Kriegstagebuch von Georg Wilhelm Schmedes vom 27. Juli 1870 bis 15. Mai 1871

Hier folgt nun das Kriegstagebuch des Hauptmanns Georg Wilhelm Schmedes. Vor einiger Zeit wurde hier bereits sein Kriegstagebuch des Krieges 1866 veröffentlicht. Dort finden sich auch biographische Angaben zu Schmedes.

Wie auch in dem Kriegstagebuch 1866 beschreibt Schmedes ausschließlich Militärisches in diesem Kriegstagebuch. Persönliche Äußerungen oder Wertung sind nicht zu finden. Schmedes war im Krieg 1870/71 als Hauptmann Führer der 6. schweren Batterie im Niederschlesischen Fußartillerie Regiment Nr. 5.

Interessant erscheint die Darstellung der Belagerung von Paris, an der Schmedes mit seiner Batterie vom 19. September 1871 bis 3. Februar 1871 beteiligt war.

Die Abschrift beschränkt sich nur auf die Tagebuchaufzeichnungen. Am Ende des Tagebuches gibt es auch Notizen zu Missständen, die sich bei der Mobilmachung gezeigt haben. Hier wurde vorerst auf eine Abschrift verzichtet.

Unleserliche Worte wurden mit [?] gekennzeichnet. Die korrekte Schreibung von Ortsnamen wurde ebenfalls mit eckigen Klammern markiert – soweit die Orte identifiziert werden konnten.

Erste Seite des Kriegstagebuches von Georg Wilhelm Schmedes

Handgezeichnete Karte im Kriegstagebuch

Kriegstagebuch von Georg Wilhelm Schmedes vom 27. Juli 1870 bis 15. Mai 1871

Mittwoch den 27. Juli der 12te Mobilmachungstag

[?]

[??] die Bahnverwltg.

5 Wa für Offiziere

5 Wagen für 135 Mann

22 Pferdewagen

17_4 [Räder?]

1 Feuerzeugwagen

Den 30. Abmarsch vom Cantonnement Mrgs. 4 Uhr. Verladen der Fahrzeuge von ½ 1 bis ½ 2.

Abends von 7 Uhr 5 Minuten ab Verladen der Pferde. Abfahrt um 8 Uhr 10 Minuten. Die meisten Wagen viel zu niedrig, und keine Wagen für Geschirre und keine Zeit dieselben abzunehmen, die Satteldecken stießen oben an die Decke an.

Den 31.7.70. In der Stadt die Sattel z. Theil angenommen früh Morgens selbständig abgesattelt und die Sattel in die Mitte zw. den Pferden niedergelegt. Früh 7 Uhr Ankunft in Görlitz, daselbst Mittagessen. Abfahrt um 8 Uhr. 5 Uhr Nachm. Ankunft in Leipzig. Abfahrt 6 Uhr. Die Mannschaft mit Kaffee verpflegt.

Den 1.8.70. In Lichtenfels 8.10 früh weiter. 7 Uhr 10. Die Mannschaft Mittagessen. In Aschaffenburg bis 9 ¼ U. weiter 10 ¼. Die Mannschaft Mittagessen.

Den 2.8.70. Ankunft in Landau um 7 Uhr früh. Abmarsch um 8 Uhr in das Cantonnement Offenbach. Abends um 7 Uhr dort allarmirt und Nachts 12 Uhr Bivouak bei Billingsheim bezogen.

Den 3.8.70. Den Tag über im Bivouak geblieben.

Den 4.8.70. Früh 4 Uhr ausgerückt. Um 11 Uhr bei Weichenburg. Daselbst Gefecht der 9ten Division. Die Batterie kam nicht mehr zur Aktion.

Den 5.8.70 Aufbruch aus dem Bivouak bei Weißenburg früh 7 Uhr Rondesvus auf dem Paisberg. Die 6te schw. Batterie bei dem Gros der 10ten Division hinten dann 7ten [?]. Direction gegen Preuschdorf. – Um 5 Uhr Einrücken in das Bivouak bei Reuschdorf.

Den 6.8.70. Um 9 ½ Uhr wurde die Batterie im Bivouak allarmiert. Sie ging im Abtheilungsverband auf die Straße und weiter im Trab vor und nahm Stellung vorwärts Dieffenbach nach der östlich von Elsasshausen aufzustellenden Batterien. Die Batterie beschoß dieselben auf 3200 Schrittt und wie es schien mit Erfolg. Das Feuer derselben ließ nach und hörte dann ganz auf. Hierauf beschoß die Batterie den Ort Elsasshausen auf 4200 Schritt. Die Granaten schlugen in das Dorf, nach kurzer Zeit brannte dasselbe. Gegen 1 Uhr trat ein Moment ein, wo unsere Infanterie sich von den Höhen östlich Elsashausen zurückzog, es folgten in der Richtung gegen den südlichen Eingang von Wörth bedeutende feindliche Infanteriemaßen in geschloßenen Kolonnen. Die Batterie beschoß dieselben auf 1800 Schritt und traf die [?] der Kolonne, es wurden 200 Schritt abgesetzt und schlug nun Schuß um Schuß in die dichte Maße ein, wie ich mich nachher an Ort und Stelle überzeugt ist die Wirkung eine sehr bedeutende gewesen; unsere Infanterie fing bald wieder an zu avanciren.

Die Batterie beschoß dann auf 3600 Schritt feindliche Batterien die westlich des Weges von Wörth nach Elsashausen aufgestellt waren. Zwischen 2 und 3 Uhr wurde die Batterie gegen Wörth vorgezogen. In der inne gehabten Stellung hatte sie 8 Pferde und 6 Leute Verlust. Hiervon 4 Pferde todt, 4 leicht verwundet und 3 Mann schwer und 3 Mann leicht verwundet. Bei dem weiteren Vormarsch durch Wörth mußte die Batterie in dem Ort halten bleiben weil die Brücke über den Sauerbach abgebrochen war, bei dieser Gelegenheit wurde die Batterie aus den Häusern stark beschoßen, es blieb 1 Pferd todt und wurde 1 Mann schwer verwundet. Nachdem die Brücke hergestellt marschierte die Batterie Wörth in eine Reserve-Stellung nördlich und nahe bei Elsashausen. Durch einen General wurde die Batterie von hier aus nach Froeschweiler hingeschickt um gegen dort stehende Mitrailleusen zu wirken. Mitrailleusen dort nicht mehr im Feuer und konnte die Batterie mit 4 Geschützen sich noch in die gegen Froeschweiler genommene Artillerie-Position einfügen und beschoß auf 1500 Schritt die Eingänge von Froschweiler. Gegen 5 Uhr rückte die Batterie von huer aus in das Bivouak bei Froeschweiler.

In der 1ten Aufstellung schlugen die Granaten maßenhaft unmittelbar vor der Batterie einzelne in der Batterie und die miesten waren 30 bis 50 Schritt hinter der Batterie ein. Die vor und hinter der Batterie eingeschlagenen Granaten verursachten keinen Schaden, da dieselben in dem aufgeweichten Boden stecken blieben und erst einige Zeit nach dem Aufschlag crepierten. Die gegen uns abgefeuerten Schrapnels crepierten viel zu früh und veranlaßten nur die Verwundung eines Mannes. Die Mannschaft der Batterie hat sich während des Gefechts durch weg sehr brav gezeigt aus zeichnete sich namentlich der Kanonier Pritweiler aus, der trotzdem er verwundet war das Geschütz noch weiter bediente bis ihn die Kräfte verließen. Ferner haben die Feldwebel Feucher und der [?] Sergeant Scheurich der Batterie sehr gute Dienste geleistet, dadurch daß sie den Munitions-Ersatz sowie den Ersatz der verwundeten Pferde mit großer Präcision und Schnelligkeit bewirkten, so daß ich ihre Thätigkeit lobend erwähnen muß.

An Munition wurde verfeuert 276 Stück Granaten.

Sonntag den 7.8.70. Bivouak bei Froeschweiler.

Den 8.9.70. Abmarsch früh ½ 6 Uhr aus dem Bivouak. Die Batterie war dem Vortrupp der Avantgarde zugetheilt. Um 1 Uhr Bivouak bezogen bei Uhrviller.

Den 9.8.70. Abmarsch früh 7 ½ Uhr. Die Batterie gehörte zu dem Haupttrupp der Avantgarde. Um ½ 2 Uhr Bivouak bezogen bei Bischwiller.

Den 10.8.70. Abmarsch früh 7 ¾ Uhr. Die Batterie blieb dem Haupttrupp der Avantgarde zugetheilt. Um 12 Uhr Ankommen in Siewiller.

Den 11.8.70.

Abmarsch früh 5 ½ Uhr. Einrücken das Cantonnement Bischeim um 12 Uhr früh. Avantgarde. Batterie.

Den 12.08.70. Ruhetag in Bischeim.

Den 13.8.70. Abmarsch aus Bischeim früh 6 Uhr. – Einrücken in das Bivouak bei Azoudange Nachm. 5 Uhr. Avantgarde Batterie.

Den 14.8.70. Abmarsch aus dem Bivouak um ½ 7 Uhr. Einrücken ins Cantonnement Henamenil um 5 Uhr abends. – Die Batterie in Reserve.

Den 15.8.70. Abmarsch aus Henamenil früh 6 ½ Uhr Ankunft um ¾ 2 Uhr in Cantonnement St. Nicolas. Die Batterie in Reserve. Beim Rondezvous die Abtheilung wieder vereinigt.

Freßbeutel, Futtersäcke und Protzsäcke, sowie Bandbeutel sind heute noch zu waschen und dann zu flicken. –

Beschlagen der Pferde, speziell Aufschlagen der Hintereisen. Beschlagen der Deichseln. Morgen früh um 6 Uhr: Vertheilen des Hafers, weitere Instandsetzung der Geschütze und Wagen.

Reinigen der Verschlüße p.p. Schließl. gründliches Putzen der Pferde. Weitere Eintheilung und Beschirrung der Pferde. – Ermittlung von fehlenden Geschirrstücken p.p. Reinigen der Geschirre. – Nachmittag Antreten der completten Batterie. Revision der Wagenverpackung – Geschirrschmieren.

Den 16.8.70. Die Batterie Ruhetag in St. Niclas.

Den 17.8.70. Nachmit. Abmarsch aus St. Nicolas früh 5 Uhr. Cantonnement in Chaligni [Chaligny]. Ankunft um ½ 12 Uhr. Die Batterie marschierte in Abth. Verband.

Den 18.7.8.70. Abmarsch aus Chaligny früh 4 ¼ Uhr, eingetroffen in Gye um 2 Uhr Nachm. Daselbst Cantonnement. Marschirt in Abthlgs. Verband.

Den 19.8.70. Abmarsch aus Gye früh 7 Uhr – eingerückt in das Cantonnement Rigny la salle um 1 Uhr Mittags. Marschiert im Abthlgs. Verband.

Den 20.8.70. Abmarsch aus Rigny la salle früh 6 ¼ Uhr. Eingerückt in das Cantonnement Demange um ½ 2 Uhr. – Die Batterie marschierte im Abtheilgs. Verbande. –

Den 21.8.70. Ruhetag in Demage.

Den 22.8.70 dasgle.

Den 23.8.70. Abmarsch aus Demange früh 5 Uhr. eingerückt in Aulnois [Aulnois-en-Perthois] das Cantonnement Aulnois um 1 Uhr Mittags.

Den 24.8.70. Abmarsch aus Aulnois früh 7 Uhr eingerückt in das Cantonnement Comble [Combles-en-Barrois] Mittags ½ 12 Uhr. –

Den 25.8.70. Abmarsch aus Comble [Combles-en-Barrois] früh ½ 5 Uhr eingerückt in das Cantonnement Villiers le Sec um 1 Uhr Mittags. –

Den 26.8.70. Ruhetag in Villiers le sec. – Auf Divisionsbefehl wurden in dem Orte 4 Pferde für die Batterie durch den Major Bauer vom 6ten Regiment reqiriert. –

Den 27.8.70. Abmarsch aus Villiers le sec früh 4 Uhr. Eingerückt in das Cantonnement Villers en Argonne Nachm. ½ 2 Uhr.

Den 28.8.70. Abmarsch aus Villers en Argonne früh 4 Uhr eingerückt in Cantonnement Ville sur Tourbe Mittags um 2 Uhr. –

Den 30.8.70. Ausgerückt aus dem Bivouac bei Senuc früh 5 ½ Uhr. – Rendezvous bei Oches, dort der Avantgarde (20ten Infanterie-Brigade) zugetheilt mit dem Auftrag sich in Besitz des Dorfes la Besace zu setzen.

Ankunft daselbst um 10 Uhr, das Dorf war vom Feind nicht besetzt. Die Batterie kam an diesem Tage nicht zum Feuern. Um ½ 11 Uhr rückte sie in eine Vorpostenstellung bei la Besace ein.

Den 31.8.70. Abmarsch aus la Besace früh 6 Uhr in demselben Verhältnis mit der 20 Brigade marschiert bis Chéhéry, dortselbst um 4 Uhr eingetroffen und Cantonnement bezogen. –

Uebergang über die Maas zw. Vrigne Meuse und Donchery nach Vrigne aux bois vor St. Menges am ersten Haus links hinauf 1te Stellung auf der Cuppa geschossen nach der Höhe bei Floing. Abmarsch über Fleigneux nach dem linken Flügel der Artillerie Aufstellung. Wirkg. gegen die feindl. Stellg. bei Illy. 3te Stellung wurde bis auf 400 [Schritt] an Illy.

Den 1.9.70. Die 6te schwere Batterie welche mit der 6ten leichten der 20ten Inf. Brigade als Awantgadre Batterie zugetheilt war, wurde Nachts ½ 1 Uhr in Chéhéry alarmiert und marschierte die Awantgarde dort um ¼ 2 Uhr ab über Chevanges nach der Maas bei Vrigne Meuse. Dort Uebergang über die Maas und Weitermarsch über Vivier au Court, Vrigne aux Bois längs der Maas hin bis vor St. Menges. Hier erhielt die Batterie den Befehl links von der Straße einen sehr steilen Abhang hinauf zu gehen. Es gelang dies nur mit 3 Geschützen und zwar zunächst mit dem Zug des Sec. Lieut. Wild in der Weise, daß zunächst die Protzen mit Beihülfe der gesammten Bedienungsmannschaft und hiernach die Laffeten durch die Mannschaft unter Beihülfe der [?] hinauf geschafft wurden. Die ganze Arbeit geschah unter dem heftigsten feindlichen Artilleriefeuer. Die 3 Geschütze nehmen auf der Höhe nordöstlich St. Menges Aufstellg. und feuerten auf 5000 Schritt gegen die auf der Höhe bei Floing aufgestellten feindlichen Geschütze. Den Rest der Batterie führte der Pr. Lieut. Rothenburg durch St. Menges hindurch nach der Aufstellung der 3 Geschütze. Da die Batterie hier keine geeignete Wirkung fand und keine weiteren Befehle eingingen ging die Batterie dem Kanonen-Donner nach und zwar im Trabe durch Fleigneux hindurch auf den linken Flügel der Artillerie-Aufstellung des 11ten Feld-Regiments neben der Batterie Kormann. Die 6te leichte Batterie nahm später noch Aufstellung links von der Batterie an einem einzel stehenden Gehöft. In dieser Stellung nördlich Illy beschoß die Batterie die feindlichen Batterien in den Entfernungen von 2000 bis 3600 Schritt mit sichtbaren Folgen. Protzen gingen in die Luft und feindliche Batterien wechselten oft ihre Stellung. Nachdem die feindlichen Truppen sich mehr gegen die Waldungen auf den Höhen hinter Catraire d´Illy zurückgezogen ging die Batterie bis auf circa 400 Schritt vor Illy vor und zwar gleichzeitig mit der der 6ten leichten Batterie. In dieser letzten großen Artillerie-Aufstellung hatte die Batterie so ziemlich das Centrum, rechts von ihr stand die 6te leichte Batterie und links von ihr fuhr später hier noch die 5te leichte Batterie auf.

In dieser Stellung bekämpfte die Batterie mit vorzüglichen Erfolgen, die mehrfach auf verschiedenen Punkten vorbrechende feindl. Infanterie, die Batterie war gegen diese Punkte so gut eingeschossen, daß man jede Granate richtig einschlagen sah, die vorgehende feindliche Infanterie kam nie weiter als circa 100 Schritt und ging dann im Laufschritt wieder zurück. Währenddem die Batterie keine Infanterie zu beschießen hatte, feuerte sie gegen die feindlichen Batterien auf den Höhen südlich Illy auf 4200 Schritt und wie es schien mit gutem Erfolg. Die Infanterieziele lagen von 1800 Schritt ab bis 2600 Sch. In allen 3 Stellungen wurde die Batterie mit feindlichen Granaten überschüttet ohne großen Schaden zu erleiden, Granaten schlugen mehrfach auf 1 bis 2 Schritt neben den Geschützen ein und verursachten keinerlei Verwundungen. Die Batterie hat an Verlusten nur einen Schwerverwundeten den Trompeter Werner und 6 leicht Verwundete Leute, ferner 2 todte und 3 leicht verwundete Pferde. An Munition hat sie in den 3 Aufstellungen zusammen verschoßen 439 Stück Granaten. Die Haltung der gesammten Mannschaft im Gefecht war vorzüglich. Die Batterie war von ½ 10 Uhr früh bis circa 4 Uhr Nachm. im Gefecht. Namentlich zeichneten sich aus:

  1. Sergeant Karsch (leicht verwundet)
  2. Unteroffizier Friedrich Borchard im Lazarett
  3. Unteroffizier Karl Seifert
  4. Unteroffizier August Manack
  5. Unteroffizier Gustav Kopke im Lazarett
  6. Gefreiter Stephan Bergelo
  7. Gefreiter Weichelt
  8. Kan. Lehmann im Lazarett
  9. Unterlazarettgehilfe Siemann

Außerdem erhielt die Batterie mehrfach Infanteriefeuer auf 1800 bis 2000 Schritt. –

Richard Schafer

Gegen 6 Uhr kehrte die Batterie zu der 20ten Infanterie-Brigade in die Vorposten-Stellung bei Calvaire d´Illy zurück und verblieb daselbst die Nacht. –

Den 2.9.70. Die Batterie verblieb mit der 20. Brigade auf Vorposten in Bereitschaft zur eventuellen Beschießung von Sedan, –

Den 3.9.70. Vormittags ½ 8 Uhr Abmarsch aus dem Bivouak bei Calvaire d´Illy denselben Weg zurück über die Maas ins Cantonnement zu Dom-le-Mesnil. –

Den 2.9.70. Mein [?] Pferd an Ar. abgegeben.

Den 3.9.70. abgegeben an Pferden an den [?] 1. die Tanne. 2. den Fuchs vom [?]- 3- Gustav u. 4. 1 Schimmel aus Henamenil.

Den 4.9.70. Vormittags 6 ¾ Uhr abmarschiert aus Dom. le Mesnil, eingerückt um 2 Uhr in das Cantonnement Faissault. –

Den 5.9.70. früh 6 ¾ Abmarsch aus Faissault eingerückt Nachmittags in das Cantonnement Tagnon.

Den 6.9.70. Ruhetag in Tagnon. –

Den 7.9.70. Aus Tagnon ausgerückt um 6 Uhr. Um 4 Uhr in das Cantonnement Reaumont eingerückt. –

Den 8.9.70. Ausgerückt aus Reaumont früh 6 Uhr und Nachm. ½ 3 Uhr in das Cantonnement Epernay [Épernay] eingerückt. –

Den 9.9.70. ausgerückt aus Epernay [Épernay] früh 5 Uhr. Die Batterie war der Awantgarde unter Kommando des Oberst von Henning zugetheilt und bezog um ½ 2 Uhr das Cantonnement Verdon. –

Den 10.9.70. Ruhetag in Verdon.

Den 11.9.70. Nachmittags 6 Uhr mit der Awantgarde ausgerückt auf sehr steilen und steinigen Wegen nach Vilfort [Viffort?] dort Cantonnement bezogen um 10 Uhr früh.

Den 12.9.70. In Vilfort [Viffort?] ausgerückt früh ½ 7 Uhr eingerückt um 11 Uhr in Sablonières [Sablonnières].

Den 13.9.70. Früh ¼ 7 Uhr ausgerückt aus Sablonières [Sablonnières] und Cantonnement bezogen um 11 Uhr in einem Dorf bei Doue gelegenen Gehöften Chateau Doue; zw. einer Inf. Bedeckung von 1 Offizier u. 60 Mann.

Den 14.9.70. In Chateau Doue Ruhetag.

Den 15.9.70. Abmarsch aus Chateau Doue um 7 Uhr. Die Batterie trat aus dem seitherigen Verhältnisse der Awantgarde heraus und marschierte mit ihrer Bedeckung nach Boissy. –

Im Abtheilungs-Verband weiter marschiert und Cantonnement bezogen in Crecy [Crécy-la-Chapelle] Mittags 1 Uhr.

Den 16.9.70. Ausgerückt aus Crecy [Crécy-la-Chapelle] um 8 Uhr und Cantonnement bezogen Mittags um ½ 2 Uhr in Fontenay. –

Vorm. Lieut. von. Rothenburg wurde von der Batterie abcommandiert und mit der Führung der 5ten leichten Batterie beauftragt.

Den 17.9.70. Früh 7 Uhr ausgerückt aus Fontenay und Nachmittags ½ 5 Uhr Cantonnement in Mandres [Mandres-les-Roses] bezogen, –

Den 18.9.70. Früh 5 Uhr Abmarsch aus Mandret [Mandres-les-Roses]; um 8 Uhr die Seine passiert bei Villeneuf [Villeneuve-Saint-Georges] und Cantonnement in Palaiseau Nachm. 5 Uhr bezogen.

Den 19.9.70. Früh ¾ 5 Uhr aus Palaiseau ausgerückt, zwischen 9 und 10 Uhr wurden die 4 Batterien der Abtheilung nach dem in der Richtung von Villacoublay vernehmbaren Kanonendonner im Trabe hindirigirt. Dort angekommen blieben sie als Reserve halten und kamen nicht zur Verwendung. Um Mittag wurde der Marsch gegen Versailles fortgesetzt. Diese Stadt Stadt gegen 3 Uhr passirt und um 5 Uhr von der Batterie Bivouak bei Chesnay [Le Chesnay] bezogen.

Den 20.9.70. Blieb die Batterie im Bivouak bei Chesnay stehen.

Den 21.9.70. Mittags ¾ 12 Uhr rückte die Batterie in Allarmquartiere nach Bougival ab. Das Detaschement zu dem die Batterie gehört war unter Kommando des Oberst Eberhard und löste die Vorposten um 3 Uhr in Bougival ab.

Den 22.9.70. Die Batterie blieb auf Vorposten in Bougival.

Den 23.9.70. Nachmittags 3 Uhr wurde die 6te schwere Batterie von der 2ten leicht. Batterie auf Vorposten abgelöst und rückte um ¾ 4 Uhr nach dem Cantonnement Marly le roi ab und traf dort um 5 Uhr Abends ein.

Den 24.9.70. Die Batterie blieb im Cantonnement Marly le roi.

Den 25.09.70. (Sonntag) Die Batterie marschierte um 7 Uhr nach Beauregarde woselbst in der Nähe Feldgottesdienst abgehalten wurde, von da aus marschierte sie in das Cantonnement du Chesnay eingerückt um 12 Uhr.

Den 26.9.70. Die Batterie blieb in du Chesnay. –

Den 27.9.70. Dasgl.

Den 28.9.70. Dasgl.

Den 29.9.70. Früh ½ 8 Uhr wurde die Batterie durch eine von der Abtheilung abgeschickte Ordonnanz allarmirt und marschierte nach dem Allarmplatze bei Beauregarde [Beauregard] um 10 Uhr rückte die Batterie wieder in du Chesnay ein und marschierte um ½ 1 Uhr nach Bougival ab, woselbst sie die dort auf Vorposten stehende 5te schwere Batterie ablöste. Dort wurde der Bau eines Geschützemplacement für 6 Geschütze von der Bedienungsmannschaft sofort in Angriff genommen.

Den 30.9.70. Die Batterie blieb auf Vorposten in Bougival. Das Geschützemplacement wurde beendet. –

Den 1.10.70. Ablösung in Bougival durch die 5te schwere Batterie Nachm. um 3 Uhr. Die Batterie rückte Nachm. 5 Uhr in das Cantonnement du Chesnay.

Den 2.10.70. Die Bedienungsmannschaft baute ein Geschützemplacement bei Beauregarde [Beauregard]

Den 3.10.70. Beendigung des Baues bei Beauregarde [Beauregard]. –

Den 4.9.70. Die Batterie blieb bei Chesnay stehen.

Den 5.10.70. Wurde durch die Bedienungsmannschaft Vorbereitung zum Anfertigen von Bedienungs-Material getroffen, es wurden 2 Faschinenbänke aufgeschlagen und Material zu Faschinen und Schanzkörben herbeigeschafft, die Arbeit dauerte von früh ½ 8 Uhr bis Mittags 2 Uhr .

Den 6.10.70. Spannte die Batterie früh ¼ 6 Uhr an und blieb im Geschützpark halten bis um 9 Uhr, dann marschierte die Batterie nach den Allarmplatz bei Beaugarde [Beaugard] und von da um ½ 11 ab zum Ablösen der 5ten schweren Batterie nach Bougival woselbst sie um ¾ 12 Uhr eintraf.

Den 7.10.70. Nachmittags 2 ¼ Uhr ließ mir der Kommandeur der äußersten Vorposten mittheilen, daß sich feindliche Truppen aus allen 3 Waffen bestehend gegen Chatou hinbewegen. Hierauf hin ließ ich sofort die Batterie ausrücken, dieselbe stand mit Ausnahme des 1ten Zuges der nach meinem Befehl gerade abgestellt hatte, nach 3 Minuten zum Abmarsch bereit. Ich befehligte nun den 3ten Zug unter Befehl des Second Lieutenant Schmidt zur Besetzung des Geschützemplacements an der Straße nach Rueil und ritt voran um mich vorn näher zu informieren. Da das Fort Valerien den Ort Bougival und die Höhen über demselben beschoß, ließ ich den 3ten Zug Position nehmen und die Protzen rechts in den Weg hineinfahren, ritt dann zurück und führte die beiden anderen Züge in das Geschützemplacement an der Seine. Auf der Straße nach Bougival die in Rueil selbst eine Biegung nach Osten macht versuchte der Feind verschiedentlich vorzugehen, er kam in Abtheilungen von 20 bis 50 Mann über die Straße und wurde daselbst auf 1400 [Schritt] vom 3ten Zug beschoßen, die Abtheilung machten jedesmal kehrt und gingen wieder zurück. Die 4 Geschütze an der Seine thaten 2 Schuß gegen Recognoscirungstrupps, die sich gegen Chatou bewegten und 3200 [Schritt], dieselben zogen sich danach wieder zurück. Die Batterie hat im Ganzen 7 Schuß gethan. Nach dem 2ten Schuß brach Feuer in Rueil aus. Der 3te Zug bivouakierte in seiner Stellung. Der übrige Theil der Batterie rückte Abends 6 Uhr nach den Quartieren in Bougival ab. Verluste hat die Batterie nicht gehabt. –

Um 11 Uhr Abends wurde die Batterie wieder alarmirt und rückten die 4 Geschütze auf Befehl des Abschnitts-Kommandeurs Oberst Eberhard in das Geschützemplacement an der Seine weil angeblich in der Nähe von Rueil circa 2000 Schritt vorwärts eine Batterie gebaut werde. Nachdem ausgefasste Patriuillen das Grundlose des Allarms überhaupt festgestellt, erhielten die 4 Geschütze um 3 Uhr Nachm. den Befehl wieder einzurücken.

Den 8.10.70. Früh 5 Uhr spannte die Batterie an und verblieb im Geschützpark in Bereitschaft bis um ½ 7 Uhr. Der 1te Zug löste um diese Zeit den 3ten Zug im Geschützemplacement an der Barrikade ab. Um 11 Uhr erhielt auch dieser Zug den Befehl wieder einzurücken. Abends um 11 Uhr schlugen schwere Granaten in der Nähe des Geschützparks ein und ließ ich deshalb sofort die Geschütze einzeln hintereinander dicht ab die auf der rechten Seite stehende Häuserreihe anfahren.

Den 9.10.70. Früh 5 Uhr rückte die Batterie wieder wie gestern in den Park und um 6 Uhr wieder in die Ställe und verblieb daselbst vollständig zum Ausrücken fertig bis 8 Uhr stehen. – Abends um ¾ 11 Uhr ab wurde Bougival wieder vom Forts Valerien beschoßen, um ½ 12 Uhr wurde die Batterie wieder allarmirt, weil sich feindliche Truppen von Westen her gegen das Forts Valerien bewegten, die Batterie erhielt nach einer halben Stunde den Befehl wieder einzurücken und in den Ställen bereit zu stehen. Um 2 Uhr Nachts wurde diese Bereitschaft wieder aufgehoben.

Den 10.10.70. Früh 5 Uhr wie gestern. Um ½ 1 Uhr wurde Bougival, namentlich der Beobachtungsposten bei la Jonchère bis gegen 2 Uhr beschossen.

Den 11.10.70. Früh 5 Uhr wie gestern. Von 11 bis 1 Uhr wurde Bougival vom Forts Valerien kräftig beschossen. Um 2 Uhr wurde die Batterie durch die 5 leichte Batterie abgelöst und bezog dieselbe gegen ½ 3 Uhr das Cantonnement Grand Chesnay.

Den 12.10.70. Die Bedienungs-Mannschaft ging früh ½ 8 Uhr zur Straucharbeit. Um 2 Uhr wurde die 10te Division alarmirt und rückte um ½ 5 Uhr wieder in das Cantonnement.

Den 13.10.70. Straucharbeit von früh ½ 8 Uhr bis Mittags 2 Uhr. –

Den 14.10.70. Straucharbeit von früh ½ 9 Uhr bis Mittags 2 Uhr.

Den 15.10.70. Straucharbeit wie gestern.

Den 16.10.70. Straucharbeit wie bisher. –

Den 17.10.70. Früh 11 Uhr rückte die Batterie auf den freien Platz im Park zu Beauregarde [Beauregard] woselbst Se. Königliche Hoheit der Kronprinz eine Anzahl Eiserne Kreuze an die 90te Division vertheilte. Hiernach Parademarsch vor Sr. Königl. Hoheit.

Den 18.10.70. wie 16.10.70.

Den 19.10.70. wie am 16ten.

Den 20.10.70. dasgle.

Den 21.10.70. Die Anfertigung des Batteriebaumaterials restirte statt dessen fertigte die Bedienungs-Mannschaft um ½ 8 Uhr bis 2 Uhr Bekleidungsmaterial für die Sappenarbeiten.

Nachmittags 2 Uhr wurde die Batterie allarmirt und marschierte hinter dem 2ten Bataillon des 37ten Regiments gefolgt von dessen 3ten Bataillon nach la Salle St. Cloud, in diesem Orte selbst verblieb sie in Reserve während des Gefechts bei Bougival, die Granaten vom Forts Valerien schlugen mehrfach in der Nähe der Batterie ein leicht verwundetes Pferd, um 6 Uhr rückte die Batterie wieder in ihr Cantonnement Grand Chesnay ein.

Den 22.10.70. Anfertigung von Bekleidungsmaterial wie am 21ten.

23.10.70. wie am 21ten

24.10.70. dasgle.

25.10.70. desgle.

26.10.70. Früh ½ 9 Uhr Abmarsch nach Bougival, Einrücken daselbst um ¾ 10 Uhr. Die Batterie blieb in ihrem Verhältniß als Batterie der Haupt-Reserve und erhielt die Auflage bei etwaigem Allarm die Geschütz-Emplacements in der Nähe der Seine zu besetzen. Die Bedienungsmannschaften arbeiteten die Nacht über an diesem Emplacement.

Den 27.10.70. Die Batterie baute in der Nacht ein Geschützemplacement bei Malmaison für 2 Geschütze.

Den 28.10.70. Fortsetzung der Arbeit vom 27ten die Nacht hindurch.

Den 29.10.70. Die Batterie löste die 6te leichte Batterie Nachmittags 3 Uhr aus Vorposten ab. Die Nacht hindurch Fortsetzung der Arbeit vom 27ten. –

Den 30.10.70. Die Batterie blieb auf Vorposten in Bougival.

Den 31.10.70. Vorm. 9 Uhr marschierte die Batterie mit Zurücklaßung nur eines Zuges (1ter Zug unter Sec. Lieutenant Wild) in das Cantonnement Louveciennes ab und trat daselbst in die Haupt-Reserve zurück mit der Auflage bei entstehendem Allarm auf den Allarmplatz nach Beauregarde zu rücken.

Der Zug in Bougival zählte zu den Vorposten und hat Stellung an der Barrikade von Rueil genommen, die Pferde sind in der Nähe in Ställen untergebracht. Die Protzen stehen dicht bei der Barrikade hinter einem Hause, in diesem Hause das bombensicher eingedeckt ist sind die Bedienungsmannschaften untergebracht.

Den 1.11.70. Die Batterie verblieb in dem angegebenen Verhältniße vom 31.10.70.-

Den 2.11.70. Wie am 31/10 70.

Den 3.11.70. dasgle.

Den 4.11.70 Nachm. 3 Uhr wurde der Zug in Bougival durch einen Zug der 5. leichten Batterie abgelöst und rückte in das Cantonnement Louveciennes ein. Die Batterie erhielt eine andere Verwendung, sie sollte für den Fall eines Allarms stellung auf der Höhe bei St. Michel nehmen und gegen Rueil hin wirken. Für den Fall des Zurückgehens der 10ten Division in die Stellung von Beauregarde sollte die Batterie in einer Stellung bei les Cresset das [Delouchieren?] der feindlichen Truppen aus la Celle St. Cloud verhüten.

Den 5.11.70. Die Bedienungsmannschaft richtete Geschütz-Emplacement bei St. Michl ein.

Den 6.11.70. dasgle

Den 7.11.70. dasgle

Den 8.11.70. dasgle

Den 9.11.70. Dasgle. Die Arbeit an dem Geschützemplacement wurde beendet. Dasgle die Ausbesserung der dahin führenden Wege zu Ende geführt.

Den 10.11.70. Die Batterie verblieb in Louveciennes.

Den 11.11.70. dasgle

Den 12.11.70. dasgle

Den 13.11.70. Nachmittags gegen 4 Uhr fielen vom Forts Valerien aus 4 Granaten in die ersten Häuser von Louveciennes resp. Voisin ohne Schaden zu verursachen. –

Den 14.11.70. Wie am 10.11.70.

Den 15.11.70. dasgle

Den 16.11.70. dasgle

Den 17.11.70. dasgle

Den 18.11.70. dasgle.

Den 19.11.70. Es wurde an den Geschützemplacements bei St. Michel durch die Bedienungsmannschaft die Arbeit wieder aufgenommen, die Emplacements wurden verstärkt. –

Den 20.11.70. Dasgle wie am 19.11.70.

Den 21.11.70. Dasgle.

Den 22.11.70. Vorm. 9 Uhr rückte Batterie auf Vorposten auf St. Michel ab und traf daselbst um 9 ½ Uhr ein zur Ablösung der 6ten leichten Batterie. –

Den 23.11.70. Die Batterie verblieb in St. Michel.

Den 24.11.70. Dasgle

Den 25.11.70. Dasgle

Den 26.11.70. Dasgle

Den 27.11.70. Dasgle

Den 28.11.70. Um ½ 10 Uhr früh wurde die Batterie durch die 5te leichte Batterie abgelöst und marschierte nach Gr. Chesnay.

Den 29.11.70. Früh ½ 10 Uhr wurden die Pferde der Batterie von einer Commission unter Vorsitz des Obersten Schon vom 14ten Dragoner-Regiment untersucht. Diese Untersuchung wurde um ½ 11 Uhr durch eine Allarmirung der 10ten Division unterbrochen. Die Batterie marschierte nach dem Allarmplatze bei Beauregarde und rückte um 12 Uhr wieder ein.

Den 30.11.70. Beendigung der Pferdeuntersuchung durch die genannte Commission.

Den 1.12.70. blieb in Gr. Chesnay

Den 2.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 3.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 4.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 5.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 6.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 7.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 8.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 9.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 10.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 11.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 12.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 13.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 14.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 15.12.70. verblieb die Batterie in Gr. Chesnay

Den 16.12.70. rückte die Batterie um ½ 8 Uhr auf den Allarmplatz bei Beauregarde und verblieb daselbst bis die Vorposten bei Bougival abgelöst waren, hiernach gegen 9 Uhr marschierte sie nach dem Cantonnement St. Michel ab.

Den 17.12.70. Die Batterie verblieb in St. Michel.

Den 18.12.70. Die Batterie in St. Michel.

Den 19.12.70. Die Batterie in St. Michel

Den 20.12.70. Die Batterie in St. Michel.

Den 21.12.70. Früh 9 Uhr wurde die Batterie allarmirt und später in die Stellung bei St. Michel beordert da sich keine feindlichen Kräfte gegen Rueil hin zeigten, wurde das Einrücken der Batterie gegen 11 Uhr befohlen.

Den 22.12.70. Die Batterie wurde um 8 Uhr durch die 5te leichte Batterie abgelöst und marschirte in das Cantonnement Petit Chesnay.

Vom 22.12.70 bis zum 9.1.71. verblieb die Batterie in Petit Chesnay.

Den 9.1.71. Die Batterie löste früh 9 Uhr die 6[te] leichte Batterie in St. Michel ab.

Den 10.1.71. Die Batterie verblieb in St. Michel.

Den 11.1.71. Nachmittags ½ 2 Uhr rückte die Batterie auf Divisionsbefehl in die Geschützemplacements bei St. Michel und feuerte gegen den Bahnhof von Rueil auf 5300 [Schritt]; nach den Meldungen des Patroiullen hatte die Batterie 2 Treffer in das Bahnhofsgebäude und 1 Treffer in die daneben gelegene Schanze, einige Granaten gingen zu kurz und einige zu weit. Die Beobachtung vom Geschützstand war wegen des Schnees und der etwas nebligen Luft nicht möglich. Nachdem die Batterie 20 Schuß abgegeben hatte, rückte sie wieder ein. –

Den 12.1.71. Die Batterie verblieb in St. Michel.

Den 13.1.71. Die Batterie verblieb in St. Michel.

Den 14.1.71. Früh ¾ 6 Uhr rückte der 1te Zug in eine Stellung auf la Jonchère um die auf 1500 [Schritt] vor den dieseitigen Vorposten gelegene Villa Crochas zu beschießen. Sie Sache kam nicht zur Ausfphrung, weil ein dichter Nebel die Sicht nach der Villa verhinderte um 10 Uhr marschierte der Zug wieder nach dem Cantonnement ab.

Den 15.1.71. Wurde die Villa Crochar von la Jonchère aus auf 2900 [Schritt] beschossen, der 1te Zug gab 4 Schuß ab und hatte davon 3 Treffer in das Haus, –

um 9 Uhr wurde die Batterie in St. Michel durch die 5te schwere Batterie abgelöst, um ½ 11 Uhr rückte sie in dem Cantonnement Gr. Chesnay vor. –

Den 16.1.71. Die Batterie blieb in Gr. Chesnay

Den 17.1.71. Die Batterie blieb in Gr. Chesnay

Den 18.1.71. Die Batterie blieb in Gr. Chesnay

Den 19.1.71. Vorm. ¾ 10 Uhr wurde die Division allarmirt, die Batterie erhielt den Befehl sich der auf Vorposten befindlichen 20 Infanterie-Brigade zur Disposition zu stellen. Die Batterie marschierte deshalb sofort nach la Celle St. Cloud ab und erhielt dort vom General v. Walther den Befehl in die Emplacements am Schwanenteich einzurücken. Gegen 12 Uhr kam der Brigadebefehl, daß 4 Geschütze der Batterie nach der Stellung bei bei St. Michel abrücken sollten um die bei Rueil placirte feindliche Artillerie zu beschießen, eben dortselbst abgelangt, wurden diese 4 Geschütze auf Divisionsbefehl wieder nach dem Schwanenteiche zurückbeordert, hier verblieb die Batterie bis zur Beendigung der Schlacht in einer Stellung die ringsum von Wald umgeben ihr nicht gestattete auch nur einen Schuß zu thun, da sich ihr keinerlei Ziel darbot, während sie anhaltend feindliches Artillerie- und Infanterie-Feuer erhielt, ohne indeß dadurch Verluste erhalten zu haben.

Den 20.1.71. Die Batterie verblieb in Gr. Chesnay.

Den 21.1.71. Die Batterie verblieb in Gr. Chesnay.

Den 22.1.71. Die Batterie verblieb in Gr. Chesnay.

Den 23.1.71. Die Batterie verblieb in Gr. Chesnay.

Den 24.1.71. Die Batterie verblieb in Gr. Chesnay.

Den 25.1.71. Nachmittag 4 Uhr marschirte auf Divisionsbefehl der 1te Zug nach la Jonchère und gab dort 3 Schuß nach der Batterie am gesprengten Haus und 3 Schuß nach er Villa Crochar ab, nach letzterer wurden 3 Treffer beobachtet, während nach ersterem Ziele der Nebel die Beobachtung erschwerte. –

Den 26.1.71. Die Batterie löste früh 9 Uhr die 6te leichte Batterie auf Vorposten St. Michel ab. –

Den 28.1.71. Die Batterie rückte auf Divisionsbefehl Nachm. 2 Uhr in die Emplacements bei St. Michel und feuerte nach Rueil und dem Bahnhof von Rueil, sowie den daselbst gelegenen Geschützemplacements. Auf Corpsbefehl wurde um 3 Uhr das Feuer eingestellt. Die Batterie hatte 34 Schuß abgegeben, ohne daß ihr Feuer erwidert wurde.

Den 29.1.71. Um ½ 9 Uhr marschierte die Batterie nach dem Kiosk der Kaiserin, dort erhielt sie die Mittheilung, daß sie mit zur Besetzung des Mt. Valerien bestimmt sei. Hptm. Schmedes wurde zu der Commission commadirt die das Material der Forts Valerien zu übernehmen hatte und marschierte um 1 Uhr dahin ab. Sec. Lieut. Wild führte um 3 Uhr die Batterie nach dem Forts und traf um ½ 5 Uhr daselbst ein; die Batterie rückte dort in Cantonnementsquartier.

Den 30.1.71. Die Batterie verblieb auf dem Forts Valerien.

Den 31.1.71. Die Batterie verblieb auf dem Forts Valerien.

Den 1.2.71. Die Batterie verblieb auf dem Forts Valerien.

Den 2.2.71. Die Batterie verblieb auf dem Forts Valerien.

Den 3.2.71. Nachmittags 4 Uhr rückte die Batterie nach Rueil ins Quartier. Hptm Schmedes gab die Geschäfte des Platzes vom Forts Valerien an den Hptm. Keil des Festgs-Artillerie-Regiments Nr. 5 ab.

Den 4.2.71. Die Batterie verblieb in Rueil.

Den 5.2.71. Die Batterie verblieb in Rueil.

Den 6.2.71. Die Batterie verblieb in Rueil.

Den 7.2.71. Die Batterie verblieb in Rueil.

Den 8.2.71. Früh 9 Uhr marschierte die Batterie nach Bougival.

Den 9.2.71. Die Batterie rückte um 7 Uhr aus und marschierte über Versailles nach Longpont woselbst sie Abends um 6 Uhr einrückte.

Den 10.2.71. Ausgerückt um ½ 8 Uhr und eingerückt Nachmittags um 2 Uhr in Cuni [Cuny?].

Den 11.2.71. Ausgerückt um ¾ 8 Uhr und eingerückt Nachmittags 3 Uhr in Nanteaux.

Den 12.2.71. Ruhetag in Nanteaux.

Den 13.2.71. Abmarsch um 7 Uhr früh. Ankunft in le Veau [Le Veau Laurent?] Nachmittags 2 Uhr.

Den 14.2.71. Ausgerückt um 8 Uhr früh, eingerückt Nachmittags ½ 2 Uhr in Ouzoere [Ouzouer-sur-Loire].

Den 15.2.71. Ausgerückt früh 7 Uhr, eingerückt in les Brosses nachm. 3 Uhr.

Den 16.2.71. Nachm. ½ 2 Uhr ausgerückt aus les Brosses, eingerückt um ½ 5 Uhr in Gien.

Den 17.2.71. Früh ½ 9 Uhr wurde das Cantonnement allarmirt weil jenseits der Loire am Ende der Brücke eine Barikade errichtet und von da aus Schiffe gefallen waren, ein Zug wurde am diesseitigen Ufer aufgestellt und verblieb daselbst zur eventuellen Verwendung durch den Divisions-Commandeur jedoch ohne Bespannung stehen.

Den 18.2.71. Der Zug an der Loue wurde eingezogen.

Den 19.2.71. Vorm. 8 Uhr marschierte die batterie in ein Cantonnement la grosse Pière [La Grosse Pierre] und chetif puits [Chétif Puits]; es wurden zunächst eine ziemliche Reparatur des gesammten Materials des Anzuges vorgenommen, ferner diejenigen Pferde ausgewählt, die die batterie bei einer Reduction auf den Friedensfuß zu erhalten beabsichtig. Täglich fanden Park- und Exerziruebungen statt. – Die ganzen Fahrer wurden ausgewählt und dafür zur Entlaßung kommende Fahrer zur Bedienung gesetzt. Die jungen Fahrer erhielten Pferde zugetheilt, sie hatten täglich Reitunterricht in Pferdepflege, Geschirrkenntniß ect.

Den 10.3.71. früh 7 Uhr ausgerückt aus Chetif-puits eingerückt in Ouzouère sur la Trezè [Ouzouer-sur-Trézée].

Den 11.3.71. ausgerückt früh 7 Uhr aus Ouzuère eingerückt um 1 Uhr in Sept Fonds. –

Den 12.3.71. Ausgerückt früh 7 Uhr aus Sept Fonds eingerückt um 2 Uhr in Leugny. –

Den 13.3.71. Ausgerückt früh 7 Uhr aus Leugny, eingerückt um 2 Uhr in St. Brie [Saint-Bris-le-Vineux]. –

Den 14.3.71. Ruhetag in St. Brie [Saint-Bris-le-Vineux].

Den 15.3.71. Ausgerückt früh 7 Uhr aus St. Brie [Saint-Bris-le-Vineux] eingerückt um 2 ½ Uhr in Sacy.

Den 16.3.71. Früh ½ 8 Uhr ausgerückt aus Sacy eingerückt um 2 ½ Uhr in St. André en terre pleine.

Den 17.3.71. früh 8 Uhr ausgerückt aus St. André, eingerückt um 12 ½ Uhr in Courcelles les Fremois [Courcelles-Frémoy].

Den 18.3.71. früh ½ 8 Uhr ausgerückt aus Courcelles eingerückt um 1 ½ Uhr in Clamerey. – Die Batterie lag in 3 Ortschaften vertheilt.

Den 19.3.71. Ruhetag in Clamerey.

Den 20.3.71. Vormittags 7 Uhr ausgerückt aus Clamerey, eingerückt um 1 Uhr in Sombernon. –

Den 21.3.71. früh 7 Uhr ausgerückt aus Somberon, eingerückt um ½ 2 Uhr in Velars sur Ouche. –

Den 22.3.71. ausgerückt früh 9 Uhr aus Velars, Revue um 12 Uhr in Dijon vor Sr. Excellenz dem General von Manteufel, eingerückt um 4 Uhr in Arcelot.

Den 23.3.71. Vormittags 7 Uhr ausgerückt aus Arcelot, eingerückt um 12 Uhr in St. Sauveur.

Den 24.3.71. Ausgerückt früh 7 Uhr aus St. Sauveur eingerückt um 1 Uhr in Gray.

Den 25.3.71. Ruhetag in Gray. –

Den 26.3.71. ausgerückt früh ½ 8 Uhr aus Gray, eingerückt um ½ 2 Uhr in St. Maurice.

Den 27.3.71. Früh 7 Uhr ausgerückt aus St. Maurice eingerückt um 1 Uhr in Mailley. –

Den 28.3.71. Früh 7 Uhr ausgerückt aus Mailley eingerückt um 11 Uhr in Dampière les Montbozon.

Den 29.3.71. Ruhetag in Dampière.

Den 30.3.71. Früh 7 Uhr ausgerückt aus Dampière eingerückt um 11 ½ Uhr in Noroy les Bourg. –

Den 31.3.71. Vorm. 7 Uhr ausgerückt aus Noroy und um 11 Uhr Standquartier bezogen in Lure. –

Vom 31.3.71. bis 26.5.71. verblieb die Batterie in Lure. Es wurde täglich in 3 und wöchentlich 3 mal in 4 Reitklassen geritten; es fanden täglich Exercirübungen statt, desle. Uebungen im Wacht-Dienst, Honneures, militairischen Meldungen…. Täglich Vortrag in 3 Kanoniersklassen und 3mal in der Woche für die Avancirten… Soweit sich das Etablissement des Materials und der Bekleidung bewirken ließ, wurde dasselbe ausgeführt.-

Den 28.4.71. Wurde die Batterie durch Se. Excellenz, denm Herrn Divisions-Commandeur General Lieutenant von Schmidt besichtigt. –

Den 3.5.71. Wurde die Batterie durch den Herrn Abtheilungs-Commandeur, Oberstlieutenant Röhl besichtigt. –

Den 15.5.71. Führte die Batterie einen Uebungsmarsch mit den eingestellten jungen Fahrern aus. –

 

Eintrag auf der letzten Seite:

21.9.70.

Trains u. Colonnen bleiben bis auf Weiteres bei Jouny. Die große Bagage der Truppen ist von der Division morgen früh heran zu ziehen – Morgen früh 8 Uhr empfängt jeder Brigadestab eine, jedes Bataillon zwei, jede Eskadron eine, jede Batterie eine, beide Pion.Komp. zusammen einen Wagen von d. Prov. Kol. der Division und behält denselben vorläufig. Die Prov. Kol. der Division wird morgen ausgelöst – Die Bestände an Kaffe, Reis, Salz, Brot pp wurden vertheilt und können von den Truppen offerirt werden.

Veröffentlicht unter Deutsch-Französischer Krieg 1870/71 | Schreib einen Kommentar

Kriegstagebuch von Diedrich Blanke (21. Juli 1870 bis Ende März 1871)

Diedrich Georg Heinrich Blanke wurde am 29. September 1848 in Bierde geboren und verstarb am 9. September 1929 in Berlin. Am 5. August 1880 heiratete er Luise Karoline Wilhelmine, geb. Käseberg (*12. Mai 1856 – †23. September 1898) aus Gittelde am Harz. Das Ehepaar hatte insgesamt zehn Kinder: Hedwig (1881-1962), Paul (1883-1950), Georg (1884-1966), Robert (1886-1975), Mathilde (1888-1979), Erich (1889-1947), Arnold (1892-1980), Rudolf (1894-1963), Adolf (1884-1916) und Werner (1895-1991).

Sein jüngster Sohn Werner Blanke (1895-1991) schreibt in seinen Erinnerungen über seinen Vater Diedrich Blanke:

Mein Vater hatte zwei Bauernhöfe, einen Kaufmannsladen, Getreidehandlung und eine chemische Fabrik [in Ahlden]. Er war leichtlebig, leichtgläubig, freigiebig, kein Rechner und kein Kaufmann. Deshalb wurde er ausgenutzt und übers Ohr gehauen. Spekulationen brachten den Wohlstand zum Ruin. Doch ein Unglück kommt niemals allein. Meine Mutter starb in dieser Zeit [1898], die chemische Fabrik wurde in denkbar ungünstiger Weise verkauft. So stand mein Vater allein mit einer 10köpfigen Kinderschar. Die Sorge um sie war es, die ihn damals vom Selbstmord abhielt. Die Höfe waren verkauft, ein Wohnhaus und etwa 5 Morgen vom Park und Garten wurden veräußert. Dazu musste eine Anleihe gemacht werden, damit eine neue Fabrik gebaut werden konnte. Der Gläubiger verlangte Kompagnon zu sein und erhielt 50% des Verdienstes. Deshalb konnte das Terrazzo- und Kunststeinwerk, verbunden mit Zementfabrik sich nicht genügend ertragsbringend zeigen, zumal mein Vater seinen Vorteil nicht zu wahren verstand. So lebten wir nach außen im alten Glanz, aber in Wirklichkeit vielfach in bitterer Armut. In dieser Zeit führte meine Schwester [Hedwig] den Haushalt. […] Als ich 15 Jahre alt war [im Jahr 1911], wurde die Fabrik verkauft, ebenso das Heimathaus mit seinem Land. Durch gewissenlose Leute, die das Mitleid meines Vaters zu erregen wussten, sowie durch Häuserspekulation verlor mein Vater im Alter sein letztes Hab und Gut und wohnt jetzt bei meinem Bruder [Georg] in Berlin, der von uns anderen Brüdern dafür entschädigt wird.

Das Kriegstagebuch von Diedrich Blanke beginnt mit dem Datum 21. Juli 1870 und Ende mit seiner Rückkehr nach Deutschland Ende März 1871. Leider ist nicht überliefert, bei welchem Regiment Blanke eingesetzt war. Nach seinen Angaben war er an folgenden Orten in Frankreich eingesetzt: Raum Metz (30.08.-06.11.1870), Raum Thionville (Diedenhofen) (06.11.-02.12.1870), Montmédy (14.12.1870), Sedan (18.12.1870), Raum Charleville-Mézières (20.12.1870-10.01.1871) und dann zog er mit seiner Einheit von Boudreville nach Pontarlier, anschließend in die Nähe von Dijon (10.01.-28.02.1871).

Das Tagebuch wurde fast durchgehend mit Bleistift geschrieben. Insgesamt ist das Schriftbild sehr klein, aber überwiegend leserlich. Leider sind einige Seiten so verwischt, dass sie nicht komplett entziffert werden konnte. Hierzu zählt zum Beispiel auch die erste Seite, auf der er seine Fahrt Richtung Frankreich niederschreibt.

Auf dem Kriegerdenkmal in Ahlden, das von Diedrich Blankes ältestem Sohn Paul errichtet wurde, ist Diedrich Blankes Name verzeichnet als Teilnehmer des Krieges 1870/71. Dort wird sein Dienstgrad mit Musketier angegeben. Demnach war er höchstwahrscheinlich Soldat in einem Infanterie-Regiment.

Die von Diedrich Blanke gelassenen Lücken wurden übernommen und mit einem Strich _______ kenntlich gemacht. Nicht lesbare Worte wurden mit einem ? in eckigen Klammern kenntlich gemacht. Die korrekte Schreibweise der Ortsnamen wurde ebenfalls in eckigen Klammern ergänzt. Bis auf wenige Ausnahmen wurde die Schreibweise von Diedrich Blanke übernommen. Ansonsten werden Ergänzungen ebenfalls in eckigen Klammern angegeben.

Das Originaltagebuch befindet sich im Familienbesitz der Familie Blanke.

Diedrich Blanke (1848-1929)
Grabstelle von Diedrich Blanke in Berlin
Erste Seite des Kriegstagebuches von Diedrich Blanke

Kriegstagebuch von Diedrich Blanke (21. Juli 1870 bis Ende März 1871)

d. 21. Juli 1870

Celle

[?] Celle [?]

das unser Weg nach [?]

führt den Abend waren

wir in [?]

—–

d. 22

5 U. [?] Abgang

nach [?]

—–

Celle [?]

Hannover

Minden

d. 23

Hanau

Camen

Dortmund

Aachen

[W?] 1 Nacht

d. 24

Möln, hf Hilser

d. 25

Möln, 3 bis 8 Uhr

Apel

—–

d. 26. Juli

von Mölnn um 3 Uhr nach Wesel über Duisburg u. den Rhein um 12 Uhr, nach Aachen angek. um 7 Uhr, um halb 8 Uhr Apel mit Brd., wo uns unser bischen was wir bekommen abgenommen worden.

d. 27 Juli

Um 4 Uhr v. Aachen nach einen 3 Stündigen Marsch wurde ich von nun ahn marschbefreit, mußte einen Wagen der 8. C. [?] und fuhr nach Mützenich zwei Stunden dort und ging

—–

d. 27. Juli

nach Montjau [Monschau] eine Stadt bereits unmittelbaar zw. Bergen, Gewitter, und herlich bewirtet.

—–

d. 28. Juli

Gefahren von Montjau [Monschau] über Mützenich Imgenbruch [Imgenbroich] Achen [Aachen] ins Lazaret.

—–

d. 29.

—–

Nachdem die erst Nacht, die ich auf einen Strohsack und 1 Decke zum zu[de]ken verbracht hatte tagt der heutige Tag den Morgen wurde vom Artz untersucht und fand mich zieh[m]lich ernstlich krank.

Ich blieb in Aachen bis zum 5. Aug.

Den 5. Aug.

12 Uhr wurden wir p. Bahn nach Eschweiler gebracht von da p. Achse nach Jülich um wieder nicht in ein Lazaret sondern in der Citadella zukommen früher Unteroffizier Schulz wir kamen mit 6 Mann auf 1 Zimmer mein Nachbar war Hermann Norden daselbst blieb bis zum 10. Aug.

Den 10. Aug.

Kam ich in das Lazaret hieselbst Hermann war auch hier mein Nachbar hier kam auch ich bin ernstlich krank, einer hatte die Auszehrung ein anderen Brustkrankh. einen seine Krankheit konnte nicht ermittelt das Gestön und Weinen nahm kein Ende.

Den 23. Ag.

Von Jülich nach Düren zu fuß dann p. Bahn nach Cöln daselbst blieb bis z. 25. Aug. sah den Dom, Museum und Rhn. Brücke auf trafen krank u. gesunde Franzosen an. Dann ging es d. 25. Ag. 9 Uhr p. Bahn über Bonn Mehlem Rohlandsegge [Rolandseck] Neuwied Coblenz daselbst hatte der Kriegsverein, Wein, Brantwein, Brodt für die Soldaten verabreicht. Boppard St. Goar, Bingerbrück sind wir umgestiegen noch zu bemerken an Lore Ley [Loreley], p. [Mäusel?] Kreuznach.

[B? am stein?] [Staudernheim?] [Oberstein?] Kirche in Felsen

½ 10 Uhr kamen wir in Birkenfeld an wo wir die nach im Wagen schliefen um 9 Uhr d. 26. Ag. ging es weiter über St. Wendeln Neukirchen Sarbrücken [Saarbrücken] um ½ 6 Uhr angekommen den 27. Aug. fuhren wir p. Bahn von Saarbrücken um 11 Uhr über Forbach St. Avold angekom. den 28. 1 Uhr Morg.

Den 28. Aug.

Remmely, Bivouak im Lehm

Den 29

Marsch nach Verdi

Den 30.

bis Ars dann Augly wo die nacht in Scheune verbracht dank den franzosen wir bekamen Milch und Pellkartoffeln die uns ausgezeichnet schmekte, bis jetzt habe ich seit den 24. mein Zeug noch nicht ab gehabt.

Den 31. Aug.

marschierten wir von Augly über Marly nach Pouilly wo wir erfuhren das das Regiment 77 seit 11 Uhr morgens allarmirt und abgerückt seien, wir fanden das Bivouak hinter Pouilly sahen das dasselbe eiligst verlassen sei, denn es lagen noch verschiedene Gegenstände so wie Fleisch, Kartoffel etc. in Unordnung, die wir sofort zubereiteten und damit unsern hungrigen Magen erquickten, Brod fehlte gänzlich, beim fleißig Essen erfuhren wir daß unsre Bagagewagen ½ Stunde hinter uns waren, nachdem uns ge[p]flegt, gingen  nach dort und schliefen ¼ satt unter freien Himmel.

Den 1 Sept 70

fuhr ein wagen nach dem Platze wo meine Comp. war, St. Ibold nennt sich der Ort 3500 Schritt von Metz wo die 6. & 7. Cop. auf Feldwache war, heute wurden wir um 3 Uhr commandirt das Gepäck aufzuhängen eine Angst überfiehl mich die nicht zutreffend um 4 Uhr konnten doch wieder abhängen, die Nacht schliefen in der Scheue um 2 Uhr

Den 2. Sept.

wurden aufgeweckt um auf Vorposten zu ziehen der Nähe war jetzt von Metz 2000 Schritt paßirte aber nichts weiter um 3 Uhr morgens.

d. 3 Sept.

wurden abgelöst und zogen in Pouilly ein den Tag war ruhe Schlaf auf Hof

Den 4. Sept.

10 Uhr Apell den Nachmittag mußten Schanzarbeiten machen, auf den hof geschlafen.

Den 5. Sept.

Um 12 Uhr zogen wir das Schutzenzeug auf feldwache vor Pouilly, wieder sollte Allarmirt 4 Uhr werden blieb aber dabei, die Nacht verblieben alles ruhig ich ging Patrolie.

d. 6. Sept. 70.

blieben wieder auf derselben Wache Nachmittags 7 Uhr heftiges Gewitter mit starken Regen u. Wind war volkommen durchnäßt, um 10 Uhr hörte der Regen auf unser Lager war fast weggetrieben.

Den 7. Sept. 70.

Um 8 Uhr morgens es fliegen Granaten über unsern Kopf fast hunder[t] Schritt hinter uns schlagen Sie ein. 9 Uhr das Schießen hat aufgehört, wir sind noch auf Wache. 12 Uhr wir sind abgelöst und wieder auf einen Hof in Poully eingerückt heut Nachmittag war alles ruhig.

d. 8. Sept.

heute morgen alles ruhig, heftiger Regen der Regen dauerte bis Abend.

d. 9. Sept. 70.

Die Nacht weniger Regen, heut Morgen Regen u. Wind, es ist kaum noch erträglich

Gott gebe Frieden, denn man verzweifelt bald noch am Leben und wenn der liebe Wilhelm nicht wäre das der mich mit seinen lieben Briefen stärkte, ich glaube ich legte bald Hand an mich selbst, der Dreck ist im Bivouak u. Umgegend kaum zu gründen.

½ 6 Uhr es wird aufgebrochen u. abmarschiert wohin unbekannt uns ahnte nichts gutes, die Reserve Patronen müssen in Brodbeutel gesteckt werden, wir stehen auf ein feld, bis an beide Ohren im Lehm

7 Uhr Abds. aus 460 schw. Kanonen blitzt Feuer auf Metz zu, Gott beschütze die Unglücklichen.

8 Uhr, das Geschützes Donner hat auf gehört, was ist das? wir sind wieder marschirt und sind in unser altes Biv[ouak]. Der Regen dauert fort.

Den 10. Sept.

Die Nacht hatt es wenig geregnet doch heute morgen beginnt es auf neue, Politisch nicht.

Heute bis Mittag ferner Kanonendonner, wie müssen 11 Uhr abmarschiren. Wir sind angekommen in ein von andern Truppentheil früher bewohntes Bivouk in Pouilly statt früher im Dreck sind wir jetzt in Lehm gerathen die Witterung ist heller u. freundlich geworden Kartoffel mußten fast ½ Stunde von hier holen

d. 11. Sept. 70

heiterer Himmel frischer Sonnenschein (Sonntag) wir marschirten um 10 Uhr zum Gottesdienst schon lang sehnte ich mich danach. Es war ein breites Stoppelfeld 10 Minuten von unsern Bivouak es war ein Tisch mit einen rothen Tuch überdeckt, welches den Altar vorstellte Musick rechts vom Altar die Sonne blickte herrlich vom Himmel.

Der Gottesdienst begann zunächst mit Gesang, worin gesagt wird, das unser Leben nur ein Pillgern sei, nach dem dort obigen [K?]

Unser Epistel war aus dem 1 Buch Moses Cap. 28, 20-22 wo auch ein wanderer p.p….

Denn der Traum mit der Leiter beglückte diesen schönen Eindruck den mir diese gemacht vergesse ich niemals.

Heute Empfingen wir verschiedene schöne Liebesgaben zum ersten mal für 16 Mann 3 Flaschen Rum 1 Fls Wein etwas Taback und ein kl. Stck. Spreck.

Den 12. Sept. 70

heute morgen 7 Uhr rückte wieder in Pouilly ein um in Cantonamons [Cantonnement] [Gu?] zu kommen, oben im Haus auf harten Fußboden und der Tornister als Kopfkissen ohne etwas Schrot, wahrlich ein hartes Locager, Almächtiger führe mich bald zu den Lieben in Hudemühlen u. Bierde zurück.

d. 13. Sept. 70.

Die Nacht verlief ruhig obgleich wieder in Schußlinien von Metz, schlecht geschlafen 3 Züge haben nun Zivilisten geholt heute morgen kaufte ½ Brod, für 17 ½ Pf.

Jetzt fehlte es am Geld heute Nacht war doch auf den Boden worauf wir schliefen, das mann im waren Sinne des Worts sagen könnte das wir ein aufeinander lagen.

d. 14. Sept.

Heute morgen 2 Uhr maschirten auf Vorposten kam bis 8 Uhr erst auf posten, wir waren den Franzosen so nahe das sie auf unser Vorposten schießen Verluste haben nicht gehabt auch sind wir nicht allarmirt aber unser lieber Vater im Himmel schickte uns nach unser Meinung schlechtes Wetter Regen u. Wind um 8 Uhr musten Laden und auf einen ander Platz rüken, ohngefähr 30 Schritt weiter, es war Hohlweg, auf den rechten Ufer war Buschwerk in die Erde gesteckt das Bischen stroh worauf wir liegen sollten war weggetrieben, ich wollte nicht im Wasserliegen, ich legte meinen Tornister in den Morast und setzte mich auf denselben, mit den Rüken an einen Baumstam saß fast bis gegen 1 Uhr, da nahm doch der Frost überhand denn ich hatte auch nasse Füße bekommen, ich konnte kaum meine Füße wieder warm laufen um 3 Uhr wurden abgelöst rückten, indas schon früher gewesene und von den franzosen vor einigen Tagen gräulich beschossene Gehöfte St. Ibold. Hier lag noch eine nicht crepirte Granate.

d. 15. Sept

wir legten uns nach Ankunft in St. Ibold in die Scheune, worin Stroh war, wie wohl u. herlich schlief ich da, heute passirte nichts.

d. 16.

Morgens 3 Uhr rückte aus nach Pouilly und halten die Fahne marschirten als dann nach Marly, so eben waren hier Kochen das Fleisch ha[l]b mürbe die Kartoffel ¾ gar und da wurde Allarmiert alles wurde umgestoßen.

d. 17.

Marly alles ruhig, in des Schußlinien, heut Nachm. 4 Uhr mußten mit 3 Mann als Fourir nach Flaeriy [Fleury].

d. 18. Sept.

Masch. nach Flory [Fleury] gehts  nach Verny die ganze Companie in ein Haus wir blieben daselbst bis zum 24. Sept. etwas besonderes ist in der Zeit nicht vorgefallen nur das wir am 22 u. 23. Sept. Allarmirt wurden als dann maschirten aus u. kamen nach ca. 4 stunden wieder heim. Wenn jetzt wieder Allarmirt wird so denkt sich kein Mensch etwas dabei, sondern man meint es sei einmal so da niemals was paßiert.

Den 24. Sept.

Angekommen in Floiry [Fleury] heute Ruhe es thut uns ziemlich noth, da wir in Verny stram mit Gepäck exerzieren mußten und dann noch allarmirt es ist zum verzweifeln aber die lieben Briefe von Hudemühlen erquik. mich und erfreuen mein müdes Herz. Herr erhalte mich den treuen Wilhelm

ich komme auf Wache das fehlt noch um verrückt zu werden.

d. 25. Sept.

Gestern hatte einen thüchtigen Brand heute etwas Jammer hat leider Geld gekostet jetzt will ich aber spaaren. Ich bin nun Wache es ist Kirche auf freien Felde. Ade lieber Wilhelm ich will noch für dich u. mich beten. Die Kirche ist zu Ende dank dem Allerhöchsten ich bin gestärkt es wurde gepredigt über [?] v. 15 Sontg. nach Trinitatis u. Gesang gesungen Sollt ich meinen Gott nicht singen. Tiefer Eindruck jetzt will ich lieber Wilhelm ein par Worte schreiben.

d. 26. Sept. 70.

Heute nichts besonders. Exerzirt.

d. 27. Sept.

