzlichsten Grüßen bin ich Euer Gustav
26. November 1916
26.11.16.
Liebe Eltern!
Heute zum Sonntag die herzlichsten Grüße von Eurem Lausebengel. Heute ist hier das schönste Sonntagswetter und wenn man der Dauerurlaub schon da wäre könnten wir noch in Hannover die Georgstraße runter schlendern; aber nächsten Monat hoffe ich bestimmt mit an die Reihe zu kommen. Sonst werde ich mich bei meinen Landser Hindenburg beschweren. Ich hoffe aber es geht im guten und sie haben Einsicht mit einem alten Krieger. Nun grüßt Euch herzlichst Euer Gustav.
Im zweiten Brief schicke ich Euch die Auslese aus meinem Brief.
15. Dezember 1916
15.12.
Liebe Eltern!
Bin gut hier in meinem Heim angelangt und gleich mit allerhand erfreuliche u unerfreulichen Nachrichten empfangen. Erstens ist unsere liebe Batterie früher zum Abteilungskommandeur befördert nach Deutschland gekommen. Wachtmstr. H. seit vorgestern in Magdeburg zum Weihnachtseinkauf und hätte ich ohne Unannehmlichkeiten zu haben ruhig noch 1-2 Tage länger bleiben können. Also wieder zu genau gewesen, aber schaden kann es auch nicht, besser ist schon pünktlich sein. Mannschaften hat unsere Batterie schon abgegeben und ist das Urlaubfahren eingestellt denn die Leute sind mächtig knapp, werden wir vor 20. Januar keinen Ersatz bekommen. Ich habe etwas schnell geschmiert, d. Brief sollte aber noch mit der Nahmittagspost fort. Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem dankbaren Jungen
19. Dezember 1916
19.12.16.
Liebe Eltern!
Vor einigen Tagen habe ich mich aufnehmen lassen, es ist wir ich eben sehe ja einigermaßen geraten und will ich Euch den alten Krieger in Lebensgröße vorführen.
Wie geht es Euch, seid Ihr auch noch hübsch gesund. Ich habe mich jetzt schon in allem wieder fein eingewöhnt, auch schmeckt die altgewohnte Suppe schon wieder recht schön.. Heute hat sich bei uns der Winter mal wieder gemeldet und sieht es recht feierlich weiß aus, aber es ist doch nicht von langer Dauer. Heute Abend kommt voraussichtlich W. H. wieder und ich morgen die feinsten Feiertagsmine aufsetzen und mich bei mich melden.
Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Euerm Jungen
23. Dezember 1916
23.12.16.
Liebe Eltern! Gestern Abend war ich bei W. H. und habe mit ihm die ganze Sache besprochen. Wie ich Euch schon schrieb müssen wir im Januar zwei Unteroffiziere und 10 Mann abgeben. Von einem Wegmelden nach einer neugebildeten Batterie riet mir Herr W. vollständig ab, denn meinte er sei jetzt für mich hier der günstigste Moment da Herr Haupt. weg ist und wir einen sehr netten Leutnant als Batterieführer haben. Er versprach mir sobald als möglich mit dem Leutnant Rücksprache zu halten und hoffte mich im Januar für einen der abzugebenden Unteroffiziere als Geschützführer einschieben zu können. Nur da jetzt die Fahrer sehr knapp seien mußte er mich bis Anfang Januar unten behalten. In einigen Tragen wird unser neuer Batterieführer zurück kommen von Deutschland und hofft Herr W. dann daß er es durchsetzen kann. Vorläufig würde ich natürlich erst Gefreiter bleiben um den ganzen Betrieb kennen zu lernen. Bestimmt ist natürlich alles noch nicht, denn es hängt doch schließlich noch von mehr Menschen ab und darum braucht es ja auch noch weiter keiner zu wissen als wie wir.
Wachtmeister K. soll wie mir W. H. erzählte auch Offiziersst. werden.
Nun wünsche ich, daß Ihr Weihnachten recht gesund und fröhlich erlebt oder verlebt habt. Mit unserer Angreiferei hat wohl das Wetter nicht einverstanden sein wollen und ist es dennoch noch verschoben. Es ist ja auch besser zu Weihnachten.
Grüßt bitte Großvater und Onkl [Sic!] von mir und seid rechtherzlich gegrüßt mit einem dicken Weihachtskuß von Euerm Euchlieb. Gustav
25. Dezember 1916
25.12.16.
Liebe Eltern!
Eure lieben Briefe vom 19. u. 21. habe ich erhalten und danke Euch recht herzlich dafür. Die Paketsperre was hier schon seit einiger Zeit bekommt, nur tut es mir leid, daß das Aalpaket verloren gegangen ist. Dasselbe habe ich noch jeden Tag erwartet aber nun wird es doch wohl einen anderen Empfänger gefunden haben. Mein Paket vom Urlaub hilft mir ja immer noch schön über die Festtage hinweg und brauche ich keine Not zu leiden.
Über meinen Brief inbezug des Wegmeldens hat sich Mutter recht geängstigt, so schlimm ist es aber noch nicht. Sowas überlege ich mir nun doch reichlich und wie Ihr wohl aus meinen Brief inzwischen gesehen habe ich garnicht die Absicht mich wegzumelden, trotzdem haben sich bei uns sämtliche alten Leute fortgemeldet.
Die Gänsebeine habe ich schön Heim gekriegt und bin garnicht abgeneigt wieder einmal so eine zähe Madame in Empfang zu nehmen. Marmelade ist glücklich angelangt. Nun Schluß und seid herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
26. Dezember 1916
26.12.16.
Liebe Eltern!
Heute habe ich Vaters liebe Weihnachtsgrüße erhalten und danke herzlichst dafür. Daß Euch mein Bild Freude bereitet hat freut mich auch recht und habe ich Euch doch eine kleine Freude zu Weihnachten bereitet. Bei uns ist ja die Weihnachtsfeier nicht so berühmt ausgefallen; daß ist ja schließlich auch klar, der Krieg dauert zu lange und die Kameraden passen auch alle nicht so zusammen..
Ich hoffe, daß Ihr Weihnachten recht gemütlich und vergnügt verlebt habt. Ja hoffen wollen wir, daß es bald besser wird und vielleicht kommt es doch noch zu Verhandlungen. Neuformationen sind heftig im Gange, den neusten Gerüchten nach werden wir auch noch umformiert.
Nun will ich schließen, liebe Eltern und seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Jungen
28. Dezember 1916
Bild der 100. Jahrfeier 28.12.16
Liebe Eltern!
Endlich nach langem schweren Leiden und anscheinend recht beschwerlicher Reise ist der schöne Aal gelandet. Ich habe jetzt ein Stück intus und kann sagen, daß ich sowie mein Bäuchlein recht zufrieden damit gewesen sind. Meinen herzlichsten Dank für denselben und auch für Euren lieben Brief indem Ihr mir auch den Empfang der Karte aus Lille bestätigt. Da habt Ihr doch wenigstens meine erste Nachricht aus Feindesland gut erlangt.
Nun grüßt Euch recht herzlich Euer Euchliebender Gustav
31. Dezember 1916
Liebe Eltern!
Euren lieben Brief vom 27.12. habe ich erhalten und danke Euch herzlichst dafür. Also in diesen Tagen will ich meine Pferde abgeben und werde ehrsamer Kanonier. In den nächsten Tagen wird unsere Division rausgezogen nach rückwärts in Ruhe od. um anderweitig verwandt zu werden wir aber bis Ende Januar dort hinten bleiben um sämtliche Mannschaften erst einzuexerzieren. Ich hoffe, daß es da hinten noch verschiedenes zu kaufen gibt.
Der Aal ist ja nun alle und ich habe immer bedauert, daß er nicht nachwächst.
Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
5. Januar 1917
5.1.17.
Liebe Eltern!
Lagen Zeit habt Ihr nun keine Nachricht von mir erhalten. Inzwischen hat sich einiges geändert. Seit Anfang des neuen Jahres habe ich keine Pferde mehr. Mit Wachtmeister Köppen bin ich jetzt seit einigen Tagen schon hier hinten zum Quartiermachen. Wird sind hier heraus gezogen und noch an die belgische Grenze gekommen um 3 Wochen tüchtig zu bimsen [Sic!] und dann soll wir, glaube ich[,] ganz aus unserem vorigen Verbande ausscheiden. Morgen schreibe ich Euch mehr, ich hatte diese Tage auch keine Verbindung die Post wegzubefördern. Seid also recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
6. Januar 1917
Liebe Eltern!
In der letzten Zeit habt Ihr recht wenig gehört von mir. Wir haben recht viel zu tun gehabt. Jetzt gibt es hier nur Exerzieren und Fahren und werde ich gleich Gelegenheit haben mich in meinen Geschützexerzieren einzuarbeiten. Da möchte ich Vater bitten mir Geld zu schicken. Erstens gibt es hier schon etwas zu kaufen und dann habe ich allerhand ausgegeben in letzter Zeit. Ich glaube doch Vaters Grundsatz immer gute Mine zum bösen Spiel den Vorgesetzten gegenüber ist sehr gut. Darum seid mir bitte nicht böse, daß ich in dieser Zeit etwas viel verbraucht habe. Ich war wie ich schon schrieb zum Quartiermachen hier. – Durch Abgabe von zwei Unteroffizieren habe ich wie mir einige Wachtm. erzählten jetzt mehr Aussicht auf Geschützführerposten und hoffe am Eden unserer Ausbildungszeit auch weiter zu kommen.
Näheres schreibe ich morgen. Ich wollte nur gerne, daß Ihr jetzt schnell etwas mit der Post bekommt. Unsere Post liegt 10 km von hier und geht die Briefpost zum ersten Male fort. Also bitte denkt nicht Gustav ist jetzt leichtsinnig geworden; aber Ihr glaubt nicht wie sehr ich mich freue endlich etwas lernen zu dürfen und Euch zeigen kann, daß Ihr auch einen Sohn habt der etwas erreichen kann. – Euer liebes Paket mit Eiern brachten mir gestern meine Kameraden mit und dank ich Euch recht herzlichst dafür. Für Vaters liebe Neujahrs- und Weihnachtsglückw. danke ich Vater auch recht herzl. Ich habe die ganze Zeit schon daran gedacht und tut mir recht leid daß ich nicht früher antworten konnte. Jetzt wird es besser.
Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
8. Januar 1917
8.1.17. 2.
Liebe Eltern!
So ungefähr ist jetzt heraus wo wir hin verschwinden werden nämlich nach dem Lande der jetzigen Offensive. – Seit heute mache ich regelrecht Unteroffizier und lerne jetzt fleißig in meinen Büchern, die ich mir damals mitgenommen hatte. Habe jetzt also mit Handarbeit nichts mehr zu tun sondern nur noch mit dem Kopfe. In d. nächsten Tagen hoffe ich Euch ein freudiges Ereignis mitteilen zu können und möchte Euch doch bitten von mir ein Guthaben 100 M abzuheben zu einer kleinen Eintaufungs- und Abschiedsfeier. Vielleicht könnt Ihr mir auch einige gute Zigarren u. Zigaretten senden. Es wird wohl gleich die Abschiedsfeuer von Frankreich.
Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Euchliebenden Jungen
10. Januar 1917
10.1.17.
Liebe Eltern!
Die Ausbildung geht immer lustig vor sich und jeden Tag macht es mehr Spaß, denn mit jedem Tage arbeite ich mich auch besser ein. Heute gibt es nun sogar einen Brief mit Tinte geschrieben, die Feder ist ja ein bisschen verschoben aber sie geht doch. Augenblicklich haben wir recht mäßiges Wetter und sehen unsere Geschütze und Pferde noch einer Fachübung immer recht böse aus. Ist es bei Euch auch in solch mäßiges Wetter und geht es Euch denn noch gut. Seit einigen Tagen habe ich nichts von Euch gehört unsere Post scheint wieder nicht zu wollen. Nun schließe ich mit den herzlichsten Grüßen Euer Gustav
13. Januar 1917
13.1.17.
Liebe Eltern!
Unteroffizier der Res. erlaubt sich hiermit vorzustellen. Ja, das geht schnell. Wir sind jetzt noch eine tolle Gegend in die Nähe eines Schießplatzes geraten und wollen noch einige Tage bimsen. Morgen will ich Eure lieben Briefe aus fröhlich beantworten. Ich wollte Euch nur das Neueste schnell mitteilen. Brief vom 5. Inhalt vom 6.1. habe ich erhalten, ebenfalls Paket mit Strümpfe, Bratwürste und Kaffeegebäck habe ich erhalten und danke Euch herzlichst dafür. Also meine schönen langen Stiefel bin ich nun doch nicht los geworden. Die Wurst war großartig, nun möchte ich Euch noch um Rauchwaren bitten und nun erklärt sich auch meine Geldbitte, ich wollte doch nicht vor Abschluß meiner Beförderung Euch davon berichten.
Hier kriegen wir ja nun eine berühmte Etappenverpflegung, mächtig mau darum möchte ich eine kleine Auffrischung für meine Speisekammer und ab und zu böse bitten. Bis zur neuen Offensive werden wir jedenfalls hier gedrillt. Mit recht herzlichsten Grüßen schließt Euer Euchliebender Junge
17. Januar 1917
Liebe Eltern!
Heute sende ich Euch in Eile einige Grüße mit einem Urlauber. Bei uns ist das reinste Alpenwetter und jeden Tag eine Besichtigung.
Unsere Adresse hat sich jetzt geändert.
Preußisches Feldart. Reg. No. 4 4. Batt.
Bitte benachrichtigt alle von dem Wechsel der Adresse.
Mit herzlichsten Grüßen von Eurem Gustav
18. Januar 1917
Liebe Eltern!
Gestern Abend habe ich Vaters schwerwiegenden Brief erhalten und dank Euch recht herzlichst dafür. Inzwischen habt Ihr auch erfahren, zu welchem Zwecke ich das Geld benötigte. Nun möchte ich noch um Zusendung der Schießvorschrift für Feldart. bitten nebst Anhang od. Auszug.
Für heute Schluß haben Übung in Eile. Mit herzlichsten Grüßen Euch Euer dankb. Gustav [Sic!]
20. Januar 1917
20.1.17.
Liebe Eltern!
Gestern haben wir ein großes Übungsscharfschießen auf dem Schießplatz gehabt. Nachts 3 Uhr Abmarsch und Abend kehrten wir wieder zurück. Es war sehr schön und interessant wie mächtig kalt. – Unsere Post arbeitet jetzt recht schlecht und habe ich in den letzten Tagen nichts von Euch gehört. Im übrigen geht es uns recht gut, den Empfang des Geldes hatte ich bestätigt. Hoffentlich erhaltet ihr meine Briefe recht regelmäßig. Hier ist es wie in den Alpen, Berg an Berg und dauernd Schnee. Im übrigen haben wir fast jeden Tag Besichtigung zur Übung. Unsere 3. Abteilung ist auch angelangt und zwar mit Feldkanonen. Grüßt bitte Großvater und Onkel von mir, ich habe jetzt zu wenig Zeit. Wenn Vater die Stiefel und Gamaschen nicht gebrauchen sollt, so wäre ich Euch sehr dankbar wenn Vater mir dieselben schenken würde. Bei dieser Nässe können meine Stiefel sonst garnicht recht zum Austrocknen und ich habe immer nasse Füße. Ihr könntet dieselben in einen großen Pakete senden, denn dieselben sind jetzt in 14 Tagen bis 3 Wochen hier. Natürlich nur wenn Vater sie nicht braucht. Als Unteroff. habe ich auch die Berechtigung eine kleine Holzkiste mitzuführen und kann sich so meine Sachen besser unterbringen. Dann möchte ich noch um Tabak bitte, da Zigarrenrauchen doch für immer zu teuer ist. Ja, der Bengel hat Wünsche, das ist toll. Jetzt ist aber auch Schluß und nehme mir eine kurze Pause. Nun grüßt Euch recht herzlichst Euer Euch immer dankb. Gustav
1. Februar 1917
1.2.17.