Heute morgen wurde wie gewöhnlich Exerzirt jedoch hörten wir um halb 9 Uhr heftige Kannonade. 9 Uhr wurden allarmirt, die Kanonade wurde heftiger, wir maschirten bis vor Pouilly, die Granaten schlagen rund um uns ein jedoch ohne uns zu schaden ein vor uns liegendes Höfte wurde in Brand geschoßen, um 2 Uhr rückten ohne geschoßen zu haben in Floiry [Fleury] wieder ein.

28. Sept.

Exerzirt, sonst alles ruhig.

d. 29. Sept.

Guten Morgen du lieber Wilhelm u. Schwester, liebe Eltern u. Brüder, die Sonne scheint herlich, und der Tag fängt an gut zu werden, mein Koch College, Chaliot weckte mich mit Gratulation, auch hatte er schon Caffe gekocht, nachher überraschten mich die Gratulationen der Unteroffiziere so wie mehrere der Cammeraden. Mittag halb 1 Uhr, ich habe eine prachtvolle Suppe gekocht und setzten uns zu Tisch, das heist lagen auf der Erde. Gesegnete Mahlzeit. Ihr werdet gewiß auch so eben gespeist haben, das wird Euch nicht besser geschmeckt haben wie mir, der Wein fehlte nicht und doch fehlte etwas.

Halb 4 Uhr die Franzosen schießen wieder mit Granaten, 10 Minuten wieder, so eben kommt der Befehl das wir alle im Quartiren bleiben hollten 1 Botteile 5.7.8. Cammeraden Alle u. wir blieben zurück, heute Abend kochten wir feine Chocolade in Milch.

d. 30. Septemb.

2 Uhr rückten auf Vorposten aber verdammte Nase, ich mit Chaliot erhielten Wachposten heute Morgen lebhaftes feuer unsere Vorposten das feuern geht den ganzen Tag unterbrochen fort. 8 Uhr Abends, so eben kommen wohlbehalten aus den verdammten Vorposten Gefecht eine Comp. der Franz. hatte sich hervor gewagt wir waren nur mir 1 ½ Zügen wir schwärmten an der Waldlinie aus und feuerten lebhaftig, unserer Deckung war brilant, unser Verlust soll sich nur auf 1 Todten 2 verwundete belaufen. Die Franzosen zogen sich mit mehreren Verlust zurück.

d. 1. October 70.

Die Nacht verlief für uns ruhig es wurde allenthalben um uns geschoßen ich kam jedoch nicht der Lage meine Patronen anzubringen jedoch die 4 Comp. sandte 1 Patrollie v. 20 Mann in das Dorf Peltre die dasselbe um 12 Uhr vollends in Brand steckten es lag grade vor uns ein herlich u. schön leuchtendes Feuer, heute morgen 8 Uhr der Brand dauerte fort, daß Schießen ist fast eingestellt nur noch einzelne Schüße das Wetter jetzt gut schöner Sonnenschein, heute Nacht war es recht kalt, auch habe ich so lange wir jetzt auf Feldwache nicht warmes auch nichts naßes geholt, da Wasser nicht zu finden ist, Gottlob endlich ist Wasser endtdeckt, aber da diese Feldwache so gefährlich sogar im Bereiche des Gewehrfeuers liegt soll für je 18 Mann aus 1 Kochgeschirr voll gekocht werden, gesegnete Mahlzeit es ist wie ein Tropfen auf einen heißen Stein, jedoch ein wahrer Göttertrank. Lieber Wilhelm, du hörst nicht das Knallen der Gewehre war inzwischen wieder begonnen, daß Schießen dauert fort um 8 Uhr wir sind abgerückt nach einem etwa 5 stündg. Marsch gelangten an ein Bivouak, es hieß bei den Gewehren Schlafen, Hungrig u. Durstig und eine Kälte nicht auszusprechen. Gott sei mir gnädig.

d. 2 Octob.

Morgens 10 ½ Uhr soeben angekommen in der Dorf Arslaqanexy [Ars-Laquenexy] wir hatten wieder seit 3 Uhr maschirt müde u. todthungrig angekommen, Abends 9 Uhr heute überraschten mich Briefe u. Packet von Hudemühlen, Hamburg, Hannover

d. 3. Octob.

Heute maschirte ich als Fourier nach Canency [Coincy?] das Wetter ist seitlangen sehr schön Abends, heute verlief alles ruhig.

d. 4. Octb.

Die Nacht verlief ruhig. Wetter wie immer schön, Abends 8 Uhr heute hörten mehrere Granatschüße sonst noch alles ruhig..

d. 5 Octb.

Die Nacht ruhig, mein Befinden, wovon noch nichts bemerk[t] war seit einigen schlecht u. ich habe jetzt die allgemeine Soldatenkrankheit Diare [Diarrhoe]. Mittags 12 Uhr wir ziehen auf Dorfwache, ich bekomme den Posten als Patrollie.

d. 6. Oct.

Befinden schlecht, Wetter schön, auch Patrollie nichts besd. zugestoßen um 12 Uhr wurden abgelöst.

d. 7. Octobre

Befinden noch schlecht. Morgens 3 Uhr wir maschieren wieder auf Feldwache, dieser Tag sollte aber ein Andenken für mein ganzes Leben bilden. Ein Andenken wofür ich dem Allmächtigen mein ganzes Leben dankbar sein muß.

Challiot ich u. 2 Mann wurden den morgen gegen halb 4 also sofort nach Ankunft in einen Schützengraben fast 250-300 Schritt vor der Vorpostenkette postirt, es war zwischen uns u. Ketten freies Terrein, 500 Schritt vor uns Feindliche Feldwache, halb 7 Uhr bestiegen dieselben Bäume und daß Schießen began auf uns, rechts u. links an meiner Mütze streiften die Kugeln, ich vermag es nicht so schwarz zu schreiben wir es war, das ich ohne Schaden davon gekommen kann ich und den guten Gott danken zu dem wir herzlich beteten, meine theuer Geliebten in der lieben Heimat ich hatte Abschied von Euch genommen u. dich geliebter Wilhelm befahl ich dem Schutze Gottes

Gottlob ich bin gesund geblieben um 7 Uhr Abends wurden abgelöst, nachdem das Feuern c. 2 Stunden aufgehört, in dieser Zeit habe nichts gegessen noch getrunken, weder Stuhlgang gethan mein Zustand war fast aufs äußerste gekom. 2 Patrollien muste noch wachen als dann brach ich zusammen. Um 4 Uhr wurden abgelöst, ich schlenderte der Comp. nach.

d. 8. Oct.

Wetter schlecht, Regen

Angekommen im Schloß Auybingy [Aubigny] wo in eine Scheune quartierten fiel ich wieder um u. schlief einen erquikenden Schlaf, doch war ich herzlich krank der Tag verging ruhig.

d. 9. Octb.

Regen. Herzlich krank sonst alles ruhig.

d. 10. Octb.

Regenwetter. Befinden etwas besser gehen als Fourier nach Mont [Haut Montoy?] am selben Tage wurde als Schreiber, keine Feldwache.

d. 11. Octb.

Befinden etwas besser, Wetter Regen. Alles ruhig.

12. Octb.

Befinden ziemlich gut. Das Wetter Regen.

Den morgen rückten aus wieder rechts von Coincy also dann wurde, wie ich hörte, in das französische Lager welches vor der Schanze aufgeschlagen mit Kanonen beschoßen jedoch glaube, das nichts getroffen ist, wir waren als [?]deckung der Kanonen, wie selbige aufgehört mit schießen rückten wir wieder in unser Quartir.

d. 13. Octb.

Befinden ziehmlich Wetter Regenerig sonst ruhig.

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d. 14. Octb.

Befinden ziehmlich. Wetter Regenich, sonst ruhig

———————–

d. 15. Octb.

Befinden besser. Wetter regnich, sonst ruhig

———————–

d. 16. Oct.

Dasselbe

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18. 17. Octb.

Dasselbe

19. Octb.

Dasselbe

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20. Octb.

Befinden gut also wieder hergestellt. Wir gingen als Fourier nach Ars-Laquenexy, um 2 Uhr follgte die Comp. Den Tag alles ruhig, Wetter regnich.

d. 21.

Wetter Renerich. Heute machte eine böse Erfahrung denn in der Comp. war die Krätze ausgebrochen, sofort war ärztliche revizion und wirklich waren einige der artige Kranken dabei, ich dahin gegen sitze voll Läuse, meine Unterjacke voll, Hemd habe ich weggeschmissen, und neue gekauft.

22.

Wetter ziehmlich. Gewehrfeuer hört man fast immer hin, Nachmittag 2 Uhr wurden allarmirt maschirten zum Allarmplatz, 3 Uhr waren wieder ein gerückt, das Feuer hat aufgehört, die Langsamgänger schienen sich aus dem Staube gemacht zu haben.

d. 23.

Wetter Regnich. Heute morgen hatte 6 Uhr quatirten in den Baracken, Strohgeld, die immer nicht ganz frei von Läuse sind und Wind u. Regen durchsaust, das Stroh, welches als Unterlage dienen sollte war der reine Mist, ich muste jedoch Schreiben und bekam ein anderes Quartir.

d. 24. Oct.

Regnich u. Wind, noch dasselbe man hört einige Kanonenschüße sonst alles ruhig.

d. 26. Octb.

Heute Morgen 3 Uhr daß Wetter ziehmlich trocken, wir maschirten auf Vorposten auch ich muste wieder mit, ich kam, wie das mal vorher auf einen detarchirten Unteroffzposten beim Sergeanten Rettig, den Morgen macht 2. Patrollien ohne das etwas vorkam, der Tag verlief ruhig bis Nachmittag sich wieder einige Kanonenschüße hören ließen auch verirten sich 2 Gewehrkugel nach unsern Stand. Abends 6 ½ Uhr sollt reconnoncirt werden was sich vom Feinde in Grigy befand, jedoch kann unsere Patrollie nichts erfahren da dieselbe vorher auf stärkeren Wiederstand stieß. Unser stand war rechts von La grang [La Grange au Bois] wo am 14. Aug. das Gefecht gewesen, ohne irgend Schutz in tiefsten Dreck standen wir da mit Gepäck, den Mittag aßen wir Erbsenwurst und Abends Caffee, den wir in einen großen Grapen kochten, wovon 43 Mann genießen mußten.

d. 26. Octbr.

Morgen 4 Uhr. Das Wetter wir[d] trüber, schon fängt es an etwas zu regnen wir werden abgelößt kommen aber wieder in Baracken, aber richtige Schweinestalle, man muß an den Boden hier Denken und man kann sich eine kleinen Begriff machen wie schmutzig man war, jedoch wir freuten uns etwas Ruhen zu können denn es regnete fortwährend, so waren wir alle bis zum umfallen müde, eben war das Gepäck abgeschmißen so hieß es wieder umhängen und Schützengraben besetzen, da ein Ausfall vermuthet wurde um 2 Uhr Mittags bezogen wir wieder unsere Ställe ohne das was vorgefallen war.

d. 27.

Regen. Endlich sind wir wieder unter heilem Dach und auf trockener Erde in Ars Laquenexy, man spricht fast von einer Übergabe v. Metz.

Den 28. Octb.

Wetter trocken. Die Übergabe von Metz wurde bekannt und bewieß sich auch als wahr, denn schon wurden anordnungen dazu getroffen, aber diese Freude auf den Gesichtern ist groß, nun war sollte sich nicht freuen, das Gott endlich unser Bitten erhört hatt, jedoch man muß sich nicht zu früh freuen, denn es heißt in denn Befehl das morgen die Gefechtsstellung eingenommen werden solle.

d. 29. Octb.

Wetter Regnich. Gefechtsstellung wurde um 11 Uhr eingenommen, um 12 Uhr trafen Gefangene, der ganze Weg von Ars Laquenexy bis Metz war von unsere Leute besetzt. Und an uns vorbei maschirten die Gefangenen in allerlei uniformen der Zug dauerte bis 5 Uhr.

d. 30.

Wetter Regen. Ebenfals Gefangenentransp. Wir blieben indes in unsre Wohnung.

d. 31.

Regen. 30000 Gefangene kamen wieder an und sollten Bivoak wo die andern gewesen, in den furchtb. Dreck, ja es ist bedauernswerth wenn man es sich ansieht wie die armen Leute leiden das wandern der [Bevölkerung?] raus u. nach Metz ist großartig.

d. 1. Novb.

Regen. Die Comp. ist auf Wache b. den Gefangenen, ich im Quartir, ich war heute hin zum Lager. Diesen Anblick will ich vergessen und nicht notieren.

Derselbe Anblick wird erhalten sich bis zum 5. Novemb. wo wir den Ort Laquenenxy verließen.

d. 5. November

Sonnaben[d] Wetter klar. Mittags 3 Uhr ankunft in Montoi [Montoy], dieses Dorf liegt ziehmlich nah an einer feindlichen Schanze jedoch etwas in ein Thal recht romantisch nur sieht man das auch hier die Granaten gewütet haben.

d. 6. Novemb.

Sonntag Frost. Halb 12 Uhr abmarsch über Puche nach Collingny [Colligny] 2 Uhr Aklunft daselbst, auch ein recht freundlicher Ort, 3 Häuser waren fast nieder gebrannt.

d. 7. November

Montag, Frost, ziehmlich stark, man spricht von einer 25 tägigen Waffenruhe, jedoch Niete.

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8. November

Ebenfals Frost. Nichts neues.

9. November

Abmarsch von Callingny [Calligny] über St. Barbe, Vigy [Sanry-lès-Vigy], Antillye [Antilly] nach Ay, um halb 7 Uhr früh maschirten ab und um 2 Uhr waren da, müde und abgespannt, dann noch mit den Gedanken u. leider weiß ich es zu gut, das unser Weg von einer Belagerung zur andern führt, nämlich nach Thyonville [Thionville].

Gott steh mir bei, du mein geliebter und theuerster Wilhelm! leb wohl ich empfehle Euch alle Ihr Theuersten Eltern Brüder und liebe Freundin C.N. in den Schutz des lieben Gottes, obgleich mir manchmal der Tod bitter schon angeschaut, dennoch mit Gottes Hülfe gut davon gekommen, so danke und hoffe ich wird derselbe Gott der mich bis hieher gelotst hat auch ferner führen.

Sollte indes mir ein tödliche Stück aus dieser Welt forthohlen und dieses Buch in Eure Hände kommen so bewarht es als das letzte Andenken von mir. Ich habe mein neben Mann die Adrß. gegeben, und er mir die seinige, die hinten in der Lasche steckt, Challiol ist sein Name, der wird wenn irgend möglich Sorge tragen.

10. Novemb.

Ay ein sehr gutes Quartir, hier sah ich den ersten Ofen, einen Kanonenofen, denn bis hieher hatten die Leute nur Camine vom Gutsbesitzer bis zum Bettler, die Leute sehr zuvorkommend.

11. Novemb.

Um 12 Uhr geht es weiter und zwar nur 1 ¼ Stunde weit nach Bletange [Blettange]. Das Quatir war nicht so sehr einladend, jedoch die Frau (La Fam) spricht deutsch, das man sich der doch kund geben kann. Ich muß aber fast ¼ Stunde weit gehen ganz allein, um Befehle zu empfangen jedoch das schadet ebenso viel nicht wenn die Befehle nur immer zur rechten Zeit dawären, indes man muß manchmal Stundenlang warten.

Den 12. Novb. 1870.

Noch in Bletange [Blettange]. Das Wetter hatt sich statt Frost wieder in Wind u. Regen verwandelt. Der Tag ist ohne das auch nur das Geringste vorgefallen vergangen, heute Abend jedoch mußte ich zum Befehlempfang um 8 Uhr in Bousse sein, und kehrte erst um halb 3 Uhr heim, da der Befehl so spät kam.

Den 13. Novb.

Abmarsch von Bletange [Blettange] 8 ½ Uhr nach Illange. Ankunft daselbst 11 Uhr.

Wetter gelinder Frost. Die Compagnie kam auf Vorposten, der Feldwebel ich pp. blieben daselbst in Quartir, nach Immeldange mußte täglich 3 Mal zum Büreaux jedoch mit den Schreiber der 7. Comp. Der Ort war fast ¾ Std. rückwärts. Merklich ist es das bei Metz alle Orte ly endeten, hier vor Thionville alle auf ange.

Den 14. Novb.

In Illange. Wetter gelinder Frost. Heute hörte den 1. Kanonenschuß v. Thionville sonst nichts neues.

Den 15. Novemb.

Wetter ruhig und gut. Wir marschir. nach Imeldange.

16. Novemb.

Wetter ruhig und gut noch in Imeldange. Das Quatir sehr gut, schlafen auf Strohsack.

17. Novb.

Wetter ziehmlich gut, noch in Imeldange. Kanonendonner hört man z.Z. Rollen.

18. Novb.

Wetter ziehmlich gut noch in Imeldange wie oben.

19. Novb.

Wetter sehr gut noch in Imeldange, soeben kehrte ich von Illange zurück, woselbst ich Befehle empfangen habe, ich ging so ruhig meinen Weg und sah wie ein Stern nach dem andern sich entwickelte auch den großen Himmelswagen sah ich, der Gedanke an Dich mein Theurer Wilhelm in der ferne überraschte mich und dachte ich ob Dein treuen Augen auch wohl oft an den schönen Punkt hängten wie du mir gesagt, auf der Chausee nach Eikeloh [Eickeloh]. Herr Gottvater führe mich bald wieder hin nach der süßen Heimat darum bitte ich Dich, Amen.

d. 20. November

Imeldange. Warten bis 21. wo in des bis dahin nicht das geringste vorfiel.

Den 21. Novembre.

Heute nichts vorgefallen.

d. 22 Novbr.

Bombardement von Thyonville [Thioville], 96 Geschütze waren von uns aufgefahren und kehrten unaufhörlich in die Festung, ein sehr _________

d. 23 Novb.

Dasselbe dauert fort. Meine hie gehabten Erlebnisse halte ich am

d. 24. Novb.

Halb 10 Uhr steckte die Festen die Fahne aus um 2 Uhr Nachts wurde die Capitulation bekannt gemacht. Das 1te mal in ein Bett geschlafen.

d. 25.

Heute 12 Uhr musten die Franzosen vor uns die Waffen abgeben.

d. 26. N.

in Ilange.

Den 2. Decber 70.

[?] [?]. Marsch über Thyonville [Thioville] nach Elange

Den 5 Decbr.

Über Hayange nach St. Suplett [Saint-Supplet] von morgens 7 bis Abends 8 Uhr. Der marsch sehr anstrengend hinter der Bagage Schnee 4“ hoch.

Den 6 Decb.

nach Grd. Faily [Grand-Failly].

Den 7. December

nach Remoiville

Den 8. Decemb.

nach Quincy [Quincy-Landzécourt] Quartir bei Schulmeist. 2 wunderschöne Töchter.

Den 9. Dcber.

Die Compagnie zieht nach Viguet.

 

Andenken an Quincy [Quincy-Landzécourt]

Ernestine Busson

Iustine

Quincy [Quincy-Landzécourt]

D. Blanke.

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Den 12. Decb.

begann das [?]

Den 13. Decb.

Abmarsch von dem [?] Quince [Quincy-Landzécourt]  abend 10 ½ Uhr nach Luppé [Louppy-sur-Loison].

Luppy [Louppy-sur-Loison] d. 14. Decb.

Ankunft hieselbst Nachts 1 Uhr nachmittags 3 17“ Uhr Abmarsch nach Balan [Baâlon], Montmedy [Montmédy] hab auf heute [Capihatel?] ankunft hieselbst 8 Uhr

Balon [Baâlon] d. 15. Decbr.

Algemeiner Ruhe. Ablon den 16. Decb.

Marsch über Stenay, Martincourt nach Inor.

Inor d. 17. Decb.

Marsch von halb 7 Uhr bis 4 Uhr über Moulins, Mouzon, Douzy, Barzeilles [Bazeilles], letzteres ist die Stadt welche von den Bayern in Brand gesteckt ist, weil die Einwohner auf dieselben geschoßen haben und jetzt noch eine Ruine zunennen, auch sah man deutlich wie die Gewehrkugel an den Häusern geschlagen waren,, rechts u. lings von der Chausee, Gräber gefallener Helden. Dann trafen da[s] Städtchen Balan [Baâlon], wo auch noch Spuren des Gefechtes zu sehen. Danach kamen in das berühmte Sedan.

Sedan d. 18. Decb.

Marsch über Flieze [Flize] nach Boutancourt, hinter Sedan sah man mehrfach Gräber, auch kamen an dem Schloß Bellevue vorbei, wo Napol. den Degen abgegeben, sahn auf die Berge wo unsre Geschütz sind aufgepflanst [?].

Boutancourt d. 19. Decb.

Marsch über Flieser [Flize] morgens 3 ½ Uhr nach Les Ayvelles Ankunft 6 Uhr, mußten aber auf die Straße bis 9 Uhr stehen da die 19 ner die Quartiere noch nicht geräumt hatten. Quartir ziehmlich gut.

Les Ayvelles d. 20. Decb. 1870

heute maschirten über Franchwill [La Francheville], wo wir 2 ¼ Stunde auf die 5 & 8 Compagnie warteten, aber vergeblich, da dieselben waren schon fort, hinter der Bagage ein schnecken u. trauer Marsch ist es zu einen denn hinter Francheville [La Francheville] mußten einen Berg erklimmen der über 2 Stunden Zeitverlust ging, 8 Pferde vor 1 Wagen und doch konnten dieselben keinen der wagen das machte der Lehm der über 2 Fuß tief war, um 4 Uhr kamen in St. Marceu [Saint-Marceau] an, um 7 Uhr Abmarsch nach Clavy wo wir dann auch um 10 Uhr ein ganz anständiges Quartir bezogen.

Clavy, d. 21. Decembr.

Dieser Tag war ein Ruhetag und sieht auch nichts besonderes vor. Nur die Nachricht wurde uns theil das wir am morgen der Lage einen Streifzug gegen Franktireur machen sollten und wirklich es geschah darum schritt auch zum Bef.

Clavy den 22. Decb.

Um 1 Uhr Nachts wurde aufgebrochen, hinter Clavy wurde geladen und marschirten Bergauf Bergab durch Wald und herein nach Les Schatle [Le Châtelet-sur-Sormonne] wo nach 1 Stunde gesund und wurde daraus sagten das in Rimonge gestern noch 2 Wachen von Franktireur gewesen sind sofort in die Stadt [?] die 6. Comp. war als Bedeckung der Attl. die 5.7.8. waren die Schützenzüge so wie auch die der 6. Comp. waren ausgeschwärmt, und bekamen die [?] die rechts nach [?] und waren Feuer auch wurde 1 Mann schwer verwundet, unser Standpunkt war [?] auf einen Berg wo wir immer mitten in die Stadt sahen konnte unsere Attl. feuerte sofort in die Stadt genau sah man die Wirkung der Granaten, nach ungefähr 1 Stunde Gefecht wurde avansirt und in einen nu rückten wir und waren mitten in die Stadt 4 Häuser waren in Brand geschoßen 3 angezündet und ca. 500 Frankt. gefangen genommen. Ich habe 17 Schuß gethan nach dem die Stadt genommen wurde durch maschirt und [?] Requarirt [?] maschirte noch bis Tournes wo wir um 2 Uhr ankamen und ein ziehmlich gut Quatir erhielten.

Tournes d. 23.

Der Tag verlief ruhig. Befinden schlecht. Abends 7 Uhr Abmarsch um auf Replic zu ziehen, ich ging um 8 Uhr mit den Befehl nach. Jedoch campirten nicht unter freien Himmel sondern in einer Scheune, auf empfing einen Brief von heiß geliebten W. der mir manches über einen [?] schreiben [?] ich bin unschuldig.

Replic d. 24. Debc.

Ohne große [?] löste die 4. Comp. uns um 1 Uhr Mittags ab und traten um 2 Uhr in Houldezy [Houldizy] an, heute abend wird uns für morgen, also am 1. Weihnachtstag eine traurige Aufgabe gestellt, Gott sei mir so wie allen Gnädig. Welch ein Unterschied zwischen Weihnachten 69 und 70. Wie mögen die Gedanken sein in H. u. B. Allmächtiger lasse mich bald dahin.

d. 25. Decebr

also am 1. Weihnachtstag, heute Nacht habe ziehmlich gut geschlafen, aber es ist sehr kalt, und doch stehen wir zum Gefecht bereit, sollte heute meinem Leben ein Ende gemacht werden, in den Schutze des Almächtigen habe ich liebster Wilh. sowie Euch ihr lieben Eltern, Schwester u. Brüder empfohlen.

Nachdem das Tagewerk vollbracht ergreife ich dieses Buch um es wiederum mit einem Jammerbild zu versehen.

Heute morgen 6 Uhr standen zum Abmarsch in Houldezy [Houldizy], von da ging es über Doumouzy [Damouzy] links auf einer Höhe Etion [Étion]. Sogleich fuhr unsre Feldartillerie grade vor uns auf und feuerte in Bel-air, wir bekommen, d.h. Führbo. und 3. Comp. v. 2. Btl. denn das 1. Btl war in der seiten Richtung von Bel-Air abgerückt auch ca. 9 Ctr. Granaten doch ohne zu schaden. Danach maschirten zu nächst in aufgelöster Schützenlinie dem 1. Batl. nach, die Führbo. zogen nach rechts in der Richtung v. Wark [Warcq] wir bekamen auch bald in unsern rechten Flanken Feuer, eroberten das Schloß Bel-Air und behaupteten es auch blieben drinnen gleich als Replic der Feldwache, Feldwache selbst wurde im [?] Bel-Air gestellt, mehre Granatenschüße bekamen wir noch doch ohne zu schaden um 2 Uhr ging als Begleitung mit dem Herrn Mayor Bresler nach Etion [Étion] um auch zugleich auf Befehle mit zurück zubringen um 9 ½ Uhr kam in Bel-Air wieder an, wohlbehalten. Das war der erste Weihnachtstag.

Den 26. Decb.

Im Schloß Bel-air bis um hal[b] 4 Nachmittag blieb alles ruhig, dann weckten uns mehre Granatschüße die dicht neben uns einschlugen und das Gefecht nahm seinen Anfang aufs neue 2 mal wurde aus dem Dorfe geschlagen 2 mal war es genommen und um 7 Uhr hatten wir vollkommen unsre vorige Stellung wieder verhältnismäßig wenig Verlust.

Am ersten Tag war unsre Speise gefrorenes troken Brod, heute haben noch Kartoffelbrei von gefrorenen Kartoffel gehabt. Das war der 2. Weihnachtstag.

Den 27. Decb.

Bel-Air um 7 Uhr morgens wurde abgelöst und maschirten nach Tournes wo wir um 12 Uhr ankamen der Tag verlief ruhig.

Tournes 28. Decb.

Bei uns alles ruhig waren, jedoch hörte man mehre Schüße auch schrieb heute einen Brief an H.

Den 28. Decb. 1870.

Tournes. Heute morgen 3 ½ Uhr standen wieder zum Weitermarsch, d.h. um auf Vorposten zu ziehen u. zwar nach Belair um 7 Uhr hatten abgelöst und helle wurde es auch um sich unseren Standpunkt anzusehen aber welch Erstaunen 200 Schritt vor uns in gedeckter Stellung, das heißt in einem Hause, war der Feind und sandten uns recht anständig blaue Bohnen, dieselben schoßen bis Abend ohne jemand zu verwunden unsrer seits fielen 4 Schuß die Nacht ruhig.

Vorposten Bel-air

Den 29. Decb.

Bei Beginn des Tages beginnt auch das unkluge Schießen der Franzosen mit wenig Abbrechung dauert es fort, um 6 Uhr Abends, wir werden abgelöst, und maschiren wieder nach Tournes wo wir um 10 Uhr Abends ankamen.

Tournes de. 30. Decb.

Noch immer kalt, heute morgen noch etwas Schnee heute alles ruhig.

Tournes d. 31. Decb.

Heute morgen Frost um 7 ½ Uhr beginnt das Bombardement auf Mesieres [Mézières]. Um 6 Uhr  waren 2 Comp. nach Scharlovill [Charleville] vorgerückt und nach dem dieselben Feuer bekamen wurde auf Scharlovill [Charleville] bombardirt, auf unsre Seite waren und Feldartillerie aufgepflanzt, vis à vis, aber die Schweren mit den 3 Schuß sah man das Feuer in Mesiere [Mézières] aufsteigen, in der Nacht von 12 bis 1 Uhr, Übergang vom alten zum neuen Jahr, wurde Schnellfeuier gegeben, dieses war kein Schießen mehr sondern nur ein Gebrüll.

Ende 1870.

Tournes den 1. Jan. 1871

Prosit Neujahr, Ihr Geliebten alle in der Heimath, o lieber Wilhelm könnt ich bei dir sein.

Heute um 10 ¼ Uhr morgens hörte das Bombardement auf, man spricht von Unterhandlungen, um 11 ½ Uhr man sagt das Meszieres [Mézières] capitulirt hat. 3 ½ Nachmittags wir maschiren nach Bel-air um das Replic zu besetzen, die Capitulation muß doch gegründet sein denn die Artillerie will die Geschütze fort haben, 6 ½ Uhr Abends angekommen im Schloß Bel-air so recht sieht man von hier das Flammenmehr in Mezieres [Mézières] u. Scharlovill [Charleville].

Bel-air den 2. Jan. 1871.

Heute morgen 6 Uhr rückten 5.7.8. Compagnien nach Scharlovil [Charleville] ab, wir musten hier zur Deckung des Rückens bleiben, in dem wir eine andere Front annehmen, Franktours sollen nämlich in den Walde hinter uns sein. Morgens 8 Uhr Fähnrich Krause nahm 20 Mann woran auch ich mich Schloß um Franktours zu fangen auch nahmen wir 43 Mann gefangen ohne verluste unserseits, 3 Franktr. hatten wir angeschoßen und kamen um 4 Uhr Nachmittags wieder in Bel air an.

Bel air d. 3. Jan.

Wir rückten in Quartir. Der Tag verlief ruhig, es bestätigte sich das Mezieres [Mézières] capitulirt hat.

Bell air 4. Jan.

Um 12 ½ Uhr werden abgelöst und maschirten nach Charloville [Charleville], sonst alles ruhig.

Charloville [Charleville] d. 5. Jan.

Der heutige Tag war voller Mühe. Morgens 1 Uhr maschirten über __________ nach Gr. ____________ ½ Stunde von Roeray wo unser Zug auf Vorposten. Tag um 1 ½ Uhr begann das Bombardement mit Feldgeschützen, obgleich es neblich war, gelang es dannach der Artillerie die Festung auf mehren Stellen in Brand zu schießen, um 5 Uhr capitulirte die Festung wir zogen dannach erfreut zu Hause, 2 ½ Uhr schlug die Uhr von Charloville [Charleville] [als] wir wieder eintrafen also 26 ½ Stunden auf den Beinen todtmüde kamen wir in unser, in der Nacht verlassenen Gut an, noch hab ich vergessen zu bemerken, das wir von Dorfe ______________ zurück gerufen wurden nach _______________ da wir vollkommen mit Granaten überschattet wurden kein Wort konnte man verstehen denn es war ein fortwärendes Gefühl der Granaten über uns, so etwas habe [ich] noch nie erlebt, Gott bewahre mich hier das 2 mal.

Lieber Wilhelm konnte ich bei dir sein, wie ruhig vergeht der Tag Euch und wir sind als Vieh täglich dem Tode ausgesetzt, ereilte er mich doch bald.

Charlovill [Charleville] d. 6. Jan.

Müde, matt und kaputte Füße von gestern, schlecht geschlafen weil ich zu übermüdet war, heute alles ruhig.

Charloville [Charleville] d. 7. Jan.

Allem Anschein nach kommen wir nach Paris, doch nicht, wir müssen nach Chattilon sur Seine [Châtillon-sur-Seine], gegen Garibaldy, der Allmächtige Gott der mich bisher geleitet rufe ich an mich ferner zu behüten und mich bald wieder in den Armen meines Wilhelms zurückführen.

Den 8. Jan.

Charloville [Charleville], alles ruhig.

Den 9. Ja.

Charloville [Charleville] alles ruhig und eisig kalt.

Den 10. Januar

Charloville [Charleville] um 6 Uhr morgens rückten aus über Lafronschville [La Francheville] nach Boulcecourt [Boulzicourt] wo wir auf die Bahn kommen um ___ Uhr Abfahrt über Rethel durch einen ziehmlich langen Tunnel nach Reims wo es Boulan u. Fbf. gab. Um 3 fuhren von Reims über ____________ nach Chamont [Chaumont] wo wir um 7 Uhr Morgens ankamen hier gab es verbrannte Erbsen und ein kleines Stück Speck, glü[ck]licher Weise erwischte noch 1 Glaß Glühwein um 8 Uhr am 11. Januar fuhren weiter über __________ nach Veuxhaules [Veuxhaulles-sur-Aube] wo wir um 1 Uhr ankamen nach Boudreville Ankunft 2 ½ Uhr NMitt.

Boudreville d. 12. Jan.

Heute Nacht nur zeitlich geschlafen, weil zu kalt, und zu müde war, der Tag verlief ruhig. Abends 6 Uhr, soeben kömmt der Befehl, das wir wieder maschiren sollen, u.z. nach Dancevoire [Dancevoir], flöthe frei weg maschirten durch obigen Ort, und wiederum befinden uns in einer Mühle auf Vorposten, ich habe dann auch das Glück auf Posten zu stehen u.z. 4 lange Stunden hinter einander.

Vorposten d. 13. Jan.

Die Nacht verlief ruhig um 10 Uhr wurde in den vor uns liegenden Dorfe ________ 1 Kuh, Brodt u. Wein requirirt, dieses alles wurde sofort vertheilt und jeder trug sein Fleisch im Kochgeschirr fort, erwartete mit Sehnsucht die Ablösung, um sich dann eine Suppe zubereiten zu können.

Um 2 Uhr wurden abgelöst und maschirten weiter so das wir um 3 ¼ in unsern Orte Dancevoire [Dancevoir], um 4 Uhr bezogen dann endlich die Quartire. Sofort wurde die Suppe resp. Fleisch zum Braten aufs Feuer gebracht, jedoch essen sollten wir nichts, denn um 5 Uhr musten schon wieder fort und maschirten nach Aubepiere [Aubepierre-sur-Aube] wo wir um 6 ½ Uhr ankamen. Dank unsern dummen Fourirer, denn erst um 9 Uhr konnten erst Quartire beziehen um 12 Uhr nachts muste ich zum Batl. Büreau um Befehle zu empfangen jedoch der Befehl ließ lange auf sich warten. Dan 6 ½ Uhr morgens kam der Befehl.

Aubepiere [Aubepierre-sur-Aube] d. 14. Jan.

Was der Befehl in sich hat, wird nachstehend. lehren, denn um 10 ½ Uhr muste das Batl. (eigen[t]lich die Divs.) zum weitermarsch stehen. Der König habe im Befehl gesagt das unsere Aufgabe eine sehr schwere sei. Gott sei mit uns. Wir maschirten über Arc-en-bois [Arc-en-Barrois] durch Berg und Thäler bis wir links ein Dorf trafen dieses war aber mit ca. 50 Mann Mobil-Garde besetzt, welche sich sofort verzogen, wie sie uns erblickten mit noch einigen Unterbrechungen maschirten wir vorwärts bis gegen 7 Uhr Abends, unsre Compag. sollte im Dorfe Marac die Feldwache beziehen. Das Dörfchen sollte noch mit ca. 40 Mann besetzt sein. Ein dichter Nebel umschwebte uns und so marschirten ohne Ahnung von irgend etwas forwärts bis ca. 20 Schritt vor das Dorf, welches wir aber nicht bemerkt haben bis uns dann mehre Salben [Salven] entgegenflogen. Der Schrecken war kein kleiner. Mit Sturm wurde das Dorf gesäubert und 4 Gefang. und 1 Fahne wurde erobert jedoch wie wir nach Beendigung des Gefechts um 1 Uhr Nachts uns betrachteten, beklagten leider

1 Vicefeldwebel Ramler

1 Unteroffizier Rölle

1 Gemeiner

als Tode 4 Mann Verwundet, und hatte unsre Compag. gegen 1. Batail. Garde-Mobil gekämpft, wir zogen auf Replic, und verblieb alles die Nacht über ruhig.

Maro [Marac] den 15. Jan.

Um 7 Uhr maschirten weiter über mehre Dörfer nach Courcelles [Courcelles-en-Montagne] ohne auf den Feindt zu stoßen, jedoch das Quat. war sehr überfüllt, des nachts um 1 ½ Uhr kam leider erst vom Büreau, bekam also wieder wenig oder gar kein Schlaf.

Courcell [Courcelles-en-Montagne] d. 16. Jan.

Abmarsch um 7 Uhr maschirten direct auf eine vor Langres liegende Schanze zu bis in der Nähe von ca. 4000 Schritt davor so wurde halt gemacht, wir erschreken aufs heftigste, aber es schien als ob der Feindt keine Kanonen hat, denn nachdem wir fast ¾ Stunden wie auf einen Teller gestanden fiel endtlich 1 Schuß wir zogen uns zurük verschiedene Schüße sandten sie uns noch nach jedoch ohne zu schaden, nur das der Feindt unsre Bagage angriff und einige Mann verwundet wurden sonst gelangten ruhig um 3 Uhr Nachmittg. in Noidant-Chatonois [Noidant-Chatenoy] um 7 Uhr muste zum Befehlsempfang nach Cohan kehrte leider am andern morgen 7 Uhr nach Noidant-Chatonois [Noidant-Chatenoy] zurück, also wiederum nicht geschlafen.

Noidant-Chatonois [Noidant-Chatenoy] d. 17. Jan.

Um 10 Uhr ging es weiter nach Torsney [Torcenay], wo wir um 2 ½ Uhr eintrafen, woselbst 9 Gefangene, ohne Verluste, gemacht wurden. Heute Abend muste ein anderer für mich zum Befehlsempfang.

Torsnay [Torcenay], d. 18. Januar

Abmarsch von hier um 7 ½ Uhr, ohne Caffee ging es weiter ohne auf den Feind zu stoßen nach Genevrieres [Genevrières] wo wir um 2 Uhr ohne Schaden ankamen, durch die Orten wo wir kamen waren die Feinde erst vor einigen Stunden geflohen höchstwarscheinlich stoßen wir bald auf denselben. Gott sei uns gnädig. Generieres [Genevrières] d. 19. Jan. 1871.

Abmarsch von hier morgens 8 ½ Uhr nach St. Fauntayn. Ankunft daselbst Abends 9 ½ Uhr, hieselbst wurde Qtir in 2 ärmlichen Wohnungen genommen heute hatten nur noch wenig Brod gehabt doch das Elend sollte noch größer werden denn hier fanden nur 1 Brod vor, Caffe war auch alle geworden. Nur den hunger stillen endlich fand sich noch 1 Sack mit Mehl, sofort wurde Mehlbrei und Klöze zum Abend u. morgentisch gemacht. Volon 20 Sze.

St. Fauntain d. 20. Jan.

Hungrich und durstig ging es morgens um 9 ¼ Uhr weiter welch ein Leiden, Stiefel sind das Sohlen entzwei, die Füße sind dick u. angeschwollen, der Magen leer, Wann wird dieses jämmerliche Leben aufhören, Gott der Herr gebe doch bald den Frieden. Unter vielen Schmerzen gelangten endlich Abends in Chambonnnay [Champtonnay] um 7 Uhr an, endlich! endlich giebt es etwas für den hungrh. Magen. Aber die Füße. Auch hatten wir Gefechtsstellung eingenommen, und erwarteten den Angriff.

Chambonnay [Champtonnay] d. 22. Jan.

Heute hatten doch mal einen Ruhetag, doch muste ich obgleich ich so schlechte Füße hatte zum Battl.-Büreau um 1 Uhr Mittags kehrte um halb 9 Uhr Abends zurück.

Chambonnay [Champtonnay] d. 23. Jan.

Abmarsch 8 Uhr morgens ohne auf den Feind zu stoßen gelangten in Boismury [Boismurie] um 2 ½ Uhr nachmittags an, um 4 Uhr hörten aus nicht ganz weiter Endtfernung den Donner der Kanonen indes es blieb alles ruhig um 7 ½ Uhr verstärkt der Donner, wir sind indes nicht in Bouismury [Boismurie] sondern in Pouillyfrançais [Pouilley-Français]

Pouillyfrançais [Pouilley-Français] d. 24. Jan.

Abmarsch von hier um 6 Uhr morgens über St. Vit nach den Doubs, eine ½ Stunde hinter St. Vit wurden in eine Pionier-Fähre übergesetzt wir langten alle wohlbehalten auf den diesseitigen Ufer an und kamen um 1 Uhr in Salons [Salans] an.

Noch zu bemerken am 19.1. passirten 6 Schiffbrücke der Sannes.

Der Tag verlief ruhig auch schlief ich diese Nacht in ein Bett.

Salons [Salans] den 25. Jan.

Abmarsch von hier um 8 ½ Uhr über Fresans [Fraisans], wo wir mit Musik durchmaschirten dann wieder über eine Pontonbrücke über den Doubs nach Dampiere [Dampierre] wo wir 10 ½ Uhr morgens ankamen.

Dampiere [Dampierre] den 26. Jan.

Heute Ruhe. Des Nachts z. Befehlsempf.

Dampiere [Dampierre] d. 27. Jan.

Abmarsch von hier über den Doubs, (Schwebebrücke) nach Fresan [Fraisans] weiter über die ___________ nach Porry [Paroy] wo wir um 11 ½ Nachts ankamen muste ich daselbst bleiben um Befehle zu erwarten, die Comp. maschirte weiter nach Chay. um 6 ½ Morgens kam der Befehl um 7 ¼ Uhr kam ich in Chay an.

Chay den 28. Jan.

Abmarsch 8 Uhr morgens nach Pouitvillers wo Rondesvous war, wir sollten den Feindt aus 3 Dörfer vertreiben indes maschirten durch herliche Berge, Klippen und Ansichten waren herlich, leider wurden schließlich zu müde denn allenhalben lag hier noch Schnee wir machten schließlich noch ziehmlich Gefangen ohne einen Schuß abzuschießen, matt u. müde kamen wir um 6 Uhr Abds. in Desert-Villers [Déservillers] 29 Jan.

Abmarsch um 9 Uhr vor dem Dorfe sammelte sich die Division, um 12 Uhr maschirten von dort ab durch den Schnee, denn von Chay ab haben wir in den Bergen maschirt wo Schnee bis ½-¾ Fuß hoch lag. Ohne auf etwas Feindliches zu stoßen gelangten äußerst Matt und Müde bis ungefähr 4000 Schritt vor Chaffois an wo wir als denn wieder mit Feuer empfangen wurden nach einer 2 ½ – 3 Stündigen harten Treffen gelang es uns an das Dorf zu kommen. Mitten im Sturm hörten mit einen mal das Waffenstillstand sei, Gefangene wurden sofort endtlassen unserseits wurden 4 Geschütze ca. 1500 Mann gefangen genommen. Wir bezogen für die Comp. 3 Häuser. Diese Freude als der Wassernstillst. groß war läßt sich denken.

Chaffois d. 30. Jan. 1871.

Heute soll eine Ortsveränderung stattfinden jedoch eben unterwegs so kam denn das Paris capitulirt indes für die Süd-Armee noch nichts beschlossen sei, wir kehrten in den alten Quatiren zurück unser Vorposten können den Feindlichen mit Steinen schmeißen keiner weiß daraus klug zu werden.

Chaffois den 31. Januar

Es geht wieder weiter um 12 Uhr wird abmasch. Schnee vielen Stellen 2 Fuß hoch. Heute wurden uns vom Feinde 3 Dörfer willig geräumt und gelangten wohlbehalten um 3 Uhr in Vuillecin an.

Vuillecin d. 1. Febr.

Heute ordnen sich alle 3 Corps zum Angriff. Heute wird die Endtscheidg. sein um 9 Uhr Morgens nahmen Aufstellung angesichts des Feindes gegen Pontalvil [Pontarlier]. Unsre Divs. hatte die Reserve wir standen bis Abends 6 Uhr hörte indes den ganzen Tag heftige Kanonendonner und Gewehrfeuer. Der Erfolg blieb uns unbekannt, wir maschirt. nach Bannas [Bannans] wo wir um 7 ½ Uhr ankamen.

Bannas [Bannans], den 2. Febr.

Abmarsch von hier um 9 Uhr über Arbois. Dieses Städtchen liegt unmittelbar am Fuße eines hohen Berges und war es wirklich Prachtvoll wie wir fast rund um rum maschirten und dieses Städtchen zu unsern Füßen. Um 12 ½ Uhr kamen wir in Viellette [Villette-lès-Arbois] an, ½ Stunde von Arbois.

Villette den 5. Febr.

Heute Ruhetag. Nachmittags war ich nach Arbois.

Viellette d. 6 Febr.

Abmarsch von hier nach Ounans des 7. Febr.

Marsch nach Dole. Dieser Marsch war äußerst anstrengend, die Füße sind endzwei, o welch ein Leiden, kömmt dennoch nicht bald der erwünschte Frieden. Trotzt meiner großen Müdigkeit muß heute Nacht noch zum Befehlsempfang.

Dole den 8. Febr.

Abmarsch um 8 ½ Uhr. Ankunft in Esbarres. 4 Uhr.

Esbarres d. 9. Febr.

Abmarsch 9 Uhr. Ankunft 3 ½ in Ovillars [Auvillars-sur-Saône]

Ovillars [Auvillars-sur-Saône] 10. Febr.

Abmarsch um 9 Uhr. Ankunft in Comblanchien um 3 ½ Uhr.

Dieses ist so recht das Land des Weins rechts umlieg. Weinberge, hier ist der Wein vorzüglich gut.

Comblancien [Comblanchien] 11. Febr.

Ruhe für die Mannschaften. Doch ich mußte den ganzen Tag schreiben.

Comblancien [Comblanchien] d. 12. Febr.

Ruhe doch nicht für mich. Ich mußte nach Nuits [Nuits-Saint-Georges] um einzukaufen.

Comblanchien den 13. Febr.

Unsre Ruhe ist wider alle wir maschiren weiter. Abmarsch um 9 Uhr. Ankunft 5 ½ Uhr in Blingny [Bligny-sur-Ouche]. Wir wohnen beim Kaufmann.

Blingny [Bligny-sur-Ouche] den 14. Febr.

Abmarsch um 8 Uhr. Ankunft um 1 ½ Uhr in Maconge Heute Abend 8 ¼ Uhr wurde uns der Befehl das der Waffenstillstand auch für uns sei [gegeben].

Maconge

Alhier verlebten die Zeit des Waffenstillstandes auch war uns das Wetter recht günstig, denn es war wie im Frühling, je nahe der 19. Febr. heranrückte als Endtziel der Ruhe je gespannter war der Aufenth. Endtlich am 18.ten Abends kam der Befehl das derselbe bis zum 24. Mittags verlängert sei, auch der 24. kam und wieder Verlängerung bis 26. Mitternacht, um auf alle Fälle vorbereitet zu sein wurde unser seits am 26. die neue Vorpostenstellung eingenommen. Wir maschirten um 11 ½ Uhr vor Maconge ab und trafen um 3 ½ Uhr in Veilly an, wir nahmen Quatir beim Maire. Das Weib war ein richtiger Drache nichts hatte sie.

d. 27.

Ich schmeichelte ihr ein bischen ums Maul dafür bekam ich wie ich im Zimmer allein war 1 Glaß Wein, nun war sie aber verrathen, nachdem Fähnrich K. wieder gekommen erzälte ich den Vorfall, und sofort wurde nach gesucht, es fanden sich 9 ½ Brod 2 Fäßer Wein, Speck u. Schmalz. Der Abend brachte uns den Frieden. So wurde einer geblasen nachdem eine Fakelzug im Dorfe gemacht und den Compagnien Cheffs ein Ständchen gebracht. O Dank dem Herrn und seh ich Dich geliebten Wilhelm bald wieder.

d. 28. Febr.

Abmarsch nach Blingy [Bligny-sur-Ouche]

Oremaux

Nuits

Dijon

Selongcy

Epinal 19 März

Nancy d. 23. [?]

Abfahrt 6 ½ Uhr Morgens

Arrikurt 9 Uhr 10 Minuten

Saarburg 9 ¾ Uhr

Savern (Cabern) 10.20

Straßbourg 1 Uhr

Zug vergisst Münster, [Gallen?]

Kleve Bombardements

Abfahrt von hier 5.40.

Kehl Apenbeier [Appenweier] – N.

Rastadt

Carlsruhe 9 ½ Uhr Abds.

Abfahrt 12 Uhr 55 M.

Heidelberg

Darmstadt 5 U.

Frankfurt d. 7 Uhr

[Gott danken?]

Frankfurt Abfahrt 9 ½ U. M.

Veröffentlicht unter Deutsch-Französischer Krieg 1870/71 | Schreib einen Kommentar

Kriegstagebuch des Gefreiten Gustav Goebel beim Reserve Feldartillerie Regiment 22 (2. April 1915 – 6. August 1916)

Karl Gustav Goebel wurde am 19. März 1889 in Epterode Großalmerode und verstarb am 31. März 1963 in Witzenhausen. Sein Vater, der Fabrikarbeiter Andreas Goebel (*1846) verstarb bereite 1889 im Alter von 43 Jahren. Seine Mutter war Marie Goebel, geb. Horn (*1853-†1908) stammte, wie auch sein Vater, gebürtig aus Eptenrode. Gustav Goebel übte, wie in der Heiratsurkunde nachzulesen ist, den Beruf des Buchhalters aus. Am 11. Mai 1878 heiratete er Katharine Auguste, geb. Horn (*1889-†1981), die ebenfalls gebürtig aus Epterode Großalmerode. Ihre gemeinsame Tochter war Hilde (*12. April 1914-†5. März 2006), die Goebel liebevoll „Hildchen“ im Kriegstagebuch nennt.

Gustav Goebel rückte bereits am 2. August 1914 in den Krieg ein, wie er in seinem Kriegstagebuch schreibt. Das Kriegstagebuch beginnt mit der Eintragung:

An Stelle des am 25/7.15 auf dem Wege nach Chauny verlorenen Tagebuches[.]

Er hatte also sein Kriegstagebuch am 25. Juli 1915 auf dem Weg nach Chauny verloren und fing deshalb in einem anderen Heft von Neuem an. Die Einträge beginnen am 2. April 1915. Er hat also den Zeitraum von April bis Ende Juli 1915 nachgetragen. Er diente damals als Gefreiter in der 1. Batterie des Reserve Feldartillerie Regiments 22. Im April 1915 war sein Regiment südlich von Noyon eingesetzt. Am 12. Juni 1915 ist Goebel dann in seinem Heimatort Großalmerode eingetroffen. Er hatte Sonderurlaub bekommen, da seine Schwester schwer krank war. Sie verstarb am 14. Juni 1915 und wurde am 17. Juni 1915 zu Grabe getragen. Am 19. Juni reiste Gustav Goebel dann wieder an die Front. Im November 1915 wurde die Einheit dann aus der Front herausgelöst und in den Raum Amange verlegt. Am 11. Dezember wurden die Einheit an die Aisne nach Attigny verlegt. Ende Januar erfolgte dann die Verlegung aus der Champagne zunächst nach Baâlons. Ab dem 6. März 1916 nimmt die Einheit an der Schlacht von Verdun teil. Hierzu schreibt Goebel:

Am Morgen des 6.3.1916 sind wir von der Madaleinenferme abmarschiert über Brieulles, Vilosnos, Bahnhof Consevoye [Consenvoye] nach dem Walde bei Forges [Forges-sur-Meuse], wo unsere Batterie im Abteilungsverbande im schwersten feindlichen Feuer einfahren mußte. Schnee u. Regen wechselten ab, es herrschte furchtbare Kälte. Unsere Division griff an, erstürmte Regneville [Regnéville-sur-Meuse], Forges [Forges-sur-Meuse], den Chaurettes [Caurettes]- u. Rabenwald, Teile des Toten Mannes und zuletzt noch Cumieres [Cumières-le-Mort-Homme]. Was hier geleistet worden ist, kann nicht belohnt werden. 14 lange Wochen in dieser Hölle, jeder Tag neue Verluste, Wasser in den Unterständen bis zum Meter hoch, Schießen und Schanzen bei Tag u. Nacht, Protzen lagen 4 Wochen im Freien an dem Bahndamm bei Consenvoye, kamen dann ins Sägewerk bei Vilosnes.

Am 12. Juni 1915 wurde die Einheit dann abgelöst und kam dann zur Ruhe in die Nähe von La Capelle, nordöstlich von Hirson. Allerdings weilte Goebel vom 4. bis 17. Juni 1916 auf Urlaub in der Heimat.

Am 31. Juni 1916 wurde die Einheit alarmiert und kam in den Raum Péronne an die Front an der Somme verlegt. Am 23. Juli 1916 wurde die Einheit dann abgelöst und kam über St. Quentin nach La Fère. Am 6. August 1916 kam Goebel wieder an die Front. Der Kriegstagebuch endet mit hier.

Die weiteren Seiten blieben unbeschrieben. Auf einer leeren Seite wurde das Foto eines Soldaten eingeklebt, das leider nicht beschriftet ist. Es könnte sich bei dem Soldaten auf dem Foto um Gustav Goebel handeln.

Eingeklebtes Foto eines Soldaten, vermutlich Gustav Goebel
Erste Seite des Kriegstagebuches von Gustav Goebel
Auf der rechten Seite ist der Name Gustav Goebel zu lesen. Die Aufzeichnungen beginnen jedoch vom anderen Ende des Heftes.

Kriegstagebuch des Gefreiten Gustav Goebel beim Reserve Feldartillerie Regiment 22 (2. April 1915 – 6. August 1916)

An Stelle des am 25/7.15 auf dem Wege nach Chauny verlorenen Tagebuches

 

2.4.15 (Karfreitag)

Mit dem heutigen Tage beginnt mein weiteres Tagebuch. Ich danke meinem lieben Gott unterm Kreuze von Golgatha, daß ich auch diesen Tag noch erleben durfte. Möge uns Gott bald einen siegreichen Frieden bescheren damit wir wieder in unseren gemütlichen Heime bei unseren Lieben in Ruhe weiterleben können.

4.5.15

Gefr. Reh bis aus weiteres nach Deutschland kommandiert.

5.4.15

Gefrt. Engmann wegen Mittelohrentzündung ins Lazarett Coucy le-Chateau.

7.5.15

Heute Stellungswechsel vorgenommen und nach Selens zum Exerzieren gekommen.

27.4.15

Außer Exerzieren und einigen kleinen Veränderungen nichts Besonderes.

Wachtmeister Knoch wegen kranken Fuß ins Lazarett Trosly-Loire.

Gefrt. Engemann zurück.

30/4.15

In der Nacht zum 1/5. wieder in die alte Stellung bei Vassens eingerückt.

1.5.15

Kriegsfr. Rehberg, Cornelius, Schanze zu überz. Gefrt. Befördert.

2.5.15

V.W. Bernemann zu 6/28 versetzt.

5.5.

Seelig, Thielecke u. Lehmann zu überz. Untffz. befördert.

18.5. Wachtmeister Knoch aus dem Lazarett Trosly-Loire zurück.

20.5.15 V.W. Bartholomäus durch Schrapnellsteckschuß im Rücken verwundet. Mit dem Auto ins Lazarett Trosly-Loire. Untffz. Bleibler Eis. Krz. II. Kl.

1.6.15

Leutnant Rühl zum Regtsstab und Lt. Degenhardt vom Regtsstab zur Batterie versetzt.

6.6.15-8.6.15

Heftige Durchbruchsversuche beim 9ten Korps bei Moulin-sus-Touvent [Moulin-sous-Touvent]. Gelangten bis in unsere vordersten Gräben.

10.6.15

Gefrt. Rüppel ins Lazarett Trosly-Loire (leichte Verletzung an Augen, Händen u Gesicht). Blindgänger geöffnet.

12.6.15

Fahrer Schmidt aus dem Lazarett Barisis [Barisis-aux-Bois] zurück. War heute infolge eines Telegramms an das Bette meiner heftig erkrankten Schwester geeilt. Kam Sonnabend, den 12.6.15 Abds. ½ 6 Uhr in Cassel über Charleville, Metz, Frankfurt – Bebra an, habe meine Schwägerin aufgesucht und sind wir dann zusammen nach Großalmerode gefahren, wo wir Abends um ½ 10 Uhr eintrafen. Mein Bruder Carl war am Bahnhof und holte uns ab. Wir gingen gleich nach meiner kranken Schwester, wo ich meine liebe Auguste auch traf u. begrüßte. Außerdem waren mein Schwager Carl, oben Karoline, August, Dina und Jahnsen da. Meine Schwester lag totenbleich und furchtbar abgemagert auf dem Bette. Etwas konnte sie mich trotz ihrer Schwäche doch noch erkennen. Wer hätte sich ein solches Wiedersehen ausgedacht, als ich sie am 2/8.14 gesund und kräftig verließ, um in den Krieg zu ziehen.

Sind denn nach vorne gegangen und sind um 2 Uhr zur Ruhe gegangen. Mein kleines Mäuschen lag im Bett, war jedoch nicht wach zu kriegen.

Sonntag, 13.6.15

Nachdem der Tag graute, meldete sich auch mein kleines Hildchen und wollte zu ihrer Mutter, wo sie so schön sprechen konnte. Neben mich verstummte sie erst, gewöhnte sich aber schnell an mich und kletterte nach kurzer Bekanntschaft auf mir herum. Nachdem wir Kaffee getrunken hatten und uns angekleidet hatten besuchten wir den Gottesdienst. Nachdem habe ich noch verschiedene begrüßt und darnach wieder meine Schwester aufgesucht. Bei der war es noch so, wie am vorherigen Tage. Nachmittag hatten wir Besuch von Epterode.

Montag, 14.6.15

Heute auf dem Rathaus gewesen und mich angemeldet. Nachmittags gegen 2 Uhr ist meine Schwester sanft im Herrn entschlafen. Ich konnte ihr die Augen zudrücken. Sie hat einen guten Kampf gekämpft, darum möge ihr die Erde leicht sein. Der Arzt stellte Magen- und Leberkrebs fest. Die Augen meiner heißgeliebten Schwester sind nun auf immer gebrochen. Kein freundliches Lächeln empfängt einen beim Eintreten in den vertrauten Raum. Wer weiß, was sie für mich gewesen ist, kennt meinen großen Schmerz um sie, meine einzige liebe Schwester. Haben Nachmittag Beerdigung und Sarg bestellt.

Dienstag, 15.6.

Heute Direktor A. aufgesucht. Heute Abend in Epterode gewesen. Haben dann noch etwas Dünger nach der Schulwiese gefahren und Bohnenstangen gesteckt.

Mittwoch, 16.6.

Heute auch wieder auf der Schulwiese gearbeitet. Sonst zu Hause verlebt.

Donnerstag

Heute haben wir meine liebe gute Schwester unter zahlreicher Beteiligung zu Grabe getragen. Text: Ich werde über Dir im Dunkeln wohnen. Predigt hielt Herr Pfarrer Holzapfel. Auch er konnte bestätigen, daß sie in Gott heimgegangen sei. Es waren noch mit Carl Poßmann Landw. Inf. Regt. 83 und Wilh. Oetzel von Laudenbad. Abends sind Dina, August und meine Schwägerin wieder abgefahren.

Freitag, 18.6.15

Heute noch mal meinen Gef. besucht und Nachmittags mit meinen Lieben photographieren lassen.

Sonnabend, 19.6.15.

Heute war meine achttägiger Urlaub wieder abgelaufen und ich mußte leider wieder von meinen beiden Lieben scheiden. Was meine Auguste und meine Hildchen mich erfreut haben, läßt sich nicht in Worten ausdrücken. Sie waren rührend gut und nochmal gut. Heute um ½ 1 Uhr bin ich nach schwerem Abschied wieder losgefahren. Meine beiden Lieben brachten mich zur Bahn. Ich mußte mich anstrengen, um meine Trauer zurückzuhalten. Ach, wie ist es doch schwer, einen solchen schweren Schicksal entgegenzusehen und von den Liebsten Abschied zu nehmen. Auch das ist nun vorrüber und ich sitze nun mit Onkel Carl, der bis Epterode mitfährt und mit Obersteiger Kamm, der mich nach Cassel begleitet, im Zug und fuhr über Cassel – Frankfurt a.M. Metz Charoville [Charleville] Laon bis nach Chauny, wo ich Sonntags gegen ½ 12 Uhr Mittags eintreffe. Gefrt. Gerth holte mich da mit dem selben zweirädrigen Karren ab und wir fahren, von allen Kameraden aufs beste begrüßt in unsere Feuerstellung nach Vassens, wo sich inzwischen nichts wesentliches ereignet hat.

20.6.15

Oblt. Backwinkel auf 6 Wochen nach Deutschland beurlaubt. Hptm. Vorweck als Batl. Gruppenführer Führung der Batterie übernommen.

27.6.15

Oblt. Rehe von 5/22 Führung der Batterie übernommen.

28.6.15

Überz. Untffz. Zum Viezewachtmeister mit Gebührnisse befördert (Offz. Asp.).

4.7.15

Trgtr. Kaiser wegen Blutarmut und Nervenschwäche ins Lazarett Trosly-Loire.

5.7.15

Vizew. Bartolomäus aus dem Lazarett zurück. Am 1.7.15 zum Leutnant befördert.

7.7.15

Gefrt. Hilgenberg eis. Kreuz II. Kl. erhalten.

9.7.15

Gefrt. Rüppel aus dem Lazarett Clauny zurück.

15.7.15

Trgtr. Kaiser aus vom Lazarett Barisis zum Ersatz-Truppenteil 11 Cassel versetzt.

30.7.15

Kan. Stieglitz beim Abspringen vom Postwagen Bein versprungen und kompl. Unterschenkelbruch rechts erlitten.

31.7.15

Untffz. Bender Volland Podschuweit, Kan. Rode, Biermann, Rappe, Eubel, Ubermann, Spehan, Ritter, Schmidt, Recker, Schüler, Wille, Hoppe, Volkmann, Klem, Seidel, Burghardt, Rechberg, Schanze, Schön, Becker, Klapp, Möller, Lehrmann, Heulbrink, Derse, Brael, Weinzierl zur 4. Batt. Res. Feldartl. Regt. 18 versetzt.

Gefrt. Leebich v. Ersatz Abt. zur Batterie zurück.

2.8.15

Gefr. Ickler an Stelle des zum Leutnant beförderten Vizewachtm. Bartholomäus zum Unffz. ernannt. Sergt. Reinhardt, Untffz. Wirtz und Gefrt. Zettinghausen mit dem Eis. Kreuz II. Kl. ausgezeichnet, überztg. Gefrt. Camann zum überz. Untffz. befördert. Oberleutnant Backwinkel von seinem 6wöchigen Heimat-Urlaub zurück und die Führung der Batterie übernommen. Oblt. Rehe wieder zur 5. Batterie zurück.

3.8.15

Nacht 145 Stellungswechsel vorgenommen und kam nach Nogent-Mühle bei Coucy-le-Chateau [Coucy-le-Château-Auffrique] in Armee-Reserve. Überz. Untffz. Thielcke zum Vizew. (Offz. Aspir.) befördert. Thielecke und Seelig erhalten, weil Offz. Aspir., etatmäßige Löhnung. Vizew. Seelig 8.8.-6.9.15 zum Offizier-Aspiranten-Kursus für Feldartillerie nach Jüterbog kommandiert.

9.8.15

Lt. Bartholomäus zur Et. Munit. Kol. 6 versetzt.

24.8.15

Lt. v. Buttlar mit dem Eis. Krz. I. Kl. ausgezeichnet.

30.8.15

Gefrt. Gottschalk Eis. Krz. II. Kl. erhalten.

7.9.15

Kan. Asbrand vom Wagen gefallen. Lazarett Trosly-Loire.

9.9.15

120 Mittags hört das Gen. Kdo. als Kommando des IV. Res. Korps auf. Sind nunmehr dem 9ten Korps unterstellt. I. Res. Divis. ausgewechselt durch 16. Divis.

15.9.15

Vizew. Seelig vom Kursus zurück (Kursus 8/8.15-5.9.15 – Urlaub 6/9.-15/9.15.). Prüfung lt. Befähigungszeugnis vom 6/9.15 Ausbildungskommando für die Feldartillerie in Jüterbog No. 1345/15 P. Bestanden.

18.9.15

V.W. Seelig Revolverschuß in die linke Bauchseite, Gefrt. Rippel Streifschuß in r. Hand. Revolver beim Probieren losgegangen. Beide in das Lazarett Trosly-Loire.

20.9.15

Kan. Asbrand aus dem Lazarett entlassen. In der Nacht vom 21. zum 22/9. Stellungswechsel vorgenommen. Stellung bei Ferme Forêt, Protzen und Pferde in Trosly-Loire.

22.9.15

830 Abds. ist Vizew. Seelig an seinen Wunden erlegen.

24.9.15

Vizew. Seelig auf dem Friedhofe Trosly-Loire beerdigt. Vater war mit zur Beerdigung und hat am 25.9.15 die Bekleidungsstücke von seinem Sohn mitgenommen.

26.9.15

Mit dem 2/9.15 120 Mittags tritt unsere Divis. in den Verband des 8. A.K. über.

5.10.15

Heute wurde die Staffel von Trosly-Loire nach Selens verlegt.

12.10.15

Gefrt. Rüppel aus dem Lazarett entlassen.

18.10.15

Heute habe ich meinen Schwager Carl bei der 1. Comp. Inf. Regt. 94, 38. Div. in Lombray hinter Blerancourt [Blérancourt] besucht. Wiedersehensfreude war groß. Wilh. Oetzel und Carl Goßmann sind auch bei ihnen in der Comp. Letzterer war in Stellung, konnte ihn daher nicht treffen. Wie ich hörte, soll Goßmanns Theodor auch gefallen sein. Schade, um den netten jungen Burschen. Nachmittags gegen 4 Uhr war ich wieder zurück.

20.10.15

Überz. Kriegsfr. Untffz. Volpers u. Albrecht treten lt. Abt. Bef. zur L. A. K. I zurück. Es kommen neu zur Batterie von der Ers. Abt. 11, Cassel am 16.10.1915 abgeschickt:

Untffz. Klaus

Gefrt. Dieckmann

Kriegsfreiw. Steerham

Wehrmann Pieper

Wehrmann Hasenohr

21.10.15

Heute wurde unsere Infanterie herausgenommen und durch die 16. Inf. Div. abgelöst. Wir kommen in den nächsten Tagen auch fort. Bestimmungsort unbekannt.

31/10.15

Liegen heute immer noch in Selens und warten auf unsere Ablösung. Heute Kirchgang mit anschließendem Abendmahl.

In der Nacht vom 7. zum 8.11.15 durch 3/23 abgelöst. Quartier Trosly-Loire.

9.11.15

915 Von Trosly-Loire nach Landricourt marschiert und dort verladen zusammen mit dem Regtsstab. Gefahren von 230 N. über Laon, Montcornet – Liart und gegen 10 Uhr Abends in Alland-Huy [Alland’Huy-et-Sausseuil], 2 Stationen hinter Amange ausgeladen. Kamen Nachts gegen 2 Uhr in Novy-Chevrieres [Novy-Chevrières] an. Quartier in einem einzelnen freundlichen Häuschen- Neywirth lag auch mit in Novy und haben wir uns öfters besucht. Meine Bettdecke habe ich mir auch dort gekauft.

18.11.15

Gefrt. Engemann Eis. Krz. II. Kl.

24.11.15

Kan. Müller wegen Diphtherie-Verdacht ins Laz. Rethel.

29.11.15

Rohr No. 2968 gegen Rohr No. 6736 ausgetauscht.

Heute an dem Geburtstage meines einzig lieben Gustchen überkommen mich allerlei Gefühle. Oh wie schrecklich ist es doch, gerade in solchen denkwürdigen Tagen von den Lieben weg zu sein. Möge es Gott geben, daß wir diesen Tag im nächsten Jahre gesund und munter als Sieger zu Hause feiern können.

Dieses ist mein sehnlichster Wunsch.

8.12.15

  1. W. Schaefer zur Intendantur 22. Res. Divis. Kdt.

10/12.15

Heute um 70 O. ersten Zug abmarschiert.

11/12.15

Heute um 630 O. zweiten Zug abmarschiert über Amange-Attigny, Bemont Fme und 3. Batt. Feld. Art. Regt. 18 abgelöst. Protzen ins Barackenlager Bemont-Fme. Bei Attigny war infolge des fortwährenden Regens die Aisne über die Ufer getreten und hat die ganze Straße überschwemmt. Wagen standen bis zur Achse im Wasser. Wenn nicht die Telegrafenstangen gewesen wären, wer weiß, in welche Löcher und Teiche wir reingefahren wären. Aber gottlob es ging alles gut. Ein kolosaler Schlamm empfing uns. Meine Gamaschen habe ich an den Haken gehängt und mir ein paar neue lange Stiefel verpaßt. Aber einen trockenen Fuß hatte man nie. Zweimal mit der Feldküche die Feuerstellung besucht. Den ersten Abend mußten wir hinter dem vollständig zerschossenen Dorfe Somme-Py [Sommepy] halten, da kurz vor uns die Straße mit Schweren beschossen wurde. Beim zweiten mal wurden wir beim Einfahren in die Stellung mit Schrapnells beschossen. Ging aber alles gut ab. Fast alles eine verödete u. wilde Gegend. Alles nur Heide und Kreide und Schlamm.

24.12.15

Heute die Kriegsfr. Förstermann u. Hulsberg von Ers. Abt. Cassel eingetroffen. Heute Abend haben wir so gut es die Verhältnisse eben gestatteten, Weihnachten gefeiert. Drau0en regnete es in Strömen. Die meisten Fahrer kommen spät zurück und sind nur noch mit Schlamm bespritzt und sind ermüdet, haben Munition gefahren. Alles muß 8 oder 10 spännig gefahren werden. Alles angesichts Granatlöcher eine beschwerliche Arbeit. Haben ein paar Weihnachtslieder gesungen und dann Kamerad Schadeberg eine dem Tage entsprechende Ansprache gehalten. Ja, was wir im letzten Jahre bestimmt hofften, dieses Weihnachten bei unseren Lieben daheim zu feiern, hat sich leider nicht erfüllt. Noch dauert dieses gewaltige Völkerringen ungemindert und noch heftiger fort. Unsere Feinde sind gegen uns und neue Freunde sind mit uns gegangen. Aber nichts vermochte diesen entsetzlichen Kriege ein Ziel zu setzen. Gott allein vermag es und so wollen wir unseren Dank gegen Ihn, der uns im vergangenen Jahre neben dem Erretten aus vielen Gefahren auch noch große Siege geschenkt hat, aufs neue geloben, im Vertrauen auf Gott und unsere gerechte Sache aus Liebe zur Heimat u. Vaterland, als Beschützer der Lieben, auszuhalten, bis zum siegreichen Ende. Gott helfe und beschütze uns.

25.12.15

Heute am 1. Weihnachtstag nahm ich am Weihnachtsgottesdienst der 17. Inf. Div. teil. Brennde Lichter und 3 Tannenbäume erhalten. Das große Zelt, das bis zu letzten Ecke ausgefüllt war. Der Divisionskommandeur nebst seinem Stab war auch dabei. Text: Weihnachtsevangelium.

26.12.15

Heute sind wir mit unseren Protzen und Pferden nach dem neuen im Wald errichteten Lager Wilhelmshöhe übergesiedelt. Wie immer, Regenwetter mit Schnee. Lager ist mitten im Kiefernwald, und schön sowie gesund. Nur die Anmarschwege sind misserabel. Die armen Pferde müssen war mitmachen.

1.1.16

Das dritte Kriegsjahr hat begonnen. Ich habe es ohne besondere Feier angefangen und bin Gott dankbar, daß es ich noch erleben durfte. Möge uns nun Frieden und eine glückliche Heimkehr bringen. Das walte Gott.

9.1.16

Kan. Kaiser wegen Lungenkatarrh ins Lazarett Liry, von da weiter nach Vouziers und Sedan.

Heute (Sonnabend) habe ich südlich von Liry (halbwegs Liry-Marvaux) im „Jonaslager“ meinen Bruder Carl besucht. Die Freude war groß. Es geht im soweit noch ganz gut. Leider ist er am anderen Tage abmarschiert und somit war ein weiteres Zusammentreffen unmöglich.

10/1.16

Wachtmeister Knoch bis zum 30/1. beurlaubt. Vizew. Ehrenberg mit der Führung des Wachtmeistergeschäft beauftragt.

18.1.16

Oblt. Rackwinkel zum Hptm. ernannt.

20/1.16

Gefrt. Franz Engemann aus Volkmarsen heute Mittag 120 an den Folgen eines Unglücksfalles (Explodieren eines Zünders) verstorben und auf den Friedhof bei unserer Feuerstellung beerdigt.  Kan. Gross II ist durch Splitter von dem explodierten Zünder an beiden Oberschenkeln verwundet.

24.1.16

Lt. Proebsting 3/22 zur Batterie versetzt.

27.1.16

Champagne verlassen, Fußmarsch ab Lager Wilhelmshöhe – Bemont-Ferme – Attigny – Charbogne nach Baalons [Baâlons] ins Quartier. Döring Eis. Krz. erhalten. Kaiserhoch zum Geburtstage wurde bei einem kleinen Halt ausgebracht. Gefrt. Heckmann ins Laz. Attigny wegen Bindehautentzündung (Verletzung durch Minensplitter).

4/2.15

Kan. Wilh. Brahm wegen Mittelohrentzündung ins Lazarett Ecordal.

5.2.16

Gefrt. Sommer Eis. Krz. II. Kl. bekommen.

7.2.16

Heute von d.l. (F.) A.K. erhalten: Kriegsfreiw. Künneke, Landst. Gieseke, Ers. Res. Schaumlöffel, Ers. Res. Böttger.

10.2.16

Untffz. Arno Koch wegen tuberkolösen Halsdrüsen ins Lazarett Ecordal.

22/2.16

Kan. Zaun ins Lazarett. Kriegsfr. Förstemann aus Keilsberg zu Gefreiten ernannt, Untffz. Cornelius zu Vizew. (Offz. Asp.) befördert. Hier in Baalons [Baâlons], südlich von Charleville-Mezieres sind wir gut untergekommen. Wohne in einem früheren Gasthause im Fremdenzim. Schöne gedielte Stube, hoch und luftig mit Untffz. Nückel ins Lazarett wegen Bluterguß im Knie.

Am 29.2.16 in Baalons [Baâlons] alarmiert. Abends 50 weitermarschiert über Bouvellement – Le-Chesne nach der Sartellen-Ferme bei Haricourt. Altes verlassenes u. ödes Gehöft, im Freien war eiskalt u. auf den alten Heuboden war es auch nicht angenehm. Haben die in Umgebung zerstreut liegenden Heldengräber aufgesucht. Hauptmann Backwinkel war wegen Todes seines Vaters in Urlaub u. kam am 5.3. zurück. Lt. Grube führte die Batterie.

Am 5.3. von der Sartellen-Ferme weitermarschiert über Buzancy nach der Madaleinen-Ferme und da eine Nacht verbracht. Am Morgen des 6.3.1916 sind wir von der Madaleinenferme abmarschiert über Brieulles, Vilosnos, Bahnhof Consevoye [Consenvoye] nach dem Walde bei Forges [Forges-sur-Meuse], wo unsere Batterie im Abteilungsverbande im schwersten feindlichen Feuer einfahren mußte. Schnee u. Regen wechselten ab, es herrschte furchtbare Kälte. Unsere Division griff an, erstürmte Regneville [Regnéville-sur-Meuse], Forges [Forges-sur-Meuse], den Chaurettes [Caurettes]- u. Rabenwald, Teile des Toten Mannes und zuletzt noch Cumieres [Cumières-le-Mort-Homme]. Was hier geleistet worden ist, kann nicht belohnt werden. 14 lange Wochen in dieser Hölle, jeder Tag neue Verluste, Wasser in den Unterständen bis zum Meter hoch, Schießen und Schanzen bei Tag u. Nacht, Protzen lagen 4 Wochen im Freien an dem Bahndamm bei Consenvoye, kamen dann ins Sägewerk bei Vilosnes.

Tote: Sergt. Reinhardt, Untffz. Presler, Untffz. Dallrupp, Gefrt. Förstemann, Gefrt. Bettinghausen

Verwundete: Hptm. Backwinkel, Leutnant Proebsting, Lt. Grebe u. Lt. v. Buttlar, Sanitäts-Untffz. Wirtz, Untffz. Heckmann, Kan. Mähler, Ringets, Schaumlöffel, Asbrand, Jak. Brahm, Hoffmann, Fischer, Schwarzkopf, Glade, Hülsberg, Künneke, Gieseke, Illian, Appel, Flöther,

Erkrankt: Wildschütz, Loch, Böttger, Lt. Timm, Dippmann, Schnanages, Behle, Sturhann, Dippmann, Eisler, Gross II, Hasenohr, Bommer, Schütz, Hose, Dittschar, Winter, Paul, Banze, Linoke,Menge, Alsleben,

Pferde Verluste 6

Geschütze 4

1 Beob. W. durch Volltreffer.

Die Kämpfe sind eingetragen „Schlacht bei Verdun“ 6.3.-12.6.16.

6.3.16-10.3.16 Kämpfe im Rabenwald, 24.-29.5.16 Kämpfe um Cumierès. Am 12.6. abgelöst, in Stenay verladen und über Hirson nach La-Capelle gefahren, dort ausgeladen und nach Buironfosse bei den Bürgermeister ins Quatier gekommen. Gute Leute, gutes Quartier, konnten für wenig Geld Butter, Milch u. Kuchen bekommen.

Vom 4.-17.6. war ich auf Urlaub bei meinen Lieben in der Heimat. Da war es einfach entzückend, mein Gustchen u. mein kleines Hildchen habe ich mit Freuden überraschen können. Hildchen ging gleich bei mich und es war rührend, wie das kleine Liebchen an mir hing. Die ganzen 14 Tage ging sie bei mir nicht fort, sie wollte immer sehen, was Papa so macht. Sie kann alles schön fließend sprechen und läuft sicher. Hat ein freundliches Gesichtchen und geht bei jeden. Dieses waren entzückende Tage, die ich im Kreise meiner Lieben verleben durfte. Meinen Schwager Carl habe ich auf dem Landkrankenhause in Cassel besucht. Meine Schwägerin Louise ist mit mir nach Hause gefahren und hat uns zwei Tage helfen beim Kartoffelhacken. Auch ich habe geholfen, konnte sie aber wegen zu schlechtem Wetter nicht fertigmachen. Auf dem Werke war ich mal, auch beim Direktor ist alles im langsamen Betriebe.

Wilhelm hat mich am ersten Pfingsttag u. ich habe ihn am dritten Pfingsttag mal besucht. Haben uns zusammen die Bahn Großalmerode – Witzenhausen angesehen. Mein Nachbar Fritz Persch war auch zu gleicher Zeit mit in Urlaub. Heimfahrt Strecke Vilosnes – Sedan – Metz – Frankfurt – Cassel und Rückfahrt Strecke Cassel – Gießen – Coblenz – Trier – Charleville – Hirson – La-Capelle benutzt. Am 19/6.16 an der Straßenkreuzung Novion – Guise – Hirson Parade vor unserem Kaiser gehabt. Hat sich über die Leistungen der Division in den 14 langen Wochen vor Verdun sehr lobend ausgesprochen und zahlreiche Auszeichnungen verteilt. Nach der Besichtigung folgte ein Parademarsch, der gut klappte.

Am 23.6. wurden wir in La-Capelle wieder verladen und kamen ins Quatier nach Ham, wo ich, Hilgenberg u. Faulbaum bei einer alten Tante von 73 Jährlein unterkamen. Hatten ein schönes Bett mit einem luftigen Zimmer, Vizewachtmeister Ehrenberg führte die Geschäfte, da der Wachtmeister Knoch in Urlaub war. Ham ist ein von zahlreichen Gärten u. Gärtnereien umgebenes Städtchen, ist ziemlich Industrie da. Mehrere male wurden wir Nachts alarmiert, am Tage wurde es dann wieder aufgehoben, dann von der Front machte sich eine starke Artillerie-Vorbereitung unserer Gegner bemerkbar. Nur war es nicht klar, an welcher Stelle das eigentliche Angriff stattfinden sollte.  Eines Nachts wurden unsere Geschütze mit den Kraftwagen weg geholt und dem 14. Res. Korps bei Bapaume als Ersatz für unbrauchbare überwiesen. Wir bekamen andere geliefert.

Am 31.6.16 wurden wir kurz nach Mittag alarmiert und marschierten über Atties nach Noss-en-Chausee, wo weitere Befehle kamen. Die Franzosen und Engländer hatten nach siebentägiger Artillerie- und Gasvorbereitung unsere zerschossenen ersten Linien an mehreren Stellen erobert und wollten nun ihr Ziel, den Durchbruch unserer Linien, erreichen. Dieses mußte verhindert werden. Unserer Division hat in schweren Kämpfen die feindlichen Waffen Franzosen, Engländer und die schwarzen Bundesbürger aufgehalten und somit ihre schwere Aufgabe erfüllt. Unsere erste Stellung war bei Hem hinter Clery [Cléry-sur-Somme], Protzen lagen in Allaines, Geschütze mußten eine weiter zurückliegende Stellung bei Feuillecourt [Feuillaucourt] gebracht werden, da der Franzmann kraft seiner vielfachen unsere schwach besetzte Infanterielinien zurückdrängte. Allaines wurden wurden vom Militär und auch von den Zivilisten geräumt. Unsere Quartierwirtin in Allaines, der ihr Mann auch [im] Felde war, eine Frau in den dreißiger Jahren, mußte Nachts gegen 3 Uhr mit ihren drei kleinen Kinderchen u. ihrer sechzigjährigen Mutter plötzlich fort, mußte alles stehen und liegen lassen. O, du entsetzlicher Krieg. Da die Stellungen bei Feuillecourt [Feuillaucourt] u. Hall wegen schweren Feuers nicht zu halten war, wurde am 10/7.16 wurde die vierte Stellung bei Perronne [Péronne] bezogen. Diese war entschieden besser. Nach dem Verlassen von Allaines lagen unsere Protzen erst im Park u. dann im Dorfe Bussu. Dieses wurde am 8.7.16 plötzlich mit Schweren beschossen u. mußte auf schnellstem Wege verlassen werden. Trotz heftigsten Feuers und trotz des Durcheinanders kam bei uns alles mit heiler Haut davon. Bei andern Truppen sind leider Verluste eingetreten. Am 8.7.16 wurde das im heftigsten feindlichen Feuer liegende Städtchen Perronne [Péronne] von Zivilisten geräumt. Ein recht trauriger Anblick, wenn gesunde und kranke, alte Greise u. kleine Kinder mit ihrer notwendigsten Habe. Danach kamen die Protzen ins Frei bei in den Wald Tincourt, wurden mehrmals von Fliegern mit Bomben beworfen. Glück gehabt.

Tot: Kan. Knüttel [laut Volksbund: Georg Knüttel] 10.7.16

Verwundete: Thielecke, Schach, Böhm, Hege, Epring, Flöther, Krähmer, Wiesemann

Nervensch.: Ehrenberg, Kanter

Krank: Koch, Schedtler

Kan. Knüttel aus Jesberg am 12.7.16 auf dem Militärfriedhof St. Quentin beerdigt.

Am 23.7.1916 abgelöst durch 1/14 marschiert über Vermand – St. Quentin nach La Fère, wo wir Abends gegen 7 ankamen. Quartier bei gebürtigen Deutschen, die uns freundlich aufnahmen u. uns in unsrer Landessprache begrüßten. Muttersprache, Mutterlaut, wie so vernommen, so traut. Leider blieben wir nur eine Nacht da, anderen Morgens 10 Uhr wurde unsere Batterie schon wieder verladen. Kan. Wagner u. ich fuhren erst noch mal nach St. Quentin und haben ein schlichtes Holzkreuz auf das Grab unseres Kameraden Gg. Knittel gesetzt. Sind Abends nach La Fère zurückgefahren und mit der 3. Batterie fortgemacht. Kamen am 25.7.16 morgens in Betheniville [Bétheniville] an und sind dann die Russenstraße entlang gefahren bis zum Waldlager. Lager u. Stellung waren gut, der Feind ziemlich ruhig. Vor uns lagen St. Souplet – Auberive [Aubérive] – St. Hilaire – Mormelon – Grand [Mourmelon-le-Grand]. Am 6.8. kam ich in Stellung u. wurde dem ersten Geschütz zugeteilt. Dienst war zu ertragen, hatte jede zweite Nacht Wache.

Eis. Krz. bekamen: Dippmann, Glade, Heckmann, Werner, Groß II, Knittel, Ludwig, Scharf, Felgenbauer, Eckardt, Paul, Ganzert, Küthe, Lossin, Leppert, Gerhold, Kerlbann, Cornelius, Benicke, Gutjahr, Dieckmann, Henkel, Schweinebraten, Hädrich, Behle, Ramta, Herse, Wethof, Böhm, Schudnagis, [Das Tagebuch bricht hier ab. Die folgenden Seiten sind unbeschrieben.]

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Kriegserinnerungen des Gefreiten Theodor Schalkamp beim Landwehr Infanterie Regiment 53 (1. August – 20. Oktober 1914)

Theodor Schalkamp sen. (*21. September 1886-†1980) stammte aus Westkirchen im Kreis Warendorf. 1910 gründete Schalkamp, von Beruf Kaufmann, mit seiner Frau Elisabeth, geb. Kissmann eine Leder- und Lederwarenhandlung in Borbeck, damals Niederstr. 32. Theodor Schalkamp verstarb 1980, sein ältester Sohn Theodor jun., der auch in seinen Kriegserinnerungen erwähnt wird, folgte im 1982.

Theodor Schalkamp sen. war Gefreiter beim Landwehr Infanterie Regiment 53 in der 6. Kompagnie. Bereits am zweiten Mobilmachungstag (Montag, 02. August 1914) musste sich Schalkamp zum Militärdienst stellen. Zunächst war seine Einheit als Bahnwache im Ruhrgebiet eingeteilt. Ab dem 19. August 1914 war Schalkamp dann mit seiner Einheit am Einmarsch nach Belgien beteiligt. Besonders eindringlich und schrecklich ist seine Schilderung der Ereignisse in Löwen am 25. August 1914. Seine Einheit war an dem Abbrennen eines Löwen Stadtteils beteiligt. Auch wurden zahlreiche Belgier erschossen. Schalkamp schreibt hierzu:

Nach längerm Halt gings in die Quatiere, sofort gings ans Waschen den wir waren durch den Staub ganz schwarz geworden! Gerade im Begriff es uns gemütlich zumachen wurden wir alamiert und schon fielen hier und dort Schüsse in der Stadt. Es war gerade Dunkel geworden, sofort maschierten wir in der Richtung der Schüsse, Gewehr Schußbereit im Arm gings durch die Straßen, draußen tobte der Kampf, wir besetzten den Eingang der Stadt am Südausgang und warteten weitere Befehle, nach ungefähr einer Stunde rückten wir zum Bahnhoff ab und bald waren wir mitten im Feuer. Aus Kellerfenstern, aus den Dächern aus den Etagen schoß man auf uns, und schon begannen wir mit der Strafe ein großes erstes Geschäftsviertel wurde in Brand gesteckt es sah schrecklich aus. Doch weiter gings hier und da lagen Uniformen von unsern braven Kameraden umher wahrscheinlich waren sie tot oder verletzt vom roten Kreuz aufgelesen und in Sicherheit gebracht um uns pfeifen die Kugeln, am Bahnhoff angekommen machten wir halt, aus der Ferne hören wir schießen, bald aber auch wieder vor uns, das Viertel der Hotels am Bahnhoff war hell erleuchtet und anscheinend leer, doch auf einmal kracht es aus allen Ecken auf uns und wir nicht blöde, wir schossen daß die Steine nur so von oben fielen, das Hôtelviertel wird umstellt und die Trommel geschlagen, einmal -zweimal – dreimal, es kommen viele Frauen und Kinder heraus, sie werden fortgeführt, und sind gerettet, aber Männer kamen nur wenige heraus die aber herauskamen werden erschossen, schrecklich – Dann wird alles angesteckt und einige Stunden später ist alles ein Feuermeer, gar mancher hat hier seinen Tod gefunden, auf kurze Zeit ruhten wir aus von der Aufregung, Truppenweise werden die Männer erschossen und allmählich wird es still! Blutigroter Himmel zeigt das Strafgericht von Löwen, sie hatten es nicht anders gewollt! Mit dem 3ten Zuge etwa 50 Mann gehen wir hinaus in die blutigrote Nacht, um Verwundete zusuchen und überall stoßen wir auf tote Pferde, brennende Häuser – schaurig, traurig […].

Seine Einheit nach dem Marsch durch Belgien in den Raum Noyon verlegt, wo Schalkamp Zeuge und Beteiligter des beginnenden Grabenkrieges wurde. Der letzte Eintrag stammt vom 20. Oktober 1914. Darunter ist zu lesen:

Noyon d. 22. XI. 14.

Theo Schalkamp

Gefr. d. L. R. 53 VII. Korps

Schalkamp selbst betitelt seine Aufzeichnungen mit Kriegserinnerungen. Anscheinend hatte er diese Aufzeichnungen dann am 22. November 1914 beendet. Die nachfolgenden Seiten des Heftes blieben leer. Ob noch weitere Hefte mit Aufzeichnungen existiert haben, ist unbekannt.

Für biographische Informationen zu Theodor Schalkamp sen. danke ich dem Kultur-Historischen Verein Bombeck e.V.!

Erste Seite der Kriegserinnerungen von Theodor Schalkamp
Letzte Seite der Kriegserinnerungen von Theodor Schalkamp mit dem Datum 22.XI.14

Kriegserinnerungen von Theodor Schalkamp (1. August bis 20. Oktober 1914)

Der Krieg 1914

An einem heißen Julitag des Jahres 1914 gingen die Gerüchte um, von der Mobilmachung des Russischen Heeres und voller Spannung erwartet das gesamte Deutschland den Befehl Sr. Majestät zur Mobilmachung der gesamten bewaffneten Macht des großen Deutsche Vaterlandes. Endlich nach tagelangen langen Stunden traf in Borbeck die Mobilmachungs-Ordre ein!

Es war Samstagabend, gar bald fühlten sich die Straßen mit Menschen und bis spät in die Nacht dauerten die begeisterten Kundgebungen.

I. Tag

Schon in der Frühe des Sonntages strömten die Deutschen in großen Scharen zur Kirche zum stillen Gebet für sich selbst und für die Lieben die das Kaisers Befehl traf, einzustehen mit Blut für Deutschlands Ehre und Größe, auch ich ging mit meiner lieben Gattin zum Tisch des Herrn und beteten recht einig zum Lenker der Schlachten daß er mich beschützen möge und uns glücklich nach dem Krieg wieder vereinen möchte am heimatlichen Herd, bei unsern lieben Kindern! Noch manches Geschäftliche mußte erledigt werden und so rüstete man sich allgemein zum Abschied. Den Nachmittag besuchten wir zum letzten Male unsere Schwager und Schwägerin in Rellinghausen um Abschied zu nehmen; gar viele der Thränen haben wir des Abends im stillen Kämmerlein geweint, doch wir mußten uns schicken und setzten all unsere Hoffnung auf den Herrn und seiner Hl. Mutter.

II. Tag

Nach einer ruhigen Nacht brach er an der Tag der uns trennen sollte, wer weiß wie lange, man tröstet sich gegenseitig damit es könne nicht lange dauern, dies Menschenwerden und so brach gar bald die Stunde an wo wir uns zum letzten Mal herzen und küßen durften vor meinen Fortgang, den schon früh um 1030 vormittags mußte ich mich in Essen, Alfredstraße stellen so lautete mein Gestellungsbefehl! Meine liebe Gattin hatte sorgfältig meine Koffer gepackt und noch mancherlei schöne Sachen hinein gethan um mein Herz zuerfreuen und leichter zumachen! Noch ein letzter Kuß ein Blick in ihre schönen braunen Augen, ein Händedruck und fort riß es mir, das Schicksal weiß wie lange! Schweigend, die Zähne fest zusammen gebissen die Thränen fortgemacht bestieg ich die Elektr. Bahn und erreichte frühzeitig den Gestellungsplatz. Nachdem wir alle verlesen traten wir eine Gruppenkolonne bildend den Marsch z. Bahnhoff an, unterwegs stellte ich schon fest daß sich sehr viele Borbecker bei mir befanden z.T. sogar Bekannte. Von den Spalier bildenden Publikum stumm begrüßt welches mit Tränen in den Augen unsern Abmarsch sah und noch ein letztes Lebewohl und kehrt glücklich wieder, und fort gings nach Wesel zum einkleiden!

Nach langer Fahrt trafen wir endlich dort ein und erwarteten weitere Einteilungen ich wurde zur 6. Comp. Regt. 53 L.I.R geschrieben und erhielten als Quatier die höhere Töchterschule, wo wir uns auf Stroh so bequem machten als es ging! Geschlafen haben wir wohl wenig, aber an die Lieben gedacht um so mehr. Endlich brach der Tag an!

III. Tag

Es wurde angetreten und eingeteilt und schon gings am empfangen der Ausrüstung! Gegen Mittag war auch dies zum größten Teile erledigt ein jeder versuchte sich als Feldgrüner zu verkleiden! Am Abend fuhr ich zum Quatier nehmen nach Oberhausen, nachdem uns die freudige Nachricht zu teil geworden, daß wir bis zum 16./8 zum Schutze des Bahnnetzes im Industriebezirk bleiben würden!

Freudigen Herzens warteten wir 4 Stunden am Bahnhof in Wesel bis endlich 11 Uhr uns ein Zug nach O. brachte. Dort brauchten wir die Nacht bei den Eltern unseres Interesse zu und am andern Morgen gingen wir zu Fuß nach Lipperheidebaum.

4. Tag

In Dellwig meine l. Heimatsort so nah gelegenen Ort sollte ich Quatier machen, welche Freude da ich jetzt sicher war noch öfters die Lieben Daheim von Angesicht zu Angesicht sehn zu dürfen! Als Quatier wurde uns die Wirtschaft Göllner angewiesen, doch ein Beamter vom Bürgermeister-Amt klärt uns dahin auf daß wir auf der Höhe beim Wirt Tiefhaus in Quatier kömen, gesagt gethan und mit großer Freude wurden wir von Herrn Wirth empfangen und in kurzer Zeit war unser Quatier fertig und es gab für mich einen Augenblick Zeit, da unsere Compagnie noch nicht zu sehen war, wo ich es nicht wiederstehen konnte und mir ein Rad lieh und zu Hause fahren war das Werk einiger Minuten.

Die Freude kann sich jeder denken der ähnliches mit machen mußte! Nachdem ich mich tüchtig gestärkt hatte und meine Lieben geherzt und geküßt mußte ich fort zum Quatier ab [da] die Compagnie schon da war. Ich warte vergebens endlich trifft die Nachricht ein, Quatier ist bei Göllner und so mußte ich, wenn auch nicht gern wieder umziehen.

Die Wachen wurden eingeteilt und Posten ausgestellt. Ich blieb zurück z. Verfügung der Hauptwache und so hab ich dann jeden Morgen, jeden Abend den Posten Essen besorgen müssen, welches vom Quatiergeber gestellt wurde. Die ersten Male fuhr ich mit einer Lokomotive von einem Posten zum anderen und fuhr so daß erste Mal auf so ein Ding, wo ich, wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre, wohl in meinem Leben nicht drauf gekommen wäre. So vergingen denn die Tage vom 5.-8. August in fröhlichster Stimmung, auch an jeden Tage ging ich zu meinen Lieben und am – 9. August es war Sonntag besuchte mir meine liebe Frau und mein kl. Theo und freudig erregt nehmen wir Abschied bis Morgen.

10. August

Nachdem ich erwacht und den Wachen den Kaffee gerade bringen wollte erreicht mir eine traurige Botschaft mein Mieter Herr Riegel bringt mir das Attest des Artztes daß meine l. Frau gestern nach so munter war, plötzlich erkrankt sei! Da ich sofort Urlaub erhielt brachte mir die Straßenbahn an ihr Krankenlager, Gott [sei] Dank war es nicht so schlimm als ich mich vorgestellt und so bin ich dan bei ihr geblieben bis es wieder der Artzt erlaubte aufzustehen, so hatte ich dann die schönste Zeit um ein Geschäft gut auf zu passen, obwohl ich des Morgens früh, Mittags und Abends einige Stunden fort mußte, sorgend, daß die Wachen Essen bekamen, so war ich doch wieder schnell daheim.

Doch kaum hatte meine l. Frau die Tage überstanden als ein heftiges Unwohlsein und Fieber mich am

13. August

zu Bette warf und der Arzt eine starke Erkältung festgestellt hatte! Herr Feldwebel Kehsler, sehr besorgt um mich besuchte mich am selbigen Abend und war froh daß ich Aussicht hatte in einigen Tagen wieder hergestellt zu sein. Der sorgsamen Pflege meiner l. Gattin, gelang es dann auch mir in 3 Tagen wieder Dienstfähig herzustellen und so konnte ich am

16. August

meinen Dienst wieder versehen!

Da am Montag, den

17. August

der Abmarsch nach Oberhausen und von dort Fahrt nach Gelsenkirchen, nachdem ich herzlichst von meinen Lieben Abschied genommen so fuhren wir vergnügt den neuen Ziele entgegen! In Gelsenkirchen wurden wir mit 2 Compagnien in Kath. Gesellenhause einquatiert, es gab warme Erbsensuppe und Butterbrot nebst ein Stück Fhisch! Am Morgen des

18. August

standen wir schon früh auf da wir sehr schlecht geschlafen hatten tranken unsern Becher mit Kaffee nebst 2 Brötchen und fort gings zur Bahn unserm neuen Ziele Aachen entgegen! Überall wo nur immer der Zug hielt wurde uns von roten Kreuzdamen Butterbrote und Kaffee gereicht und bald waren wir in dem schönen Aachen angekommen. Nach kurzer Rast am Bahnhoff maschierten wir singend zur Stadt wo ich direkt neben dem alten ehrwürdigen Dom einquatiert wurde bei Geschwister ____________ in der Kleinmaschierstraße hatten herrliche Betten und wurden östlich bewirtet! Am andern Morgen den

19. August

war früher Abmarsch mußten deshalb schon früh aufstehen nachdem wir überreichlich gegessen hatten, erhielten wir von unsern lieben Quatierdamen noch jeder 2 Eier und Kuchen und Butterbrot eingepakt und fort gings mit den besten Wünschen auf glückliche Heimkehr. – Jetzt wendet sich das Bild aber schnell in 2 Stunden erreichten wir die feindliche belgische Grenze und hier und dort machten sich Anzeichen des Krieges bemerkbar, dort lag ein kaputer Wagen in Graben dort wieder ein Automobil. So kamen wir dann schon bald an zerschossenen Häusern ein Zeichen daß hier schon die Einwohner auf unser Heer geschossen hatten, viele waren verlassen, andre leer oder abgebrannt! Gegen Mittag kamen wir in Henry-Cappelle [Henri-Chapelle] ins Quatier in einem großen Gehöft in Ställe und Scheunen, da es sehr heiß war an diesem Tage waren wir froh uns tüchtig waschen zu können, was einen noch so langen Marsch besser thut als Essen oder trinken und so legten wir uns dann in der warmen Sonne wieder bis es Abend wurde wo wir unser Mittagessen einnahmen. Am andern Morgen

20. August

gings weiter ca. 18 km nach „Herve“ [Herve], unterwegs lagen tote Pferde, zerschossene Häuser und ganz abgebrannte Dörfer erinnerten uns an den Krieg so war daß Dorf Radike vollständig abgebrannt, unterwegs nahmen wir noch einige 20 Stück Kühe Schlachtvieh von den Weiden mit, wozu auch ich kommandiert wurde, der Besitzer bekam einen „Bon“ zahlbar nach Schluß des Krieges und Wohl oder Übel mußte er sein letztes Vieh hergeben. Doch es war in dieser Gegend an Vieh kein Mangel, da es hier nur Weiden und gar kein Ackerland gibt, so langten wir nach beschwerlichen Marsche mit unsern Viehtransport bald in Herve an, sogleich wurde abgekocht und gegessen und es schmeckte, als ein Festtagsbraten daheim! Auch Herve hatte schwer gelitten fast die Hälfte war abgebrannt und verlassen von den Einwohner; hier habe ich auch wieder Kühe melken gelernt war ich schon lange nicht mehr gethan hatte und die Milch schmeckte uns köstlich.Wir schliefen des Nachts bei unseren Kühen und rückten am

21. August

früh Morgens wieder ab nach Wandrey [Wandre] unweit Lüttich! Unsere Kühe, welche am ersten Tage nicht gerne mitgehen wollten, (ab und zu warfen sie uns im Chausseegraben oder versuchten ganz fortzulaufen) gingen heute schon viel besser und nicht lange dauerte es da leuchtete vor uns auf einem Hügel die deutsche Fahne es war was erste Forts vor Lüttich, hier lagen die Waffen und Anzüge aller Art der belgischen Truppen umher und große Massengräber erinnerten uns an die schweren Kämpfe welche hier von unserm tapferen 25+53 aktiven ausgefochten waren wie wir nachher hörten sollen von ihr allein 1200 vor Lüttich gefallen sein!

Ehre sei ihrem Andenken!

So langten wir dann am Nachmittage in Wandrey [Wandre] an. Wandrey [Wandre] ist eine größere Stadt an der Maaß und liegt tief im Thale, es war vom Kriege ganz verschont geblieben, ein Zeichen daß die Einwohner sich brav verhalten hatten!

Wir lieferten hier unser Vieh an die Etappen-Kommandantur ab und gingen wieder zur Kompagnie, in unserm Quatier hatten wir Halle, Belgien das Glück nach ein Bett zu finden, welches ich für mich belegte! Nach guten Schlafe gings am

22. August

weiter nach St. [?] wo wir nach langen Marsche über 30 km in ein Bauernscheune einquatiert wurden hier hörten wir die ersten Kanonen donnern aus der Ferne, es war bei Namur. Da heute Sonntag war, hofften wir Morgen einen Ruhetag zu haben, doch vergebens in der Frühe des Sonntags es war am

23. August

gings quer feldein nach St. Troud [Sint-Truiden] wo wir vollständig erschöpft gegen Mittag eintrafen! Unterwegs hörten wir das brüllen unserer Geschütze vor Namur und wir dachten schon bald an den Feind zu kommen, welches sich aber nicht erfüllte! In der Stadt St. Troud [Sint-Truiden] angekommen kamen wir in ein halbfertiges Haus zuliegen, da aber die Einwohner sehr freundlich waren suchte ich mich ein Quatier welches ich bald gefunden hatte. Bei einer Witwe mit 4 hüpschen Mädels im Alter von 15-22 Jahren wurde ich mit noch 3 Gefreiten aufgenommen als Freunde und wirklich die Leute waren gut, gaben uns zu essen und sorgten für uns so gut sie es nur vermochten, sogar unsere Stiefel welche noch nie geputzt waren, haben sie uns blitzeblank geputzt obwohl wir es nicht dulden wollten, auch zum Abendessen hatten sie alles war nur in ihren Kräften stand, aufgetischt sogar Bier und Obst und bis in später Nacht saßen wir in lautrer Sommernacht alle zusammen draußen und da die Leute holländisch sprachen konnte ich mich ganz nett verstehen mit ihnen! Sogar ihre eigenen Betten haben sie uns überlassen und selbst sich beholfen,so gut es ging. Zu Bett brachten sie uns alle und weil wir am 20./8 geimpft waren war mein Arm ganz dick angeschwollen, sofort sollte unsere liebenswürdige Wirtin eine Wundsalbe und die kl. Mädels haben mit zarter Hand mein wunden Arm gepudert, das steht besonders gut. Ein herrliches gut Nacht und wir schlafen wie im Himmelbett! Leider mußten wir schon früh am andern Tage am

24. Auguste

Abschiednehmen, nachdem wir ihr versprochen, falls wir zurück kamen ihr zu besuchen oder zu schreiben und die folgende Adresse notiert hatten ________________ gingen wir schweren Herzens von den guten Leuten fort, sie währen gern Deutsch sagten sie uns noch und ich glaube es ihnen gern, auch schenken sie uns jeder eine geweihte Medaille von Lurdes [Lourdes]! Noch ein Händedruck und fort gings! Bald kamen wir an eine gesprengte Brücke, ein Zeichen daß der Feind, er kurz abgezogen war und tathsächlich war er erst 2 Tage von hier fort! Wir kamen nach Gondelak wo wir zunächst ohne Quatier waren und uns auf einen Stoppelfelde einquatierten, auch zu essen hatten wir nichts und so mußten wir uns denn selbst was besorgen, indem wir auf die Bauernhöfe gingen, andere besorgten Wasser, welches sehr knapp war und Kartoffeln, welche man hier ab und zu schon wieder antraf in Ostbelgien gibts keine Kartoffeln, und so kochten wir uns Hühnersuppe welche, halb gar ganz gut schmeckte! Gegen Abend zogen wir eine halbe Stunde seitwärts auf einen Bauernhoff wo wir es uns im Stroh gemütlich machten! Hier gibt es viele weiße Eierpflaumen welche uns reichlich von Leuten gebracht wurden und sie schmeckten so herrlich! Nach ruhiger Nacht erwarteten wir am Morgen des

25. August

den Befehl zum Abmarsch. Da dieser nicht kam, schickte unser Compagnieführer eine Ordonnanz hin welche zu unserm Erstaunen die Meldung brachte Regiment ist schon abmarschiert Richtung Löwen! Da es sehr heiß war folgten wir um 9 Uhr nach! Gegen 3 Uhr etwa 1 Stunde vor Löwen stießen wir zu unserm Regiment und marschierten dann stolz in die schöne Stadt ein. Nach längerm Halt gings in die Quatiere, sofort gings ans Waschen den wir waren durch den Staub ganz schwarz geworden! Gerade im Begriff es uns gemütlich zumachen wurden wir alamiert und schon fielen hier und dort Schüsse in der Stadt. Es war gerade Dunkel geworden, sofort maschierten wir in der Richtung der Schüsse, Gewehr Schußbereit im Arm gings durch die Straßen, draußen tobte der Kampf, wir besetzten den Eingang der Stadt am Südausgang und warteten weitere Befehle, nach ungefähr einer Stunde rückten wir zum Bahnhoff ab und bald waren wir mitten im Feuer. Aus Kellerfenstern, aus den Dächern aus den Etagen schoß man auf uns, und schon begannen wir mit der Strafe ein großes erstes Geschäftsviertel wurde in Brand gesteckt es sah schrecklich aus. Doch weiter gings hier und da lagen Uniformen von unsern braven Kameraden umher wahrscheinlich waren sie tot oder verletzt vom roten Kreuz aufgelesen und in Sicherheit gebracht um uns pfeifen die Kugeln, am Bahnhoff angekommen machten wir halt, aus der Ferne hören wir schießen, bald aber auch wieder vor uns, das Viertel der Hotels am Bahnhoff war hell erleuchtet und anscheinend leer, doch auf einmal kracht es aus allen Ecken auf uns und wir nicht blöde, wir schossen daß die Steine nur so von oben fielen, das Hôtelviertel wird umstellt und die Trommel geschlagen, einmal -zweimal – dreimal, es kommen viele Frauen und Kinder heraus, sie werden fortgeführt, und sind gerettet, aber Männer kamen nur wenige heraus die aber herauskamen werden erschossen, schrecklich – Dann wird alles angesteckt und einige Stunden später ist alles ein Feuermeer, gar mancher hat hier seinen Tod gefunden, auf kurze Zeit ruhten wir aus von der Aufregung, Truppenweise werden die Männer erschossen und allmählich wird es still! Blutigroter Himmel zeigt das Strafgericht von Löwen, sie hatten es nicht anders gewollt! Mit dem 3ten Zuge etwa 50 Mann gehen wir hinaus in die blutigrote Nacht, um Verwundete zusuchen und überall stoßen wir auf tote Pferde, brennende Häuser – schaurig, traurig, doch weiter gehts draußen weit vor der Stadt soll unsere Divisionsbagage überfallen sein und tatsächlich sie hatte stark gelitten wir fanden sie und die freuten sich, jetzt Infanterie zu ihrem Schutz bei sich zu haben; jetzt machte sich auch der Hunger bemerkbar wir hatten seit 9 Uhr morgens fast nichts gehabt, wir bekamen von den Train Brot und Wein und bald schliefen wir, im Angesicht der brennenden Stadt auf bloßer Wiese den Schlaf der Gerechten! Gegen 5 Uhr wurden wir wach und da wir kalt waren steckten wir noch eine alte Scheune und eine herrliche Villa in Brand vorher hatten wir viele hundert Flaschen Wein darin gefunden da aber aus ihr geschossen war mußten sie bestraft werden.

26. August

Weiter gings mit leerem Magen nach Brüssel 25 km dort suchten wir unser Regiment fanden es nicht kamen dort gegen 6 Uhr Abends todtmüde an,wir quatierten uns in der Kaserne ein, und hofften essen zu können,aber wir hatten nichts und so gings mit leerem Magen auf Strohsäcke. Schlecht geschlafen. Morgens

27. August

ein Stück Brot und 1 Dose Fleischkonserve und weiter gings Richtung Antwerpen dort hatten unsere Truppen ein Gefecht, südlich von Mecheln doch als wir kamen waren die Engländer und Belgier schon laufen gegangen, und so machten wir in „Perk“ [Perk] halt und bezogen auf einem Acker Biwack.

Endlich konnten wir abkochen und uns satt essen, wir hatten also seit 3 Tagen fast nichts gehabt!

28. August

1. Ruhetag bis Mittags 2 Uhr und dann gings zur Bahnwache nach Nassechem [Nossegem] angeblich auf längere Zeit, doch kaum hatten wir Posten bezogen, kamen 36er Landsturmleute aus Hamburg und lösten uns ab und so zogen wir zum Bahnhoff in ein Wärterhäuschen wo wir die Nacht mit 10 Mann drin schliefen, auf der bloßen Erde!

29. August

Wache in Nassechem [Nossegem]!

30. August Sonntag

Großer Marsch sehr früh nach „Hall“ [Halle] über Brüssel nach Frankreich zu. In einer Schule auf Stroh geschlafen, aber zu essen gab es genug!

31. August

Marsch von Hall [Halle] nach Nass (unsere Kompagnie hatten wir in Perk am 27. wiedergefunden). Dritter Zug Straßenwache wegen Rufen von Schimpfwörtern. Ich blieb verschont davon und hatte ein schönes Quatier mit voller Verpflegung und „Bett“ seit langer Zeit mal wieder! Mit frischen Kräften gings am andern Tag weiter nach Mons.

1. September

Die ganze Nacht über donnerte unsere schweren Brummer vor Maubeuge die franz. Festung südöstlich Mons. Auch heute ist der Donner der schw. Geschütze deutlich zu hören. Frohes Mutes gings nach Mons, einer ziemlich großen belg. Grenzstadt. Dort wurden wir in der Jägerkaserne einquatiert. Verpflegung mußte die Stadt stellen war aber recht mäßig!

2. September

Abmarsch nach Je-Mappes [Jemeppe-sur-Sambre] von dort p. Bahn nach Frankreich. Der Bahnhoff war zerstört durch Feuer und Geschosse. Ein Zug mit Engländern und Franzosen ging nach Deutschland ab. Gegen 4 Uhr wurden wir verladen und fort gings nach Frankreich hinein und um 8 Uhr passierten wir die Grenze singend! Die Wacht am Rhein. Deutschland über Alles! Die Nacht blieben wir in Valenciennes, im Zuge geschlafen II. Kl.

3. September

Zurück gefahren bis „Bouchren“ [Bouchain] von dort nach Duai [Douai] maschiert. Eilmarsch. In Cirkus einquatiert.

4. September

I. Ruhetag.

5. September

Benzin, Mehl, Zucker, Korn requiriert in der Stadt und Umgebung! Große Mengen Pulver ins Wasser geworfen, Kanonen unbrauchbar gemacht. 10 Wagen mit Waffen aller Art nach Chambre [Cambrai] gebracht, von Duai [Douai] um ½ 6 Abends abgefahren als Begleitung und Bewachung der Waffen um 1 Uhr Nachts in Chambre [Cambrai] angekommen, in der Kürasier-Kaserne geschlafen.

6. September Sonntag

Zurück nach Duai [Douai], Ankunft 8 Uhr Abends. Entfernung 26 klm.

7. September

Marsch nach Henri de Court Quatier mit 12 Mann mit Verpflegung natürlich auf Stroh geschlafen!

8. September

Marsch nach Ba-Paume [Bapaume] Wache gehabt, stille Nacht. Nachricht erhalten vom Fall von Maubeuge 40000 Gefangene! Hurra!

9. September

Marsch nach Albert schöne Stadt!

10. September

Abmarsch nach Amien [Amiens]. Sehr heiß und weit, sehr müde. Quatier Artillerie-Kaserne. Ankunft spät Nachmittags. Viel Wein getrunken! Gut geschlafen.

11. September

10 Uhr Abmarsch nach Dunat Sur la Luce [Domart-sur-la-Luce], schreckliches Regenwetter durch und durch naß, aber voller Humor. Ohne Feuer ein Quatier. Naß geschlafen, naß abmaschiert am

12. September

nach Roye wo wir ermüdet gegen Mittag ankamen. Wir an englische Lagerstellen vorbei, es lagen noch halbe Pferde umher, wahrscheinlich waren dieselben verzehrt! Da heut Samstag hofften wir für Morgen einen Ruhetag zu haben, und richtig gingen wir ohne Parole für den nächsten Sonntagmorgen zur Ruhe. Gegen 5 Uhr am Morgen des

13. September weckte uns der Alarm auf und eine Stunde später marschierten wir in der Richtung Noyon etwa 24 km ab. Kurz nach dem Abmarsch erfahren wir, vor uns liege das 9. Korps im Gefecht und wir sollen miteingreifen, so zogen wir den mutig dem Kampf entgegen! Es wärte nicht lange das hörten wir schon Kanonendonner aus der Ferne und kurz vor Noyon machten wir längere Rast, dann maschierten wir weiter nach Süden, der Kanonendonner wurde immer lauter und ohn Rast gings vorwärts durch einen steilen Bergwald querfeldein, da gingen wir in Schlachtordnung oder Gefechtsstellung. Fast totmüde kamen wir nur langsam vorwärts es war auch sehr heiß, unsere Feldflaschen waren, ach, schon lange leer und nirgends gab es Wasser; so legten wir uns am Waldrand in eine Thalmulde nieder, bereit dem Feinde jeden Augenblick anzugreifen, doch hatte er uns kommen sehen und jetzt schlugen die Schrappnels bei uns ein, über neben und hinter uns, es waren die ersten in meinem Leben und eine Melodie sangen sie schaurig schön. In diesen Augenblick erhielten wir die schon längst erwartete eigne Artillerie Unterstützung. Im selben Augenblick hörte die feindliche Artillerie auf zu schießen denn unsere hatte seine Stellung erkannt und brannte ihm gründlich welche aufs Fell, unserer Rettung. Wir gingen jetzt zum Angriff über und warfen die Franzosen ins Dorf zurück! Unsere Verluste waren gering. Jetzt brach die Nacht herein, im Sturm nahmen die 55. welche rechts von uns standen das Dorf und es wurde allmählig ruhig! Wir hofften jetzt rückwärts ins Dorf im Quatier zukommen, doch vergebens; nach stundelangen umherziehen im Dunkel der Nacht 12 Uhr kamen wir in die Nähe eines großen verlassenen Gutes, es war aber schon von unseren andren Truppe belegt und da wir totmüde waren, dazu – ohne essen und trinken seit 5 Uhr auf die Beine, legten wir uns im Felde auf bloßer Erde hin und schlafen, aber ohne Wasser war es mir unmöglich einzuschlafen und so ging ich zum Gehöft um Wasser zu holen, aber nichts war mehr zu haben die Brunnen leer, aber in der Pferdetränke war noch etwas und begierig, wie feinstes Bier trank ichs herunter, Hafer und Häcksel wieder ausspuckend. So legte ich mich zu den anderen Kameraden und dankte Gott für mein Leben und empfahl mich dem Schutze unserer lieben Mutter Gottes.

13. September

In der Frühe weckte man und wir waren ganz naß vom Regen hatte es aber nicht gefühlt wir waren ja zu müde, und weiter gings, erst wollten wir abkochen im Felde da es aber unaufhörlich regnete gingen wir weiter rückwärts an eine Stunde in Dorf in ein Gehöft,es war eine wundervolle Geflügel-Züchterei, wo ich meine Freude dran hatte! Schnell wurde etwas gekocht, zuvor hatten wir die Wasserleitung fast leer getrunken und nach 2 Stunden gings schon wieder den Feind entgegen, kamen aber nicht ins Gefecht, sondern bezogen gegen Abend einen Bauernhoff wo wir im Stroh uns ausruhen wollten.

Kaum hatten wir abgelegt, als es auch schon wieder weiterging doch diesmal einen angenehmen Befehl, wir kamen zum Stabe der 18. Divisions auf ein Schloß als Wache. Hier waren wir wohl Wind und Regen ausgesetzt aber nicht so sehr dem feindlichen Feuer. So gingen wir früh in unser Zelt schlafen, zwar hatten wir etwas gegessen, viel gab es nicht das Meiste mußten wir uns stehlen gar manches Huhn hat hier zum letzten Mal gekräht.

15. September

Gegen 2 Uhr Morgens erfolgte plötzlich wie auf Kommando ein Angriff unserer Truppen und es setzte eine Kanonade ein als sollte die Welt untergehen weit und breit war der Himmel blutigrot, ab und zu schlugen auch feindliche Granaten in unserer Nähe ein. Gegen 5 Uhr verstummte das Feuer ganz. 6 Uhr setzte es wieder ein bis gegen Abend.

16. August [sic!]

Schloß Wache bei Vassens beim Stabe der 18. Division! Morgens 615 setzte das Gefecht wieder ein! Bis in die Nacht hinein!

17. September

Schloß Wache. Heftiger Artilleriekampf.

18. September

Schloß-Wache. Ab und zu schlagen Granaten ein ohne Schaden zu thun.

19. September

Schloß Wache. Der Kampf dauert unverändert an.

20. September

Abmarsch ins Gefecht, es war sehr nasses Wetter und bald gings im Sturm vor über uns pfeifen die Granaten aber vorwärts geth es fallen die ersten Kameraden, es stöhnen die Verletzten, bald haben wir einen Wald gestürmt, viele Franzosen bedecken das ganze Gelände, aber auch von uns ist so mancher geblieben im Felde der Ehre! Weiter gings hier und dort werden Gefangene gemacht, bald sind wir zu weit vorgekommen und jetzt beschießt uns auch unsere eigene Artillerie wir gingen schnell im Walde zurück, bald wieder vor bis Abend 10 Uhr, da verstummte das Gebrülle der Kanonen und die Kugeln pfeifen nicht mehr, nur noch das Schreien der Verw. dringte in die dunkle Nacht! Nachdem wir ca. 1 Stunde zurück gegangen sind kommen Feldküchen und bringen uns für heute daß erste Essen! Dann geths ans Schützengraben auswerfen und bald ist es Mitternacht.

21. September

Mein Geburtstag den ich im ganzen Leben nicht vergessen werde! Wir arbeiten weiter an unseren Gruben und totmüde bricht der Morgen langsam an, wir erwarten in unseren Höhlen, was da kommen soll! Der Feind hat uns bald entdeckt durch Flieger und um 11 Uhr sausten die Granaten in unsere Nähe. Aber aushalten mußten wir, es regnete tüchtig!

22. September

Daßselbe! Wir sind durchnaß.

23. September

Viele französische Gefallene beerdigt unter feindlichen Feuer, es schlagen fortwährend Granaten ein.

24. September

Im Schützengraben am Rande eines Waldes in Reserve aber im Feuer des Feindes.

25. September

Tag und Nacht das Waldbefestg halten, wir hatten keine Verluste, essen und trinken wurde uns in der Nacht gebracht.

26. September

Daßselbe! Im Walde bei Vassens.

27.,28., 29., 30. immer hier im Walde wir schlafen in Laubhütten, hatten also Laubhüttenfest.

1. Oktober

Abgelöst und 1 Stunde zurück in ein Dorf einquatiert, es hieß Ou dien Court [Audignicourt]. Zum ersten Male mal wieder gewaschen seid 8 Tagen.

2. Oktober

Abmarsch nach Epagni [Épagny]. Dort ein Quatier, haben die erste Nacht draußen geschlafen es war erbärmlich kalt! Sonst hatten wir es hier ganz gut in der Reserve!

Am 3. 4. 5. daßselbe!

6. Oktober

Abmarsch nach Vezaponin [Vézaponin] daßselbe wie in Epagni [Épagny].

7. Oktober

Abmarsch nach Labroy [Larbroye] bei Noyon, ein schrecklicher Eilmarsch; Ankunft Nachts. Quatier in Scheune.

8. Oktober

Abend 6 Uhr Abmarsch in die Schützengräben bei Tieskorte [Thiescourt] ungefähr in 200 mt Entfernung vor den Feind!

9. Oktober

Ständig im Graben stehn und liegen, Wetter schön, die Franzosen beschießen und unaufhörlich zwecklos! Abends französischer Angriff abgeschlagen; kolosales Feuergefecht, eine Granate schlägt meine Brustwehr durch sonst keine Verletzten! Endlich wird es still, Angriff abgeschlagen. 10 Uhr essen holen, großer Hunger, die Nacht ist still, ständig Wachen.

10. Oktober

Heute bleibt alles ruhig ab und zu schießen die Franzosen mit Granaten ohne Erfolg.

11. Oktober

Es bleibt alles wie gestern bis gegen ½ 6 Uhr plötzlich starkes Feuer einsetzt wir stehen vor den Schießscharten erwarten der Angriffe. Die Granaten schlagen ein eine platz[t] neben mir ein Stück fliegt mit an den Kopf, leicht verletzt, es blutet mäßig und sehr angeschwollen, ich verbinde mich und allmählich wurde es still. Gegen 9 Uhr gehe ich zurück mit den Leuten wo Essen holen und komme ins Revier, 2 Tage Ruhe sagt der Artzt.

12. Oktober

Im Graben passiert wenig anderes wie die Tage vorher, ich wasche und pflege mich so gut es geht. Mache Kreuze für die gefallenen Kameraden vom 11./10. ein Gefreiter aus Essen und Kompagnieführer Herr Benz aus Essen beide von einer Granate tot.

13. Oktober

Pflege mich so gut es geth. Kopf tuht sehr wehe. Abend muß ich wieder in Graben, da ein Angriff erwartet wird, welcher aber nicht stattfindet, außer einige Schießen!

14. Oktober

Ständig wachen, beim Schießen haben wir wieder einige Verluste und 2 Tote!

15. Oktober

Daßselbe, ständig wachen. Tag + Nacht.

16. Oktober

Viele sind krank vor Ermattung, aber keine Ablösung ist vorhanden.

17. Oktober

Wir sollen abgelöst werde. Gott sei Dank leider bleibt die Ablösung aus!

18. Oktober

Früh um 6 Uhr es wird schon hell, kommt die lang ersehnte Ablösung Gott sei wenig Dank. Wir hatten 10 Nächte und 9 Tage 200 meter vor dem Feind gelegen und hatten 5 Tote und 12 Verletzte. Wir waschen uns und legen uns zum schlafen in eine alte Scheune! Der Artzt stellt fest daß die ganze Compagnie erkrankt ist, zum Teil schwer z. Teil leicht also bekommen wir Schonung! Wir essen und trinken seit 10 Tagen wieder warm und regelmäßig.

19. Oktober

Wir erhalten Liebesgaben Cigg. Taback. Ciggaretten und alle möglichen Sachen und um 6 Uhr abends maschierten wir nach Noyon in Quatier! Ankunft spät Abends in einem Stall übernachtet.

20. Oktober

Wir finden eine schöne Villa verlassen und quatieren uns schnell um. Machen es uns so gemütlich als möglich und wechselten unsere Wäsche und halten große Wäsche ab.

Von jetzt ab beginnt ein schönes Leben für uns welches wir nicht erwartet hatten es treffen alle Tage fast Liebesgaben ein, Cigg. in Menge und Schnaps,Wein, und andre schöne Sachen, wir schreiben fleißig nach den Lieben in der Heimat.

Morgens haben wir ein bis 2 Stunden Dienst und dann mal ein Appell und gehen in die verlassene Stadt spazieren und ab und zu ziehen wir auf Wache. Requirieren Lebensmittel und machen Arbeitsdienst, so haben wir in einer Nacht von 10-1 Uhr 17 große Geschütze abgeladen und so fort. Wir sind durch 63 Mann Ersatz verstärkt und erwarten weitere Befehle!

 

Noyon d. 22. XI. 14.

Theo Schalkamp

Gefr. d. L. R. 53 VII. Korps

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Kriegstagebuch des Unteroffiziers Friedrich Noll (01. August 1916 bis 22. Februar 1917)

Friedrich Noll wurde am 29. März 1891 in Niederwürzbach geboren. Seine Eltern waren der Glashüttenarbeiter Joseph Noll und Maria Noll, geb. Schnepp. Friedrich Noll verstarb am 10, Juni 1974 in Niederwürzbach. Noll heiratete am 1. Mai 1914 Sofia Noll, geb. Herrmann aus Niederwürzbach. Sofia Noll wurde am 1. Januar 1891 in Niederwürzbach geboren. Das Sterbedatum ließ sich bisher nicht ermitteln. Wie wir aus der Kriegsstammrolle erfahren, hatte das Ehepaar zwei Kinder. Er wohnte mit seiner Familie in der Distriktstraße 78 in Niederwürzbach.

Der Bergmann Friedrich Noll versah ab Oktober 1911 seinen Militärdienst beim 22. Bayerischen Infanterie Regiment in der 5. Kompagnie. Am 1. November 1912 wurde er zum Gefreiten ernannt und am 20. September 1913 wurde er in die Reserve entlassen.

Am 1. August 1914 wurde er dann durch die Mobilmachung wieder einzogen zu seiner alten Kompagnie (22. IR, 5. Komp.). Sein Regimente kämpfte an der Westfront in Frankreich. Am 5. September 1914 kam er dann, vermutlich wegen eines Handschusses, ins Reserve-Lazarett nach Rastatt, wo er bis 15. Oktober 1914 verblieb. Anscheinend war er dann nicht mehr kriegsverwendungsfähig, denn er musste zunächst nicht mehr ins Feld ziehen. Am 15. Oktober 1915 wurde er zum Unteroffizier befördert.

Am 6. August 1916 änderte sich diese Situation jedoch und er musste wieder zu seiner Kompagnie nach Russland. Seine Reise an die Front begann Noll am 1. August 1916 in Zweibrücken, wo er dann am 6. August 1916 bei seinem Regiment in Poworsk (heute Ukraine) ankam. Hier hielt es sich jedoch nur bis 9. August 1916 auf, da sein Regiment dann nach Rumänien verlegt wurde. Noll war ab dem 12. Oktober 1916 im Lazarett in Szolnok (heute Ungarn), anschließend vom 1. bis 3. November 1916 im Lazarett in Budapest. Der Grund für den Lazarettaufenthalt ist nicht bekannt, da dieser in der Kriegsstammrolle unleserlich ist. Noll selbst erwähnt ihn nicht.

Von Budapest fährt Noll dann zu seinem Regiment an die Front in Rumänien, wo er dann bis Mitte Januar beim 22. Bayerischen Infanterie Regiment bei der 5. Kompagnie mitkämpft. Anschließend wird das Regiment in den Raum Schlettstatt im Elsaß verlegt, wo Noll am Maschinengewehr ausgebildet wird. Das Tagebuch endet am 22. Januar 1917. Jedoch erfahren wir aus der Kriegsstammrolle, dass Noll auch weiterhin bei seinem Regiment mitkämpfte, bis er am 30. März 1918 nach Niederwürzbach entlassen wurde.

Das Kriegstagebuch von Friedrich Noll beginnt am mit dem Satz:

Ich bin am 6. August [1916] daß 2 mal ins Feld nach Russland zur 5. Komp. 22. I.R.

Ob Noll bereits während seines ersten Einsatzes im August/September 1914 ein Kriegstagebuch geführt hat, ist nicht bekannt. Das Kriegstagebuch endet am 22.2.1917. Der eigentliche Eintrag nach dem Datum ist herausgerissen. Das Buch ist auch vollgeschrieben. Vermutlich existieren noch weitere Bände, die mir allerdings nicht vorliegen.

Die Abschrift des Kriegstagebuches erfolgt buchstabengetreu. Zur besseren Lesbarkeit wurde Kommas und Punkte eingefügt, da Noll darauf zumeist verzichtet hat. Die Schreibung der Ortsnamen wurde von Noll übernommen. Soweit seine Schreibweise von der heutigen abweicht, habe ich die heutige Schreibweise der Ortsnamen in eckigen Klammern ergänzt. Leider konnte ich bisher nicht alle rumänischen Orte, die Noll erwähnt, ausfindig machen.

Der Text des Kriegstagebuches wird hier komplett wiedergegeben. Am Anfang sind deshalb Informationen wie seine Heimatadresse zu lesen, aber auch Angaben über Geldsendung an seine Familie. Am Ende des Kriegstagebuches finden sich Angaben über die Soldaten seiner Gruppe sowie ein Gedicht, das er über den Einsatz seines Regiments am Fluss Stochod verfasst hat.

Erste Seite des Kriegstagebuches von Unteroffizier Friedrich Noll

Kriegstagebuch des Unteroffiziers Friedrich Noll (1. August 1916 bis 22. Februar 1917)

Untffz. Noll

5. Komp. 22. bay. I. Rgt.

6. bayr. Inft. Div.

Unterffz. Noll

Frau Friedrich Noll

 

Kriegstagebuch aus Rumänien

10.11.1916

Unffz. Noll

5/22

aus Nieder Würzbach

geboren den 29. März 1891

 

Unterffz. Noll

22. bay. Inft. Rgt.

Erkennungsmarke 192

Gasmaske No. 28

Wolldecke No. 28.

 

II Zug

 

Geld heimgeschickt

Russland 20 M. 30M.                     50 Mark

In Lucheny Ungarn 9. Nov.           20 Mark

In Rumänien 24. Nov.                    10 Mark

In Rumänien 3 Dez.                        10 Mark

In Rumänien 20 Dez.                      20 Mark

 

Adsse. meiner Frau

Frau Friedrich Noll

Niederwürzbach Districktstr. 78

Pfalz

 

Meiner Eltern

Familie

Joseph Noll

Niederwürznach Huhsstr. 20

Pfalz

Zwei Löhnungsrücksendungen von KuK Res. Spital Gruppe III Szolnock vom 21.10.16 und 1.11.16. Empfangen pro Dekate 1 Krone.

 

Ich bin am 6. August dass 2mal ins Feld nach Russland zur 5. Komp. 22 I. Rgt. Am 1. August in Zweibrücken vormittags 505 abgefahren über Ludwigshafen Leipzig Bebra, Breslau, Lods [Łódź], Warschau Komel Powursk [Poworsk] zum Rgt.

 

Geld heimgeschickt in Russland.

mal 20 Mark mal 30 Mark                           50

In Lugany in Ungarn am 9. Nov.                20

In Rumänien am 24. Nov.                            10

In Rumänien am 3. Dez.                                10

In Rumänien am 20. Dez.                             20

 

Ich war vom 6. August 1916 bis zum 9. 10.11. in Russland. Am 3.10.16 in Russland noch Nachmittags Abmarsch über Powursk [Poworsk] nach Kriviadki angekommen. Nachts 12 Uhr verpflegt, um 1 Uhr verladen Abfahrt des Zuges 130 über Kovel, Vladimir-Volinski [Wolodymyr-Wolynskyj]. Dort verpflegt. Weiterfahrt Porizk-Sokal verpflegt, Bels-Bawa-Ruskov verpflegt. 11.10.: Jaroslau, Pryemysl [Przemyśl] – Zyrow durch die Karpaten weiter Nstry – Ramanza verpflegt Luykow nach Ungarn hinein Hamona [Humenné]-Satraljauiheli [Sátoraljaújhely] verpflegt 12.10. Miskols [Miskolc] verpflegt Mözököweyd [Mezőkövesd] – Hardwan [Hatvan] verpflegt. Jasberreny [Jászberény] Szolnok. Dort ins Lazarett bis zum 1. Nov. und Lazarett nach Budapest dort 2 Tage 3ten Abends 930 Abfahrt nach Arad Töwis hier eine Nacht morgens weiterfahrt hier Ettappen gemeldet wurden verpflegt und bekommen noch für 2 Tage Fleisch Brot Zucker Kaffe Taback mit. Ich fuhr zurück über Küskagust nach Iöwer von dort über Karlsburg Piski Shela nach Petroseny [Petroșani] am 6 Abends kam ich nach Petroseny [Petroșani] an und melde mich bei der 11. bayr. I.D. Von dort kam ich ins Unterkunftshaus, wurden verpflegt Fleisch mit Brot und Pulion, nur eine Nacht dort und ging morgens 8 Uhr noch weiter der Bahn nach bis Vulkau von dort nach Lugeny zur Komp. hier noch im Quartier bis zum 10. Nov. Am 9. war hier der Rgts. Inhaber und Fürst v. Wilh. v. Hohenzollern. Am 10. Nov. Marsch von Lugeny ins Gebierg nach dem Forsthauß. Biwack im Wald am 11. Nov. Marsch über Vulkan geht nach Bolika dort Verpflegungsrast weitermarsch bis zum Waldrand. Die preußische 41. I.D. griff an diesem Tag an. Am 12 mittags Abmarsch zirka 3 km vor dann Biwack. Am 13. Vormarsch bis in die tiefe Schlucht von Veiden, 2 Zug EW 14.

Am 14. Nov.

Mittags Abmarsch aus den Bergen raus ins eine Ortschaft. Wir sind jetzt aus dem Gebirg. Die Gegend ist herlich.

Am 15. Nov.

Früh 5 Uhr Abmarsch wir maschierten weiter links durch Sambutin über die Brücke über den Jui, werden gegen Abend in eine Ortschaft einquatiert, hier viel Wein Schnaps auch 2 Hühner geschlachtet.

Am 16. Nov.

Morgens 6 Uhr antreten zum Abmarsch, lagen an der Straße bis mittags, bekommen 5 Fleischbüchsen für die Gruppe, maschierten dan bis Abends in eine Ortschaft, einquatiert, eine Ente geschlachtet und ein Huhn. Nachtlager auf dem Speicher, schlechtes Wetter Regen und Schnee.

Am 17. Nov.

Wir maschierten mitt Marschsicherung in eine Ortschaft, unser Zug FW III in die Ortschaft die 1 Gruppe als U.P. an die Straßengabel, die Straßen wurden verbarrikadirt. Kavalerie Patroulie reiten.

Am 18. Nov.

Vormittags griffen die Rumänen rechts von uns die 7. und 8. Komp. an, wurde aber unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Ich machte mittags eine Patroulie, Verbindung mitt dem 3 Rgt. 3 Ortschaften vor der Front in einen Hof bekam von dem Bauer Schweinebraten und Wein, in der Ortschaft fand ich noch 30 Eier.

Am 19. Nov.

Mittags wurden wir abgelöst und kamen auf die Höhe als FW, es war sehr kalt und liegt Schnee. Ich kam auf U.P, wir sitzen die ganze Nacht um ein Feuer eine sächsische Radfahrer Komp. war auch bei uns als FW.

Am 20. Nov.

Wir rückten morgens zurück in die Ortschaft in die Kirsche, um 8 Uhr maschierten wir ab, unser Battl. unsere Komp. als Spitzenkomp. Bei uns ist 1. und 2. Battl. des 152 Inft. Rgts., wir maschierten nach Nordosten, gegen Abend kamen wir ins Quatier, hier wurden wir von Civilisten beschossen. Wir lagen im Schulhaus zwei Welschhühner geschlachtet. 4 Civilisten wurden erschossen, auch viele verwundet und erschossen von unseren Patroulien. Viel Honig Wein Nüsse und Obst fanden wir hier.

Am 21. Nov.

Abmarsch 35 km in eine Ortschaft einquatiert.

Am 22. Nov.

Früh Abmarsch wir kamen wieder zum Rgt., um 1 Uhr mittags verpflegungsrast und Post gefast, um 2 Uhr weider in eine höhere Ortschaft Quatier, schlachten ein Schwein, Wein Schnaps gabs auch hier.