Liebe Eltern!
In diesen Tagen habe ich doch eine Masse schöne Sachen von Euch erhalten. Zuerst erhielt ich Eure lieben Pakete vom 17. mit Fisch u. Tabak u. das mit der feinen Sülze und Zigaretten, weiter gestern Abend die feine Mettwurst und Vaters lieben Brief vom 28. Jetzt habe ich erst die Sülze in Angriff genommen, dieselbe schmeckt ausgezeichnet. Für alle Pakete und Briefe meinen herzlichsten Dank. Von dem Fleisch könnt Ihr ruhig einige Dose kaufen denn etwas anderes gibt es beinahe nicht mehr. Ganz so schlimm ist es doch nicht hier, wir haben hier eine einigermaßen anständiges Bett und können uns des Nachts recht schön ausruhen.
Für Vaters liebe Glückwunschk. meinen herzlichsten Dank. Ein Zusammentreffen von Vater und Sohn unter den genannten Umständen wollen wir nicht erhoffen denn es ist doch für uns alle besser wenn alles so bleibt wie es ist. Ein guter Vorgesetzter bin ich immer bestrebt meinen Leuten zu sein und weiß ich ja aus meiner eigenen Dienstzeit wie es mir ergangen hat.
In den nächsten Tagen denken wir wegzukommen, wohin natürlich unbestimmt; aber aller Wahrscheinlichkeit nach weg von hier. Sonst geht es mir noch recht gut und hoffe ich vor allen Dingen, daß auch Ihr alle wohlauf seid. Die Kälte hält bei uns ja immer noch gleichmäßig an.
Bitte grüßt Onkel u. Tante von mir und ich wünsche recht baldige Besserung, werde heute oder morgen selbst schreiben.
Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Euchliebenden [Sic!] Jungen
3. Februar 1917
3.2.17.
Liebe Eltern!
Unsere Geschütze und Mannschaften sind zurück gekehrt vom Schießplatz und haben mit einem Lob abgeschnitten. Hat also alles fein geklappt. Es wird jetzt immer noch kälter, anstatt wärmer und werden wir wohl vorläufig noch zu keiner Aktion verwendet werden.
Wie geht es Euch? Die Verbindung ist leider immer noch nicht geregelt. Bitte sagt auch dem Zeitungsfritzen Bescheid, daß meine Adresse umgeändert.
Für heute nur diese wenigen Zielen, hoffe ich daß meine Post etwas regelmäßig ankommt.
Mit den herzlichsten Grüßen verbleibe ich Euer Junge
28. Februar 1917
28.II.17. XII.
Liebe Eltern! In wenigen Tagen kommen wir vielleicht nach Deutschland und zwar in die Nähe Magdeburgs. Sollten wir nach Deutschland kommen so telegraphiere ich wenn möglich sofort von meinem Quartierort nach Euch; denn voraussichtlich werden wir nur einige Tage dort bleiben. Es kann auch sein, daß es 14 Tage werden es ist alles noch unbestimmt.
Hoffentlich können wir uns dort wiedersehen. Ihr könnt dann sobald wie möglich nach dort kommen und nach mir fragen.
Mit recht herzlichsten Grü0e Euer Gustav.
Nur noch keinem etwas sagen da unbestimmt und auch möglichst geheim zu halten.
13. März 1917
13.3.17 XVI
Liebe Eltern!
Gestern erhielt ich Euer liebes Paket v. 1. mit Tabak, Zigar. u. Süßheiten. Ich danke für dasselbe sowie Euren lieben Brief herzlichst. Wie ich schon schrieb[,] sind wir jetzt in Stellung und zwar bin ich in der Beobachtung. Haben jetzt sehr viel zu tun da wir uns genau in das Gelände einarbeiten müssen und einrichten in unserem Felsenkeller aber ohne Limoausschank. Von Grete W. erhielt ich vor einigen Tagen ein Paket mit Tabak und einer kleinen Wurst. Bitte dankt Ihnen einmal, ich werde natürlich sehen, daß ich heute zum Schreiben kommen [sic!]. Für Großvaters Brief auch h. Dank u. grüßt bitte alle von mir. Mit den herzlichsten Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
14. März 1917
14.III.17 XVII
Liebe Eltern!
Heute morgen habe ich Euer liebes Paket und Brief vom 5.III. erhalten, ich danke Euch herzlichst dafür. Brief vom 17. und 23. kann ich jetzt leider nicht schreiben ob ich erhalten. Habt Ihr sämtliche Nummern erhalten. Habe ich selbige Briefe erhalten so ist der Empfang darin bestätigt.
So einen ähnlichen Posten wie Onkel oder denselben habe ich auch. Bin jetzt auch Beobachter in unserer Hauptbeobachtung. Ein sehr abwechslungsreicher aber auch recht verantwortungsvoller Posten. Wir sitzen hier mit Ablösung Tag und Nacht am Scherenfernrohr und beobachten die feindlichen Gräben und Ettappen [Sic!]. Unsere Beobachtung hier ist großartig und bei guter Sicht können wir bis 25 km hinter den feindlichen Graben sehen. Unser größter Feind ist hier ein feindliches Fort. Im übrigen ist es hier noch einigermaßen ruhig und ist nicht allzu starkes Artilleriefeuer. Meine Arbeit ist nun den feindlichen Schützengraben, etwaige Erarbeiten, Batteriestellungen, Zugangswege und anderes im Auge zu behalten oder aufzusuchen. Zwei feindl. Batt. haben wir gestern schon entdeckt und mit Hilfe von Messinstrumenten genaue Stellung gefunden. Hier bekomme ich erst richtigen Einblick in sämtliche Hilfsmittel und Verteidigungsarten dieses Krieges und lerne ich hier recht viel Neues kennen.
Nach Mutters Brief zu urteilen ist Vatters Arbeitszeit jetzt anders reguliert und ist es für Vater recht gut. So kommt Ich doch beide mehr und öfters frische Luft zu schnappen.
Sollte ich in den nächsten Tagen einmal in Protzenstellung kommen, was ich aber nicht glaube, da wir hier nicht ablösen, will ich versuchen Kaffee zu bekommen. Leider waren wir schon fort von der Charlevilles [Charleville] Gegend als ich den Brief von Mutter bekam.
Jetzt sind wir schon besser eingerichtet und habe ich wieder mehr Zeit und werde wieder öfter schreiben.
Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem dankb. Sohn Gustav
15. März 1917
15.III.18.
Liebe Eltern!
Wie geht es Euch? Ich wünsche und hoffe, daß es Euch recht gut geht. Ich habe jetzt gerade 1. Nummer meiner Nachtwache. Es ist äußerst ruhig warm u. nicht viel zu sehen. Des Nachts bei ruhiger Gefechtslage sitzen wir hier oben zur Beobachtung und haben gleichzeitig den Fernsprecher unter uns. Da bleibt aber immer noch Zeit um einen Brief an die lieben Eltern zu schreiben. In einer Stunde ungefähr kommt der Wagen von der Protzenstellung und kann er gleich meinen Brief an daheim mitnehmen. An Onkel Willy und Großvater habe ich gestern geschrieben. – Unsere I. Abteilung steckt ja noch kreuzfidel in Altengrabow. Na, hier ist es ja auch nicht so übel; aber wir hätten uns einmal schön wiedersehen können. Die Aussichten zu einem Kriegsschluß in diesem Jahre sind anscheinend recht günstig. Wir wollen das Beste hoffen.