Am 23. Nov.

Früh Abmarsch wir maschierten als linke Flankendeckung 32 km. Battl. wird einquatiert, II. Zug als FW in einen schönen Guthshof, von 12 Uhr bis morgens 7 Uhr meine Gruppe auch NP sehr kalt und Regen. Durch den Ru. Dolmetscher wurden bei dem Gutsbesitzer 50.000 Ztr. Weizen, 20.000 Ztr. Welchkorn 6000 kg Benzin und viele Sachen beschlagnamt. Der Bauer hatte zwei große Walzenmühlen, hier auch das erste Bett geschlafen in Rumänien.

24. Nov.

Morgens Abmarsch werden in eine Ortschaft einquatiert.

Am 25. Nov.

Früh Abmarsch durch daß Städchen Lubsu, nach 5 stündigen Marsch machten wir Rast, dann weiter ins Quatier (35 km)

26. Nov.

Früh 1 Uhr wurden wir Allarm wird maschierten ca. 2 Stunden bis Mamura an der Alt. Bei Tag sollten wir übergesetzt werden über den Fluß reihenfolge 7-6. MGK. Gr. W. 5. 8. Komp. Die 7. Komp. setzte über unter starken Verlusten, die 6. Komp. kam nur noch zwei Gruppen über. Der Angriff wird eingestelt. Die 5. Komp. maschierte zurück in die Ortschaft 5 Verwunden. Am Abend muste der 2. u. 3. Zug vor an den Fluß auch FW. Ich kam mitt 12 Mann auf NP weider rechts an die Übergangsstelle. Die 7. Komp. wurde wärend der nacht durch Pioniere zurück geholt. Wir wurden bei Tagesanbruch zurückgeholt in die Ortschaft. Die Rumänen gingen zurück. Wir konten noch etwas schlafen in einem Hause.

27. Nov.

Um 8 Uhr maschierten wir rückwärts bis 11 Uhr und rasten dann an der Straße nach Statina. Hier gabs Gebirgsschuhe Hosen und Post. Die Meldung kam daß die Rumänen die Alt-Linie geräumt haben und sich zurückgezogen haben. Wir maschierten um 5 Uhr bis zur großen Alt-Brücke vor Slatina. Diese war zerstört, einzelne Teile waren noch passierbar. Als die Spitze des Rgts auf der Brücke ist, bricht diese ganz zusammen. Es gab. u.a. auch ertrunken welche (die Alt ein stark reisender Fluß). Die Pioniere schlugen eine Schiffsbrücke, diese wird noch Nachts um 1 Uhr fertig. Wir passierten dan und kamen um 130 Uhr nach Slatina, eine schöne Stadt, hier gabs viel zu Essen und zu Trinken und Allerhand schöne Sachen.

28. Nov.

Morgens 7 Uhr Abmarsch am Bahnhof vorbei, dort Branten große Gebäude Schuppen, wir werden gegen Mittag einquatiert in eine Ortschaft zu Zigeuner. I. Battl. kam in eine andre Ortschaft unsere Artll. schoß die Rum. nach. Dort erst um 3 Uhr maschirten wir wieder weiter 35 km, hier gabs noch Post.

29. Nov.

Um 6 Uhr morgens Abmarsch. Es werden für die Komp. 3 Offizierswagen requiriert und die Tornister gefahren. Wir maschierten ca. 38 km über Mirozy [Miroși] um 6 Uhr Abends werden wir Einquatiert.

30. Nov.

Marsch feindliche Kavalerie zeigt sich, wurde von unserer Attl. beschossen.

Am 1. Dec.

7 Uhr Abmarsch nach ca. einer Stunde Rast hält Alles. Rumänische Arttl. beschießt daß preusich. Battl. 18er hinter uns. Wir maschierten in die nächste Ortschaft und rasten dort. Hier Löhnungsappel. Mittags maschierten wir ab. Wir halten noch mal weil daß Schützen Battl. die Ortschaft wo wir quatiert werden sollten zuerst nehmen muß. Wir werden gegen 11 Uhr Abends einquatiert.

Am 2. Dez.

Dasß III. Battl. geht bei Nacht über die Brücke über den Argesul. Die Rumänen hatten vor der nächsten Ortschaft eine gute Stellung. Daß III. und I. Battl. nehmen die Stellung (1200 Gefangene). Wir machten als linke Flankendeckung links hinaus unsere Komp. zunächst als Artll.-Deckung. Beim Vormarsch kam 8. und 6. Komp. mitt Rumänischer Nachhut ins Gefecht, trieben sie zurück und machten ca. 400 Gefangen. Die Komp. maschierte am Abend zum Battl. vor. Ich war am Argesul endlang auf Patroulie. Abends Ortsunterkunft, schlachten ein Schweinchen.

Am 3. Dez.

Maschiert die 5. Komp. vor und besetzt einen Waldrand. Wir gruben Schützenlöcher. Ich machte Patroulie nach Titu, dem Bahn und Straßenknotenpunkt nach Bukarest. Zum 3. Battl. Abends kamen wir aus dem Wald in die Ortschaft und stelten ein Untffz. P. auf.

Am 4. Dez.

Mittags Abmarsch. Wir werden durch daß Alpenkorps abgelöst und maschierten durch Titu, kamen gegen Abend in eine große Ortschaft, wo wir Quatier bezogen, kaum im Quatier kam der Befehl antreten. Wir maschierten 8 km. Dort soll die Komp. VP beziehen an der Bahn, hier war Kavalerie und 6 Minenwerfer und M.G.K. eingebaut. Wir lösten Husaren ab. Da kam unser Battl. wieder. Maschiert und wir musten nach 8 km vor daß erste Battl. von uns und daß Battl. 18er gehen rechts von uns vor (Wir geben Zeichen durch Leuchtkugel). Die Ortschaft Balteni ist frei. Wir werden einquatiert und stelten FW und III. Zug kam hier auf FW.

5. Dez.

Wir werden 5 Uhr geweckt und graben uns am Ortsrand ein. Rechts von uns wird daß 1. und III. Battl. heftig angegriffen. Wir maschierten zur Unterstützung auch hin. Wir sollten durch einen Stoß in die gegnerische linke Flanke die andere Battl. entlasten. Die 5. Komp. nimt am Ortsrand von Balanesti [Bălănești] Stellung. Die andere Komp. gehen links vor. Der Gegner hatt schwere Artllr. und nimt uns auch unter Feuer. Wir hatten (1 Toter und 5 S. verwunde). Nach einbruch der Dunkelheit musten wir den vor uns liegenden Wald durchstoßen bis zu einem Bach. Die Rum. haben sich zurückgezogen. Wir gehen wieder nach Balanesti [Bălănești] zurück in Unterkunft. Quatier ein Heuschuppen, sehr kalt und den ganzen Tag und Nacht Regen.

Am 6. Dez.

7 Uhr Abmarsch. Wir maschierten mitt vielen Unterbrechungen bis zum Abend ein. Daß Battl. in Quatier kommt müssen wir wieder in eine Ortschaft in der Artllr. liegt. An diesem trag machten die 41. I.D. eine ganze Rum. Div. zu Gefangen. 7000 Mann 1. General.

7. Dez.

Marsch in eine Ortschaft vor Bukarest nördlich.

8. Dez.

Rasttag. Wir schlachten zwei schwere Schweine, hatten viel Wein. Mittags hatten wir Gewehrappel. Hier bekam ich seid 8 Wochen die erste Post. 3 Briefe und eine Karte.

9. Dez.

Marsch bei sehr schlechtem Wetter und Regen ins Quatier.

Am 10. Dez.

Vor morgens 10 Uhr ab marschbereit, um 2 Uhr Löhnungsappel, um 230 Abmarsch, sehr schlechtes Wetter und eine sehr schlechte Straße und kamen um 520 nach Gratchi ins Quatier.

11. Dez.

Von 8 Uhr ab marschbereit, um 2 Uhr kam der Befehl Marschbereitschaft aufzuheben, ein Schwein geschlachtet, um 5 Uhr kam Befehl daß wir hier bleiben, um 6 Uhr wurden Liebesgaben gefast. Der Mann 10 Cigarren, Speck wurde auch gefast, im Quatier viele Läufe u. Flöh.

Am 12. Dez.

Um 5 Uhr morgens antreten zum Morgen Post fassen. Inn mitt Ruhe von 7 Uhr ab marschbereit, um 8 Uhr kam Befehl Marschbereitschaft aufzuheben, um 10 Uhr kam Befehl antreten. 38 km Marsch, um 4 Uhr mittags maschierten wir über den Fluß Jalomitu [Ialomița]. Die Brücke war 2 mal gesprengt. Daß Wetter war schlecht. Wir maschierten dan der Bahn entlang über den Bahnhof von Jalomita [Ialomița], hier waren die große Getreideschuppen der Bahnhof abgebrant. Hier standen 15 rumänische Lokomotiven. Die Bahn zerstört. Den ganzen Tag nichts zu Essen, um 12 Uhr kamen wir ins Quatier.

Am 13. Dez.

Früh 7 Uhr Essen gefast, heute 23 Eier gefunden, wir waren in Radulesti [Rădulești] im Quatier (gut), eine schlecht bewohnte Gegend. Mittags Pfannenkuchen gebackt, um 3 Uhr musten wir ausziehen an den Ostausgang vor der Ortschaft. Die 378er Artllr. und Kav., schönes Wetter viel Wein, neues Quatier auch gut, in der Ortschaft viel Gedreite Weizen und Taback. Hier ging daß Gerücht daß der deutscher Kaiser unserm Feinde den Frieden angeboten hatt mitt rücksicht auf unsere Erfolge in Rumänien.

14. Dez.

Morgens 930 Abmarsch 9 km nach Urzyzeni [Urziceni], hier ins Quatier. Wohnung eines rumänischen Oberst Ltn. gut, angekommen um 3 Uhr, hier daß erste Bett in Rumänien.

15. Dez.

630 Abmarsch Gotorca [Cotorca] nach Smardanul [Smârdan] 24 km um 315 Quatier bezogen (sehr schlecht). Gegend schlecht bevölkert. Eine Gans geschlachtet. Wetter sehr nebelich. Straße schlecht und aus gefahren.

16. Dez.

Ruhe Tag. Mittags ein Schwein geschlachtet, sehr nebeliches Wetter und kalt.

17. Dez.

Von morgens 8 Uhr ab maschierte. Um 1015 Uhr Abmarsch 20 km, schönes Wetter nach Caldaresti [Căldărăști]. Dort in Quatier, hier kamen wie wieder von der 41. p. zur 11. bayr. I. Div. vor der Ortschaft war eine gute russische ausgebaute Stellung.

18. Dez.

Morgens um 8 Uhr Abmarsch nach einem Gutshof ins Quatier, schöner Hof. Hier lag kolosal viel Getreite, heute kam osteuropäische Zeit herraus eine Stunde später. Im Hof standen 300 Gefangne Russen, Gutshof Lubiul am Fluß Calmätnin.

19. Dez. Jamar 50 km

Morgens 430 Abmarsch über Bülteni [Bălteni]-Boseti [Rosetti], Sordila–Greci [Surdila-Greci] nach Bahnhof Faurei [Făurei]. 26 km Marsch, eine Stunde Verpflegungsrast, um 1 Uhr kamen wir an den Bahnhof. Gefechtsbereit, die 11. bayr. I.D. griff heute um 3 u. 13 Rgt. machten den Angriff. Um 3 Uhr kam Befehl daß II. Battl. 22 zurück maschieren nach Faurei [Făurei] ins Quatier, hier fanden wir Bratwürste und Schweinefleisch, auf dem Bahnhof Faurei [Făurei] standen 3 bis 4 Transport und Petroliumzüge. Bahnhof selbst war viel zerschossen.

20. Dez.

Morgens von 5 Uhr abmarschbereit blieben doch hier. Mittags 139 Gewehr und Löhnungsappel, heute machten die Russen bei der 11. I. Div. ein Gegenstoß, wurden aber abgewiesen über großen verluste. Abends machten wir uns Kartoffelsalat und Fleischkuchel.

21. Dez.

Wieder Ruhe Trag um 4 Uhr mittags musten wir ausziehen, musten den bayr. Kavallerie Platz machen (heute 3 mal Pfannenkuchen und Fleischkuchel gebackt).

22 Dez.

10 Uhr Appel mitt Patronen und Eiserm Bestand, 230 Uhr antreten um 3 Uhr Abmarsch in Stellung, lösten daß III. Battl. 22 ab. Wir lösten die 11. Komp. ab, schlechte Stellung. Nachts schanzen.

23. Dez.

Morgens 40 Uhr Kaffe kochen, um 700 Uhr schweres Artilleriefeuer links bei der 9. Armee. Wir waren am linken Flügel der Donau Armee (Makensen). Abends um 9 Uhr wurde unser Zug abgelöst und kam zurück in Reservestellung. Schützenlöcher, die Nacht sehr kalt.

24. Dez.

Heute sollte der Sturm auf daß Gut Filipesti [Filipești] sein, wurde verschoben auf 25. Dez. Nachts muste ich auf Patroulie gegen daß Gut, sonst den Tag hindurch Ruh. Abend um 10 Uhr gingen wir in Sturmstellung, um 2 Uhr war die Stellung ausgehoben. Die Russen waren ziemlich ruhig, um 3 Uhr herum kam eine Russisch Patroulie, die wir unter Feuer nahmen.

25. Dez.

Morgens um 8 Uhr setzte daß Vorbereitungsfeuer der Artllr. und Minenwerfer ein von 9 bis 10 Uhr. Trommelfeuer. Punkt 10 Uhr gingen wir zum Sturm vor ohne Verluste, erbeute 2 M.G.K., gingen zuerst vor bis übers Gut um 12 Uhr vor über daß Dorf Filipesti [Filipești]. Dort musten wir uns eingraben und lagen hier bis 9 Uhr. Dan wurden wir durch die 6. Komp. abgelöst. Der Sturm wurde gemacht von I/22 und der 5. Komp. 22. Wir kamen Abends zurück ins Gut in einen Stall, sehr schlecht und kalt.

Heute ist auch unser Zugführer gefallen Vz. Feldw. Remlinger, ein sehr guter Führer, er liegt an der Kirche auf Gut Filipesti [Filipești] begraben.

26. Dez.

Ruh. Heute bekommen wir den Ersatz 50 Mann in die Komp.

27. Dez.

Morgens 445 Antreten die Komp. antreten, um 5 Uhr. Abmarsch nach Filipesti [Filipești]. Dort die Komp. Rgt. Res. um 10 Uhr bekam daß Artllr.feuer um 220 Uhr ging die Inft. zum Sturm vor, nicht geglückt. Die 5. Komp. wurde Nachts eingesetzt und wurde morgens um 5 Uhr abgelöst und kam zurück nach dem Bahnhof Faurei [Făurei] auf den Speicher, hier bekam die Komp. nach langer Zeit Post. Ich bekam eine Karte.

28. Dez.

Den Tag auf dem Bahnhof in Ruh.

29. Dez.

Um 715 antreten der Komp. 730 Abmarsch nach Filipesti [Filipești]. Hier lagen wir von 930 bis 130 und wurden verpflegt um 130 Abmarsch nach Detulesti [Deduleşti], dort ins Quatier gut.

30. Dez.

Morgens 630 antreten der Komp. um 730 kam der Befehl daß der Gegner abgezogen ist, wir maschierten 15 km und kamen nach Racowita [Racovița] ins Quatier.

31. Dez.

Morgens 730 Abmarsch des Battl. über Grüdin nach Scortarul-Vou [Scorțaru Nou] 15 km. Dort ins Quatier dazwischen verpflegt. Den ganzen Tag Regen. Quatier gut. III. Zug kam auf FW. hinaus.

1. Januar [1917]

Über Tag im Quatier ein Schwein geschlachtet, mittags Löhnungsappel 630 Uhr II. Zug Abmarsch auf FW. Wir lösten den I. Zug hier ab, lagen in den Schützenlöchern 1000 Meter vor den Russen.

2. Januar

Morgens um 630 durch den III. Zug auf FW abgelöst, zurück in die Ortschaft. Quatier war abgebrant, mittags Alarm, musten den Ortsrand besetzen. Abends hatten wir in Sturmstellung, wurde aber verschoben.

3. Januar

Über Tag Alarm. Quatier, ein Huhn gemacht und Kartoffel gebraten. Mittags um 2 Uhr wurde die Ortschaft von den Russen ohne Erfolg beschossen.

Abends 420 gingen wir vor in Stellung.

4. Januar

Nachts 130 Uhr hingen wir in Sturmstellung wärend wir in Stellung gingen, wurden wir von R.M.G.K. beschossen, von meiner Gruppe wurde ein Mann verwundet. Morgens 8 Uhr fing unsere Artll. an zu schießen, von 10 bis 11 Uhr Wirkungsschießen. Um 1130 gingen wir zum Sturm vor, wurde etwas aufgehalten am Drahtverhau. Die Russen wurden unter großen Verlusten zurück geworfen, machten viele Gefangen und 2 M.G.K. gingen vor bis vor Tetulesti, schanzten uns dort ein. Nachts blieb der II. Zug auf FW. Draußen sehr kalt, 12 Nachts verpflegt.

5. Januar

Morgens samelte daß Rgt. und ging mitt Schützenschleier gegen den Fluß Sereht [Sereth] vor gegen 11 Uhr wurden wir von den Russen beim vorgehen stark mitt Schrappnel beschossen. Um 12 Uhr kam Befehl daß Rgt. halten, um 2 Uhr gingen die 3 Battl. zurück ins Quatier, vor uns fuhr noch die Rumänische Eisenbahn.

6. Januar

Morgens 700 Uhr Abmarsch zurück über Scardanul [Scorțaru]. Dort begegneten wir der Bulgarischen Div., die uns ablöste, nach Konstantinesti [Constantinești]. Dort in die alte Quatiere (20 km) Marsch. Um 300 kamen wir hieran, schon 2 Tage schlechtes Wetter Schnee und Regen.

7. Januar

Morgens 645 Uhr Abmarsch über Janka [Ianca]. Dort eine Stunde Rast, hier bekamen wir Post, ich eine Paket, eine Karte. 11 Uhr weitermarsch nach Detulesti [Dedulești]. Dort ins Quatier, schlecht. 19 km Marsch, um 130 kamen wir hier an.

8. Januar

Morgens 700 Uhr Abmarsch über Filipesti [Filipești]-Faurei [Făurei] ohne Rast 25 km nach ____________. Hier ins Quatier, sehr müde. Quatier aber gut.

9. Januar

Rasttag, mittags Gewehrappel und appel mitt Bekleidungsstücke, um 4 Uhr Löhnungsappel.

10. Januar

Rast[t]ag. Ein Rind geschlachtet, gehaktes gemacht, mittags um 2 Uhr Appel mit dem Eisernen Bestand. Kaltes naßes Wetter.

11. Januar (8. u. 7. Komp. verladen)

Morgens 840 Uhr antreten der Komp. 900 Uhr abmarsch des Battls zur verlade Stelle nach Ruseti [Rosetti] nach Cilibia [Cilibia] ins Quatier, im Quatier zimlich Fette und Butter gefunden, auch haben wir uns Brot gebackt. Auf dem Marsch dursch ein Sumpf, wir waren sehr naß und voll Dreck. 12 km Marsch 6 Stunden maschiert.

12. Januar

Morgens in Cilibia im Quatier gebraten und Pfannenkuche gebackt, mittags um 300 Uhr Abmarsch zum Bahnhof Cilibia. Dort um Feuer gelegen bis 900 Uhr, um 1000 Uhr verladen, schlechter Wagon. Abfahrt 1200 Uhr über Ploiesti [Ploiești]. Dort angekommen um 800 Uhr früh.

12. Januar

Morgens angunft in Ploesti [Ploiești] um 800 Uhr, verpflegt. Dann zur Entlausungs-Anstalt, erste echte Entlausung, um 12 Uhr zurück in die Bahn, um 100 Abfahrt, in Ploesti [Ploiești] waren sehr große Voräte an Petroleum, sehr große Tanks waren zerstört und abgebrant. Um 100 Uhr Abfahrt des Zuges über Brags nach Civinia, angunft 400 Uhr. 1 Stunde Halt, verpflegt Brot Wurst und Suppe gefast.

13. Januar

Fahrt über Titu Pitesti [Piteşti]. Dort verpflegt, um 745 Uhr früh auch Wurst gefast, weiter Fahrt über Slatina.

14. Januar

800 Uhr früh Angunft in Herrmannstadt [Hermannstadt; heute: Sibiu), verpflegt Kaffe und Brot. 900 Uhr weiterfahrt über Piski [heute: Simeria] und Liga.

15. Januar

Über Dewa [Deva] nach Arad. Dort Abends 500 Uhr verpflegt Bohnensuppe und Brot.

16. Januar

Fahrt über Szolnock [Szolnok] verpflegt.

17. Januar

Rakus verpflegt morgens 745 Uhr Kaffe und Wurst, weiterfahrt über Budapest. Dort 1 Stunde Halt um 10 Uhr weiterfahrt über Helemba [Chľaba] der Donau endlang bis nach Rarkani. Dann nach Nana. Dort verpflegt.

18. Januar

Fahrt über Ersukujivar [Nové Zámky] morgens Wien Böheimkirchen St. Pölten. Dort verpflegt Kaffe und Brot. Fahrt über Melk sehr schöne Gegend. Amstädten verpflegt.

19. Januar

Morgens 230 Salzburg, eine schöne Stadt.

20. Januar

Morgens 700 Uhr Ankunft in Rosenheim. Dann zur Entlausungsanstalt gebaden und saubere Wäsche bekommen, nach dem Baden um 11 Uhr bekammen wir daß Essen, eine sehr gute Suppe Kartoffel Brot, nach dem Essen gabs noch eine guten Tee, nach den Endlausung wurden wir ganz neu Eingekleidet. Um 7 Uhr Abmarsch nach Kolbermohr [Kolbermoor] ins Quatier, ein Saal sehr gut.

20. Januar

Den ganzen Tag in Kolbermohr [Kolbermoor] auch eine schöne Ortschaft hier gabs viel und billig zu Essen. Abends 810 Uhr Abmarsch nach Bahnhof Rosenheim. 10 Uhr verpflegt.

12 Uhr Abfahrt des Zuges über München Augsburg Ulm.

21. Januar in Ulm verpflegt Suppe Brot und Kaffe (um 800 Uhr Sonntag)

Fahrt über Kebbingen württembergische Zell-Ober-Edlingen – Ludwigsburg 400 Uhr Pforzheim – Durlach – Karlsruhe – hier um 600 Uhr verpflegt, eine gute Suppe, weiterfahrt um 700 Uhr über Rasstadt nach Schlettstadt [Sélestat]. Dort Ankunft 12 Uhr. Ausgeladen, dann ein Marsch von 12 km nach Ebfieg [Epfig] hier ins Quatier gekommen morgens zu einen guten Bauer Quatier sehr gut.

22. Januar

Den ganzen Tag Ruh gehabt.

23. Januar

Mittags 300 Uhr Abbel mitt Anzug Feldmütze.

24. Januar

Morgens 1000 Uhr Appel mitt Gewehr, mittags Appel um 300 Uhr mit Patronen und abliefern der scharfen Patronen 120 Stück jeder Mann.

25. Januar

Morgens Appel mitt Helm und Mantel, mittags um 200 bis 400 Uhr Dienst. Ich hatte die Schuhe übernommen um 10 Uhr morgens viele Post empfangen, 10 Brief und 4 Karte.

26.1.17

Morgens 1000 Uhr Appel mitt Schanzzeug und Patronentasche, um 8 Uhr kams Battl. und die 7. Komp. von Transport, mittags von 2 bis 400 Uhr Exerzieren. Abends um 1000 Uhr Wirtschaftspatrolie mitt 2 Mann.

27.1.17

Heute Kaisergeburtstag, morgens um 9 Uhr Kuchenparade, 11 Uhr Post fassen, um 2 Uhr Löhnungsappell, 4 Uhr Gesundheitsbesichtigung. Heute gabs 4 M. Erfrischungszuschuß 1 M. Kaisergeld.

28.1.17

Sontag. Eine Fahrt nach Schlettstadt. Die Stadt nicht besonders schön.

29.1.17

Morgens 10 Uhr Appel mitt Lederzeug und Tornister, mittags von 2 bis 4 Uhr Einzelexerzieren.

30.1.17

Morgens von 10 bis 11 Uhr Unterricht, von 2 bis 4 Uhr Einzelexerzieren. Abends um 6 Uhr nochmals antreten, wurden Untffz. und Mannschaften ausgesucht zu M.G.K.

31.1.17

Morgens Exerzieren.

Morgens 1015 antreten um 1045 Abmarsch zum Rgt. daß Regt. wurde heute besichtigt durch seine Exzellenz von Kindel Oberbefehlshaber der Armeegruppe 3, mittags um 3 Uhr wurde die ganze Komp. geimpft gegen Tiphus, auch wurden heute Liebesgaben gefasst, Cigarren und Cigaretten.

1.2.17

Morgens von 9 bis 10 Exerzieren, mittags von 2 bis 330 einzelexerzieren, von 4 bis 5 Uhr Löhnungsappel Zucker Honig und Wein gefasst.

2.2.17

Morgens von 930 bis 11 Uhr Exerzieren, mittags um ein Uhr bin ich auf Wache gezogen, Rathaus Epfig mitt 6 Mann. Abends um 7 Uhr wurde ich abgelöst.

3.2.17

Morgens um 8 Uhr musten wir uns bei der 2. M.G.K. melden zum ausbilden 8 bis 9 Unterricht, dan ins Gelände Exerzieren, mittags von 2 bis 445 Unterricht und M.G. reinigen.

4.2.17

Sontag morgens um 1030 Appel und austeilen der Weinachtsliebesgaben, ich bekamm eine Flasche Wein ein Taschentuch eine schöne Holzfeife Taback eine Dose Ölsardinen und Zuckergebäck, mittags um 3 Uhr Durstappel.

5.2.17

Morgens von 8 bis 11 Uhr Unterricht und Exerzieren, mitt M.G.K. mittags von 2 bis 4 Uhr Unterricht und Reinigen der M.G.K.

6.2.17

Morgens 10 Uhr Kirchgang der Katholiken, mittags von 2 Uhr ab Unterricht und Exerzieren mit M.G.K. Abends hatte die Komp. Weinachtsfeier im Rathaus Epfig gabs Bier und Cigarren, war sehr schöne Unterhaltung.

7.2.17

Morgens kein Dienst, mittags Exerzieren bei M.G.K.

8.2.17

Morgens von 830 bis 11 Uhr Exerzieren M.G.K. Ex.-Platz, mittags Unterricht und Exerzieren.

9.2.17

Morgens von 830 bis 11 Uhr Exerzieren M.G.K., mittags von 230 bis 4 Uhr Unterricht und Exerzieren mitt Gewehrreinigen. Heute gefiel dem Zornig Hilfendegen der Reisemarsch ausnahmsweise sehr gut, was selden der Fall ist.

10.2.17

Morgens von 830 bis 11 Uhr Exerzieren M.G.K., mittags von 2 bis 3 Uhr Unterricht über Schißverfahren am M.G. 330 Gesundheitsbesichtigung, um 5 Uhr Löhnungsappel mit Dienstappel, gab auch Post, ein Brief, eine Karte.

11.2.17 (Sontag)

Morgens 10 bis 11 Uhr Unterricht mittags ging ich nach Schlettstadt.

12.2.17

Morgens um 830 bis 11 Uhr Exerzieren M.G.K. Mittags ging die ganze 5. Komp. nach Schlettstadt zum Baden. 230 Abfahrt des Zuges. Die Komp. badet in der Badeanstalt vom Jäger Battl. No. 18, ein gutes Bad. Dann zurück an der Bahn um 545 Abgefahren, um 615 zurück nach Epfig.

13.2.17

Von Morgens 830 Exerzieren mitt M.G.K. Mittags von 230 bis 440 Richt- und Zielübungen mitt M.G. Abend um 600 ging ich nach Gagenheim [Kogenheim] (Bahnstation) (von Epfig bis Gogenheim [Kogenheim] 8 km) um 11 Uhr kam ich zurück. Heute landete ein Flieger aus Freiburg, hier beim Landen ist der Apprat umgestürzt und war defegt geworden. Den Flieger machte es nichts. Meine Gruppe stelte die Fliegerwache bis Abends.

14.2.17

Morgens 830 Abmarsch zum Schießplatz Schulschießen (Einzelfeuer), gut geschossen. Die Komp. hatte um 10 Uhr Kirschgang. Mittags um 3 Uhr ab hatten wir daß Reinigen der Maschinengewehre.

15.2.17

Morgens 830 bis 11 Uhr M.G. Exerzieren. Mittags Unterricht Schießvorschübe und Gewehrreinigen.

16.2.17

Den ganzen Tag Exerzieren mit M.G.

17.2.17

Die M.G. Komp. ging heute nach Schlettstadt zum Baden, wir hatten keinen Dienst. Mittags ging ich um 3 Uhr nach Eichhofen [Eichhoffen] und um 6 Uhr nach Sturtzheim [Stotzheim]. Kam Abends um 900 Uhr zurück.

18.2.17 (Sontag)

Ging herüber nach Eichhoffen. Spazieren mitt e. Frau.

19.2.17

Morgens Exerzieren M.G. Mittags hatte ich dienstfrei und ging nach Eichhofen [Eichhoffen] spazieren und kam Abends um 800 Uhr zurück.

20.2.17

Morgens 615 Antreten der M.G. Komp., gingen zur Bahn um 720 Abfahrt des Zuges nach Schlettstadt, maschierten auf den Flugplatz, besichtigten die Kampflugzeuge und die M.G. der Flieger, auch wurden Flüge gemacht, sehr schön, gingen um 1230 zur Bahn Rückfahrt nach Epfig um 110 mittags, hatten wir eine Stunde Gewehrreinigen.

21.2.17

Den ganzen Tag dienstfrei. Mittags Löhnungsappel.

22.2.17

[Der Rest der Seite ist herausgerissen.]

 

 

 

Rumänien

In Rumänien waren wir vom 11. Nov. bis zum 5. Januar, wurden dursch die 41. bulgarische Division abgelöst am Gefecht, kammen zurück und wurden noch 3mal einquatiert bis wir am 12.1.17 verladen wurden auf dem Bahnhof Cilibia.

Rumänien den 12.1.17.

Untffz. Noll

5. Komp. 11. I.Rgt.

 

 

In gröseren Städte waren wir wärend des Vormarschs in Rumänien

In der Walachei

Balsu

Slatina

Kitesti

Titu

Urzizeni

Faurei

Sancka

Vom 10. Nov. bis 4. Januar.

 

Wir waren in Russland am Stochod in St. Unury rechts der Bahnlinie Kowel-Luk [Luzk], eine schlechte Gegend, sehr sumpfich, wir hatten hier eine schöne Stellung, aber ein sehr schlechtes Wetter ga[b]s hier. Wir waren hier von Juli bis zum 9. Oktober 1916. Dan kamen wir vort nach Rumänien.

Geschrieben in Russland am Stachod den 9.10.16 Untffz. Noll 5/22

 

Ober Elßaß

Wir kammen am 22ten 1.17 morgens nach Epfig im O. Elßaß in Ruh, es ist eine ganz schöne gegend, auch wird zimlich Wein hier gebaut. Epfig hatt zirka 2500 Einwohner und sind fast hundert Bauern hier, es ist eine ältere Ortschaft, von hier hatt man eine schöne Aussicht gegen die Vogesen, wir lagen hier in Ruhe bis zum

Epfig den 31.1.17 Noll Untffz. 5/22

4 Gruppen II. Zug 5. Komp. 22. I.R.

Untffz. Noll

Gefr. Appel Oggersheim

Inft. John Sand

Inft. Geiger Obernusstadt

Inft. Herger Bocksbrunn

Inft. Krauss Laz.

Inft. Klag Mannheim

Inft. Lagenmanier Werrishofen

Inft. Rupprecht Karlsstadt

Inft. Fertig Amorbach

Inft. Ziegler Donauwörht

 

 

2. Gruppe II. Zug 5. Komp. 22. I.R.

Untffz. Noll

Geft. Assel von Lautern

Geft. Hütter von Bottenbach

Geft. Steingas von Mannheim

Geft. Rückt von Otterbach

Geft. Jonson von Aschaffenburg

Geft. Müller von Bösostheim

Geft. Mayer von Erbach

Vz. Feldw. Remlinger

Gefallen am 25. Dez. 16 bei Filipesti [Filipești] in Rumänien

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Kriegstagebuch Leutnant d. R. H. Reich 12. Bayr. Inf. Reg. (25. Juli 1917 bis 7. Juni 1918)

Über den Verfasser dieses Kriegstagebuches, Leutnant der Reserve H. Reich, ist leider nicht viel bekannt, weder sein Wohnort noch sein vollständiger Vorname.

Nach der Regimentsgeschichte des 12. Bayerischen Infanterie Regiments „Prinz Arnulf“ war H. Reich im Nai 1917 Vizefeldwebel der Reserve in der 1. Kompanie. Spätestens mit Beginn des Tagebuches, also am 25. Juli 1917, wurde er dann zum Leutnant d. R. befördert.

Während der Zeit von Juli 1917 bis Juni 1918 war Reich mit seinem Regiment an der Westfront in Frankreich eingesetzt.

Vorsatz des Kriegstagebuches von H. Reich mit Namenseintrag und Einheit
Erste Textseite des Kriegstagebuches von H. Reich

Kriegstagebuch Leutnant d. R. H. Reich 12. Bayr. Inf. Reg. (25. Juli 1917 bis 7. Juni 1918)

25.7.17. Keine besonderen Ereignisse. Heute früh die Franzosen an 3 oder 4 Stellen, doch nicht bei uns. Es ist ein Empfinden wie bei einem Erdbeben. Morgens wird L. Ittameier in Urlaub fahren. Ist ja nicht gerade angenehm, weil ich selber in Urlaub möchte u. auch dürfte u. infolge dessen hingehalten bin. Vielleicht wird bald ein anderer L. mit der Führung betraut, u. ich kann doch weg. Am Abend bei der linken Nachbarkomp. bis spät in die Nacht hinein Minen.

06.7.17. Früh 400 wieder eine Quetschung beim 15. Inf. Regt. Am Abend eine Gewehrgranate auf den Unterstand. Schöne heiße Sommertage.

27.7. Ittameier auf 3 Wochen in Urlaub.

28.7.17. Starkes Gewitter, der ganze Graben schwimmt.

29.7.17. Nichts besonderes.

30.7.17. Noch immer die alte Comp.

31.7.17. Nicht Neues.

Bis 3.8.17. In der Stellung.

Bis 7.8.17. Im Schreinertal als Arbeits-Kompagnie.

Bis 11.8.17. In Lager Bomaswalde. Regenwetter.

11.8.17. Nachm. wieder in Stellung u. zwar in U. Absch. Reserve mehr im Lager Küchental. Unterkunft gut, persönlich einen schönen Unterstand.

Bis 19.8.17. Hier. Es ist zum Aushalten. Stets Gewitterregen u. Sonnenschein.

Am 19.8.17 wird L. Ittameier eintreffen sodaß ich denn in Urlaub darf. Die Tage werden recht langweilig.

20.8. in Urlaub.

21.8.17. Das Wetter während des Urlaubs durchschnittlich sehr schön. Hute 29.8.17 Regentag.

 

[In anderer Schrift am 31.8.1917]

31.8.17. Mit Herrn Leutnant in Gersthofen, wunderschöner Regentag, beim Straßer im feuchten Eden besichtigt Herr Leutnant den Flugplatz von Gersthofen. Amen Julia Ebert

31.8.17. ½ 9 Uhr Herr Leutnant ist zur Zeit sehr stark in anspruch genommen, er träumt wie mir scheint von seinem früheren lieben Kußerl und ist infolgedessen mit einemal gänzlich verstreut. Hoffe Ihn wieder in balde aus seinem Traum erwecken zu können.

Mit Gruß Julia

 

1.9.17. Angenehmes Wetter.

Am 5.9.17. Abend bei strömendem Gewitterregen in Stellung Ulm II. mittleren (II. Zug) übernommen. Wetter schön. Stellung gut ausgebaut, wenig Feuer, links von uns heute 9.9.17 abend 9h starkes Feuer.

10.9.17. Nichts Besonderes.

11.9.17. Wie die Vortage, herrliches Wetter.

12.9.17. Wird die Komp. in I. Linie abgelöst u. kommt ins Mittellager.

Am 19.9.17. Komp. vom Mittellager (wo der Gegner einmal 10 Granaten 22,5 Kal. reinsetzte u. auch meinen Unterstand verschüttete) wieder in I. Linie (Ulm II). Im allgemeinen ruhig, nur nachts Ulm I. und M. IV. zeitweise starkes Artillerie- u. Minenfeuer.

Am 22.9.17 eine größere Unternehmung bei den 20 mit starken Artillerie- u. Minenfeuer jedoch ohne Erfolg. Am Abend vorher erwischte eine Patrouille der 8. Komp. links von uns 2 Franzosen.

Seit 21.9. bin ich wieder Komp. Führer, da L. Ittameier auf 8 Tage in [?] nach Berlin kommandiert ist. Während dieser Zeit bis heute 23.9.17 nichts besonderes.

26.9.17. früh abgelöst durch 2/12 u. nach Lager Eyach-Nord ([Keensagne?]) ein ungemütliches Lager, liegt namentlich nachm. unter ziemlich starken Feuer aus schweren Kal.

Bisher 28.9.17 sind wir ziemlich verschont geblieben. Würde ja nicht viel ausmachen, mal die Unterstände sehr gut sein. Mein Unterstand (Komp. Frhr.) steht allerdings ziemlich unter Wasser. Es muß ständig gepumpt werden. Werden bis 3.10.17 hier sein u. dann wieder nach Ulm II kommen; alsdann hoffe ich auf 7 Tage Ruhe in Bois Emont. L. Ittameier wird am 1.10. auch wieder eintreffen.

Das Wetter ist herrlich, ein großartige Altweibersommer. Zur Zeit nehme ich an einem mehrtägigen M.G. Kurs teil. Interessiert mich u. ist eine ganz nette Unterhaltung. Den Unterricht erteilt L. Welz 1. M.G.K. im Mittellager. Heute erhielt ich von meiner Braut endlich ein Contrefait, auf das ich schon längst wartete.

3.10.17. früh wieder Ulm II. 1. Linie. G. Lt. Hiller ist dem 1. Rgts. Battl. als stellv. Komp. Führer bestimmt; ärgert mich, aber es macht nichts. Ist noch ruhig, Wetter hat umgeschlagen; teilweise Regen.

5.10.17 1. Kp. übernommen. Auf wie lange weiß ich nicht. Eyach-Nord noch am Abend nach Eyach-Süd. Die Bude ist wenigstens trocken; bombensicher ist sie ja nicht.

6.10.17. Heute früh Regenwetter. Noch 8 Tage in Ulm II., dann abgelöst durch 6./12. und 8 Tage in Ruhe in Emont-West.

12.-13.10. Die Komp. ist Baukompagnie u. arbeitet in einer neuen R Stellung an Unterständen bei Very [Véry]. Während der 8 Tage ein flotter Kasinobetrieb.

Am 21.10. 11h abends Abmarsch in die Stellung (Unterstützungs-Komp. im Westend-Lager (Lustnau).

Am 25.10. früh 400 soll Unternehmen Müller stattfinden. Bin neugierig.

25.10.17. Unternehmen Müller mißglückte. Die Leute machten kehrt. Auf jeden Fall klappte nicht alles.

28.10.17. Löste die Komp. 3./12 in Ulm IV ab. Der Abschnitt ist recht schlecht. Zusammengeschossen u. eingefallen u. sehr viel Wasser. Feuer wenig.

Am 4.11.17 früh wird die Komp. durch 4./118 I.R. (Hessisch) abgelöst. Wohin es jetzt wieder geht weiß ich noch nicht. Auf jedenfall wieder in Großkampf. Große Freude u. Befriedigung lösen zur Zeit die schönen Erfolge der Deutschen u. Österreichischer an der Franzosenfront aus. Bisher heute sind über 180000 Gefangene u. 15600 Geschütze eingebracht. Für alle Fälle ist das noch nicht der Enderfolg. Wahrlich ein herrlicher Sieg! Obwohl diese Nachricht im Ententelager nicht ernüchtert?

Bin nur gespannt wo uns jetzt das Schicksal, d.h. unsere Oberste Heeresleitung, jetzt uns wieder hin versetzt. Gleichwol wohin tun unsere Schuldigkeit, dann wird es auch wieder recht werden.

Mit Gott, für König u. Vaterland!

Einige Tage in Stenay. Im dortigen Offiziersheim einige ganz volle Tage verlebt. Die Unterkunft geht an. Habe ein Zimmer u. eine Matratze.

Stenay ist ein ganz altes kleines Städtchen: Es sind dort noch ziemlich Zivil. jetzt auf Hilfsdienst. Nach 4 Tagen abtransportiert nach dem Sündgau (Oberelsaß). Die Komp. ist in Waldighofen untergebracht (Fabrik). Sind jetzt 16.11.17 circa 8 Tage hier. Obwohl nur 7 km von der Front entfernt ist die ziemlich große Ortschaft noch bewohnt. Die Zivilisten aber nicht besonders gut auf die Soldaten zu sprechen. Die dauernde Einquartierung aller möglichen Truppen wird sie natürlich recht verstimmt haben. Bin hier schon 3 mal umgezogen; jetzt mag ich nicht mehr; habe jetzt eine leidliche Bude mit einem ganz guten Bett. Leider fehlt es an Braumaterial.

Machte heute einen größeren Geländeritt nach Pfirt. Diese Ortschaft ist zwischen Burgen gekrönten Bergkegeln schön gelegen. Führe ab gestern 16.11.17 wieder I.V. die Komp.

17.11.17 früh 645 steht die Komp. am Bahnhof Waldighofen verladebereit gegen 1000 dann Abfahrt. In Schlettstadt gegen 400 nachm. gute Verpflegung. 18. Mittags Ankunft in Chauvency [Chauvency-le-Château] bei Montmedy [Montmédy], hier Landmarsch (ca. 15 km) nach Thonne la Long, größere Ortschaft nahe der belgischen Grenze.

19.11.17. Ruhetag. Die Quartiere sind durchwegs sehr schön.

20.11.17. Vormittags Exerzieren.

21.11. Exerzieren. Regentag.

22.11.17. Entlausen u. Baden in Breux ca. 1 Stunde entfernt. Dort ist die 2. Kp. untergebracht.

23.11.17. Übung bei Virton (Besichtigung einer Abtlg. vom 9. Feld. Art. Regt. I/12 (3. Kp.) benötigt)

24.11.17. Ruhetag.

25.11.17 marschbereit. ½ 12h kam der Abmarschbefehl, kurz vor dem Essen 130 nachm., sollten wir in Montmedy [Montmédy], Kleinbahnhof Süd sein; kamen infolge der knappen Zeit (Es sind 2 Stunden Marsch) ¾h zu spät. Von hier mit Kleinbahn nach Damvillers. 600 abends. Marschierten dann nach Etraye [Étraye] wo wir einquartiert werden sollten. (Die Ortschaft lag übrigens unter starkem Feuer) Doch gleich darauf kam der Befehl wir würden mit Autos nach Flabas gefahren u. kamen gleich in Stellung. So war es auch. Der Anmarschweg von Flabas nach der Stellung lag unter starkem Feuer, hatten auch ziemlich Verluste bis heute 27.11. sind mir als Offiziersverluste bekannt H. Lt. Dresler, †, H. Lt. Schütze verwundet, Oberarzt †, H. Lt. Kauz. H. Lt. Schmidinger verwundet. Sind am linken Flügel des Batl. bei Samogneux in Granattrichtern in Stellung, zu Essen bekam heut 25.11. Mittags die Komp. bis heute noch nichts. Heute Abend soll Verpflegung eintreffen. 21.11.17. nichts besonderes: Verpflegung traf endlich ein. In der Nacht vom 30.11. auf 1.12.17 wird das Batl. durch I/R.I.B. 245 (Sachsen) abgelöst. Ablösung vollzog sich ohne Verluste. Marschierten nach Etraye [Étraye] wo uns Mittags 12h Autos abholten u. nach Grand Failly verbrachten. Quartiere gehen an.

2.12.17 hier großer Reinigungsdienst.

3.12.17. Nachm. Grand Failly. Abende 700 bei H. Hauptmann. „Belohnung?“ über Äußerung meinerseits die ich am Abend vorher gemacht hatte. Abend wurde nunmehr die H. Komp. Führer zum Bierabend geladen. Macht auch nichts.

4.12.17. Warte auf meinen Urlaub. Der könnte heute kommen.

Ab 5.12.17 auf Urlaub. Mußte leider mit dem Batl. vorher noch den Umzug nach Lager _______? (bei Damvillers) mit machen, weil ich kein Fuhrwerk für meinen Koffer auftrieb, kam so leider 1 Tag später heim.

Heute 22.12.17 ist der Urlaub, der nur zu rasch wieder verging wieder vorbei. Muß jetzt um 10h weg. Bis 500 nachm. hier in Montmedy [Montmédy] warten bis das Kleinbähnle nach Damvillers fährt.

Bis 30.12.17 in Stellung als Komp. Führer i.V.

Nette Sylvester u. Weihnachtsfeier im Lager Morimont, aber sehr kalt.

Am 4.1.18 fuhr ich weg in M.G. Ausbildungskurs für Offiziere nach Waulsort bei Dinant. Sitze jetzt 4.1.18 nachm. 200 wieder im Offiziersheim in Montmedy [Montmédy] u. esse zu Mittag u. versuche mich etwas aufzuwärmen, bin auf der Kleinbahn schrecklich erfroren. Will sehen wann ich heute Nacht in Waulsort ankomme.

5.1.18. Beginn des Kurses. Kam am 5.I. früh 100 in Waulsort an; der Bahnhof liegt ¼ Stunde vom Ort entfernt. Meldete mich gleich an u. erhielt Quartier Unter Weg 5, Zimmer 1. Das Zimmer geht an. Licht, Bett, Ofen sind vorhanden. Bin der 2. Lehrkomp. zugeteilt.

Die Umgebung (Maas mit dem hohen, felsigen Ufer) sehr schön. Unterricht nicht zu viel. Das Leben endet aber heuer. Esse im Hotel Modana:

Kaffee 1 M

Dinner 4 M

Saufen 3.20 M

Es wird allerdings täglich ein Verpflegungsgeld von 8 M ausgezahlt. Aber trotzdem sitze ich heute 20.I.18 recht trocken. Freue mich auf die morgige Auszahlung.

7.II. Kursschluß. Nachm. 3h abfahrt nach Charleville. Dort Übernachten; annehmbare Unterkunft.

8.II. Fahrt nach Longuyon und Longwy. Hier übernachten u. abwarten der Ankunft meines Gepäcks (Hotel Cannace, Essen sehr gut u. billig).

9.II. nachm. Durch Gui mit dem Füchsen der Comp. abgeholt u. abends ankunft in Villers la Montagne. Dort Unterkunft leidlich bei Madame Frizou, die 1842 geboren ist. Dort Aufenthalt bis zum 18.III.18. Übungen in größeren u. kleineren Verbänden. Bei den Div.-Übungen meist sehr weiter Märsche, am weitesten von sämtlichen Truppen der Division. War in Villers la Montagne sehr nett. Eine große Ortschaft (vielleicht 1000 Einwohner) Zivilbevölkerung anständig.

Am 18.III.18 früh 700 abmarsch nach Constantine Ferme, wo wir nachm. 300 ankamen. Unterkunft den Umständen entsprechend. Während der Nacht feindl. Flieger auf den dortigen Flugplatz Bomben geworfen. 2 Bomben schlugen in nächster Nähe (80-100 m) ein. 1 Telephonhäusl zerstäubt. 1 Mann tot 2 schwer verwundet. Derselbe Flieger bewarf auch Longwy. Der dortige Bahnhof abgebrannt. 17 Waggon eines Munitionszuges in die Luft geflogen.

19.III. früh Abmarsch nach Morimont. Nachts 1100 Abmarsch wieder nach Constantine Ferme 300 früh ankunft Villers la Montagne in die alten Quartiere. Dort am 21.III.18 früh bewegung, sollen bereits die 8. Division sein, die diese Manöver machte. Hoffe noch auf einige schöne Tage hier, werde das Bett noch tüchtig ausnutzen. Das Wetter hatt sich wieder gebessert. Morimont am 19.III. regnete es ungeheuer. Die Straßen schwammen; bin meiner guten Stiefel froh.

22.III.18. ab 1200 Mittags marschiert.

23.III.18. abends 8oo Abmarsch in Villers la Montagne. Am 24.III. früh 400 in Audun le Romagne verladen.

25.III. nachm. ankunft in Cambrai. Quartier in St. Vaast rue No. 47.

26.III. früh Abmarsch in Cambrai nach Raillencourt (1h entfernt).

26.III. abends von hier Weitermarsch nach Havrincourt, dort im Schloßpark Biwack. Fror mich ungemein.

27.III. 18 früh Weitermarsch Bertincourt, Unterkunft in Baracke.

28.III. früh Marsch nach Ligny-Tylloi [Ligny-Thilloy], mir wohl bekannt aus der Sommeschlacht, dort Biwack bezogen. Abends 700 Rückmarsch nach Betincourt bei strömendem Regen. Dort die ganze Komp. in 2 kleine Baracke, völlig durchnässt zusammengefercht.

29.III.18. Weitermarsch nach Moisleins [Moislains] (auch wohlbekannt). Dort Biwack. Wetter bessert sich weiter. Das eroberte Gelände ist sehr interessant. Englische Ausrüstungsgegenstände der verschiedensten Art. Tote (Englische u. deutsche, Pferde, Gefangene etc.).

30.III. früh Weitermarsch nach Estrées im Gebiet der Sommeschlacht. An der großen Straße nach Amiens, in Deniecourt [Deniécourt] in Zelten u. alten Unterständen Unterkunft. Abends bei ekelhaftem Regen Marsch nach Herleville (noch nie deutsch). In einer kleinen zerschossenen Hütte 2 Komp. untergebracht.

31.III. 730 Abmarsch nach Beaucourt en Santerre 17 km südlich. Dort 2h ankunft. In dem Wäldchen östlich Verpflegung.

1.4.18. Hier Biwack, ebenfalls am

2.4.18 u. 3.4.18. Wetter geht an, Regen u. Sonnenschein. Fliegergefahr. Ein Flieger schoß unseren Feldballon ab u. wurde dann von unserem M.G. abgeschossen. Er soll erschlagen worden sein. Finde ich nach meinem Empfinden nicht recht. Heute früh sprang schon 1 Fuchs im Lager rum, war anscheinend im Wäldchen im Bau u. bekam Junge.

3.4. Abend 10h in Bereitstellung vor Ville aux Erables [Villers-aus-Érables].

4.4.18. früh 6h-810 setzte unser Artilleriefeuer ein. 810 trat unsere Artillerie zum Sturm I/12 Divisions-Reserve. Vormittags nachgezogen bis nach Morisel-Süd (Festung). Um 320 Nachm. treten wir zum Sturm auf die Höhen westlich Morisel an. Ziemliche Verluste durch Artillerie- u. Inf. Feuer.

5.6.7.8./4.18. in Stellung. Befehl zum eingraben u. die Stellung unter allen Umständen halten. Wetter sehr schlecht. Friert uns bis auf die Knochen.

9.4.18 früh bei Tagesgrauen durch Rgt 57 abgelöst. 1 Nacht 2 Lager bei Beaucourt.

10.4.18. Rückmarsch nach Rosières Biwack.

12.4.18. Seit heute abend eine Baracke.

13.4.18 heute windiges Wetter.

14.4.18. Noch hier (abscheulicher Sturm, fror uns ein)

15.4.18. Noch hier.

16.4.18. Ab nachm. so bereit halten, daß 1 Stunde nach Eintreffen des Abmarschbefehls abmarschiert werden kann. Ab heute nachm. I.V. Komp. Führer 1./12. I.R. H. Lt. Rösch fußkrank. H. Ittameier weigerte sich mich zum Verdienstorden 4. Kl. vorzuschlagen. Macht auch nichts. Bin es ja gewöhnt.

17.4.18 nachts 2h kommt Befehl, daß ich mit Herrn Lt. Spörl zum III. Batl. versetzt bin, gleichzeitig marschbereit. 530 früh antreten auf die Alarmplätze; wie verlautet, damit die die wieder vermutete französische Angriff erfolgen sollte, gleich antreten können. Melden uns nach Ausfindigmachen des III. Batl. gleich beim H. Kommandeur Hptm. Schäffer. Dieser teilt mich der 10., Lt. Spörl der 12. Komp. z. Herr Lauenstein, Führer 10./12. I.R. recht liebenswürdig, hoffe, auch mit ihm gut auszukommen. Der erste Eindruck ist recht nett. / Die Marschbereitschaft wurde 1100 früh wieder aufgehoben; sind wieder in die früheren Quartiere abgerückt. Hoffe, daß wir hier noch einige Tage sind. / Aß heute mit Herrn Lauenstein Roßleber u. Herz: schmeckte nicht übel. /

18.4.18 früh wieder marschbereit. 1000 wieder aufgehoben, um 1020 vorm. Aufstellung vor dem Kommandeur. (Fällt aus, Abmarsch nach Beaucourt).

18.4.18. Abend I.V. Komp. Frhr. 12/12. am abend noch in ein anderes Waldlager (wo wir vor dem 1. Einsatz waren) umgezogen (wegen Beschießung).

19.4.18 abend in Stellung. 10h Abmarsch.

20.4.18 früh 200 12./84.7 I. R. in  1a an der Straße Moreuil-Thennes abgelöst. Schönes Wetter. Will sehen was weiter geht. Komp. Abschnitt bisher ziemlich ruhig. Bisher Gottlob keine Verluste.

H. Lt. Lauenstein (10./18.) wurde verwundet, ebenso Spörl, der die Komp. übernehmen mußte.

21.4.18. Gefechtstätigkeit wie gestern. Heute früh 5-600 starkes fdl. Artilleriefeuer; 11. Komp. hatte eine Patrouille zu machen. Wetter gestern u. heute schön. Nachts Reif u. daher recht kalt.

22.4.18. Nichts Neues. abends u. während der Nacht leichter Strichregen.

23.4.18. Heute wieder schönes Wetter. Sonst ohne Neuigkeit.

24.4.18. Während der Nacht besuchte Pfarrer Auwander die Komp. Früh Angriff angesetzt. Um 600 vorm. beginnt der Artillerie-Wirkungsschießen. Um 700 vorm. beginnt rechts u. links der Angriff. Das verabredete grüne Leuchtzeichen zum Angriff bei 15. I.R. blieb aus. Starke Vergasung, die Luft undurchsichtig. 830 dann Vorrücken der Komp. in 2 Wellen, 1. Welle bis über die bisherige Vorpostenlinie hinaus, starkes M.G. u. Inf. Feuer von halbrechts. Rechts der Straße 15. I.R. kam aus der Stellung nicht heraus. Die Komp. blieb aber als dann liegen. Später einsetzen der eigenen Artilleriefeuer verursachte empfindliche Verluste, 4 Tote u. mehrere Verwundete, worauf sich der Rest des rechten Flügels der 2 Welle wieder in Ausgangsstellung u. nach links zog. Es kam dann der Befehl um 1200 abermals anzugreifen. Komp. drang vor bis 40 m vor die gegnerische Stellung 2 l M.G. Rechts abermals keine Unterstützung, links kam der angriff nicht nach u. ins Stocken. Komp. blieb in der genommenen Linie liegen u. hängte sich ein. Um 1100 nachm. Ablösung durch 7./12 die am weitesten vorgedrungen Teile wurden zurückgenommen. Verluste namentlich infolge eigener Artillerie u. fdl. M.G. u. Inf. Feuer recht empfindliche 9 Tote 13 Verwundete.

25.4.18. Komp. in Bereitschaft bei Lepigny Ferme. Fdl. Artilleriestreufeuer. Heute abend stürmt (wurde nichts) I. Batl. Sandgrube u. Wäldchen westlich davon. Von Ablösung noch nichts bekannt. Hoffe nicht mehr vor zu müssen.

26.4.18. Noch in Stellung bei Lepinoy-Ferme. Sonst nichts Neues. Einige Granaten auf die Stellung. Der Tag im Großen u. Ganzen ruhig, trübes Wetter. Von Ablösung vermerkt nichts. Ebenso heute den 27.4. noch nicht. Tag über starke Feuerüberfalle u. Streufeuer. Eigener Flieger abgeschossen in der Nähe der Komp. abgestürzt. Beobachter tot. Führer Bauchschuß, von der Komp. verbunden u. zurück gebracht. Am abend noch umziehen, weiter links, vorwärts, I. Batl. wird abgelöst u. kommt nach Beaucourt.

28.4.18. Der Raum in dem die Komp. liegt ist bisher auch noch feuerfrei.

29.4.18 Noch hier ohne besondere Ereignisse.

Ebenso 30.4.18. Nebeliges Wetter.

1. Mai 1918. Wetter trüb. Fdl. Artillerie sehr lebhaft. 1 Überfall kam sehr nahe. Sonst nichts Besonderes. Wie verlautet sollen wir erst 3 auf 4 abgelöst werden. Schöne Aussicht!

2. Mai herrliches Wetter, tagsüber starke Artillerietätigkeit (fdl.); ab 500 nachm. sehr stark bis Einbruch der Dunkelheit. Gott Lob ging es ohne Verluste ab.

3. Mai 1918. Hoffe, daß es heute wieder besser wird. Sollen heute endlich einmal abgelöst werden durch 80 I.R.

4. Mai 1918 früh 100 durch 4/80. I.R. abgelöst. Auf dem Rückweg wurde H. Lt. Wirth 9./12 noch ziemlich schwer verwundet. Stieß in Villas auf ihn u. ließ durch meine Leute ihn zurückschaffen in Lager Beaucourt nach Casse [Caix] gefahren, dann Weitermarsch nach Rosières.

Abend 800 auf einen Bauzug verladen u. nach Brie gefahren. Sollten nach Villers Carbonelle [Villers-Carbonnel] in Baracken kommen, als wir jedoch dort ankommen nach 1h Marsch, hieß es wir können nach St. Christ [Saint-Christ-Briost]. Blieb also nichts übrig als wieder zurückmarschieren.

5.5.18 früh 300 kommen wir in St. Christ an u. wurden leidlich in Baracken untergebracht. Ich selber hatte eine Zeltbaracke u. war zufrieden. (Kahnfahren, Fischen, Reiten).

6.5.18 u. 7.5.18 noch dort. Am 8.5. früh Marsch nach Peronne [Péronne] ca. 10 km. Um 10 kamen wir dort an u. mußten bis abends ½ 900 warten bis ein Bauzug kam der uns nach Cambrai brachte. Dort kamen wir am 9.5.18 früh 400 an. Von da Weitermarsch über Solesmes nach Bousies. Um ½ 300 Ankunft. Eine schöne große Ortschaft, gute Unterkunft.

10.5.18 hier und heute Nacht gut geschlafen u. ausgeruht. Bagage kam heute Mittag 100 an. 11.5. 12.5. 13.5. 14.5. 15.5. 16.5. 17.5. hier, ohne viel Neues. Dienst in der Komp. in dem sehr schönen Forêt de Mormal. Wetter sehr schön.

18.5.18. Paradeaufstellung der Division in Bahnhof Salesches wo Seine Majestät König Ludwig III. 1040 vorm. Einfahrt des Hofsonderzuges u. Königshymne. Abschreiten der Front durch Seine Majestät. Alsdann Verleihung von Verdienstorden u. Verdienstkreuzen durch S. M. an Angehörige der Division. S. M. unterhält sich lange mit den gesondert aufgestellten Inhabern der Tapferkeits-Medaillen E.K.I. Klasse. Dann Ansprache des Divisions Kdr. v. Zöllner. S.M. erwiderte.

Alsdann Abrücken der Truppen. Offiziere zu S.M. gerufen. Vorstellung der Kdr. und wieder Offiziere die sich besonders ausgezeichnet. Zog alle ins Gespräch. Nebenbei bemerkt Gefolge von S.M. Ministerpräsident Dandl ebenfalls. Als dann besteigen des Hofsonderzuges der dann gemächlich unter den Hurrarufen des Offizierskorps den Bahnhof verließ.

Das Wetter war sehr schön, leider zu heiß, sodaß manche Leute umfielen.

Vor der Ankunft waren fdl. Flieger in der Nähe, sodaß die Div. in Deckung ging. Aber Gottlob verlief die Aufstellung selbst friedlich.

6.6.18. Besichtigung der Komp. im Gefechtsschießen. Ausgezeichnetes Lob erhalten, vom [?] Brigadekdeur, Div. Kdr. [?], General.

7.6.18 Abtransport, verladen 1000 abends, Landrecies.

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Unteroffizier Friedrich Noll – 22. Bayerisches Infanterie Regiment (06. August 1916 bis 22. Februar 1917)

Friedrich Noll wurde am 29. März 1891 in Niederwürzbach geboren. Seine Eltern waren der Glashüttenarbeiter Joseph Noll und Maria Noll, geb. Schnepp. Friedrich Noll verstarb am 10. Juni 1974 im Alter von 83 Jahren in Niederwürzbach. Noll heiratete am 1. Mai 1914 Sofia Noll, geb. Herrmann aus Niederwürzbach. Sofia Noll wurde am 1. Januar 1891 in Niederwürzbach geboren. Das Sterbedatum ließ sich bisher nicht ermitteln. Wie wir aus der Kriegsstammrolle erfahren, hatte das Ehepaar zwei Kinder. Er wohnte mit seiner Familie in der Distriktstraße 78 in Niederwürzbach.

Der Bergmann Friedrich Noll versah ab Oktober 1911 seinen Militärdienst beim 22. Bayerischen Infanterie Regiment in der 5. Kompagnie. Am 1. November 1912 wurde er zum Gefreiten ernannt und am 20. September 1913 wurde er in die Reserve entlassen.

Am 1. August 1914 wurde er dann durch die Mobilmachung wieder einzogen zu seiner alten Kompagnie (22. IR, 5. Komp.). Sein Regimente kämpfte an der Westfront in Frankreich. Am 5. September 1914 kam er dann, vermutlich wegen eines Handschusses, ins Reserve-Lazarett nach Rastatt, wo er bis 15. Oktober 1914 verblieb. Anscheinend war er dann nicht mehr kriegsverwendungsfähig, denn er musste zunächst nicht mehr ins Feld ziehen. Am 15. Oktober 1915 wurde er zum Unteroffizier befördert.

Am 6. August 1916 änderte sich diese Situation jedoch und er musste wieder zu seiner Kompagnie nach Russland. Seine Reise an die Front begann Noll am 1. August 1916 in Zweibrücken, wo er dann am 6. August 1916 bei seinem Regiment in Poworsk (heute Ukraine) ankam. Hier hielt es sich jedoch nur bis 9. August 1916 auf, da sein Regiment dann nach Rumänien verlegt wurde. Noll war ab dem 12. Oktober 1916 im Lazarett in Szolnok (heute Ungarn), anschließend vom 1. bis 3. November 1916 im Lazarett in Budapest. Der Grund für den Lazarettaufenthalt ist nicht bekannt, da dieser in der Kriegsstammrolle unleserlich ist. Noll selbst erwähnt ihn nicht.

Von Budapest fährt Noll dann zu seinem Regiment an die Front in Rumänien, wo er dann bis Mitte Januar beim 22. Bayerischen Infanterie Regiment bei der 5. Kompagnie mitkämpft. Anschließend wird das Regiment in den Raum Schlettstatt im Elsaß verlegt, wo Noll am Maschinengewehr ausgebildet wird. Das Tagebuch endet am 22. Januar 1917. Jedoch erfahren wir aus der Kriegsstammrolle, dass Noll auch weiterhin bei seinem Regiment mitkämpfte, bis er am 30. März 1918 nach Niederwürzbach entlassen wurde.

Das Kriegstagebuch von Friedrich Noll beginnt am mit dem Satz:

Ich bin am 6. August [1916] daß 2 mal ins Feld nach Russland zur 5. Komp. 22. I.R.

Ob Noll bereits während seines ersten Einsatzes im August/September 1914 ein Kriegstagebuch geführt hat, ist nicht bekannt. Das Kriegstagebuch endet am 22.2.1917. Der eigentliche Eintrag nach dem Datum ist herausgerissen. Das Buch ist auch vollgeschrieben. Vermutlich existieren noch weitere Bände, die mir allerdings nicht vorliegen.

Die Abschrift des Kriegstagebuches erfolgt buchstabengetreu. Zur besseren Lesbarkeit wurde Kommas und Punkte eingefügt, da Noll darauf zumeist verzichtet hat. Die Schreibung der Ortsnamen wurde von Noll übernommen. Soweit seine Schreibweise von der heutigen abweicht, habe ich die heutige Schreibweise der Ortsnamen in eckigen Klammern ergänzt. Leider konnte ich bisher nicht alle rumänischen Orte, die Noll erwähnt, ausfindig machen.

Der Text des Kriegstagebuches wird hier komplett wiedergegeben. Am Anfang sind deshalb Informationen wie seine Heimatadresse zu lesen, aber auch Angaben über Geldsendung an seine Familie. Am Ende des Kriegstagebuches finden sich Angaben über die Soldaten seiner Gruppe sowie ein Gedicht, das er über den Einsatz seines Regiments am Fluss Stochod verfasst hat.

Erste Seite des Kriegstagebuches von Friedrich Noll
Beginn der Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Noll auf der rechten Textseite

Kriegstagebuch von Friedrich Noll (6. August 1916 bis 22. Februar 1917)

Untffz. Noll

5. Komp. 22. bay. I. Rgt.

6. bayr. Inft. Div.

Unterffz. Noll

Frau Friedrich Noll

 

Kriegstagebuch aus Rumänien

10.11.1916

Unffz. Noll

5/22

aus Nieder Würzbach

geboren den 29. März 1891

 

Unterffz. Noll

22. bay. Inft. Rgt.

Erkennungsmarke 192

Gasmaske No. 28

Wolldecke No. 28.

 

II Zug

 

Geld heimgeschickt

Russland 20 M. 30M. 50 Mark

In Lucheny Ungarn 9. Nov. 20 Mark

In Rumänien 24. Nov. 10 Mark

In Rumänien 3. Dez. 10 Mark

In Rumänien 20 Dez. 20 Mark

 

Adsse. meiner Frau

Frau Friedrich Noll

Niederwürzbach Districktstr. 78

Pfalz

 

Meiner Eltern

Familie

Joseph Noll

Niederwürznach Huhsstr. 20

Pfalz

Zwei Löhnungsrücksendungen von KuK Res. Spital Gruppe III Szolnock vom 21.10.16 und 1.11.16. Empfangen pro Dekate 1 Krone.

 

Ich bin am 6. August dass 2mal ins Feld nach Russland zur 5. Komp. 22 I. Rgt. Am 1. August in Zweibrücken vormittags 505 abgefahren über Ludwigshafen Leipzig Bebra, Breslau, Lods [Łódź], Warschau Komel Powursk [Poworsk] zum Rgt.