Nun seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
17. März 1917
17.III.17.
18
Liebe Eltern! Vorgestern kam Euer liebes Paket vom 1.III. nebst Brief an. Ich danke Euch herzlichst für die schönen Eier und die frischen Himbeeren. Ja, mit dem schönen Wiedersehen war Essig; vielleicht paßt es noch mal, daß auch wir nach Deutschland kommen können. – Bei uns schwirren in diesen Tagen recht viele Gerüchte umher in Bezug auf Rußland. Ein Aufstand in Petersburg soll ja tatsächlich andem [Sic!] sein und ist es sicher ein gutes Zeichen für die unzufriedene Volksstimmung dort. Das wäre unser größtes Glück wenn dieser Aufstand im Laufe der Zeit mehr um sich greifen würde. Eine Erledigung Rußlands bedeutet doch schließlich einen Friedensschluß unter guten Bedingungen für uns.
Hier ist das Wetter jetzt recht schön und bekommen die Flieger wieder Arbeit. Durch uns wird die Front hier rechtunruhig, da die viele nun hinzugekommene Artillerie den ganzen Tag ballert. Der Franzose ist sich noch nicht echt im Klaren was dies alles bedeutet. – Ich lege ein kleines Bild von unseren früheren Art. Zug und zwar Geschützpark bei [Anmerkung: Foto nicht mehr vorhanden]. Mit den herzlichsten Grüßen Euer Gustav
11. April 1917
30. 11.IV.17.
Liebe Eltern!
Gestern hat es die Feldpost recht gut mit mir gemeint, denn ich erhielt Eure lieben Briefe vom 1., 4., Pak. u. Br. v. 5. und Karte vom 7.4. Für alles meinen herzlichsten Dank. Der Osterkuchen und die Eier schmecken großartig. Mutters Patenstelle ist großartig u. vielleicht auch ganz gewinnbringend. Ich kann Euch heute nur in Kürze für alles danken, dann wir sind heute Nacht nach vorn gekommen.
Inhalt habe ich auch erhalten u. bitte Großvater herzlich zu danken. Vater hat Recht in der Gegend sind wir und werdet Ihr inzwischen auch wohl Näheres aus meinen Briefen ersehen haben. Ich schicke jetzt Karten, daraus könnt Ihr bei Ende einer Reise immer sehen wo das Ziel ist.
Die Verwüstungen hier sind furchtbar und sind die Zeitungsberichte wohl in keinem Falle übertrieben.
Dadurch wird dem Feinde ein Nachkommen sehr schwer gemacht.
Heute muß ich nun schließen. Bin hier auf der Gruppe abkommandiert für einige Tage.
Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Jungen
14. April 1917
14.IV.17.
Liebe Eltern!
Eure liebe Karte vom 9. habe ich erhalten und danke Euch herzlichst dafür. Bei Euch scheint recht schönes Wetter zu sein, daß Ihr öfters wieder einen Ausflug ins Freie machen könnt. Seit zwei Tagen gefriert es hier nicht mehr und ist auch ganz angenehmes Wetter. Jetzt machen wir hier eine Art Bewegungskrieg, und haben wir die Trümmer eines Dorfes, morgen die Engländer. – Von Onkel Willy habe ich gestern einen Brief bekommen. Einen schönen Anblick bot uns gestern der brennende Absturz eines feindlichen Fesselballons. Ich bin jetzt auf der Gruppe als Meldereiter und habe meine schöne Arbeit dabei. Die Beobachtern [Sic!] macht ja jetzt mehr Spaß, denn hier gibt es doch allerhand zu sehen.
Bitte grüßt Großvater recht schön von mir und seid herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
18. April 1917
33. 18.IV.17.
Liebe Eltern!
Hause seit gestern Abend wieder hier oben als Befehlsempfänger. Wir haben hier wieder das schlechteste Wetter der Welt; heute Morgen als ich aufstand war alles weiß und dabei sind wir Mitte April. Es scheint der liebe Gott will in diesem Jahre mit Gewalt ein Ende des Krieges herbeiführen.
Ich schreibe heute zur Abwechslung mit Tinte um nicht ganz aus der Gewohnheit zu kommen.
Vorgestern war ich unterw., Befehle abgeliefert, dabei traf ich Wachtmeister Hauer welcher einen Gruß bestellte und mir mitteilte es habe eine Sendung von Euch erhalten.
Bitte grüßt Großvater von mir und seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
24. April 1917
Geschrieben, den 24.,4.17.
Liebe Eltern!
Heute habe ich zwei Pakete vom 2. erhalten; es scheint doch noch alles zu kommen. Die offene Büchse war noch gut und die geschlossene kann wohl nicht schlecht geworden sein. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
22. Mai 1917
46 22.5.17.
Liebe Eltern!
Heute geht es wieder in den Krieg. Um 6 Uhr fährt der alte Krieger in Stellung. Nachher werde ich mir noch die Neueste Kölnische zulegen. Vielleicht kann ich gleich unten bleiben, das inzwischen Frieden gemacht worden ist. Na es ist schon besser da bin ich selbst mit dabei und winke dann noch den Engländern rüber. Heute habe ich Großvater geschrieben, auch Onkel Willy schrieb ich vor einigen Tagen.
Sollte ich in den nächsten beiden Tagen nicht zum Schreiben kommen so wünsche ich Euch heute schon recht vergnügte Pfingstfeiertage und den schönsten Sonnenschein, dazu beste Gesundheit.
Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Jungen
4. Juni 1917
52 4.6.17.
Liebe Eltern!
Aus Bad Eilsen erhielt ich Eure liebe Karte, die Ihr am Schlußtage von Eurem hoffentlich recht schönen Ausflug mir sandtet. Das scheint ein hübsches Haus zu sein und wünsche ich Mutter recht gute und baldige Besserung. Hat Mutter denn immer noch mit der Hand zu tun? Hoffentlich bekomme ich heute einen Brief von Euch über die schöne Pfingstfahrt. Mit bestem Dank grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
9. Juni 1917
9.6.1917
Lieber Vater!
Heute erhielt ich Deine Geldsendung und danke Dir recht herzlich dafür; auch für deine lieben Zeilen. Sehe ich doch daraus, daß es Dir gut geht. Heute sende ich mein Eisernes Kreuz ab und eine Brieftaube. Telegrammhülfe mit dem 1. Telegramm von unserem Schießen mit Brieftaubenverbindung. Jetzt gibt es reichlich Dienst hier, welcher morgens um 5 Uhr beginnt und sich an den Übungsabenden für Blinken bis 12 Uhr hinzieht. Zwischendurch eine 2-3 stündige Mittagsruhe. Sei recht herzlichst gegrüßt und bleibe hübsch gesund, lieber Vater von Deinem Gustav
14. Juni 1917
14.6.1917.
Liebe Eltern!
Die herzlichsten Grüße sende ich Euch heute wieder von oben. Verg. Nacht sind wir hochgewandert. Morgen schreibe ich mehr. Bis dahin seid herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
29. Juni 1917
29.6.17.
Liebe Eltern!
Hier regnet es tüchtig weiter und ich glaube, daß auch doch kein schönes Wetter zum Wandern ins Freie ist. Jedoch ist dieser herrliche, warme Regen für die Landwirtschaft von großem Wert. Ich hoffe, daß es unser Mutter in allem anderen recht gut geht und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
3. Juli 1917
3.7.17.