 

Geld heimgeschickt in Russland.

mal 20 Mark mal 30 Mark 50

In Lugany in Ungarn am 9. Nov. 20

In Rumänien am 24. Nov. 10

In Rumänien am 3. Dez. 10

In Rumänien am 20. Dez. 20

 

Ich war vom 6. August 1916 bis zum 9. 10.11. in Russland. Am 3.10.16 in Russland noch Nachmittags Abmarsch über Powursk [Poworsk] nach Kriviadki angekommen. Nachts 12 Uhr verpflegt, um 1 Uhr verladen Abfahrt des Zuges 130 über Kovel, Vladimir-Volinski [Wolodymyr-Wolynskyj]. Dort verpflegt. Weiterfahrt Porizk-Sokal verpflegt, Bels-Bawa-Ruskov verpflegt. 11.10.: Jaroslau, Pryemysl [Przemyśl] – Zyrow durch die Karpaten weiter Nstry – Ramanza verpflegt Luykow nach Ungarn hinein Hamona [Humenné]-Satraljauiheli [Sátoraljaújhely] verpflegt 12.10. Miskols [Miskolc] verpflegt Mözököweyd [Mezőkövesd] – Hardwan [Hatvan] verpflegt. Jasberreny [Jászberény] Szolnok. Dort ins Lazarett bis zum 1. Nov. und Lazarett nach Budapest dort 2 Tage 3ten Abends 930 Abfahrt nach Arad Töwis hier eine Nacht morgens weiterfahrt hier Ettappen gemeldet wurden verpflegt und bekommen noch für 2 Tage Fleisch Brot Zucker Kaffe Taback mit. Ich fuhr zurück über Küskagust nach Iöwer von dort über Karlsburg Piski Shela nach Petroseny [Petroșani] am 6 Abends kam ich nach Petroseny [Petroșani] an und melde mich bei der 11. bayr. I.D. Von dort kam ich ins Unterkunftshaus, wurden verpflegt Fleisch mit Brot und Pulion, nur eine Nacht dort und ging morgens 8 Uhr noch weiter der Bahn nach bis Vulkau von dort nach Lugeny zur Komp. hier noch im Quartier bis zum 10. Nov. Am 9. war hier der Rgts. Inhaber und Fürst v. Wilh. v. Hohenzollern. Am 10. Nov. Marsch von Lugeny ins Gebierg nach dem Forsthauß. Biwack im Wald am 11. Nov. Marsch über Vulkan geht nach Bolika dort Verpflegungsrast weitermarsch bis zum Waldrand. Die preußische 41. I.D. griff an diesem Tag an. Am 12 mittags Abmarsch zirka 3 km vor dann Biwack. Am 13. Vormarsch bis in die tiefe Schlucht von Veiden, 2 Zug EW 14.

Am 14. Nov.

Mittags Abmarsch aus den Bergen raus ins eine Ortschaft. Wir sind jetzt aus dem Gebirg. Die Gegend ist herlich.

Am 15. Nov.

Früh 5 Uhr Abmarsch wir maschierten weiter links durch Sambutin über die Brücke über den Jui, werden gegen Abend in eine Ortschaft einquatiert, hier viel Wein Schnaps auch 2 Hühner geschlachtet.

Am 16. Nov.

Morgens 6 Uhr antreten zum Abmarsch, lagen an der Straße bis mittags, bekommen 5 Fleischbüchsen für die Gruppe, maschierten dan bis Abends in eine Ortschaft, einquatiert, eine Ente geschlachtet und ein Huhn. Nachtlager auf dem Speicher, schlechtes Wetter Regen und Schnee.

Am 17. Nov.

Wir maschierten mitt Marschsicherung in eine Ortschaft, unser Zug FW III in die Ortschaft die 1 Gruppe als U.P. an die Straßengabel, die Straßen wurden verbarrikadirt. Kavalerie Patroulie reiten.

Am 18. Nov.

Vormittags griffen die Rumänen rechts von uns die 7. und 8. Komp. an, wurde aber unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Ich machte mittags eine Patroulie, Verbindung mitt dem 3 Rgt. 3 Ortschaften vor der Front in einen Hof bekam von dem Bauer Schweinebraten und Wein, in der Ortschaft fand ich noch 30 Eier.

Am 19. Nov.

Mittags wurden wir abgelöst und kamen auf die Höhe als FW, es war sehr kalt und liegt Schnee. Ich kam auf U.P, wir sitzen die ganze Nacht um ein Feuer eine sächsische Radfahrer Komp. war auch bei uns als FW.

Am 20. Nov.

Wir rückten morgens zurück in die Ortschaft in die Kirsche, um 8 Uhr maschierten wir ab, unser Battl. unsere Komp. als Spitzenkomp. Bei uns ist 1. und 2. Battl. des 152 Inft. Rgts., wir maschierten nach Nordosten, gegen Abend kamen wir ins Quatier, hier wurden wir von Civilisten beschossen. Wir lagen im Schulhaus zwei Welschhühner geschlachtet. 4 Civilisten wurden erschossen, auch viele verwundet und erschossen von unseren Patroulien. Viel Honig Wein Nüsse und Obst fanden wir hier.

Am 21. Nov.

Abmarsch 35 km in eine Ortschaft einquatiert.

Am 22. Nov.

Früh Abmarsch wir kamen wieder zum Rgt., um 1 Uhr mittags verpflegungsrast und Post gefast, um 2 Uhr weider in eine höhere Ortschaft Quatier, schlachten ein Schwein, Wein Schnaps gabs auch hier.

Am 23. Nov.

Früh Abmarsch wir maschierten als linke Flankendeckung 32 km. Battl. wird einquatiert, II. Zug als FW in einen schönen Guthshof, von 12 Uhr bis morgens 7 Uhr meine Gruppe auch NP sehr kalt und Regen. Durch den Ru. Dolmetscher wurden bei dem Gutsbesitzer 50.000 Ztr. Weizen, 20.000 Ztr. Welchkorn 6000 kg Benzin und viele Sachen beschlagnamt. Der Bauer hatte zwei große Walzenmühlen, hier auch das erste Bett geschlafen in Rumänien.

24. Nov.

Morgens Abmarsch werden in eine Ortschaft einquatiert.

Am 25. Nov.

Früh Abmarsch durch daß Städchen Lubsu, nach 5 stündigen Marsch machten wir Rast, dann weiter ins Quatier (35 km)

26. Nov.

Früh 1 Uhr wurden wir Allarm wird maschierten ca. 2 Stunden bis Mamura an der Alt. Bei Tag sollten wir übergesetzt werden über den Fluß reihenfolge 7-6. MGK. Gr. W. 5. 8. Komp. Die 7. Komp. setzte über unter starken Verlusten, die 6. Komp. kam nur noch zwei Gruppen über. Der Angriff wird eingestelt. Die 5. Komp. maschierte zurück in die Ortschaft 5 Verwunden. Am Abend muste der 2. u. 3. Zug vor an den Fluß auch FW. Ich kam mitt 12 Mann auf NP weider rechts an die Übergangsstelle. Die 7. Komp. wurde wärend der nacht durch Pioniere zurück geholt. Wir wurden bei Tagesanbruch zurückgeholt in die Ortschaft. Die Rumänen gingen zurück. Wir konten noch etwas schlafen in einem Hause.

27. Nov.

Um 8 Uhr maschierten wir rückwärts bis 11 Uhr und rasten dann an der Straße nach Statina. Hier gabs Gebirgsschuhe Hosen und Post. Die Meldung kam daß die Rumänen die Alt-Linie geräumt haben und sich zurückgezogen haben. Wir maschierten um 5 Uhr bis zur großen Alt-Brücke vor Slatina. Diese war zerstört, einzelne Teile waren noch passierbar. Als die Spitze des Rgts auf der Brücke ist, bricht diese ganz zusammen. Es gab. u.a. auch ertrunken welche (die Alt ein stark reisender Fluß). Die Pioniere schlugen eine Schiffsbrücke, diese wird noch Nachts um 1 Uhr fertig. Wir passierten dan und kamen um 130 Uhr nach Slatina, eine schöne Stadt, hier gabs viel zu Essen und zu Trinken und Allerhand schöne Sachen.

28. Nov.

Morgens 7 Uhr Abmarsch am Bahnhof vorbei, dort Branten große Gebäude Schuppen, wir werden gegen Mittag einquatiert in eine Ortschaft zu Zigeuner. I. Battl. kam in eine andre Ortschaft unsere Artll. schoß die Rum. nach. Dort erst um 3 Uhr maschirten wir wieder weiter 35 km, hier gabs noch Post.

29. Nov.

Um 6 Uhr morgens Abmarsch. Es werden für die Komp. 3 Offizierswagen requiriert und die Tornister gefahren. Wir maschierten ca. 38 km über Mirozy [Miroși] um 6 Uhr Abends werden wir Einquatiert.

30. Nov.

Marsch feindliche Kavalerie zeigt sich, wurde von unserer Attl. beschossen.

Am 1. Dec.

7 Uhr Abmarsch nach ca. einer Stunde Rast hält Alles. Rumänische Arttl. beschießt daß preusich. Battl. 18er hinter uns. Wir maschierten in die nächste Ortschaft und rasten dort. Hier Löhnungsappel. Mittags maschierten wir ab. Wir halten noch mal weil daß Schützen Battl. die Ortschaft wo wir quatiert werden sollten zuerst nehmen muß. Wir werden gegen 11 Uhr Abends einquatiert.

Am 2. Dez.

Dasß III. Battl. geht bei Nacht über die Brücke über den Argesul. Die Rumänen hatten vor der nächsten Ortschaft eine gute Stellung. Daß III. und I. Battl. nehmen die Stellung (1200 Gefangene). Wir machten als linke Flankendeckung links hinaus unsere Komp. zunächst als Artll.-Deckung. Beim Vormarsch kam 8. und 6. Komp. mitt Rumänischer Nachhut ins Gefecht, trieben sie zurück und machten ca. 400 Gefangen. Die Komp. maschierte am Abend zum Battl. vor. Ich war am Argesul endlang auf Patroulie. Abends Ortsunterkunft, schlachten ein Schweinchen.

Am 3. Dez.

Maschiert die 5. Komp. vor und besetzt einen Waldrand. Wir gruben Schützenlöcher. Ich machte Patroulie nach Titu, dem Bahn und Straßenknotenpunkt nach Bukarest. Zum 3. Battl. Abends kamen wir aus dem Wald in die Ortschaft und stelten ein Untffz. P. auf.

Am 4. Dez.

Mittags Abmarsch. Wir werden durch daß Alpenkorps abgelöst und maschierten durch Titu, kamen gegen Abend in eine große Ortschaft, wo wir Quatier bezogen, kaum im Quatier kam der Befehl antreten. Wir maschierten 8 km. Dort soll die Komp. VP beziehen an der Bahn, hier war Kavalerie und 6 Minenwerfer und M.G.K. eingebaut. Wir lösten Husaren ab. Da kam unser Battl. wieder. Maschiert und wir musten nach 8 km vor daß erste Battl. von uns und daß Battl. 18er gehen rechts von uns vor (Wir geben Zeichen durch Leuchtkugel). Die Ortschaft Balteni ist frei. Wir werden einquatiert und stelten FW und III. Zug kam hier auf FW.

5. Dez.

Wir werden 5 Uhr geweckt und graben uns am Ortsrand ein. Rechts von uns wird daß 1. und III. Battl. heftig angegriffen. Wir maschierten zur Unterstützung auch hin. Wir sollten durch einen Stoß in die gegnerische linke Flanke die andere Battl. entlasten. Die 5. Komp. nimt am Ortsrand von Balanesti [Bălănești] Stellung. Die andere Komp. gehen links vor. Der Gegner hatt schwere Artllr. und nimt uns auch unter Feuer. Wir hatten (1 Toter und 5 S. verwunde). Nach einbruch der Dunkelheit musten wir den vor uns liegenden Wald durchstoßen bis zu einem Bach. Die Rum. haben sich zurückgezogen. Wir gehen wieder nach Balanesti [Bălănești] zurück in Unterkunft. Quatier ein Heuschuppen, sehr kalt und den ganzen Tag und Nacht Regen.

Am 6. Dez.

7 Uhr Abmarsch. Wir maschierten mitt vielen Unterbrechungen bis zum Abend ein. Daß Battl. in Quatier kommt müssen wir wieder in eine Ortschaft in der Artllr. liegt. An diesem trag machten die 41. I.D. eine ganze Rum. Div. zu Gefangen. 7000 Mann 1. General.

7. Dez.

Marsch in eine Ortschaft vor Bukarest nördlich.

8. Dez.

Rasttag. Wir schlachten zwei schwere Schweine, hatten viel Wein. Mittags hatten wir Gewehrappel. Hier bekam ich seid 8 Wochen die erste Post. 3 Briefe und eine Karte.

9. Dez.

Marsch bei sehr schlechtem Wetter und Regen ins Quatier.

Am 10. Dez.

Vor morgens 10 Uhr ab marschbereit, um 2 Uhr Löhnungsappel, um 230 Abmarsch, sehr schlechtes Wetter und eine sehr schlechte Straße und kamen um 520 nach Gratchi ins Quatier.

11. Dez.

Von 8 Uhr ab marschbereit, um 2 Uhr kam der Befehl Marschbereitschaft aufzuheben, ein Schwein geschlachtet, um 5 Uhr kam Befehl daß wir hier bleiben, um 6 Uhr wurden Liebesgaben gefast. Der Mann 10 Cigarren, Speck wurde auch gefast, im Quatier viele Läufe u. Flöh.

Am 12. Dez.

Um 5 Uhr morgens antreten zum Morgen Post fassen. Inn mitt Ruhe von 7 Uhr ab marschbereit, um 8 Uhr kam Befehl Marschbereitschaft aufzuheben, um 10 Uhr kam Befehl antreten. 38 km Marsch, um 4 Uhr mittags maschierten wir über den Fluß Jalomitu [Ialomița]. Die Brücke war 2 mal gesprengt. Daß Wetter war schlecht. Wir maschierten dan der Bahn entlang über den Bahnhof von Jalomita [Ialomița], hier waren die große Getreideschuppen der Bahnhof abgebrant. Hier standen 15 rumänische Lokomotiven. Die Bahn zerstört. Den ganzen Tag nichts zu Essen, um 12 Uhr kamen wir ins Quatier.

Am 13. Dez.

Früh 7 Uhr Essen gefast, heute 23 Eier gefunden, wir waren in Radulesti [Rădulești] im Quatier (gut), eine schlecht bewohnte Gegend. Mittags Pfannenkuchen gebackt, um 3 Uhr musten wir ausziehen an den Ostausgang vor der Ortschaft. Die 378er Artllr. und Kav., schönes Wetter viel Wein, neues Quatier auch gut, in der Ortschaft viel Gedreite Weizen und Taback. Hier ging daß Gerücht daß der deutscher Kaiser unserm Feinde den Frieden angeboten hatt mitt rücksicht auf unsere Erfolge in Rumänien.

14. Dez.

Morgens 930 Abmarsch 9 km nach Urzyzeni [Urziceni], hier ins Quatier. Wohnung eines rumänischen Oberst Ltn. gut, angekommen um 3 Uhr, hier daß erste Bett in Rumänien.

15. Dez.

630 Abmarsch Gotorca [Cotorca] nach Smardanul [Smârdan] 24 km um 315 Quatier bezogen (sehr schlecht). Gegend schlecht bevölkert. Eine Gans geschlachtet. Wetter sehr nebelich. Straße schlecht und aus gefahren.

16. Dez.

Ruhe Tag. Mittags ein Schwein geschlachtet, sehr nebeliches Wetter und kalt.

17. Dez.

Von morgens 8 Uhr ab maschierte. Um 1015 Uhr Abmarsch 20 km, schönes Wetter nach Caldaresti [Căldărăști]. Dort in Quatier, hier kamen wie wieder von der 41. p. zur 11. bayr. I. Div. vor der Ortschaft war eine gute russische ausgebaute Stellung.

18. Dez.

Morgens um 8 Uhr Abmarsch nach einem Gutshof ins Quatier, schöner Hof. Hier lag kolosal viel Getreite, heute kam osteuropäische Zeit herraus eine Stunde später. Im Hof standen 300 Gefangne Russen, Gutshof Lubiul am Fluß Calmätnin.

19. Dez. Jamar 50 km

Morgens 430 Abmarsch über Bülteni [Bălteni]-Boseti [Rosetti], Sordila–Greci [Surdila-Greci] nach Bahnhof Faurei [Făurei]. 26 km Marsch, eine Stunde Verpflegungsrast, um 1 Uhr kamen wir an den Bahnhof. Gefechtsbereit, die 11. bayr. I.D. griff heute um 3 u. 13 Rgt. machten den Angriff. Um 3 Uhr kam Befehl daß II. Battl. 22 zurück maschieren nach Faurei [Făurei] ins Quatier, hier fanden wir Bratwürste und Schweinefleisch, auf dem Bahnhof Faurei [Făurei] standen 3 bis 4 Transport und Petroliumzüge. Bahnhof selbst war viel zerschossen.

20. Dez.

Morgens von 5 Uhr abmarschbereit blieben doch hier. Mittags 139 Gewehr und Löhnungsappel, heute machten die Russen bei der 11. I. Div. ein Gegenstoß, wurden aber abgewiesen über großen verluste. Abends machten wir uns Kartoffelsalat und Fleischkuchel.

21. Dez.

Wieder Ruhe Trag um 4 Uhr mittags musten wir ausziehen, musten den bayr. Kavallerie Platz machen (heute 3 mal Pfannenkuchen und Fleischkuchel gebackt).

22. Dez.

10 Uhr Appel mitt Patronen und Eiserm Bestand, 230 Uhr antreten um 3 Uhr Abmarsch in Stellung, lösten daß III. Battl. 22 ab. Wir lösten die 11. Komp. ab, schlechte Stellung. Nachts schanzen.

23. Dez.

Morgens 40 Uhr Kaffe kochen, um 700 Uhr schweres Artilleriefeuer links bei der 9. Armee. Wir waren am linken Flügel der Donau Armee (Makensen). Abends um 9 Uhr wurde unser Zug abgelöst und kam zurück in Reservestellung. Schützenlöcher, die Nacht sehr kalt.

24. Dez.

Heute sollte der Sturm auf daß Gut Filipesti [Filipești] sein, wurde verschoben auf 25. Dez. Nachts muste ich auf Patroulie gegen daß Gut, sonst den Tag hindurch Ruh. Abend um 10 Uhr gingen wir in Sturmstellung, um 2 Uhr war die Stellung ausgehoben. Die Russen waren ziemlich ruhig, um 3 Uhr herum kam eine Russisch Patroulie, die wir unter Feuer nahmen.

25. Dez.

Morgens um 8 Uhr setzte daß Vorbereitungsfeuer der Artllr. und Minenwerfer ein von 9 bis 10 Uhr. Trommelfeuer. Punkt 10 Uhr gingen wir zum Sturm vor ohne Verluste, erbeute 2 M.G.K., gingen zuerst vor bis übers Gut um 12 Uhr vor über daß Dorf Filipesti [Filipești]. Dort musten wir uns eingraben und lagen hier bis 9 Uhr. Dan wurden wir durch die 6. Komp. abgelöst. Der Sturm wurde gemacht von I/22 und der 5. Komp. 22. Wir kamen Abends zurück ins Gut in einen Stall, sehr schlecht und kalt.

Heute ist auch unser Zugführer gefallen Vz. Feldw. Remlinger, ein sehr guter Führer, er liegt an der Kirche auf Gut Filipesti [Filipești] begraben.

26. Dez.

Ruh. Heute bekommen wir den Ersatz 50 Mann in die Komp.

27. Dez.

Morgens 445 Antreten die Komp. antreten, um 5 Uhr. Abmarsch nach Filipesti [Filipești]. Dort die Komp. Rgt. Res. um 10 Uhr bekam daß Artllr.feuer um 220 Uhr ging die Inft. zum Sturm vor, nicht geglückt. Die 5. Komp. wurde Nachts eingesetzt und wurde morgens um 5 Uhr abgelöst und kam zurück nach dem Bahnhof Faurei [Făurei] auf den Speicher, hier bekam die Komp. nach langer Zeit Post. Ich bekam eine Karte.

28. Dez.

Den Tag auf dem Bahnhof in Ruh.

29. Dez.

Um 715 antreten der Komp. 730 Abmarsch nach Filipesti [Filipești]. Hier lagen wir von 930 bis 130 und wurden verpflegt um 130 Abmarsch nach Detulesti [Deduleşti], dort ins Quatier gut.

30. Dez.

Morgens 630 antreten der Komp. um 730 kam der Befehl daß der Gegner abgezogen ist, wir maschierten 15 km und kamen nach Racowita [Racovița] ins Quatier.

31. Dez.

Morgens 730 Abmarsch des Battl. über Grüdin nach Scortarul-Vou [Scorțaru Nou] 15 km. Dort ins Quatier dazwischen verpflegt. Den ganzen Tag Regen. Quatier gut. III. Zug kam auf FW. hinaus.

1. Januar [1917]

Über Tag im Quatier ein Schwein geschlachtet, mittags Löhnungsappel 630 Uhr II. Zug Abmarsch auf FW. Wir lösten den I. Zug hier ab, lagen in den Schützenlöchern 1000 Meter vor den Russen.

2. Januar

Morgens um 630 durch den III. Zug auf FW abgelöst, zurück in die Ortschaft. Quatier war abgebrant, mittags Alarm, musten den Ortsrand besetzen. Abends hatten wir in Sturmstellung, wurde aber verschoben.

3. Januar

Über Tag Alarm. Quatier, ein Huhn gemacht und Kartoffel gebraten. Mittags um 2 Uhr wurde die Ortschaft von den Russen ohne Erfolg beschossen.

Abends 420 gingen wir vor in Stellung.

4. Januar

Nachts 130 Uhr hingen wir in Sturmstellung wärend wir in Stellung gingen, wurden wir von R.M.G.K. beschossen, von meiner Gruppe wurde ein Mann verwundet. Morgens 8 Uhr fing unsere Artll. an zu schießen, von 10 bis 11 Uhr Wirkungsschießen. Um 1130 gingen wir zum Sturm vor, wurde etwas aufgehalten am Drahtverhau. Die Russen wurden unter großen Verlusten zurück geworfen, machten viele Gefangen und 2 M.G.K. gingen vor bis vor Tetulesti, schanzten uns dort ein. Nachts blieb der II. Zug auf FW. Draußen sehr kalt, 12 Nachts verpflegt.

5. Januar

Morgens samelte daß Rgt. und ging mitt Schützenschleier gegen den Fluß Sereht [Sereth] vor gegen 11 Uhr wurden wir von den Russen beim vorgehen stark mitt Schrappnel beschossen. Um 12 Uhr kam Befehl daß Rgt. halten, um 2 Uhr gingen die 3 Battl. zurück ins Quatier, vor uns fuhr noch die Rumänische Eisenbahn.

6. Januar

Morgens 700 Uhr Abmarsch zurück über Scardanul [Scorțaru]. Dort begegneten wir der Bulgarischen Div., die uns ablöste, nach Konstantinesti [Constantinești]. Dort in die alte Quatiere (20 km) Marsch. Um 300 kamen wir hieran, schon 2 Tage schlechtes Wetter Schnee und Regen.

7. Januar

Morgens 645 Uhr Abmarsch über Janka [Ianca]. Dort eine Stunde Rast, hier bekamen wir Post, ich eine Paket, eine Karte. 11 Uhr weitermarsch nach Detulesti [Dedulești]. Dort ins Quatier, schlecht. 19 km Marsch, um 130 kamen wir hier an.

8. Januar

Morgens 700 Uhr Abmarsch über Filipesti [Filipești]-Faurei [Făurei] ohne Rast 25 km nach ____________. Hier ins Quatier, sehr müde. Quatier aber gut.

9. Januar

Rasttag, mittags Gewehrappel und appel mitt Bekleidungsstücke, um 4 Uhr Löhnungsappel.

10. Januar

Rast[t]ag. Ein Rind geschlachtet, gehaktes gemacht, mittags um 2 Uhr Appel mit dem Eisernen Bestand. Kaltes naßes Wetter.

11. Januar (8. u. 7. Komp. verladen)

Morgens 840 Uhr antreten der Komp. 900 Uhr abmarsch des Battls zur verlade Stelle nach Ruseti [Rosetti] nach Cilibia [Cilibia] ins Quatier, im Quatier zimlich Fette und Butter gefunden, auch haben wir uns Brot gebackt. Auf dem Marsch dursch ein Sumpf, wir waren sehr naß und voll Dreck. 12 km Marsch 6 Stunden maschiert.

12. Januar

Morgens in Cilibia im Quatier gebraten und Pfannenkuche gebackt, mittags um 300 Uhr Abmarsch zum Bahnhof Cilibia. Dort um Feuer gelegen bis 900 Uhr, um 1000 Uhr verladen, schlechter Wagon. Abfahrt 1200 Uhr über Ploiesti [Ploiești]. Dort angekommen um 800 Uhr früh.

12. Januar

Morgens angunft in Ploesti [Ploiești] um 800 Uhr, verpflegt. Dann zur Entlausungs-Anstalt, erste echte Entlausung, um 12 Uhr zurück in die Bahn, um 100 Abfahrt, in Ploesti [Ploiești] waren sehr große Voräte an Petroleum, sehr große Tanks waren zerstört und abgebrant. Um 100 Uhr Abfahrt des Zuges über Brags nach Civinia, angunft 400 Uhr. 1 Stunde Halt, verpflegt Brot Wurst und Suppe gefast.

13. Januar

Fahrt über Titu Pitesti [Piteşti]. Dort verpflegt, um 745 Uhr früh auch Wurst gefast, weiter Fahrt über Slatina.

14. Januar

800 Uhr früh Angunft in Herrmannstadt [Hermannstadt; heute: Sibiu), verpflegt Kaffe und Brot. 900 Uhr weiterfahrt über Piski [heute: Simeria] und Liga.

15. Januar

Über Dewa [Deva] nach Arad. Dort Abends 500 Uhr verpflegt Bohnensuppe und Brot.

16. Januar

Fahrt über Szolnock [Szolnok] verpflegt.

17. Januar

Rakus verpflegt morgens 745 Uhr Kaffe und Wurst, weiterfahrt über Budapest. Dort 1 Stunde Halt um 10 Uhr weiterfahrt über Helemba [Chľaba] der Donau endlang bis nach Rarkani. Dann nach Nana. Dort verpflegt.

18. Januar

Fahrt über Ersukujivar [Nové Zámky] morgens Wien Böheimkirchen St. Pölten. Dort verpflegt Kaffe und Brot. Fahrt über Melk sehr schöne Gegend. Amstädten verpflegt.

19. Januar

Morgens 230 Salzburg, eine schöne Stadt.

20. Januar

Morgens 700 Uhr Ankunft in Rosenheim. Dann zur Entlausungsanstalt gebaden und saubere Wäsche bekommen, nach dem Baden um 11 Uhr bekammen wir daß Essen, eine sehr gute Suppe Kartoffel Brot, nach dem Essen gabs noch eine guten Tee, nach den Endlausung wurden wir ganz neu Eingekleidet. Um 7 Uhr Abmarsch nach Kolbermohr [Kolbermoor] ins Quatier, ein Saal sehr gut.

20. Januar

Den ganzen Tag in Kolbermohr [Kolbermoor] auch eine schöne Ortschaft hier gabs viel und billig zu Essen. Abends 810 Uhr Abmarsch nach Bahnhof Rosenheim. 10 Uhr verpflegt.

12 Uhr Abfahrt des Zuges über München Augsburg Ulm.

21. Januar in Ulm verpflegt Suppe Brot und Kaffe (um 800 Uhr Sontag)

Fahrt über Kebbingen württembergische Zell-Ober-Edlingen – Ludwigsburg 400 Uhr Pforzheim – Durlach – Karlsruhe – hier um 600 Uhr verpflegt, eine gute Suppe, weiterfahrt um 700 Uhr über Rasstadt nach Schlettstadt [Sélestat]. Dort Ankunft 12 Uhr. Ausgeladen, dann ein Marsch von 12 km nach Ebfieg [Epfig] hier ins Quatier gekommen morgens zu einen guten Bauer Quatier sehr gut.

22. Januar

Den ganzen Tag Ruh gehabt.

23. Januar

Mittags 300 Uhr Abbel mitt Anzug Feldmütze.

24. Januar

Morgens 1000 Uhr Appel mitt Gewehr, mittags Appel um 300 Uhr mit Patronen und abliefern der scharfen Patronen 120 Stück jeder Mann.

25. Januar

Morgens Appel mitt Helm und Mantel, mittags um 200 bis 400 Uhr Dienst. Ich hatte die Schuhe übernommen um 10 Uhr morgens viele Post empfangen, 10 Brief und 4 Karte.

26.1.17

Morgens 1000 Uhr Appel mitt Schanzzeug und Patronentasche, um 8 Uhr kams Battl. und die 7. Komp. von Transport, mittags von 2 bis 400 Uhr Exerzieren. Abends um 1000 Uhr Wirtschaftspatrolie mitt 2 Mann.

27.1.17

Heute Kaisergeburtstag, morgens um 9 Uhr Kuchenparade, 11 Uhr Post fassen, um 2 Uhr Löhnungsappell, 4 Uhr Gesundheitsbesichtigung. Heute gabs 4 M. Erfrischungszuschuß 1 M. Kaisergeld.

28.1.17

Sontag. Eine Fahrt nach Schlettstadt. Die Stadt nicht besonders schön.

29.1.17

Morgens 10 Uhr Appel mitt Lederzeug und Tornister, mittags von 2 bis 4 Uhr Einzelexerzieren.

30.1.17

Morgens von 10 bis 11 Uhr Unterricht, von 2 bis 4 Uhr Einzelexerzieren. Abends um 6 Uhr nochmals antreten, wurden Untffz. und Mannschaften ausgesucht zu M.G.K.

31.1.17

Morgens Exerzieren.

Morgens 1015 antreten um 1045 Abmarsch zum Rgt. daß Regt. wurde heute besichtigt durch seine Exzellenz von Kindel Oberbefehlshaber der Armeegruppe 3, mittags um 3 Uhr wurde die ganze Komp. geimpft gegen Tiphus, auch wurden heute Liebesgaben gefasst, Cigarren und Cigaretten.

1.2.17

Morgens von 9 bis 10 Exerzieren, mittags von 2 bis 330 einzelexerzieren, von 4 bis 5 Uhr Löhnungsappel Zucker Honig und Wein gefasst.

2.2.17

Morgens von 930 bis 11 Uhr Exerzieren, mittags um ein Uhr bin ich auf Wache gezogen, Rathaus Epfig mitt 6 Mann. Abends um 7 Uhr wurde ich abgelöst.

3.2.17

Morgens um 8 Uhr musten wir uns bei der 2. M.G.K. melden zum ausbilden 8 bis 9 Unterricht, dan ins Gelände Exerzieren, mittags von 2 bis 445 Unterricht und M.G. reinigen.

4.2.17

Sontag morgens um 1030 Appel und austeilen der Weinachtsliebesgaben, ich bekamm eine Flasche Wein ein Taschentuch eine schöne Holzfeife Taback eine Dose Ölsardinen und Zuckergebäck, mittags um 3 Uhr Durstappel.

5.2.17

Morgens von 8 bis 11 Uhr Unterricht und Exerzieren, mitt M.G.K. mittags von 2 bis 4 Uhr Unterricht und Reinigen der M.G.K.

6.2.17

Morgens 10 Uhr Kirchgang der Katholiken, mittags von 2 Uhr ab Unterricht und Exerzieren mit M.G.K. Abends hatte die Komp. Weinachtsfeier im Rathaus Epfig gabs Bier und Cigarren, war sehr schöne Unterhaltung.

7.2.17

Morgens kein Dienst, mittags Exerzieren bei M.G.K.

8.2.17

Morgens von 830 bis 11 Uhr Exerzieren M.G.K. Ex.-Platz, mittags Unterricht und Exerzieren.

9.2.17

Morgens von 830 bis 11 Uhr Exerzieren M.G.K., mittags von 230 bis 4 Uhr Unterricht und Exerzieren mitt Gewehrreinigen. Heute gefiel dem Zornig Hilfendegen der Reisemarsch ausnahmsweise sehr gut, was selden der Fall ist.

10.2.17

Morgens von 830 bis 11 Uhr Exerzieren M.G.K., mittags von 2 bis 3 Uhr Unterricht über Schißverfahren am M.G. 330 Gesundheitsbesichtigung, um 5 Uhr Löhnungsappel mit Dienstappel, gab auch Post, ein Brief, eine Karte.

11.2.17 (Sontag)

Morgens 10 bis 11 Uhr Unterricht mittags ging ich nach Schlettstadt.

12.2.17

Morgens um 830 bis 11 Uhr Exerzieren M.G.K. Mittags ging die ganze 5. Komp. nach Schlettstadt zum Baden. 230 Abfahrt des Zuges. Die Komp. badet in der Badeanstalt vom Jäger Battl. No. 18, ein gutes Bad. Dann zurück an der Bahn um 545 Abgefahren, um 615 zurück nach Epfig.

13.2.17

Von Morgens 830 Exerzieren mitt M.G.K. Mittags von 230 bis 440 Richt- und Zielübungen mitt M.G. Abend um 600 ging ich nach Gagenheim [Kogenheim] (Bahnstation) (von Epfig bis Gogenheim [Kogenheim] 8 km) um 11 Uhr kam ich zurück. Heute landete ein Flieger aus Freiburg, hier beim Landen ist der Apprat umgestürzt und war defegt geworden. Den Flieger machte es nichts. Meine Gruppe stelte die Fliegerwache bis Abends.

14.2.17

Morgens 830 Abmarsch zum Schießplatz Schulschießen (Einzelfeuer), gut geschossen. Die Komp. hatte um 10 Uhr Kirschgang. Mittags um 3 Uhr ab hatten wir daß Reinigen der Maschinengewehre.

15.2.17

Morgens 830 bis 11 Uhr M.G. Exerzieren. Mittags Unterricht Schießvorschübe und Gewehrreinigen.

16.2.17

Den ganzen Tag Exerzieren mit M.G.

17.2.17

Die M.G. Komp. ging heute nach Schlettstadt zum Baden, wir hatten keinen Dienst. Mittags ging ich um 3 Uhr nach Eichhofen [Eichhoffen] und um 6 Uhr nach Sturtzheim [Stotzheim]. Kam Abends um 900 Uhr zurück.

18.2.17 (Sontag)

Ging herüber nach Eichhoffen. Spazieren mitt e. Frau.

19.2.17

Morgens Exerzieren M.G. Mittags hatte ich dienstfrei und ging nach Eichhofen [Eichhoffen] spazieren und kam Abends um 800 Uhr zurück.

20.2.17

Morgens 615 Antreten der M.G. Komp., gingen zur Bahn um 720 Abfahrt des Zuges nach Schlettstadt, maschierten auf den Flugplatz, besichtigten die Kampflugzeuge und die M.G. der Flieger, auch wurden Flüge gemacht, sehr schön, gingen um 1230 zur Bahn Rückfahrt nach Epfig um 110 mittags, hatten wir eine Stunde Gewehrreinigen.

21.2.17

Den ganzen Tag dienstfrei. Mittags Löhnungsappel.

22.1.17

[Der Rest der Seite ist herausgerissen.]

 

 

Rumänien

In Rumänien waren wir vom 11. Nov. bis zum 5. Januar, wurden dursch die 41. bulgarische Division abgelöst am Gefecht, kammen zurück und wurden noch 3mal einquatiert bis wir am 12.1.17 verladen wurden auf dem Bahnhof Cilibia.

Rumänien den 12.1.17.

Untffz. Noll

5. Komp. 22. I.Rgt.

 

In gröseren Städte waren wir wärend des Vormarschs in Rumänien

In der Walachei

Balsu

Slatina

Kitesti

Titu

Urzizeni

Faurei

Sancka

Vom 10. Nov. bis 4. Januar.

 

Wir waren in Russland am Stochod in St. Unury rechts der Bahnlinie Kowel-Luk [Luzk], eine schlechte Gegend, sehr sumpfich, wir hatten hier eine schöne Stellung, aber ein sehr schlechtes Wetter ga[b]s hier. Wir waren hier von Juli bis zum 9. Oktober 1916. Dan kamen wir vort nach Rumänien.

Geschrieben in Russland am Stachod den 9.10.16 Untffz. Noll 5/22

 

Ober Elßaß

Wir kammen am 22ten 1.17 morgens nach Epfig im O. Elßaß in Ruh, es ist eine ganz schöne gegend, auch wird zimlich Wein hier gebaut. Epfig hatt zirka 2500 Einwohner und sind fast hundert Bauern hier, es ist eine ältere Ortschaft, von hier hatt man eine schöne Aussicht gegen die Vogesen, wir lagen hier in Ruhe bis zum

Epfig den 31.1.17 Noll Untffz. 5/22

 

 

4. Gruppen II. Zug 5. Komp. 22. I.R.

Untffz. Noll

Gefr. Appel Oggersheim

Inft. John Sand

Inft. Geiger Obernusstadt

Inft. Herger Bocksbrunn

Inft. Krauss Laz.

Inft. Klag Mannheim

Inft. Lagenmanier Werrishofen

Inft. Rupprecht Karlsstadt

Inft. Fertig Amorbach

Inft. Ziegler Donauwörht

 

 

2. Gruppe II. Zug 5. Komp. 22. I.R.

Untffz. Noll

Geft. Assel von Lautern

Geft. Hütter von Bottenbach

Geft. Steingas von Mannheim

Geft. Rückt von Otterbach

Geft. Jonson von Aschaffenburg

Geft. Müller von Bösostheim

Geft. Mayer von Erbach

Vz. Feldw. Remlinger

Gefallen am 25. Dez. 16 bei Filipesti [Filipești] in Rumänien

 

 

Am Stochod

Wer kent diesen Namen nicht

Wo jeden Russenwelle bricht

Ein kleiner Fluss der Stochod

Mancher Russ holt sich den Tod

Der anrant voll Illission

An die 11 Bayr. Division.

 

Dort war einst schönes Guth

Jetzt ist es gedrängt von Russenblut

Lauter kurz geschossne Bäume

Steht in Trümer auch ein Häuschen

Und eine Grabesstädte ist es schon

Weises Haus nant es die 11. Div.

 

Bei Julewitche stand ein Kirchlein

Ist auch so schon u. fein

Als die Russen kamen

Ging es in Flammen

Dort viel auch mancher Sohn

Von der 11. bayr. Division.

 

Russland den 9.10.1916

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Kriegserinnerungen von Ewald Lochte (Oktober 1914 bis Juli 1916)

Ewald Lochte stammt aus Wolfenbüttel. Er verstarb im Juni 1965 im Alter von 79 Jahren. Er war mit Mally Lochte, geb. Römer verheiratet.

In dem kleinen Büchlein hat Lochte seine Erinnerungen an den 1. Weltkrieg eingetragen, jedoch hat er diese nie fertiggestellt. So gibt es zwar eine Seite betitelt „Meine Erinnerungen aus der Mobimachungszeit 1914. August – September in Wolfenbüttel“, aber die folgenden Seiten sind leer.

Seine Aufzeichnungen beginnen im Oktober 1914 mit seiner Zeit als freiwilliger Militärkrankenwärter in den Reserve-Lazaretten Wolfenbüttel und Helmstedt. In diesem Abschnitt sind lokalhistorische interessante Informationen zu diesen Reservelazaretten zu finden.

Von Januar bis April 1916 wurde Lochte beim Ersatzbataillon Reserve-Infanterie-Regiment 73 in Hannover zum Soldaten ausgebildet. Im Februar 1916 bat Lochte seinen Freund, den Kompagnieführer Leutnant Oppermann um Versetzung zur 19. Reserve-Division an die Front bei Verdun, was auch tatsächlich gestattet wurde. Am 2. Mai 1916 wurde er auf dem Bahnhof Hannover verladen und kam nach Frankreich in den Raum Verdun.

Lochte berichtet ausführlich über seine Einsatz und die von ihm erlebten Abenteuer während der Kämpfe bei Verdun.

Ende Juni wurde Lochte dann in die Argonnen verlegt. Am 30. Juni 1916 endet das Kriegstagebuch. Die restlichen Seiten sind leer.

Die leeren Stellen im Originaltagebuch werden unterstrichen wiedergegeben. Ergänzungen von mir werden mit eckigen Klammern kenntlich gemacht.

Einband des Kriegstagebuches von Ewald Lochte aus Wolfenbüttel

Kriegserinnerungen von Ewald Lochte aus Wolfenbüttel (Oktober 1914 bis Juni 1916)

Meine Erinnerungen aus der Zeit als freiwilliger Militair-Kranken-Wärter in den Reserve-Lazaretten Wolfenbüttel und Helmstedt

1. Oktober.

Morgens 7 Uhr Abfahrt zum Bezirks-Kommando II. Braunschweig. Mittags Abfahrt nach Helmstedt mit noch ca. 12 Mann, größtenteils Lehrer und Pastöre, die sich auch zum Sanitätsdienst freiwillig gemeldet hatten, nach dem Res. Lazarett in Helmstedt.

Dort gegen 4 Uhr nachmittags angekommen. Löhnungsempfang, Essen (Gänsebraten.)

2. Oktbr.

Morgens 7 Uhr zum Einkleiden nach Braunschweig, erhalten blaue Uniformen. 92er Nachm. Abfahrt nach Helmstedt ins Res-Laz. „Petzolds-Hotel“ als Mil. Krankenwärter.

3. Oktbr.

Als Krankenwärter. Arbeitsdienst: Reinigen der Zimmer, Aufwaschen der Fußböden usw. Verwundete sind zur Zeit nicht im Lazarett,

4.-30. Oktbr.

Dienst der übliche. Nachm. Üben im Krankendienst u. Ausbildung im militärischen Benehmen, Grüßen lernen u.s.w.

1.-15. Novbr.

Morgens Beschäftigung auf der Schreibstube des Lazaretts. Am 4. d. Mts. erhalten wir im Laz. Verwundete aus d. Kämpfen um Dixmuiden, Ypern.

11.-21. Novbr.

Beschäftigung wie sonst.

22.-3. Dezbr.

Wegen Erkrankung meines Schwagers nach Wolfenbüttel, welcher am 30. Novbr. morgens verstarb.

Am 3. Dezbr. Beerdigung dortselbst.

4.-20. Dezbr.

Beschäftigung wie sonst. Meine Schwester schreibt ein Gesuch um Versetzung in der Res. Laz. Wolfenbüttel.

21. Dezbr.

Abfahrt zum Res.-Laz. Wolfenbüttel morgen 8 Uhr Ankunft dortselbst gegen ½ 1 Uhr mittags. Gemeldet b. Ober-Inspektor Stellv. Wendroth. Einstellung ins Laz. Antoinettenruh (Laz. Insp. Wallbaum).

23. Dezbr.

Beschäftigung: Morgens 7 Uhr aufstehen, bis 9 Uhr reinige d. gr. Saales, in denen ca. 120 Verwundete untergebracht sind. Ich werde zum Geschäftszimmer d. Lazarettes gerufen und erhalte die Verwaltung der Wäschekammer sämtl. Lazarette (Sternhaus, Antoinettenruh, Genesungsheim) durch Laz.-Inspektor Bock. Übernahme d. Wäschekammer. (Untffz. Habekost).

24. Dezbr.

Heiligabend. Gegen 7 Uhr abds. Feier der Verwundeten im gr. Saale durch den Lazarettgeistlichen. Die Verwundeten sowie wir Kranken-Wärter erhalten Geschenke vom Frauen-Verein Wolfenbüttel in Gestalt von Nähzeug[,] Tabak, Cigarren, Cigarette, kurze Pfeife, Lesebücher[,] Bleisift, Wall-+Haselnüsse, Honig-Kuchen.

25. Dezbr.

Morgens 9 Uhr: Andacht durch den Lazarett-Geistlichen. Mittags Fest-Essen (Kranken-Wärter d. Lazaretts: Antoinettenruh

Bockelmann

Lönneckre

Bank

Greinert

Rollwage

Bätge

Bothe

Dietrichs

Lochte.

Sanitäts-Untffz.+Mannschaften

Utffz Rost.

25.-31. Dezbr.

Die übliche Beschäftigung

Am 31. abends 8 Uhr Beginn der Sylvesterfeier mit Punsch + Glühwein bis ½ 1 Uhr nachts.

Neujahrsfeier durch den Lazar.-Geistlichen.

2.-6. Januar.

Urlaub.

7.-31. Januar.

Beschäftigung: Reinigen des gr. Sales morgens, um 10 Uhr Visite des Sanitätsrates Dr. Kirchberg. 12 Uhr: Essen tragen. Krankenwärter essen in der Küche der Frau Beilicke. Darnach bis gegen 3 Uhr Mittagspause. Dann Kaffeetrincken um 3 Uhr, um 6 Uhr abends: Essen, um 9 Uhr Zapfenstreich. Ich schlafe rechts der Bühne über der Herrentoilette mit noch 4 Kameraden näml. Bockelmann, Greinert, Bäthge, Rollwage.

Februar:

Am 8. Februar werde ich auf Wunsch d. Insp. Bock zum Lazarett Genesungsheim versetzt. Meine Beschäftigung ist dort Morgens: Reinigen der mittleren Station, darnach Dienst auf der Wäschekammer, Mittags Essentragen + Essen, darnach Mittagspause, um 3 Uhr nachmittags Kaffeetrinken, um 6 Uhr abds. Abendessen, 9 Uhr Zapfenstreich.

Mil. Kr. Wärter d. Genesungsheims

Jürgensmeier (Bega/Lippe)

Illemann (Braunschweig)

Kassebaum (Langelsheim)

Bock (Hannover)

Schöneborn (Hannover)

Diestel (Osterlinde)

Geifrig (Holzminden)

Lambrecht (Lutter a/Bbge)

Alle Woche für Reinigen bezw. Wachen der Wäsche sorgen. Das Wachen + Desinfizieren wird im Städt. Krankenhause besorgt. Gespanne zum Fortschaffen stellen uns die Wolfenbüttler Gärtner freiwillig (Asmuss, Beddig, Oppermann)

März – Mai 1915

Die übl. Beschäftigung. Einige Verwundeten-Transporte kommen an.

Juli – September 1915

Die übl. Beschäftigung. Im August (8.) Überführung eines Schwerkranken nach dem Krankenhause Britz b/Berlin.

Oktober – Dezbr. 1915

Die übl. Beschäftigung. Bei Löhnungsappells helfe ich dem Insp. Bock beim Auszahlen des Geldes. Die Station Genesungsheim wird seit August Station für Lungenkranke. Nacht- und Tagwacht müssen gestellt werden. Ich bekomme die mittl. Station, in der Schwerkranke untergebracht sind. Zimmer 5 sogen. Sterbezimmer. Unter andern (3 Schwerkranke: Lungentuberkulose) auch einen Kanonier Schumacher. Vom Beruf Schmied, zuletzt Portier in Berlin, der im Felde an Lungenentzündung schwer erkrankte. Sch. War einer meiner besten + zufriedensten Kranken, ein Mann[,] der sein Loos mit Geduld ertrug. Obwohl er genau wußte, dass sein Leiden unheilbar war, war er bis zum letzten Augenblick heiterer Laune. Er bekam fast tägl. Mehrere Blutstürtze, die ihn sehr schwächten. Seines ausgezeichneten Körperbaues wegen, (seiner Kräfte) ist es auch zuzuschreiben, das er noch längere Zeit leben durfte wie andere Kameraden gleicher Krankheit. Er starb am ___. Novbr. Morgens 8 Uhr. Die letzten Nächte durfte ich auf Befehl des ordin. Arztes Sanitätsrats Dr. Engelbrecht nicht mehr bei ihm verbringen, da ich zu abgespannt durch die Pflege geworden war. Noch gegen Mittag verlangte er, mich zu sprechen, war aber leider nicht im Lazarett. Ich kam gerade, als er seinen letzten Atemzug tat. Einige Tage später wurde er auf dem Friedhof Wolfenbüttel mit milit. Ehren beigesetzt. Als letztes Liebeszeichen bette ich seinen Leichnam in Blumen ein. So starb in aller Ruhe ein Held, dessen guten Karakter ich stet im Gedächtnis behalten werde. Er stand im Alter von 28 Jahren kurtz ca. 14 Tage vorher besuchte ihn noch aus Rostock sein alter 83jähriger Vater, der ihn thränenden Auges wieder verliess.

Während meines Aufenthalts starben noch 4 Kameraden dort an Lungen- + Darmtuberkulose. Etwas Schlimmeres giebt es wohl kaum, als Schwindsüchtige sterben zu sehen.

Unter den Lungenkranken (Trempler m/Namen) befand sich auch ein Nervenkranker (Simulant), der es ausgezeichnet verstand, die Gebährden eines Kranken nachzuahmen. Trotz des Verstellens wurde er durch sorgfältige Beobachtung überführt und zur Bestrafung seinem Truppenteil überwiesen. Er ahmte Nervenzucken nach. Durch abwechselnde warme + kalte Wasserüberschüttungen wurde er nach einigen Tagen zusehends besser, konnte ohne fremde Hilfe gehen[,] essen u.s.w. Aufmerksam sind wir auf diesen erst durch Schuhmacher gemacht, der einige Zeit mit ihm zusammen auf einem Zimmer lag.

Am 24. + 25. Dezbr. Weihnachtsfeier.

Am 31. Dezbr. Silvesterfeier im Genesungsheim.

Am 17. Novbr. Wurde ich z. Gefreiten ernannt.

1.-9. Januar 1916

Dienst wie sonst.

Auf mein Gesuch an das stellv. Sanitsamt in Hannover erde ich zwecks Ausbildung im Dienst m. d. Waffe dem Ers. Batl. Res. Inf. Regt. 73, Hannover überwiesen.

 

Meine Ausbildungs-Zeit in Hannover beim Ers.-Batl. Res. Inft. Rgt. 73

Januar 1916 – April 1916

Am 10. Januar 1916 wurde ich zwecks Ausbildung im Dienst mit der Waffe auf mein Gesuch hin dem Ers.-Batl. Res.-Inft.-Regt. 73, Hannover, Kestnerschule, überwiesen.

Ich wurde zunächst dem Rekruten-Depot zugeteilt.

Fhrer: Oberltnt. Wolter

Kmpg. Feldwb. Haller.

Wohnung hatte ich in der Stadtstrasse ___, blieb jedoch nur 8 Tage dort, um nach Annenstr. 9I b. Frau Voges zu ziehen.

Grund des Fortzuges: Bei mir wohnte ein Ldstm. Tangermann, durch dessen unaufhörliches Schnarchen ich ständig in meiner Nachtruhe gestört wurde.

Während meiner 4 wöchentl. Ausbildungszeit im Rekr.-Depot lernte ich all den nötigen Schliff unter meinem Korporalschaftsführer Utffz. Schwabe Hannover.

Mitte Februar wurde ich zur 4. Kompagnie versetzt.

Komp.-Führer : Hptm. Geitmann.

Komp.-Feldw: Frie

Zugführer: Fldwb.-Ltnt: Schleusener und Ltnt Döscher.

Unsere Übungen, größtenteils auf der Gr. Bult abgehalten, bestand in Schwärmbewegungen, Schützen-Ausbildung, Vorpostenaufstellung, Exerzieren, Zielen, Fechten, Handgranatenwerfen, Schützengrabenbau, Schießen u.s.w.

Der Schießstand befand sich auf der Kl. Bult, hinter der Stadthalle und neben d. Zooligischen Garten.

Gruppen- + Zugschießen wurden in Kaltenweide abgehalten.

Im Februar schrieb ich an meinen Freund Kompagnieführer Ltnt. Oppermann aus Wolfenbüttel, der seit Beginn des Krieges im Felde seht und die 4. Komp. Res. Inft. Regt. 73 führte um Versetzung zur 10. Res.-Division.

Durch seine Vermittlung werde ich zum Battl.-Adjutanten unseres Ers.-Battl. Gerufen, wo mir mitgeteilt wurde, dass ich beim nächsten Transport zur 4. Komp. Ins Feld versetzt würde. Am 1. Ostertage 1916, als ich von Wache am Döhrener Munitionslager kam, erhielt ich 4 Tage Heimaturlaub. Nach Ablauf des Urlaubs meldete ich mich zurück. An diesem Morgen (27. April) haten wir Schießen mit russischen Gewehren auf der Kl. Bult. Hier wurde mir vom Htpm. Geitmann mitgeteilt, dass ich voraussichtl. am 2. Mai ins Feld käme. Auf dem Wege zur Kestnerschule erhielt ich von einer Ordonanz d. Btls.-Geschäftszimmers den Befehl, mich sofort beim Btls.-Adjutanten zu melden, woselbst mir gesagt wurde, dass ein Transport Spielleute am 2. Mail z. Regiment abtransportiert würde. Ich fuhr dann sofort mittags wieder auf Urlaub in die Heimat bis Sonntag, den 30. April.

Am Montag den 1. Mai wurde ich eingekleidet u. am 2. Mai morgens 8.55 Uhr wurden wir auf dem Haupt-Bahnhof Hannover verladen.

Während meiner Ausbildungszeit wohnte mit mir zusammen ein Kamerad[,] welcher ca. 8 Tage vor Ostern zum Rekr.-Depot der 19. Res.-Division in Marville versetzt wurde. H. war ein netter Kamerad, mit dem ich manche fidele Stunden verlebte u. häufig draußen im Felde getroffen habe. Er fiel in den Kämpfen an der Somme durch Granatvolltreffer am ____. Oktober 1916. H. war in der 5ten Kompagnie.

Meine Erlebnisse im Felde Mai – Juli 1916

I. Verdun

II. Argonnen

2. Mai 1916.

Morgens 7.30 Uhr Antreten in der Kestnerschule z. Abtransport ins Feld 13 Tamboure, 2 Hornisten, 2 Vizefeldwebel (Gronau + Wilhelmi) und ich, als einziger mit Gewehr. Um 8 Uhr Abmarsch vom Schulhof durch die Lavesstraße zum Bahnhof. Tamboure spielen fröhliche Weisen, alle mit Blumen beschmückt.

Um 8.55 Uhr Abfahrt über Wunstorf Cöln nach Trier. Beim Passieren der Rheinbrücke b. Cöln bläst der Hornist Opel das Lied des Trompeters von Säckingen: „Behüt Dich Gott, es wär so schon gewesen“.

Ankunft in Cöln gegen 3 Uhr nachm. Dort einige Stunden Aufenthalt, dann weiter nach Trier. Ankunft dort gegen 12 Uhr nachts. In Artilleriekaserne dicht am Bahnhof übernachtet.

3. Mai

Abfahrt von Trier morgens 5 Uhr über Wasserbillig, Grevenmacher nach Luxemburg, dann weiter über Autel (Belgien) nach Arlon. Vo[n] dort, wo man schon Kanonendonner hört, mittags 1 Uhr wieder über Autel nach Longwy Ankunft gegen 4 Uhr nachm. Nach einigen Stunden Besichtigung der Stadt Longwy-Bas u. Longwy-Haut (Festungswerke durch den Kronprinzen eingenommen, Bahnhofsgebäude zerstört, Eisenwerk) weiterfahrt nach Longuyon. Stadt vollständig zu Anfang des Krieges zerstört, Häuser vernichtet. Wir haben hier wieder Aufenthalt u. besichtigen die Stadt. Gegen 8 Uhr abds. weiter nach Montmedy. Hier angekommen marschieren wir unter dem Klang der Trommeln u. Pfeifen in Montmedy ein. Wie werden hier durch die Ortskommandantur verpflegt. Inzwischen ist es dunkel geworden u. beziehen Unterkunft in einem ehemaligen Kuhstall unterhalb der Festungswerke, die oben auf einem Berge liegen, durch unsere 42er zerstört. Der Kommandant der Festungswerke erschoss sich bei Übergabe der Festung. Nach ziemlich schlafloser Nacht (unaufhörlicher Geschützdonner von Verdun her) brechen wir von hier auf u. gehen in die Stadt. Auf dem Marktplatz Autos u. starker Verkehr.

4. Mai

Vom Marktplatz aus zum Bahnhof. Hier wird bis zur Abfahrt des Zuges mittags 12 Uhr gelagert. Man hört das Brüllen der Geschütze schon deutlicher. Es ist ziemlich heiß. Um 12 Uhr Abfahrt mit einer Kleinbahn weiter im Tal Richtung Verdun. Unterhalb der Stadt Montmedy ein Flugzeugpark.

Stationen der Kleinbahn: Montmedy [Montmédy], Juvigny, Remoiville, Jametz, Peuvillers, Damvillers, Wavrille, Gibercy, Ville devant Chaumont, Romagne s. l. Côtes.

Um 3 Uhr nachm. Ankunft im Viller Wald. Dort wird abgestiegen. Der Wald durch schwere feindl. Artillerie stark beschossen. In der Luft Fliegerkämpfe. Wir fahren mit einer Benzolbahn weiter nach Romagne sur les Côtes (Im Viller-Wald sehe ich den ersten 42er). Um 4 Uhr kommen wir dort an. Als ersten Bekannten treffe ich einen Trainsoldaten, Thoreu aus Wolfenbüttel. Nach einer Stunde Ruhe brechen wir wieder auf u. marschieren über einigen Berge nach Chaumont z. Standort uns. Batl. Ich melde mich in der Schreibstube des Bataillons. Anfangs sollte ich einer anderen Kompagnie zugeteilt werden, auf meinen Protest hin, ich sei für die 4. Komp. bestimmt, antwortete mir, bezw. Fragt mich der Offizier, aus welchem Grunde ich gerade zur 4. wolle, worauf ich erwiderte, ich wäre ein Freund von Ltnt. Oppermann, und auch aus Wolfenbüttel, Herr Ltnt. O. hätte auch deswegen an der Ers.-Batl. Geschrieben. „Der Offizier antwortete mir: Komisch, alle Wolfenbüttler wollen in die 4. Komp. Machen Sie, das Sie dorthin kommen. Kehrtwendung und schon war ich fort. Ich meldete mich darauf in der Schreibstube der 4. Komp., welche im ersten Hause rechts an der Straße Ville-Chaumont ihr Quartier aufgeschlagen hatte. Feldwebel Gohl nahm mir meine Papiere (Soldbuch u. Pass) + die Erkennungsmarke an. Ich bezog Quartier in demselben Hause, über der Schreibstube, fand dort mehrere Kameraden vor u. richtete mich häuslich ein. Hier erfuhr ich auch, dass die 4. Komp. Heute Nacht aus Stellung käme. Von der Reise müde u. abgespannt, begab ich mich etwa gegen 10 Uhr, nach noch einem kleinen Spaziergang durch das kl. U. zerschossene Dorf. (In der Schreibstube war auch der Untffz. Tarvernier anwesend, nichts ahnend, dass ich später in seine Korporalschaft kommen sollte.) Mein Bett bestand aus einem Holzwollsack, der auf dem dünnen Fußboden ausgebreitet war, als Kopfkissen mein Tornister.

Vergeblich suchte ich einzuschlafen, das unaufhörliche Schießen, vielmehr das Platzen der schweren Geschosse vor dem Dorfe liess mir nicht Ruhe; die noch wenigen vorhandenen Fensterscheiben klirrten fortwährend. Anfangs hatte ich angenommen, es seien Abschüsse unserer Geschütze, nachdem ich aber nach einigen Stunden mich erhob, wurde ich gewahr, dass der furchtbare Krach jedesmal ein Einschlag feindlicher Geschosse war, die um Ville herum platzten.

Das Dorf Ville, das in einem Tale lag[,] war auch gänzlich zerschossen, ebenso wie Chaumont. So verbrachte ich wiederum auch diese Nacht schlaflos.

Nach einigen ungeduldigen und ruhelos verbrachten Stunden hörte ich draußen gegen 4 Uhr morgens menschliche Stimmen. Ich erhob mich von meinem Lager und wanderte hinaus. Blutrot war der Himmel von dem unaufhörlichen Aufblitzen der Geschütze schwersten Kalibers, dazwischen sah man hellaufleuchtende Stellen, das waren Leuchtkugeln, die weithin das Gelände erhellten.

5. Mai

In diesen schaurig schönen, so viel Tod u. Verderben stiftenden Anblick, mischte sich das Rufen + Schimpfen der Munitions-Kolonnen, das Rasseln der Munitionswagen und das Stampfen u. Schnauben der Rosse, die bei den aufgeweichten Straßen wahrlich Schweres zu leisten hatten (einige Tage vorher hatte es stark geregnet). Gegen 5 Uhr morgens kam nun ein Teil der 4. Komp. vor der Schreibstube an. Ich suchte in der Dunkelheit Leutnant Oppermann, konnte ihn aber nicht finden. Ich frug nach Untffz. Cohn, auch ein Wolfenbüttler u. Mitglied d. Verbandes ehem. Realschüler zu Wolfenbüttel u. fand ihn vor der Feldküche sitzend, gegen wie Wand des Hauses gelehnt. Nach herzlichem Begrüßen bot ich ihm von meinen heimatlichen und mitgebrachten Lebensmitteln, wie Knackwurst, Mettwurst, Käse u.s.w. an, er wollte aber nichts weiter vor Ermattung als nur condens. Milch u. Zucker. Ich gab es ihm gern. Nach etwa einer halben Stunde wurde mir von einem Kameraden mitgeteilt, Ltnt. Oppermann sei in der Schreibstub. Ich stellte mich darauf vor den Hauseingang u. wartete auf sein Erscheinen. Es dauert auch nicht lange, so trat er heraus u. ich meldete: „Gef. Lochte vom Ers.-Batl. Res. Inf. Regt. 73 zur…“ Weiter lies er mich nicht kommen u. unterbrach mich. „Du S…….f, weshalb kommst Du gerade in diese Schweinerei nach hier?“ Ich antworte ihm darauf, wie es gekommen sei.

Als ich so mit ihm zusammen plauderte einen herzl. Gruss von seinen Eltern u. ihm mitteilte, dass ich ein Paket mit Sülze, Zwiebeln[,] Essig usw. (sein Lieblingsessen) von seinen Eltern mitgebracht hätte, bemerkte ich bei Morgendämmern erst, wie dreckig u. leidend er aussah. Das Eiserne Kreuz I. Klasse war fast nicht vor Dreck u. Schmutz zu erkennen.  Ich sagte ihm: er sähe in seinem angehenden Spitzbart aus wie das Leiden Christi selbst. Dann bat er mich, ihm am anderen Morgen gegen 11 Uhr zu besuchen, der habe um die Zeit sich etwas von der Strapazen erholt u. ich möchte ihm weiter von seinen Eltern daheim erzählen. Er ging fort u. ich begleitete ihn noch ein Stückchen mit. Dann verabschiedeten wir uns u. ich suchte Utffz. Cohn wieder auf, der inzwischen seinen stärkenden Kaffee eingenommen hatte. Mittlerweile war es hell geworden, die Sonne stieg am Horizont mehr u. mehr empor. Ich schritt zu dem vor dem Dorfe liegenden Wiesen, um meine Morgentoilette zu beginne. Als Waschgefäß benutzte ich eine leere Dose von Bismarck-Heringen, die mir von einem Kameraden angewiesen wurde und ihre Platz unter einem Stege hatte. Wasser schöpfe ich aus dem nahen Bache, obwohl wenig sauber, hatte es doch eine erfrischende Wirkung. Auf der Wiese tummelten sich die Rosse der Artillerie u. der Munitionskolonnen im Schein der Sonne, am Himmel sah man Flieger, die zur Abwehr feindlicher Flugzeuge u. zu Erkundigungen aufgestiegen waren. Den Vormittag hielt ich mich auf der Wiese auf u. sah dem Leben u. Treiben hinter der Front zu. Mittags 1 Uhr holte ich mir mit meinen übrigen Kameraden aus unserer Gulasch-Kanone Essen u. darnach ging ich fort Ltnt. Oppermann aufzusuchen. Er hatte sein Heim auf dem Berge bei Chaumont in der Holzbaracke. Ich ging die Dorfstrasse entlang, die Anhöhe hinauf. Über einige ehemalige Schützengräben u. zerstörte Drahthindernisse hinweg erreichte ich die Spitze des Berges. Ich sah mich um und hatte vor mit eine herrl. Aussicht. Zu meinen Füßen das kleine Chaumont, weiterhin das zerschossene Ville, rechts von den Höhen der Côtes Lorraine das Dorf Flabas. Links das Kap der Guten Hoffnung, mit dem Bahnhof unserer Feldbahn, Azannes, Gremilly, u. noch andere Ortschaften[,] Fesselballons, sowohl unsere wie auch feindliche sanden am Himmel, um Beobachtungen über die Wirkung der Artillerie zu machen.

Auf den vor mir liegenden Höhenzüge, im Wavrille Wäldchen, im Herbebois u. Soumazannes konnte man deutlich das Einschlagen feindl. schwerer Granaten (Kal. 28) sehen, erst der weiten Entfernung wegen das Aufspritzen der Erde, Steine u.s.w. u. dicht hinterher das unheimliche Sausen u. den furchtbaren Krach. So ging es den ganzen Tag. Ich wendete mich wieder um und kam an ein kl. Buschwerk vorbei, das auch von Schützen+ + Laufgräben durchwühlt war, jenseits zu den ehem. Stellungen unserer Artillerie. Diese Stellungen waren aus Beton hergestellt und zogen sich die ganze Höhe entlang. In ungefähr 150 m dahinter waren Holzbaracken aufgestellt, in denen z. Zt. neue Truppen aus dem Rekr.-Depot der 19. Res.-Division Unterkunft gefunden hatten. Ich schritt hinzu u. hörte plötzlich einen Knall und gleichzeitig einen Schrei. Vor mir stand ein jüngerer Kamerad vom Res.-Regt. 78, der eine Sprengkapsel einer Handgranate gefunden hatte und nichts ahnend damit gespielt. Sie entzündete sich u. riss ihm die Fingerspitzen der linken Hand ab, ein Sprengstück traf noch einen anderen Kameraden unterhalb des rechten Auges. Ich verband beide und lieferte den ersteren Kameraden an einen Feldwebel ab, der ihn halb ohnmächtig zur Komp. brachte.

Inzwischen hatte sich eine ziemliche Menschenmenge angesammelt, darunter befanden sich auch einige Kameraden von Hannover her (Warsen, Hillemann + Hartmann), die sich natürlich sehr wunderten, mich hier im Felde zu treffen. Meinten sie doch, ich sei noch in Hannover. Nach erzählen ihrer Erlebnisse beim Rekr.-Depot, von einem Fliegerangriff in Marville, versprach ich Ihnen, sie mal wieder aufzusuchen[.] Darauf verabschiedete ich mich von Ihnen und traf nach einiger Zeit meinen Freund Ltnt. Oppermann, auf einer Decke liegend, sich im Sonnenschein von dem 18tägigen Aufenthalt in der Kampffront ausruhend. Er begrüßte mich herzlichst und ich musste ihm von Haus berichten. Gleichzeitig überreichte ich ihm sein Paket mit Sülze u.s.w., er verspürte jedoch wenig Apetit, da er über seinen Magen, wie auch über große Ermattung klagte. Neben ihm lag noch ein Vizefeldwebel. Er stellte sich mit vor als Uzfldw. Tepe, den ich von Ansehen bereits von Hannover her kannte und als Zugführer in der 4. Komp. gewesen war. Ebenso lernte ich noch Ltnt. Spitzbarth kennen. Nach einigen Stunden Unterhaltung bei einer Flasche hellen Bieres tranken wir vor seiner Behausung Kaffee, den uns seine Ordonanz, namens Mögenburg, servierte. Bis gegen 6 Uhr blieb ich bei Ltnt. Oppermann u. ging mit ihm zum Geschäftszimmer der 4. Komp. Es fand dann Befehlsausgabe statt. Dienst wurde für den folgenden Tag nicht angesetzt, da alle zu ermüdet waren. Nach Beendigung der Parole, wurde und neuer Ersatz zugeteilt, unterwiesen auch die 3 Kameraden Hillemann, Warsen + Hartmann, Hillemann + Warsen kamen in meine, 5. Korporalschaft (Korporalschaftsführer: Utffz. Tavernier). Ich traf an dem Abend auch noch einen ehema. Hannoveraner, den Wehrmann Dura (auch 5. Korporal)

Mannschaft der 5. Korporalschaft: 4/R. 73

Utffz: Tavernier (Hannover)

Gefr. Koch

Gef. Lochte (Wolfenbüttel)

Wehrm. Dura

Res. Müller

 

Als neues Quartier erhielten wir eine Scheune an der Dorfstr., wie an der Kirche vorbei, nach Gibercy führend. Abendportionen wurden empfangen, bestehend aus Feigenmarmelade und einer Art Mettwurst, sogen. Gummiwurst (wegen ihrer Zähigkeit). Alle 2 Tage empfingen wir Kommisbrot 1 ½ Pf. schwer.

Die Nacht über schlief ich schon etwas besser. Ich wachte verschiedentlich auf durch ein Zucken am ganzen Körper. Die Läuse, die es dort draußen gab, machten sich bemerkbar. Auch durch den anhaltenden Geschützdonner aufmerksam gemacht, eilte ich hinaus. Wiederum war der Himmel hell erleuchtet durch das Aufblitzen der Geschütze, wie auch durch Leuchtkugeln + Leuchtsignale. Schwere Geschosse fielen in den vorunsliegenden nahen Viller Wald und auf die Straße Ville-Azannes. Im Viller Wald bei Azannes + Flabas standan unsere schweren Geschütze, die 42er Mörser, im Walde bei Romagne ein 38er Langrohrgeschütz. Gegen 2 Uhr nachts leuchtet ein hellgelbes Licht am fernen Horizont auf, was sich zusehends vergrößert und die umliegende Gegend wunderbar erkennen läßt. Ein großes Munitionslager ist in die Luft geflogen, ob von unserer Seite oder vom Feinde habe ich nicht erfahren können.

6. Mai 1916

Morgens 7 Uhr wird sich vom Lager erhoben, am nahen Brunnen in einer Büchse (ehemals eine Dose v. Schmalzersatz) gewaschen. Einer aus der Korporalschaft hat inzwischen in Kochgeschirren Kaffee von der Feldküche geholt. Bei einer Scheibe Kommisbrot wird der edle Mokka eingenommen. Ich ziehe mich bis auf die Haut aus und suche Läuse. 7 Stück sind das Ergebnis der Jagd. Tagsüber hört das Brüllen der Geschütze nicht auf. Ich besuche nachmittags Ltnt. Oppermann, er teilt mit, dass er wahrscheinlich ins Lazarett nach Montmedy kommt. Ltnt. Werner wird mein Zugführer,. Gegen Abend zieht schwarzes Gewölk am Himmel auf, ein starker Wind macht sich bemerkbar, es reißen sich plötzlich die französ. Fesselballons los und überfliegen unsere Gegend, von unseren Abwehrgeschützen lebhaft beschossen. Ener unserer Ballons landet in der Nähe von Montmedy[,] ein feindlicher, wie ich nachher erfahre, ohne Insasse in der Nähe von Broistedt auf der Strecke Braunschweig-Hildesheim. Nachts übliche Beschießung.

Morgens 2-5 Uhr heftiges Geschützfeuer in Richtung Verdun. Franzosen beschießen Ville mit schweren Schiffsgeschützen. Mann hört ganz deutlich das Sausen der Granaten. Tagsüber beschießen unsere 42er Verdun. Mächtig erdröhnt die Erde bei jedem Abschuss, unheimlich gurgelt das Geschoss durch die Luft. Gegen Abend Regen.

8. Mai 1916

Regen. Wir liegen seit 9 Uhr morgens im Alarm, Sturmgepäck wird geschnürt, sonst das übliche Geschützfeuer. Gegen 3 Uhr nachm. Alarm aufgehoben, das II. Btl. geht in Stellung. Ich treffe die 5. Komp. vor der Kirche u. rufe nach Heidorn, der sich auch meldet und nicht wenig erstaun[t] ist, mich auch hier zu finden.

Ich übergebe ihm sein Taschenmesser, welches er bei seinem Aufbruch von Hannover bei unserer Wirtin liegen liess. Ich wünsche ihm viel Glück und er geht in Stellung, Lebensmittel nach vorn schaffen. Ltnt. Oppermann verabschiedet sich, Lazarett.

9. Mai 1916

Sonnenschein, Wir lausen uns wieder draußen auf der Wiese. Sonst das übliche Schießen. Wir stehen in Korpsreserve.

10. Mai 1916

Sonnenschein, nichts von Bedeutung[.]

11. Mai 1916

Morgens 7 Uhr Abmarsch des Regts. Bei Regen von Chaumont über Gibercy, Damvillers, Peuvillers, Vittarville, Dombras, nach Rupt. Unterwegs bei Damvillers treffe ich Offi. Stellvertreter Willi Kuntze (Wolfenbüttel), ein ehem. Schulkamerad, der mit seiner Komp. (8./R. 78) unterwegs n. Chaumont ist. Die Straßen sind sehr aufgeweicht u. schlecht zu passieren. Bei Peuvillers wird Halt gemacht u. Kaffee aus den Feldküchen geholt. Um 2 Uhr nachm. Ankunft in Rupt. Ich beziehe mit meiner Korporalschaft Quartier an der Hauptstraße inmitten des Dorfes. Mir gegenüber hat der Btls-Führer Haptm. Fink sein Quartier, Ltnt Spitzbarth[,] Ltnt. Werner, Ltnt. Ruf, VizFldw. Tepe[,] Wilhelmi.

Hier in Rupt noch Civilbevölkerung. Ich hole Milch u. Eier zusammen mit Utffz Cohn. 1 Ltr. Milch = 18 Pfg., 1 Ei = 10 Pfg.

12. Mai 1916

Vorm. 9.10 Uhr Exerzieren auf den Feldern in der Umgegend v. Rupt, nachm. Appell.

13. Mai 1916

Vorm. 9-10 Uhr Exerzieren. Nachm. Appell. Während meiner freien Zeit sehe ich mir das Dorf an. Ein Teil der Häuser zerschossen. Unten im Tal ein Gutshof, mehr Schloß, mit großem Park. Hinter unserem Quartier eine Anhöhe mit etwas Wald, wo wir uns tägl. Ausruhen. Ich nehme Sonnenbäder. Gegen Abend Regen.

14. Mai 1916 (Sonntag)

Morgens 11 Uhr Feldgottesdienst im Park (I. Btl.) Regen. Unsere Regimentskapelle begleitet die Gesänge.

15. Mai 1916

Warm. 8 Uhr Übungsmarsch über Petit Failly, Ham les St. Jean, Marville nach Rupt. Hinter Marville holt uns unsere Regts-Kapelle ab. Schönes Wetter.

16. Mai 1916

Vormittags Exerzieren, Überwinden von Hindernissen.

Nachmittags Verpassen von Gasmasken im Stinkraum durch den Gasoffizier Ltnt. Reusche. Gewehrreinigen (Sonnenschein)

17. Mai 1916

Vorm. Exerzieren, nachm. Gewehrrevision

Wir baden indem Bach Othain; dort zufälliger Besuch des Kanoniers Röhmann (vor mehreren Jahren Lehrling bei meinem Schwager in Wolfenbüttel[)] Röhmann kam vom Toten Mann per Rad, um seine Bruder, der bei unserer 3. Komp. war, zu besuchen. Wir blieben noch bis gegen 10 Uhr auf der Wiese mit ihm zusammen.

Gegen Abend: Empfang von Liebesgaben v. Hannov. Provinzialverband (1 Trinkbecher Rotwein, 4 Cigarren, 6 Cigaretten, Steinhäger)

18. Mai 1916

Vormittags: Unterricht im Stellungs-Krieg

Nachmittags: Turnspiele unten in der Wiese. Stafettenlauf, Dritten abschlagen, Wettlaufen.

Nachts Flieger über uns.

19. Mai 1916

Morgens 4 Uhr Abmarsch zur Entlausungsanstalt in Carignan über Petit-Failly, Ham les St. Jean, Marville, Villers les Rond, Chareny-Vezin. Von dort mit der Bahn über Montmedy [Montmédy], Chauveny, Lamouilly, Magut-Fromy nach Carignan. Der Weg nach dort geht durch die genannten teilweise gänzlich zu Anfang des Krieges zerschossene Ortschaften. Am Tunnel von Montmedy [Montmédy] kann man noch die Wirkung der Sprengung am Ein- u. Ausgang wahrnehmen, die Drahtverhaue. In Carignan selbst werden wir in Abteilungen von 30-40 Mann zum Lausoleum einer früheren Mühle geführt. Das Zeug, sämtliche Bekleidungsstück[e][,] werden abgegeben u. gefangene Russen müssen sie in großen Kesseln durch Dampf erhitzen. Während dieser Zeit nehmen wir in einem Raum Brausebäder u. reinigen unseren von Staub u. Dreck beschmutzten Körper gründlich. In noch heissem Zustande empfangen wir nach etwa einer Stunde unsere Kleidungsstücke wieder und zogen uns an, um aus dieser von den schlechtesten Zeuggerüchen durchzogenen Atmosphäre zu verschwinden. Ich traf mich draußen mit meinem Zugführer Vizefeldw. Wilhelmi u. noch einem Leutnant d. 3. Komp. um den vor dem Orte liegenden Flugpark zu besichtigen. Unter Führung eines Flieger-Unteroffiz. sahen wir die Kampf-Doppeldecker, die Einrichtung der Zelte u.s.w.

Um ½ 6 Uhr abds. brachen wir von Carignan nach Verpflegung auf dem dortigen Bahnhof wieder nach Rupt auf (Sonnenschein sehr heiss.)

20. Mai 1916

Morgens 9 Uhr Unterricht über Märsche.

Nachm. 5 Uhr Appell (Sonnensch.)

21. Mai 1916

11 Uhr vormitt. Löhnungsappelll (Sonnenschein)

Nachm. unternehme ich einen Ausflug in die Umgegend v. Rupt. Auf der Straße n. Grand-Failly mehrere alte Schützengräben + Kriegsgräber. In derselben Straße ein Kruzifix und Reste einer ehem. Holzbrücke, da die alte steinerne Brücke gesprengt war. Ich unterhalte mich mit einem 80jährigen Franzmann, der mir seine Erlebnisse vom Kriege 1870 u. dem jetzigen erzählt.

22. Mai 1916

Morgens 8 Uhr Exerzieren (Sonnensch.) (Sturmangriffe) nachm. Baden u. Turnspiele unten in der Wiese am Othain.

Gegen Abend unternehme ich einen Spaziergang in den nahen Wald u. kehre gegen ½ 9 Uhr zurück[,] inzwischen waren wir alarmbereit geworden.

23. Mai 1916

Morgens 3.15 Uhr Abmarsch von Rupt nach Marville um anderen Truppen Platz zu machen. Alarm aufgehoben. (Sonnenschein)

24. Mai 1916

Morgens Exerzieren, Nachm. Baden in der dortigen Badeanstalt (Gewitter)

25. Mai 1916

Morgens Exerzieren. Nachm. Uniformen verpassen durch Feldw. Schünemann. Ich besuche Vizefeldw. Wilhelmi und unternehme mit ihm einen Spaziergang durch Marville.

Marville ist ein Städtchen von ungefähr 3000 Einwohnern (zu Friedenzeiten) und eine der ältesten Niederlassungen, älter als Trier. M. ist festungsartig angelegt, ehemals wichtiger Ort in der Geschichte. Wir gehen auf den sogenannten Schädelberg, der auf seinem Gipfel eine Kapelle u. Kirchhof trägt. In einem kl. Häuschen sind ca. 40.000 Schädel u. Beinknochen bis unter die Decke gestapelt. Was sie zu bedeuten haben, konnte ich nicht erfassen. Oben konnte man wieder starkes Artilleriefeuer von Verdun her hören.

Wir sind wieder marschbereit.

26. Mai 1916

Morgens 4 Uhr Abmarsch über Delut, Vittarville, Peuvillers, Damvillers, Gibercy nach Chaumont. Wir sind in Korpsreserve. Mittags besucht mich Gefr. Heidorn aus d. 5. Komp. u. ladet mich ein z. Schweinebraten essen. Ich habe auch von Hand Pakete erhalten. Gegen 6 Uhr abends, wir sitzen vor dem Quartier Heidorns u. lassen uns den Braten, den wir über ein Feuer erhitzt haben, gut schmecken. Kaffee hatte ich gekocht. Die Garderegt. 6.+7. kommen durchs Dorf, ebenso auch Bayern (Regen)

27. Mai 1916

Nichts neues (Regen)

28. Mai 1916

Morgens Grüßen üben (bewölkt)

29.+30. Mai 1916

Morgens Exerzieren (bewölkt)[,] ich treffe unter dem neuen Ersatz einen Ldstm. Meyer aus Wolfenb.

31. Mai 1916

Morgens Exerzieren.

Nachm. Turnspiele. 5. Korporalsch. Erhält im Stafettenlauf den 1. Preis = 1 Flasche Cognac.

1. Juni 1916 (Himmelfahrt)

Morgens ¾ 11 Uhr Löhnungsappell. Nachm. dienstfrei.

42er schießen. Ich sitze morgens gegen 9 Uhr in der Wiese, hatte mir vom Untffz. Hasenlust (Gr. Benkte) ein Fernglas geborgt und beobachte die 42er, als plötzlich ein Gegenstand mit unheimlichem Sausen durch die Luft fliegt. Ungefähr 100 m links von mir schlägt er in die Erde. Alles flüchtet erst entsetzt, kommt aber wieder zusammen an der Stelle 1 m vor einer Kantine. Dort liegt ziemlich tief in der Erde ein Gegenstand aus Stahl. Es war das Rohr des 42ers geplatzt u. ein Sprengstück (ungef. 3 Ctr. Scher) aus 1 km Entfernung hier her geflogen. Es wurde ausgegraben, man konnte deutlich die abgenutzten Züge erkennen. Ein anderes Stück (1 Ctr. Scher) war bei der Telefunken-Station nieder gefallen.

Nachts ein Uhr.

Bis 12 Uhr nachts hatten wir in unserem Kuhstall Ratten fangen wollen beim Schein der elektr. Taschenlampen, jedoch nichts erreicht. Gegen 1 Uhr erwache ich plötzlich durch das Geknatter der Maschinengewehre. Der Ruf: „Flieger! Licht aus!“ wird laut. Ich krieche in der Dunkelheit aus meiner Schlafkoje heraus u. gelange auch an den Ausgang uns. Kuhstalles. Vorsichtig auge ich hinaus u. sehe am nächtlichen Himmel bereits Scheinwerfer spielen. Ein Krach und ich war wieder in meiner Behausung verschwunden. Ungefähr 150 m von mir entfernt hate das feindl. Flugzeug eine Bombe fallen lassen, in der Nähe dort liegende Mannschaften getötet u. verwundet (2 Mann tot, 4 verwundet). Ich habe mir kurze Zeit darauf die Stelle angesehen u. hörte noch das Schreien u. Wimmern der Verwundeten.

2. Juni 1916

Morgens Exerzieren. Ich werde als Sturmtruppführer ausgebildet.

Nachm. werde ich zum Unterricht am franz. Maschinengewehr n. Romagne abkommandiert.

Gegen Abend komme ich von dort wieder zurück.

Ca. 2000 Franzosen passieren die Straße von Azannes.

3. Juni 1916

Vorführung des Sturmtrupps vor Hauptmann Fink (Btl.-Führer) in Gegenwart der 1.-3. Komp. Wir bekommen Stahlhelme.

Nachm. 4 Uhr bei Regenwetter über Gibercy, Damvillers, Merles nach Waldlager bei Dombras. Wir liegen in Baracken aus Vasenholz.

4. Juni 1916 (Sonntag)

Tagsüber nichts von Bedeutung. Ich gehe in den nahen Wald u. finde Erdbeeren. (Sonnenschein).

5. Juni 1916

Morgens Exerzieren auf der vor unserem Waldlager sich hinziehenden Waldwiese. Sturmangriff üben. Bewölkt gegen Abend Regen.

Utffz. Cohn erhält d. Braunschw. Verdienst-Kreuz.

6. Juni 1916

Morgens Besichtigung durch d. Divisionskommandeur eur. Excell. v. Wartenberg.

Nachm.: Dienstfrei (Regen).

Es heisst: Der Herzog v. Braunschweig will uns morgen besichtigen.

7. Juni 1916

Mittags bei Regen Abmarsch vom Waldlager Dombras über Merles, Damvillers, Wavrille, Gibercy, Ville devt. Chaumont nach dem Bois de Ville (in der Nähe vom Bois les Vaux Hordelle)[.] Gegen 8 Uhr abds. kommen wir bei Regen dort an. Die Schlucht sogen. Brunnenschlucht, in die wir kommen, liegt links (westlich) der Straße Ville-Beaumont ca. 1 ½ km südl. Ville. Der Weg Ville-Beaumont der oberhalb des Tales (Küchenschlucht) am Abhang d. Bois le Comte in süd-südwestli. Richtung sich hinzieht, wurde vom Franzmann abw. Beschossen, besonders mittags u. abends. In der Schlucht standen die Feldküchen. Die Wege waren aufgeweicht, der Dreck floss förmlich die Wege hinab. Unteroffizier Tarvernier, der als Quartiermacher voraus geeilt war, hatte uns einen Wellblechunterstand gesichert. Dahinein kam meine 5. Korporalschaft. Nur wenig Holzwolle stand uns als Unterlage zur Verfügung. Wir warfen unsere Waffen und sonstiges Gepäck ab u. richteten uns häusl. ein. Ich kochte Kaffee und briet mir Kartoffeln mit Speck, die ich in der äussersten Ecke d. Unterstandes neben einem beinahe leeren 25 Pf. Eimer Feigen-Marmelade entdeckte. Ich war noch nicht mit meiner Braterei zu Ende, als der Befehl kam, mit Gasmasken, aber ohne Gepäck und Koppel auf dem in der Brunnenschlucht sich hinziehenden Weg anzutreten, um Stollenbretter vom Pionierpark im Fosses-Wald nach der Kapelle am Wege Chambrettes-Ferme-Pfefferrücken zu transportieren. Auf schlüpfrigen Pfaden, teilweise bis an den Stiefelschäften im Schlamm, traten wir unseren Marsch an längs der Strasse Ville-Beaumont.

Etwa 2 ½ km neben der Fahrstrasse her, bogen wir nach Südosten, um die Anhöhe hinauf, weiter durch den Wavrille-Wald, dann über die Chaussee Cap d. guten Hoffnung – Beaumont, am ehem. Gefechtsstand der Artillerie vorbei über die unbewaldete Höhe ca. 1 km östl. von Beaumont. Vor uns breitete sich der Fosses-Wald aus. Dieser Weg dorthin wurde vom Franzmann ständig, wenn auch nicht stark unter Feuer genommen, besonders die Umgegend von Beaumont. Der Ort selbst war gänzlich zerschossen. Die erste Schlucht (sog. Panzerschlucht) war sehr steil, durch den Regen glitt man auf dem aufgeweichten Lehmboden häufig hin, Fluchen u. Schimpfen war an der Tages-Ordnung. Die schweren Geschosse sausten über uns hin und schlugen krachend um uns (aber ziemlich weit) ein. Der Fosses Wald hatte durch das ewige Einschlagen der Granaten stark gelitten. Die Bäume lagen zersplittert über und unter einander, sodass es bei der inzwischen eingetretenen Dunkelheit sehr beschwerlich wurde, den richtigen Weg inne zu halten. So kam es auch verschiedentlich vor, dass die Verbindung abriss u. erst mit vieler Mühe wiederhergestellt werden konnte. Nachdem die Höhe von der Panzerschlucht aus nach Osten unter diesen Schwierigkeiten erstiegen war, kamen wir in der Fosses-Schlucht an. Die ganze Strecke bis hier unten zum Pionierpark am Grunde der Schlucht wurde in schnellstem Schritt zurückgelegt, teilweise sogar im Laufschritt. Vor dem Pionierpark angekommen, ruhten wir uns erst man von den Strapazen aus, ich  nahm diese Gelegenheit wahr und füllte meine inzwischen leer gewordene Feldflasche aus einem Granattrichter wieder, nachdem ich mich selbst gestärkt hatte; obwohl das Wasser stark lehmig war. Im Pionierpark empfing nun meine Komp. die Stollenbretter, und schleppten meine Kameraden nicht gerade leicht daran, solch ein Brett wiegt wohl immer ca. 40-50 Pf., zumal sie noch vom Regen getränkt waren. Im Gänsemarsch ging es nun weiter wieder eine steile Anhöhe hinauf, durch den Wald, ca. 200 m südl. an der Chambrettes-Ferme vorbei zur sogen. Kapelle, welche ich aber nicht zu sehen bekam. Beim Austritt aus dem Fosses Wald konnte man durch das von Leuchtkugeln erhellte Gelände die Wirkung der feindl. Geschosse erkennen, alles ringsherum war von Granatendurchwühlt, ein Granatloch neben das andere. Unsere Artillerie feuerte auch lebhaft besonders die 21er Mörser, die damals im Fosses-Walde lagen, ebenso auch die Langrohr-Geschütze. Nachdem wir die Stollenbretter dort abgeliefert, vielmehr hingeworfen hatten, traten wir den Heimweg wieder im Laufschritt an. Vor uns marschierte die 3. Komp. Abermals hatten wir Schwierigkeiten. Auf der Höhe östlich von Beaumont bekamen wir plötzlich ca. 300 m vor dem Wavrille-Walde, heftig. Feuer. Da die Granaten näher kamen, suchten wir Deckung in den Granatlöchern. Nach ca. ½ Stunde erhoben wir uns wieder. Gerade beim Eintritt in d. Wald ging dasselbe nochmals los. Schnell waren wir am Boden verschwunden, als ich ein Stöhnen u. Rufen nach dem Sanitäter hörte. Ich kroch vorsichtig heran. Vor mir sassen hinter einem zerschossenen Baume zwei verwundete Kameraden, rechts ca. 10 m von mir vor einem Granatloche lag ein Toter der 3. Kp. Auf das Ersuchen den beiden zu helfen, verband ich den einen, welcher einen Granatsplitter im Rücken unterhalb des Schulterblattes bekommen hatte, mit Hilfe meiner Verbandpäckchen. Der andere, ein gewisser Musk. Böhmann aus Börssum hatte nur eine unbedeutende Wunde an der linken Hand (Handgelenk). Inzwischen hatte meine Gruppe die entstandene kleine Feuerpause benutzt u. laufend diesen gefährlichen Ort verlassen. Leider war es mit nicht möglich, den Verwundeten weiteren Beistand zu leisten, sondern mußte schleunigst aufbrechen, um meine Gruppe wiederzufinden. Nach wiederholtem Rufen u. schnellstem Laufen, wobei ich mehreremale über Drahthindernisse stolperte u. hinfiel, kam ich endlich bei meiner Gruppe an. Für den weiteren Abtransport der Verwundeten sorgten die Sanitäter der 3. Komp., die ich nachher noch traf. Um 5 Uhr morgens kamen wir nach diesen Strapazen u. denen des vorangegangenen Tages müde in unserer Küchenschlucht wieder an.

8. Juni 1916

Es wird Kaffee getrunken u. bis Mittag geschlafen. Gegen Mittag wieder Befehl „Stollenbretter nach vorn schaffen.! Diesmal aber von Ville zum Pionierpark in der Vasseschlucht. Unter Leutn. Rufs Führung gegen wir nach dem nahen Dorfchen Ville u. empfangen Stollenbretter. Abermals saure Arbeiten, Schimpfen u. Fluchen. Doch schießt der Franzmann nicht mehr so stark wir am vorherigen Tage. Ohne Verlusten kommen wir wieder um 12 Uhr nachts an. Dann wird sich wieder ausgeruht.

9. Juni 1916

Tagsüber beschießt der Franzmann wieder mit schweren 28ern die Küchenschlucht. Es schwirren die unheimlichsten Parolen in der Luft, man erzählt sich, das es heute Nacht in Stellung gehen soll.

Gegen Abend 7 Uhr Befehl: „Sturmgepäck fertig machen!“

Um 9 Uhr abs. Abmarsch, wohin, unbekannt. Man sieht unruhige Geister, allgem. gedrückte Stimmung. Wieder geht’s denselben Weg wie an den Tagen vorher. Bis zur Panzerschlucht keine Verluste. Hier kommen wir in der Reservestellung der Res. 74 an. Wir suchen uns Bunker aus, da wir annehmen, dass wir das Regiment ablösen sollen. Nach ¾ Stunden, etwa gegen 12 Uhr nachts, brechen wir wieder auf. Wir wissen jetzt, wohin es geht, in Stellung. Bei unserem Aufenthalt bei den 74ern spürten einige Kameraden einen kleinen Ballon Schnaps auf. Auf schnellstem Wege werden die Feldflaschen gefüllt. Ich verzehre ein Stückchen Kom[m]isbrot mit Feigenmarmelade u. dazu Schnaps. Einige meiner Kameraden haben sich des Guten zuviel getan u. schwanken bedenklich. Aufbruch. Der Weg geht weiter durch den Fosses Wald. Es entstehen Verluste durch die Strapazen der vergangenen Tage, einige bleiben vor Ermattung u. dem genossenen Alkohol abseits am Wege liegen. Sanitäter sorgen für das weitere. Es geht an der Chambrettes-Ferme vorbei, der Kapelle am Laufgraben entlang zur „Totenschlucht“. Der Franzmann schiesst wieder heftiger. Die Verbindung reist ab. Liegen ¾ 1 Uhr kommt Meldung durch die Kette: [„]Uffz. Cohn verwundet.“ Cohn war der letzte unserer Komp. Eine Granate hatte ihm den linken Arm abgerissen. Bei dieser Meldung liegen wir unterhalb des Chauffour Waldes, am Anfang der Totenschlucht. Nach ungefähr 10 Minuten brechen wie wieder auf. Heftige Kanonade rechts und links. Kaum etwas  vorwärts, wieder Aufenthalt – immer an den gefährlichsten Stellen – dann plötzlicher Aufbruch, im Laufschritt geht’s weiter. Stolpern, Fluchen, Schimpfen, Höhenkamm u. Schlucht unter starkem Feuer, Graben vielmehr Pfad verschüttet, links im Chauffour Reservestellungen, Aufenthalt, dann geht’s wieder plötzlich weiter durch die Totenschlucht; hier herrscht wirklich der Tod. Kein grünes Fleckchen mehr, alle aufgewühlt, vereinzelte Baumstämme starren in die Luft, die Leichen werden immer zahlreicher. Es herrscht furchtbarer Gestank. Unser Führer hat den Weg verloren in der Dunkelheit. Begegnung mit einem Truppenteil, Zusammenstoß, Drängerei. Wir sind an der Minzeschlucht angekommen. Einige Verwundete werden in der Dunkelheit angestossen und schreien laut auf. Es geht wieder eine Anhöhe hinauf. Endlich finden wir wieder einen Laufgraben. Hinein um wenigstens etwas Deckung zu haben. Hier Aufenthalt[.] Wieder weiter, erst langsam, dann rascher. Ich trete auf eine weiche Masse im Schlamm, ein Schaudern geht durch meinen Körper – ein Toter -. Nach Kriechen u. Rennen sind wir in der Tettau-Schlucht angekommen. Wieder die steile Anhöhe hinauf u. über Löcher, Steintrümmern u. Leichen hinweg. Eine Granate platzt in ca. 50 m Entfernung von mir, ich fliege zur Erde um mich vor den Splittern zu schützen. Lntnt. Werner erhält endlich Befehl mit einem Teil der Komp. in Stellung, ungefähr 400 m vor uns, zu gehen, der andere Teil bleibt als Relaisposten zurück. Das ist ungefähr um 2 Uhr nachts. Ich bekomme Posten 10 in der Tettauschlucht, ungefähr 1 ¼ km westl. Fort Douaumont. Ich gehe unter Führung von einem Kameraden des Res 78er mit noch 4 Mann meiner Gruppe dorthin. Über zerwühltes Gelände hinweg kommen wir am Stollen an. Im Eingang verschiedene Kameraden, welche Schutz suchen.

10 Juni 916

Ich übernehme den Posten 10, die Abgelösten verbleiben noch bis gegen 4 Uhr morgens bei uns. Als Läufer zur Überbringung von Befehlen sind bei mir

Wehrm. Dura

Ldstpft. Eckelmann

Ldstpft. Kruse

Ldstpft. Meyer

Ich habe die Verbindung aufrecht zu erhalten mit dem Bataillonsunterstand am Eingang zur Tettauschlucht und Minenwerfern oberhalb meines Stollens. Unaufhörlich feuert der Franzmann rechts (gegen Osten) sehe ich b. Tagesanbruch die Reste d. Forts Douaumont etwas westlich davon das Dorf D., nur noch ein Trümmerhaufen.

Der Stollen ziemlich tief, ca. 6 m unter der Erde u. 6 m in die Erde hinein. Unser Sturmgepäck, Gewehr u.s.w. hängt unten an einem in die Wand geschlagenen franz. Seitengewehr[.] Decken, natürlich sehr verlaust, dienen als Unterlage und zum Zudecken. Bei Tagesanbruch gehe ich hinaus vor den Stollen. Vor dem Eingang eine mannshohe Wehr zum Schutz gegen Sprengstücke u.s.w. Die Kanonade hört nicht auf. Von Fort Vaux oder Damloup her werden wir mit 28ern bedacht. Tagsvorher ist der Nachbar-Unterstand dadurch verschüttet. Mehreremale müssen die Läufer Befehle z. d. Minenwerfern u. d. Posten 9 überbringen. Verwundete kommen vobei. Die Hitze u. der Gesatnk werden unerträglich. Flieger beobachten das Gelände, jedesmal b. Sichtung eines feindl. Fliegers ertönt eine Signalpfeiffe, alles verkriecht sich eiligst. Gegen 10 Uhr vormitt. gehe ich zum Zugführer, vielmehr laufe unterwegs bis zum Posten 1 bekomme ich Masch. Gewehr, woher? Ich komme dort gut an, bitte um eine Flasche Wasser u. um Verpflegung[,] ich erhalte einen Trinkbecker voll Wasser, eine Flasche Schnaps von einem Kameraden. – Dann wieder zurück nach Posten 10, habe Anweisung erhalten, bei Posten 5 (Gefr. Helmedag) muß ich länger verweilen, da ich Sperrfeuer bekomme, wieder weiter, ich verfehle den Laufgraben, da völlig eingeebnet[,] ich krieche zurück, finde ihn wieder, erhalten von rechts Masch.-Gewehrfeuer, bleibe hinter der Grabenwand liegen, krieche langsam über deine Leiche hinweg u. verliere meine Flasche mit Schnaps. Schliesslich finde ich sie im Schlamm versteckt wieder. Dann geht’s in Windeseile durch die Tettauschlucht, wieder die steile Höhe hinauf u. befinde mich im Laufgraben vor dem Batl.-Unterstand. Gott sei Dank, ich bin aus der gefährl. Zone heraus u. komme zu meinem Posten 10 zurück. Ich verteile den mitgebrachten Schnaps – wenigstens eine Stärkung für den Durchfall, an dem wir alle leiden mußten. Dan ganzen Tag hört der Franzmann nicht auf mit Schießen. Gegen Abend bei Anbruch der Dunkelheit verstärkt sich das Feuer Trommelfeuer, der Franzmann trommelt die Umgebung ab, unten im Unterstand brennen wir Stearinkerzen, über unserem Unterstand liegen zwei Pioniere begraben, darunter wohnen wir. Man kann den Gestank der verwesenden Leichen wahrnehmen. Befehle kommen während der Nacht verschiedentlich an und werden weitergegeben. Immer im Laufschritt. Gegen Mitternacht Sperrfeuer. Die Truppenverstärkungen u. Verpflegungstrupps kommen heran. Schnaufend und in Schweiß gebadet erhalten wir durch Läufer vom Unteroffizier Ahring (Posten 9) unsere Verpflegung bestehend aus einem Kommisbrot, einen halben Becher schwarzen Kaffee u. etwas Mettwurst sogen. Gummiwurst. Unterhalb Douaumont quillt aus einem Gemäuer Wasser, Dura u. Eckelmann gehen dort mir Kochgeschirr u. Feldflaschen hin. Nach einer ½ Stde. kehren beide zurück. Der Weg dorthin war beschwerlich. S[c]hrappnells platzten in der Nähe der Quelle, ohne Schaden anzurichten. Um ihnen herum liegen die Leichen, halb vom Schmutz bedeckt.

11. Juni 1916

Von dem mitgebrachten Wasser wird Kaffee gekocht u. gleichmäßig unter uns verteilt. Von der Hitze macht sich großer Durst bemerkbar; die Feldflaschen werden leer, trotzdem sparsam mit den vorhandenen Flüssigkeiten umgegangen wird. Nur der Gaumen wird damit angefeuchtet[.] Schrecklich dieses Dürsten. So geht es während der ganzen Zeit unseres Dortseins. Wenig Flüssigkeit, wenig zu essen. Das Artilleriefeuer beginnt am Mittag stärker zu werden, am Abend steigert es sich noch mehr. Die gegenüberliegende Höhe mit Gasgranaten beschossen. Ein Schwefelgeruch macht sich bemerkbar, wir legen unsere Gasmasken bereit. Die Nacht versucht der Franzmann einen Angriff bei Fort Douaumont. Gewehrfeuer ist aus aller nächster Nähe hörbar. Gegen Morgen ruhiger. Die Artillerie schießt nicht mehr so stark wie am Abend vorher. Dura u. Kruse holen wieder Wasser, kommen aber mit leeren Gefäßen zurück. Sie erhalten starkes Feuer und müssen umkehren. Bei Morgengrauen steht ich vor dem Stollen. Ein Transport etwa 121 gefangene Franzosen werden den Abhang zu unserer Schucht fortgeführt, eine Granate schlägt in die Gruppe ein, zwei bleiben unverwundet, 4 tot, die anderen teils leicht, teils schwer verwundet.

12. Juni 1916

Tagsüber wieder heftiges Geschützfeuer in Richtung Fosseswald Chambrettes-Ferme. Es regnet etwas. Wir spannen vor unserem Stollen meine Zeltbahn aus, und fangen das zusammengelaufene Regenwasser in ein untergehängtes Kochgeschirr auf. Feiner Sprühregen, es dauert lange bis ein Kochgeschirr voll ist. Einige Male erhalten wir wieder Kohlenkästen (28er) vor unseren Unterstand. Mir gegenüber am anderen Abhang liegt ein toter Franzmann. Verschiedentlich wird er durch Granaten ein- u. wieder ausgewühlt, bis er ganz u. gar verschwunden ist. Im Grunde der Schlucht ein franz. Zertrümmertes Geschütz.

In der Nacht gegen 1 Uhr werde ich abgelöst u. übernehme Posten 11., der noch weiter vorn liegt in d. Albain-Schlucht.

Posten 11 ein ehemal. französ. Telephonunterstand, enger Eingang nach Süden, also dem Franzmann zu. Ich muß Verbindugn halten mit dem vordersten Gaben und Posten 9, bezw. Bataillonsunterstd. Es kommt der Befehl durch nur Briefe tagsüber zu befördern mit dem Vermerk „eilig“ oder „eilt sehr“. Im Unterstand sind:

[Namen fehlen!]

Beim Hinaustreten aus dem Unterstand bekommen wir aus der linken Flanke Maschinen-Gewehrfeuer. Drei Läufer der Relaiskette meine Vorgängers sind verwundet, Müller, Warsen, Beiß.

Tagsüber wieder heftiges Geschützfeuer, nachts noch stärker.

Gegen Morgen schwächer werdend. Im Unterstand ein Kamerad Lege (4. Komp.)[.] Im Graben durch Gewehrschuss am linken Oberarm verwundet wollte er sich zum Sanitätsunterstand begeben, wurde aber vom Franzmann nochmals in unsere Nähe beschossen und blieb in einem Granatloch hilflos liegen. Durch sein Rufen aufmerksam geworden, meldete mir ein Läufer. Ich wollte ihn holen lassen, konnte jedoch vor Sperrfeuer nicht ran. Es gelang uns am nächsten Abend erst. So hatte er noch einen Tag und eine Nacht drauß0en im Granatfeuer zubringen müssen. Wir hatten ihn schon längst aufgegeben, denn tagsüber war es uns nicht möglich ihn zu holen. Bei Anbruch der Dunkelheit des 14. Junis meldete er sich. Trotz seiner zweiten Verwundung, Schuss durch den linken Oberschenkel unter Verletzung des Knochens war er ganz in die Nähe unseres Unterstandes gekrochen. Ich holte ihn mit noch anderen Kameraden u. so gut es ging brachten wir ihn in die äusserste Ecke des gerade nicht allzu großen Unterstandes. Nachdem er sich gestärkt hatte mit einigen Bissen trockenen Brotes u. etwas Kaffee, erzählte er von seinen Erlebnissen dort draußen. Er hatte sich mit Hilfe des noch unverwundeten rechten Armes und der Zähne mit seinem Hosenträger das linke Bein abgebunden. Es blieb noch bis zum anderen Abend in unserem Unterstand u. lieferten ihn unter großen Schwierigkeiten beim Sanitätsunterstand in der Tettauschlucht ab. Meldung darüber hatte ich meinem Komp.-Führer Ltnt. Werner gemacht. Den 14. Juni verbachten wir unter dem üblichen Artilleriefeuer.

Nachts 12 Uhr setzte ein unheimliches Trommelfeuer des Franzmannes ein, welches bis zum 15. Juni mittags 12 Uhr dauerte. Flachbahngeschosse sausen über uns in einigen Metern Entfernung vorüber. Granaten schwersten Kalibers platzen ganz in unserer Nähe. Stine und Granatsplitter fliegen in den Eingang unseres Unterstandes, wir kriechen nach rückwärts und kauern dort zusammengepfercht in einer Ecke. Man sieht Angst in den Gesichtern der Kameraden. Steine und Erde bröckeln von der Decke herab. Ein herber Schlag, unsere Stearinkerze erlischt, dicht vor dem Eingang platzt eine Granate, der Eingang ist zugewühlt. Hacken und Spaten werden hastig ergriffen, wir sind verschüttet doch nur der Eingang. Zersplitterte Balken, Bretter[,] Erde und Steine versperren uns den Eingang. Sofort wird alles weg geräumt[,] um Luft zu bekommen. Von draußen hört man dumpfe Schläge, das Unwetter ist noch nicht vorbei. Das war gegen 3 Uhr morgens. Wir bessern den Schaden nur notdürftig aus, stützen die Decke ab, die einzufallen droht. Kaum sind wir damit fertig, wieder ein furchtbarer Krach[.] Wiederum werden wir von allem möglichem überschüttet. Diesmal aber mehr wie vorigesmal. Die Luft wird dünner, mit Händen und Füßen werden die Splittern beseitigt, nach rückwärts geworfen. Eingang vollständig zu. Ein bedrücktes Gefühl. Angstschweiß bedeckt die Stirn[.] Wir sind verloren. Blitzschnell fliegt das Leben an uns vorbei[.] Alle nur erdenklichen Augenblicke gehen durch das Gehirn. Wir werden schlapp. Erstickungsgefahr droht mehr u. mehr. Da bekommen wir durch ein kleines Loch frische Luft, das Loch wird größer gerissen, erleichtert atmet alles auf. Wir sind gerettet[.] Immer noch wütet draußen das fürchterliche Trommel- bezw. Sperrfeuer.

Mittags 12 Uhr tritt plötzliche Ruhe ein. Der Franzmann greift an. Wird aber zurückgeschlagen. Unser[e] Kompagnie vorn versucht einen Gegenangriff im Verein mit der 3. Komp. Gefr. Sasse leitet den Sturmtrupp. Er erreicht den französ. Graben[.] Später erhält er dafür das Eiserne Kreuz I. Kl. Utffz. Mittendorf verwundet.

Abends gegen 10 Uhr setzt wieder Sperrfeuer ein. Wir erhalten keine Verpflegung, Wasser ist schon seit 2 Tagen nicht mehr vorhanden, wir leiden alle an Durchfall. Unsere Bedürfnisse verrichten wir in leeren Konservendosen, die erst nachts in einem Sandsack fortgeschafft werden können. Es herrscht deshalb in unserem Unterstand ein grässlicher Gestank.

16. Juni 1916

Wieder den ganzen Tag über das übliche Trommelfeuer, jedoch nicht so stark als die Tage vorher. Nach mehreren Tagen Fastens u. Dürstens erhalten wir wieder nachts Verpflegung und gleichzeitig die Meldung, dass wir diese Nacht noch abgelöst werden sollen. Um 2 Uhr kommt die Ablösung. Vorher ist schon alles zurecht gelegt, um möglichst schnell diesen Ort zu verlassen.

17. Juni 1916

Gegen ½ 3 Uhr morgens verlassen wir fluchtartig den Unterstand, laufen über zerwühltes Gelände hinweg die Höhe hinauf und erreichen keuchend den Bataillons-Unterstand in der Tettauschlucht. Wir erholen uns einen Augenblick. Ich sinke vor Erschöpfung um, Utffz. Ahring reicht mir kalten Kaffee und einige Cigaretten. Nach ¼ Stunde brechen wir wieder auf[,] laufen vielmehr stürzen den Abhang hinab in die Totenschlucht. Räder, Balken, Trümmern häufen sich dort auf. Unser Weg führt in der Schlucht entlang. In der Dunkelheit verlieren wir ihn, wir laufen zu weit, erhalten Feuer, kehren um, halten uns aber mehr nach Osten, endlich finden wir wieder einen Laufgraben. Treffe Utffz. Mittendorf verwundet, der auch zum Zugführer, Ltnt Ruf will. Endlich erreichen wir ihn in der Minze. Ich erhalte Erlaubnis, zum Sanitätsunterstand zu gehen, um mir Tannalbintabletten u. Opiumtinktur zu holen wegen meines Durchfalls. Bis gegen 12 Uhr bleibe ich dort. Das Trommelfeuer lässt nach. Vom Zugführer erhalte ich Befehl Posten 6 u. 7 zu übernehmen. Gegen 1 Uhr. Ich befinde mich vor dem Posten 2, wo ich den Kameraden Schmidt au[s] Wolfenbüttel treffe (Sohn des Kirchendieners). Da der Franzmann sich ruhig verhält, beschliesse ich Wasser aus einer Quelle gegenüber der Minzeschlucht zu holen. Mit einigen Kochgeschirren u. Feldflaschen laufe ich hin, erhalten aber Schrapnellfeuer unterwegs und nehme Deckung in einem Granatloch. Gott sei Dank waren es nur 3 Schuss. Bei der Quelle angekommen trinke ich mich erst mal satt und verschwinde dann eiligst wieder mit meinen gefüllten Behältern. In der Totenschlucht platzt ein 28er, ich falle hin, die Kochgeschirre sind nur noch halb voll. Endlich komme ich wieder bei Posten 2 an. Wir kochen Kaffee. Ich sitze am Stolleneingang, da sehe ich meinen Kameraden Heidorn den Graben entlang kommen. Er erkennt mich erst nicht, seine Brille ist entzwei gegangen. Er will eine neue holen aus Gibercy. Ich bekomme als Entschädigung für einen Trunk Wasser 3 Cigarren. Gegen 4 Uhr nachm. Aufbruch nach Posten 6 u. 7. Bei Posten 4. Muß ich wegen Granatfeuer halt machen. Ich will in den Unterstand, ist jedoch schon überfüllt, ich bleibe im Eingang sitzen. Nach 1 Std. kommt ein Befehl durch ein Läufer, muß ihn weiterbefördern. Da ich nicht den richtigen Weg weiß, schliesse ich mich ihm an. Nach vielem beschwerlichen Laufen erreichen wir Posten 6 trotz Maschinengewehrfeuer wohlbehalten. Ich erkundige mich nach der Lage von Posten 7. Im Stollen 6 befindet sich ein Braunschweiger mit Namen Bienäcker. Ich nehme meinen kleinen Raum im Stollen ein. Er ist so groß, dass eben nur 2 Personen hineinpassen, aufrecht stehen kann man nicht. In der Nacht kamen mehrere Befehle durch. Bienäcker spielt trotz des Trommelfeuers Mundharmonika. Galgenhumor.

18. Juni 1916

Morgens erhalten wir Nachricht, dass wir diese Nacht abgelöst werden sollen, um in Ruhestellung zu kommen. Wir atmen auf. Der Tag will garnicht hingehen. Gegen Abend: „Diese Nacht um 12 Uhr wird abgelöst.“ Wir machen alles fertig, nach langem Warten ungefähr gegen ½ 4 Uhr, es wird schon wieder hell, erscheint die Ablösung. Raus aus dem Stollen. Der Franzmann schießt auf uns mit Masch.-Gew. Es wird niemand verwundet. Halb kriechend halb laufend kommen wir in der Minze an. Hier wird Gruppenweise gesammelt und im Gänsemarsch, vielmehr Lauf, geht’s zurück. 19. Juni 1916 Gott sei Dank, der Franzmann ist ruhig. Wir erreichen den Fosseswald. Trotz der Anstrengung machen wir nur kurze Zeit Pause, wir erholen uns nur notdürftig. Der Durst macht sich wieder bemerkbar. Wir erreichen die Höhe vor dem Wavrillewäldchen. Hier sehen wir erst die Wirkung des Sperrfeuers der vorhergehenden Tage, alles aufgewühlt. Pferdeleichen liegen noch umher. Dann durch den Wavrillewald, in die Küchenschlucht. Jetzt sind wir erst einigermaßen sicher. Wie laben uns an einer Quelle., es ist furchtbar kaltes Wetter. Wir frieren besonders im Schatten. Die Sonne erwärmt uns etwas. Nach ca. ½ Std. gesellen sich zu uns noch ein kleiner Rest unserer Komp. unter Ltnt. Ruf auf der Viller Landstraße. Langsam gehts weiter, vor Ermattung bleiben wir fast alle 10 Minuten liegen. An der Wegekreuzung nach Azannes sammeln wir uns abermals. 56 Mann ist der Rest der ehemals 180 Mann starken Komp. Ich treffe auf der Landstr. Nach Ville eben ehem. Schulkameraden Utffz. Schuppe aus Fümmelse. Die Sonne ist bereits höher gestiegen und erwärmt uns allmählich mehr. Wir erreichen Gibercy gegen 11 Uhr mittags. Ruhen uns vor der Kommandantur aus. Anfangs sollen wir hier bleiben. Um 1 Uhr brechen wir auf. Wir bitten Ltnt. Ruf um Besorgung einiger Lastautos, da wir vor Ermattung nicht weiter können. Schlieslich erhalten wir zwei. Wir fahren durch Damvillers nach Villarville, wo wir in Ruhe sind. Es wird sich gründlich ausgeruht.

20. Juni 1916

Wir werden entlaust. Pakete und Briefe aus der Heimat werden endlich nach 14 Tagen wieder empfangen. Welche Freude. Tagsüber wird sich auf der Wiese gesonnt.

21. Juni 1916

Um 5 Uhr Aufbruch nach Marville zur Kornprinzenbesichtigung. Um 12 Uhr mittags. Der Kornprinz schreitet mit Exzellens v. Wartenberg die Front ab. Wir stehen dicht am Marktplatz. Der Kronprinz verteilt Eiserne Kreu[ze] und unterhält sich mit den Leuten meiner Korporalschaft. Nach dem Vorbeimarsch an S. Kgl. Hoh. brechen wir wieder auf und kommen gegen 6 Uhr abds. wieder in Villarville an. Natürlich wieder sehr ermüdet.

22. Juni 1916

Morgens 3 Uhr Abmarsch nach Ville-Cloye bei Montmedy. Ich fahre jedoch mit einem Kranken mit der Eisenbahn nach _______________

23.-27. Juni 1916

Aufenthalt in Ville-Cloye. Morgens Exerzieren nachm. Appells. Zuerst wohnen wir in einer Scheune. Vom zweiten Tag an beziehen wir Quartier in der Schule. (Utffz. Tavernier, Specht, Ahring und ich)[.]

Wir besitzen ein Bett mit Sprungfedernmatratze, einen eichenen Schrank, Tische, Stühle u.s.w. sogar Gardinen sind vorhanden. Ich gehe in den ersten Tagen auf Suche nach Lebensmitteln. Von einer älteren Frau erhalte ich nachmittags ständig ca. 2 ½ l Milch und Eier. Von Haus erhalten wir Kaffeebohnen u. Puddingpulver, es wird gekocht. Von meinem Schwager aus Salzdetfurth bekomme ich Angelgerät u. Tavernier u. ich angeln im nahen Flusse, fangen jedoch nichts. Etwa am 25. Kommen neue Ersatz-Truppen an, darunter Fenne Garbe aus Wolfenbüttel. Nachts werden wir häufig von Fliegern besucht.  Während des dortigen Aufenthaltes habe ich an einem der Tage Arrestwache vor dem Spritzenhause.

28. Juni 1916

Um 6.30 Uhr morgens Abmarsch d. I. Batl. Nach Ville-Gloye über Velosnes nach Chareney-Vezin. Dort werden wir verladen, mittags 12 Uhr. Wir fahren über Montmedy, Chauvency, Lamouilly, Margut-Fromy, Carignan, Douzy, Bazeilles, Remilly, Autrecourt-Villers, Yoncq, Horancourt nach St. Juvin. Hier wird ausgestiegen auf der Station werden wir verpflegt. Dann marschieren wir weiter über Grandpré n. Senuc, wo wir um ½ 12 Uhr nachts ankommen und übernachten.

II. Argonnen

29. Juni 1916

Morgens 9 Uhr marschbereit. 9.30 Uhr Abmarsch über Grand Ham ___________ Laneon, Toter Mann-Mühle in Bereitschaftsstellung B.

Der Weg dorthin führt v. Senuc aus dem Tal des _______________ entlang am Rande des Argonnen-Waldes. Bis Lançon gingen wir Zug weise, von hier aus Gruppenweise, da Lançon schon vom Franzmann beschossen werden konnte. Neben dem ganzen Wege her fuhr eine Schmalspurbahn. Von Lançon aus gingen wir über eine Höhe hinweg und gelangten in die Nordausläufer des Argonnenwaldes. Herrlicher, dichter Buchen- u. Eichenbestand, teilweise von Schlinggewächsen durchzogen. Wir folgten also weiter der Eisenbahn über Charlepau [Charleveaux], Toter Mann Mühle durch das Charlottental in die Bereitschaftsstellung B. Hier wurden den einzelnen Korporalschaften Unterstände, sogen. Bunker angewiesen, die wunderschön unter der Erde ausgebaut waren. Von jedem Bunker aus ging ein Laufgraben zum Schutz gegen Granatsplitter u.s.w. Die anderen Wege waren mit Holzrosten belegt.

Wir lagen zu ungefähr 25 Mann in dem Unterstand, jeder hatte seine Ruhestätte, bestehend aus übereinander gelegten Balken, die mit Drahtgeflecht überspannt waren, sodass man sich der Länge nach darauf legen konnte. Den Lagerstätten gegenüber war der Eingang und die Fenster wie ungefähr Kellerfenster und vor diesen die Tische u. Bänke. Verpflegung holten wir Korporalschaftsweise aus dem Charlottental, ungefähr 15 Minuten entfernt, ebenso auch Wasser. Nachts hatten wir sehr unter Ratten zu leiden, die unaufhörlich über uns hinwegliefen.

30. Juni 1916

Morgens hielten wir uns vor unserem Bunker auf. Es war herrlich schönes Wetter.

Mittags 12.30 Uhr Abmarsch in Stellung.

Wir gelangen durch Laufgräben bei La Harazée und Four de Paris und lösen das Res. Inf.-Rgt. 83 ab.

Die Gräben sind sehr gut ausgebaut.

Ich beziehe einen Stollen und bekomme Nachtposten zu stellen. Bei mir sind [Namen fehlen!]

Nachtposten Sappe 25. Ausserdem Grabendienst (von 12-2 Uhr nachts). Die Stellung ist sehr ruhig, nur ab und zu hört man Geschützfeuer. Fliegertätigkeit ist rege.

Grabendienst v. 8-10 Uhr. Der uns gegenüberliegende Franzmann verhält sich ruhig, nur ab u. zu schießt ein Scharfschütze in Sappe 23. Übliche Beschäftigung: morgens Reinigen des Grabens und Auspumpen des vor unserem Unterstande befindlichen Wasserloches mit Hilfe einer Flügelpumpe in stündlichen Zwischenräumen.

 

[Die folgenden restlichen 37 Seiten des Tagebuches sind unbeschrieben.]

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Oskar Volkmann – Offizier beim 3. Oberelsässischen Feldartillerie-Regiment Nr. 80 (Teil 3/3)

Hier folgt nun der dritte und letzte Teil des Kriegstagebuches von Oskar Volkmann.

Volkmann wurde Ende 1917 an die Dolmetscherschule in Berlin abkommandiert. Doch bereits im Januar 1918 sollte er wieder mangels Verwendungsmöglichkeiten zur Truppe auf den südlichen Kriegsschauplatz geschickt werden. Eine Rückkehr zu seiner alten Einheit war nicht möglich, da seine Stelle bereits besetzt war.

Zufällig traf er dann eine alten Kriegsbekannten, der Volkmann in der Landesaufnahme in Berlin vorstellte. Dort wurde er dann auch angenommen und blieb dort bis Kriegsende.

Besonders Interessant sind Volkmanns Berichte über die Revolution in Berlin. Er schreibt über den 9. November 1918 in Berlin:

Nachdem ich zu Haus gegessen (wobei mein Bursche mir erzählte, dass sie auf der Chausseestrasse einen Offizier erschossen hätten) zog ich den Civilanzug, den ich mir abends vorher von Bruder Erst hatte holen lassen, an, um mich auf der Strasse umzusehen. Alles ruhig, Kinder werden an die schöne Herbstluft gefahren; ein paar Soldaten kommen ohne Kokarden daher. Wie ich an den Tiergarten komme nahe dem Stern, fährt über die Hauptallee ein Lastauto, auf dem sie einen roten Lappen schwenken. Schreie ertönen, ein zweites Auto langsam hinter dem ersten und dann eine wilde Menge, Soldaten und Civilisten mit Gewehren dazwischen Frauen. Autos werden angehalten, ein paar junge Kerls mit Gewehr und gezogenen Seitengewehr springen über den Rasen auf eine Autodroschke zu, die angehalten wird, und, visitiert, weiter fährt. Ein Beamtenstellvertreter, am Arm seiner Frau, ohne Waffe und mit hässlichen Stellen, wo die Kokarden sassen, kommt eilig vorbei, die Angst im Gesicht. Schüsse hört man nicht. Auf den Nebenwegen gehen Spaziergänger; jeder wechselt Worte mit andern. „Kommt man dahin noch durch?“ fragen ein paar Soldaten, die noch mit Kokarden und Seitengewehr gehen.

 

Durchs Tiergartenviertel gehe ich zu den Geschwistern. Gerade als ich vorm Haus bin, kommt von der andern Seite aus der Potsdamer Str. wieder ein Zug[.] Zwei Lastkraftwagen voll Kerls – nachher hörte ich dass Masch. Gewehre darauf seien, und eine riesige Schar von Mitläufern. Der alte Portier liess mich ein, draussen wurde grade mal wieder „Es lebe Liebknecht“ gerufen. Schon kurz darauf kamen mit Tschakos und vollem Gepäck Jäger oder Marineinfanterie – sie hatten wohl das Reichsmarineamt besetzt – und waren ebenso butterweich herübergerutscht wie das Militär an allen andern stellen. Oder welchem Befehl mochten sie folgen?

Zeitungen wurden wie immer verkauft – in der Vossischen Abendzeitung steht ausführlich, dass der Kaiser abgedankt und dass der Waffenstillstand geschlossen. So stürzt des deutschen Reichs Herrlichkeit, zugleich mit allerbürgerlichen Ordnung zusammen. Kaum macht der Verstand es sich klar, dass dies vielleicht mein letzter Tag als Offizier, im feldgrau, war; dass während ich noch Mittags geschrieben hatte, alles hier ist ruhig – mit Sonnenuntergang eine neue Ordnung da war.

Am 11. November 1918 resümiert er über die Revolution:

Merkwürdig wie sich doch alle Revolutionen gleichen. Wie beim Wasserfall vorher das Stagnieren, dann einsetzende Bewegung, die, erst unmerklich, überraschend schnell zum Absturz bringt. Für Ludendorffs Abgang, die Demokratisierung des Kabinets, die bei den ersten consitutierenden Versammlungen nur mühsam hergestellte Einigung zwischen radikalen u. noch Radikaleren, für alles sind die Vorbilder da, und die Zukunft? Der Zeitungsleser von gestern damit erfreut, dass der Bolschewismus auch die, die bei den ersten constituierenden Versammlungen nur mühsam hergestellten Einigung zwischen Radikalen u. noch Radikaleren, andern Nationen, Hollender, Italiener erfasse – aber die Presse, dem Bolschewismus hörig geworden, lügt seit Einführung „völliger Censurfreiheit“ noch viel faustdicker wie vordem.

In den Tagen nach der Revolution beendet Oskar Volkmann am 18. November 1918 sein Kriegstagebuch. Er schreibt zum Schluss:

Der Krieg ist zu Ende und damit dies Buch, das meine Kriegseindrücke aufnahm mit der Zusammenhanglosigkeit, die, währendem Erleben, die einzige Möglichkeit einer Darstellung ist.

Hoppenstedt, 18. November 1918.

Kriegstagebuch von Oskar Volkmann von Dezember 1917 bis 18. November 1918 (Teil 3/3)

Berlin, Hotel Atlas.

 

Seit fast zwei Monaten nun habe ich mein Kriegstagebuch nicht mehr in die Hand genommen, denn seither war der Krieg für mich – wenn auch nicht vorbei, so doch suspendiert. Doch haben diese zwei Wintermonate in Deutschland mir mehr Eindrücke, mehr Erlebtes und Unternommenes gebracht wie die Mehrzahl von den 40 „von denen ich wie die Maria Egyptiaca (Faust II, Schluss) sagen kann, dass ich, treu in Wüsten blieb.“

Also der Wachtmeister trat eines Morgens herein wie jeden Morgen, in mein Zimmer. Aber um seinen ruhigen Mund zuckte es auffallend, als er nun einen Zettel vorlegte: „Oberlt. Volkmann kommandiert zur Dolmetscherschule nach Berlin S.O.“

Da stands also, also doch noch! Roess, „Satteln“ Noch ein letztes Mal wollte ich über die herbstlichen Ödfelder galoppieren. Um 5 Uhr liess ich die Mannschaft antreten und verabschiedete

mich von jedem persönlich; abends noch ein Fass Bier mit den Unteroffizieren. Der Abschied war mir nach soviel Kriegsmonaten nicht leicht. Die treue feldgraue Kutsche in der ich anderen Mittags zur Bahn fuhr, hatten sie mir bekränzt wie einen Hochzeitswagen. Im Talgrün hinter Mercy-le-Haut liess ich halten; ich konnte doch nicht so in Audun am Bahnhof ankommen. Das Gepäck war voraus, es hatte einen besonderen Wagen gefüllt, denn wenn man ein so lange Kriegsexistenz auflöst –

Bauer und Müller 3 fuhren zu seiner Beförderung mit; trotzdem erreichte ich den erhofften Anschluss nicht; der mich noch abends spät nach Düsseldorf gebracht hätte, sondern lag vier Nachtstunden in Koblenz im Wartesaal. In Düsseldorf 3 Stunden, in Hoppenstedt einen Tag – am nächsten war ich in Berlin, ging ins Hotel Atlas und meldete mich in der Dolmetscherschule.

Man wusste dort von nichts – und dies erschien mir auch weiterhin die hervorstehende Eigenschaft der dortigen Geschäftsführung: niemand teilte einem etwas Bestimmtes mit, gab klare Vorstellungen. Also ich wurde für den italienischen Kursus vermerkt und eine Prüfung wurde angesetzt. Nun hatte ich zwar, nur aus verklungenen Erinnerungen meine italienischen Sprachkenntnisse aufzufrischen versucht, aber vor dieser Prüfung bangte mir doch mit Recht. Denn Kriegsjahre zahlen doppelt auch in dem, was man vergisst von ehemaligen Können. Also ich fiel glänzend durch. Der Lehrer, Leutn. D. bezeichnete es als höchst unwahrscheinlich, dass eine spätere Wiederholung der Prüfung ein anderes Ergebnis haben würde. Der Adjudant, mit dem ich sprach hatte dagegen mehr Verständnis für geistige Kriegsbeschädigungen und versprach die Sache beim Hauptmann vorzubringen.

Es geschah nun zunächst nichts. Ich besuchte den Unterricht, der in einem Keller befindlichen Versammlungsraum des Marinehauses stattfand, „ricovero parascheccie“ von uns Italiani genannt. Einige Herren kamen bald zur Front, die Zahl von 8- 10 Schüleroffizieren schmolz etwas zusammen. Für alle Fälle versuchte ich zu ergründen, wenn ich eigentlich meine Kommandierung zu danken hätte, ob nun mein Gesuch oder etwa auch dem Hauptmann Rupell, dem Schwager Hollenders. Auch suchte ich die Kriegsrohstoffabteilung auf von der aus die Offiziere zur wirtschaftlichen Bearbeitung unserer Etappe versandt werden. Auch hier wurde mir einige Hoffnung gemacht.

Da las ich eines morgens am 5. oder 6.12 im Tagesbefehl; Oberst.V. Zur Truppe zurück. Dem Hauptmann, der mich tags zuvor bei einer Besichtigung des sogenannten Anfängerkurses hatte sitzen sehen, in den ich aus lauten Eifer ging, war an mein Dasein erinnert worden.

Ich trug ihm nun andern Tags, im Helm, vor wie die Verhältnisse bei mir lägen und dass ein Zurückkehren zur Kolonne, nachdem ich mich gemeldet, nicht allzu angenehm wäre. Er gestattete mir entgegenkommender Weise noch zu einer neuen Sprachprüfung einzuarbeiten, nun arbeitete ich energisch weiter und genoss nur nebenbei Berlin, das hungernde Berlin des 4. Kriegswinters mit seinem unverminderten Rummel. Kurzer Besuch von Liese Mitte Dezember – die Prüfung, derenthalben ich unser Zusammensein schmälerte, fand nicht statt. Weihnachten kam näher und damit das Ende des Kurses. Die Offiziere, die nicht ins Feld gesandt wurden, blieben von selbst bis zum nächsten Kurs. Der fängt erst am 3. Januar an. Dazwischen aber, vom 22. Dezember bis 2. Januar, wird man nach Hause reisen können. Traumhafte Aussicht! Es gibt zwar allerhand einschränkende Bestimmungen für Urlaubsverkehr an diesen Weihnachten der abgenutzten

Schienen, der astmatischen Lokomotiven – aber zum Schluss gehts doch – wie stets beim Militär.

Es folgt der Weihnachtsurlaub in Hoppenstedt, dem ein poetisch veranlagtes Gemüt zu einem „Winteridyll“ im Sinne des Stielerschen unbedingt verarbeiten würde, während ein zeitgemäßer Kopf ihn zu einem höchst wirkungsvollen und einträglichen Film verwerten müsste. Etwa so erstes Bild, der verschneite Traumwald, in der Morgensonne funkelnd. Durch den tiefen Schnee stapft der feldgraue Urlauber mit seiner Frau, Axt und Säge in der Linken, um einen Weihnachtsbaum zu erlegen. Die umgesägte Tanne wird dann von beiden, voll Ausgelassenheit, nach Hause geschleift. Zweites Bild u.s.w. Vorher natürlich Bahnhofshalle im Dunkel des Wintermorgens, Bogenlampen blinzelnd durch den Dunst, der Bahnsteig überfüllt mit paketebeladenen Kriegern, Einlaufen des Zuges, Stur auf die überfüllten Wagen – –

Es folgt Kinderjubel, feiertäglicher Gottesdienst in der Dorfkirche, Schlittenfahrt und viele volle Schüsseln auf dem einsamen Heidegut.

Am 3.1.1918 begann der Sprachkursus wieder wie üblich; am 4. sagte mir der Lehrer, er werde mich am andern Tage prüfen, und wenn ich auch über dem Ausgang ziemlich ruhig war, so passte mirs doch nicht recht, dass ich gerade an meinem Geburtstag gesteigert ochsen sollte, und liess mich auch nicht abhalten zu feiern. Die Prüfung war diesmal von beiden Teilen – dermaßen gut vorbereitet, dass keine Fehler vorkamen. Am 6.1, der ein Sonntag war, sollten wir uns gleichwohl alle in der schule versammeln, und tun, wie wenn wir flüssig arbeiteten – denn ein hohes Tier aus dem Gr. Hauptquartier wollte die Schule „in Betrieb sehen“. So setzte ich bemooster Scholare mich auf die Bank – wie jeden Morgen den Tagesbefehl vorher lesend. Und da stand, dass ich, nebst anderen Herren des ital. Kursus, wegen mangelnder Verwendungsmöglichkeit auf den südlichen Kriegsschauplatz zur Truppe zurück geschickt würden. Das heisst, zum Ersatztruppenteil, denn meine Feldstelle, die Kolonnenführung ja ohne dies in andere Hände übergegangen.

 

Jan.1918

Sechs Wochen nur währte dies verspätete Studentendasein an der Dolmetscherschule – und gleichwohl musste ich mehrfach nachhelfen, dass ich nicht schon nach 2, nach 5 Wochen abgeschoben wurde – während andere in den Vorbereitungskursen viel länger herumsassen wie ihnen lieb war. Der Bedarf an der Front war eben unregelmäßig – wie es denn ein Zufall war, dass gerade, als ich mich der fertigen Ausbildung näherte, unsere (Operationen) deutschen Unterstützungen gegen die macaronis ganz zurückgezogen wurden. Der Unterricht war recht zweckvoll, morgens Sprachkursus, der die allgemeine Kenntnis der Sprache voraussetzte, und mit allen Schützengrabenausdrücken, den Abzeichen der Armee und Marine vertraut machte. Nachmittags sogen. techn. Unterricht, der uns mit den höchst ingeniösen „Arend“aparaten bekannt machte. Da der Betrieb sinngemäß auf die Kriegsbedürfnisse eingestellt war, so fehlte alles hemmend Kommissige. Durch einen Zufall, das Wiedersehen eines alten Kriegsbekannten in Hornborstels Buchhandlung, wurde ich – während schon mein Marschbefehl und Fahrschein nach Hagenau zur Einsatzabteilung geschrieben war – bei der Landesaufnahme eingeführt und angenommen. Zunächst wurde ich dort vorgesehen für die Vermessungsschule in Warschau; – da aber der Ordonanzoffizier des Obersten Launhardt ins Feld kam, erhielt ich dessen Posten. Zunächst glaubte ich mich bei meinem Alten und nach der langen Gewöhnung an militärische Selbständigkeit – für eine solche Tätigkeit nicht recht geeignet. Ich denke aber, mich gut eingespielt zu haben, und konnte bald meine volle Arbeitskraft an eine Sache setzen, die -, während der kurzen Monate meiner Mitarbeit,- um ein Vielfaches wuchs. Der „Leitung der Gesamttriangulation“ wurden, auch die an die Landesaufnahme übergehenden Vermessungsarbeiten des besetzten Ostens übertragen. Hier war das Arbeitspersonal, Stäbe, Vermessungstrupps, Trigonometer, Topographen erst aufzustellen, z. T. erst zu beschaffen, und die Leitlinien mussten festgelegt werden, während gleichzeitig Aufgaben in der Türkei hinzukommen und Rumänien.

 

1918

Vom 1.II bis ___V, kurz nach Pfingsten, arbeite ich mit Oberst Launhardt zusammen; einen Vorgesetzten, wie man ihn wohl selten findet in solcher Freundlichkeit und Offenheit. Ich gab mir um so mehr Mühe da ich nie ein Wort des Tadels zu hören bekommen habe. Keinerlei Kommiss-betrieb, der Geschäftsbetrieb war auch nicht gross genug, um eine eigene buro mäßige Ordnung zu haben. Oberst L. erfasste sehr rasch, arbeitete schnell und machte sich daher die Arbeitsstunden recht bequem. Von mir verlangte er nichts anderes. So blieb ich wieder ein paar Tage an der Dolmetscherschule – am Donnerstag stand aufs neue im Befehl: „Der Abmarschbefehl ObLt. Volkmann bleibt bestehen“. Aber die paar Tage hatten genügt mich einen andern Weg finden zu lassen für mein Kriegsdasein: Ich war in einer Buchhandlung zufällig meinen alten Bekannten Hauptm. Trauss begegnet, mit dem ich schon in Flandern auf Bücher gefahndet hatte. Beim gemeinsamen Abendessen erwähnte ich, dass ich mit morgen ein Stellungsloser  sei, u. Er schlug mir so gleich vor, mich bei dem Chef der Landesaufnahme, bei der er seit kurzem beschäftigt sei, unserm alten Divisionsk´deur von Bertrab zu melden. Als ich diesen anderen Morgens im Dienstanzug meine Bitte vortrug, nahm er mich gleich an u. ich sollte wenn die Genehmigung der Ers. abt. einträfe, der neugegründeten Schule für Vermessungsausbildung der Polen in Warschau als Offizier beigegeben werden. Die Einwilligung liess lange auf sich warten – zwischendurch durfte ich „zur Vervollständigung meiner Feldausrüstung nach Düsseldorf fahren. Als sie am 31.1. kam, war über meine Verwendung schon anders bestimmt: als war zum Ord. Offizier des Obersten im Generalstabe Launhardt bestimmt, der die Gesamttriangulation unter sich hat. Einarbeiten war bei dem geringen Geschäftsumfang leicht.