Liebe Mutter!
Jetzt leucht die Sonne wieder und wünsche ich, daß auch Du so schönes Wetter hast fort. Die lange Regenzeit muß doch recht langweilig gewesen sein. Morgen kommt Brief von mir geht heute auch ab. Sei recht herzlichst gegrüßt und lasse es Dir gut gehen von Deinem Gustav
7. Juli 1917
7.7.1917.
Liebe Eltern!
Heute erhielt ich Mutters Paket vom 29. Ich danke Euch herzlichst dafür. Wie geht es Euch? Ist bei Euch auch das herrliche Wetter. Heute Abend oder morgen schreibe wieder ausführlicher. Ich wünsche Dir, liebe Mutter weiterrecht gute Besserung und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav.
Für Karte v. Arensburg besten Dank.
26. August 1917
16.8.1917.
Liebe Mutter! Für Deinen lieben Brief vom 21.8. danke ich Dir recht herzlichst. Morgen schreibe ich Brief. Vaters Paket ist unten gelandet wie ich heute hörte gesehen habe ich es noch nicht. Das ist ganz recht, daß Du mit Bleistift im Freien schreibst. Ich kann so auch recht gut lesen und du mußt Dich immer hübsch pflegen. Dein Befinden bessert sich jetzt zusehends. Darob große Freude und wünsche ich Dir weiter recht gute Besserung. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
7. September 1917
Liebe Mutter!
Jetzt ist es sicher auch schönes Wetter bei Dir. Genieße diese Tage nur noch recht schön. Es wird nicht mehr lange dauern dann wird´s wieder kalt werden. Morgen schreibe mir. Sei recht herzlich gegrüßt von Deinem Gustav
Herzl. Grüße an Großvater.
8. September 1917

8.9.1917
Liebe Eltern!
Wie geht es Euch? Kennt Ihr diesen Ort wieder nach einigen Bildern, welche ich Euch zugesandt habe früher. In der Mitte der große jetzt zerstörte Prachtbau. Ich wünsche Euch bestes Wohlergehen und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
8. September 1917

Liebe Eltern!
Auf dem Baume, da sitzt ein (Pl. wie ein Artillerist) [Sic!]. Also soweit ist noch recht lustig hier. Ich wünsche, daß es auch Euch recht gut geht und Mutter inzwischen wieder 1 Pfund Zunahme melden kann. So seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Jungen
9. September 1917
9.9.1917
Liebe Eltern!
Noch immer ist uns Petrus mit seinem schönen Wetter hold. Auch geht hier noch alles seinen alten Gang. Dennoch gibt es herzlich wenig Neues zu berichten. Ich wünsche Euch auch recht schönes Wetter und noch viele vergnügte Tage. Es grüßt Euch recht herzlichst Euer Gustav
23. September 1917
Geschrieben, den 23.9.1917.
Liebe Eltern!
Ein Wunder im Westen: Ende September gutes Sommerwetter. Diese schöne Zeit muß Mutter in Hannover aber noch wahrnehmen und tüchtig spazieren gehen. So kommt doch hoffentlich wieder jede Woche ein neues Pfund dazu. Vater hoffe ich geht es auch recht gut. Morgen schreibe ich aus führlicher [Sic!]; mir geht es noch recht gut und grüßt Euch herzlichst Euer Gustav
21. September 1917
Geschrieben, den 21.Sept. 1917.
Liebe Mutter!
Das pikante Frühstück habe ich so ziemlich intus. Ich danke Dir für dasselbe sowie Deine lieben Zeilen herzlichst. Ich glaube Du siehst schon in H. und habe meinen letzten Brief nach dort gesandt. Da muß der Brief verloren gegangen sein. Karten habe ich mitgeschickt. Grüße Vater von mir und sei herzlichst gegrüßt v. D. Jungen
23. September 1917
Liebe Eltern!
Gestern habe ich Mutters Brief herhalten, auch Dein Mutter wieder in H.
Mit geht es noch recht gut. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Jungen
30. September 1917
Liebe Eltern!
Für Mutters Brief vom 24.9. meinen herzlichsten Dank. Unsere Ablösung ist da. Heute oder morgen dampft d. 234 Div. [Anmerkung jw: 234. Infanterie-Division] ab. Also ist der Rummel für uns vorüber. Morgen schreibe mehr. Muß heute Nachmittag kleine Fahrt nach den Gräbern der Gefallenen von uns machen, zwecks Photographieren. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Jungen
30. September 1917
30.9.1917.
Liebe Eltern!
Man höre und staune in 3 Tagen ein Paket beim Jungen. Paket vom 26. mit Schinken und Keks ist gelandet. Danke Euch recht herzlich für die lieben Zeilen von Mutter und Inhalt. Keks habe ich zum Kaffee verzehrt und beim Schinken habe ich zum Frühstück angefangen. Ich habe immer Angst es wird schlecht!! – Aus meinem Brief habt Ihr gehört, daß Ablösung in nächster Nähe ist und dauert es nicht mehr lange und wir verschwinden. Jetzt ist es hier recht ruhig geworden.
Es grüßt Euch recht herzlichst Euer Gustav
18. Oktober 1917
18.10.1917.
Liebe Eltern!
Gestern habe Euch Honigkuchen und Zigarillos erhalten. Ich danke Euch für beides recht herzlichst.
Vielleicht fahre ich übermorgen nach Lille. Dort wird eine nette Oper gegeben. – Jetzt habe ich hier eine Marketenderei ausgekundschaftet. In 4-6 Tagen bekommen sie wieder Zucker, Kakao, Schokolade. Da kann ich 20-25 Pfund von Ersterem bekommen, unter der Hand natürlich. Ich schicke Euch dann denselben bei nächster Gelegenheit mit. Habt Ihr meinen Koffer erhalten? Im Brief schickt bitte kein Geld wieder, Brief ist nicht da. Seid recht herzlichst gegrüßt v. E. Gustav
19. Oktober 1917
19.10.1917.
Liebe Eltern! Heute ist hier Mutters Brief vom 16. eingetroffen. Meinen herzlichsten Dank dafür. Das rückständige Paket und ein Brief mit Inhalt ist nicht angekommen. Sendet auch bitte nichts mehr im Briefe. Es wisse hier auch schon zu viele, daß ich ab und zu Geld im Brief geschickt bekommen und hier und da ist doch jemand darunter, der es auch gut gebrauchen kann. Mit meiner Theaterreise wird es nichts, ich muß wieder in Stellung da ein Kamerad abkommandiert ist. Fahre vielleicht in 8 Tagen bei meiner Rückkehr einmal nach dort. – Bin heute Nachmittag bei den Logarithmen angekommen. Schon lieber wäre es mir wenn ich mit Vaters Hilfe weiter arbeiten könnte. Wenn wir doch wenigstens Rußland zu einem Frieden zwingen könnten. Mit den anderen Mächten ist nicht viel zu bestehen. In Rußland gibt jetzt von Zeit zu Zeit immer eine Überraschung.
Es grüßt Euch recht herzlichst Euer Gustav
Ist d. Koffer noch nicht angekommen?
20. Oktober 1917
10.20.1917
Liebe Eltern!
Bin wie ich Euch schon geschrieben beim Berechnen von Logarithmen. Mein Buch kommt hier immer auf die eine Buch von Schlömilch zurück: Fünfstellige Logarithmen und trigonometrische Tafeln, heraus gegeben von Dr. Schlömilch, Vieweg & Sohn, Braunschweig. Da möchte ich Euch bitten mir doch dasselbe, falls Vater nicht etwas besseres hat, zu besorgen. Ich werde solange an die Gleichungen mit zwei Unbekannten gehen. Anfang Dezember hoffe ich auf Urlaub zu kommen und kann ich dann mit Vater noch eingehend über alles sprechen.
Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
9. November 1917
7. 9.11.1917
Liebe Eltern! Gestern war die Post so freundlich mir wieder einen Brief von Euch zu bringen und zwar vom 5. Ich danke Euch für denselben herzlichst. Also die Hoffnung auf Beefsteak und Sellerie und auch die vielen ausgebliebenen Briefe kann ich ruhig begraben. Die Post von hier nach Euch scheint doch wenigstens etwas besser zu arbeiten. – Zu dem Hasen wünsche ich Euch recht guten Appetit. An die schöne Kriegsgans denke ich schon noch, aber geschmeckt hat sie mir doch. Ich hoffe meinen Urlaub zu Weihnachten oder Neujahr schieben zu können. Ich greife natürlich zu wenn es paßt.
Vater wünsche ich recht gute Besserung und grüßt Euch recht herzlichst Euer Gustav
10. November 1917
10.11.1918.
Liebe Eltern! Heute habe ich den Bericht vom 8. bekommen: 250000 Gefangene, 2300 Geschütze. Das ist ganz schön; eigentlich müßte in Italien das Volk bald zur Vernunft kommen. Bei uns wurde gestern alles Möglich gemunkelt. Es kann es nur noch nicht recht glauben, denn es war nicht amtlich. Vielleicht bewahrheitet sich Mutters Voraussage auf meine letzten Urlaub. Ich kann es mir noch garnicht recht vorstellen, das wird Mordsfest geben.
Heute Abend hoffe ich von Euch Nachricht zu erhalten. Seid herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
13. November 1917
13.11.1917.
Liebe Eltern! Die Hannoversche Post ausgerechnet scheint eine Sperre eingeführt zu haben. Letzte Nachricht von Euch ist vom 5. Das ist doch bald nicht mehr schön. Ich verstehe nicht, daß fast alle Post sogar die Briefe nicht ankommen. Sonst gibt es ja recht wenig Neues. Unsere höheren Vorgesetzten lassen jetzt Stöße von Meldungen los und heißt es dauernd machen, schreiben im Gelände rum laufen und neu einschießen. Ich hoffe, es geht Euch recht gut und grüßt Euch recht herzlichst Euer Gustav
14. November 1917
10. 14.11.1917.
Liebe Eltern! Heute hat mir endlich nach langen Warten die Feldpost wieder die ersten Zeilen zukommen lassen. Ich habe Paket vom 7. mit Rauchartikeln und Keks bekommen, danke Euch für dasselbe recht herzlichst.
Das ist rein haarsträubend was jetzt alles bei mir an Post ausbleibt. Mit dem Dauerurlaub wird es ja noch nichts; aber vielleicht wird irgend ein feindliches Land noch vernünftig in diesen Jahre. Unsere neuen Geschütze sind schon gelandet; in einigen Tagen werden wir sie hoch bekommen. Jeden Tag gibt es jetzt bei und von oben herab einen Berg Befehle, ein Haufen Arbeit. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
16. November 1917
16.11.1917.
Liebe Eltern! Das war aber eine Freude, gleich zwei Briefe von Vater und von Mutter, meinen herzlichsten Dank dafür. Ganz so eilig geht es meiner Meinung nach mit dem Frieden nun doch nicht. Der Engländer bemüht sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften einen Erfolg in Flandern zu erringen. Das ist mir immer recht auffallend, denn es ist doch furchtbar sinnlos wenn er bis zum nächsten Jahr aushalten könnte.
Ohne einen aufständigen Kater allerseits darf es natürlich nicht abgehen. Bei der vielen Arbeit jetzt kann ich nicht von hier weg; meinen Junker bekomme ich jedoch bestimmt. Seid recht herzlich gegrüßt von Eurem Jungen
20. November 1917
20.11.1917.
Liebe Eltern!
Jetzt haben mich aber doch zwei Fleischklöße richtig gehend und in gutem Zustand erreicht. Ich danke für das Paket recht herzlichst. Bei uns geht alles einen alltäglichen Gang. Heute hatten wir vom frühen Morgen bis jetzt Befehlsübung, eine schöne Arbeit wieder. Fast die ganze Stellung hatte d. Rind. Es ist aber inzwischen dank unserer allgemeinen Tüchtigkeit wieder raus geworfen. Ich denke ja jetzt schon eifrig an die kommenden Urlaubstage.
In nächster Zeit soll wieder ein kleines Unternehmen von uns gemacht werden.
Morgen schreibe mehr, Brief soll noch mit. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
27. November 1917
27.XI.1917.
Liebe Eltern!
Regen und ununterbrochen Regen, das schöne Herbstwetter. Mir geht es soweit noch recht gut und hoffe ich, daß es Euch hervorragend geht. Meinen Kursus ist zur Abwechslung wieder verschoben oder vielleicht auch gänzlich weggefallen. Jetzt ist wieder eine Zeit der Vermutungen und Erwartungen.
In den nächsten Tagen mehr.
Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
5. Dezember 1917
5.12.1917.
Liebe Eltern! Mutters Brief vom 1. ist gestern gelandet, für die lieben Zeilen herzlichen Dank. Und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Mit der Ruhe war nichts, mit dem Besorgen von Zucker auch nicht, denn ich hätte auch nicht gewußt wie ich ihn transportieren sollte. Mit meine Urlaub wird dennoch auch vorläufig nichts und werde ich noch verschiedene Wochen zu warten haben. Frieden wird es im Westen ohne Kämpfe nicht geben und geht es hoffentlich bald ran an den Speck. – So muß ich leider auch vorschlagen mit der 2. Gans nicht zu lange zu warten; da ich in diesem Jahr in Anfang nächsten auf keine Urlaub rechnen kann. Ich glaube in einigen Tagen darf wieder ein ganz minimaler Satz abreisen. Ich hoffe aber für Anfang nächsten Jahres auf einen baldigen Dauerurlaub wenigstens Frieden.
Nun seid recht herzlich gegrüßt von Eurem Jungen
7. Dezember 1917
7.12.1917.
Liebe Eltern!
Eure Sendung Geld habe ich erhalten, ich danke Euch recht herzlichst dafür. Wir sind schon wieder auf Reisen und daher wenig Zeit. Hoffe morgen mehr schreiben zu können. Mir geht noch gut und hoffe, daß es meinen lieben Eltern auch recht gut geht. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
15. Dezember 1917
15.12.1917
Liebe Eltern!
In Eile einige Zeilen. Für Eurer Paket und Vaters liebe Zeilen herzl. Dank. Mir geht es so lala und freut es mich auch von Euch zu hören, daß Ihr Euch wohlauf befindet.
Das Weihnachtsfest rückt immer näher und noch hat sich nichts geändert.
Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
23. Dezember 1917
23.12.1917
Liebe Eltern! Morgen ist schon d. hohe Festtag, auf welchen man sich so sehr freut. Ich wünsche, daß Ihr es recht fröhlich habt und vergnügt gefeiert habt. Morgen Abend werden ich Euer gedenken und mich auf das kommende Fest freuen, daß doch endlich im Frieden gefeiert werden muß. All zu lange kann der Krieg doch nun nicht mehr anhalten und wird uns dann ein recht sonniges Zusammensein beschert sein. Bleibt hübsch gesund und lustig liebe Eltern und seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Jungen
25. Dezember 1917
25.12.1917.
Liebe Eltern! Zum allgemeinen Entsetzen ist der Witterungsumschlag doch schon da. Heute Morgen begrüßte uns die Natur gleich mit dem in solchem Gelände von hier üblichen Morast. Für manchen Menschen in Deutschland ist die milde Temperatur besser, denn die Kohlen sind doch wohl recht knapp. 50 Kälte im ungeheizten Zimmer ist auch keine verlockende Aussicht. Darum hat dieses Wetter auch sein gutes. Vielleicht ist morgen die Post so gütig und bringt mir Nachricht von der Haus. Einen herzlichen Weihnachtsgruß von Eurem Gustav
3. Januar 1918
3.1.1918
Liebe Eltern!
Schinken ist angekommen; auch der Nachtisch lag oben darauf. Das ist aber wieder was für den Schlot.
Ich danke Euch herzlichst mit einer Träne im Auge.
Rein fürstlich lebt der Krieger jetzt. Etwas scheint sich unsere Post zu bessern. Vielleicht gehen die Briefe auch noch der Heimat etwas schneller.
Seid recht herzlichst gegrüßt von Euerm dankb. Jungen
4. Januar 1918
4.1.1918.
Liebe Eltern!
Gestern sind die Eier bei mir gelandet. Trotzdem die Kiste entzwei war, war keins derselben kaputt. Für das Paket und die lieben Seiten herzlichsten Dank.
Hier heult jetzt die ganze Welt und ist es wieder garnicht dreckig. Die schönen Alarmgerüchte haben sich leider noch nicht bewahrheitet, aber was nicht ist das kann noch werden.
Einen herzlichen Gruß von Euerm Jungen
7. Januar 1918
7.1.1918.
Liebe Eltern!
Mein Handtuch geht seinem Verfall entgegen und bin ich zu dem Entschluß bei Muttern anzufragen wegen Ersatz des alten. Es soll auch nur ein älteres sein aber möglichst eines wo ich nicht immer mit meinen ganzen Kopf durchrutsche.
Der Engländer vergnügt sich heute Nachmittag damit, daß er in den vorliegenden Grund schießt in dem Glauben eine Batt. Stellung ausräuchern zu können. Früher hat einmal dort etwas gestanden, 70 Schuß habe ich schon gezählt. Seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem Jungen
8. Januar 1918
Liebe Eltern! Recht lange habt Ihr nichts von mir erhalten. Einige Zeit hatte ich recht wenig geschrieben; aber so lange war der Unterschied denn doch nicht. Mutters Brief vom 3. habe ich gestern erhalten. In Russischer Sache hat es eine Meinungsverschiedenheit gegeben. Wir befinden uns in vollem Recht und hat es keinen zweck derartige Forderungen zu bewilligen. Vielleicht wird der Russe doch vernünftig, sonst ist auch der Haupthalt der Bolschewikis fort. Mutters dumme Hand streikt also doch schon wieder, das ist recht betrübend. – Da läuft mir das Wasser im Munde zusammen bei den feinen Klößen.
Ich wünsche Euch beste Gesundheit und grüßt herzlichst Euer Gustav
9. Januar 1918
Liebe Eltern! Leider sind die Verhältnisse mit Rußland noch nicht geklärt. Ein direkten Abbruch der Verhandlungen kann ich mir nicht recht vorstellen. Jetzt ist wieder eine kritische Zeit in welcher man gespannt auf jede Nachricht wartet. Haltet mir die Daumen steif ich komme vielleicht doch noch früher mit Urlaub an die Reihe, Anfang nächsten Monats.
Mit den herzlichsten Grüßen Euer Gustav
10. Januar 1918
Liebe Eltern! Heute habe ich Mutters Brief vom 4.1. erhalten. Für alles meinen herzlichsten Dank. An unsere gemütliche Eck bei Vater, sowie hinten habe ich recht oft gedacht. Ich hoffe doch, daß nun bald der endgültige Schlag kommt. Dann wollen wir die Tage recht zufrieden und froh zusammen verleben.
An Paketen habe ich Schinken, Eier u. Rauchpaket bekommen, Selleriepaket fehlt noch ebenfalls Tante l. Paket. Wird aber noch kommen, da noch recht viele Sachen bei Kameraden fehlen. Rußland ist doch wieder angetanzt gekommen, nur noch reichlich Unklarheit herrscht dort.
Euch, liebe Eltern gute Gesundheit wünschend, grüßt herzl. Euer Junge
17. Januar 1918
17.1.1918.
Liebe Eltern! Mutters Brief vom 13. und das Paket mit Marmelade ist angekommen. Ich danke für beides recht herzlichst. Mein Urlaub wird wenn alles gut geht Anfang Februar, günstigenfalls auch Ende d. M. kommen. Da muß ich Vaters Geldbeutel noch einmal zur Last fallen. Dieses Mal gedenke ich eine anständige Portion Zigarren mitzubringen, die ich hier in einigermaßen anständiger Verfassung und so viel wie ich will erhalten kann. Meine 100 M sind noch nicht alle aber recht viel bekommt man heute nicht mehr dafür. – Die Rede von Hoffmann in Brest-L. hat mir recht gut gefallen, das würde zu toll mit den Russen. Nun wünsche ich uns, daß der Urlaub nicht wieder gesperrt wird.
Mit recht herzlichen Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
20. Januar 1918
Liebe Eltern! Zum allgemeinen Ärgernis ist der Urlaub schon wieder auf 2% Prozent herabgesetzt. Das verschiebt meinen Urlaub nahezu um einen Monat. Ja, das ist zum Steinerweichen. Wenn nicht d. Befürchtung eines gänzlichen Schlusses da wäre ginge es ja. Jedoch in diesem Jahre ist es richtig unsicher. Nun noch 14 Tage brauchten die Brüder zu warten dann wär ich an der Reihe. Die Heringe habe ich gutem Zustand erhalten, die Dose hat sehr gut geschlossen. Ich wünsche nun, daß es meinen lieben Eltern recht gut geht und grüßt Euch herzlichst Euer Junge
17. Januar 1918
Liebe Eltern! Mutters Brief vom 13. und das Paket mit Marmelade ist angekommen. Ich dank für beides recht herzlichst. Mein Urlaub wird wenn alles gut geht Anfang Februar, günstigenfalls auch Ende d. M. kommen. Da muß ich Vaters Geldbeutel noch einmal zur Last fallen. Dieses Mal gedenke ich eine anständige Portion Zigarren mitzubringen, die ich hier in einigermaßen anständiger Verfassung und so viel wie ich will erhalten kann. Meine 100 M sind noch nicht alle aber recht viel bekommt man heute nicht mehr dafür. – Die Rede von Hoffmann in Brest-L. hat mir recht gut gefallen, das würde zu toll mit den Russen. Nun wünsche ich uns, daß der Urlaub nicht wieder gesperrt wird. Mit recht herzlichen Grüßen verbleibe ich Euer Gustav
Kriegslazarett 686, Station 7, Saal 19 („Villa van Gulik“ in Goch)
19. Mai 1918
Liebe Eltern!
Jetzt bin ich hier in Mons angekommen gestern Abend zwei einhalb Tag haben wir in [Arbux?] auf der Sammelstelle gelegen und waren wir von jeder Postverbindung abgeschnitten. Hoffentlich habt Ihr Euch nicht zu arg beunruhigt. Besser ist meine Krankheit gerade noch nicht und hat mir auch hier der Stabsarzt Bettruhe verordnet. Es ist aber doch alles keine wirksame Kur zum Rheumatismus raustreiben. Hier habe ich aber wenigstens anständig borden können und liege in einem weißen Bett. Ich werde mich diese Tage noch dem Namen des Stabsarztes erkundigen, der uns behandelt. Es ist hier recht schwer fort zu kommen, werde aber mein Möglichstes tun. Hier ist ein bayer. Kriegslaz. und augenblicklich ganz voll. Ist Mutter wieder in Eilsen und wie geht es meinen lieben Eltern. Der Zug, der uns gestern Abend nach hier brachte ist heute weiter nach Aachen gefahren. Wäre mächtig gern mitgefahren mußten aber alle raus. Vielleicht glückt es noch einmal.