Vom 7-10.II machte ich mit Oberst L die erste Dienstreise nach Warschau u. Brest-Litowsk. Im Schlafwagen fuhren wir vom Bahnhof Friedrichsstrasse bis Warschau durch, wo wir morgens acht Uhr, mit knapp 1 Stunde Verspätung einliefen. Das Leben der slavischen Grossstadt, obgleich durch den Krieg sicher stark gebunden und modifiziert, pulsierte lebhaft. Flinke Droschken; deren Gummiräder der Deutsche des Jahres 1918 mit fremdartigem Staunen sieht, fliegen über das Holzpflaster. In den Läden sind noch die bei uns traumhaft gewordenen Dinge reichlich ausgelegt: Schinken und Schmalz, Backwerk, gutes Schuhzeug. Das große Hotel ____ ist mit internationalem Comfort angelegt; wir erhalten durch die Kommandanten jeder ein gutes Zimmer zugewiesen. Die Besichtigung der Vermessungsschule ist eine kurze Stippvisite. Am anderen Morgen nach Brest-Litowsk, auf das in diesen Tagen die Augen der Kriegsführenden mit Spannung gerichtet sind. Dass der Friede mit der Ukraine in der letzten Nacht unterzeichnet sei, hörten wir schon unterwegs. Litauisch-Brest ist eine Ansammlung von Häusern, von dürftigen einstöckigen, teils nach russischer Art aus Holz gebauten, teils mit Putzschwindel international verkleideten. Sehr weiträumig in dieses Land, das ja nichts kostet, aufgestellt – doppelt trostlos im jetzigen Zustand der Zerstörung. Die Citadelle liegt 20 Minuten davon. Ihre – sämmtlich nicht zerstörten Kasernen und Häuser beherbergen nicht nur das Oberkdo. Ost, sondern in diesen Wochen auch die Friedensdelegationen der Mächte, die in einer Reihe von Hausblocks aus rotem Ziegelstein, etwa für verheiratete Unteroffiziere, untergebracht – sich wenigstens nicht über Ungleichheit in der Quartierung beschweren können. Übrigens merkt man von der Bedeutung dieses Ortes und den Fäden, die sich von hier zu den Hauptstädten der Kriegführenden spinnen, nicht viel, die Strassen sind leer kaum sieht man einen Kurier. Der Oberkommandierende, der alte Leopold von Bayern, hatte seinen 70 Geburtstag, und so kamen wir gerade recht zum Fest. Oberst. L war ins Casino 1, der „Spitzen“ geladen; in dem grossen Casino 3, wo ich war, ging es aber nicht weniger festlich zu – zumal in dem Nebenzimmer, wo die verschiedenen Gattungen der kriegsmäßigen Luftfahrerei ihre besondere Tagung mit viel flüssigen und einem rheinischen Tönchen begingen. Ich war durch Freund Albert Poensgen dorthin mitgenommen – und der Oberst hatte den sicheren Riecher als er mir vorher sagte: „ich hole Sie dort ab“ – um so bis in die späteren Stunden an dieser davor hafteren Tafel kleben zu bleiben.

18/19.2 allein Dienstreise nach Münster a/ St.; zurück über Rüdesheim, Düsseldorf, wo ich mit Angina 2 Tage festlag, Hoppenstedt (wohin ich erst nach  einem unfreiwilligen Nachtaufenthalt in Celle kam).

24.02 zurück Berlin

7. März 1918 abends Schlafwagen Dienstreise nach Stuttgart, Besichtigung der Ersatz- und Versuchsstelle für im Feld zu verwendende Trigonometer u. Kastenzeichen. Besonders die bisherigen Ergebnisse und die Methoden des trigonometrischen Bestimmens von Punkten aus Flugzeugphotoprogrammen, werden uns durch Lt. d. R. Fischer einen Wissenschaftlers vorgeführt. Dies Problem durch welches die Flugzeugphotographie nicht nur ein wichtiges Hilfsmittel des Kastenzeichnens würde, sondern mit der Genauigkeit trigonometrischer Messung die Punkte des Geländes berechnen lassen würde, war schon bei dem eine Woche vorher in Berlin tagenden Kongress ein in Brennpunkte stehendes gewesen.

Am 9.2 11 Uhr vorm mit einem Dienstauto entzückende Fahrt durchs Schwabenland (Marbach, Waiblingen,) abends 8 Uhr Rückfahrt bis Erfurt, von wo ich für den Sonntag nach Bachstadt fahre.

Am 15 abends nach Wien mit Oberst L. und Hauptmann Degners. Besprechung im mil. geogr. Institut.

Montag 18. habe ich für mich. Von ½ 9 – ½ 1 allein unter den schätzen der kaiserlichen Gemäldegalerie, nachm. Schönbrunn, Stadtbummel Abendessen 7 Uhr zu Nordwestbahn; Ankunft anhalten 03.11 Uhr früh. Die Aufgaben der „Leitung A“, d. h. des Obersten (Launhardt), vergrössern sich in diesen Monaten wie ein Luftballon, der aufgeblasen wird. Eine Vermessung und topographische Aufnahme der ganzen Gebiete, die von uns im Osten jetzt besetzt gehalten werden.

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22.03.1918 Am Tage unseres grossen Sieges an der Westfront hält hier in Berlin Herr Lohn-Wiener oder Wiener-Lohn einen Vortrag über Cezanne und Gauguin, Van Gogh „jene epochale Trias“ u.s.w. in neugeformten Superlativen.

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Pfarrer Schütz soll die Witwe meines Kampfmann Langrock geheiratet haben (oder wohl richtiger umgekehrt)- für Den der die Figur dieses Satyrspiels nach der Tragödie kennt, ist es diffizile, tragicomediam non scribere.“

 

Vom Ostersamstag, 30.03 bis 11.04 Osterferien in Hoppenstedt Besuch von Oberst L. zur (Birkhahnbalz), und Vorfrühling in der Heide.

Am 15.04. abends mit Oberst L. zu den Vermessungsarbeiten der Gesamttriangulatuion im Westen. (Es war für mich schmeichelhaft, dass Hauptmann Leupold, den Adj., bat, dass ich hier bleiben solle als der in den wichtigen in Vorbereitung befindl. Arbeiten bewanderte. Aber der colonello wollte sich u. mir den Spass nicht verderben) Morgens Köln, nachm. 06. Trier, wo mit Pehnack im Casino eine gediegene Weinprobe nimmt. 17.04. Fahrt nach Trierweiler, wo ein Vermessungsturm; zurück Trier, dann über Station Waldhof nach Luxemburg. Bei der schnellen Fahrt im offenen Auto hatte ich so gefroren, dass mir der Pelz, den eine Kompanie des Landsturmbattl. aus ihrer Kammer mir lieh, sehr willkommen war. Auf den Stationen Bericht der Beobachter Messungen konnten wegen der Witterungen in unserer Anwesenheit  nicht ausgeführt werden. Nachmittags Luxemburg, sah mir das Städtchen allein an, mache Einkäufe

18.04 von Luxemburg über Arlon nach Monmédy [Montmédy] (aus pneumatikalischen Gründen), Margut, St. Walfroi [St. Walfroy], Sedan. abends „Traube“ wo auf dem Turm der hochgelegenen Wa[l]lfahrtskirche die „Gruppe 2“ ihr Beob.gerüst hatte.

19.04 Sedan – Bouillon (von fern den Holzturm gesehen) – zudem in der Einsamkeit weitab von der Straße gelegenen Jagd schloss der König der Belgier, Ch. des amérois, das wir fleißig besahen u. photographierten[,] dann Besichtigung der auf dem Felsen über der Sambre trotzenden Burg der Grafen von Bouillon. Die baugeschichtlich so interessante Burg wurde besichtigt. Weiter über weite, einsame Waldhöhen – denen Axt und Säge- Hilfsmittel für den Stellungsbau – mit deutscher Gründlichkeit- zur Leibe gegangen sind, nach Mézière-Charleville [Charleville-Mézières]. In dem neu ausgestatteten Offiziersheim aßen wir (erneut Panne!) und fuhren abends noch nach Mainbrécy [Mainbressy ] (Station 3) und Vervins, wo ein behaglich – alt eingerichtetes französisches Hotel das Offizierquartier war. Hier hinten merkt man nicht sehr viel von den schweren Kämpfern – nachts ein paar Flieger, für Weller, den Burschen u. Buchbinder, den alten Knacker, den Launhardt überflüssigerweise mitgenommen, ein Heldenerlebnis.

20.04 morgens fährt auf dem laut übers Pflaster klappernde Verbreiterungsplatten an den riesigen Rädern eine Traktorenkolonne ein geheimnisvoll überdecktes Geschütz vorbei. –

Samstag. 20. Vervins-Marle neuen Punkt, den Pehnack erkundete. Mittags Guise. Fahrt Thioleth [Thiolet], wo ein riesiges Beob. gerüst, von Sembries gebaut, fast fertig ist. Rückkehr Guise.

Sonntag. 21. Ausflug westwärts u. Quentin, dem grauen voll zerschossenen, und in die Stellungen

westlich von wo einige „Kriegsandenken“ mitgeschleppt werden kostete/Schlauch/Reifen

 

[Bemerkung am Rand, Bezug zum Text unklar:] die sich einen Monat ja weit hinter unsern Linien liegen

 

Abends Le Cateau.

Montag. 22. – Avesnes – Maubeuge Ausflug im Auto ins Belgische

Dienstag.23. Maubeuge Köln, Mittwoch Köln – Düsseldorf – Berlin.

Hier finde ich die furchtbare Nachricht, dass 3 liebe Regimentskameraden, darunter der treueste, Konrad, gefallen sind. Vorher die Nachricht vom Tode von Otto Preyer und die uns in Herbesthal erreichende Trauerkunde, die jeden wie der Verlust eines persönlichen Freundes traf, dass Richthofen gefallen! Das Niederdrückendste sind die Gegensätze! Der Egoismus dieser mehr dem Vergnügen wie etwas anderen dienenden „Dienstreise“ wo hier die Aufgaben drängen. Auch die beschwörenden Plakate zur Kriegsanleihe stehen in einem bösen Gegensatz zu der Art wie hier Staatsmittel ausgegeben werden, herumgereist wird „da es ja jetzt keinen Etat giebt.“ Besser wie Kriegsanleihe zeichnen ist: Dazu beitragen, dass der Kriegsanleihe bedarf möglichst nicht ins uferlose wächst – da kaum mancher ein Teilchen zu helfen.

Zum Landsknechtsdasein sieht meine Generation sich noch länger verurteilt, die wir uns das Leben gedacht hatten, in Erfüllung eines erwählten Berufs, mit Frau und Kindern.

Nun liegt dies Dasein (diese Kultur) irgendwo, hunderte von Kilometern fern, noch immer in Kisten und vielleicht werden wir es um uns erst wieder aufbauen für den Lebensabend wie jener Condottiere, dem die sehnende Gattin während seiner Kriegsfahrten die Villa Imperiale bei Pesaro erbaute mit der Aufschrift: „redeunti e bellis conjugi erexit uxor fidelis“

Bis dahin aber schlägt man täglich seinen Purzelbaum in der Tätigkeit, in die der tausendste Zufall einen stellte.

Berlin, das geistige Berlin, ist eigentlich noch ganz vorkriegs-zeitlich: Wedekind, und die Mehrzahl der Litteraten die zu Worte kommen, leiden noch an den selbstbereiteten Schmerzen der Überkultur (aus Mangel an anderen schwereren Erfahrungen) und ihre Dichtungen ihre Weltanschauungen werden (wie gestern, 28.4.) vor einem ganz vor-kriegszeitlich wirkenden Auditorium von Kunst- Weiberln, semitisch aussehenden Jünglingen, vorgetragen – übrigens vorzügliche Deklamation – von L. Hart.

04.05.18 Dienstreise mit Excellenz v. Bertrab und Oberst L. nach Jena zu den Zeiss-Werken. Anschließend Weimar und Besuch in Bachstedt über Sonntag Montag.

Dass unsere gewaltige Frühjahrsoffensive nicht zu einem vollen „Durchbruch“ gediehen ist, wird bedauert und betrauert. Mir scheint ein solcher „Durchbruch“ ins Freie „der uns wieder zu Zuständen wie im August 1914 führen würde, heute unmöglich. Denn wenn die Stoßtruppe auch so viel Stellungen hintereinander überrannt hätte, dass schließlich keine Truppen, keine ausgebauten Stellungen mehr vor ihr liegen würden – dann – kann sie selbst nicht weiter. Nicht nur wegen eigener Erschöpfung – die soll auch als nicht vorhanden angenommen werden – sondern weil der Tross durch das zerfurchte Gelände der Linien einfach nicht so nachkommen kann. Und ohne die Wagentruppen: die Kanonen, die ungeheuren Munitionsmengen, die Verpflegungskolonnen können die zusammengeballten in Infanteriemassen nicht vor. Viel schneller wie die herankommen, hat unbedingt der Gegner Reserven von anderen Fronten von rückwärts durch das – noch unzerstörte Gelände herangekarrt, die, wenn nötig auch ohne vorbereitete Stellungen, das artilleristisch nicht mehr vorgearbeitete Vorgehen der Infanterie aufhalten. Deshalb ist – was vom Standpunkt des alten Grabenkampfes 1915 paradox klingt – nicht das Überrennen der feindlichen Hauptstellungen das schwerste Stück – sondern die Verluste sind nun so schwerer geworden, je weiter wir darüber hinausdrangen.

Eine andere, wirklich vorhandene Gefahr beim Durchbrechen ist das Finden von grossen Vorräten das unsere auf essbare Schätze schwer erpichten Jungens einfach festkleben lässt. Bei Montdidier z.B. sind die erbeuteten Schokolade- und Sektmengen dem Weiterdringen verhängnisvoll geworden.

Da mein Katarrh anhält, lasse ich mich vom Arzt untersuchen und ein leichter Lungenspitzenkatarrh wird festgestellt. Himmelfahrt brachte ich im Bett zu und vor Pfingsten wurde mir ein sechswöchentlicher Erholungsurlaub verordnet. Ich reiste erst nach Rückkehr von Oberst Launhardt am 23.05 nach Hoppenstedt u. kam am 05.07 wieder nach Berlin. Sechs Wochen wie im Frieden.

Gartenbau und Kindeszucht und Lesen guter Bücher, vor allem musste ich ja meiner Gesundung wegen Liegen im Freien und untätig sein.

Nach der Rückkehr heile ich mich in Berlin in der behaglich eleganten Wohnung, die mir in der Bochumerstrasse von ihrem Inhaber, einem kriegsverletzten Offizier überlassen ist, erst völlig aus. Tätigkeit nicht übermäßig groß da in meiner Abwesenheit von Major von Rönne die Geschäfte der Leitung A. organisatorisch stark ausgebaut und noch andere Offiziere beschäftigt sind.

In unserer Politik vor dem Kriege war einer der schwersten Fehler die Überschätzung Oesterreichs als einer Macht, seine Beurteilung aus einer Perspektive der Kabinettspolitik, die die centrifugalen völkischen Triebe unterschätzt, wie Metternich unseligen Angedenkens, als er die Donaumonarchie neu zusammenklebte, nach der Landkarte. Allein die furchtbare blutige Ironie der Geschichte ist es, dass die Preußen-Deutschland, dass der Habsburgerstaat einen nieder zu halten suchte, wie er konnte, nun sein ganzes Herzblut vergiesst, um dieses Staatengebilde zu halten, das doch nicht mehr zu halten ist. Dieser Zerfall schon soweit fortgeschritten ist, dass zum Beispiel in den Kriegszügen der abgefallenen Tschecho-Slovaken eine Erscheinung zeigt, wie es die Weltgeschichte wohl noch nicht gesehen hat. Diese Leute, die schlechte Soldaten waren, solange sie im Felde lagen gegen die Feinde ihres Staates, beweisen Zähigkeit und Todesmut nicht nur, sondern auch Disziplin, als sie nun kämpfen können und dem Ziele Oesterreichs zu zerstören. Gegen den Staat, von dem Sieg, eine Legion von 40-60 Tausend Hochverrätern ihr Volkstum losreißen wollen, können sie aus der Ferne ihre Gefangenschaft, die Waffen nicht richten – es genügt ihrem Willen, dagegen zu kämpfen, ihrer Zähigkeit, wenn sie das Russland, das mit Oesterreich Frieden schloss, angreifen. Auf tausende von Meilen getrennt von Freunden, von einer helfenden Basis, gegen die Übermacht so riesigen Massen wollen sie doch kämpfen, kämpfen – Uns kann recht sein, wenn so in der Wolle gefärbte Feinde des Germanentums nun ordentlich zur Ader gelassen werden, nachdem sie regimenterweise überlaufend, vorher ihre Kraft erhalten hatten – aber ausrotten kann man ihre [stirps?] nicht mehr.

In unserer Lebenshaltung sind wir heute – trotz aller Einschränkungen – noch vor kriegszeitlich; der Geldverdienst ist heute bei der Mehrzahl der Leute ein wesentlich höherer, dass die Teuerung der Waren, die ja auf manchen Gebiet erst eine Folge des so stark vermehrten flüssigen Geldes ist, vom einkaufen, vom Geldausgeben nicht abhält. Und ob dies und das wirklich weniger gekauft wird ist ja nicht das Entscheidende, sondern die Gesinnung, der Wille einfach zu sein. (weniger Eleganz etc.) Die wirkliche Einschränkung wird erst eintreten nach dem Kriege, wenn die Kriegsaufträge, die mit den gepumpten Milliarden bezahlt werden, wegfallen.

 

Anfang August und Anfang September Besuch von Liese in meiner möblierten Wohnung. Ich habe mich von Berlin weggemeldet aus „inneren Gründen“ – auf die freiwerdende Stelle des Leiters der Hauptdreiecksmessung West. Beende damit nach 10 Monaten mein Berliner Gastspiel.

Vorher sendet mich der Oberst zur Teilnahme einer Grundlinienmessung nach Rumänien, – ein willkommener Auftrag, und ich sehe es nicht als meine Sache an, zu prüfen ob in diesen bitterschweren Zeiten eine solche Arbeit kriegswichtig genug ist. Für die trigonometrischen Arbeiten im Ölgebiet von Leutnant Wrage giebt sie eine feste Unterlage. Ich fahre Sonntag, 22.09. von Berlin über Liegnitz, wo ich mir einen kurzen Überblick der dortigen Barockarchitekten erschaffe – nach Breslau, dessen Städtebild ich einen Tag studiere. Montag Abend, nachdem ich auf dem abgelegenen Freiburger Bahnhof mit den von Josefstadt zur Messung, kommandierten Herren zusammengetroffen bin, fahre ich allein mit Schlafwagen nach Budapest, dessen großstädtische, regelmäßige Anlage mit dem lärmvollen magyarischen Strassenleben mich bis Mittwoch mittag fesselt. Weiterfahrt über Arad – wo ich glücklicherweise aus dem übervollen ungarischen Schnellzug in den deutschen „M.U. Zug“ steigen kann. Am anderen Morgen um 6 Uhr Schässburg mit der auf grünen Hügel lagernden Kirche. Halt bis Mittag. Stadt, Schlossberg, Spaziergang weiter Kronstadt.

Freitag 27.09. Zinno bestiegen, Stadtkirche, Aufnahmen Weiterfahrt über die Berge nach Predeal, weiter Campina Ploesti [Ploiești]. – an Baicoi [Băicoi]fuhr der Schnellzug vorbei. Abendessen, Telefongespräch mit Wrage in Calinesti [Călinești]; darauf Rückfahrt nach Baicoi, wo mich Wrage im Wagen abholt im Landsitz Cantacuzenu.

Fahrt nach Campina mit Hauptm. Breitter.

Sonntag: Spaziergang zum Weinberg.

Montag: Beginn der Basisvorbereitungen, ich lerne das Dasein des rumänischen Bauernvolkes in dieser herrlichen Gegend, am Fuss der Berge, die dem Landschaftsbild den Stempel geben, kennen.

Nachm. Fahrt nach Magureni [Măgureni], wo wir auf dem Gut Dörrpflaumen, Dörräpfel, Pflaumenmuß im Grossen einkaufen. Ein Kastenwagen muss die schweren Kisten abholen. Bei der Rückfahrt in Floresti [Florești] Halt bei unserer dicksten Freundin die den obligaten Zuika mit einem Glas Buttermilch kredenzt. Das Herrenhaus des „Doktor“ Kantacuzenu – eines Mitgliedes der bekannten Fürstenfamilie dem hierherum riesiger Landbesitz gehört – ist von der Strasse her einstöckig, weiss geputzt wie alle Häuser hier und mit seinen flachen Dach wenig imposant.

Nach der Rückseite wo das Gelände zur Prahowa Niederung abfällt zweistöckig mit ein paar Gartensälen, die, halb in der Erde steckend, vorzüglich angenehm sind für die brütend heissen Sommertage. Alle Räume sehr gross, wenig Fenster, Durchaus Pariser Einrichtung. Auch die Bücherschränke verraten die völlig französisch gerichtete Kultur.

Mittwoch 02.10. nachm. Wieder zum Mosttrinken und Traubenessen mit den anderen Herren der

Messung zum Weinberg, wo Wrage sich von der reizenden nicht trennen kann.

Donnerstag Bukarest, das wie ein riesiger Trödelmarkt wirkt. Zusammen hanglos steckende Häuser, Eleganz Pariser Kitsch, neben dummen Hütten dazwischen verstreut die kleinen orientalischen Kirchen.

Dass unser Feldgrau noch absolut die Herrschaft und Ordnung hat, hindert die rumänischen Offiziere nicht, stutzerhaft in ihren eleganten Uniformen und mit ihren Kriegsgedenkzeichen auf der Kalea Viktoriei zu bummeln – unsere Offiziere, die hier kein schlechtes Leben zu führen scheinen, haben sich offenbar mit den rumänischen Damen besser befreundet –

Ich kaufe durch Vermittelung des Wirtschaftsoffiziers billig Weine und Liköre; der Droschkenkutschen, der die schwere Kiste zur Bahn fahren soll, muss erst geschickt überlistet werden. – Den Beobachtungen u. Erlebnissen des Architekten gebe ich in diesem Kriegstagebuch keinen weiteren Raum.

Freitag 04.10.1918 Teilnahme an der Messung, die bei den eingespielten Teilnehmern (die ja unmittelbar vorher in Josephstadt dasselbe gemacht hatten) gut vorangeht. Am Samstag mittag werden wir fertig. Es kommen einige Herren von unserer Vermessungsschule in Bukarest als Zuschauer. Sonnabend zweiter Besuch in Bukarest. Die begehrten Spirituosen können nun abgeholt werden, wenn man Flaschen bringt.

Sonntag Gäste im Schloss. Autofahrt ins Zigeunerdorf Margineni [Mărgineni]. Hahnen auf Spiess. Morgens Zigeunermusik im Hochzeitshaus („nunte“) – In diesen Tagen werden die ernsten Rückschläge an unserer Westfront, die Demokratisierung der Regierung Deutschlands bekannt.

Die in deutscher u. rumänischer Sprache verfassten Heeresberichte werden von den Bukarestern voller Interesse studiert.

Dienstag 9.54 Abfahrt von Baicoi nach Bukarest – Güterbahnhof. Da wir gegen 4 Uhr ankommen und der Mil. Url. Eiltransportzug („Utez“) dem unsere beiden Wagen angehangen werden sollen erst um 10 Uhr abends geht, ist Zeit, in der Hauptstadt entweder – Freimarken zu kaufen

wie es Beer, der grosse macht oder das Juden- und Zigeunerviertel zu besuchen und, nach der schnell hereingebrochenen Dämmerung, bei Jordache ein echt rumänisches Abendessen einzunehmen.

Die Rückfahrt am eisernen Tor vorbei, über Temesvar, Budapest Güterbahnhof, durch Mähren (Kremnitz mit seiner unvergleichlich schönen Burg über der Stadt) und Schlesien geht es langsam, wie das bei diesem Zug anzunehmen war – es wurde vier mal dunkel und wieder hell, bis wir, mit 12 Stunden Verspätung – am Görlitzer Bahnhof hielten.

Der inzwischen zum General beförderte Colonell teilt mir mit, dass ich nun mehr ans Herausfahren in den Westen zu denken habe.

Dienstag 15.10. fahre ich über Lehrte – Hoppenstedt- Düsseldorf nach Méz. Charleville [Charleville-Mézières]. Die Aufgabe, um deren Übernahme ich den General vor 2 Monaten gebeten, die militärische Leitung der vier im Westen an einer neuen Hauptdreieckmessung arbeitenden Gruppen – gewinnt unter den inzwischen auf der Weltbühne eingetretenen Erschütterungen eine andere Beleuchtung.

Laon und Guise die die vorderen Eckpunkte der geplanten und in ihren Signalbauten fertiggestellten Dreieckskette werden sollten, liegen unter feindlichen Feuer, und in letzten Tagen in die Hand der französischen Truppen gekommen, infolge des riesigen Apparates unserer Rückzugsbewegung sind die Verbindungen verstopft – es gibt, von diesen so gross (zu gross!) angelegten Vermessung Arbeiten zu retten, auszuwerten was noch zu retten ist. Wahr ist´s, in dieser Stunde der Not gehörte jeder Mann an die Front, aber mit der nationalen Erhebung wird immer noch kein Anfang gemacht. Das Entfachen der Flamme wird nicht versucht – vom zündend verfassten Aufrufen grossen Worten haben wir in den 4 Jahren ja schon so viel gehabt und durch greifende energische Maßregeln ein Abbauen unserer riesigen Organisationen um des Kriegeswillen – dazu sind eben diese Organisationen zu schwerfällig. Es wird hier und da eingeschränkt, aber ich hörte von keinem, der selbst die Feder hinlegte und wieder zum Säbel griff – jedenfalls von keinem Aktiven von den Tausenden in der Kriegswirtschaftsbetrieben und Ämtern tätigen Herren.

Von Méz. Charleville [Charleville-Mézières] versuche ich zur Beobachtungsgruppe 1, die ich in La Bouteille vermute, zu kommen. Da aber bei telefonischer Anzeige von Hirson aus keine der fraglichen Ortskommandanturen etwas weiss, fahre ich zurück nach Maubert-Fontaine wo ich mein Geschäftszimmer einzurichten beabsichtige. Das heisst, ich besteige den Zug – eine Abfahrt schien vorläufig von den entscheidenden Mächten nicht beschlossen.

Nach Eintritt der Dunkelheit wurde der Zug in einen Nebengleis gefahren – wie wir bald merkten, weil bei dem mondhellen Abend Flieger vermutet wurden. Die kamen dann auch und bald tobte „die wilde Schlacht“ Signale, das Bellen von Abwehrgeschützen, dicht bei uns auf den Gleisen der Krach von Bomben mit schwarz aufsteigender Rauchwolke, dazwischen rasseln der Maschinengewehre, die Lichterstreifen zweier Scheinwerfer wie drohend hin und her bewegte Finger.

Am 16. Oktober beginnt der Krieg wieder für mich – wenigstens ein wenig, im Hintergrunde. Ich fahre über Méziére-Charleville [Charleville-Mézières] nach La Bouteille zur Beobachtungsgruppe, unserer Hauptdreiecksmessung; d.h. ich mache den Versuch – aber in diesen Tagen des grossen Räumens ist der Eisenbahnverkehr ganz unregelmäßig. Da auch telefonische Verbindung nicht zu bekommen, fahre ich von Hirson nach Maubert Fontaine, das mir als Ort für die Leitung der Dreiecksmessung empfohlen war. Der Zug, der 6 Uhr abends abfahren sollte, hielt und hielt – endlich wurde er in ein Seitengleis gefahren; bei dem mondklarem Abend vermutete man Fliegerangriffe. Bald waren wir auch wirklich in den wildesten Schlacht. Signale, dann auf allen Seiten Bellen der Abwehrgeschütze, dicht bei uns auf den Gleisen der Krach von Bomben mit schwarz aufsteigenden Rauchwolke, dazwischen das Rossrasseln der Maschinengewehre, die Lichtstreifen zweier Scheinwerfer wie drohend hin und her bewegte Finger. Nach Mitternacht, als drei Angriffe vorbei, setzte sich der Zug in Bewegung, und um 3 Uhr ging ich durch die mondstille Dorfstrasse zur Kommandanten wo wir sogleich Quartierzettel erhielten. –

Wird Deutschland die Kraft aufbringen zur inneren Erhebung? Die Frage bedrückt das Herz in diesen Tagen furchtbarer Einbusse. Werden wir diesen schwerfälligen ungeheuren militärischen Aparat auflösen können der zu viel Kräfte von der Front abzog?; die Maschine umschmieden können zum Schwert? Im Torweg steht ein kräftiger junger Soldat. Was sind sie?

„Der Kraftfahrer des Herrn Distrik[t]sveterinärs“ Und ihr? „Handwerker beim Scheibenbahnkommando des Schiessplatzes“ – Die ganze Schiessplatz- Verwaltung mit Offizieren u. Werkstätten, Burschen u. Offizierkoch soll verlegt werden nach Donaueschingen –  wärs nicht zeitgemäßer, ihn aufzulösen! Überall ein Weiterarbeiten ins Leere – fast wie bei den Arbeiten der Hauptdreiecksmessung. Lille ist geräumt Roubaix, Tourcoing und dem ganzen Westländern durch 14 Kriegsmonate mir vertraut. Lille, das von uns mit vielen Millionen Kosten zur modernen Festung ersten Ranges ausgebaut war, ohne einen Schuss aufgegeben. Freilich, die Rückzugsbahnen begannen bedroht zu werden, der Engländer brennt an der vorgetriebenen Ecke bei Kortrijk mit besonderer Hitze – gleichwohl, welche Werte, welche Pfänder liessen wir fahren.

In der Knechtschaft  erst lernen die Völker das zähe Festhalten am Nationalen, die Verschlagenheit. Die Rumänen wurden unter dem Druck der Türkenherrschaft ein Volk; die Polen haben unter Deutschlands Herrschaft gelernt, Handwerker, sparsame, zäh zusammenhaltende auf eine nationale Einigung hoffende Menschen zu werden; – wird den Deutschen die Not ebenso die Eigenschaften lehren, die ihm mangeln.

Der deutsche Michel mit der Zipfelmütze, der Bierbankphilister mit seinem „Recht muss Recht bleiben“ –  so stellt sich nach den Sozis nun auch Herr Erzberger auf und verkündet als der Weisheit höchsten Schluss in seiner Absonderung über den Völkerbund dass Deutschland Belgien im höchsten Maße unrecht getan habe – verkündet, darauf liegt der Ton inmitten unserer Kämpfe.

„Ich stand in der Mitte des Leben, als alles Dies kam.“

 

2.11.1918

In der Frage, wie weit Das, was jetzt hereinzubrechen scheint, unabwendbar ist, – wo die Grenzen des Möglichen für unser Volk liegen, hört man in Gesprächen manche Einzelheit ( und nun aus Einzelheiten) Zunächst, dass unsere schlechtesten Soldaten des jüngste Jahrgang sind, der die letzten vier Jahre keine Prügel, keine väterliche Zucht mehr erfahren hat und das viele Geld verdiente. Freilich, auch auf die alten Knaben, die mit den Kolonnen, Bagagen und Magazinen schon bis über die Maaß zurückgenommen werden, wirkt das „Richtung Heimat“ so faszinierend, dass sie für die Gefahr der Lage keinen Sinn haben und alles andere sind wie bedrückt. „Raus aus dem ….. Frankreich!“ Der Amerikaner geht vielfach schon so schlecht  vor wie der Engländer – aber unsere Kerls wollen eben nicht mehr. So wird uns auch die Maaßlinie nicht auf die Dauer schützen – zumal mit der nationalen Erhebung immer noch nicht ernst wird –  dem ein Leitartikel in unserem neuen Regierungsorgan, dem Vorwärts, kanns allein auch nicht machen – und für Aufrufe ist man ohnehin schon etwas unempfindlich.

Vom 02.11 bis 08.11 1918 bin ich in Berlin, in Vertretung des verreisten General Launhardt.

So muss es kommen! Ein Deutscher Militärtransport in Budapest auf dem Bahnhof entwaffnet! Als ob erst diese Nacht der Stimmungsumschwung dort gekommen wäre und nicht schon seit Tagen Deutschenfeindschaft, die Oppositionsdemokratie zur vollen Herrschaft, zum Bruch mit der Habsburgerei drängte ohne von diesen alten Mächten irgendwie gehindert zu werden. Freilich, die Evolution (von Revolution wie Graf Carolyi in einem Telegramm an den Vorwärts rühmte, kaum keine Rede sein) ist schnell gekommen aber eine Leitung, die auf dem Posten war, musste dies soweit übersehen, dass sie keine Transporte mehr nach Rumänien absendet. Wozu auch noch! Man darf es wirklich nicht laut sagen, was bei uns alles ruhig weitergeschieht – trotz dem Weltgeschehen dieser Tage! Da zeigt sich erst, wie schwerfällig unsere Maschine ist. Nachdem die erste Erschütterung vorbei ist dass Ludendorff abtreten musste, gewinnt, die kühlere Beurteilung Anhänger, dass er nicht nur der geniale General und Operationsleiter der riesigen Ausmaße, sondern daneben der unberufene Leiter des deutschen Nationalschicksals geworden war, und zwar unberufen in jedem Sinne. Selbst wenn er die Grenzen des Möglichen für unsere Sache richtiges hätte einschätzen können – mit einer wirklichen Regierung hätte er auf die Dauer in dieser unverantwortlichen O.H.-L.= Politik nicht arbeiten können. So aber hat es die Kasse an den Rand des Argumentes gebracht.

Ein Schlaglicht auf die „orientalischen Praktiken“ einiger führenden Türken auch in diesem Kriege wirft folgendes Geschichtchen. Dschavid bestellte bei einer deutschen Sektfirma einen Waggon Sekt mit dem Auftrag, die Flaschen müssten Etikettes und auch den Korkbrand <Veuve Clicqout> und <Pommery> tragen. Da die Firma sich weigerte, wurde die Sendung ohne Etikettes gemacht und die Flaschen erhielten in Constantinopel hergestellte Etiketten mit den edlen Aufschriften. Beförderung des Eisenbahnwagens erfolgte natürlich als dringendes Heeresgut. Da die Flasche französ. Sekt in Cospoli damals etwa 5 Pfund kostete, und der Einkaufspreis des deutschen 17,50 M. Betrug, muss der Handel gelohnt haben.

Wenn bei allen militärischen Behörden ein derartig unverhüllten Egoismus herrscht wie bei der L., dann scheint unser Zusammenbruch beinahe eine Notwendigkeit. Hauptmann Leupold der den Krieg seit Jahr und Tag in Berlin mit macht, ohne dass eigentlich jemand recht weiss, was ihm fehlt, hatte aus diesem Grunde nicht die Zahl von 60 Tagen im zu Ende gehenden Jahr im Kriegsgebiet verbracht; deren es bedarf, damit das Jahr als ´Kriegsjahr´ angerechnet wird. Er „erkrankte“ nun auf einer Dienstreise in den Osten – und schrieb von da an den Burounteroffizier, der möge ihm mitteilen, wie viel Tage ihm an den notwendigen 60 noch fehlten –

Anf. Nov.

Als ich von Rumänien zurückkam, tief gedrückt durch die Entwickelung der letzten Tage und in Erwartung einer neuauflebenden Kriegsstimmung – wunderte ich mich dass von den Buromannschaften verschiedene fehlten. „Ja, die <Heldengreif> Commission war da, das liess ich sie vorher verschwinden.“ Als sich jemand neu meldete, „Sind Sie kv.? „Ja“ – Da müssen Sie zunächst noch mal für´n paar Tage weg“……

Okt. 1918

Als ich in Bukarest war – in den Tagen, wo durch die Unterwerfung Bulgariens das Geschick unserer macedonischen Unternehmung besiegelt und die Rückwirkungen dieser Dinge auf die Bukarester Bevölkerung schon deutlich zu spüren waren, arbeiteten wir mit Hochdruck an der Einrichtung einer Vermessungsschule in Bukarest, in der von unsern eingespielten Beamten ein Stab von Trigonometern und Topographen ausgebildet werden sollte u. zwar neben Deutschen auch Rumänien. Schon, dass deutsche Vermessungstechniker, die z.T. in ihrer vorigen Stellung tüchtige Frontoffiziere waren, aus der Truppe gezogen wurden, wie Lt. P. , der als Bataillonsführer sich den „Hohenzollern“ geholt hatte – ist unbegreiflich, aber, dass wir unsern kaum bezwungenen Feinden uns hier wieder beeilen, unser militärisches Können beizubringen ist so – so- deutsch, dass man schaudernd sieht: wir haben nichts gelernt u. werden´s wohl nie lernen. – Der Gedanke, dass wir, um die grossen Vermessungen in den jetzt besetzten Gebieten schnell durchführen zu können, uns Gehülfen aus den Landeseinwohnern, heranziehen, die entscheiden den Arbeiten aber selbst machen und zusammenfügen wollen – dieser Grund rechtfertigt ein Verfahren nicht, bei dem der Feind uns derart viel militärisches Können und Wissen absieht.

Dass die Polen damals all unserem Streben, ihnen eine Wehrmacht zu schulen, so renitent gegenüber standen, müssen wir heute, wo sie gegen uns die Zähne fletschen preisen. Als wir sie vor 1 ½  Jahren ins Leben riefen, ging unsere Politik andere Wege und sah die Welt anders aus, gut; aber in diesem Frühjahr z. Beispiel konnte mir auch der an der Ausbildung arbeitende Hauptmann Menz Schwager von Amy Gathmann den Zweck der Übung nicht erklären – und es wurde doch fortgewurstelt.

[Weiter unten auf der Seite, wobei der Kontext unklar bleibt, in Bleistift:] sich längst gewandelt

 

6.11.18

Auch über die Tätigkeit des Hauptmanns jetzigen Majors Schack bei der Landesaufnahme in diesem Kriegsentscheidungsjahr ist es schwierig, eine Satire nicht zu schreiben. Wrage rühmte ihn zwar als angenehmen Vorgesetzten, er habe einem nie in den Kram geredet, habe sich nämlich in den Monaten, wo er dies Sonder Kommando führte, nie bei seinen Arbeiten sehen lassen. Arbeit leistete er – ausser vielfachen Anfragen u. Briefen um Tagegelder – mit Anträgen um einen lippe- oberlippischen Orden, der dann auch später eintraf. Um den „Hohenzollern“ war er s.Z. persönlich bei Launhardt vorstellig geworden mit der Begründung, es sei für ihn, als Bataillonsführer später doch peinlich, ihn nicht zu haben – verdient – bemerkte er zum Schluss nebenbei – habe er ihn ja reichlich. Auch er als sonst gesunder Mann seit Jahr und Tag bei der L.

 

Diese Kleinigkeiten halte ich fest weil sie zeigen, wie stark und unumschränkt der Egoismus im Offizierkorps herrscht __ freilich die, die hier sind, sind ja auch nicht erste Garnitur.

 

6.11. abends

Die Ereignisse überstürzen sich.; der helle Aufruhr, dessen Flamme von Kiel auf die andern norddeutschen Städte übersprang, sucht nach Berlin einzudringen. Aber hier sind Maschinengewehre, ein paar aus dem Felde herangezogene Reserve-Jägerbataillons für den Fall von Tumulten, sind niederfliegende Flieger mit Gasbomben zu erwarten – da würde ein Putsch nicht so glatt gehen wie im unbewachten Hamburg……..

 

7. Nov.

Ist es wirklich erst ein paar Monate her, seit auf dem Platz vor dem Lehrter Bahnhof, auf den die Fenster unserer Geschäftsräume hinausgehen, auch ein paar Kompagnien heranmarschierten und auf dem abgesperrten Vorplatz in dessen Umkreis hunderte von Menschen erwartungsvoll standen, eine Schar Matrosen  empfangen wurde? Die „Wolff“ Mannschaft zog, von einer Ehreneskorte geleitet, in die Stadt. Heut wird wieder eine Reihe von Matrosen eskortiert. Das Militäraufgebot ist etwas stärker und schussbereite Maschinengewehre stehen auf der Marschallbrücke. Die meuternden Matrosen, die seit 4 Tage in Kiel das Heft in den Händen haben, sind zu Hunderten nach hier gefahren, aber der Stadtkommandant hat aufgepasst und die ´Blauen´ werden klanglos abgeführt.

In Berlin bleibt alles ruhig; auch an diesem Samstag, 9.11. wo ich aus meinem Moabiter Quartier wie gewöhnlich zur Landesaufnahme fahre. Die Strassenbahn verkehrt, alle Leute gehen zur Arbeit, und bis der General habe ich die wie an jedem anderen Tag eingekommenen, Eingänge vorgearbeitet. Nieschlag telefoniert aus seiner Kaserne, wo er seit gestern einer Alarmbatterie zugeteilt ist, es sei alles friedlich allerdings sei seit 9 Uhr Generalstreik erklärt. Der General arbeitet schnell wie immer alles durch; wir besprechen an der Hand einer Karte die Möglichkeiten wie Mackensen durch Ungarn sich wohl durchschlagen wird.

Nach Eins sagt mir der General: im Innern sollen Unruhen beginnen die „Maikäfer“ kaserne gestürmt sein. Ich geh nach Haus, sonst reissen sie einem noch die Kokarden ab“. Auf den Strassen noch alles wie immer, Elektrische fuhren, vor dem Generalstab drüben stand ein Doppelposten. Ich blieb noch eine Weile, da kam Hauptmann Degener und ein anderer Offizier herein, schon im Mantel: „Zu spät, s´ ist schon zu spät.“ „ Na, ich werde sehen noch durchzukommen, habe Civil zu Haus.“ Ich ging gleich herunter und am Wasser lang zurück. Bei Schloss Bellevue eine Kompagnie Rekruten, Schutzleute umgeschnallt – alles machte einen beruhigenden Eindruck. Nachdem ich zu Haus gegessen (wobei mein Bursche mir erzählte, dass sie auf der Chausseestrasse einen Offizier erschossen hätten) zog ich den Civilanzug, den ich mir abends vorher von Bruder Erst hatte holen lassen, an, um mich auf der Strasse umzusehen. Alles ruhig, Kinder werden an die schöne Herbstluft gefahren; ein paar Soldaten kommen ohne Kokarden daher. Wie ich an den Tiergarten komme nahe dem Stern, fährt über die Hauptallee ein Lastauto, auf dem sie einen roten Lappen schwenken. Schreie ertönen, ein zweites Auto langsam hinter dem ersten und dann eine wilde Menge, Soldaten und Civilisten mit Gewehren dazwischen Frauen. Autos werden angehalten, ein paar junge Kerls mit Gewehr und gezogenen Seitengewehr springen über den Rasen auf eine Autodroschke zu, die angehalten wird, und, visitiert, weiter fährt. Ein Beamtenstellvertreter, am Arm seiner Frau, ohne Waffe und mit hässlichen Stellen, wo die Kokarden sassen, kommt eilig vorbei, die Angst im Gesicht. Schüsse hört man nicht. Auf den Nebenwegen gehen Spaziergänger; jeder wechselt Worte mit andern. „Kommt man dahin noch durch?“ fragen ein paar Soldaten, die noch mit Kokarden und Seitengewehr gehen.

 

Durchs Tiergartenviertel gehe ich zu den Geschwistern. Gerade als ich vorm Haus bin, kommt von der andern Seite aus der Potsdamer Str. wieder ein Zug[.] Zwei Lastkraftwagen voll Kerls – nachher hörte ich dass Masch. Gewehre darauf seien, und eine riesige Schar von Mitläufern. Der alte Portier liess mich ein, draussen wurde grade mal wieder „Es lebe Liebknecht“ gerufen. Schon kurz darauf kamen mit Tschakos und vollem Gepäck Jäger oder Marineinfanterie – sie hatten wohl das Reichsmarineamt besetzt – und waren ebenso butterweich herübergerutscht wie das Militär an allen andern stellen. Oder welchem Befehl mochten sie folgen?

Zeitungen wurden wie immer verkauft – in der Vossischen Abendzeitung steht ausführlich, dass der Kaiser abgedankt und dass der Waffenstillstand geschlossen. So stürzt des deutschen Reichs Herrlichkeit, zugleich mit allerbürgerlichen Ordnung zusammen. Kaum macht der Verstand es sich klar, dass dies vielleicht mein letzter Tag als Offizier, im feldgrau, war; dass während ich noch Mittags geschrieben hatte, alles hier ist ruhig – mit Sonnenuntergang eine neue Ordnung da war.

—-

Sonntag 10. gehe ich wieder ins Büro – vornehmlich aus Neugier. Zugleich um festzuhalten, ob Nieschlag wohlbehalten sei, der gestern zu der Artillerie-allarmbatterie getreten war. Aber auch da war kampflose Übergabe an eine Deputation des A. und S. erfolgt. Man rieb sich in den Geschäftszimmern sozusagen die Augen, zwei, drei Offiziere, natürlich in Civil, musterten, sich gegenseitig erheitert – auch die Burosoldaten hatte die Gewohnheit zur Stelle geführt. Zu tun gabs ja so gut wie nichts mehr; man macht es sich kaum erst klar, dass eine riesige Arbeit, der freilich wie der Turm zu Babel ins Ungemessene ausgedehnt worden war, nun um so klangloser zusammenbrach. Und welch ein Stück Nationalvermögen geht damit in den Dreck!

Aber die Geldentwertung wird wohl überhaupt noch rapide zunehmen. Gespräch auf einer Elekrischen, deren Vorderperrons jetzt überfüllt sind mit Soldaten, die natürlich nicht zahlen: „Mensch, ich bin aus Breslau ohne Urlaub herjereist, nu hab ick mir hier neu einkleiden lassen, unn´ 60.M. Vorschuss.“ (Ein anderer 50 M., und auf was für Kontrollen!) Die Pferde, die sie den berittenen Schutzleuten abnahmen, wurden abends irgendwo verkloppt.

Komme mir recht erbärmlich vor, dass ich dies klägliche Theater am Samstag hier ertrug – aber ich wäre so ziemlich der einzige gewesen, wenn ichs anders gemacht hätte.

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11.11.

Merkwürdig wie sich doch alle Revolutionen gleichen. Wie beim Wasserfall vorher das Stagnieren, dann einsetzende Bewegung, die, erst unmerklich, überraschend schnell zum Absturz bringt. Für Ludendorffs Abgang, die Demokratisierung des Kabinets, die bei den ersten consitutierenden Versammlungen nur mühsam hergestellte Einigung zwischen radikalen u. noch Radikaleren, für alles sind die Vorbilder da, und die Zukunft? Der Zeitungsleser von gestern damit erfreut, dass der Bolschewismus auch die, die bei den ersten constituierenden Versammlungen nur mühsam hergestellten Einigung zwischen Radikalen u. noch Radikaleren, andern Nationen, Hollender, Italiener erfasse – aber die Presse, dem Bolschewismus hörig geworden, lügt seit Einführung „völliger Censurfreiheit“ noch viel faustdicker wie vordem.

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Auch wenn die Geschichtchen, die über den Kronprinzen erzählt werden aus Stenay und seinen Damenverkehr in (Mézieres)-Charleville nicht alle wahr sein mögen – er hat es während des Dauerkrieges verstanden sich völlig ungeachtet und ungeschätzt zu machen in weiten Kreisen, die die Monarchie verehren. Noch denke ich der Verärgerung des ostdeutschen Korpsveterinärs, gewiss königstreu bis in die Knochen, über die im dritten Kriegsjahr in Charleville wieder eingeführte Bestimmung, S.K.H. durch Front machen, auch von Offizieren, zu grüssen. Wie hätte er, kürzlich noch, die abgespannte Stimmung an der Front heben können, wenn er etwa aus den Burschen, der Kavallerie Stabs- Wache, und zahllosen recht unnötigen Hauptquartiersoldaten, ein Regiment, eine Brigade gebildet hätte und nach vorn geführt. So verschwindet er unbetrauert. Auf der Friedrichstrasse lag ein erschossener Arbeiter, den man beim Plündern in einem Cigarrenladen ertappt hatte und zum Exempel liegen liess.

Die in drei, vier Tagen ganz Deutschland so in allen Provinzen, allen Bundesstaaten durchzuckende Bewegung beweist doch eine ungeheure Notwendigkeit, ein Überreifsein, das uns oben stehenden kaum bewusst war. Nicht eine Stadt scheint sich ausgeschlossen zu haben.

Kennzeichnend die Rolle der Juden, die am schnellsten ihr Mäntelchen nach dem Winde gehängt haben. Ein Herr Colin Ross, als Kriegsberichterstatter bis vor ganz kurzem noch unentwegt in das Horn tutend „unserer unvergleichlichen Wehrmacht“ ereifert sich jetzt in den Reihen des Arb. u. Soldatenrates.

So völlig unerwartet nur, und gewiss der Mehrzahl der deutschen, dieser schnelle und völlige Umschwung, der Revolution – (da ein besseres Wort noch nicht geprägt ist)- kommt, so schnell revidiert man seine Ansichten. Alles, was sich öffentlich äussern dar, hat sich schon „auf den Boden der neuen Tatsachen gestellt“- wie die bequeme Phrase lautet. Eine Woche liegt erst seit dem roten Samstag, und doch scheint heute schon eine Rückkehr der vorigen Zustände, die man am Morgen des 9. noch für vollkommen unerschütterlich hielt, undenkbar. Die anderen haben eben die Macht; die andern das heisst die Hunrigen; diejenigen dagegen, die irgend etwas ihr eigen nennen, die Mehrheit, die jetzt das Maul hält, sie haben das zulange entbehren müssen, was ihnen das Leben nun eben geschenkt hat, sie sind müde geworden, und ihr einzige Hoffnung war irgend etwas, das dieser Aussichtslosigkeit ein Ende machte. Auch darf man nicht vergessen, dass etwa 2 Millionen draussen unter der Erde liegen, die für das Deutschland wie es war, eingetreten wären. Draussen, in den Karpathen, in den rumänischen Bergen, auch in Palästina – und nun fehlen in den deutschen Ostprovinzen die deutschen Männer.

Die Ereignisse rollen weiter – aber der Krieg ist zu Ende, noch ehe die Friedenshandlungen begonnen haben. Das Zurückfluten der Truppen scheint ein Wieder – Aufbauen der Linien hinterm Rhein auszuschliessen – wozu auch? Wir sind in die Hände unserer Feinde gegeben, nachdem der deutsche Michel das Schwert von sich geworfen.

Der Krieg ist zu Ende und damit dies Buch, das meine Kriegseindrücke aufnahm mit der Zusammenhanglosigkeit, die, währendem Erleben, die einzige Möglichkeit einer Darstellung ist.

 

Hoppenstedt, 18. November 1918.

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Kriegstagebuch eines unbekannten Soldaten der Reserve-Fernsprech-Abteilung Nr. 18 (August 1914 bis Juli 1916)

Dieses Kriegstagebuch eines unbekannten Soldaten der Reserve-Fernsprech-Abteilung Nr. 18 (XVIII. Reserve Armeekorps) von August 1914 bis Juli 1916 ist in einer sehr sauberen Handschrift geschrieben worden. Dem Tagebuch sind keinerlei persönliche Angaben des Soldaten zu finden. Weder steht irgendwo sein Name, noch schreibt er über seine Familie oder seinen Geburtsort. Nichts!

Der Soldat war bei einer Fernsprechabteilung eingesetzt, die zu den Korpstruppen des XVII. Reserve Armeekorps gehörte. Als Korpstruppen werden jene Einheiten eines Korps bezeichnet, die direkt unter dessen Kommando stehen und die die vom Korps geführten Divisionen unterstützen oder sonstige Aufgaben zur Führungsunterstützung übernehmen. Die Fernsprechtruppen stellen die Verbindungen zwischen den eigenen und benachbarten Einheiten sicher. Wir wir aus dem Tagebuch erfahren, war der Soldat deshalb hinter der Front eingesetzt, um dort entweder Leitungen zu legen oder zu reparieren. Auch besetzte er den Klappenschrank – also die Telefonzentrale.

Er blieb während des gesamten Zeitraums des Tagebuches bei dieser Einheit. Über Urlaube in der Heimat schreibt er nicht. Sein Einsatzgebiet war in Frankreich ab September in den Ardennen, vor allem im Raum Autry.

So berichtet er nicht nur von seinem normalen Dienst hinter der Front, sondern auch von wichtigen Kriegsereignissen, die in seiner näheren Umgebung passiert sind. Er schreibt über die Eroberung der Höhe 191 südlich von Cernay und darüber, wie deutsche Pioniere die französischen Schützengräben unterminiert und gesprengt haben am 2. Februar 1915.

Das XVIII. Reserve Armeekorps war in den Stellungskämpfen der Champagne und der westlichen Argonnen beteiligt, bis es im Juli 1916 in den Raum Verdun verlegt wurde.

Das letzte Datum im Tagebuch ist der 16. Juli 1916, an dem der unbekannte Soldat über die Verlegung nach Sorbey nordöstlich von Verdun bei Longuyon berichtet.

Warum das Tagebuch hier endet, ist ein Rätsel, denn es sind noch viele Seiten frei. Ist der Soldat vielleicht gefallen? Oder hat er einfach kein Tagebuch mehr geführt? Vermutlich werden wir diese Fragen nie klären können, solange den Namen des Verfassers nicht kennen.

 

Erste Seite des Kriegstagebuches des unbekannten Soldaten bei der Reserve-Fernsprech-Abteilung Nr. 18 (XVIII. Reserve Armeekorps)

Kriegstagebuch eines unbekannten Soldaten (August 1914 bis Juli 1916)

Autry, Weihnachten 1914.

Dieses Tagebuch beginne ich am 2. Januar, da es mir als Christgeschenk gesandt wurde. Da ich in Autry genügend freie Zeit finde trage ich aus meinem seither gebrauchten Notizheft alle Begebenheiten hier nachträglich ein.

 

Am 31. Juli 1914 erfolgte die Erklärung des Kriegszustandes über das Deutsche Reich, der am 1. August abends 5 Uhr der Mobilmachungsbefehl folgte.

Der 3. Mobilmachungstag (4. Aug.) rief mich zur Fernsprech Abteilung des XVIII. Reserve Armeekorps. Während des Einkleidens, welches vom 4. bis 7. August dauerte, war die Abtlg. in Erbenheim einquartiert. Daß ich mich dann selbst bei „Muttern“ einquartierte ist selbstverständlich.

Am 7. Aug. abends rückten wir ab nach Mainz und dort erfolgte das Verladen der Wagen und schließlich auch 11 Uhr abends unsere Abfahrt ohne daß wir selbst unser Ziel wußten. Die Abfahrt war nicht besonders freundlich denn es regnete nicht zu wenig sodaß wir mit nassen Kleidern uns in den Waggons bequem machten. Während der Fahrt wurden wir auf den Stationen wo unser Zug hielt sehr reichlich von Frauen und Mädchen mit Butterbrot Kaffee u. dgl. bewirtet.

Unsere Fahrt brachte uns durch das Nahetal nach Wadern bei Saarbrücken. Es war am 8. Aug. 10 Uhr vorm. als wir dort unsere Fahrzeuge ausladen. Der am Nachmittag stattgefundene Apell machte uns mit dem Abteilungsführer, Zugführer und Truppführer näher bekannt. Unsere Abteilung bestand aus 3 Zügen welche durch Hptm. Küsgen befehligt wurde. Den 1. Zug führte Ltn. Taut. Den 2. Ltn. Kessler und den 3. Viezewachtmstr. Betzel. In dem 3. Zug war ich dem 2. Bautrupp zugeteilt. In Wadern erhielt ich ferner die Erkennungsmarke Nr. 99. Während der vier Tage, welche wir dort weilten, wurde die Zeit mit Übungsbauten, Depotarbeiten und Fahrübungen ausgefüllt. Letztere gestalteten sich sehr interessant da die Pferde, aus Bauernpferde bestehend nicht „eingefahren“ waren. Es war manchmal sehr spaßig zu sehen wie die Pferde trotz heftigen Schlagens nicht fort zu bringen waren. Wann das Kommando „Halt“ ertönte, standen manche Fahrzeuge quer auf der Straße.

Am 12. Aug. vormittag marschierte die Abtlg. nach Merzig (Kreis Trier). Dort erfuhren wir den 1. Seig über die Franzosen bei Sennheim (Mühlhausen). Nach 2 Tagen rückten wir in der Frühe des 15. Aug. nach Palzem a. d. Mosel. In einer Instruktionsstunde wurde uns gesagt daß wir zur 4. Armee gehören, welche durch Sr. Kgl. Hoheit Herzig Albrecht v. Württemberg befehligt wird. Am 18. August um 8 Uhr vorm. überschritten wir die Mosel, welche hier die Grenze von Luxemburg bildet. In Remich bezogen wir Quartier.

In der Frühe des 19. Aug.  marschierten wir daselbst ab mit dem Ziel der Stadt Luxemburg welche wir um 11 Uhr vorm. erreichten. Als Quartier diente uns ein stillgelegter Fabrikbetrieb (Eisengießerei). In Luxemburg machte ich meinen ersten Stationsdienst auf dem General Kommando. Die Bewohner dieses neutralen Staates zeigten den durchziehenden Truppen durchweg ein freundliches Gesicht. Obwohl nur 30000 Einwohner macht die Stadt einen großstädtischen Eindruck. Unter den schönen Gebäuden der Stadt fällt besonders das Großherzogliche Schloß auf. Besonders erwähnenswert ist eine große Brücke, welche mit einem Bogen ein Tal überspannt.

Um wieder zu der Abtlg. zurückzukehren möchte ich noch Einiges erwähnen. Das Unterbringen der Pferde war ziemlich schwierig. Die an solche „Ställe“ nicht gewohnten Pferde schlugen aus und richteten allerlei an. So trat das Pferd des Zugführers eine schwere Gußform, woran es gestanden war, zum Staunen Aller in die Höhe. Mit der Verpflegung war es nicht besonders bestellt und da gehlte [sic!] man einfach 1,40 Mk aus. Die Gelegenheit in der Stadt zu essen nutzten viele aus, sich Privatquartier zu suchen. Die wenigen Stunden in der Nacht, welche ich frei hatte verbrachte ich auf einer Schulbank schlafend in der Höhe des Apparats. Der am nächsten Tag (20.8.) erfolgte Marsch brachte uns nach Redingen woselbst wir Quartier bezogen. Es sind dies von Luxemburg 32 km; Eintreffen daselbst Nachmittags. Die Einquartierung fast immer truppweise war ohne Verpflegung. Das Absprechen für die ganze Abtlg. ging nicht so rasch und beim Befehlsempfang wurde das Essen auf 9 Uhr abds. angesetzt. Es ist aber doch 10 Uhr geworden bis wir das gutschmeckende Essen bekommen welches aus Konservenfleisch, Rüben und „Allerlei“ bestand. Daß die Wenigsten solange warteten und Wirtschaften und Metzgereien auskauften läßt sich bei dem leeren Magen denken. Der Befehl des Antretens am andern Morgen wurde nicht mehr, denn schon um Mitternacht wurden wir aus dem schönen Schlaf geweckt. Mit dem 1. Zug marschierten unser (3.) Zug um1 Uhr nachts ab, unbewußt wohin. Es ging in fast stetem Trab schnell vorwärts. Die Nacht war sehr finster und das Pferd meines Truppführers scheute, sodaß es auf einmal das Tempo eines Rennpferdes einschlug und seines Reiters spottend an den Wagen vorrüber fegte. Unser Weg führte uns dicht an die Grenze von Belgien. Es war am 21. August als wir in dem Grenzort Rombach um 8 ½ Uhr früh Rast machen. Hier verblieb der 1. Zug und der 3. Zug marschierte über Martelange nach Fauxvillier [Feitweiler?]. Von hier aus wo das General Kommando war hatten wir eine Leitung zur 25. Reserve Division zu bauen nach Anglier. Unsere Ltg. war, wie befohlen um 12 Uhr Mittags fertig aber der Div. Stab ließ noch bis drei Uhr auf sich warten. Diese Zeit gab uns Gelegenheit der durstigen Infanterie, welche in endlosen Kolonnen an uns vorrüber zog Wasser zu geben. Diese armen Kerle litten sehr unter der Hitze. In dem Hause wo unsere Station und der Div. Stab ruhete war der Keller voll Ia Rotwein. Wir sprechen natürlich dem edlen Tropfen fest zu und machten gerne, ohne Ablösung  zu wollen, die ganze Nacht stets Dienst. Um 9 Uhr vorm. des nächsten Tages (22.) bauten wir die Leitung wieder ab. Nach kurzer Rast in Fauxvillier setzte sich unsere Abtlg. in Marsch in der Richtung Neufchateau [Neufchâteau]. Das konnten wir aber wegen der in dieser Gegend stattfindenden Schlacht nicht erreichen. Wir machten Rast auf einer Wiese rechts der Straße wo sich allmählich die ganze Abtlg. einfand. Vor uns weilete die Schlacht und gegen Abend sprengte ein Feldgendarm heran mit der Meldung: Feindl. Kav. Div. im Anmarsch. Es entstand eine Verwirrung bis uns jemand zum „Ausschärmten“ kommandierte. Aber war je grundlos und so suchten wir eiligst unsere Wagen auf und im Trab ging es zurück zwischen Bäcker und Mun. Kol. Die Straße war so mit Fahrzeugen aller Art überfüllt, so daß ein Bauwagen in den Graben geriet, ein Rad brach und umschlug. Die Telegraphisten dieses Wagens suchten nun Platz auf den andern Fahrzeugen. Hierbei blieb auch das Pferd des Fahrers Schütz zurück mit Satteltaschen u. dsgl. Was aus ihm wurde weiß ich nicht. Dieses Zurückgehen war ganz ohne jede Ordnung denn von hinten wurde „Halt“ von vorn „Trab“ geschrien. Endlich erreichten wir eine Wegegabel welche wir benutzten aus diesem Durcheinander zu kommen. Es wurde nunmehr Nacht und wir hatten ungefähr ½ Std. gewartet als das Auto unseres Hptm. Scheubg. mit dem Befehl kam nach Longlier zu marschieren. Dies lag in Richtung auf Neuf-chateau [Neufchâteau]. Hier möchte ich noch hinzufügen daß viele Autos mit deutschen Verwundeten von der Front kamen und auch später wir die ersten deutschen Toten sehen. Auch sehen wir viele franz. Gefangene.

Wir erreichten dann endlich um 11 Uhr nachts Longier. Welches Bild bot sich uns? Alle Häuser waren in rauchende Trümmer verwandelt. Wir machten auf dem bahnhofähnlichen Platz Halt und verbrachten die Nacht bei den Feuern welche wir uns anzündeten. Neben uns lagen auf dem Platz das 81. Inf. Reg. Wir erfuhren von diesen, daß besonders das II. Batl. große Verluste hatte. Auch kamen dort eine große Zahl franz. Gefangene durch. Auf die andere Straßenseite lag in einem verschont gebliebenen Gebäude der Stab unseres Gen. Kdo. Am 23. August marschierten. wir von 12 Uhr dort ab über das Schlachtfeld nach Neuf-chateau [Neufchâteau]. Der Anblick war fürchterlich. Auf den Feldern, im Straßengraben und auf der Straße lag alles voller Leichen und Pferdekadaver. Es war schrecklich der Anblick der manchmal sehr verstümmelten Leichen. In allen möglichen Lagen hatten unsere braven Infanteristen ihr Leben ausgehaucht. Dazu kam noch das Durcheinander da auf dem Straßendamm vorn. Zerbrochene französischen Mun. Wagen und Fahrzeuge aller Art wurden in der Eile von uns etwas an die Seite geschleift damit unsere Kolonnen durchgeführt u. rasch der Truppe folgen konnten. Der Ort selbst sah nicht besser aus. Unsere Granaten hatten das Ihrige an den Häusern getan. Selten traf man ein noch gut erhaltenes Haus an. Die Bevölkerung war natürlich längst nicht mehr da. Sie war geflüchtet sowie die Kolonialtruppen auf die Frankreich große Hoffnungen setzte. Nicht minder schrecklich war auch der Anblick der toten Franzosen, welche in großen Mengen auf den Feldern lagen. Gegen Abend erhielten wir den Befehl des Gen. Kdo. mit 21. Res. Div. zu verbinden. Das Gen. Kdo. hatte sich als Quartier ein noch gutes Haus ersehen, welches abseits der Straße etwas am Ort entfernt lag.

Es diente bis dahin als Lazarett und wurde sofort geräumt. Es war gegen 8 Uhr abds als wir mit dem Bau der Ltg. begannen. Mittelst Tragbauten vor von dem Haus quer durchs Feld zur Straße. Der 5 km lange Bau sollte um 9 Uhr beendet sein und bei den vielen Windungen der Straße verzögerte sich die Fertigstellung. Es wurde dunkel und erschwerte den Bau noch mehr. Aber bei uns anwesende Zugführer Wachtmstr. Betzel kommandiert im Trab zu bauen. Wir konnten dann uns noch das Kabel in den Straßengraben legen dabei manchmal über Tote stolpernd. Wie schon erwähnt wurde durch die Windungen der Straße das Kabel immer wieder auf die Mitte der Straße gezogen. Wir wußten alle daß unsere Arbeit zwecklos war, mußten aber dem Befehl d. Wachtmstrs. nachkommen. Die uns folgenden Kolonnen zerrissen oder zerfuhren unser Kabel und so erreichten wir endlich gegen 11 Uhr unsere Endstation Strainont wo sich der Div. Stab 21. Res. Div. befand. Die Früchte unserer Hast zeigten sich, als wir die Stat. erreicht hatten, es war keine Verständigung vorhanden. Es wurden sofort einige Leute als Leitungstrupp abgesendet, welche aber nicht den Fehler behoben, da schon um 3 Uhr nachts der Befehl zum Rückbau der Leitung kam. Unser Kamerad Weiener hatte das Glück in einem Haus eine sehr fette Kochwurst zu finden und mit einem Brocken Brot stillte dieselbe unsern Heißhunger, dazu unseren Rotwein aus der Feldflasche trinkend. Mit Wachestehen bei den Fahrzeugen verstrich die Zeit bis 3 Uhr sehr rasch und wir bauten wieder ab. Brauchten aber die ganze Ltg. nicht ab zu bauten, da ein anderer Trupp uns von der Anfangsstation entgegen kam. Wieder in Neuf-chateau [Neufchâteau] angelangt sehen wir in einer Scheune einen Belgier erhängt, was nicht gerade erhebend auf uns wirkte. Auf dem Platz wo wir Halt machten und sich die Abtlg. sammelte lag eine Unmenge frz. Waffen und Ausrüstungsstücke. Es war für uns von Interesse darin zu suchen was uns ein Bild gab von der Ausrüstung der franz. Truppen. Besonders waren die Seitengewehre begehrt, da sie nicht aus einer flachen Klinge, sondern aus einer vierkantigen Klinge bestanden welches den Zweck hat eine möglichst schwere Wunde zu verursachen. Die Gewehre (Magazingewehre) waren alle unbrauchbar gemacht werden durch Abschlagen d. Schaftes. Wir konnten von diesem ganzen Plunder nichts verwenden höchstens ein Andenken mitnehmen. Nach etwa ½ stündigem Aufenthalt marschierte unsere Abtlg. auf der selben Strecke über Straimont-Lacoisine [Lacuisine] nach Florenville. Um 3 Uhr nachmittags machten wir vor dem Ort halt. Hier hatten wir Gelegenheit zum Abkochen und die Hühnersuppe war vorzüglich, das Fleisch dagegen zäh wie Juchtenleder. Wir blieben die ganze Nacht auf der Straße vor dem Ort und der Straßengraben war unsere Lagerstätte. In einem Hause, welches unmittelbar an unserem Halteplatz stand und alles Mobiliar zerschlagen war schimpfte die später zurück gekehrte Besitzerin und stellte uns als die Schuldigen da obwohl wir versicherten daß es die Franzosen waren. In der Frühe des 25. Aug. setzte sich unsere Abtlg. in Marsch durch Florenville und überschritt um 10 Uhr vormittags die belg.-franz. Grenze und machten Rest in Tremblois [Tremblois-lès-Carignan] wo wir biwakierten. Besonders schwierig war das Wasserholen. In einem kl. Tal schöpften wir mit Trinkbecher unser Kochgeschirr voll Lehmwasser aus den Gräben welche die Wiesen durchzogen. Als ich dort Wache stand, ertönte, als alles in tiefem Schlaf lag aus einem Zelt Hilferufe, was sofort die ganze Abtlg. und ein dicht daneben liegendes Batl. Infanterie alarmierte. Was war es? Ein Telegraphist hatte geträumt. Viel Lärm um nichts! In der Frühe des andern Tag marschierte ein Zug unserer Abtlg. ab während wir noch bis gegen Mittag dort verblieben. Als des Mittags unser Zug nach Les deux Villes marschiert wurde ich als Radfahrer vorgeschickt um bei unserem Hptm. Befehl zu holen wohin wir marschieren sollten. Unser Weg führte uns durch Carignan nach Blagny. Dort fanden wir unsern Hptm. und es gab Befehl nach Sailly zu marschieren. Bei Carignan hatten die zurückgehenden Franzosen die Brücke gesprengt da wir mußten über eine schmale Brücke welche obwohl auch ein Loch noch tragfähig war. Der zu überschreitende Fluß war eine Nebenfluß der Maas-La Chiers. Carignan ist ein sehr sauberes Städtchen mit vielen Geschäften. Auf dem Rückweg zur Abtlg. haben wir Offz. Harder u. ich von dem schmackhaften Essen der Feldküchen Gebrauch gemacht. Wir marschierten nach Sailly, woselbst wir am Abend auf einem freien Platz hinter der Straße Quartier bezogen. Es regnete in Strömen, unsere Fahrer hatten sich in dem Ort einquartiert. Den ganzen Abend dauert der Kanonendonner an.