Seid ihr herzlichst gegrüßt von Eurem Gustav
20. Mai 1918
20.5.1918
Lieber Vater!
Heute kann ich Dir den Namen des Arztes welcher mich behandelt schreiben. Er heißt Stabsarzt Molitor. Also, lieber Vater wenn sich irgend etwas machen läßt ich würde mich riesig freuen.
Wir liegen hier zu 100 Mann in einem großen Saal und kann man beim Durchgang herzlich wenig sagen.
Der Brief soll noch schnell fort. Es grüßt Dich und Mutter herzlichst Dein Junge
Adresse für Arzt genügt Kriegslaz. 686, Stat. 7, Deutsche Feldpost 35.
21. Mai 1918
Liebe Eltern!
Seit 2 Tagen ist hier im Garten des Abends Musik und ist dies eine recht nette Abwechslung. Sehr lagen ist es schon her gewesen, daß ich keine Musik gehört. Ein Kamerad von meiner Batt. liegt auch hier. Soweit ist es ganz nett. Nur unsere Schwester taugt absolut nichts. Von Freundlichkeit keine Spur, den ganzen Tag der Feldwebelton.
Schreibt mir bitte sofort was Vater in der Sache getan hat. Hier wird bei Rheumatismus und ähnlichen Krankheiten lediglich nach dem Fieber geurteilt und merkwürdigerweise geht es gerade hier bei mir runter, trotzdem ich noch immer Rheumatismus habe. Wenn es denn hier nicht möglich si versuche ich von der Genesungskomp. meinen Urlaub zu bekommen. Ich wünsche Euch bestes Wohlergehen und grüßt Euch herzlichst Euer Junge
21. Mai 1918
21.5.1918
Liebe Eltern!
Da mein Fieber seit heute aufgehört hat glaube ich kaum, daß Vaters Bemühungen etwas nützen werden. Ich habe mich allerwärts eingehend erkundigt und erfahren, daß ich eventuell von der Genesungsabteilung aus Urlaub bekommen kann. Von hier aus komme ich voraussichtlich 14 Tage nach dort. Bei dem jetzigen Trubel könnt Ihr Euch denken daß hier Schnellkuren an der Mode sind. Es läßt sich ja allerwärts etwas machen und ich habe die feste Absicht mein Möglichstes zu tun. Nun möchte ich Vater noch einmal wieder um Geld bitten; aber damit kommt man immer am weitesten. Ich will es versuchen. In der Gen. Abt. gibt es allerhand schöne Abkommandierungen, z.B. Transporte nach Deutschl., Ukraine und Posten im Lazarett usw. Vielleicht ist es mir dann auf diese Art möglich. Seid recht herzlichst grüßt von Eurem Jungen
22. Mai 1918
Liebe Mutter!
Heute habe ich erst Deinen lieben Brief erhalten indem Du mir Deinen neuen Aufenthaltsort mitteilst. Durch die Umherzieherei ist die Adresse beständig eine andere. Jetzt ist jedoch kein Grund zur Beunruhigung da, vorläufig bin ich noch hier im Lazarett und dann geht es erst zur Genesungsabteilung. Außerdem schreibe ich auch vorher. Hier ist es ganz nett. Vor allen Dingen liege ich hier sauber u. nicht so traurig in einem Holzbett wie in Palluel.
Nun wünsche ich Dir, liebe Mutter bestes Wohlergehen und recht gute Erholung. Nimm recht gut zu, vielleicht komme auch ich doch noch einmal nach Deutschland.
Sie recht herzlichst gegrüßt von Deinem Jungen
23. Mai 1918
23.5.1918
Liebe Mutter!
Dein Brief aus dem neune Heim habe ich heute erhalten. Nun weißt Du ja auch schon, daß ich in Mons liege. So einfach mit dem Wunsch äußern ist das nicht, schließlich will jeder krank nach Deutschland. Die Ärzte haben aber doch Befehl möglichst viel zur Front zurück zu senden. Gerade mein Leiden kommt häufig vor und gibt sich oder wenigstens wird besser noch einige Tagen im warmen Bett bei guter Verpflegung. Natürlich darf man die Hoffnung nicht aufgeben, vielleicht glückt es dennoch. Lazarettzüge gehen von hier jeden Tag nach Deutschland. Die 50 M habe ich erhalten und habe dies auch sofort bestätigt, auch glaube ich sämtliche mir angekündigte Pakete erhalten zu haben. Jedes erhaltene Parket habe ich aber auch bestätigt. Da müssen Briefe von mir verloren gegangen sein. Ich schrieb vom Feldlaz. aus sehr oft und hoffe ich, daß Ihr die rückständige Post noch erhaltet.
Meiner lieben Mutter wünsche ich recht gute Erholung und Dir reichliche Zunahme am Körper.
Bitte grüßt Vater und sei auch herzlichst gegrüßt v. Deinen Gustav
20. Juli 1918

Liebe Mutter!
Umstehend eine Ansicht einiger vornehmer Behausungen. Durch diesen Hohlweg bin ich schon des öfteren streift, nur etwas bunter siehts dort aus.
Hoffend, daß noch alles frisch u. munter grüßt Dich herzl. D. Gustav
3. August 1918
3.8.1918.
Liebe Mutter!
Das erst Paket ist auf der Bestimmungsstation gelandet. Ich dank Dir herzlich für die süßen Grüße und Zigaretten. Hier hat d. neue Jahr mit Regen begonnen und sieht wenig erfreulich aus. Man munkelt heute von einem Friedensgedankenaustausch zwischen Hertling u. Wilson. Nur scheint mir dieses Gerücht wenig glaubhaft. Hoffentlich ist dort die Witterung etwas günstiger. Dir gute Besserung wünschend, grüßt Dich herzlichst Dein dich liebender Junge
Lazarett in Linz am Rhein (September 1918)


Linz a/Rh. 28/9.18
Zur freundlichen Erinnerung an unsere Leidenstage im schönen Linz a/Rh.
Dein Kam. Rainer
+ Frau Hbg. 12. Grindelallee 102 I
Reserve-Lazarett Henriettenstift (Hannover)
17. Oktober 1918
Liebe Mutter!
Wat mocket Sei denn! Immer noch lustig und fidel. Wir haben auch gestern einen vergnügten Tag verlebt bei Onkel. Natürlich mit riesig viel Kaffee u. Kuchen wurden wir versehen, sodaß ich ernstlich bange um meinen hoch wohllöblichen Bauch war. Eigentlich solltest Du in einer Gummiblase eine Portion zu 2,50 M haben, aber Gummi ist knapp. Nun erscheinst Du auch bald im schönen Hannover, schreibe Deinen Bengel inzwischen einmal. Iß Dir inzwischen noch einen kleinen Schmerbauch am und bleib hübsch munter.
Es grüßt Dich herzlichst Dein Junge
19. Oktober 1918
Liebe Mutter!
Nun hast Du´s aber bald erreicht. Um einen Tag hat sich Deine Ankunft verschoben, aber Vater kann ja auch nicht. Jetzt ist bei ihm wieder Hochkonjunktur, ein Mordsbetrieb. Großmutter ist immer in Angst, daß Kaffee oder Essen kalt wird wenn Vater wieder das Essen bei der vielen Arbeit vergessen. – Gestern habe ich Tante Leni begrüßt, sieht trotz ihrer überstandenen Krankheit großartig aus und kommt es mir vor als ob sie noch dicker geworden.
Vergnüge Dich noch recht schön, auf frohes Wiedersehen. Es grüßt Dich herzlichst Dein Junge