Am 27. Aug. hatte ich Stat. Dienst auf dem Gen Kdo. Um 600 vorm. marschierten wir durch den Ort und zwischen 21. und 25. Res. Div. nach Mouzon woselbst wir um 830 vorm. die Maas überschritten da die Franzosen alle Brücken zerstört hatten, war durch unsere Pioniere eine Pontonbrücke geschlagen worden. In dem Dorf wurde ein kurzes Halt gemacht was uns Gelegenheit gab in den Kellern der eingestürzten Häuser Wein zu requirieren.

Mouzon selbst, machte den Eindruck eines sehr schmutzigen verwahrlosten Dorfes. Die Straßen waren links und rechts mit Mist und Jauche eingefaßt. Man mußte sich auf dem Geröll der eingestürzten Häuser Eingang verschaffen. Am Ausgang des Ortes bezog das General Kommando seinen Standort. Rechts der Straße war ein Friedhof woselbst die 21. Res. Div. lag, sodaß wir gerade zwischen beiden Stäben lagen. In der Nähe des Ortes fanden unsere Truppe ein franz. Granat und Schrappnellager welches unschädlich gemacht wurde, indem wir alles in die Maas versenkten. Links vor uns über der Straße gewährte uns eine Höhe einen guten Überblick über das Aufmarschieren unsrer Truppen. Kaum waren dieselben oben, als auch schon die franz. Artillerie drauf feuerte. Zuerst mit Schrapnell u. dann mit Granaten welche an dem schwarzen Rauch gut erkennbar waren. Hierbei hatten die Franzosen einen Volltreffer in die, unweit vor uns liegende Sanitätskompagnie. Von dem General-Kdo. aus wurden Ostertag u. ich als Leitungstrupp zur 25. Res. Div. geschickt. Das Flicken des Kabels nahm ziemlich viel Zeit in Anspruch, da es an sehr vielen Stellen zerschossen war. Des starken Art. Feuers wegen konnten wir aber die Störung nicht beheben. Unser Gen. Kdo. mußte sich am Abend wieder in den Ort zurückziehen auf die andere Seite der Maas. In der Dunkelheit baute ich, noch mit einigen Leuten anderer Trupps die Leitung zum Gen. Kdo. Als die Stat. errichtet war, suchte ich lange nach unsrer Abtlg. welche sich schließlich auf einem Platz biwakierend fand. Am andern Tag, 29. Aug. hatten wir einen kl. Leitungsbau von uns 3 km in das Dorf Pourron, Stab 21. Res. Div. Auch dort biwakierten wir nachdem wir vorher noch 1 Schwein geschlachtet hatten, von dem der größte Teil liegen blieb. Alle Häuser dieses Ortes waren dicht mit Verwundeten gefüllt. Auch trafen wir dort die Fernsprecher des 18. A.K.

Am andern Tag, nachdem 2 Mann unseres Trupps dort blieben, marschierten wir nach Stonnes [Stonne]. Von dort aus bauten wir um 5 Uhr nachm. eine Leitung nach La Celliere [La Berlière?]. Ankunft 630 nachm. An dem Tag war es sehr heiß und wir hatten sehr unter Durst zu leiden. Der Bau ging ziemlich flott von statten und die Verständigung war eine gute. Station wurde in einem Schloß errichtet, woselbst auch das Gen. Kdo. war. Gleich nach Beendigung d. Baues bot uns die Feldküche eines Inf. Reg. ihr Essen an wovon wir natürlich ausgiebig Gebrauch machten. An demselben Tag bezogen wir hinter dem Schloß Biwak, mußten aber am andern Tag mit einem Platz vor dem Schloß, rechts der Straße, wechseln. Das Schloß machte einen ehr altvornehmen Eindruck. Mit vielen Nebengebäuden, welche noch Raum für die Feldpost boten, einen schönen Park erinnerte es doch an frühere Zeiten und ließen erkennen daß es einem sehr reichen Herrn gehören mußte. In La Celliere [La Berlière?] erfreuten wir uns nicht lange der Ruhe, denn am Nachm. hatten scheinbar die Franzosen den Generalstab dort entdeckt und feuerten feste nach uns. Die Folge war, daß unsre Fahrzeuge, stets marschbereit, aus diesem Feuer zu entkommen suchten. Ich war auf Stat. und, als Störungssuche eingeteilt, hätte ich daselbst bleiben müssen. Als die Granaten immer näher kamen, wollte ich meine Apparate zu den Wagen bringen aber die waren längst weg. Ich ging einige Minuten die Straße nach fand aber nichts und kehrte, das Feuer ließ inzwischen wieder nach, zur Stat. zurück. Gegen Abend fand sich unsere Abtlg., welche in dem Wirrwarr ganz auseinander geraten war, wieder auf dem alten Platz ein, woselbst wir noch bis 1. Sept. blieben. Am Nachm. bauten wir unsre Ltg. wieder ab zur 25. Res. Div. welche auf einer Höhe 194 gestanden war. Wir legten unseren Helm und Seitengewehr ab und bauten ab ohne uns im Krieg zu wähnen.

Die große Hitze hatte uns dazu veranlaßt und vor Durst klebten die Zungen am Gaumen. Besonders unseren Kamerad Kreuser rann d. Schweiß aus allen Poren; er hatte ja auch, als es quer durch ein Tal ging die immer schwerer werdende Trommel zu tragen. Um sich dies einigermaßen zu erleichtern ging er einige Meter vor und legte sich dann, während wir aufkurbelten auf seinen dicken speckigen Bauch. Das mit dem Aufkurbeln verbundene „Schlagen“ der Trommel teilte sich auch einer regellosen Speckmasse mit und als aller Mund erschallte: „Stußß e mol!“ Als der Rückbau beendet war ging es wieder zurück nach La Cerliere [La Berlière?]. Bei der großen Hitze verbreiteten dich vielen auf den Feldern liegenden Pferdekadaver einen unausstehlichen Geruch. In der Frühe des 2. September 600 mrgs. setzte sich unsre Abtlg. in Marsch nach Grandprè. Der Weg führte uns durch Authe nach Germont, woselbst wir an der Straße nach Briquenay Halt machten. Als wir dort nach kurzer Rast die Pferde getränkt hatten, das Wasser mußten wir ziemlich weit holen, wurde ich als Radfahrer von meinem Trupp geholt. Ich blieb mit Hptm. Schulz in Germont Anschaltstation bis die Leitung nach Grandprè fertig war. Gegen Abend folgte ich unserer Abteilung und kam gerade dazu als eine Schwadron Kavallerie unser Kabel zerriß. Ich stellte wieder die Verbindung her und in Briquenay angekommen schickte mich unser Hptm. nach Brieulles [Brieulles-sur-Bar] woselbst das Gen. Kdo. 18. Res. Korps war aber inzwischen auch diesen Ort verlassen hat. Ich hatte mich auf dieser Station als Leitungstrupp zu melden und hatte das zweifelhafte Vergnügen während der Nacht mehrmals die Leitung zu flicken. Um 4 Uhr morgens mußte ich wieder von dort weg um nicht mehr zurückzukommen. Zuerst möchte ich noch bemerken daß Brieulles [Brieulles-sur-Bar] nur noch ein rauchender Trümmerhaufen war. Es war ein wunderschöner Morgen, als ich mit Apparat und Drahtgabel ausgerüstet mich aufs Fahrrad setzte und in gemütlichem Tempo die Leitung entlang fuhr. Die Leitung war an sehr vielen Stellen gestört, war mich auch weiter nicht Wunder nahm. Kolonnen aller Art belebten die Straßen und die Leitung welche doch ziemlich flüchtig gebaut war, wurde umgerissen oder überfahren. Kurz vor Briquenay mußte ich Ltn. Kessler noch mein Rad abtreten und er sagte ich solle nur nach Grandprè gehen wo unsre Abteilung wäre. Die Leitung, welche inzwischen nicht mehr gebraucht wurde brauchte ich nicht mehr nachsehen denn sie wurde abgebaut. Ich hatte keine Lust in der Hitze zu Fuß diesen Weg zu machen und setzte mich auf den Protzkasten einer vorbeifahrenden Artillerie Mun. Kol. Gegen Mittag traf ich dann hungrig und durstig in Grandprè ein. Aber schon man ich zu spät; unser Zug war schon längst wieder fort in Richtung Vouziers. Ich schloß mich dann dem Trupp des UOffz. Ruben an welcher dort die Vermittlungsstation zu bedienen hatte. Grandprè hatte noch wenig von den Granaten u.s.w. verspürt denn der Ort war sehr wenig zerstört. Auch hatten sich die Zivilisten dort ziemlich zahlreich aufgehalten. Trupp Ruben hatte sich bei einem Klempner einquartiert und diese Leute welche sich sehr ängstlich gegen uns benehmen, stellen Küche u. Kochgeräte zur Verfügung. In Grandprè fanden sich noch ungeheure Vorräte an Wein und Eßbarem. So fanden der Trupp Ruben eine große Menge eingelegter Eier die uns noch langer Entbehrung vortrefflich schmeckten. Unsere Station, welche sich auf dem Vorplatz in einem Schloß befand diente vorerst noch unserem Gen. Kdo. welches aber am nächsten Tage abrückte und dann war es nur noch Vermittlung auf der Strecke Vouziers (A.O.K.) und Haus (18. R.K.).

Das Schloß selbst, auf einer Höhe stehend machte mit seinen alten massiven Mauern einen vornehmen Eindruck. Es mußte einem sehr reichen Herrn gehört haben, was aus der Einrichtung und den vielen Nebengebäuden zu ersehen war. Prachtvolles Möbel stand in den Zimmern und eine schöne Bibliothek war auch vorhanden. In dienstfreier Zeit war es für mich ein Vergnügen darin zu stöbern und erfreute mich an den schönen Einbänden. In der Frühe des andern Tages rückte das Gen. Kdo. ab und wir blieben noch dort. Ich war fast den ganzen Tag allein in dem Schloß und quartierte mich dann in eins der Zimmer welches vorher einem Generalstabsoffizier diente. Seit langer Zeit konnte ich mich wieder einmal der Kleider entledigen und ich schlief in dem weichen Bett großartig. Am 5. Sept. um 10 Uhr früh, begannen wir die Leitung nach Autry abzubauen. Wer ahnte damals, daß ich noch später einmal auf so lange Zeit dort hin käme?

In Autry angekommen mußten wir unserer Abtlg. nachfahren was ein richtiges Hin- und Hersuchen der richtigen Straße erforderte denn die Truppführer unserer Abtlg. waren noch nicht mit Karten ausgerüstet. Wir fuhren, fast unwissend wohin, auf fast immer ganz leeren Straßen nach Süden. Endlich erreichten wir nun Mitternacht die andern Teile des 1. Zuges welche bereits in einer Scheune Quartier hatten und durch unsere Ankunft in ihrem schönen Schlaf gestört wurden. Ein sonderbarer Zufall war es daß auch der Zugführer des 3. Zuges hier war während Ltn. Taut bei dem 3. Zug war. Nicht lange schliefen wir hier denn schon um 3 Uhr Morgens ging unsere Reise weiter. Immer nach Süden. Ich war der Einzige des 3. Zuges welcher bei dem 1. Zug war und so kam es, daß ich bald von einem Fahrzeug auf das andere geschoben wurden denn es hatte doch jeder seinen Platz. Schließlich wurde ich auf dem Platz auf dem Wassereimer nicht mehr gestört. Wenn auch unbequem so war doch schlecht gefahren besser als gut gelaufen. So trafen wir dann nach langer Fahrt in Charmont ein, wo dieser Zug wieder mit dem Bau einer Ltg. begann. Durch ein Radfahrer erfuhr ich, daß unsere Abtlg. hier vorbei käme und in der Hoffnung wieder zu meinem Zug zu kommen, blieb ich dort. Aber diese Hoffnung wurde nicht wahr denn unsere Abtlg. hatte einen anderen Weg genommen und bereits in Bettancourt [Bettancourt-la-Longue] Ruhe gemacht. Dort war auch unser Gen. Kdo. Ich entschloß mich, diesen Weg zu Fuß zu machen und fand dann auch in einer Ferme wieder meinen Trupp. Ich war froh, wieder bei meinen Bekannten zu sein. In dieser Ferme waren ein älterer Bewohner und wir haben unseren Hunger an dem dort vorfindbaren gestillt. Schlechte Wasserverhältnisse wie schon so oft, fanden wir auch. Ganz in der Nähe von Bettancourt wütete der heftige Kampf um den Rhein-Marne-Kanal. Am 8. Sept. 815 vorm. rückte unsere Abtlg. durch den Ort, durch Rancourt [Rancourt-sur-Ornain] auf die Straße nach Revigny [Revigny-sur-Ornain]. Wir machten auf der Straße kurz vor Revigny, da wo die Eisenbahn die Straße kreuzt, Halt und blieben dort bis gegen Abend. Von der Straße aus konnten wir das ganz naheliegende Revigny in Flammen sehen. Besonders bot der brennende Kirchturm ein schmerzlich schönes Bild. Gegen Abend machten wir Kehrt und in Rancourt errichteten wir Station im Schulhaus. Aber bei den vielen Truppenbewegungen waren fast die ganze Nacht die Leitungen gestört. So mußten 4 Leute unseres Trupps auf Störung suchen. Weiand und Drechsler wurden im Auto ein Stück Wegs der 25. Res. Div. entgegengebracht. Lohmann und ich waren als Störungssucher dreimal der Leitung zur 21. Res. Div. Die Nacht war mondhell und so konnten wir die Fahrräder benutzen. Am schlimmsten war es als wir des Morgens gegen 400 „los“ mußten. Es ging zuerst ohne viel Hindernisse, als wir aber uns dem Kanal näherten wurde die Sache immer schwieriger. Der Ort am Kanal Sermaize [Sermaize-les-Bains] bot ein trostloses Bild. Die Trümmer der Häuser versperrten alle Straßen und die vielen Fabriken, darunter eine große Zuckerfabrik waren mit sämtl. Maschinen total vernichtet. Durch den Ort durchzukommen war gänzlich ausgeschlossen. Auch die Kirche war dem Erdboden gleich, und der Altar war unversehrt. Noch schrecklicher als das Bild dieses ruinierten Ortes war der Anblick der vielen toten Franzosen. Im dichten Knäuel lagen sie links und rechts der Straßen und an den Böschungen. Auch in einem Nebenwasser des Kanals lagen die toten, starren Leiber in allen Stellungen. Wir konnten manchmal nicht feststellen, ob diese Toten der schwarzen Rasse angehörten so entstellt war das Gesicht und mit Blut bespritzt. Wir mußten unseren Weg durch einen Friedhof nehmen. Der Eingang war ja leicht aber einen Ausgang fanden wir nicht und so mußten wir mit Gerät und Fahrräder eine Mauer überklettern. Zuerst mußten die Fahrräder hinüber und da auf der anderen Seite stehende niedrige Gehölz ließ sie einigermaßen weich fallen. Mit vieler Mühe gelangten wir durch das Gehölz wieder zur Straße und flott ging es weiter nach Andernay. Dort war sonderbarer Weise kein Soldat und die Zivilisten bilden auf der ganz leeren Straße Spalier. In steter Schußbereitschaft den Karabiner haltend fanden wir endlich hinter dem Dorf die Störung. Es war dicht um einen Mast durchgeschnitten. Als wird es wieder geflickt hatten ging es diesen grauenvollen Weg wieder zur Station zurück. Den Vormittag hatten wir Gelegenheit zum Kochen und bei warmem Wetter auf zum Baden. Übernachtet haben wir in einem Hause wo gerade die Dragoner ausrücken mußten. Sie waren gerade am Brotbacken und mußten es halbfertig liegen lassen. Unser Kamerad Schneider verstand es und backte uns ein gutes Brot um das uns die anderen beneideten.

Am 10.9. erhielten wir am Nachm. den Befehl zum Bau der Ltg: Rancourt – Vroil – Nettaucourt. Wir blieben daselbst bis zum andern Tag und hatten dann das Vergnügen dieselbe Ltg. wieder abzubauen. Dies war ein gewohntes Stück denn der Feind war uns tüchtig auf den Fersen. Unsere Art. hatte zwischen Rancourt u. Vroil schon wieder Stellung genommen und kurz vor Vroil war auch unsere Inf. und richtete ihre Schützengräben her. Von einem Kavallerieposten wurden wir angehalten und uns gesagt daß wir uns auf eigene Gefahr hin gehen könnten. Es war ja auch ein sehr gewagtes Unternehmen ohne jede Deckung mit den schwerfälligen Bauwagen dem Feind entgegen zu fahren. Wir errichteten noch gut die Wegegabel nach Bettancourt als es uns doch zu brenzlich wurde und wir von dort den Rückbau begannen. In Rancourt konnten wir an dem höhnischen Lachen der Bevölkerung ihre Freude über unseren Rückzug erkennen. Ein strömender Regen durchnäßte uns ganz und erschwerte die Rückkehr welche gegen Abend beendet war. In einer Scheune hatten wir uns ein Lager gemacht und gegen 10 Uhr morgens brechen wir wieder vom Dorf auf nach La Neuville aux bois. Es war gegen Mittag als wir diesen Ort erreichten und den Befehl erhielten zum A.O.K. zu bauen. Von La Neuville aux bois bis Espense sollte ein anderer Trupp bauen und wir von dort nach Dampierre le chateau, wo das A.O.K. sein sollte. Wir hatten schon einige Kilometer gebaut als wir durch Herrn Hptm. Schulz den Befehl erhielten wieder ab zu bauen da der Feind uns auf den Fersen war. Aber ganz konnten wir den Rückbau nicht ausführen denn schon ließ uns die Feldwache nicht mehr zurück. Wir waren also ganz von der Abtlg. abgeschnitten und irrten umher nicht zu wissen wohin wir sollten. Auch auf Erkundigungen konnten wir nicht erfahren wo sich unser Gen. Kdo. befand. Als es schon sehr zu dunkeln anfing suchen wir endlich auf einer Straße eine Bagage. Wir fuhren darauf zu und zu unserem Glück war es die große Bagage unseres Korps. Wir schlossen uns sofort derselben an. Ein feiner Regen wurde immer stärker und der noch dazu kommende Wind machte uns das Fahren durchaus nicht angenehm. Alle Zeltbahnen und Mäntel nutzten aber nichts und so waren wir bald total durchnäßt. Wir kamen so, immer mit der Bagage fahrend durch verschiedene Orte, darunter auch St. Menehould. Wir kannten das Ziel der Bagage nicht und als es uns doch zu bunt wurde rangierten wir des Nachts um 1 Uhr aus. Nun galts in dem Dunkel einen Stall für die Pferde und auch ein Lager für uns zu suchen. Ein Pferdestall hatten wir bald gefunden und die Schafe, welche vorher drin waren, flüchteten sich ängstlich in eine Ecke desselben. Eine Scheuen fand sich auch bald für uns und wie wir waren, blos ohne Stiefel, krochen wir tief in das Kleeheu und nach festem Schlaf erwachten wir als es schön längst Tag war. Nun wechselten wir erst unsere Wäsche, welche schon zum großen Teil am Körper getrocknet war; erfuhren nun auch bald den Namen des Orts: Berzieux. Ganz in unserer Nähe hatte eine Sanitäts-Kompagnie schon ihre Erbsensuppe gekocht und sie gab an uns auch ab; o wie gut hatte sie geschmeckt. Als wir wieder alles gepackt hatten, machten wir kehrt und fuhren zum nächsten Ort wieder zurück, denn inzwischen hatten wir erfahren, daß dort unser Gen. Kdo. ist. Des Mittags erreichten wir La Neuville am Pont. Nicht allein wir, sondern auch unser Kdo. war froh als wir uns wieder einfanden denn schon wähnten sie uns in Feindeshand. Kaum waren wir dort so erhielten wir auch schon den Befehl zum Abmarsch; konnten aber noch schnell zu Mittag essen. Um 2 Uhr marschierte unsere Abtlg. mit dem Gen. Kdo. und der Feldpost nach Vienne la Ville und von dort nach St. Thomas. Dort hielten wir einige Zeit und am Abend ging es wieder nach Vienne la Ville zurück. Im Schulsaal machten wir uns ein Strohlager und kaum hatte ich etwas geschlafen als man mich zum Stationsdienst auf das Gen. Kdo. holte, wo ich bis gegen 8 Uhr früh blieb als unsere Abtlg. schon wieder bereit zum Abmarsch stand.

Wir marschierten am 14. Sept. vorm. ab und kamen gegen Mittag in Binarville an, wo wir den Bau der Leitung nach Autry begannen. Die Straße war durch die vielen Mun. Kol. belegt und so gestaltete sich unser Bau ziemlich schwierig, morgens auch noch der Regen half. Am Nachm. konnten wir Station errichten in Autry wo unser Gen. Kdo. war. Unser Truppführer blieb noch den ganzen Abend auf Station, während wir uns ein Quartier suchten und uns dort einrichteten. Gegenüber unseres Hauses in Scheune hatten unsere Fahrer ihre Pferde sehr gut untergebracht und auch wir krochen dort des nachts in der Stroh. Unser Truppführer erzählte uns dann, daß er aus den Gesprächen des Generalstabschefs herausfand daß unsere Armee Anschluß an 3. und 5. Armee nahm um so den Kampf besser durchführen zu können.

Am 15. Sept. hatten wir den Befehl erhalten uns marschbereit zu halten und so standen die Pferde den ganzen Tag geschirrt da, und wurden erst gegen Abend wieder abgeschirrt. Immer mehr Verwundete, (meistenteils leichtverwundete) kamen nach Autry und in mehreren Häusern waren Lazarette errichtet. Immer mehr wurde der Kampfplatz zu einem Befestigungsplatz wo immer die Truppen ihr Schanzen vervollständigen. Es ereignete sich somit wenig auf dem Kampfplatz und unser Stationsdienst verlief ganz regelmäßig. Einige Stunden Dienst und dann wieder mehrere frei.

Am 26. Sept. früh um 7 Uhr wurden wir alarmiert, da unser Korps ein Angriff versuchte. Es gelang auch der 31. und 25. Res. Div. vorwärts zu kommen und so mußten auch wir um den Anschluß nicht zu verlieren in unsere alten Stellungen. Am Abend desselben Tages bekamen wir die ersten Liebesgaben aus Wiesbaden vom Roten Kreuz (Schloß Mittelbau). Sehr reichlich waren sie ausgefallen. Zu dieser Zeit hatte unsere Abteilung auch 2 Verluste durch eine Granate. Es waren der Telegr. Henne und der Fahrer Nicke welche auf diese Weise ihr Leben hergeben mußten.

Am 26. besuchte unser Kronprinz das hiesige General Kommando und kam auch die folgenden Tage. Es wurden viele Truppenverschiebungen vorgenommen und wir erhielten als Armee-Kommandeur Sr. Kais. Hoheit den Kronprinzen. Damit hat sich auch die Nummer geändert, es ist jetzt 5. Armee. Am 6. Oktober mußte ich mit mehreren Kameraden Artillerie-Stellungen besetzen. Der Beobachter saß in den vordersten Stellungen im Bois de ville, weiter rückwärts standen unsere Feld Art, wo ebenfalls 2 Mann blieben, während ich am weitesten rückwärts zur schweren Art. ging. In der Nacht gegen 12 Uhr setzte ein heftiges Granatfeuer ein und der Raum zwischen der l. u. schw. Art. wurde tüchtig befunkt, ohne Schaden an zu richten. Daß auch meine Verbindung zur l. Art. gestört wurde nimmt mich weiter nicht Wunder. Um 2 Uhr nachts rückte die schwere Art. ab und ich blieb allein im Unterstand bis es Tag wurde wo ich meine Kameraden wieder aufsuchte. Alle Art. war abgerückt und wir brauchten doch nicht mehr die Stat. zu besetzen, nahmen unsere Apparate und marschierten heimwärts. Aber 2 fehlten noch: Lohmann u. Drechsler welche beim Beobachter saßen und vergeblich uns „anriefen“. Als wir unserem Abtlgs. Führer unser Tun meldeten, bekamen wir noch eine „Armee Zigarre“ mit dem Bescheid zu warten bis er nach „vorn“ käme. Auf dem Bahnhalteplatz Cernay trafen wir alle wieder und in größter Hitze, schwer mit Apparaten bepackt ging es nach Autry wo sich alles in Wohlgefallen auflöste. Nun wieder einige Tage Stationsdienst in Autry und dann ging es wieder auf eine Feld Station nach La mare aux beufs [La Mare aux Bœufs] diese Feldstation war aber sehr einfach. Zeltbahn an 4 Enden aufgespannt schon war die Fernsprech-Station fertig. Etwas eingenickt am Abend wurde ich wieder durch heftiges Feuer geweckt welches aber bald nachließ als unsere Art. einige Granaten hinübersandte.

Am späten Nachmittag des anderen Tages werde ich Leitung abgebaut und zurück nach Conde les Autry wo ich noch einen Teilnehmeranschluß zum Artillerie Kommandeur baute. Nach Fertigstellung desselben ging ich wieder nach Autry zu meinem Trupp. Es war am 10. Oktober 10 Uhr als ich dort wieder eintraf. Am darauffolgenden Tag, einem Sonntag, hatte ich Gelegenheit einen schönen Feld-Gottesdienst bei zu wohnen. Die folgenden Tage bis 14. Oktober hatte ich Stat. Dienst. Am 15. erhielten wir Befehl eine Leitung zum Flughafen zu bauen welcher bei der Ferme des Rosiens aufgeschlagen ist. Die Ferme befindet sich bei Sechault [Séchault]. Als wir gegen 5 Uhr nachm. den Bau beendet hatten, war keine Verständigung vorhanden. Als wir dann als Störungstrupp etwa 2 km von der Endstation entfernt anriefen kam der Befehl zum Rückbau der Ltg. welcher aber am anderen Tag erst ausgeführt wurde und wir fuhren ins Quartier nach Autry zurück; um wieder dort Stat. Dienst zu machen.

Am 19. Okt. rückten wir zur Stationsbesetzung nach Bouconville. Die Station befand sich im Stabsgebäude 21. Res. Div. die Herren, mit denen wir nun zu tun hatten waren folgende:

Exl. v. Schwerin als Kdr.

Hptm. Zimmermann als Gen.stabs Offiz.

Hptm. v. Holwede Adj.

Lt. Gotheiner Adj.

Stn. Guilini Adj.

Rittmstr. Martin Ord. Offiz.

Rittmstr. Mumm v. Schwarzenstein Ord. Offiz.

Zu Anfang gestaltete sich der Stationsbetrieb etwas schwierig da man diese Herren nicht kannte aber bald wurde es geläufig. Bouconville ist, wie alle kleineren Dörfer schmutzig und die Wohnhäuser sehr primitiv. Besonders zu erwähnen sind die einfachen Decken in den Häusern. Wenn jemand im oberen Stubenorte durch die Stube geht, fällt den unten der ganze Schmutz auf den Kopf. Alle Wände sind so dünn, daß man stets hören kann was nebenan gesprochen wird. Meistenteils ist in den Orten nur ein oder zwei Häuser zu finden welche fest gebaut sind. Bouconville ist sehr hoch gelegen und diese Lage läßt darauf schließen daß die Wasserverhältnisse sehr schlecht sind. Die wenigen Brunnen waren schon so verdreckt daß das bischen Wasser was darinnen war kohlschwarz war.

Es gehört schon einige Überwindung dazu, derartige Wasser zum Kochen zu verwenden. Ungefähr 10 Minuten vom Ort entfernt ist eine kleine Talmulde wo sich etwas Wasser sammelt und in dieser Lehmbrühe haben wir uns gewaschen. Man hat das Waschen mit solchem Wasser nicht recht als Wohltat empfunden. Meistenteils haben wir uns auf der Station im Hofe der Division Wasser „requiriert“ wie man im Kriege sagt. Unser Quartier war dort in dem „Revier“ das ist das Haus wo die Krankenstuben der Div. sind. Es war wohl nicht sehr warm darinnen aber für diese Zeit doch erträglich. Auf dem kleinen Herd brauchte ein Topf Wasser zum Kochen volle zwei Stunden. Hatte derselbe ja auch keinen richtigen Zug denn das Ofenrohr war durch eine zerbrochene Fensterscheibe ins Freie geleitet.

Die schönen Herbsttage nutzten unsre, sowie auch die feindl. Flieger sehr reichlich zu Erkundungsfahrten aus. Am 22. Oktober war ein franz. Flieger mehrere Bomben auf den Ort. Ein Feldwebel wurde schwerverwundet u. starb nach kurzer Zeit. Sonst wurden keine Schäden angerichtet. Es verliefen dann einige Tage ohne weitere ernste Zwischenfälle. In der Nacht vom 29. auf 30.10. weckte uns ganz heftig ein Sanitäter mit der Worten „Aufstehen, Granaten schlagen ganz dicht bei dem Ort ein.[“] In aller Eile wurde in die Stiefel geschlüpft und im Hausflur und im Hof verharrten wir in banger Angst. Man hörte deutlich den Abschuß und dicht an das Haus gelehnt verfolgten wir das Sausen über unseren Köpfen. Alle 5 bis 10 Minuten kam eine geflogen. Sie gingen alle über den Ort und ungefähr 2-300 Meter entfernt schlugen sie ein. Am folgenden Tag suchten wir die Löcher auf und erfuhren von Offizieren daß es schwere Flachbahngeschütze waren; vermutlich Schiffsgeschütze. Wo sie standen war ein Räthsel und so konnten wir sie nicht unschädlich machen und die übernächste Nacht war es wieder dasselbe, auch daß sie fast auf demselben Platz einschlugen. Jedesmal wenn sie aufhörten, suchten wir unser Lager wieder auf, aber ein rechter Schlaf wollte doch nicht kommen.

Am 2. November wurden wir abgelöst durch einen anderen Trupp und wir waren froh, wieder nach Autry zu kommen, wo bessere Wohnungsverhältnisse und auch besseres und reichlicheres Wasser ist. Allerdings hat für uns „Gemeine Soldaten“ auch Autry den Nachteil daß mehr militärisches Leben herrscht. Dies zeigte sich schon in den am folgenden Tage (3.11.) stattfindenden Apells.

Ich will noch kurz vorher erwähnen daß die Straßenbezeichnung auch jetzt hier deutsch wurde und unser Quartier an dem Wilhelmsplatz war. Ein feiner Stadtteil! Aber nur kurz war es das vergönnt die Wohnung zu behalten und am 9. Novbr. zogen wir nach Eckartsberg Nr. 1 (benannt nach dem Ortskommandeur). Der Dienst wurde jetzt hier geregelter als zuvor. Wie die Ablösung auf den Außenstationen wurde auch hier alle 14 Tage Wachdienst, Baudienst und Stat.Dienst gewechselt. Während die Kameraden meines Zuges Wache standen, richteten UOffz. Lemmert, Telegr. Busch Lohmann und ich die Station Autry vollkommen ein. Es wurden die Einführungen zum Stat. Lokal so sorgfältig angelegt als ob es ein dauerndes Postamt sein solle. Kurz nachdem die Station einige Zeit so eingerichtet war wurde wieder ein Klappenschrank eingebracht und es gab wieder Veränderungen.

Sonst gestaltete sich das Leben immer regelmäßiger. Der Lebensmittelempfang fand täglich zur festgesetzten Zeit statt. Sie konnten jetzt bequem durch die Eisenbahn bis nach Bahnhof Autry gebracht werden, woselbst ein Proviant-Amt errichtet wurde. Sämtliche Truppenteile des Armeekorps holten in den Vormittagsstunden hier die Lebensmittel und die gute Organisation ermöglichte ein rasches Abfertigen.

Vom 2. bis 15. November dauerte der Wachdienst und dann kamen 14 Tage Stationsdienst; der angenehmere Dienst für den Telegrafisten. Die Ruhestellung sämtlicher Truppen ermöglichte es und das Leitungsnetz, welches seither aus Feldkabel bestand, mit Bronzedraht auszubauen. Wenn dies auch eine mühsame und langwierige Arbeit war, so wurde sie schließlich durch die Länge der Zeit vollendet; das teure Kabel konnte nun wieder in Stand gesetzt werden.

Um die Essenfrage besser zu lösen, haben mich die Leute meines Trupps zum Haus- und Kochdienst bestimmt; ich hatte dafür zu sorgen wenn sie vom Leitungsbau zurück kamen, daß sie ein warmes Essen vorfanden. Mit dem Kochen sind natürlich auch andere Beschäftigungen verbunden wie: Abspülen, Aufräumen bzw. Ausfegen und Holz zerkleinern. Hatte also alle Hände voll zu tun um die Zufriedenheit meiner Kameraden zu erwerben und um einigermaßen Ordnung zu halten, konnte man stets auf den Beinen sein.

Am 14. Dezember ging es wieder nach Bouconville um wieder dort Stat. Dienst zu machen. Es war in dem Ort selbst wenig Veränderung eingetreten. Die Station wurde während unserer Abwesenheit in das Haus neben dem Div. Stabs-Quartier verlegt wodurch wir ein helleres und größeres Lokal bekamen. In das Quartier wo wir vor 6 Wochen waren konnten wir nicht mehr einziehen und das was wir bekamen war ein gut Theil schlechter als das erste. An allen Ecken ging der Wind durch und die nebenan stehenden Pferde störten unsere Nachtruhe nicht wenig. So trennte uns nur eine ganz dünne wackelige Wand von denselben und schreckten oft das Nachts auf in der Meinung die Pferde brechen durch. Man tröstete sich halt immer auf die 14 Tage die es nur dauert.

Das Weihnachtsfest rückte immer näher und von der lieben Heimat treffen denn auch in sehr reichen Maße Liebesgaben u. Christgeschenke ein. Wir trafen auch Vorbereitungen zu diesem schönen Fest: holten uns in der Nähe des Flughafens einen Tannenbaum und schmückten denselben mit Christbaumschmuck aus der Heimat. Auch unsere Station wurde festlich geschmückt. Die Feier bestand in Absingen von Weihnachtsliedern und von einer Kompagnieschreibstube bekommen wir noch Bier. Durch den Lichterschein des Christbaumes wurden auch 2 Pioniere mit Musik-Instrumenten angeleitet und ein alter Landwehrmann hielt noch durch seine komischen Vorträge alle lange beisammen. Gegen zwei Uhr nachts legte ich mich zu Bett (d. heißt ins Stroh) und an die Lieben in der Heimat denkend schlief ich ein. Ein für Soldaten und Kriegszeit schöner Abend war es doch.

In der Frühe des 1. Feiertags ging ich zum Gottesdienst in die noch gut erhaltene Kirche worin eine schöne Statue der Jungfrau v. Orleans steht. Diesmal konnten wir Bouconville wieder verlassen ohne mit Granaten bedacht zu werden.

Am 28.12. ging es wieder nach Autry. Hier bezogen ein kleines Häuschen, das wir Villa Billa nannten. Es ist ganz am Außenrand von Autry und wir haben hier ein ziemlich ruhiges Plätzchen. Dies Haus gehört einer kleinen Familie, deren Ernährer in den feindlichen Reihen steht. Die Frau, welche hier in der Kirche interniert ist kommt an Sonntagen als zu uns um zu sehen ob es noch gut im Hause steht mit Möbel u. dgl. Sie bittet uns, schonend damit umzugehen, was wir nach Kräften tun und bewirten sie, mit Kaffee u. dgl. Wir leben in ziemlich guten Einverständnis mit Ihnen aber sie denken noch immer: Deutschland sei der Urheber des Krieges und diesen Gedanken können wir ihnen nicht ausreden.

Der größte Teil unseres Zuges hatte Wachdienst; ich selbst hatte das Glück, zum Stat. Dienst eingeteilt zu werden. Dieser Dienst führte mich auch auf die Station der Ballonabwehrkanone welche in der Nähe des Bahnhofs Autry stand. Der Dienst war ja dort sehr langweilig, denn kein Flieger ließ sich bei dem Regenwetter blicken. Mein Dienst war also nur nach dem rauchenden Ofen zu sehen! Bis zum 24.1. hatte ich dann noch Stationsdienst auf unserer Zentrale. Diesmal dauerte unser Aufenthalt in Autry länger, denn die Außenstationen wurden nun auf 4 Wochen besetzt. Die seither zu unserem Armee-Korps gehörende 11. Inf. Div. wurde durch die Div. Mühlenfels abgelöst und unser Trupp wurde beauftragt, diese Station zu besetzten. Eine sehr angenehme Station war es die noch den Vorteil hatte, daß sie unmittelbar bei unserem Quartier lag.

In dieser Zeit erhielten wir hier auch ein Geschütz der österreichischen Mörserbatterie welche bei Servon [Servon-Melzicourt] in Stellung gingen mit den Aufgabe die hochumstrittene Höhe 191 südl. Cernay [Cernay-en-Dormois] zu befunken. Am 2. Feb. wurde denn auch die Höhe genommen was durch eine Sprengung der franz. Schützengräben gelang. Unsere Pioniere hatten die franz. Schützengräben unterminiert und sprengten sie am 2. Febr. mittags 12 Uhr. Wir kamen dadurch bis nahe an Massiges und dieser Erfolg brachte auch unseren Wiesbadener Achtziger ziemliche Verluste. Allerdings war auch ein wichtiger Stützpunkt der Franzosen genommen.

Die unmittelbar darauffolgenden Tage und Nächte machten die Franzosen verzweifelte Angriffe um die Höhe zurück zu gewinnen aber diese Angriffe waren mehr mit Vorteil für uns verbunden als für sie denn es wurden noch einige Gefangene gemacht. Es vergingen nun mehrere Tage bis sich die Franzosen erholten und dadurch waren diese Tage sehr ruhig.

Unser Trupp machte weiter seinen Stationsdienst auf der Division Mühlenfels. So lebten wir denn ganz sorgenlos bis zum 16. Februar (Fastnacht-Dienstag). Als wir etwa 1-2 Std. im Bett lagen und recht fest schliefen, schlug die erste Granate mitten im Dorf ein. So etwas hätten wir denn doch nicht gedacht denn wir sagten uns, der Franzose hätte schon lange Autry beschossen wenn er es könnte. Das Generalkommando wußte ja besser Bescheid denn schon vor einiger Zeit ließ das Gen. Kdo. den Kirchturm abbrechen durch Pioniere um so der fdl. Artillerie das Zielen auf Autry zu erschweren. Ferner wurden Unterstände gebaut woselbst sich das Gen. Kdo. bei der Beschießung flüchten konnte. Wir Telegraphisten haben darüber nur lächerliche Bemerkungen gemacht aber in dieser Nacht auf den Aschermittwoch wurden wir leider anders belehrt. Wie schon vorher gesagt hatten sie gut gezielt und so saßen auch die nächsten Schüsse. Der erste Schuß fiel mitten auf die Straße und da gerade dort Infanterie angetreten war zum Ablösen in die Schützengräben brachte uns diese Granate einige Verluste bei. Die zweite fiel ganz in die Nähe unseres Quartiers. Während des Sausens in der Luft flüchteten wir in unseren Unterstand. Unser Quartier lag nämlich dicht an einer hohen Felsmauer und in diese Wand war so eine Art Keller eingehauen. In bangem Warten verbrachten wir die Nacht frierend darinnen. In ziemlich großen Pausen feuerte die Art. Es schlugen nach mehrere Granaten ein, worunter ziemlich viele Blindgänger waren ohne merklichen Schaden anzurichten. Etwa drei Stunden hatten die Franzosen ausgesetzt denn gegen 600 morgens fing das Bombardement von Neuem an. Diesmal noch heftiger aber immer mit geringem Erfolg. Also dann endlich Tag wurde, waren wir froh denn bei Tag konnten die Franzosen doch nicht schießen ohne Gefahr zu laufen erkannt zu werden. Wir erhielten sofort Befehl um 800 marschbereit zu sein denn das Gen. Kdo. verlegte seinen Standort nach Termes. Als wir um 800 Autry verließen hatten wir den Befehl das Gen. Kdo. wieder mit der 21. R. Division zu verbinden. Wir konnten zu diesem Zweck an eine schon bestehende Bronzeleitung anschließen. Es war an der Wegegabel 1 ½ km südwestl. von Montcheutin. Der ungefähr 5 km lange Bau nach Termes war ziemlich schwierig. Der Ort Montcheutin hielt uns lange auf, denn der ganze Ort war voller Truppen und Bagagen. Später als wir die freie Strecke erreichten ging der Bau ziemlich flott von statten. Nachmittags um drei Uhr hatten wir unsere Endstation erreicht und nachdem wir eine gute Verständigung hatten zogen wir in das Quartier, welches noch mit den Mannschaften einer Artilleriemunitionskolonne belegt war. Dieselbe ging an dem anderen Tag aus und wir begannen ein „großes Reinemachen“. Es gab für uns ein feiner Quartier um das und andere Trupps beneideten. Der erste Teil unseres Dortsein (14 Tage) hatten wir Stationsdienst. Als dieser zu Ende war und wir Bauzug wurden da bekam unser Trupp den Auftrag, den Garten des Hauptmanns herzurichten. Ich übernahm dann die folgenden 4 Wochen wieder den Kochdienst. Da das Quartier unsers Hauptmanns neben dem unsrigen war, so hatten wir Gelegenheit auch gleich die Front unserer Häuser zu verschönern. Ich malte über den Eingang die Worte: Deutsches Haus. Einige schöne Nachmittags ließen uns angenehme Spaziergänge machen; wobei der „Photo“ in Tätigkeit trat.

Termes ist ein ganz ansehnlicher Ort von etwa 700 Einwohnern, welche meistenteils Landwirte sind. Dicht bei Termes steht eine Mühle, welche von dem Militär in Betrieb gehalten wird und das im Korpsbezirk requirierte Getreide mahlt. Die in der Mühle ausgenutzte Wasserkraft treibt auch den Motor für das elektrische Licht in unseren Quartieren. Die noch zurückgebliebenen Einwohner, meistenteils Greise u. Frauen u. Kinder sind in der Kirche untergebracht und werden die Männer zur Straßenreinigung verwendet.

Als wir uns am 21.3. wieder zur Abfahrt von Termes rüsteten erhielten wir Kunde von der Beschießung von Bouconville. Die 21. Res. Division hatte zum Glück schon früher ihren Sitz in ein Schloß verlegt welches etwas weiter rückwärts lag. Dahin kamen wir nun zur Stationsbesetzung. Das Schloß war nach dem, um dasselbe herumziehenden Graben benannt und hieß nach der Karte Château de Francs Fossès [Château des Francs-Fossés]. Aber für uns sollte es kein Château (Schloß) sein denn unser Unterkunftsraum war ein Stall welcher etwas gereinigt war. Wir hatten also Arbeit genug denselben einigermaßen bewohnbar zu machen. An allen Ritzen (die Wände waren Bretter) zog es herein. Aber wir deckten uns gleich zu mit Decken der „Reichswollwoche“. Aber allerliebste kleine Gäste die fleißig unseren Eß-Kisten zusprachen hatten wir in Menge. Diese vierbeinigen Mitbewohner unseres Stalles hielte des Nachts Hindernisrennen ab an den Köpfen und Füßen der Schlafenden. Nicht allein darum, weil es franz. Ratten waren, konnten wir sie nicht leiden, sondern auch weil sie in allen Tonarten quiekten. Öfters veranstalteten wir, ausgerüstet mit den fürchterlichsten Waffen, Jagden wobei wir annähernd die Zahl 100 erreichten. Auch ein, uns fdl. gesinnten Pferde-Depot störte oft unsere Nachtruhe denn es war schon vorgekommen, daß die dünne Wand an unseren Köpfen leicht durchstoßen worden ist. Für all diese schönen Vorzüge einer Außenstation wurden wir noch obendrein an Regentagen mühelos im Quartier gewaschen.

Dank einer zahlreichen Besetzung boten diese Tage doch viel Erholung. Der Dienst am Klappenschrank steht dem bei dem Gen. Kdo. nicht nach, im Gegenteil glaube ich, daß die Verbindung nach zahlreicher sind. Einige schöne Tage ließen uns Spaziergänge machen in die erwachende Natur. Wäre die Verpflegung besser gewesen dann wäre für uns dieser Stall ein Luftkurort gewesen. Als wir uns ganz gut eingelebt hatten da mußten wir uns auch schon wieder rüsten für die Abfahrt nach Termes. Am 19. April zogen wir wieder daselbst ein, um auf weitere vier Wochen hierselbst Stationsdienst zu mache. Wir bezogen das „Deutsche Haus“ und freuten uns als wir dasselbe noch verschönert wieder vorfanden. Der Trupp, welcher während unserer Abwesenheit hier wohnte, hatten einen schönen Vorgarten angelegt. Auch ein Tisch und eine Bank, aus Birkenstämmen gezimmert vervollkommneten das Gärtchen. Aber für uns blieb auch noch mancherlei zu tun übrig. Der hinter dem Hause liegende Garten wurde umgegraben und mit verschiedenen Sorten Samen besamt. Immer mehr verschwindet das Bild vom Krieg hier. An freien Plätzen wurden sogar große Bauten aus Birkenstämmen gebaut, die Straßen wurden regelmäßig gefegt und die in franz. Sprache angebrachten Aufschriften von den Häusern entfernt oder überstrichen. Wie wohltuend diese Ordnung und Reinlichkeit auf uns wirkte empfindet der am besten welcher vorher in diesem Schmutz zu leben gezwungen war. Mögen sich die zurückgebliebenen Einwohner ein Muster nehmen an dem deutschen Ordnungssinn. Ich selbst hatte für die vier Wochen Stationsdienst auf dem Gen. Kdo. Etwas langweilig aber auch eine wohltuende Ruhe entschädigte mich dafür.

Vom 17.5. ab wurde unser Trupp nach Montcheutin befohlen. Daselbst ist der Stab der 9. Landwehr Division, bestehend aus:

Ex. Generalltn. v. Mühlenfels

Generalstabsoffz. Hptm. Held

Ordonanzoffiziere:

Rittmeistr. v. Pavel

Obltn. Aumüller

Obltn. Grolmann

Hier in Montcheutin entwickelte sich im Laufe der Zeit eine größere Station und wir versäumten auch nicht unser Quartier aufs wohnlichste herzurichten. Allerdings war das nicht wenig Arbeit denn es vollzog sich eine gründliche Änderung. Besonders zu erwähnen ist unsere gute Verpflegung, die wir von der 8. Komp. L.I.R. 83 erhalten. Wir hatten alle nur den Wunsch auf dieser Station das Kriegsende zu erwarten. Montcheutin ist ein kleiner Ort von ungefähr 3-400 Einwohner in Friedenszeiten. Jetzt allerdings zählt die Zahl der darin untergebrachten Feldgrauen 2-3000. Allabendlich konzertiert eine Kapelle des L.I.R. 85 vor der Kirche und gerne lauscht die Infanterie den Klängen. Es muß für die in der Kirche einquartierten Leute eine gute Erholung sein, wenn, aus dem Schützengraben gekommen, in ihr Quartier die Klänge eines Heimatliedes ertönten. Die seitherige Stille in dem Gefechtsabschnitt der 9. Ldw. wurde unterbrochen durch einen unsererseits geplanten Angriff. Allerdings war der Angriff nicht in größerem Stile geplant, denn es galt nur einen kleinen Geländeabschnitt zu gewinnen durch den die Franzosen in der Lage waren, unseren Graben Flankenfeuer zu geben. Das Hauptangriffsfeld lag bei der links von uns liegenden 27. Inf. Division zum XVI. A.K. gehörend. Der Angriff war auf den 20. Juni festgesetzt und gut vorbereitet. Unsere Abtlg. hatte ein sehr verzweigtes und gutes Leitungsnetz in die vorderen Gräben gelegt was besonders für die Minenwerfer notwendig war. Es gelang sehr gut den Feind das Stück Boden abzunehmen und auch eroberten wir Masch. Gewehre u. Minen-Werfer. Die Zahl der in diesen Gefechten gemachten Gefangenen betrug bei unserer Division 3 Offiziere 256 Mann.  Ich habe auf dem Durchmarsch durch Montcheutin die Gefangenen gesehen und es waren kräftige Männer in verschiedenem Alter. Die Zahl der bei der 27. I. D. gefangenen Franzosen war bedeutend höher und die Leute in der Heimat werden sich des Erfolges der Kronprinzen-Armee gefreut haben. Unsere Verluste waren im Verhältnis zu dem der Franzosen doch viel geringer. Daß die Franzosen diesen Verlust nicht so ohne Weiteres hinnehmen nahm und weiter nicht Wunder, denn sie bereiteten einen Angriff größere Stils vor. Wie man in den Zeitungen später las, versuchten sie an ihrem Nationaltag in den Argonnen und in Flandern einen Durchbruch. Wir waren also gut vorbereitet. Se. Exl. und der Generalstabsoffz. begaben sich um einen besseren Blick zu haben in den Divisions-Gefechtsstand bei La mare aux beufs [La Mare aux Bœufs].

Ich will noch kurz bemerken daß 2 Telegraphisten sich bei dem 1. Angriff das E.K.  verdienten (Mitglieder meines Trupps). Nach langer Artillerie Vorbereitung, (die Franzosen hatten unsere vorderen Gräben ganz zerschossen) stürmten sie am 14. Juli morgens um 920. Den ungeheuren Massen gelang es bis in eines unser Reservelager zu dringen. Sie hatten ihre besten Truppen, Kolonialtruppen eingesetzt und brachten uns große Verluste bei. Es gelang uns aber infolge Heranziehung von Verstärkungen sie wieder zu vertreiben und diese harten Kämpfe brachten uns 3 Offz. 450 Mann Gefangene dazu noch einiges Kriegsmaterial. Nun trat wieder nach diesen heißen Kämpfen Ruhe ein und unsere Pioniere und Infanterie ist fleißig tätig, die Hindernisse zu verstärken und die Gräben auszubauen. Für uns Telegrafisten waren es auch harte Tagen, denn die Franzosen suchten durch das Beschießen rückwärtiger Orte die Verstärkungen fern zu halten. Es waren deshalb alle Leitungen nach dem Gefechtsständen dauernd gestört und diese Leitungen mußten oft in Nacht u. Regen wieder hergestellt werden. Allmählich verlief wieder alles seinen gewohnten ruhigen Gang. Ein Dankgottesdienst verbunden mit Ordens-Auszeichnungen durch Se. Kais. Hoheit den Kronprinzen war das Ende der Kämpfe in den Argonnen die so lange schwiegen. In dem Stationsdienst verlief es stets gleichmäßig. Ich versah während unseres Aufenthaltes in Montcheutin die Stelle eines Koches und konnte bei der guten Verpflegung gut Gerichte auf den Tisch stellen.

Am 29. Juli holte man mich nach Termes um dort für einige Tage den beurlaubten Buchbinder zu vertreten. Viele freie Zeit und wenig Arbeit brachte mir dieses Kommando. Während dieser Tage wurde auch bei dem Zug der die Station in Termes besetzte die Feldküchenkost eingeführt, allerdings wurde dieses von den meisten Leuten verurteilt denn die Güte unseres Essens litt dadurch sehr. Jedoch war diese Einführung nur von sehr kurzer Dauer, sie wurde schon nach acht Tagen wieder abgeschafft. Inzwischen war auch der beurlaubte Buchbinder wieder zurückgekehrt und ich kehrte zu meinem Trupp nach Montcheutin zurück. Die schönen Sommertage wurden von den Fliegern natürlich gut ausgenutzt und wir hatten dann auch am späten Nachmittag frz. Fliegerluft. Am 13. August warf ein fdl. Flieger einige Bomben auf Montcheutin ohne viel Schaden anzurichten. So vergingen die Tage in M. in fast gleich bleibender Ruhe bis eines Tages unsere Ablösung erfolgte. Die 9. Ldw. Div. erhielt einen eigenen Fernsprechzug und wir siedelten nach Termes über. Der Umzug gestaltete sich besonders interessant da der Wagen, auf dem wir unsere Sachen hatten mehr einem Zigeunerwagen glich als einem militärischen Gefährt. Rings herum um den Wagen hingen Kochtöpfe, Helme, Gewehre und Stühle. An der Seite ragte hoch das unvermeidliche Ofenrohr in die Luft. Wir erregten mit diesem Umzug überall nicht geringe Heiterkeit.

In Termes bezogen wir mit noch einem Trupp ein neuerbautes Blockhaus. Es war dies am 12. September 1915. Da nun bekanntlich unser Zug unter den Befehl des Wachtmstrs. der Abtlg. gestellt wurde, änderte sich auch mein Dienst. Mit dem Kochen war es nun vorbei und ich erhielt Artilleriedienst. Manchmal ja eine schöne gesunde Beschäftigung wir z.B. Stangenschlagen, dann aber wieder besonders bei schlechter Witterung lehrreich. Doch hielt dieser Dienst nicht lang an denn nach einigen Tagen wurde ich zum Stationsdienst an den Klappenschrank befohlen. Dieser Dienst war mir ziemlich nervenaufreibend besonders während den Tagen der französischen Offensive. Es waren damals ungefähr 50 Leitungen zu bedienen. Das Schwere dieses Dienstes wegen war auch die Ablösung eine öfter nämlich 2 stündlich, während bei der Telegrammannahme 6 stündliche Schichten eingeführt waren.

Am 21. September 1915 setzte die franz. Offensive mit starker Artillerie Beschießung ein. Es war ein 72 stündiges Artilleriefeuer deren Heftigkeit man noch nicht erlebt hatte. Dieses dauernde dumpfe Rollen wurde nur durch die Einschläge der ganz schweren Geschosse in seiner Eintönigkeit unterbrochen. Kein Ort, und mag er noch so strategisch unwichtig sein, wurde von der schw. Art. des Feindes verschont. Besonders zu erwähnen ist der Ort Challerange; ein Eisenbahnknotenpunkt und die Zufuhrstrecke der Kronprinzen Armee. Gerade für die Telegrafentruppe bedeutet das Beschießen der rückwärtigen Verbindungen sehr viel da die Operationstruppen dadurch von den Kommandostellen abgeschnitten werden. Die für diese Fälle eingerichteten Lichtsignalstationen haben sich bei der franz. Offensive gut bewährt.

Am 24. Sept. begann der Feind die Infanterieangriffe die größtenteils mit hohen Verlusten abgewiesen wurden. Besonders schwere Kämpfe entwickelten sich am Südhang der schon früher genannten Höhe 191, am 25. u. 26. Sept. Da unser rechtes Nachbarkorps gezwungen war in die 2te Verteidigungslinie zurück zu gehen so erlitten auch unsere Stellungen eine Änderung in der Aufgabe der Höhe 191. Hier kam die große Offensive der Franzosen zum Stillstand. Einige Tage später versuchte der Feind es nochmals mit langer Art. Vorbereitung aber es war ebenso erfolglos wie der erste Versuch uns bis zum Rhein zurückzutreiben. Wir hatten nun alle Hände voll zu tun die zerstörten Leitungen wieder herzustellen, was in den bodenlosen Feldern manche Schwierigkeiten bereitete.  

Es verstrich so nun fast ein ganzer Monat ohne daß sich viel von Bedeutung ereignete. Täglich herrschten neue heftige Art. Kämpfe. In diesen Tagen wurde hinter unserer Korpsfront ein feindl. Flieger zum Absturz gebracht.

Am 28. Okt. nachm. 400 ich hatte gerade Klappenschrankdienst erfüllte ein heftiger Schlag die Luft. Es war die Explosion der Kirche in Mouron, eines Ortes unweit Termes. Die Kirche war zu einem Munitionslager hergerichtet und dieses explodierte. Noch bis spät in die Nacht hinein explodierten einzelne Geschosse und es war mit großer Lebensgefahr verbunden sich in der Nähe des Ortes aufzuhalten. Die Kirche und einige der in der Nähe stehende Häuser waren nur noch ein Trümmerhaufen. Als ich am darauffolgenden Tage einen Besichtigungs-Spaziergang dorthin unternahm konnte ich mich von der kolossalen Wirkung der Explosion überzeugen. In den Gärten und Feldern um das Dorf herum lagen Steine und Balken der Kirche zersplittert. Ich sah einen Stein etwa in der Größe eines Wassereimers ungefähr 500 m von der Kirche entfernt 2 m tief in der Erde stecken. Die umhergeschleuderten Geschosse lagen massenhaft, teils krepiert, teils ganz, in unschuldigem Frieden auf der Erde. Wie durch Fügung Gottes waren die Verluste dieser gewaltigen Katastrophe gleich Null.

Die nächstfolgenden Tage waren für unser Korps nicht weiter von Bedeutung. Nur am rechten Flügel nach der Champagne zu war es lebhaft an Artillerie-Kämpfen. Nach und nach flaute der Sturm der großen Offensive immer mehr ab. So wurde Weihnachten. Das zweite Kriegsweihnachten. Ein großes neuerbautes Haus wurde dazu festlich geschmückt. Um auch gleichzeitig an den ehemaligen Chef unsers Generalstabs zu erinnern taufte man dieses Haus „Studnitz-Haus“. Unsere Abteilung versammelte sich hier und feierte fern den deutschen Landen das deutsche Weihnachtsfest kein strahlender Christbaum. Regimentsmusik, Bier, Vorlesung und Ansprache unseres Herrn Hauptmanns war das übliche Feiern. Aber nicht allein zu Weihnachtsfeiern diente das Studnitz-Haus. Ein Kino war darin und bot uns, wenn auch etwas primitiv gute Unterhaltung. Wenn auch manches nicht so klappte und die Bilder zeitweise nur hell erschienen, so war es dich sehr beliebt und täglich ausverkauft. Wenn auch nicht, der Eintrittspreis war ja so niedrig wie etwas. 10 Pf. nur!!! Lange Nächte und kurze Tage in steter gleichbleibender Ruhe. Eine kleine angenehme Abwechslung war für mich eine Autofahrt nach dem Etappengebiet um dort Einkäufe zu machen für die Kantine unserer Abteilung.

In meinem Dienst vollzog sich insofern eine Änderung, daß ich nun [die] Zentrale des Gen. Kdo. bedienen mußte. Diese Station verdient doch wegen ihrer einzigen Art beschrieben zu werden. Es war der Heizraum in dem der Klappenschrank stand, und von wo aus das ganze Haus geheizt wurde. Man frage mich ob es angenehm ist 6 Stunden lang neben einem fast glühenden Kessel zu sitzen und Telephon-Verbindungen her zu stellen. Der Schweiß rann etwa vom Kopf auch wenn man nichts tat. Aber da gerade Winterzeit es war so konnte man es eher ertragen. Besonders des Nachts tat einem die gleichmäßige Hitze wohl; zu gleich auch einschläfernd wirkend; man hatte große Mühe sich des Nachts wach zu halten. Die spannendsten Erzählungen waren zum Wachhalten gerade gut genug. Es ist fast nicht zu glauben was man alles in diesem jahrelangen Nachtdiensten lesen kann.

Der Winter verging und mit beginnendem Frühlingswetter auch neue Taten. Am 21. Februar 1916 begann an der Front um Verdun die Artillerie-Vorbereitung zu unserer Offensive. Am Abend desselben Tages wurden von diesen Truppen die ersten Stellungen nebst einigen Vorwerken genommen. Die schwere Artillerie (42 cm) brachen die Forts und neben großen örtlichen Erfolgen brachte uns dieser Tag 3000 Mann unverw. Gefangene. Besonders schwierig waren die Maasübergänge, da das Wasser mit fingerdicken Drahthindernissen durchzogen ist. Nach den ersten acht Tagen dieser erbitterten Kämpfen konnten wir als Beute angeben: 76 Geschütze, darunter 8 schwere, 86 Maschinengewehre, 228 Offiziere u. 16575 Mann. So nahmen die Kämpfe weiter an dieser Front einen für uns günstigen Verlauf trotz allem Einsatz an französischen Elitetruppen. Daß sich diese Kämpfe immer schwieriger gestalteten war voraus zu sehen denn dieser Teil der Front war der wichtigste. Ich will hier Abstand davon nehmen, weitere Einzelheiten zu erwähnen da sich doch diese Kämpfe nicht bei uns abspielen.

Am 29. Febr. abends saß ich wie gewöhnlich an meinem Fernsprecher als auf einmal, es war gegen ½ 12 Uhr in ganz bedenklicher Nähe das fürchterliche Geheul eines schweren Geschosses hörbar wurde. Der Einschlag war ganz im Gegensatz dazu garnicht zu stark. Was war es? Der Franzose beschoß Termes! Es dauerte keine halbe Minute und ein Pfeifen und Krachen erfolgte. So machte der Feind ein ziemlich rascher Folge etwa 25 Schüsse abgegeben haben als die Batterie von unserer Artl. niedergekämpft wurde. Natürlich war für die meisten die Nachtruhe dahin. Am andern Tage besahen wir die Einschläge und staunten nicht wenig als wir Löcher entdeckten wo man ein mittelgroßes Auto hineinstellen konnte. Es stellte sich heraus daß es 14 cm Granaten waren mit denen der Franzmann uns drohte, denn alle Schüsse lagen ungefähr 400 m von dem Ort entfernt. Es erschien sogar noch fraglich, ob der Feind es nicht auf den naheliegenden Bahnhof Senuc-Termes abgesehen hatte.

Das verlegen des Gen. Kdo. wurde am nächsten Tage beschlossen und nachdem in Grandpré alle Vorbereitungen (Legen der Tel. Leitungen) beendet war wurde am 23. März das Korps-Stabs-Quartier nach Grandpre [Grandpré] verlegt. Dies ist ein kleines Städtchen und machte einen guten Eindruck. Vor allem hatte es noch wenig unter dem Krieg gelitten und waren alle Häuser ziemlich wohlbehalten. Mit noch 3 Kameraden hatte ich Dienst auf der Generals-Vermittlung, welche getrennt von der Hauptvermittlung am Ausgang des Ortes nach Termes lag. Die ersten Tage vergingen noch unter Einrichten der Wohnung und Station. Fast alle Telegrafisten wohnten in einem Hause, von dem wir, d.h. 4 Mann von der Gen.-Stabs. Verm. ein freies Zimmerchen innehatte. Sogar neu tapeziert haben wir es und unserem Dekorationsschmuck wurde fleißig Nachahmung getragen. Ein spätere Aufnahme fiel zur allgem. Zufriedenheit aus. Nun begann allmählich die Witterung besser zu werden und dies lockte uns in die nähere Umgebung. Da ist vor allem nach Chevieres [Chevières] zu ein wunderschönes Jagdschloß das uns immer anzog. Rings herum von Tannenwäldern umgeben lag dieses wohlerhaltene Besitztum eines Deputierten da. Vor dem Schloß war ein großer Weiher auf dem man Nachen fahren konnte. Ich erinnere mich an den Ostersonntag wo ich es Nachmittags [war]; vor dem Schloß spiegelte eine Inf. Kapelle, mit meinem Kameraden Weiand eine herrliche Kahnpartie machte und wo unser Kahn bei den Klängen eines Straußschen Walzers sachte durch das Wasser glitt. Ganz die Musik auf sich wirken lassend dachten wir beide an keinen Krieg mehr als plötzlich über uns ein feindl. Flieger seine Kreise zog. Die Schläge der Ballonabwehrkanonen waren das Finale des schönen Nachmittags. Noch öfter zogen wir gemeinsam in der Frühe durch den herrlichen Park um Maiblumen für das Quartier und auch für die Lieben zu Hause zu holen.

Der Dienst an dieser ruhigen Front war ja nicht anstrengend und wir hatten genügend Zeit, unseren Garten, der hinterm Haus lag, zu bestellen. Es glich ja mehr einem Trümmerhaufen als einem Garten und nachdem wir allen Unrat beiseite geschafft hatten und bestellt war, kam mehr Unkraut zum Vorschein als das was wir säten. Das einzige, was ich daraus erntete, waren ein paar Rettiche, die noch nicht halb ausgewachsen waren. Nur es ja immer so bei dem was die Soldateska bestellt, da fehlt später die Pflege. Mehr als diese Arbeit zog uns ferner des Nachmittags das Konzert an, das eine sehr gute Inf. Kapelle auf dem Marktplatz gab. Obwohl wir genug Zerstreuung hatten suchte doch das Gen. Kdo. uns noch mehr zu bieten indem es in einem Seitengebäude des Schlosses uns ein großes Kino einrichtete. Wenn auch der Raum nicht gerade bequem war, so stand es doch absolut auf der Höhe. Es wurden dort große Films gegeben und der Eintritt war nur 10 Pf.

So vergingen die Trage ziemlich eintönig. An der Front gab es auch wenig Veränderungen. Nun kursierte seit einigen Tagen, Anfangs Juli, das Gerücht, daß unser Korps nach der Kampffront bei Verdun komme. Dies wirkte wie ein elektrischer Funke. Bei Verdun waren damals die schweren Kämpfe und unser Korps hatte seither fast immer eine ruhige Stellung gehabt. Nach einigen Tagen wurde dann auch dieses Gerücht zur Wahrheit, um 16. Juli siedelten wir nach Sorbey bei Longuyon über. Abgelöst wurden wir durch das Gen. Kdo. 16. A.K. das später sich Argonnen-Gruppe nannte. Während unsere Abteilung schon abrückte, hatten Weiand und ich den Auftrag, die Telegr. anzulernen, sodaß wir erst einige Tage später nach Sorbey kamen. Die Fahrt dorthin gestaltete sich sehr lustig, vor allem auch deshalb, weil wir noch eine Waschtischplatte mitzunehmen hatten die überall nicht geringe Heiterkeit erweckte. Aber was machten wir große Augen als wir unsern neuen Ort bezogen. Wir trafen dort nur Hütten an, die riesig verdreckt waren. Fenster u. Türen waren nirgends. Aber das Quartier kam in zweiter Linie. Der Betrieb am Klappenschrank war ganz neu. Man brauchte nicht aufzuschreiben während seiner Dienststunden so rasselte es aus dem Kasten. Ehe man sich versah waren die 2 Stunden Dienst, länger hielt man es nicht aus, vorbei. Es mündeten über 100 Leitungen in diese Zentrale und da an der Front schwere Kämpfe ausgefochten wurden, hatten auch wir keinen leichten Stand, alle Gen. Stabsoffiziere zur Zufriedenheit zu bedienen. Obwohl es nur Nervenarbeit war, kam einem doch oft der Schweiß aus allen Poren. Der Fernsprechverkehr war nicht so stark und wurde des Nachts, da Mangel an Personal war, von uns, dem Klappenschrankpersonal mitgemacht. So kamen wir durchschnittlich 3-4 Tage an Nachtdienst. Aber dies ließ sich ertragen; es war ja Sommer und die Nächte kurz. Das Quartier wurde nun auch allmählich wohnlich, vor allem richteten wir unter der Leitung unseres Kameraden Krauser eine schöne Küche uns ein. Wir hatten ja auch genügend zu kochen und lebten garnicht schlecht. Es wächst auch rings um Sorbey herum viel Obst und das fehlte niemals auf dem Tisch. Von den Franzosen handelten wir genug Erbsen und Karotten, die Kartoffel ernteten wir (gesät haben wir sie nicht selbst auf den Feldern). Meistens mußte ich den Koch machen und wenn alle Kameraden lustig aßen konnte man seine Freude daran haben.

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